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Die Tochter des Terroristen

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30.11.2003
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Die Tochter des Terroristen

„Hey, heißt nicht deine Freundin Salliri mit Nachnamen?“
Verdutzt blickte ich auf.
„Ja, wieso?“
Lino grinste sein spitzbübisches Lächeln und schob mir die Zeitung hin:
„Weißt du eigentlich was ihr Vater so treibt?“
Ich runzelte die Stirn und griff mir die Zeitung.

Terroristen-Helfer geschnappt!
Der 43 Jährige Abdullah Salliri wurde gestern von der Polizei verhaftet. Er wird in zwei Wochen dem Strafrichter vorgeführt. Salliri steht unter dem Verdacht Spenden in Deutschland gesammelt zu haben. Unter dem Vorwand sie für arme Familien in Afghanistan zu sammeln, flossen die Gelder tatsächlich an terroristische Vereinigungen.

„Das heißt doch gar nichts“, murmelte ich schockiert und mein Bruder lachte.
„Na, ich hab’ Denja ja immer für etwas suspekt gehalten!“
Die Zeitung traf ihn am Kopf.

Nervös schritt ich über den menschenleeren Flur. Immer wieder warf ich einen Blick über die Schulter, bis ich mein Schließfach erreicht hatte.
„Hey, Tessa, auch zu spät?!“
Mir wurde heiß und kalt zu gleich und als ich mich aufrichtete, gelang mir ein schiefes Grinsen.
Denja küsste mich zur Begrüßung auf die Wange.
„Spitze, jetzt können wir ja zusammen zum Unterricht gehen!“
Ihre dunklen Augen hatten sich direkt auf mich gerichtet, aber ich wich ihrem Blick aus. Warum war sie in der Schule? War sie nicht am Boden zerstört, dass ihr Vater verhaftet wurde?
Als ich mit Denja das Klassenzimmer betrat, hatte ich den Eindruck, dass alle Augen auf uns ruhten.
Sie wissen es, dachte ich und sank auf meinem Stuhl zusammen.

„Hast du es auch gelesen?“, fragte ich und sah unsicher zu Christoph auf.
„Was?“
„Na, das mit Denja.“
Christophs Lächeln verschwand und er nickte betreten.
„Was soll ich denn jetzt machen? Sie tut so, als wäre nichts!“
Für einen Moment sah mich mein Freund sorgenvoll an.
Es war ein kalter Novembertag. Der Wind peitschte und der Matsch klebte an unseren Schuhen, aber ich hatte mich mit Christoph trotzdem nach draußen auf den Schulhof verzogen, mit der Absicht Denja nicht zu begegnen. Erfolglos. Gerade als Christoph mir antworten wollte, rannte Denja auf uns zu. Ich blickte hoch zu Christoph und sah gerade noch, wie sich seine attraktiven Gesichtszüge verhärteten.
„Tessa! Ich muss dir etwas - “
„Terroristenbraut!“
Der Ausspruch war nicht laut, kam von nicht besonders intelligenten Menschen und doch hallte er in meinem Ohr wieder. Denja gefror ein paar Meter vor mir zur Eissäule.
Die zwei Jungs, die gern andere Menschen tyrannisierten, gingen grinsend weiter und überließen mich meinem Schicksal. Es kam mir vor wie Stunden, die Denja und ich uns gegenüber standen, ohne, dass eine von uns auch nur ein Wort sagte. Dann zitterte Denja und begann zu weinen. Ganz leise, kaum merklich. Christoph murmelte etwas Unverständliches. Noch immer konnte ich mich nicht bewegen, dann ging ich zu ihr und legte ihr einen Arm um die Schulter.
„Du weißt es auch, oder?“, schluchzte Denja leise und ich nickte nur.
„Lass sie, Tessa.“
Christoph stand plötzlich neben mir und zog mich sanft am Arm. Ich blickte von einem zur anderen, verbittert sahen sie sich an.

Mein innerer Kampf begann. Der Träumer kämpfte mit dem Realisten, der Optimist mit dem Pessimist, David mit Goliath.
David beschwor mich an das Gute im Menschen zu glauben, doch sein übermächtiger Gegner Goliath lachte höhnisch und zeigte auf das Mädchen mit dem bestickten Tuch.
Ich bemerkte ihre unergründlich tiefen, dunklen Augen.
Goliath siegte und ich hasste ihn dafür; David zog sich schmollend zurück.
Langsam zog ich Christoph weg und entschied mich für den sicheren Weg.
Denja stand allein im Regen, nur den kleinen David zu ihren Füßen.

 

hi bluna,

mal zum Text:


Salliri steht unter dem Verdacht Spenden in Deutschland gesammelt zu haben. Unter dem Vorwand sie für arme Familien in Afghanistan zu sammeln, flossen die Gelder tatsächlich an terroristische Vereinigungen.

Verdacht, Spenden
Vorwand, sie

Du verwendest zweimal sammeln hintereinander, da fällt dir sicher alternativ noch ein anderes Verb ein.

Es war ein kalter Novembertag. Der Wind peitschte und der Matsch klebte an unseren Schuhen, aber ich hatte mich mit Christoph trotzdem nach draußen auf den Schulhof verzogen, mit der Absicht Denja nicht zu begegnen.

Der Wind peitschte...da fehlt irgendwas
Absicht, Denja


Die zwei Jungs, die gern andere Menschen tyrannisierten, gingen grinsend weiter und überließen mich meinem Schicksal.

Öhm...wieso das Schicksal der Prot? Es geht doch um Denja. Sie ist doch die Leidtragende, nicht die Freundin der Prot.


Was ich nicht nachvollziehen kann:

„Na, ich hab’ Denja ja immer für etwas suspekt gehalten!“
Mein innerer Kampf begann. Der Träumer kämpfte mit dem Realisten, der Optimist mit dem Pessimist, David mit Goliath.

Wieso hat die Prot solche Probleme, auf ihre Freundin zuzugehen?
Es ist doch der Vater, der die Gelder gesammelt hat. Die Tochter kann doch da nichts dafür. Deswegen hinkt bei mir die ganze Geschichte, da ich die Reaktion der Prot nicht verstehen kann, da sie sich nicht einmal kurz Gedanken über diesen Aspekt macht - jedenfalls nicht am Anfang.

Den Text habe ich ansonsten gerne gelesen, auch die Thematik ist für mich interessant - aber leider hast du für meinen Geschmack sehr viel verschenkt, was man daraus hätte machen können.
Eine Diskussion zB zwischen der Prot und Denja; der Zwiespalt, in dem Denja steckt - oder auch nicht - .
Aber am meisten befremdet mich die nicht hinterfragte Distanzierung zwischen zwei Freundinnen, wenn der Vater Mist baut.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hi bluna,

dass Idioten die Tochter gleich in Sippenhaft zu ihrem Vater nehmen, das kommt sicherlich vor. Aber wieso tut die beste Freundin das?

Recherche tut übrigens selbst bei so kurzen Geschichten gut. Der Strafrichter leitet das Verfahren nachdem die Ermittlungsbehörden alle Untersuchungsergebnisse zusammengetragen haben und das Strafverfahren eröffnet ist. Das ist bei der Überlastung der Gerichte niemals nach zwei Wochen der Fall. Vorgeführt wird der Verdächtigte dem Haftrichter. Der entscheidet darüber, ob er während der Untersuchungen in Haft bleibt oder gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt werden kann. Auch kann er sagen, dass die bisherige Beweislast oder die bisherigen Indizien für eine Inhaftierung gar nicht ausreichen. Dies muss aber innerhalb eines sehr viel geringeren Zeitraums als zwei Wochen geschehen.
Worauf ich hinaus will: Man schreibt eben nicht mal eben einfach so eine Geschichte über ein Thema, für das man Informationen benötigt, selbst wenn es dir eher auf den Aspekt der verratenen Freundschaft und des entstehenden Misstrauens ankam.
Aber genau diesen Aspekt hast du nicht genauer ausgeleuchtet. Wie kam deine Prot darauf, dass auch die Tochter terroristisch denkt, nur weil der Vater Spenden gesammelt hat, die über Umwege an eine terroristische Vereinigung geflossen sind? Wenn sie ein bisschen nachgedacht hätte, dann hätte ihr doch der Gedanke kommen können, dass eventuell sogar der Vater im guten Glauben gesammelt hat und nicht wusste, wer sich hinter der Organisation verbirgt.
Hier glaubt jeder sofort was in der Zeitung steht und urteilt nicht nur die direkt, sondern auch die indirekt betroffenen Personen danach ab, einschließlich deiner Prot, die sich nur ein etwas weinerlich schlechtes Gewissen macht, weil es ja ihre Freundin ist/war, die sie verurteilt.

War sie nicht am Boden zerstört, dass ihr Vater verhaftet wurde?
Tempus: worden war
Ich blickte hoch zu Christoph und sah gerade noch, wie sich seine attraktiven Gesichtszüge verhärteten.
An dieser Stelle ist es völlig unangebracht, darauf hinzuweisen, ob die Gesichtszüge attraktiv sind. Damit bagatellisierst du den ganzen Konflikt.

Lieben Gruß, sim

 

hallo bluna,

interessant in deiner geschichte ist die darstellung tessas als antihelden. nun, dir geht es nicht so sehr um die thematik der tochter eines terroristen, so wie es die überschrift erklärt. dir geht es um die macht des gruppenzwangs. trotzdem ist der inhalt mit einem sehr aktuellen und anspruchvollem thema behaftet, um nicht brisant zu sagen. und du lehnst dich mit deiner dafür recht armen geschichte an. der leser erwartet selbstverständlich wesentlich mehr - mehr inhalt und mehr auseinandersetzung mit der problematik.
die figuren sind nur mässig beschrieben. wie alt sind die schüler eigentlich? über denja wird fast gar nichts erzählt, sie erhält keine persönlichkeit.
stilistisch ist das gut geschrieben. ich hätte es gern in präsens gelesen. die wörtliche rede ist lebendig.
ich habe aber noch folgende, zu bernadettes ergänzende anmerkungen:

Terroristen-Helfer geschnappt!
Der 43 Jährige Abdullah Salliri wurde gestern von der Polizei verhaftet. Er wird in zwei Wochen dem Strafrichter vorgeführt. Salliri steht unter dem Verdacht Spenden in Deutschland gesammelt zu haben. Unter dem Vorwand sie für arme Familien in Afghanistan zu sammeln, flossen die Gelder tatsächlich an terroristische Vereinigungen.

also, wenn eine lokalpresse über einen geschnappten fahrraddieb schreibt, dann sehen sie sich in der not, die zeilen zu füllen, so dass sie schreiben, dass der dieb dem haftrichter vorgeführt wird. bei terrorismus allerdings ist diese nebensächlichkeit störend. deshalb besser "Er wird in zwei Wochen dem Strafrichter vorgeführt." weglassen.
ausserdem fehlt hier die dramatik: "Gestern Abend um 22:38 stürmte das Sondereinsatzkommando die Wohnung des 43 Jährigen Abdullah Salliri ..."

„Weißt du eigentlich was ihr Vater so treibt?“

der gleiche nachname macht noch nicht eine familienbeziehung

„Na, ich hab’ Denja ja immer für etwas suspekt gehalten!“

die doppelung "ja" ist etwas unglücklich. du könntest "ja" mit "eigentlich" ersetzen

„Hey, Tessa, auch zu spät?!“

der hinweis, dass die freundin von denja eine frau ist, kommt hier viel zu spät. bis jetzt hat der leser die nahliegende annahme gehabt, die beiden sind ein heterosexuelles liebespaar. der bruder ist der bruder eines jungen oder mannes. jetzt muss der leser alles wieder korrigieren. selbst der zeitungsschlag wirkt bei einem jungen ganz anders als bei einem mädchen.

„Hast du es auch gelesen?“, fragte ich und sah unsicher zu Christoph auf.
„Was?“
„Na, das mit Denja.“

denja war nicht in der zeitung

„Terroristenbraut!“

"braut"???? wirklich nicht sehr intelligent. zu wem haben sie das gesagt? das ist wirklich unklar hier.

Der Ausspruch war nicht laut, kam von nicht besonders intelligenten Menschen und doch hallte er in meinem Ohr wieder.

"nicht" ist doppelt - ich würde es hier provozieren: hinter "kam" ein auch und "von" und das 2. "nicht" tausche ihre plätze.

Die zwei Jungs, die gern andere Menschen tyrannisierten, gingen grinsend weiter und überließen mich meinem Schicksal.

ein wenig nachgeworfen. besser: Die zwei Jungs tyrannisierten gern ihre Mitschüler, und so grinsten sie nur und gingen weiter.

Noch immer konnte ich mich nicht bewegen, dann ging ich zu ihr und legte ihr einen Arm um die Schulter.
das ist ein widerspruch

„Du weißt es auch, oder?“, schluchzte Denja leise und ich nickte nur.
„Lass sie, Tessa.“

wer sagt das "Lass sie, Tessa"? wenn denja, dann ohne absatz. wenn christoph, dann hinter "Tessa" ein komma und ohne absatz.

Ich blickte von einem zur anderen, verbittert sahen sie sich an.

wer ist der eine? "Ich blickte von einem zur anderen."

David beschwor mich an das Gute im Menschen zu glauben, doch sein übermächtiger Gegner Goliath lachte höhnisch und zeigte auf das Mädchen mit dem bestickten Tuch.

hinter "mich" ein komma
das beispiel david und goliath ist m.e. unpassend, weil zum einen sitzen david und goliath nicht als ungleiches paar als teufelchen und engelchen auf unseren schultern - das ist eine echte vergewaltigung der symbole, zum anderen wird das bestickte tuch mit eingeflochten, ein symbol für den islam. david hatte aber die reiche israels geeint. zwei weltreligione werden in diesem satz gegenübergestellt - von der thematik eine ganz andere, als die in deiner geschichte.

Denja stand allein im Regen, nur den kleinen David zu ihren Füßen.

unfreiwillig sehe ich pumuckl im regen stehen.

fazit: für eine ausgereifte geschichte viel zu mager und zu wenig auseinandersetzung!

bis dann

barde

 

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