Was ist neu

Die Trollblume

Mitglied
Beitritt
30.12.2003
Beiträge
153
Zuletzt bearbeitet:

Die Trollblume

Im Lande Irgendwo, da wurde irgendwann in einer ärmlichen Hütte inmitten eines finsteren Waldes ein Mädchen geboren. Und weil die Eltern sich das Kind so sehr gewünscht hatten, wurde dieses Ereignis mit allen Freunden und Verwandten gefeiert. Natürlich durften auch die Waldbewohner nicht fehlen, deshalb wurden auch die Feen, Elfen, Zwerge, Trolle und viele andere zu diesem Fest geladen.
Alle gaben dem kleinen Mädchen ihre besten Wünsche mit auf den Lebensweg: Klugheit, Anmut, Schönheit sowie ein großes gütiges Herz und alle Vorzüge, die sich denken lassen. Nur ein Troll wurde ganz neidisch auf des Mädchens Liebreiz, der alle Gäste bezaubert hatte. So beschloss er, sich an dem Mädchen zu rächen, obwohl es doch ganz unschuldig war, und er wünschte nichts sehnlicher, als dass das Kind stürbe.
Lange suchte er nach Verbündeten, aber wen er auch ansprach, niemand wollte dem Mädchen etwas Böses antun, denn je älter es wurde, desto lieblicher, klüger und schöner wurde das Kind. Schließlich besann sich der Troll auf den Gevatter Tod und stattete ihm einen Besuch ab. Er brachte viele Geschenke mit und versprach ihm unermessliche Schätze, wenn er das Mädchen zu sich holen würde.
Der Tod war unschlüssig und bat sich Bedenkzeit aus. Er machte sich auf den Weg und strich eine ganze Woche um die Hütte herum, beobachtete das Mädchen und war ganz entzückt von seiner heiteren Art und seinem kindlichen Zauber. Da beschloss der Tod, das Mädchen am Leben zu lassen, denn es dauerte ihn, wenn es in so jungen Jahren und völlig unschuldig schon hätte sterben müssen.
Als der Troll auf eine Entscheidung drängte, teilte ihm der Tod mit, dass er das Mädchen nicht zu sich holen könne. Um aber dem Troll dennoch zu Willen zu sein, machte der Tod den Vorschlag, der Troll möge sich eine tückische Krankheit suchen und mit dieser handelseinig werden. Wäre das Mädchen erst richtig krank, dann könne der Tod vielleicht doch das Mädchen zu sich holen.
Lange überlegte der Troll und noch länger suchte er, denn er wollte vermeiden, dass die Krankheit sofort bemerkt würde. Er wünschte sich eine heimtückische Krankheit, die in aller Stille ihr Werk verrichten würde, so dass eine Heilung nur noch sehr schwer möglich wäre. So kam er auf die Leukämie. Die Leukämie war von dem Vorschlag des Trolls sofort angetan, denn schon lange hatte sie kein so junges und liebreizendes Opfer gehabt. Die beiden Bösen, der Troll und die Leukämie, wurden sich schnell einig und besiegelten ihren Pakt mit allerlei Beschwörungen.
Als die Leukämie es sich so recht bequem in dem zarten Körper des Mädchens gemacht hatte und die Menschen die Krankheit erkannten, da fiel den Eltern plötzlich ein, dass der Troll bei der Geburt des Kindes schon ganz neidisch gewesen war und seinen Wunsch so leise gemurmelt hatte, dass ihn niemand verstand. Sie vermuteten, dass es nicht mit rechten Dingen zugehen konnte und der böse Troll seine Hand im Spiele haben musste; sicher hatte er eine Verwünschung ausgesprochen. Sie berieten sich mit ihrer Tochter, die inzwischen schon zehn Jahre alt war.
Dank der guten Wünsche zu seiner Geburt war das Mädchen reich an klugen Gedanken, und so beschloss es, den Troll mit einer Gabe zu der Zeit, wenn die Trolle in den Wäldern umher streifen und nach Geschenken von den Menschen Ausschau halten, auszusöhnen. So lange aber das Mädchen überlegte, ihm fiel kein passendes Geschenk ein, denn die Trolle verfügen über reiche Schätze und sind nur schwer zufrieden zu stellen.

In seiner Not fragte das Mädchen die Bäume des Waldes um Rat, doch die sagten: „Wir wissen kein passendes Geschenk. Der Troll ist neidisch auf deine Schönheit, also frage die Blumen. Sie sind viel schöner als wir und verströmen liebliche Düfte, vielleicht können sie dir helfen“.
Ein Wacholderstrauch, der in der Nähe stand, hatte das Gespräch mit angehört und rief das Mädchen zu sich. „Pflücke meine Beeren und bereite einen Sud davon. Wenn du davon trinkst, kannst du in die Zukunft schauen. Vielleicht hilft dir das“. Das Mädchen folgte diesem Rat und hatte bald darauf die Vision von einem wunderschönen, wie Gold glänzenden Blumenball, den es noch niemals vorher gesehen hatte. „Das ist bestimmt das passende Geschenk; es ist eine schön anzusehende Blume und gleicht dabei einer Kugel aus purem Gold“, dachte das Mädchen bei sich. Doch es suchte vergeblich in den finsteren Wäldern danach.
In seiner Verzweiflung wandte sich das Mädchen an eine Elfe, die ihre Patin war. Die Elfe kannte eine solche Blume auch nicht, aber sie war die Schutzbefohlene der Schlüsselblume, und so riet sie dem Mädchen: „Gehe bis zum Ende des Waldes. Dort, am Rande, findest du die Schlüsselblume. Sie ist hilfsbereit und weise, denn sie hat den Schlüssel zu den Geheimnissen der Wälder. Bestimmt hat sie einen Rat für dich“.
Das Mädchen schöpfte frischen Mut und fand schließlich die Schlüsselblume. Mit den besten Grüßen von der Elfe trug das Mädchen sein Anliegen vor, und die Schlüsselblume gab ihm bereitwillig Auskunft: „Die Blume, die du suchst, wächst ganz in der Nähe. Folge dem Bach dort hinten, bald wirst du an eine Wiese gelangen. Dort wächst das Goldköpfchen, wie wir diese Blume nennen“.
Es dauerte nicht lange, so hatte das Mädchen die Wiese erreicht. Sofort erkannte es die Blume, die ihr nach dem Wacholdergetränk erschienen war. „Liebes Goldköpfchen“, sprach das Mädchen, „lange habe ich nach dir gesucht. Gern würde ich dich mitnehmen, um einen bösen Troll zu versöhnen, der mich an eine schreckliche Krankheit verschachert hat. Dir aber soll kein Leides geschehen, denn ich pflanze dich mit all deinen Wurzeln ein und sorge für dich“. Das Goldköpfchen hatte Mitleid mit dem Mädchen und stimmte in den Vorschlag ein.
So geschah es also, und auf einer Waldlichtung fand das Goldköpfchen eine neue Heimat. Das Mädchen hatte es so gepflanzt, dass der Troll die Blume gar nicht übersehen konnte. Das Mädchen aber sprach zum Troll: „Ich habe für dich diese Blume gesucht. Sie soll dir für immer gehören und dich an deine Goldschätze erinnern. Ihre Schönheit aber möge deinen Neid und deine Missgunst beschwichtigen und dich bessern. Wenn du mich von der bösen Krankheit befreist, soll die Blume fortan deinen Namen tragen, so dass die Menschen immer in Güte deiner gedenken“.
Der Troll, der auch recht eitel war, zeigte sich von diesem Geschenk nicht nur sehr angetan, sondern er entbrannte sofort in heißer Liebe zu dieser Blume. Hatte ihm doch noch nie etwas so Schönes ganz allein gehört! Umgehend eilte er zur Leukämie, um den Vertrag mit ihr zu lösen. Um aber nicht undankbar zu erscheinen, verwies er die Krankheit an den Tod und gab ihr den Rat, sich von ihm ein anderes Opfer nennen zu lassen.

So gelang es dem Mädchen, den Troll, die Krankheit und den Tod zu besiegen. Fortan aber ist das Goldköpfchen auch unter dem Namen Trollblume bekannt, und selbst der lateinische Name „Trollius“ legt Zeugnis davon ab. So lange ist das schon her.

 

Hallo kleiner Rasta-Narr,

danke für dein aufmerksames Lesen. Dass dir das Märchen gefallen hat, bereitet mir wiederum Freude.

Zu deinen Vorschlägen:
es dauerte ihn, wenn..." Kann man das so sagen?
Ja, das kann man so sagen und schreiben. Allerdings ist es keine Umgangssprache.
Schaue dir dazu auch gerne die Bedeutung dieses Verbs an in
Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm
– und zwar kannst du in der rechten Spalte das zweite Stichwort „dauern“ in seinen 3 Bedeutungen und Anwendungen nachschlagen.

kein Leid geschehen, denn
Auch diesem Vorschlag möchte ich nicht folgen, weil die Handlung in unbestimmt lange vergangener Zeit angesiedelt ist, was ich mit meiner Formulierung unterstreichen wollte.
Vgl. dazu ebenfalls zum alten genitivus partitivus in
Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm
– und zwar unter "1. d)" in der mittleren Spalte, wo es heißt:
"die form leides oder leids ist ein versteinerter genitiv, der von dem mhd. theilungsgenitiv nach zahl- oder mengenbegriffen ausgeht"

zu dieser Blume, hatte ihm doch
Ich habe mich hier ganz bewusst für kurze, einfache Sätze entschieden und möchte gerne den Punkt stehen lassen. In diesem Falle wäre auch ein Komma oder Semikolon möglich, so dass man keines der Zeichen als "falsch" werten könnte.

Gruß Pied Piper :)

 

Hallo piper

fröhliche Grüße aus dem Märchenland.
Um dich ein wenig zum Gähnen zu bringen: Mir hat deine Geschichte auch gefallen! :D
Solch "klassische" Märchen werden hier bei Kg.de ziemlich knapp gepostet, deswegen ein Danke, dass du mal wieder ein solches Element eingeworfen hast. Die Idee ist beneidenswert und die Umsetzung plätschert einem lachenden Bache gleich unbeschwert und angenem erfrischend durch deinen finsteren Wald.

Jetzt bin ich mal mutig: denn was mir an der Kg nicht gefallen hat, ist die Passage mit Gevatter Tod. Es liegt sehr wahrscheinlich an meinem eigenen Bild des Sensemannes, dass ich beim Lesen nicht abschütteln konnte, aber vielleicht gibt es dir ja trotzdem etwas... Im Vergleich zu den anderen Stationen, hast du den Tod irgendwie leicht dümmlich gezeichnet.

Schließlich besann sich der Troll auf den Gevatter Tod und stattete ihm einen Besuch ab. Er brachte viele Geschenke mit und versprach ihm unermessliche Schätze, wenn er das Mädchen zu sich holen würde.
welche Geschenke könnten das sein, die den Tod reizen würden?
klar, es ist ein Märchen, aber mMn passt diese Überlegung einfach nicht

Der Tod war unschlüssig und bat sich Bedenkzeit aus
ein sehr schöner Satz, aber er stößt ins gleiche Horn. Der Tod bittet um Bedenkzeit? Wo er doch Herr und Meister über die Zeit ist?

Außerdem, so dünkt mir, hat der Tod hier eine zu starke Rolle, um ihn im weiteren Verlauf nicht mehr zu benennen... :shy:

Aber das nur als Punkt, über den ich beim Lesen gestolpert bin.
Gefallen hat mir das Märchen trotzdem! Sehr sogar!

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Tach,

ehrlich gesagt kann ich die unbändige Begeisterung meiner Vorredner für diese Geschichte nur sehr begrenzt nachvollziehen. Ich finde das Märchen leider in keiner Weise bemerkenswert. Sprachlich ist es recht konventionell und langweilig, interessante Formulierungen, Bilder oder Wortwahl sind eher rar. Das mag man als typischen reduzierten Märchenstil sehen, ich habe aber schon einfach geschriebene und dennoch distinktive Märchen auf kg.de gelesen.
Auch inhaltlich spricht mich der Text sehr bedingt an. Es wirkt alles etwas wahllos und zusammengewürfelt. Was soll z.B. die Episode mit dem Tod? sie erfüllt handlungstechnisch überhaupt keine Funktion und ergibt meiner Meinung nach gar keinen narrativen Sinn, da der Gevatter den Troll gleich an die Leukämie weitervermittelt. Ein weiteres Beispiel ist die vielgelobte Leukämie. Was die in dem Kontext soll, will sich mir nicht so recht erschließen, für mich wirkte dieser moderne Krankheitsterminus eher unpassend in deiner ansonster konventionellen Märchenwelt. Und was die Charaktere angeht entlockt mir das Ganze auch eher ein Gähnen. Die Emotionen des Mädchens und die Motivation des Trolls sind so schablonenhaft angerissen, dass mir das Schicksal beider irgendwie komplett egal ist.
Ich denke, dass Fantasy nicht nur putzige Weltflucht sein sollte - ich finde, reduziert unser Genre ein wenig - man kann mit Fantasy (und das habe ich schon bei vielen hier gesehen) so viel stilistisch oder inhaltlich Interessantes machen.- In diesem Fall sehe ich das nicht.

Na ja, 20 Kritiker können nicht irren - und man kann mit einer Geschichte nicht jeden glücklich machen.

Mit freundlichen Grüßen,

Spectator, Spectatoris, Spectatori

 

Hallo weltenläufer,

schön, dass dir die Geschichte soweit gefällt. Was den Tod betrifft, hast du natürlich auch Recht. Abgesehen davon, dass jede(r) ein anderes Verhälnis zu ihm hat. In dem Moment, wo ein Mensch es auf sich nimmt, mit dem Tod zu kämpfen, kann es doch schon mal passsieren, dass dieser Herr über das Leben und die Zeit, wie du so schön sagtest, vermenschlicht wird. Die Alternative wäre à la Diderots "Jacques, der Fatalist", das laisser faire, weil eh schon alles "da oben in der großen Rolle geschrieben steht".
Ich weiß auch nicht, ob du noch andere Erzählungen kennst, in denen der Tod so "vermenschlicht" wird. Mir fällt da z.B. Traven ein, wo der Protagonist regelrecht feilscht mit dem Tod und letztlich sogar eine Partnerschaft mit ihm eingeht.
Na ja, ist ein weites Feld. Dass die Geschichte aus einem realen Hintergrund enstand, hatte ich schon früher angemerkt. Auch insofern war ich nicht völlig frei in der Anlage des Handlungsablaufs.

Hallo Spectator,

nun, besser als du kann ich es kaum sagen:
man kann mit einer Geschichte nicht jeden glücklich machen - das ist wohl wahr! Nimm also mein Bedauern zur Kenntnis, dich mit so langweiligen und unpassenden Worten eher belästigt zu haben. Versuche daher möglichst meine Geschichten nicht zu lesen.
Ich jedenfalls bin sehr glücklich mit diesem System: ich lese auch nicht jede Geschichte! Man soll sich ja keine Gewalt antun - es sei denn, man steht auf so etwas.
Insofern gebührt dir zumindest mein besonderer Dank, dich bis zum Ende durchgequält zu haben!

Gruß Pied Piper :)

 

Hallo Pied,

spät aber immerhin entdeckte ich gerade dieses Märchen hier...
leider wurde alles schöne zu dieser geschichte schon gesagt, sodass du mit meinem "Lob an sich" Vorlieb nehmen musst :-)

Viele Grüße,
Blauer Salon

 

Hallo Blauer Salon,

ein "Lob an sich" hat so ein "gewisses Etwas" und verdient einen Dank der besonderen Art: Merci bien! :)

LG Pied Piper ;)

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom