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Die Truman Show

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09.02.2018
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Die Truman Show

Es war nicht dasselbe Zeug wie sonst, das merkte man Toby auch an. Er war ganz anders drauf als bei den letzten Malen. Kein unkontrolliertes Lachen, kein ungläubiges Bestaunen von einfachen Gegenständen, kein Gerede, er könne Geräusche fühlen oder sein Geist habe sich von seinem Körper getrennt. Er starrte mit riesigen Pupillen auf den Laptop, sein Mund stand leicht offen.
Sein Körper war eiskalt, obwohl ich uns zugedeckt hatte. Ich lag dicht bei ihm, selbst wenn ich gewollt hätte, könnte ich in dem schmalen Bett in seinem kleinen Zimmer im Studentenwohnheim nicht von ihm weichen. Wir müssen eben etwas kuscheln, hatte er damals, als ich das erste Mal bei ihm übernachtete, mit einem scheuen Grinsen gesagt.
Ich bettete meinen Kopf auf seine Schulter, ich spürte sein Herz rasen.
„Alles in Ordnung, Schatz?“, fragte ich.
Toby regte sich nicht. Völlig gedankenleer sah er den Bildschirm an, gähnende Leere lag in seinem Blick.
„Verstehst du den Film denn überhaupt?“, hakte ich nach.
„Hm, was?“ Für einen Moment tauchte er aus seiner Trance auf und sah mich an.
„Wie viel hast du eigentlich geschmissen, Schatz?“
„Eine. Nur eine. Und du?“ Er sprach langsam, als müsste er jedes Wort mühsam aus den Tiefen seiner Erinnerungen kramen.
„Keine, hab ich dir doch gesagt. Die Frauenärztin sagt, das verträgt sich nicht mit der Pille.“
„Ah“, brummte er und drehte seinen Kopf wieder zum Bildschirm.
„Also, verstehst du, um was geht?“
Ich strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht, er zuckte reflexhaft zurück, ließ mich dann aber gewähren.
„Der Typ findet gerade heraus, dass sein ganzes Leben nur eine Show ist“, erklärte ich. „Er wird seit seiner Geburt gefilmt und alle Menschen um ihn rum sind nur Schauspieler. Auch seine Frau und sein bester Freund. Er wird immer überall gefilmt, und das wird dann in die ganze Welt übertragen. Deswegen ja auch Truman Show, verstehst du?“
Er nickte, doch ich glaubte nicht, dass er tatsächlich begriffen hatte. Dann riss er plötzlich die Augen auf und blickte sich gehetzt im Zimmer um. Sein Körper verkrampfte, hektisch sah er zur Tür, dann zum Fenster, dann wieder zur Tür. Er zitterte.
„Und du hast echt nur eine genommen? Toby?“
„Ja, hab ich doch gesagt!“, antwortete er gereizt, während sein Blick immer noch unruhig durchs Zimmer schweifte.
„Okay, okay. Ist ja gut.“ Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und kuschelte mich wieder an seine Schulter. Er entspannte sich und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Film.
Ein paar Minuten später richtete er sich plötzlich auf und sah sich wieder im Zimmer um.
„Warum bist du denn so nervös, Schatz?“
Er blickte mich unverwandt an, dann rückte er so weit von mir weg, wie es in dem schmalen Bett nur ging.
Als der Film vorbei war, starrte er an die Decke. „Also haben es alle nur gespielt?“, fragte er lahm.
„Ja. Aber er ist ja zum Schluss rausgekommen.“
Toby richtete sich auf, stieg über mich herüber und wankte mit mechanischen Schritten zur Toilette. Als er zurückkam, öffnete er die oberste Schublade seiner Kochnische. Er wühlte kurz darin, dann zog er das große Küchenmesser heraus und wandte sich zu mir um.
„Schatz, leg das Messer weg. Das ist jetzt in deinem Zustand keine gute Idee.“
Er wankte auf mich zu, das Messer so fest umklammert, dass seine Fingerknöchel weiß anliefen. Ich erkannte ihn in seinen Augen nicht wieder. Er schien mich nicht zu erkennen, da lag nur ratlose Leere in seinem Blick. Dann flackerte ein Funke unverhohlener Hass auf.
„Ihr habt alles nur gespielt?“, brüllte er.
„Toby, was ist de…“, sagte ich, doch er unterbrach mich.
„Zeig mir die Kameras!“, schrie er.
„Welche Kameras? Scheiße, Toby, was redest du da?“
„Glaubst du, du kannst mich verarschen?“
„Toby, du machst mir Angst.“ Meine Stimme brach, ich weinte.
„Wo sind die Kameras?“, kreischte er und hob das Messer.
Ich stand auf, wich zurück, doch die Türe war hinter ihm.
„Es gibt keine Kameras! Toby, das war nur ein Film! Hörst du? Nur ein Film!“
„Das würdest du nur sagen, wenn es die Kameras in Wahrheit gibt!“
Er machte einen weiteren Schritt auf mich zu, die zitternde Hand mit dem Messer vor seine Brust gehoben, die Klinge auf mich gerichtet.
„Toby, bitte!“, heulte ich. „Du bist einfach high! Es war nur ein Film!“
High?“, schrie er. „Warum solltest du das sagen, wenn es keine Kameras gibt? Hm? Ich hab‘ dich durchschaut, ich hab euch alle durchschaut!“
Ich stieß mit dem Rücken an die Wand. Er stand nur einen halben Schritt vor mir. Das Messer wenige Zentimeter vor mir auf der Höhe meines Halses.
„Toby, …“, wimmerte ich.
„Wo sind die Kameras?“, brüllte er.
Mit der freien Hand packte er meine Schulter, drückte zu.
„Du tust mir weh, Toby!“
„Wo sind die Kameras!“, wiederholte er.
„Scheiße, wovon sprichst du? Bitte, lass uns …“
„Sag mir, wo die Kameras sind, oder ich schwöre, ich stech‘ dich ab!“
Seine Augen ließen keinen Zweifel daran, dass er es ernst meinte.
Ich schluchzte.
Ich zeigte auf seine Kaffeemaschine, dann auf seine Schreibtischlampe, zuletzt auf sein Bücherregal.
Er folgte meinem Zeigefinger, nickte hektisch, dann packte er das Messer noch fester.
„Die Show ist vorbei!“, schrie er durchs Zimmer. „Hört ihr? Das war’s! Keine Kameras mehr, oder ich schwöre, ich stech‘ jeden von euch Schauspielern ab!“
Zur Betonung schüttelte er das Messer, dann wandte er sich wieder an mich. „Wer steckt da noch mit drin? Meine Mutter? Lenny und Simon? Marina?“
Ich sah zu Boden. „Alle. Alle stecken mit drin. Toby, bitte nimm das Mes…“
„Sam?“ Bei der Erwähnung seines Bruders stiegen ihm Tränen in die Augen.
„Auch Sam.“
Er begann noch stärker zu zittern, Verzweiflung schrie aus seinen geweiteten Pupillen. Er ließ das Messer fallen, japste nach Luft, dann heulte er. Er schluchzte und schrie, Tränen rannen seine Wangen herab.
Ich machte einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn. Er erwiderte meine Umarmung, drückte mich fest an sich, während er hemmungslos heulte. So standen wir eng umschlungen da. Eine kleine Ewigkeit verging, in der ich nur sein Schluchzen hörte.
Irgendwann hatte er sich beruhigt, sein Kopf war erschöpft auf meine Schulter gesunken.
Er schniefte. „Schatz?“, sagte er dann.
„Ja?“
„Das ist nur ein Film, oder?“
„Ja“, sagte ich. Und dieser Teil hat den Zuschauerrekord geknackt, fügte ich im Geiste hinzu.

 

Hej Salomon,

deine überarbeitete Version gefällt mir deutlich besser. Dennoch wie immer ein bisschen Gemecker;):

Textkram:

Es war nicht dasselbe Zeug wie sonst gewesen, das merkte man ihn auch an. Er war ganz anders drauf als sonst.
Es war nicht dasselbe Zeug wie sonst (gewesen), das merkte man ihm auch an. Er war ganz anders drauf als sonst.

Bett in seinem kleinen Zimmer im Studentenwohnheim nicht von ihm abweichen
finde ich zu unpräzise, du kannst von einer Norm oder einem Plan abweichen, bei einem Menschen würde ich z.B. abrücken bevorzugen.

„Keine, hab‘ ich dir doch vorher gesagt. Die Frauenärztin sagt, das verträgt sich nicht mit der Pille.“
Hm, sie fragt die Frauenärztin ob sich die Pille mit einem Trip verträgt???

„Also haben es alle nur gespielt?“, fragte er lakonisch.
Lakonisch wäre: "Alles nur gespielt?"

Ich machte einen Schritt auf ihn zu und umarmte hin
ihn

„Toby, du machst mir Angst.“ Meine Stimme brach, ich weinte.
So fühle ich das nicht. Lass mich als Leser die Angst spüren. Das ist ein generelles Problemchen, das ich mit deinem Text habe. Ich bin an den Figuren nicht richtig dran, weil ich sie mir (auch optisch) überhaupt nicht vorstellen kann. Es wäre nett, du würdest die eine oder andere Beschreibung mit einfließen lassen. Du verschwendest kein einziges Adjektiv an die Schilderung der Personen.

„Wer steckt da noch mit drin? Meine Mutter? Lenny und Simon? Marina?“
Ich sah zu Boden. „Alle. Alle stecken mit drin. Toby, bitte nimm das Mes…“
„Sam?“ Bei der Erwähnung seines Bruders stiegen ihm Tränen in die Augen.
„Auch Sam.“
Welchen Grund hat die Ich-Erzählerin, das zuzugeben? Dadurch steigt für mein Empfinden unnötig die Gefahr. Ich gehe d´accord mit NWZed, der schreibt:
Im besten Fall sagt sie nie direkt, wo die Kameras sind, sondern erwähnt nur "Ich habe gehört, dass die Kaffeemaschine gesummt hat", wodurch sie sich aus dem Schussfeld nimmt und ihm etwas gibt, was seinen Wahn in diesem Moment validiert. Die Kaffeemaschine kann man wegräumen oder neu kaufen, aber das eigene Leben ist unbezahlbar.
Vorschlag: Wenn die Prota seine Aufmerksamkeit auf Gegenstände in der Bude lenkt, ist sie selbst außen vor. Lass ihn die Einrichtung auseinandernehmen (da kannst du dich selbst auch richtig austoben :D) und wenn alles kurz und kleingehackt ist, kommt er völlig ausgepowert zur Besinnung. So wäre das mMn halbwegs nachvollziehbar. Den Twist könntest du so folgen lassen, wie in der jetzigen Version.

Zwischendurch fehlte mir ein bisschen der Speed, ich glaube, unmittelbarer wäre es im (hastigen) Präsens?

Das offene Ende gefällt mir persönlich besser, weil so alles möglich ist. Guter letzter Satz. Dennoch verschenkst du noch viele Chancen. Zeig den Horrortrip, der ihn das Messer greifen lässt: Die Kaffeemaschine summt und surrt wie eine Kamera, es gluckert in der Wand, als würden sich dahinter etwas bewegen, die Lampe flackert wie ein Kamerablitz, von draußen/ hinter der Tür hört man lautes Gerede, das sich anhört wie Regieanweisungen ...

Peace, linktofink

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi linktofink,

Wieder mal hilfreich, dein Kommentar. Danke.

Hm, sie fragt die Frauenärztin ob sich die Pille mit einem Trip verträgt???

Ich kann das als Typ schlecht sagen, aber was ich bisher mitbekommen habe, wäre die Frage nicht all zu unwahrscheinlich. Außerdem muss sie ja nicht explizit dazu gefragt haben, ich denke, es erfolgt eine "allgemeine Belehrung" bei der Empfehlung zu Pille. Vielleicht mag sich ja eine Wortkriegerin äußern?

Welchen Grund hat die Ich-Erzählerin, das zuzugeben? Dadurch steigt für mein Empfinden unnötig die Gefahr.

Überhaupt den Film anzusehen ist eine mehr als unnötige, riesige Gefahr. Im letzten Satz deute ich an, dass man Zuschauerzahlen generieren wollte. Und vielleicht tut sie es ja tatsächlich einfach aus purer Angst?

Präsens hab ich mir auch mehrfach überlegt, werd ich wahrscheinlich noch ändern.

Zeig den Horrortrip, der ihn das Messer greifen lässt: Die Kaffeemaschine summt und surrt wie eine Kamera, es gluckert in der Wand, als würden sich dahinter etwas bewegen, die Lampe flackert wie ein Kamerablitz, von draußen/ hinter der Tür hört man lautes Gerede, das sich anhört wie Regieanweisungen ...

Das scheint mir aus dieser Pespektive nicht umsetzbar zu sein.

Interessant, dass du es (wie geplant) als offenes Ende interpretierst, das schien Sim und NWZed anders gegangen zu sein. Aber hier sind beide Interpretationen okay für mich.

Danke für deine vielen Hinweise und ausführliche Antwort! Hab so gut wie alles übernommen.

Viele liebe Grüße,
dein Salomon

 

Hallo Salomon,

mit passenen Kosenamen kann ich auch nicht weiterhelfen. Bin da auch nicht so'n Freund von.

Also wenn dein Prot nur einmal im Monat schmeißt, ist das ja noch halbwegs im grünen Bereich, sag ich mal. Für mich hörte sich das so an, als ob der ständig druff is. Aber das mag auch bloß meine Interpretation sein.

Viele Grüße,
Chai

 

Hallo Salomon,

ich sollte mich wohl eigentlich um meine eigene Geschichte kümmern, zuvor wollte ich mich aber noch für deine Kommentare revanchvieren.

„Die Show ist vorbei!“

Ich weiß nicht, ob das deine Absicht war, aber spätestens hier fand ich die Szene herrlich komisch und lustig. Drogeninduzierte Paranoia ist einfach bescheuert und ich konnte ihn mir gut vorstellen, wie er da steht und mit seinem Messer herumfuchtelt. Die Erzählerin fand die Sache wohl etwas weniger lustig, wobei, so ganz sicher bin ich mir da nicht, aus irgendeinem Grund macht sie auf mich nämlich einen ziemlich gefassten, nüchternen Eindruck. Und das, obwohl ihre Stimme bricht und sie weint, heult und wimmert.

Um welche Droge es sich handelt wurde mir nicht ganz klar, die Wahnvorstellungen legen nahe, dass es irgendwas psychedelisches ist, LSD oder Pilze, dann passt aber die die Formulierung "nur eine" nicht, es sei denn, damit ist eine Pappe gemeint. So dachte ich an eine Pille, und da erscheinen mir die Symptome nicht ganz zutreffend. Glücklicherweise bin ich aber auch keine Fachfrau, was die Thematik betrifft.

Insgesamt habe ich deinen kleinen Trip sehr gerne verfolgt!

Liebe Grüße

 

Hi Salomon,

ich kenne das Szenario als Gedankenexperiment zu der Frage, ob möglich sei, über nahezu alles getüsucht zu werden (und finde das in diesem Zusammenhang nur mittelmäßig erhellend), aber das das Gedankenexperiment womöglich von einem Dil geklaut ist, wusste ich noch nicht. Es klang mir aber fast so, entsprechend der Einzelheiten, die ich mir inzwischen schnell über den Film angelesen habe. Scheint ja sogar ganz witzig zu sein, der Film.
Ich bin allerdings ein bisschen merkwürdig in meinen Voreinstellungen, indem ich (reale) Filme als Basis einer Geschichte aus ziemlich unklaren Gründen nicht so sehr mag. Irgendwie wirkt das auf mich so aus dem Bauch heraus schnell leicht uneigenständig, aber das stimmt natürlich gar nicht. Also, jedenfalls finde ich das Thema an sich schon interessant und auch die Umsetzung im Großen und Ganzen gelungen. Ich komm halt nur nicht so ganz davon los, die ganze Geschichte als Fußnote zu lesen.

Es war nicht dasselbe Zeug wie sonst, das merkte man ihm auch an.
Merkte man wem nicht an? Dem Zeug oder dem Tüp? Sag doch "Toby", dann hat man gleich den Namen.

Völlig gedankenverloren
Ob "gedankenverloren" hier das richtige Wort ist? Das heißt ja eigentlich, in Gedanken verloren, also in solchen, die man sich macht. Während er ja eher seine Gedanken verloren hat. Wäre es eine neue Wortschöpfung, dann wär das ein absoluter Treffer ...

Der Dialog ist mir an manchen Stellen ein bisschen zu sehr Drehbuch, nicht so ganz und gar lebendig. Zum Beispiel hier:

„Keine, hab‘ ich dir doch vorher gesagt. Die Frauenärztin sagt, das verträgt sich nicht mit der Pille.“
"vorher" würd ich rausnehmen, und auch "Die Frauenärztin sagt." Na gut, es ist ja im Film, also ganz falsch ist der Drehbuchton ja nicht. Trotzdem, ich würd's streichen.

„Der Typ findet gerade heraus, dass sein ganzes Leben nur eine Show ist“, erklärte ich.
Auch diese Erklärung, hm, ich weiß nicht so recht: Die Mühe würde man sich doch normalerweise nicht machen, oder? Der kriegt halt grad nichts mit, das dürfte sie doch im Normalfall einfach abnicken. Die Erklärung wird ihm ja auch nicht unbedingt zugänglich sein. Sie kann schon erklären, aber eher in Schnipseln vielleicht.

völlig unverwandt
"völlig" klingt da komisch. kann man unverwandt steigern?

Ansonsten würde ich den Konflikt, der sich gerade anbahnt, unbedingt so umarbeiten, wie NWZed das empfohlen hat. Das finde ich ganz und gar überzeugend, was er da sagt. Aber du Ast dir das ja eh schon vorgemerkt für die Überarbeitung.

Das hier:

Ich zeigte auf seine Kaffeemaschine, dann auf seine Schreibtischlampe, zuletzt auf sein Bücherregal.
kann ich mir wunderbar vorstellen so im sinne von: he, kuck mal, da ist doch was. Also so, dass sie jetzt einen auf Detektiv macht, obwohl sie genau weiß, wo die Dinger sind (Zumindest in einer realistischen Lesart ihres gedachten Satzes am Schluss).

Irgendwann hatte er sich beruhigt, sein Kopf war erschöpft auf meine Schulter gesunken.
Dieses unvermittelte Einknicken finde ich für meinen Teil schon annehmbar. Ich weiß nicht, ob das wirklichkeitsgetreu ist, aber ich habe keine Probleme damit, es zu glauben.

Die ganzen Untermalungen - mal schüttelt er das Messer, mal zittert er und es weiten sich die Pupillen - finde ich an sich gut gesetzt. Irgendwas - schwer zu sagen was - geht mir dabei aber zwischendurch immer mal zu schnell, klingt mir so leicht nach Abhaken der Handlungsfolgen. Vielleicht kannst du da mal die eine oder andere Beschreibung der äußeren Geschehnisse rauskürzen.
Hier ein mögliches Beispiel:

öffnete er die oberste Schublade seiner Kochnische. Er wühlte kurz darin, dann zog er das große Küchenmesser heraus und wandte sich zu mir um. „Schatz, leg das Messer weg. (...)"
Das ginge ohne weiteres auch so: "öffnete er die oberste Schublade seiner Kochnische und wandte sich zu mir um. 'Schatz, leg das Messer weg. (...)' "
Es geht mir zu schnell und dann schlage ich Kürzungen vor. Komisch, oder? Wundert mich auch gerade selbst. Aber ich kann ich es sogar halbwegs auflösen: Viele kleine Handlungsschritte, die nicht richtig ausgemalt sind, klingen mir nach Abhaken. Dann lieber die kleinen Schritte ganz wegräumen und auf die größeren Brocken konzertieren.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Lani,

Sorry für die späte Antwort, sie ist mir wohl irgendwie durch die Lappen gegangen.

Ich weiß nicht, ob das deine Absicht war, aber spätestens hier fand ich die Szene herrlich komisch und lustig. Drogeninduzierte Paranoia ist einfach bescheuert und ich konnte ihn mir gut vorstellen, wie er da steht und mit seinem Messer herumfuchtelt.

Naja, ich würde sagen, hier ist der Punkt erreicht, an dem er vollkommen durchdreht und sich an das "Publikum" richtet. Witzig sollte es nicht sein, dass es aber geradezu lächerlich wirkt, wie er abdreht, das auf alle Fälle.

Die Erzählerin fand die Sache wohl etwas weniger lustig, wobei, so ganz sicher bin ich mir da nicht, aus irgendeinem Grund macht sie auf mich nämlich einen ziemlich gefassten, nüchternen Eindruck. Und das, obwohl ihre Stimme bricht und sie weint, heult und wimmert.

Interessant, dass das so auf dich wirkt, zumal es ja am Ende so erscheint, als wäre alles eingefädelt gewesen und er befindet sich vielleicht sogar tatsächlich in einer Show.

Als Droge hatte ich tatsächlich LSD im Kopf, hab es aber bewusst offen gelassen, da ich da überhaupt keine Ahnung hab. Extasy wäre vielleicht auch möglich? Keine Ahnung.

Schön, dass es dir gefallen hat. Freut mich!

Viele Grüße, Salomon


Lieber erdbeerschorsch,

Der Film ist auf jeden Fall empfehlenswert! Und einen Film als Grundlage einer Kurzgeschichte zu nehmen, mag unkonventionell erscheinen, für mich ergeben sich aber keine rationalen Gründe dagegen.

Deine Anmerkungen erscheinen mir alle sehr logisch, ich werde sie auf jeden Fall übernehmen. Meine Antwort fällt also nur deshalb so kurz aus, da ich keinen Widerspruch zu erheben habe!

Danke für's Lesen und Kommentieren!

Viele Grüße,
dein Salomon

 

Hi Salomon,

ich steig mal sofort ein.

Ich hab‘ dich durchschaut, ich hab euch alle durchschaut!
Kein Apostroph hinter „hab“.

Ich stieß mit dem Rücken an die Wand, konnte nicht weiter zurückweichen.
Den Erklär-Nebensatz kannst du dir sparen. Ist auch so klar, dass an der Wand Ende ist.
Aber warum konnte sie nicht zur Seite?

„Das ist nur ein Film, oder?“
„Ja“, sagte ich. Und dieser Teil hat den Zuschauerrekord geknackt, fügte ich im Geiste hinzu.
„Dieser Teil“: Also das, was sich da gerade zwischen den beiden abgespielt hat? Hm, das lässt mich ein wenig ratlos zurück.
Zuerst dachte ich, sie „gibt alles zu“, damit er Ruhe gibt und sie ihm das Messer abnehmen kann …

Ansonsten: Sauber, flüssig geschrieben. Wenn auch nicht unbedingt so spannend, aber von der Idee her könntest du hier ein Franchise aufziehen: Vollbekiffter Mann sieht Film ABC und denkt, fühlt, tut XYZ, während die Frau DEF tut. ;)

Da wir gerade bei Film sind: Ich mache es jetzt mal wie Mr. Bean in einer meiner Lieblingsfolge und wie du, und schicke mir jetzt auch mal selbst Post.
Schönen Abend noch und viele Grüße, GoMusic

P.S.: Was macht eigentlich deine Schreibblockade? :lol:

 

Hallo GoMusic,

Schön, dass du vorbei schaust!

Ich hab‘ dich durchschaut, ich hab euch alle durchschaut!
Kein Apostroph hinter „hab“.

Den Apostroph würde ich (trotz seiner Trivialität) zunächst verteidigen. Das "e" von "Ich habe" fällt ja weg und wird durch einen Apostroph ersetzt. Oder liege ich hier falsch?

Ich stieß mit dem Rücken an die Wand, konnte nicht weiter zurückweichen.
Den Erklär-Nebensatz kannst du dir sparen. Ist auch so klar, dass an der Wand Ende ist.
Aber warum konnte sie nicht zur Seite?

Wird gemacht!

„Das ist nur ein Film, oder?“
„Ja“, sagte ich. Und dieser Teil hat den Zuschauerrekord geknackt, fügte ich im Geiste hinzu.
„Dieser Teil“: Also das, was sich da gerade zwischen den beiden abgespielt hat? Hm, das lässt mich ein wenig ratlos zurück.
Zuerst dachte ich, sie „gibt alles zu“, damit er Ruhe gibt und sie ihm das Messer abnehmen kann …

Hm, es gibt gute und schlechte Ratlosigkeit, und eigentlich erhoffe ich mir eine kleine Ratlosigkeit des Lesers. Allerdings hab ich das Gefühl, deine ist eine schlechte Ratlosigkeit.
Dass man denkt, dass sie nur mitspielt, um ihm das Messer abzunehmen, ist genau so geplant. Der letzte Gedanke soll das noch mal umkippen und ins Spiel bringen, dass seine Paranoia vielleicht doch nicht unbegründet ist. Also entweder, sie meint den Gedanken ernst, und ist Schauspielerin in der Serie und sie hat ihm den Film gezeigt, um die Zuschauerzahlen hochzutreiben. Oder aber der Gedanke ist eher spöttisch darüber, dass er so durchdreht, sagt es aber natürlich nicht laut, um ihn nicht wieder zu verunsichern. Zugegeben, auf letzteres kommt man wohl nicht zwangsläufig.
Konntest du also nichts mit dem Ende anfangen (schlechte Ratlosigkeit) oder bist du nur verunsichert, was jetzt tatsächlich Sache ist (gute Ratlosigkeit)? Würde mich sehr interessieren, zumal ich an dem Ende schon viel rumgeschraubt hab und trotzdem noch nicht so recht auf dem allergrünsten Zweig bin, hab ich das Gefühl. Daher freue ich mich auch, dass du es nochmal ansprichst.

Hey, die Selbstmarkierung hab ich patentieren lassen, also lass das gefälligst ;)

Die "Schreibblockade" ist durch verschiedene Schreibübungen durchbrochen, was das Problem aber nur verschiebt. Jetzt hab ich das Gefühl, nichts richtiges zu schreiben, mit dem man was anfangen könnte, sondern eben nur sowas wie Textfragmente. Aber das muss man positiv sehen, ich schreibe zumindest wieder, auch wenn es gefühlt "nur" irgendwas ist. Aber es gibt einen Silberstreifen am Horizont, und vielleicht bekommt ihr demnächst mal wieder eine neue Geschichte von mir zu lesen :)

Liebe(r?) GoMusic, vielen Dank für's Lesen und Kommentieren! Man liest sich!

Viele Grüße (und man beachte die Markierung),
dein Salomon

 

Hi Salomon,

da bin ich wieder.

Kein Apostroph hinter „hab“.
Den Apostroph würde ich (trotz seiner Trivialität) zunächst verteidigen. Das "e" von "Ich habe" fällt ja weg und wird durch einen Apostroph ersetzt. Oder liege ich hier falsch?
Ich hab(!) das am selben Tag auch bei einer anderen Geschichte gehabt.
Also, wenn das „e“ fehlt, ist kein Apostroph notwendig. Müsste mal nachschlagen, wo die Regel steht. Sonst schau(!) mal selbst unter „Apokope des Endungs-e“ im Internet.

Da hab ich es: Duden sagt:
„In der Standardsprache wird das Endungs-e vorrangig dann weggelassen, wenn der Verbstamm auf einen Vokal oder auf r, l, n oder m endet: ich droh, ich fahr, ich stell, ich renn, ich komm. Übrigens: Ein solches nicht vorhandenes e wird nicht durch einen Apostroph ersetzt." :teach:

Hm, es gibt gute und schlechte Ratlosigkeit, und eigentlich erhoffe ich mir eine kleine Ratlosigkeit des Lesers. Allerdings hab ich das Gefühl, deine ist eine schlechte Ratlosigkeit. …
Konntest du also nichts mit dem Ende anfangen (schlechte Ratlosigkeit) oder bist du nur verunsichert, was jetzt tatsächlich Sache ist (gute Ratlosigkeit)? Würde mich sehr interessieren, zumal ich an dem Ende schon viel rumgeschraubt hab und trotzdem noch nicht so recht auf dem allergrünsten Zweig bin, hab ich das Gefühl. Daher freue ich mich auch, dass du es nochmal ansprichst.
Gute Ratlosigkeit! :lol:

Viele Grüße (und man beachte die Markierung),
Du scheinst hier viel Spaß zu haben bei den Wortkriegern. Wo du mich ja auch zuerst für eine Moderatoren-Maschine oder einen Computer gehalten hast. :rotfl:
Das gefällt mir.

Schönes Wochenende, wünscht dir dein GoMusic

 

Lieber GoMusic,

Gegen den Duden ist natürlich kein Kraut gewachsen, da kann man nur den Schwanz einziehen und Apostrophe entfernen. Danke für die Erklärung!

Gute Ratlosigkeit!

Hallelujah! Freut mich.

Du scheinst hier viel Spaß zu haben bei den Wortkriegern.

Sir, ja, Sir, Sherlock, Sir!

Dir auch ein schönes Wochenende, wenn Roboter wie du das überhaupt empfinden können. ;) Musst ja wohl 24 Stunden am Tag Beiträge ins Korrektur-Center verschieben und hyperaktive Accounts rügen ... :lol:

Viele Grüße und danke für deine Antwort,
dein Salomon

 

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