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Die Wahrheit liegt hinter dem Offensichtlichen

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09.12.2003
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Die Wahrheit liegt hinter dem Offensichtlichen

Meine Augen waren tränennass, als ich versuchte die Tragweite der Worte zu verstehen, die ich in meinen Händen hielt. Ich wusste, dass es mich in die Tiefe reißen würde, dennoch versuchte ich noch angestrengter, hinter den Sinn dieser Botschaft zu blicken. Im Grunde wusste ich, was die wohlüberlegten, mit klaren Linien gezeichneten Worte bedeuteten, doch mein Geist versuchte mich vor dem Schmerz zu schützen, der hinter all dem lag.

„Mein Schicksal liegt in Gottes Händen. Mit Flügeln werde ich auferstehen und das Paradies finden.“

Stets hatte sie sich danach gesehnt ein Engel zu sein und durch Gott ins Paradies zu gelangen, um ewig währenden Frieden zu erleben. Sie hat aufgeben... Sie wollte ihrem Schmerz entkommen, der sie in der Tiefe der Nacht weinen ließ. Plötzlich sah ich es, sah ihren fanatischen Gedanken, der sie dazu trieb, immer näher an den schmalen Rand des Daches vorzurücken. Ein Lächeln ziert ihr sanftes Gesicht. Und dann konnte sie fliegen...
Ich schrie, schrie meinen Schmerz hinaus, und alles was blieb, war die stechende Wut, die brennend in meinem Herzen entflammte.
Ich weiß, dass die Welt kalt ist, doch gleichermaßen ist sie auch perfekt. Die Menschen streben so sehr danach, das Paradies, die eigene Vollkommenheit zu finden, dass sie nicht einmal merken, dass es vor ihnen liegt. Adam und Eva wurden nicht verbannt! Gott nahm ihnen die Fähigkeit, hinter das Offensichtliche zu blicken. Mit geöffneten Augen stolzieren sie blind durch die Welt und das Schlimmste daran ist, dass sie es einfach nicht wissen. Die Natur, die noch geblieben ist, ist das Paradies. Es liegt direkt vor uns, doch zerstören wir es, weil wir nicht die Schönheit darin erkennen. Statt uns gegen unsere Erblindung zu wehren, glauben wir der Kirche, die uns nach dem Tode das Paradies verspricht (Alles natürlich unter der Vorraussetzung, dass wir immer brav nach den Geboten gelebt haben.).
Und auch Engel erkennen sie nicht. Nie war die Sehnsucht nach den himmlischen Wesen so groß wie heute. Ich wollte es ihr erklären, wollte sie anschreien, dass sie nichts davon verstünde. Sie wusste so wenig darüber, was es bedeutete, ein Engel Gottes zu sein.
Wesen brauchen das Leid, um das Glück zu erkennen. Diese Zustände bedingen einander. Wenn man nur leidet, zerstört es einen, wenn man nur Glück empfindet, überkommt einen die Verzweiflung, weil etwas fehlt. Aber zusammen... zusammen ergeben sie eine Harmonie, die für das Seelenheil notwendig ist. Durch Leid wird die Erkenntnis geboren und der Weg zum Glück öffnet sich.
Engel Gottes können kein Leid empfinden. Warum?? Weil Gott es nicht will! Er versteht sein eigenes Leid nicht. Ja, auch Gott leidet. Warum wohl schart er all die Engel um sich und nimmt ihnen ihre Freiheit, alles zu fühlen? Er ist einsam. Er möchte den Engeln den Schmerz ersparen und pflanzt ihnen damit eine Naivität ein, die sie zwar trauern lässt, doch ist es eine leichte, nicht verletzende Trauer. Keiner von ihnen wird je wieder das Leben spüren, das einen durchströmt wie der Puls der Welt, wenn man aus dem Dreck aufsteigt.

Gott wollte auch mich bei sich aufnehmen, doch ich stieß ihn fort. Ich entsagte Gott mit reinster Seele und fiel in endlose Tiefen. Er nahm mir meine Flügel, doch meine Freiheit behielt ich. Ich leide und bin glücklicher als je zuvor.
Und während all diese Gedanken in einem unvorstellbaren Tempo meinen Geist ins Chaos stürzten, sah ich es... Klar und deutlich waren die Bilder, die Gott mir sandte. Und ich hasste ihn dafür!
Ich sah sie in gleißendem Licht auferstehen, sah die weißen Flügel, sah ihr staunendes Gesicht, mit dem sie sich betrachtete. Ich wusste, dass sie bei ihm bleiben würde. Die Wunden in ihrer Seele schlossen sich, doch mit diesem Vorgang kam auch das Vergessen.
Das Bild verschwand und ich blieb fröstelnd allein zurück. Ich schaute aus dem Fenster. Trist...
Es hatte begonnen zu regnen. Die Tropfen, die unerträglich laut zu Boden fielen, formten den Klang des Trauerspiels.
Der Himmel weinte nicht um den Verlust eines geliebten Menschen.
Er weinte, weil ein Engel Gottes geboren ward...

 

Hallo Elfenwispern,

nach eineinhalb Jahren ist ein "Herzlich willkommen" vielleicht etwas fehl am Platz, aber ich sage es trotzdem. ;)

Der Beginn deiner Geschichte gefällt mir gut. Hier schaffst du eine Neugier beim Leser, die ihn an den Text bindet und weiterlesen lässt.

Die Passage nach der Botschaft jedoch konnte mich nicht so überzeugen. Hier driftet die Geschichte nahezu ins Essay ab. Die Gedanken der Prot klingen sehr nach den Gedanken der Autorin, die keulenschwingend eine Moral unter das Volk bringen will. Das ist nun sicher übertriben ausgedrückt, aber ich hoffe, du verstehst, was ich meine. Ich wusste zwar, auf was du hinauswillst, aber hier konntest du mich nicht berühren. Ich blieb als Leser zu distanziert. Für diese kurze Geschichte ist es eine lange Passage ohne Handlung - lediglich ein schulmeisterliches Herunterbeten von Ansichten. Vielleicht könntest du das noch ein wenig mit Handlung vermischen und somit auflockern.

Der letzte große Absatz hingegen gefällt mir wieder gut. Zwar transportierst du auch hier im Grunde wieder Ansichten und Meinungen, aber du transportierst sie gelungen durch eine Handlung und in einer schönen Sprache. Die letzten drei Zeilen sind spitze! :thumbsup:

Ein paar Kleinigkeiten:

Stets hatte sie sich danach gesehnt ein Engel zu sein und durch Gott ins Paradies zu gelangen, um ewig währenden Frieden zu erleben. Sie hat aufgeben... Sie wollte ihrem Schmerz entkommen, der sie in der Tiefe der Nacht weinen ließ. Plötzlich sah ich es, sah ihren fanatischen Gedanken, der sie dazu trieb, immer näher an den schmalen Rand des Daches vorzurücken. Ein Lächeln ziert ihr sanftes Gesicht. Und dann konnte sie fliegen...
Hier springst du ziemlich in den Zeiten. Außerdem ist dir ein kleiner Tippfehler unterlaufen: "aufgegeben" müsste es heißen.

Warum?? Weil Gott es nicht will!
Ein Fragezeichen tut es auch.

Viele Grüße
Kerstin

 

Moin!
Ich muss dir leider sagen, dass mir die Geschichte nicht sonderlich gefallen hat. Der Anfang weckt zwar Neugierde und Interesse, allerdings kommt danach nicht viel.
Grundsätzlich gefällt mir an der Geschichte nicht, dass sie kaum eine Handlung hat. Es sind Gedanken, die du da beschreibst, aber eine Handlung kann ich darin nicht entdecken.
Wenn ich eine Geschichte lese, dann möchte ich gerne auch ein Mindestmaß an Handlung erkennen können. Ich habe durchaus nichts gegen langsame, ruhige Geschichte mit wenig Handlung, aber es muss erkennbar sein, dass es nicht nur Gedanken sind. Es heißt hier ja Kurzgeschichte. de und nicht Kurzgedanken.de ;)

Sprachlich finde ich die Geschichte einen Tick zu abgehoben. Toll klingende Worte ersetzen keine Handlung ;)
Ich habe nichts dagegen, wenn man eine Sprache benutzt, die man nicht unbedingt jeden tag auf der Straße erlebt (die ist leider oft sehr platt), aber Höhenflüge müssen mMn auch nicht sein.

Mein Tipp für dich ist: Denke dir eine Handlung aus, die die Gedanken einrahmt, in einen Zusammenhang setzt.

Lieben Gruß
moon

 

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