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Die Warteschlange

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20.11.2005
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Die Warteschlange

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Hi Tantus!

Erst mal herzlich willkommen in der kg.de-Gemeinde. :anstoss:

Hm, was du hier präsentierst, ist nicht viel mehr als eine Momentaufnahme und eine nicht sehr starke Pointe. Als Geschichte geht es aber noch durch.

Ich muss sagen, aus dem Text werde ich nicht so richtig schlau. Ich nehme mal an, dass du das mit der "Totenstille" irgendwie metaphorisch meinst, aber so richtig weiß ich nicht, was ich mir darunter vorstellen soll, wo doch alle Leute reden oder andere Geräusche machen.

Besser wäre vielleicht, wenn du schreibst, dass alle zwar durcheinander murmeln, aber sich anscheinend bemühen, das so leise wie möglich zu tun, so als wären sie auf einer Totenfeier ( stelle ich mir jedenfalls vor ).

Eines freut sich, ein anderes fürchtet sich,

Zu nichtssagend. Besser konkreter rüberbringen, wie sich diese Gefühle äußern ( Show-Don't-Tell-Prinzip ), oder ganz weglassen.

wiederrum ein anderes, noch ein Säugling, vielleicht 8 Monate alt, schläft friedlich in den Armen seiner Mutter. Dabei schnarcht es.

Zahlen ausschreiben. Es heißt meines Wissens auch wiederum.

Bedauernswerte Leute, Geduld ist ein Tugend.

Dazwischen sollte kein Komma stehen, dafür ist der Bezug zu indirekt. Besser einen Punkt einfügen.

Können sie nicht einfach still stehen bleiben und ruhig darauf warten, bis sie an der Reihe sind?

Entweder darauf und dass oder einfach nur bis ohne darauf. In dieser Kombination funktioniert es grammatisch nicht.

Selbst der alte Herr mit den silbrigen Locken, der bis gerade eben ununterbrochen redete, verstummt auf einmal. Man spürt seine Aufregung, seine Ungeduld. Man spürt aber auch seine Angst. So wie man die Aufregung, die Ungeduld und die Angst aller in der Reihe Stehenden spürt.

Wovor haben denn so plötzlich alle Angst? Warum überkommt sie sie jetzt alle auf einmal?

"Worauf warten diese Leute alle? Wofür nehmen sie diese Schmerzen auf sich?", fragt er. "Was ersuchen sie?"

Gibt es einen künstlerischen Grund, warum dieser Mann so spricht?

"Den Drogentod, guter Freund... Den Drogentod!"

Und das ist wohl die Pointe. Tja, leider reißt die mich nicht vom Hocker. Ja, unsere Gesellschaft wird von Drogen überschwemmt, das kennen wir ja aus den Nachrichten. Aber das in einem literarischen Text zu verarbeiten, das erfordert etwas mehr Subtilität. Der Leser sollte den erhobenen Zeigefinger nicht spüren, sondern nur einen Bezug zu seiner Lebenswelt herstellen können, ohne moralinsauren Beigeschmack.
Das ist bei dieser Thematik natürlich schwierig, und bei dieser abstrakt gehaltenen Umsetzung kaum zu bewerkstelligen.

Alles in allem aber kein schlechter Einstieg. Mit Sprach- und Stilfragen hast du jedenfalls keine Probleme. Man darf gespannt sein auf deine nächsten Versuche. :thumbsup:

Als Kurzparabel auf der Pinnwand einer Antidrogenausstellung würde sich der Text übrigens ganz gut machen. ;)

Ciao, Megabjörnie

 

Allerherzlichsten Dank für eine so umfangreiche und ausführliche Kritik!

Die Stelle mit der "Totenstille trotz des ständigen Gemurmels" ist leicht ironisch gemeint, was vielleicht nicht deutlich genug wird. Eine bestimmte Intention steht hinter der Ironie jedoch nicht.

Da die ganze Geschichte, also die Schlange, metaphorisch für das ganze Leben stehen soll, ist mit der plötzlichen eintretenden Angst eine entsprechende Lebensphase gemeint, in der die Leute selbige empfinden... Vielleicht nach dem Drogenkonsum, wenn sie zur Ruhe kommen, wenn sie einmal auf Entzug sind etc. Gibt hierfür verschiedene Interpretationsmöglichkeiten, hab es mir beim Schreiben eher allgemein vorgestellt.

Der Mann soll sich mit seiner Sprache einfach von der Allgemeinheit, also den in der Schlange stehenden Menschen, abheben.

Werde alle Tips für zukünftige "Werke" beherzigen und auch mal ein oder zwei deiner Geschichten lesen und bewerten.

Mit freundlichsten Grüßen und in gespanntester Erwartung ob weiterer Kritiken
Tantus

 

Hallo Tantus,

ich finde, du widersprichst dir zu sehr selbst.
Zuerst scheint die Menge eher gelangweilt zu sein und in aller Ruhe abzuwarten, dann scheint die Nervosität zu überwiegen und nachdem die Angst sie bekriecht, fangen alle an zu leiden.
Vielleicht ist es besser, die Schlange der Wartenden systematisch von hinten bis vorn durchzugehen und an der jeweiligen Position die entsprechende Stimmung einzufangen, anstatt die gesamte Ansammlung zu beschreiben.

dort streiten sich zwei Japaner darüber, wer von ihnen den neueren Fotoapparat besäße

Das finde ich zu klischeehaft. ;)

Bedauernswerte Leute, Geduld ist ein Tugend. Können sie nicht einfach still stehen bleiben und ruhig darauf warten, bis sie an der Reihe sind?

Wer gibt denn da sein Urteil ab? Das passt da nicht wirklich hin.

Was da los sei, fragen sich einige, vielleicht ein durch einen Unfall bedingter Stau?

Also geht das mit dem Drogentod normalerweise schneller? Außerdem scheinen alle zu wissen, worauf sie warten. Warum gehen sie nicht einfach weg?

Steht der Ich-Erzähler selbst auch in der Schlange? Wenn ja, kann er vielleicht etwas mehr darüber erzählen, weswegen er sich angestellt hat, was ihn dort hält und wie er sich fühlt.

Grüße, Negra

 
Zuletzt bearbeitet:

Da die ganze Geschichte, also die Schlange, metaphorisch für das ganze Leben stehen soll, ist mit der plötzlichen eintretenden Angst eine entsprechende Lebensphase gemeint, in der die Leute selbige empfinden... Vielleicht nach dem Drogenkonsum, wenn sie zur Ruhe kommen, wenn sie einmal auf Entzug sind etc.

Also dann finde ich es noch weniger plausibel, dass plötzlich alle gleichzeitig Angst kriegen, schließlich ist das hier vor dem Drogenkonsum. Da könntest du dann Negras diesbezüglichen Vorschlag aufgreifen.

Geduld ist ein Tugend.

Tugend ist feminin. Fiel mir gerade so auf. ;)

 

Dankehübsch Negra und auch nochmals Megabjörnie..


ich finde, du widersprichst dir zu sehr selbst.
Zuerst scheint die Menge eher gelangweilt zu sein und in aller Ruhe abzuwarten, dann scheint die Nervosität zu überwiegen und nachdem die Angst sie bekriecht, fangen alle an zu leiden.
Vielleicht ist es besser, die Schlange der Wartenden systematisch von hinten bis vorn durchzugehen und an der jeweiligen Position die entsprechende Stimmung einzufangen, anstatt die gesamte Ansammlung zu beschreiben.

Eben: "Zuerst". Soll eigentlich eine zeitliche Entwicklung darstellen, wird vielleicht nicht ganz klar.


Steht der Ich-Erzähler selbst auch in der Schlange?

Nein, der soll eigentlich außerhalb stehen, als neutraler Beobachter (weswegen du ja eigentlich auch Recht damit hast, dass das wertende Urteil fehl am Platz ist).


Also dann finde ich es noch weniger plausibel, dass plötzlich alle gleichzeitig Angst kriegen, schließlich ist das hier vor dem Drogenkonsum. Da könntest du dann Negras diesbezüglichen Vorschlag aufgreifen.

Nein, es ist vor dem Drogentod, nicht dem Konsum.


Tugend ist feminin. Fiel mir gerade so auf.

Joah, sind bestimmt noch mehr Tippfehler drin. Wird verbessert.

 

Die Stelle mit der "Totenstille trotz des ständigen Gemurmels" ist leicht ironisch gemeint, was vielleicht nicht deutlich genug wird.
drinnen sitzen stehend Leute, schweigend ins Gespräch vertieft :)
Hi Tantus,
weswegen du ja eigentlich auch Recht damit hast, dass das wertende Urteil fehl am Platz ist
nicht unbedingt, ein auktorialer erzähler darf sich durchaus eine wertung erlauben - das macht ihn ja gerade aus!
Mit dieser Geschichte kann ich auch nicht viel mehr anfangen, als mit der letzten, sorry.

 

Hi Tantus!

Deine Geschichte erinnert mich an die Miniaturen des Philosophen Ernst Bloch,
aus seinem Buch "Spuren".
Ich habe jetzt nicht die ganze Latte Kritiken gelesen, vor mir.
Wollte nur mitteilen, dass ich den Text gut finde. :)

Gruß

cann.

 

Ich schließe mich Cannam an.
Ich bin nicht hier, um Literatur tot zu kritisieren, sondern um sie zu genießen.
Es gibt reife und unreife Literatur und die Werke eines Anfängers können auf ihre Art genauso fesseln wie die eines Routiniers. Auch wird niemand, der hier veröffentlicht, einen Lektor haben. So seien Fehler verziehen.
Genießen wir Literatur auf ihre unverdorbenste Weise, direkt vom Autor.

Mir gefällt Deine Geschichte.

Gruß Klemens

 

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