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Die Zeit danach

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02.06.2007
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Die Zeit danach

Ich öffne meine Augen und bin irritiert. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, schlafen gegangen zu sein.
Einen Momentlang lang bin ich geblendet und ich muss ein paar Mal blinzeln bevor ich den Raum vor mir erkennen kann. Die Wände sind weiß, der Bettbezug ist weiß, sogar der Schrank ist weiß.
Wo bin ich?
Panik erfasst mich. Wieso liege ich nicht in meinem schönen Zimmer, in dem all meine tollen Spielzeuge auf dem Boden liegen? Und wo ist Mama?
Ich höre ein leises Piepsen rechts von mir und erblicke ein großes Gerät, das grüne Linien auf dem schwarzen Bildschirm zeichnet. Erschrocken merke ich, das ich an diesem Ding mit Kabeln und Schläuchen verbinden bin. Ich schlage die Bettdecke zurück. Was ist mit meinem Körper passiert?!
Ich stoße einen kurzen Schreckensschrei aus, verstumme jedoch gleich wieder. Auch die Stimme ist mir fremd. Sie hört sich viel zu tief und heißer an.
Die Tür geht auf und eine Frau mit weißer Kleidung betritt das Zimmer.
„Wo bin ich? Wo sind Mama und Papa?“, rufe ich panisch.
Die Frau kommt auf mich zu und drückt meinen Oberkörper ins Bett zurück. „Du darfst dich jetzt bloß nicht aufregen. Deine Mutter ist schon verständigt und wird in fünf Minuten da sein. Du hattest einen schweren Unfall und bist im Krankenhaus.“
„Warum … Wieso sehe ich so … seltsam aus?“, bringe ich unter Tränen heraus, doch diese Frage wird mir nicht beantwortet. Die Krankenschwester nimmt nur meine Hand, streicht über sie und lächelt mich mitleidig an.

„Mama?“
Eine fremde Frau steht mir gegenüber, die zwar vage Ähnlichkeit mit meiner Mutter hat, aber viel mehr graue Haare hat und ihr Gesicht erinnert nun viel mehr an das von Rotkäppchens Oma. Es sieht aus, wie zerknittertes Papier.
„Mein Schatz. Ich habe ja schon gar nicht mehr daran geglaubt, dass dieser Tag kommt.“ Die Stimme ist die meiner Mutter. Sie kommt weinend auf mich zu und umarmt mich.
„Mama, wieso … was ist mir deinem Gesicht und deinen Haaren passiert? Wo ist Papa?“
Sie drückt mich ganz fest an sich und erklärt stockend: „Ach mein Liebling … Du hattest einen ganz schweren Unfall ... mit Papa. Er hatte … Er ist jetzt bei den Engelchen … Das ist jetzt schon so lange her. Sechzehnjahre …“
Es dauert nur einen Augenblick bis ich verstehe was Mama damit sagen möchte, dann schlage ich die Hände vors Gesicht und fange zu weinen an …

Sechzehn Jahre. Ich war damals sechs. Wie alt bin ich dann jetzt? Ich weiß es nicht …
Ich muss noch zwei Tage im Krankenhaus bleiben, bevor ich nach Hause kann. Man gibt mir einen etwas witzigen Stuhl, der an beiden Seiten große Räder hat. Mama erklärt mir später, dass ich noch nicht so viel machen kann, weil ich so lange gelegen habe und meine Muskeln erst wieder trainiert werden müssen.

Alles ist so fremd. Die Leute die mich besuchen kommen, kommen mir zwar bekannt vor, aber ich erinnere mich kaum an sie weil alle anders aussehen. Einfach alt. Und ich fange oft an zu weinen, weil ich mache Leute nicht wiedererkenne, obwohl sie mir früher so wichtig waren …

Als ich mit Mama zu unserer Wohnung fahre, blicke ich aus dem Fenster und betrachte all die neuen Häuser und Straßen die gebaut worden sind. Auch unser Haus hat sich verändert. Es ist jetzt hellblau gestrichen. Früher war es weiß. Die Zimmer, in denen ich mich vorher so wohl gefühlt habe, sind mir fremd. Es steht ein neues Sofa in der Ecke, die Küche ist ganz anders.
Das einzig Vertraute ist mein Kinderzimmer. Es hat immer noch den fröhlichen Orangeton an den Wänden und das Bett den Überzug mit dem lachenden Clownsgesicht. Auf dem Boden liegt meine Lieblingspuppe Mariel. Ich bitte Mama, mir die Puppe zu geben.
„Ich habe alles so gelassen, wie es war,“ erklärt sie und reicht mir die Puppe. Ich streiche über das lila Haar meiner Puppe. Hauptsache etwas ist geblieben …

Die nächsten Tage bleibe ich größtenteils daheim und versuche mich in der Wohnung zurechtzufinden. Nur wenn ich zum Arzt muss, verlasse ich das Haus. Er untersucht mich oft und macht mit mir Übungen, die ich auch daheim machen soll. Er sagt, sie sind gut für meine Muskeln, damit ich schnell wieder laufen kann …

Eines Tages stehe ich am Küchenfenster und beobachte die Kinder die auf der Straße mit ihren Püppchen spielen.
„Mama, darf ich raus?“, frage ich schüchtern.
Sie schaut mich an und ein leichtes Lächeln bildet sich auf ihren Lippen. „Natürlich. Aber sei vorsichtig.“
Ich verlasse das Haus mit Mariel in der Hand und gehe etwas schüchtern auf die Kinder zu.
„Hallo“, sage ich.
Ein blondes Mädchen schaut mich fragend an. „Hallo.“
„Darf ich … darf ich mit euch spielen?“
„Du bist doch viel zu alt!“, sagt ein anderes Mädchen und schaut mich grimmig an. Sie hält eine große Puppe mit Locken, die sie fest an sich drückt. Keines drei Mädchen ist nicht älter als sieben.
Ich lasse den Kopf ein wenig hängen. „Aber ich kann doch trotzdem mit euch spielen.“
„Gell, du bist zurückgeblieben?!“, fragt das dritte Mädchen.
Mir treten Tränen in die Augen. Ich bin doch nicht zurückgeblieben …
„Mit solchen wollen wir nichts zu tun haben!“ Das zweite Mädchen dreht mir provokativ den Rücken zu.
Ich laufe schnell zu Mama zurück. Tränen laufen mir das Gesicht herunter.
Als ich sie frage, ob ich zurückgeblieben bin, antwortet sie mir mit einem nein, ich müsse mich eben erst in dieser neuen Welt zurechtfinden. Aber ich habe trotzdem Angst, dass ich behindert bin …

Blut! Überall Blut!
Ich schreie entsetzt auf. „Ich verblute! Ich verblute! Mama!“
Meine Mutter kommt herbeigeeilt, doch als sie das blutige Höschen sieht, muss sie lachen. „Ach nein, Kind. Du verblutest nicht. Das ist doch nur deine Menstruation. Die bekommst du jetzt jeden Monat. Komm, ich helfe dir und dann erkläre ich dir in aller Ruhe, wie das ist.“

Ich stehe vor dem Spiegel und betrachte meinen „neuen“ Körper.
Ich finde er ist viel zu groß. Ich ecke ständig irgendwo damit an. Die Beine sind viel zu lang. Mama musste mir ein neues Bett kaufen, denn beim alten hingen sie raus. Und der Busen stört auch. Er ist ständig im Weg.
Ich kann wegen der Größe nicht mehr in die kleinen Tunnel auf dem Spielplatz klettern und auf dem Klettergerüst spielen, dafür bin ich jetzt zu groß. Außerdem schauen die Leute so komisch, wenn ich auf eines der Gerüste klettern möchte und das ist mir unangenehm. Mein altes Fahrrad ist jetzt auch zu klein für mich.
Und diese hässlichen Berge in meinem Gesicht, die manchmal rot und manchmal gelb sind finde ich ekelhaft und sie tun mir weh.
Ich kann meinen Körper nicht leiden. Ich will in meinen Kinderkörper zurück, denn dieser hier passt gar nicht zu mir. Er zeigt, dass ich erwachsen bin, obwohl ich das gar nicht sein möchte …

„Mami, wo sind Jennifer und die anderen? Ich würde gerne wieder mir ihnen spielen.“
Meine Mutter sieht mich lange an, bevor sie antwortet. „Schatz, ich denke es ist keine gute Idee, wenn du sie besuchen gehst.“
„Warum?“
„Nun ja, deine Freundinnen sind jetzt alle erwachsen und werden dich vielleicht nicht wiedererkennen. Es ist sogar möglich, dass du dich nicht mehr so gut wie früher mit ihnen verstehst. Ich glaube, wir lassen das lieber mit dem Besuch.“
„Ich will aber!“ Ich stampfe feste mit dem Fuß auf. „Ich will meine Freundinnen sehen!“
„Ich meine es doch nur gut. Versteh doch, dass es nicht mehr so sein wird, wie vor dem Unfall. Ich möchte nicht …“
„Ich will zu Jennifer!“ Ich schmeiße mich mit dem Rücken aufs Sofa, balle meine Hände zu Fäusten und schlage damit auf das Polster ein. „Ich will zu meinen Freundinnen! Ich will, ich will, ich will!“
„Ist ja gut. Wir werden Jennifer besuchen gehen. Ich weiß, dass sie immer noch im gleichen Haus wohnt. Ich treffe sie manchmal beim Einkaufen. Sie ist auch einige Male mit ins Krankenhaus gekommen.“

Am nächsten Tag geht sie mit mir zu Jennifers Haus. Langsam gehen wir auf die Haustür zu. Ich bin ganz nervös und meine Hand zittert, als ich die Klingel drücke. Ich vernehme Geräusche hinter der Tür, bevor sie sich öffnet. Eine junge Frau steht mir gegenüber. Sie sieht mich lange an, dann hellt sich ihr Gesicht auf und sie hüpft vor Aufregung von einem Bein zum anderen. „SARA! Mein Gott. Mutter, komm schnell! Die Gerüchte stimmen! Sie ist wach!“ Die junge Frau umarmt mich ohne Vorwarnung. „Oh Sara! Ich hab dich vermisst. Komm doch in die Wohnung!“
Etwas ängstlich sehe ich die Frau an. „Jenn … Jennifer, bist du das?“
„Ja, natürlich! Na komm, wir haben uns soviel zu erzählen.“ Sie nimmt mich an der Hand und zieht mich in den Flur.

Ich sitze mit meiner alten Freundin am Esstisch und sie redet ohne Luft zu holen. Ihre Mutter bietet uns Kekse an. Das erinnert mich an früher, als Jenny und ich in ihrem Zimmer saßen und mit unseren Barbies spielten. Aber jetzt spielen wir nicht mehr, Jenny benimmt sich wie eine erwachsene Frau, zeigt mir ihre neuesten Klamotten, erzählt mir von ihrer ersten großen Liebe und den darauffolgenden Männern. Als sie die Puppe in meiner Hand sieht, stutzt sie etwas und schaut mich komisch an, sagt aber nichts dazu. Für sie scheint es selbstverständlich zu sein, das ich mich nun auch wie eine erwachsene Frau benehme, aber ich kann es nicht. Ich weiß doch gar nicht wie. Ich fühle mich unwohl und traue mich gar nicht erst zu fragen, wo denn all ihre tollen Spielsachen hin sind und ob sie Lust habe, mit mir Mama, Papa, Kind zu spielen.
Als ich Mama bitte, mit mir nach Hause zu gehen bin ich traurig, denn Jennifer ist nicht länger die Freundin, die ich mal hatte …

Ich fahre an einem Tag alleine zum Arzt, denn Mama muss arbeiten.
Es ist das erste Mal das ich ganz ohne Begleitung Straßenbahn fahre und es macht mir ein wenig Angst. Sie ist vollgestopft und es gibt keinen Sitzplatz mehr, so dass ich stehen muss.
Ich versuche mich bestmöglich an einer der vielen Stangen festzuhalten, stolpere aber trotzdem jedesmal hin und her, wenn die Straßenbahn um eine Kurve fährt oder bremst.
Da kommt ein Mann auf mich zu. Ich schätze ihn etwa auf fünfundzwanzig.
„Ey, Süße. Wenn du so auf mir reitest, lade ich dich gerne zu einem Ritt ein“, grinst er. „Na lass mal anfassen.“
Erschrocken weiche ich zurück und remple dabei einen älteren Herren an.
„Pass doch auf!“, beschwert sich dieser.
„Tut mir leid.“ Ich habe wieder Tränen in den Augen.

Ich versuche, Zimmer, in dem alle Besucher warten, eines der vielen Bücher zu lesen. Ich habe mir eines mit einer Menge Bilder und ganz wenig Text ausgesucht. Ich versuche das erste Wort zu lesen.
„H.. Ha … Has … Hase …“
Ich kann es nicht. Die Buchstaben verschwimmen vor meinen Augen und ergeben keinen Sinn. Sie sind für mich einfach sinnloses Gekritzel. Ich muss anfangen zu weinen, denn eigentlich sollte ich doch lesen können. Ich bin jetzt schließlich erwachsen …

Weil ich nicht lesen kann, versuche ich mir mit Mariel die Wartezeit zu vertreiben. Ich finde in der Spielzeugkiste noch andere Puppen und verheirate Mariel mit einer männlichen, die ich Timmy taufe.
„Willst du mich heiraten?“, lasse ich Timmy fragen.
„Ja.“
Dann lasse ich Timmy Mariel küssen.
„Du hast da aber ‘ne schöne Puppe.“ Ein Mädchen etwa im Alter von acht steht neben mir. „Darf ich mal sehen?“
Ich nicke schüchtern und reiche sie der Fremden.
„Die ist wirklich schön. So eine hätte ich auch gerne.“ Neugierig betrachtet das Mädchen die Puppe und dreht sie in alle Richtungen hin und her. „Darf ich mitspielen?“
Ein ungewohntes Gefühl durchströmt mich, das überall kribbelt und mich zum Grinsen bringt. Endlich stoße ich nicht auf Ablehnung.
„Ja“, antworte ich eifrig und das Mädchen setzt sich zu mir.
„Ich bin Melanie und wie heißt du?“
„Sara.“ Ich kann meine Freude nicht verstecken, aber mir liegt eine Frage auf der Zunge, die ich unbedingt stellen muss, denn zu groß ist die Angst, wieder verstoßen zu werden. „Und es macht dir nichts aus, dass ich viel älter bin als du?“
„Ach was. Mein Bruder ist so wie du. Der hat lange im Koma gelegen und ist immer noch ein Kind geblieben. Siehst du, der Junge da. Das ist mein Bruder. Er kennt viele, die so sind, wie er und du.“ Sie deutet auf einen Siebzehnjährigen.
„Wollen wir denn Freundinnen werden?“, fragt Melanie und ich ziehe vor lauter Freude das Mädchen in meine Arme und trompete ein lautes „JA!“

 

Hallo Nakio!

Eine schöne Geschichte! :) Stilistisch könntest Du zwar noch ein wenig feilen, aber was Du erzählst, hat mir sehr gefallen. Ein ausgefallenes Thema, und Du hast Dir viele Gedanken um das Mädchen bzw. die junge Frau gemacht, wie es ist, körperlich erwachsen aus dem Koma aufzuwachen, wenn man vorher noch ein Kind war.
Was mir dabei gefehlt hat – vielleicht kannst Du das ja noch einbauen – ist die Suche nach ihren früheren Freunden, zumindest der besten Freundin oder so. Sehen, was aus ihr geworden ist, mit ihr nach gemeinsamen Erinnerungen suchen. – Aber das ist nur eine Idee, Du mußt sie nicht umsetzen. ;)

Der Schluß ist auf jeden Fall sehr rührend und beruhigend: Wenn sie Freunde mit gleichem Schicksal findet, werden sie gemeinsam das Versäumte nachholen. :)

Etwas unglaubwürdig fand ich die Szene in der Straßenbahn, als der Mann ihr einfach auf den Busen greift. Die Bemerkung allein würde schon reichen, finde ich.

Ansonsten noch ein paar Kleinigkeiten:

»Nach sehr langer Dunkelheit öffne ich die Augen.«
– weiß sie denn zu dem Zeitpunkt überhaupt schon, daß es eine lange Zeit war?
Wie wär’s mit sowas wie »Ich öffne die Augen und frage mich, wann ich denn schlafen gegangen bin. Doch da ist keine Erinnerung.

»Einen Augenblick lang bin ich von dem vielen Weiß, das mich umgibt, geblendet und ich muss ein paar Mal blinzeln bevor ich den Raum vor mir erkennen kann.«
– nachdem Du ja anschließend erzählst, was alles weiß ist, würde ich hier »von dem vielen Weiß, das mich umgibt,« herausstreichen – sie kann ja auch erst dann etwas erkennen.

»Die Wände sind weiß, er Bettbezug ist weiß,«
– da fehlt ein d: der Bettbezug

»erblicke ein großes Gerät das meine Herzfrequenz misst.«
– Gerät, das

»Auch die Stimme ist mir fremd. Sie hört sich viel zu hell an.«
– normal sind doch Kinderstimmen heller, also müßte sie sich zu tief anhören, oder?

»Deine Eltern sind schon verständigt und werden in fünf Minuten da sein.«
– es kann wohl nur die Mutter verständigt worden sein, also: Deine Mama ist schon verständigt und wird in fünf Minuten da sein.

»aber viel mehr Falten im Gesicht und graue Haare trägt.«
– ich würde das »trägt« durch »hat« austauschen, Falten trägt man nicht, und graue Haare auch nicht, die hat man.

»„Mein Schatz! Ich habe ja schon gar nicht mehr daran geglaubt, das dieser Tag kommt.“«
– dass

»„Erinnerst du dich denn nicht mehr, mein Liebling? Wie du mit Papa einen schweren Verkehrsunfall hattest? Papa hat es nicht überlebt und du hast 16 Jahre im Koma gelegen …“«
– eben weil sie im Koma gelegen hat, ist die Frage eigentlich unsinnig. Eher sollte sie versuchen, es ihr schonend beizubringen (Protagonisten dürfen natürlich auch Fehler machen, aber ich finde es hier komisch, da man doch für die eigene Tochter etwas mehr Gefühl haben sollte)
– da »sechzehn« nicht allzu lang ist, wäre es schöner ausgeschrieben

»16 Jahre. Das heißt, ich bin jetzt 22.«
– sechzehn, zweiundzwanzig

»dann darf ich mit einem Rollstuhl nachhause,
[…]
Als ich mit Mama nachhause fahren darf blicke ich aus dem Fenster«
– 2 x nach Hause
– statt der Wiederholung des »darf« würde ich im zweiten Satz nur schreiben »Als ich mit Mama nach Hause fahre, blicke …« – jedenfalls gehört vor »blicke« ein Beistrich (Komma)

»Es ist jetzt in einem Hellblau gestrichen.«
– Es ist jetzt hellblau gestrichen.

»Die Zimmer, in denen ich mich vorher so wohl gefühlt habe sind mir fremd.«
– habe, sind
– »vorher« ist nicht ganz passend, »früher«, »als Kind« oder »vor dem Unfall« wären besser

»Das Einzig vertraue ist mein Kinderzimmer.«
– Das einzig Vertraute

»Ich bitte Mama mir die Puppe zu geben.«
– Mama, mir

»Ich streiche über der lila Haar meiner Puppe.«
– über das lila Haar

»versuche mich in der Wohnung zurecht zu finden. Nur wenn ich zum Arzt muss verlasse ich das Haus.«
– zusammen: zurechtzufinden
– muss, verlasse

»Nach der sechsen Rehastunde darf ich endlich wieder laufen, auch wenn es noch sehr anstrengen ist.«
– sechsten, anstrengend

»Ich verlasse das Haus, Mariel in der Hand halten und gehe etwas schüchtern auf die Kinder zu.«
– entweder »halte Mariel in der Hand« oder »verlasse das Haus mit Mariel in der Hand« oder (am wenigsten schön: ) »Mariel in der Hand haltend«

»Alle drei Mädchen sind nicht älter als sieben.«
– besser: Keines der drei Mädchen ist älter als sieben.

»ich müsse mich eben erst in dieser neuen Welt zurecht finden.«
– zusammen: zurechtzufinden

»Meine Mutter kommt herbei geeilt, doch als sie das blutige Höschen sieht muss sie lachen.«
– zusammen: herbeigeeilt
– sieht, muss

»Es ist das erste Mal das ich ganz ohne Begleitung Straßenbahn fahre«
– Mal, dass

»stolpere aber trotzdem jedesmal hin und her wenn die Straßenbahn um eine Kurve fährt«
– her, wenn

»Ich schätze ihn etwa auf 25.«
– fünfundzwanzig

»Ich versuche im Wartezimmer eines der vielen Bücher zu lesen.«
– versuche, im

»denn eigentlich sollte ich doch lesen können. Ich bin doch jetzt erwachsen …«
– vielleicht bringst Du ja eins der beiden »doch« weg, z. B. Ich bin jetzt schließlich erwachsen

»Ich finde in der Spielzeugkiste noch andere Puppen und verheirate Mariel mit einer Männlichen,«
– da es sich auf die Puppe bezieht: mit einer männlichen

»„Du hast da aber ne schöne Puppe.“«
ne

»Neugierig betrachtet die Frau die Puppe«
– die Frau? Eben war es doch ein achtjähriges Mädchen. ;-)

»„Darf ich denn mit spielen?“«
– zusammen: mitspielen

»Endlich stoße ich nicht auf Abneigung.«
– Ablehnung fände ich schöner

»„Ja“, antworte ich eifrig und das setzt sich zu mir.«
– nach »das« fehlt wohl »Mädchen«

»denn zu groß ist die Angst wieder verstoßen zu werden.«
– Angst, wieder

»„Und es macht die nichts aus, das ich viel älter bin als du?“«
– macht dir nichts aus, dass

»Sie deutet auf einen etwa 17-Jährigen.«
– Siebzehnjährigen

»„Wollen wir denn Freundinnen werden?“, fragt Melanie und ich kann nicht nein sagen«
– das »kann nicht« klingt so, als wollte sie nein sagen; Vorschlag: und ich springe vor Freude in die Höhe und sage: »Ja!«

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo Häferl,
danke für deine Kritik und die Hinweiße auf meine Fehler.

Ein ausgefallenes Thema, und Du hast Dir viele Gedanken um das Mädchen bzw. die junge Frau gemacht, wie es ist, körperlich erwachsen aus dem Koma aufzuwachen, wenn man vorher noch ein Kind war.
Ich muss gestehen, die Idee zu dieser Geschichte ist mir gekommen, als ich mit dem Roller nach Hause fuhr. Ursprünglich wurde die Geshichte aus der Sicht einer dritten Person erzählt, aber ich muss zugeben, das ich einfach besser schreiben kann, wenn ich in der ich-form erzähle. Dann fällt es mir oft leichter, mich in den Protagonisten hineinzuversetzen. Es freut mich, das dir die Geschichte gefallen hat :)

Was mir dabei gefehlt hat – vielleicht kannst Du das ja noch einbauen – ist die Suche nach ihren früheren Freunden, zumindest der besten Freundin oder so. Sehen, was aus ihr geworden ist, mit ihr nach gemeinsamen Erinnerungen suchen. – Aber das ist nur eine Idee, Du mußt sie nicht umsetzen.
Schon umgesetzt. Danke, daran habe ich echt nicht gedacht. Auch die Szene, wo der Mann ihr an den Busen grabscht habe ich raugenommen.

Was die Stimme des Mädchen/der Frau betrifft, da war ich mir von vornherein unsicher. wenn man jahrelang nicht redet, müsste die Stimme dann nicht leise und heißer sein? Und mpüsste e snciht anstrengen zu reden? *grübel*

»Neugierig betrachtet die Frau die Puppe«
– die Frau? Eben war es doch ein achtjähriges Mädchen. ;-)
Oh je, da ist mir wohl eine Frau durch die Lappen gegangen. Das Mädchen war nämlich zuerst eine Frau, die das Schicksal mit Sara teilte, aber dann dachte ich mir, dass es vielleicht anders (so wie es jetzt steht) glaubwürdiger rüberkommt.

Auf jeden fall vielen Dank für deien Tipps, habe die meisten auch in die tAt umgesetzt. :)
Gruß
Kio

 

Hallo Nakio, Kompliment fuer das ausgefallene, interessante Thema.
Allerdings gibt es fuer mich einige Umstimmigkeiten:
Du schreibst es aus der Perspektive des Maedchens, die zur Zeit des Unfalls 6 Jahre alt war. Wenn du das aus dieser Perspektive schreibst, musst du es auch konsequent kindlich halten, oder aber auf eine andere Perspektive ausweichen. Was ich meine ist:
ein sechsjaehriges Maedchen ( und das ist sie ja noch, trotz ihres veraenderten Koerpers) weiss nicht was eine Herzfrequenz ist. Sie wuesste auch wahrscheinlich nicht, dass sie jetzt zweiundzwanzig ist, weil sie noch gar nicht so weit rechenen koennte. Sie wuerde auch nicht so geschwollen""was ist mit meinem Koerper?" sagen, sondern etwas wie "ich seh so komisch aus" . Ich zaehle jetzt nicht alles auf, ich hoffe, du verstehst, was ich meine. An einigen Stellen gelingt es dir schon gut, z. B. als sie ihre Menstruation bekommt, oder als sie mit den anderen Kindern spielen will. Da findet man die echte Erlebniswelt einer Sechsjaehrigen. Vielleicht ueberarbeitest du es in dieser Hinsicht nochmal oder, da ich das ehrlich gesagt insgesamt schwierig finde, wuerde ich die ganze Geschichte in der dritten Person schreiben:
"Sie wachte ploetzlich auf und...."

Eine tolle Idee, wirklich!
Gruss, sammamish

 

Hey, sammamish!
Danke für deine Kritik. Bin schon am Verbessern, aber die Überarbeitung werde ich wohl erst Dienstagabend posten. Ist mir auch schon aufgefallen, dass da einige Unstimmigkeiten sind, habe aber weiterhin vor, die Geschichte in der Ich-Fassung stehen zu lassen. Werde mir die allergrößte Mühe geben, es besser hinzubekommen. ;)

Es freut mich, das dir die Idee gefallen hat. :)

Gruß
Kio

 

Ok, ihr dürft mich hauen wir haben erst montag *sich duck* nun ja, ich konnt es einfach nicht lassen und habe nun an meiner Geschichte so viel dran rumgefeilt, wie ich konnte und ich hoffe, es ist mir nun etwas besser gelungen, die geschichte ein wenig kindlicher wirken zu lassen bzw. die protagonistin ein wenig mehr ins alter von 6-jahren zu rücken. würde mich freuen von euch zu hören, wie ihr die Geschichte nun findet.
Gruß
Kio

 

Hallo Nakio, ja es ist jetzt besser. Es gibt allerdings immer noch ein paar Sachen, die ich nicht so stimmig finde, wenn du willst, kamm ich es dich gern wissen lassen, aber ich will dir ehrlich gesagt auch nicht so in deinem Text rumpfuschen, denn letztendlich ist es ja deine Geschichte, und nicht meine.
Ich denke einfach, es ist schwer diese Kind-Perspektive durchzuhalten, das muss dann so ein "Forest Gump" Effekt sein, ich hoffe jetzt, du kennst den Film.
Ein paar fluechtige Sachen:
das ich an diesem Ding mit .... verbinden bin
dass ich... verbunden bin

ich erinner mich kaum an sie, weil

keins der Maedchen ist nicht aelter als sieben - das nicht wuerde ich weglassen, klingt doppelt gemoppelt


viele gruesse, sammamish

 

Hallo nakio,

wie auch meine Vorposter finde ich die Idee deiner Kg sehr interessant. Auch die Umsetzung gefällt mir größtenteils, doch liest man heraus, dass du stellenweise damit etwas überfordert warst.
Du möchstest zwar aus der Perspektive deiner Protagonistin schreiben, hältsts das jdoch nicht konsequent durch, was zu einem unausgegorenen Mischmasch führt. Das klingt jetzt schlimmer als es ist. Auch so geht die Geschichte auf, aber sie ist weit davon entfernt vollkommen in sich stimmig zu sein. Meiner Meinung nach wäre es besser gewesen, wenn du aus der Perspektive der Mutter, einer Freundin oder jemand anderem erzählt hättest, der deine Prota begleitet.
Das Ende ist zwar schön, aber in meinen Augen etwas plump. Ich bin mir nicht sicher, wie viele junge Menschen das Schicksal deiner Prota teilen, aber dass plötzlich jemand mit dem gleichen Hintergrund erscheint, will mir etwas gezwungen erscheinen. Der Junge könnte ja aus anderen Gründen "zurückgeblieben sein", vielleicht durch einen Gehirnschaden, von einem Unfall verursacht oder ähnliches.
Das ist jetzt viel Kritik, aber ich habe die Geschichte dennoch gerne gelesen. Sie erinnert mich an einen Traum mit ähnlicher Thematik, den ich vor einigen Jahren immer wieder durchleben musste. Vielleicht mache ich daraus ja auch mal eine Geschichte.

grüßlichst
weltenläufer

 

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