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Die Zeit der Schellfische

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22.10.2005
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Die Zeit der Schellfische

„Können Sie sich denken, weshalb Sie hier und heute auf diesem Stuhl in diesem Raum sitzen und ich Ihnen diese Fragen stelle, Herr Braun?“, fragte der Doktor sein Gegenüber mit durchdringendem Blick, jedoch sehr beruhigender und langsamer Stimme über den Tisch hinweg. Es war sehr spät und außer dem Doktor, zwei wachhabenden Polizisten und ihm war keiner mehr im Revier. Er fragte sich, weshalb ihn der Doktor ausgerechnet zu dieser späten Stunde verhören musste. Er hatte schon den ganzen Tag lang Erklärungen gegeben und unzählige Verhöre über sich ergehen lassen müssen, bis man ihn schließlich aufgegeben und den Polizeipsychologen gerufen hatte, Herrn Doktor Lothar Buschfuchs, einen kompakten kleinen Mann fortgeschrittenen Alters, mit einem hauchdünnen pflaumigen Vollbart und einer seltsam bunten Krawatte.
Der Doktor starrte ihn immer noch aus großen braunen Augen an und wartete auf eine Antwort von ihm. Die Tatsache, dass sie einen Psychologen hinzugezogen hatten, war ihm Beweis genug, dass sie ihn für verrückt hielten. Doch er würde dem Doktor genau dasselbe erzählen, was er ihnen auch schon erzählt hatte und der Doktor würde ihn dann in eine Irrenanstalt überweisen. Aber die ganze Sache war auch zugegebenermaßen sehr skurril.
„Ich denke, weil Sie mich für verrückt halten, Herr Doktor. Weil Ihre Kollegen Ihnen erzählt haben, dass ich einen an der Waffel habe, völlig durchgeknallt bin.“ Er hatte erwartet, dass der Doktor auf seine Erklärung mit einem kurzen Lachen reagieren würde und ihm erzählte, dass es laut seiner Auffassung niemanden gibt, der wirklich verrückt ist, oder ähnliches, doch der Doktor verzog keine Mine und fragte: „Glauben Sie auch, dass Sie verrückt sind?“. Also hielt man ihn für verrückt, er hatte es geahnt.
„Nein.“
„Meine Kollegen, die sie verhört haben, tun es. Ich jedoch bin neutral, überzeugen Sie mich, Herr Braun. Überzeugen Sie mich und Sie können wieder gehen.“
„Sie können mich übrigens Michael nennen, Herr Doktor. Alle nennen mich Michael.“
„Nun gut, Michael. Wohin sind ihre Frau und die anderen beiden Männer verschwunden? Was ist letzte Nacht passiert? Erzählen Sie, ich werde zuhören, erzählen Sie nur. Ich werde Sie nicht unterbrechen.“ Der Doktor griff in seine Tasche und zog ein Diktiergerät hinaus. Er stellte es auf den Tisch genau zwischen sich und Michael Braun und schwieg. Michael war unwohl zumute, die ganze Geschichte noch einmal aufzurollen, doch vielleicht würde ihm der Doktor ja allen Erwartungen zum Trotz dennoch Glauben schenken und ihn gehen lassen. Versuchen musste er es. Zögernd erinnerte Michael sich der furchtbaren Ereignisse der letzten Nacht und begann zu erzählen.
„Gestern, ja gestern Abend fing es an. Ich hatte den ganzen Tag schwer gearbeitet, im Kraftwerk, und war müde als ich nach Hause kam. Meine Frau war den ganzen Tag daheim und hatte schon gekocht. Hackbraten, wissen Sie. Das ist mein Leibgericht. Meine Frau ist… war Lehrerin an der Grundschule und da kommt sie natürlich immer vor mir nach Hause. Wir haben gegessen und ich wäre fast am Tisch eingeschlafen. Ein sehr harter Tag, wir hatten viel zu tun im Kraftwerk. Als ich nun fertig gegessen hatte und mich hinlegte, fing es an…

Schmerz. Schmerzen, die meinen Schädel zerreisen. Mein Gehirn will explodieren. Susanne? Susanne? Wo bist du? Was ist das? Wo bin ich?
Dunkel, boden- und formloses All umgibt mich. Keine Dimension bestimmt mich, keine Wege führen nach Nirgendwo. Leere… Leere… Leere, nur der Schellfisch treibt im Raum, nur der Schellfisch. Eine Silhouette vor der gegenstandlosen Wand aus Schwärze.
Susanne, da bist du ja. Komm herüber, setz dich zu mir. Roter Saft sprudelt aus deinen Augen. Der Duft von frischem Blut erfüllt erfüllt das Nichts, die Wände färben sich im Schwall vom Rot.
Susanne, bleib hier! Die unsichtbaren Wände fallen ein, das Blut erfüllt das Schwarz. Ein nie versiegender Quell aus Leben sprudelt aus dem Weib. Es erfüllt mich… es ergreift mich… es ertränkt mich… dein Blut, Susanne… Und über allem Nichts grinst der Schellfisch, verachtungsvoll und unangreifbar. Ich bin tot.

Ich schrecke hoch und schreie. Ich bin da, ich existiere. Die Dimensionen sind fest, der Raum ist das Wohnzimmer, der Ort die Couch. Er hat mich entlassen aus seiner Hölle. Ich schreie ja immer noch, kann gar nicht mehr aufhören damit. Da kommt Susanne ins Zimmer gelaufen. Sie trägt einen Bademantel.
„Mein Gott, was ist passiert? Michael? Michael, hör auf, ich bin doch da!“ Sie greift meine Arme und schüttelt mich heftig. Meine Augen begegnen ihren. Sie ist da. Ich höre auf zu schreien und atme ruhig. „Was um alles in der Welt ist nur in dich gefahren?“, schreit sie mir ins Ohr, während sie auf der Couch neben mir Platz nimmt.
„Die Schellfische…“, ist das erste, was meinem Mund entweicht. Die beiden Worte stoßen bei Susanne auf Unverständnis. „Was? Beruhige dich, Michael, so beruhige dich doch. Ja, so ist’s gut. Atme ruhig, atme langsam. Sieh dich um. Du bist daheim in deinem Wohnzimmer. Keine Fische. Es war nicht wirklich, hörst du, es war nicht wirklich. Du hast geschlafen.“
Blankes Entsetzen spricht aus meinem Blick und das verunsichert auch Susanne. „Doch! Es war echt. Ich habe dahinter gesehen, ich sah etwas, dass ich nicht sehen sollte. Sie werden kommen, sie werden kommen, oh Gott, bitte glaube mir doch!“ Susanne ist jetzt besorgt um mich, wirklich sehr besorgt. „Michael, du machst mir Angst. Hör’ auf.“ Ich kann nicht aufhören, nein, es ist zu wichtig. „Es war ihr Vorbote, viele werden folgen. Ich habe gesehen, was geschehen wird. Ich… Ich…“ Ich kann es nicht aussprechen. „Was?“, fragt Susanne. „Ich bin gestorben…“
Susanne hat Tränen in den Augen. „Du brauchst Hilfe.“, haucht sie mir unter den Tränen mit gebrochener Stimme zu. Sie liebt mich und nun hat sie Angst. Vor mir oder um mich? Um mich.
„Wir fahren zu Doktor Henning, sofort. Er wird dir helfen.“ Mehr sagt sie nicht, kein Wort. Sie geht ins Schlafzimmer, zieht sich an, greift die Autoschlüssel und kommt wieder an meine Couch, auf der ich noch immer sitze, unfähig etwas zu sagen, oder mich zu widersetzen. Susanne zerrt mich mit ins Auto, legt mir den Gurt an, dann nimmt sie vor dem Lenkrad Platz, wischt sich die Tränen aus den Augen und startet den Wagen. Kein Wort sagt sie. Ich auch nicht. Mein Kopf schmerzt immer noch und ich habe Angst, dass ich sie mit jedem weiteren Wort, das ich sage, weiter verletze. Aber was ich der Welt nun zu sagen habe, muss Gehör finden. Ich bin der Prophet. Ich muss es tun, ich muss es ihr sagen. Später. Ich werde es allen sagen.
Der Wagen gleitet ruhig über die hell leuchtenden Mittelstreifen der schwarzen Straße. Tiefste Finsternis umgibt uns. Dicker Nebel wabert zwsichen den Bäumen des Waldes, durch den die Straße führt, doch wir sind geschützt vor der eisigen Kälte, im Wagen ist es angenahm warm. Es ist eine einsame Straße, wir sind das einzige Auto. Nein halt, da leuchtet etwas, nicht mehr als ein winziges Licht in den Nebelschwaden weit vor uns. Susanne lenkt den Wagen etwas weiter nach rechts. Die Scheinwerfer des entgegenkommenden Autos blenden mich und ich wende meinen Blick ab. Eine tiefe Schwermut überkommt mich. Es ist so angenhem warm hier, ich möchte wieder schlafen. Nein, halt, nicht einschlafen, bloß nicht! Er kommt wieder, er wartet dort schon auf mich! Ich muss wach bleiben, sonst ist alles verloren. Ich bin die letzte Hoffnung. Bleib wach, Michael, bleib wach. Musik!
„Kannst du das Radio einschalten, Schatz?“ Susanne sieht mich an, würde es wahrscheinlich nicht verkraften, zu aktzeptieren, dass ihr Mann verrückt geworden ist. Sie starrt weiter in den finsteren Nebel und lenkt wieder etwas nach links aus. Warum schaltet sie das Ding denn nicht an?
„Bitte.“ Nun schaltet sie’s doch an. Paint it black von den Stones dröhnt aus den Lautsprechern, ein schönes Lied. Das wird mich wach halten. Ich blicke zu Susanne. Sie ist so unglaublich schön. Ich liebe sie so sehr. Er darf sie nicht kriegen, ich muss das verhindern. Ich werde es verhindern.
„Sag mal, wie weit ist es noch bis zu Dr. Henning?“ Ich weiß wo wir sind. Kurz vorm Ende des Waldes. Noch etwa 15 Minuten bis zur Arztpraxis. Aber ich will, dass sie wieder mit mir redet. Es tut so weh, sie schweigen zu sehen. Sie redet sonst sehr viel. Immer und überall.
„15 Minuten.“ Die Antwort kommt knapp und fast ein bisschen schroff. Susanne. Du wirst sehen, ich bin nicht verrückt. Aber bring mich ruhig zum Doktor, der wird’s dir bestätigen. Wenn er so spät nachts überhaupt noch Zeit hat.
Im Radio läuft ein ganz furchtbares Lied. Furchtbar laut. Susanne wechselt den Sender, jetzt klingen beruhigende Klassikstücke von Beethoven in mein Ohr. Das ist besser. Sie und ich, wir waren uns schon immer einig, was Musik angeht. Es ist so wunderbar beruhigend… dam dam dam… das Licht, der Nebel, die lieblichen Klänge… Ich glaube, ich werde einfach nachgeben…

Was? Dunkelheit, Kälte, Leere.
Nein, nicht noch einmal! Oh Gott! Mein Körper! Er wird jeden Moment zerreisen; diese Schmerzen! Du, Susanne, hilf mir! Ja, sie kommt näher! Hier bin ich! Hier! Sie hilft mir auf… Blut, überall. Nein, das bist nicht du! Du… du bist er!
Dunkelheit, Leere, Schmerz, Blut, Kälte, ein schwebender Schellfisch und sonst nur das Nichts…

„Ahh!“ Ich schrecke aus dem Sitz hoch. Susanne erschrickt furchtbar. Das Lenkrad! Das Auto! Gerade kann sie es noch herumreisen. Der Baum… Ein winziges Stück und wir…
„Bist du lebensmüde!?“, herrscht sie mich an, nachdem der Wagen sich wieder gemächlich seinen Weg durch die Dunkelheit bahnt. „Wie konntest du mich so erschrecken? Schreist einfach los, wie aus dem Nichts. Um ein Haar wären wir in einen Baum gerast, Michael!“ Sie macht eine Pause. „Was ist mit dir los?“ Sie kämpft die Tränen nieder. „Ich…“ Ich was? Was soll ich nur sagen? Ihr wieder vom Schellfisch erzählen? Sie noch mehr verängstigen. Sei einfach still, für den Moment.
Noch 10 Minuten und wir sind da. Wir müssten den Wald bald verlassen. Noch immer Nebel und Dunkelheit. Und die schöne Musik aus dem Radio. Sie lullt mich ein, schalt es ab, sonst nickst du wieder ein! „Was soll das, ich dachte, du wolltest Radio hören?“, fragt Susanne, nachdem ich es abgeschaltet habe. Diesmal strafe ich sie mit Schweigen.
Stille, völlige Stille. Kein gesprochenes Wort, keine Musik.

Verkrüppelte Stimmen. Laut und kratzig. Höre ich jetzt schon Gespenster? Nein, Susanne sieht mich an. „Warum hast du das angemacht? Mach es aus, es macht mir Angst.“ „Ich war’s nicht. Es ist von selbst angegangen. Susanne sieht mich an. Sie glaubt mir nicht. Ich stelle das Radio aus.
Wieder Stille. Dann wieder Stimmen. Laut und furchtbar, voller Schmerz und Leid. Diesmal hat Susanne gesehen, dass ich das Radio nicht angemacht habe. Sie hat’s gesehen. Sie wird weis im Gesicht vor Angst. Und auch mir läuft’s eiskalt den Rücken runter. Sie weint wieder und schluchzt: „Warum passiert das?“ Ich möchte ihr antworten, kann’s mir denken, aber ich bin still.
Die Stimmen werden lauter und lauter, stimmen einen rituellen Sing-Sang an und erfüllen mich damit. Susanne hämmert auf das Radio. Sie ist verzeifelt, schreit und weint. Doch die Stimmen singen weiter, unaufhörlich. Vor meinem Auge materialisiert sich der Schellfisch. Die Streifen auf der Straße winden sich wie gierige Schlangen. Die Bäume verschmelzen mit ihren Schatten und recken ihre verkrüppelten Arme in den Himmel, höher und höher. Der Wagen verschwindet, das Blut läuft in Scharen aus allen Quellen. Und mich verspottend schwebt der Schellfisch über allem. Ich will ihn nicht mehr sehen, deshalb schließe ich die Augen.

Ich öffne meine Augen. Der Wagen steht still. Die Fahrertür ist geöffnet, der Sitz leer. Das Radio ist ausgeschaltet; Stille. Ein Verdacht beginnt in mir Gestalt anzunehmen, nur ein Verdacht. Ich rufe.
„Susanne?! Susanne, wo bist du?“ Keine Antwort. Nur Nebel, Dunkelheit und Bäume. Ich will nicht, aber ich steige aus. Niemand hier im Wald. Die schwarze Straße leer, kein Licht, außer den hell leuchtenden Scheinwerfern des Wagens. Mein Verdacht verhärtet sich. Nein, er wird zur Gewissheit.
Ich stehe einfach da und weine. Ich weine. Das habe ich schon lange nicht mehr getan, aber jetzt bin ich traurig.
Dann zieh ich mir meine Jacke an, die hinten auf dem Rücksitz liegt. Es ist Kalt, die Nacht ist kalt, der Nebel noch kälter. Ich entferne mich von der Straße, gehe zwischen den Bäumen hindurch, kämpfe mir meinen Weg frei zwischen toten Ästen und dornigen Sträuchern. Das Licht der Scheinwerfer ist verschwunden, ich bin schon sehr weit gegangen. Meine Augen sind nutzlos, wenn ich könnte, würde ich sie ablegen und zurück lassen. Als Kind habe ich oft und gerne im Wald gespielt, ich kannte mich aus und wusste, worauf ich achten musste. Tiefer und tiefer, entlang der Pfade der Dunkelheit, alles Gegenständliche zu Unsinn verkommen.
Mir ist nicht mehr kalt. Ich kann wieder sehen. Ein Punkt nur, aus Licht, aber er ist da. Weit vor mir. Weit… Ich laufe, ich renne, ich gehe auf ihn zu. Und erreiche ihn. Ich wusste, was ich sehen würde und doch kann ich es nicht glauben.

„Ich wusste, dass ich dich hier treffen würde. Ich dachte mir schon wie’s ist.“
Der Schellfisch grinst mich hämisch an. „Schön.“ Er macht eine Pause. „Eine letzte Aufgabe habe ich noch für dich.“ Ich höre mir’s an und tu’s.
„Nun geh’. Ich werde dich ziehen lassen, deinesgleichen wird dich bestrafen.“ Er sagt das ohne Zorn oder Verachtung. Das hämische und verachtungswürdige Grinsen, das ich an ihm glaubte, gefunden zu haben, ist einfach ein Teil von ihm. Ein Teil von mir.
Ich weiß, dass viele ihm Folgen werden, er ist nur der Vorbote, ich bin der Prophet.

… und am nächsten Morgen wachte ich auf der Straße neben meinem Wagen auf, Herr Doktor.“
Der Doktor starrte Michael an. Unglauben aber auch Verwirrung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Wo ist Ihre Frau? Wo sind die beiden Holzfäller aus der Waldhütte? Wie kommt das Blut auf ihre Kleidung?“ Der Doktor sagte das, ohne seine Stimme zu erheben. Er war ein sachlicher und beherrschter Mensch. „Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß. Nun sagen Sie es schon. Los, sagen Sie’s!“ Der Doktor schaute Michael ausdruckslos ins Gesicht.
„Sie sind verrückt, Herr Braun.“ Er machte eine kurze Pause und ließ seine Worte wirken. „Und ich glaube, Sie haben alle drei Personen kaltblütig ermordet.“
Michael begann zu lachen. Das verwirrte den Doktor sichtlich. „Ich wusste, dass Sie das sagen würden. Genauso wie ich gestern Nacht wusste, was der Schellfisch von mir wollte.“ Michael erhob sich von seinem Stuhl und stämmte sich auf den Tisch. „Sie denken, ich habe meine Frau getötet? Die Person, mit der ich seit sechs Jahren verheiratet bin? Die Person, die ich mehr liebe und die mir mehr bedeutet als ich selbst? Die Person mit der ich Kinder haben wollte? Mit der ich mein Leben verbringen wollte und der ich mein Leben geschenkt hätte?“
Dem Doktor fiel die Antwort sichtlich schwer, aber er wusste aus seiner langjährigen Berufserfahrung heraus, dass Geisteskranke mit der Realität konfrontiert werden müssen. Ein fundamentaler wichtiger Schritt in jeder Therapie.
„Ja, das denke ich. Und das weiß ich.“
Nun brach Michael in schallendes Gelächter aus und ging zu einem der Fenster im Raum. Er schob den Vorhang zur Seite und starrte hinaus in die Dunkelheit, als er sprach: „Die Zeit der Schellfische ist gekommen. Ich habe es versucht, zu verhindern, aber Sie behindern mich. Er hat es gesagt, deinesgleichen wird dich bestrafen.“ Er trat weg vom Fenster und sah Dr. Buschfuchs mit festem Bick an. „Die Zeit der Menschen ist vorrüber…“
In diesem Moment explodierten alle Scheiben im Revier und alles wurde in ein rötliches Licht getaucht. Der Doktor schrie laut auf, als plötzlich drei riesige Fische vor ihm erschienen. Ehe er reagieren konnte, waren sie schon über ihn hergefallen und zerissen ihn in Stücke.
Michael lachte weiter, bis auch er an der Reihe war.

 
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Hi Ole!
Willkommen in unserer kleinen Gruft!
Schmeiß einen Sargdeckel aufs Feuer, setz dich und lass dir von Balthasar die Füße massieren - aber immer aufpassen, dass er nicht nascht! :D

Also, auf geht's!

Relativ klassischen Plot hast du dir ausgesucht, ein Typ wird von "höheren Wesen" beeinflusst und bringt ein paar Leute um. Mit der Pointe am Ende hatte ich schon gerechnet, von daher hab ich das sicher schon mal irgendwo gelesen. Das ist aber nicht wild, frische Ideen finden sich schwer und du spielst ziemlich gut mit dem Wahnsinn des Protagonisten. Dein Stil ist manchmal etwas adjektivüberladen (hemmt ein bisschen den Lesefluss, ein Beispiel später), aber trotzdem flüssig. Ein bisschen fehlt aber noch der letzte Schliff, z.B. wäre es schön, wenn du dem Leser die Geschichte ein bisschen "durch die Blume" präsentierst, ihm nicht alles direkt auf die Nase bindest.

Beispiel:

Der Doktor starrte Michael an. Unglauben aber auch Verwirrung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Wenn der Leser selbst ein bisschen interpretieren und die grauen Zellen anstrengen muss, ist es gleich etwas spannender:
Vorschlagmacher schrieb:
Der Doktor starrte Michael an, als sei hinter ihm der Geist von Sigmund Freud erschienen.
Oder hier:
(...)bis man ihn schließlich aufgegeben und den Polizeipsychologen gerufen hatte, Herrn Doktor Lothar Buschfuchs, einen kompakten kleinen Mann fortgeschrittenen Alters, mit einem hauchdünnen pflaumigen Vollbart und einer seltsam bunten Krawatte.
Der Doktor starrte ihn immer noch aus großen braunen Augen an und wartete auf eine Antwort von ihm.
Hier kommen auch ein paar viele Adjektive vor, ich würd's vielleicht so machen:
Vorschlagmacher schrieb:
(...) bis man schließlich den Polizeipsychologen gerufen hatte, Herrm Doktor Lothar Buschfuchs. Die braunen Augen des Doktors klebten an Michael, während er sich durch den weißen Vollbart strich. Michael betrachtete seine bunte Krawatte, die mit einem seltsamen Blumenmuster verziert war.
Das Warten auf die Antwort geht dann mE schon aus den klebenden Augen hervor.

Meine Augen sind nutzlos, wenn ich könnte, würde ich sie ablegen und zurück lassen.
Seltsame Idee. Auch wenn sie nutzlos sind, später kann er sie doch noch verwenden. Das ist mE hier etwas unmotiviert.

Blankes Entsetzen spricht aus meinem Blick und das verunsichert auch Susanne.
Das sieht er ja nicht. Woher weiß er das?

Die Umsetzung ist dir aber insgesamt recht ordentlich gelungen.
Von den obigen Anmerkungen abgesehen hat mich die Story gut unterhalten. :)
Frage nur: Warum gerade Schellfische? :D

Viele Grüße!
Seaman

PS:

Relativ klassischen Plot hast du dir ausgesucht, ein Typ wird von "höheren Wesen" beeinflusst und bringt ein paar Leute um.
Oder waren es doch die Fische? :hmm: Nett. :)

 
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Hallo! Willkommen geheißen hat dich ja unser Seemann bereits "warm" genug hier, im Fegefeuer. :D


Fundsachen:

„Können Sie sich denken, weshalb Sie hier und heute auf diesem Stuhl in diesem Raum sitzen und ich Ihnen diese Fragen stelle, Herr Braun?“,
Hier überschlägst du dich gleich zu Anfang. Sowas ist nicht gut, da das viele Leser gleich mal abschreckt.
Vielleicht: Können Sie sich denken, weshalb Sie heute hier sind?
Reicht völlig

Doch er würde dem Doktor genau dasselbe erzählen, was er ihnen auch schon erzählt hatte und der Doktor würde ihn dann in eine Irrenanstalt überweisen.
Er würde dem Doktor (das genau kannst du streichen, es gibt ja nicht mehr dasselbe und weniger dasselbe ;) ) dasselbe erzählen, was er den Polizisten (hier fehlt dem Leser sonst der Bezug) auch schon erzählt hatte und der Artz (sonst Wortwiederholung) würde ihn (dann kann man streichen, stört nur) in eine Irrenanstalt stecken (überweisen passt nicht, denke ich).

Aber die ganze Sache war auch zugegebenermaßen sehr skurril.
Show, don`t tell! Ich will mir nicht sagen sondern zeigen lassen, dass es skurril ist.

Der Duft von frischem Blut erfüllt erfüllt das Nichts, die Wände färben sich im Schwall vom Rot.

Susanne ist jetzt besorgt um mich, wirklich sehr besorgt.
Kann der Prot ja gar nicht wissen. Wenn dann, wirkte sie besorgt.

Zahlen würde ich einfach ausschreiben. Liest sich um ein vielfaches angenehmer. ;)

Sie wird weis im Gesicht vor Angst.
weiß

Ja, hat mir gefallen. Der Anfang liest sich noch etwas holprig, aber mit dem Ich-Erzähler scheinst du um einiges weniger Probleme zu haben. Dieser liest sich flüssig, nur wenige Stolperfallen wären mir aufgefallen. Sehr schön.

Die Story ist wahrhaftig klassisch, wenn man die Fische weglässt (jaha, ich gebs zu: Ich musste erst mal nachgucken, was denn eigentlich ein Schellfisch ist *g*).
Obwohl man weißt, was passiert, zumindest erahnen kann, hab ich gespannt weiter gelesen.

Hat mich gut unterhalten und dir noch viel Spaß hier! :D


Tama

 
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Moinsen!
Also mir hat die kg sehr gefalle.
Muss ehrlich sagen ich war überrascht das du auch noch jünger bist!
Ich ziehe meinen Hut vor dir. Davon das ich so schreibe bin ich noch weit entfernt.Aber ich hab ja noch Zeit :D
Vorallem der Übersprung zu den Phasen in denen er mit dem Schellfisch
konfrontiert war hat mir gefallen. Obwohl auch ich erst einmal nachlesen musste was ein Schellfisch ist.

 

Hallo allerseits!
Erstmal danke für die feurige Begrüßung :D

Ich bin sehr überrascht, wie schnell sich hier die ersten Kritiken auf meine Geschichte eingefunden haben.
Und danke für die vielen hilfreichen Tipps. :)

@MisterSeaman:
Vor allem die die Sache mit der Überladung von Adjektiven kann ich jetzt, da ich drauf hingewiesen wurde, sehr gut nachvollziehen. Ich wollte die Personen einfach schnell mit einigen Wörtern umreisen. Die von dir gemachten Vorschläge mit dem Bart und der Krawatte fand ich sehr hilfreich. Darauf werde ich in Zukunft jedenfalls achten.
Die Tatsache, dass Michael nicht wissen kann, dass das blanke Entsezen in seinem Blick Susanne verunsichert, leuchtet mir auch ein. Mit solchen kleinen Logikfehlern habe ich leider öfters zu kämpfen.

@Tamira Samir:
Dank für die Korrekturvorschläge des etwas holprigen Satzes am Anfang. In der Tat fiel mir das Schreiben in der Ich-Perspektive wesentlich leichter als in der dritten Person. Hat man wohl dann auch am Text gemerkt.

@chrissi:
Freut mich wirklich, dass dir (und euch anderen beiden natürlich auch) meine Geschichte gefällt. :D
Ich schreibe eigentlich nur sehr selten, aber es ist wirklich sehr aufbauend, auf positive und vor allem konstruktive Kritik zu stoßen. Das ermuntert zum Weiterschreiben.

Was die Schellfische angeht: Die geisterten mir schon den ganzen Morgen im Kopf rum (fragt bitte nicht wieso) und ich hatte einfach das Bedürfnis, etwas darüber zu schreiben. Und da ich schon seit einigen Tagen mit dem Gedanken gespielt hatte, meine furchtbar langweiligen Herbstferien dazu zu nutzen, eine Horrorgeschichte zu Papier zu bringen, hab' ich einfach die Fische mit einfließen lassen. :)

@MisterSeaman:
Ich hab' mir gerade dein Profilbild angeschaut und es kam mir irgendwie seltsam bekannt vor. Da hab' ich mein Bücherregal mal etwas durchforstet.
Kann es sein, dass du im Eldur-Verlag mal eine Kurzgeschichte namens "Liebestoll" veröffentlicht hast? :confused:

Nun gut, abschließend nochmals vielen Dank euch dreien für die schnellen und guten Kritiken :)

 

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