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Die Zufriedenen kommen wieder

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02.09.2004
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Die Zufriedenen kommen wieder

Die Zufriedenen kommen wieder
Eine misslungene Casino-Recherche

"Siebzehn, zwei, zwei," sagt die Asiatin mit blauem Oberteil und reicht dem Croupier fünf Jetons zu je zwanzig Euro. Einen legt er auf das Feld mit der 34, zwei wirft er auf scheinbar zufällige Zahlfelder. Sie landen auf der 25 und der 17. Mit seinem Rateau schiebt er die Jetons auf die Mitte dieser Felder und schleudert die letzten beiden mit zwei schnellen Handbewegungen zum rechts sitzenden Kollegen, der sie auf die 2 und die 6 legt. Ich blicke auf die Karten, die fast alle Gäste mit sich tragen. Sie zeigen einen Kreis mit den Zahlen von 0 bis 36 in der Reihenfolge, wie sie auf den Roulette-Scheiben angeordnet sind. Ich finde die Sequenz 2 - 25 - 17 - 34 - 6: Die blaugekleidete Asiatin spielt also auf nebeneinanderliegende Zahlen, auf die 17 und die zwei rechten und linken Nachbarn. Sie dreht sich hastig weg, ihr Zopf wirbelt herum, sie verschwindet zum nächsten Tisch. "Zero, eins, eins," höre ich dort von ihr, "und Achtundzwanzig, zwei, zwei." Die Jetons fliegen.

Die Spielbank liegt in einem Kurort am Tegernsee. Meterhohe Fenster zeigen Bergketten, über denen die Sonne die vormittäglichen Regenwolken durchbricht. Keiner außer mir achtet auf den Regenbogen. Ständig kreisen Kellner durch die verrauchte Luft im Saal und leeren die Aschenbecher auf den Tischen. Viele Stimmen schwirren durch den Raum, einzelne Worte verstehe ich: Zahlen, Setzanweisungen, die hier Annoncen heißen, am lautesten das "Danke" der Croupiers für die Trinkgelder. Ich suche die Asiatin, denke an ihre 17 und setze zwanzig Euro auf Ungerade. Kurz darauf nimmt der Croupier die Kugel und lässt sie im Kessel kreisen. Auf der 19 bleibt sie liegen: zwanzig Euro Gewinn für mich. Die Asiatin, inzwischen zwei Tische weiter, schaut kurz zurück auf die Anzeigetafel. Ihr Gesicht bleibt beim Verlust von hundert Euro regungslos.

"Wir leben vom Trinkgeld," hatte mir ein Croupier vor einigen Tagen gesagt, den ich in der Bar meines Hotels kennen gelernt hatte. "Nur die zufriedenen Gäste geben Trinkgeld, und zufrieden sind nur die Gewinner," lautet seine Logik - "Die Zufriedenen kommen wieder." Er hatte meine Neugier geweckt und ich hatte beschlossen, die Zufriedenen für eine Reportage ausfindig zu machen.

Aus meinen anfänglichen zweihundert Euro habe ich bald über vierhundert gemacht, jetzt gehe ich zum Nebentisch mit einem Mindesteinsatz von zehn Euro. Hier schwärmen mehr Gäste herum als an den Tischen zu zwei und fünf Euro. Eine Frau in den Sechzigern mit goldener Kette, gelbem Pullover, grüner Strickjacke und roter Dauerwelle drängt mit einem Lächeln zum freien Stuhl direkt neben dem Croupier. Die bunte Miss Marple gibt ihm ein Bündel Hunderter, er grüßt sie freundlich mit Namen und schiebt ihr mehrere Stapel der für Stammspieler markierten Jetons zu. "Die ersten sechs; Finale drei, fünf, sieben," grüßt sie zurück. Der Croupier verteilt die Jetons.

Die Taschen voller Geld pirsche ich zwischen den Tischen herum, auf der Jagd nach Chancen, euphorisch von den bisherigen Gewinnen. Draußen ist es inzwischen dunkel geworden, ich habe es nicht bemerkt. Miss Marple lächelt zufrieden bei Gewinnen und verbissen bei Verlusten. Die Asiatin bleibt bei einer gewonnenen 16 stehen. Der Croupier schiebt ihr eintausendachthundert Euro zu und sagt "Läuft doch gut heute." "Ich liege Dreitausendfünfhundert hinten" widerspricht sie ohne Minenspiel und steckt die Jetons ein. Ich setze hundert Euro auf ein Drittel, gewinne dreihundert und schiebe einen der Jetons dem Croupier zu, der ihn mit einem "Danke" in den Tronc steckt. Ich erschrecke, wie wenig mich diese Summen berühren.

Über neunhundert Euro! Zufrieden und stolz pausiere ich auf ein Bier an der Bar. Neben mir sitzt ein Herr mit grauen Haaren, grauem Sakko und grauer Krawatte. Er ähnelt den anderen Gästen so sehr, dass ich ihn nicht wiedererkennen werde. "Na Herbert, hast du noch was?" fragt ihn die rundliche Frau im dunkelgrünen Kostüm und goldgeränderter Brille mit einem Lachen. "Nee," lacht Herbert zurück. "Ich habe meine Arbeit getan. Alles ist weg. Zwei Chips habe ich noch der Rosie gegeben, jetzt kann ich Bier trinken." Herbert wohnt im Sauerland, ist gerade zu Kur hier. "Ich habe bei so was immer Pech," erzählt er mir. "Wenn ich für meinen Enkel auf der Kirmes einen Teddybären gewinnen soll, kann ich einen ganzen Eimer Lose kaufen und ziehe trotzdem nur Nieten." Dennoch kennt er viele Casinos und findet vor allem Baden Baden und Hohensyburg viel schöner. Herbert warnt mich: Bekannte hätten ihr gesamtes Erbe von über einer Million verzockt. "Zero, zwei, zwei," höre ich die ruhelose Asiatin vom nächstgelegenen Tisch. "Mich juckt's wieder in den Fingern," verabschiede ich mich von Herbert. Ich meine nicht die Asiatin selbst, sondern ihr Spiel.

Durchsage um 22:10 Uhr: "Der letzte Bus fährt in einer Viertelstunde." Miss Marple steht auf, lässt sich an der Kasse die Jetons ausbezahlen und geht. Von ihrem Lächeln ist nur eine Erinnerung übrig. Ich will hinterher, sie interviewen, doch auf dem Tisch liegen gerade zweihundert Euro von mir, die Kugel rollt, meine Hände schwitzen. Als ich kurz danach versuche, den Verlust möglichst ausdruckslos zu verkraften, ist Miss Marple schon weg.

Bei einem Stand von dreihundertfünfzig Euro fasse ich ärgerlich den Entschluss, aufzuhören. Ich steige die drei Stufen zum Blackjack-Bereich hoch und betrachte von oben die zwischen den Roulette-Tischen treibende Menge mitsamt der ausdauernden Asiatin. Beim Blackjack stehen drei Teenager mit Haaren voller Gel in der Ecke. Sie spielen nicht selbst, sondern wetten auf die zwei grauhaarigen Spieler vor sich. Der Blonde setzt vierzig Euro und schaut seine Freunde ängstlich lächelnd an. Die nicken anerkennend. Als hätten sie noch nie so viel gesetzt, denke ich und hole meine Jetons wieder hervor. Mit zitternden Knien kehre ich zu den Roulette-Tischen zurück.

Später verlasse ich mit hundertfünfzig Euro das Casino, ohne die Chance genutzt zu haben, rechtzeitig aufzuhören und die weiterhin kreisende Asiatin auszufragen. Doch ich werde wieder kommen.

 

Hi Dream Theater (netter Name)
Erstmal herzlich Willkommen auf kg. Deine Geschichte handelt von einem Typen, der Geld in einem Casino verzockt und Leute ausfragt? Oder besser gesagt ausfragen will. Interessante Story und gut umgesetzt. Auch die Erklärungen lassen keine Fragen mehr offen. Professionell klingt der Text deswegen. Rechtschreibfehler konnte ich jetzt nicht unbedingt finden. :thumbsup: Auch finde ich gut, dass du sagst wo das alles ist und erzählst von der Umgebung und so. Das gibt der Geschichte Echtheit.

Ich setze hundert Euro auf ein Drittel, gewinne dreihundert und erschrecke, wie wenig ich mich bei diesen Summen erschrecke.
Ich würde das zweite "erschrecke" ersetzen.

Sie landen auf der 25 und 17
Ich finde es klingt besser, wenn man auf der 25 und der 17 schreibt, aber Geschmacksache.

"Die ersten sechs; Finale drei, fünf, sieben,"grüßt sie zurück.
...fünf, sieben", grüßte sie zurück. (aber ich sehe, diesen Fehler hast du überall gemacht)

Ich finde sie gut.
MfG
Leana

 

Hi Leana!

Leana222 schrieb:
Hi Dream Theater (netter Name)

Ist nur geklaut, der Name, von einer meiner Lieblings-Bands :-)

Leana222 schrieb:
Erstmal herzlich Willkommen auf kg.

Thanx!


Leana222 schrieb:
...und erschrecke, wie wenig ich mich bei diesen Summen erschrecke.
Ich würde das zweite "erschrecke" ersetzen.

Das sollte an einen Satz weiter oben anknüpfen, aber huch, den habe ich geändert, da fehlt jetzt das Erschrecken.


Leana222 schrieb:
...fünf, sieben", grüßte sie zurück. (aber ich sehe, diesen Fehler hast du überall gemacht)

Ich hab die Gegenwart genommen, weil ich den Stil von Reportagen treffen wollte. So wollte ich anfangs noch die Distanz vom (vermeintlichen) Autor und der Situation hervorheben. Vielleicht hätte ich dann die Erzählform wechseln sollen, wenn ICH das erste Mal selber spielt und somit Opfer der eigenen Reportage wird ;-)


Leana222 schrieb:
Ich finde sie gut.

Danke für die Hinweise und das Lob!

Bye, Dream Theater

 

Hallo Dream Theater,
die Geschichte hat mir gut gefallen.
Der Spannungsbogen hat mich immer in seinem Bann gehalten. Wie du die Stimmung
vor Ort eingefangen hast, finde ich außerdem sehr gut.
Hier ist also von einme Reporter die Rede, der anstatt in sachlicher distanz und Objektivität die Fakten zu beobachten, in seine story hinein gerät. Dem Ende entnehme ich, dass die Spielbank einen Neukunden hinzugewonnen hat.
Sehr ironisch finde ich den Begriff der "zufriedenen... Gewinner".
Freue mich schon auf deine nächste Geschichte. :read:
Gruß Lasius

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Dream,

ich kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen: Du hast eine prima Geschichte vogelegt!
Zwar nicht spannend oder überraschend in der Handlung, aber dermaßen präzise und lebhaft erzählt, einfach toll!
Lieblingssituation: Die Asiatin verliert 100 Flocken und nimmt kaum Notiz davon. Ja, so kennen wir sie, die Zocker. Aber gerade die ohnehin sparsame Mimik einer(s) Asiaten passt wie "Faust aufs Auge". Echt spitze!

Aber das größte Kompliment mache ich Dir für Deine Gabe, eine Geschichte abgeliefert zu haben, die dem Maxim: "show, don't tell" huldigt und zwar in sprachlich geradezu perfektem Deutsch.

Tolles Beobachtungstalent!

Mann, was für ein Vergnügen!
Apropos Mann: Ich glaube übrigens, sowohl die Protagonistin, sowie die Authorin sind weiblich...richtig? Tut aber nichts zur Sache!

PS: Allerdings verstehe ich etwas nicht: Warum gibt er kein Trinkgeld?

 

Hallo DT (Auch eine meiner Lieblingsbands. *g*),

Deine Story hat mir sehr gut gefallen. Liess sich flüssig lesen und hatte für meinen Geschmack genau die richtige Länge. Ein paar kleine Anmerkungen hätte ich aber trotzdem.

Dream Theater schrieb:
Mit seiner Harke - sie heißt Rateau, lerne ich später - schiebt er die Jetons

Das ist die einzige Stelle an der Du nicht gleich den Fachbegriff einführst. Hat mich ein wenig gestört, da ich Rateau zwar noch nie gehört habe, es sich aber aus dem Zusammenhang erklärt.

Dream Theater schrieb:
auf die Mitte dieser Felder und schleudert die letzten beiden mit zwei schnellen Handbewegungen zu seinem rechts sitzenden Kollegen, der sie auf

rechts sitzenden liest sich ein wenig abgehackt, vielleicht rechts von ihm sitzenden? Ist aber Geschmackssache.

Dream Theater schrieb:
Euro. Eine Frau in den Sechzigern mit goldener Kette, gelbem Pullover, grüner Strickjacke und roter Dauerwelle drängt mit einem Lächeln zum freien Stuhl

Kling doch wie eine Dame die gute Frau, oder? ;)

Dream Theater schrieb:
Mit hundertfünfzig Euro verlasse ich das Casino, wütend auf mich selbst. Ich habe die Chancen verpasst, rechtzeitig aufzuhören und die weiterhin kreisende Asiatin auszufragen. Doch ich werde wieder kommen.

Hmm, er kommt wieder obwohl er verloren hat? Dachte der Croupier hat ihm erklärt das nur die zufriedenen Gewinner zurück kommen? Ohha, ein Schelm wer böses dabei denkt. :) Mit ein wenig Verspätung hat es dann doch noch klick gemacht bei mir. Gemein, der Croupier wußte natürlich, das auch und gerade die Verliere wieder kommen.

Den vorletzten Absatz in dem er den Croupier trifft, den hätte ich weiter oben einfließen lassen. Als im Text das erste mal das Thema ausfragen auftauchte war ich etwas verwirrt. Ich hatte bis dahin gedacht er wäre das erste mal in einer Spielbank, zum spielen. Bis dahin war zu wenig über den Prot und seine Absichten bekannt. Ich denke sogar wenn man von Anfang an weiß, dass er eigentlich eine Reportage machen möchte ist es umso spannender zu sehen wie das Spiel ihn so langsam in den Bann zieht und ihn seine Absicht vergessen lässt.

Gruß und danke für die schöne Geschichte,
Montecore...

 

@Kort Brodin, @Montecore: Danke für euer Lob und die Hinweise!

Kort Brodin schrieb:
Aber das größte Kompliment mache ich Dir für Deine Gabe, eine Geschichte abgeliefert zu haben, die dem Maxim: "show, don't tell" huldigt und zwar in sprachlich geradezu perfektem Deutsch.

Jau, genau das versuche ich: Ich will mich nicht bei fertigen Bildern bedienen (ganz plump "der Regen prasselte auf die Straße wie in einem Horrorfilm"), sondern durch die Beschreibung einer Szene diese Zusammenhänge beim Leser erzeugen. Schön, dass es zu funktionieren scheint ;-)


Kort Brodin schrieb:
PS: Allerdings verstehe ich etwas nicht: Warum gibt er kein Trinkgeld?

Oooh Mist, weil ich vergessen hab, das einzubauen ;-) Natürlich, das muss da rein. Hier passts einigermaßen:

Ich setze hundert Euro auf ein Drittel, gewinne dreihundert und schiebe einen der Jetons dem Croupier zu, der ihn mit einem "Danke" in den Tronc steckt. Ich erschrecke, wie wenig mich diese Summen berühren.


Kort Brodin schrieb:
Apropos Mann: Ich glaube übrigens, sowohl die Protagonistin, sowie die Authorin sind weiblich...richtig?

Hmm, für die Geschichte spielts ja wirklich eigentlich keine Rolle. Nur an einer Stelle: "Als ich die Asiatin sah, hat's mich wieder in den Fingern gejuckt" hieß das in der ursprünglichen Version. Als ich die vorgelesen hatte, haben alle lauthals gelacht, daher habe ich das jetzt etwas entschärft ;-) Äh, und nein, ich bin keine Autorin :-)


Montecore schrieb:
Das ist die einzige Stelle an der Du nicht gleich den Fachbegriff einführst. Hat mich ein wenig gestört, da ich Rateau zwar noch nie gehört habe, es sich aber aus dem Zusammenhang erklärt.

Genau deshalb hatte ich ihn erklärt, weil er mir im Vergleich zu Jeton/Croupier doch sehr viel unbekannter vorkam. Aber stimmt, muss ich nicht erklären. Jetzt hab ich unten auch noch Tronc eingeführt, ohne das zu erklären ;-) Du hast schon recht, man sollte den Leser nicht unterschätzen.


Montecore schrieb:
Kling doch wie eine Dame die gute Frau, oder?

Juchuu, obiges "show, don't tell" funktioniert. In Deinem Kopf entsteht aufgrund der Beschreibung eine Vorstellung der Szene und Du ergänzt die Geschichte damit selbst um Dinge, die ich daher auch gar nicth aufschreiben muss -- oder sollte? Naja, ist jetzt vielleicht ein wenig übertrieben, weil ich an anderen Stellen ja durchaus mal etwas wertend bin, wenn ich z.B. die "ruhelose Asiatin" schreibe.

Montecore schrieb:
Den vorletzten Absatz in dem er den Croupier trifft, den hätte ich weiter oben einfließen lassen.

Ohja, richtig. Stimmt. Mach ich.

Danke für die Hinweise nochmal! Ists hier eigentlich üblich, eine überarbeitete Geschichte nochmal reinzusetzen?

Dream Theater...

 

Ja, klar kannst du die überarbeitet hier reinsetzen? Wenn man es so sieht hat man sie vielleicht ja auch schon drinne, wenn du über "Bearbeiten" bearbeitet hast.
MfG
Leana222

 

Ich mag den Realismus solcher "erlebter" Geschichten, die in Richtung Gonzo gehen, und im Grunde ist deine Geschichte gelungen. Sprachlich bewegt sie sich auf einem gehobenen, soliden Niveau, da ohne Ausreißer nach oben oder unten. Sie widmet sich vor allem dem Sog des Glücksspiels, indem du deinen Protagonist in selbigen geraten lässt, so sehr, dass er darüber seine Recherche, seine Arbeit vergisst, was zwar kein origineller, aber ein sehr geeigneter Ansatz ist. Beinahe zu kurz kommen mir die Casinobesucher - wobei das ein sehr subjektiver Vorwurf ist, das gebe ich zu, denn im Grunde beleuchtest du sie ja, die Asiatin, Herbert, Miss Marple, die Jugendlichen. Allerdings wirkt es auf mich, als würdest du nur einmal flüchtig drüberleuchten. Die Asiatin verschleudert regungslos hohe Summen, Herbert kommt, obwohl er verliert, die Heranwachsenden schnuppern Casinoluft. Sie alle haben eine Eigenschaft und sonst nichts. Wie gesagt, subjektiv, vielleicht liegts auch daran, dass ich ein wenig verkatert bin.
Was die Geschichte sehr gradlinig und für mich eben "nur" "gelungen" werden lässt, ist auch das Fehlen von ausschmückenden, teilweise absurden Details, dieser Blick für das Paradoxe, der nur wenigen gelingt, sich die Realität selber persiflieren lässt und aus einer Reportage ein Vergnügen macht. Mist, jetzt hab ich vergessen, "Train of Thought" in den Satz einzubauen. ;)
Naja, was solls, weiterhin viel Spaß auf der Seite und frohes Schaffen!
...para

 

Hi!

@paranova: Jau, diese Phantasielosigkeit ists, warum ich hier bin ;-) Die Reportage entstand vor ein paar Jahren, als ich noch der Wahrheit verpflichtet war (was ich beruflich auch noch bin), und auch beim Überarbeiten habe ich jetzt relativ wenig hinzugedichtet und sie nur sprachlich glatt gebügelt. Aber genau in die Richtung der spannenderen, originellen und paradoxen Details möchte ich mich entwickeln. Ich bin mir nur noch nicht so sicher, ob alle Ideen für Kurzgeschichten geeignet sind. Dennoch will ich versuchen, sie in eine für hier geeignete Form zu bringen.

PS: Wer ist Gonzo?

Dream Theater...

 

Hi Dream Theater,

für mich isses keine so richtige Geschichte, sondern wirklich eher eine Reportage, geradeso, als wölltest Du uns mitteilen, wie das dort so abgeht.
Wie Para schon sagt, die Figuren werden nur gestreift. Klar in einer Reportage will keiner eine subjektive Charakterisierung, sondern Fakten, Fakten, Fakten. Informationen.
Mmh, wie ich gerade lese steht das sinngemäß schon oben.

Was könnte man also draus machen?

Derzeit ist der rote Faden lediglich ein Erzähler, der zwischen den Tischen pendelt.
Wie wär´s mit einer Konzentration auf wenige Personen und dann aber mit wirklicher Geschichte. z.B. aus der Sicht eines Spielers, der zum ersten Mal da ist.
Da könnte die Asiatin sein, die evtl. verbissen versucht zu gewinnen (an mehreren Tischen mit wechselnden Taktiken) und immer mehr verliert.
Da könnte die reichte "Miss Marple" sein, die schon genug Geld und permanent gewinnt. Und jedesmal aus dem Häuschen ist und immer ne Runde springen läßt. Wie reagiert die Asiatin darauf? Nimmt sie die Spende von Miss Marple an?
Und der Erzähler, der versucht, seine 500€, die er von seinem Vater zum Geburtstag bekommen hat, möglichst raffiniert anzulegen. Und er gewinnt am Anfang, da er vorsichtig setzt und später mehr auf einmal und dann verliert (das hast Du mal angelegt)

Sie alle könnten beobachtet werden bei einer Serie, die beim Roulette vorkommt und wo regelmäßig die Systemspieler zusammenbrechen. Also z.B. elf gerade oder schwarze Zahlen hintereinander. Das wäre der Höhepunkt der Story, wo man vor lauter Stille im Raum die Kugel über den Teller schleifen hört. Und wo man sich plötzlich wünscht, daß die Kugel ewig so schweben möge zwischen Hoffnung und Realität und wie das harte Rattern diese Stille zerreißt und auf einer Zahl landet.

Am Ende könnte er die Asiatin, die soeben ihren Ring versetzt hat, auf´n Drink einladen oder ihr das Taxi bezahlen. Gut, ist Kitsch, aber ein Anfang. Naja, das wirste ja dann sehen.

Aber es findet eine Entwicklung statt. Also nicht nur der Kontostand des Erzählers schwankt, sondern er ist an seine Grenzen der Belastung gegangen. z.B. 3000€ gesetzt und gebetet (obwohl er das noch nie gemacht hat). Er hat sich mitten zwischen den Leuten auf den Boden gekniet und gebetet (hab´ ich mal gemacht, da haben sie aber geglotzt).

Eine Entwicklung vom kühlen Beobachter, der ab und zu mal einen 5er setzt zum Zocker, der es nach 9 schwarzen Zahlen wissen will und nicht nur alles setzt, was er hat sondern auch noch was abhebt.
Also das Casino als Milieu ist gerade dazu geschaffen, Emotionen von Menschen darzustellen. Eher Einzelschicksale, denn jeder spielt für sich. Oder aber eben Konflikte zwischen Beziehungspartnern, weil der eine evtl. der Gier verfällt, was der andere nicht nachvollziehen kann und geht.

Das würde ich jetzt mal als Ideen so vorschlagen. Zur Reportage kann ich nicht allzuviel sagen, denn da fehlt mir das Wissen und die Erfahrung.

Nur eines:

Er hatte meine Neugier geweckt und ich hatte beschlossen, die Zufriedenen für eine Reportage ausfindig zu machen.
Diese Absicht kann ich nicht sehr deutlich erkennen. Also, daß der Erzähler wirklich versucht, an die Leute ranzukommen.
Denn das wäre auch ne Möglichkeit. Inmitten der Menschen, die alle irgendwie dem Gelde zustreben, strebt er den Menschen zu, erntet aber Nichtachtung oder Ignoranz oder verursacht Ärger, weil er offensichtlich ein Fremdkörper ist.

Bin gespannt, ob Du diese Geschichte bzw. das wissen um die Vorgänge in einem Casino ausnutzt, um Dich an das Fiktive heranzuwagen. Um Leuten, die Du beobachtest, Neigungen, Eigenschaften anzudichten, damit es eben eine Kurzgeschichte ist.

Viel Erfolg!

mac

 

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