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Die zweite Stimme
„Was habe ich nur getan?“, dies ging Rolf schon die ganze Zeit im Kopf herum. Zärtlich strich er Ihr durch ihr lockiges blondes Haar, es war ganz verklebt von Blut, dass aus ihrer Kopfwunde geflossen war. Er blickte aus dem offenen Tor auf die Feldwiese. Es war ein sonniger Tag, die Grillen spielten ihr tägliches Lied, frische Landluft füllte seine Nase, doch es interessierte ihn alles nicht.
„Was hab ich nur getan?“ schoss es wieder durch seinen Kopf: „Ich hatte Sie doch geliebt und Sie mich!“. „Lüge!“ erschallte es in seinem Kopf: „Warum hatte Sie mich dann betrogen!?“.
Da war sie wieder, diese Stimme. War er es selbst? Aber sie sprach die Wahrheit. Es geschah hier, als er Sie und Ihn erwischte. Er war danach in Richtung Wald gegangen. Voller Zorn. Und dort traf er zum ersten Mal diese Stimme.
„Geh zurück! Geh zurück! Verdammt noch mal! Trau dich, du Feigling“, hatte sie ihm befohlen. „All die Jahre hab ich mich um Sie gesorgt. Sie hätte jeden haben können, aber Sie hatte mich ausgewählt.“ sagte sie ihm.
Er wollte nicht auf sie hören. „Sie kann es bestimmt erklären!“ schrie er in sich hinein: „Sie liebt mich doch!".
„Und warum lag Sie bei ihm?“ fragte sie ihn.
Er ging zurück um Sie zu fragen. Kalter Schweiß lief ihm über sein Gesicht. Er schwitzte nicht aus Angst, sondern aus Hass.
„Warum hatte Sie das getan!“, sage er sich.
„Ja warum“, erklang es in seinem Kopf.
„Aber das macht Sie nicht mit mir. Nein nicht mit mir!“, antwortete er ihr.
Und dort auf den Weg sah er ihn. Ein schwerer grauer Stein. Er weiß noch, wie er gestoppt ist. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, als er ihn betrachtete. Wie aus Reflex hob er den Stein auf. Zielstrebig ging er den Weg hinauf zu Ihnen.
Oben angekommen sah er Ihn, doch Er sah ihn nicht. Er beobachtete Ihn, wie Er seinen Gürtel um seine Hose schnallte.
„Dort steht die Drecksau!“ hallte es wieder in seinem Kopf, „Ich weißt was zu tun ist!“
Die Hand mit dem Stein erhob sich, er nahm Anlauf. Er kam Ihm mit jedem Herzschlag immer näher.
Zu spät reagierte sein Opfer. Der Stein fuhr herab. Er hörte wie die Schädelplatte knackte. Seine Frau schrie entsetz auf.
„Jetzt bist du dran, du Mistück!“, fuhr er Sie an.
Und wieder hörte er das Knacken, ein letzter Seufzer kam aus Ihrem aufgerissen Mund, und es war still.
So saß er nun neben Ihr. Mit Tränen in den Augen betrachtete er den blutigen Stein. Als er ihn so betrachtete, fing er wieder an bitter zu weinen.
„Kein Wunder dass Sie mich betrogen hat.“, spottete die Stimme.
„Was hab ich nur getan!“, schrie er.
„Du hast Sie umgebracht!“, antwortete sie und verschwand.
So ging er den Weg nach Haus zurück. Ohne seine Inge…