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Diebinnen

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18.09.2020
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Diebinnen

Christine. 2019

Miete dir ein Haus in der Toskana, hatte die Freundin in Pittsburgh gesagt. Das wird dir guttun, versuch einfach alles zu vergessen. Im Flugzeug nach Florenz notierte sie auf der Kalenderseite des 4. Oktober: „Ich bin eine geschlagene Armee auf dem Rückzug“ und ließ den Rest der Seite frei.
Sie nahm ein Taxi in das kleine Dorf, das aussah wie alle Dörfer in der Toskana, um einen Hügel herum gebaut, die Kirche ganz oben. Zypressen und Weinstöcke. Die Anmut und die Harmonie des Orts waren kein Trost, sie war müde, erschöpft und traurig, unendlich traurig. Das Haus, das sie gemietet hatte, lag am Hauptplatz, bei der Nachbarin war der Schlüssel hinterlegt.
Beim Eintreten war es so kalt, die Kälte unnachgiebiger Steinmauern, dass sie den Koffer abstellte und eine Strickjacke herausnahm.
Sie suchte unter den Fenstern nach Radiatoren, nein, es gab keine Heizung, es gab auch auch keine Vorhänge und keine Decken auf dem Sofa und keine Teppiche, die das Haus etwas gewärmt hätten. Auf dem Bett im Schlafzimmer sah sie nur ein Leintuch zum Zudecken und einen einzigen Polster. Wie soll ich denn hier schlafen können, alles so kalt, alles in weiß, Plafond, Wände, Boden weiß. Wie ein Laboratorium, dachte sie, wie kann man denn hier wohnen.
In der kleinen Küche wenig Geschirr, ein Holztisch und zwei Sessel, alles so kahl und frostig, sie setzte sich auf einen Stuhl, geschlagen, sie sagte es sich wieder vor, ich bin eine geschlagene Armee auf dem Rückzug, dachte sie, geschlagen und erledigt.
In einer Nische sah sie ein Bücherregal mit Reiseführern und Landkarten, und daneben einen Schrank. Sie öffnete ihn auf der Suche nach einer warmen Decke, aber es war kein Schrank für Bettzeug, es war ein Schrank für Fotoalben, dutzende Fotoalben, am Rücken beschriftet mit Jahreszahlen und Monaten, von - bis, darunter in winziger Schrift Anmerkungen, Namen, fremde Namen, Länder, und auf einmal sah sie ihren Namen, und daneben noch einmal ein Album mit ihrem Namen auf dem Rücken, eine halbe Regalreihe voll Alben mit ihrem Namen.

Ich. 1984

Das erste Mal in meinem Leben bekam ich drei Gänge zum Abendessen serviert, in einem eigenen Esszimmer, Aperitif, Wein zum Essen, als ich bei Christine, einer Kommilitonin aus dem Geschichte-Seminar, eingeladen war.
Ich war an jenem Tag schlecht gelaunt, fühlte mich elend, mein Hals schmerzte und der Stoff für die bevorstehende Prüfung schien mir unüberwindlich. Der Kontrast zu den freudlosen Abendessen mit meiner Mutter, den Einbrennsuppen, den Margarinebroten mit Sardellenpaste, dem ewigen Früchtetee, dem Wachstischtuch und den wackeligen Stühlen war so scharf, entsetzte und bedrückte mich in einem solchen Maß, dass ich zu weinen begann. Zuerst weinte ich ganz leise, aber als Christine und ihre Eltern ganz betreten zu mir sahen und nicht wussten, was sie tun sollten, da weinte ich umso lauter, bis ich am Ende aufsprang, meinen Teller mit dem noch nie gekosteten und auch jetzt nicht gekosteten Tiramisu, einer Unerhörtheit an Dessert, vom Tisch fegte und aus der Wohnung lief.
Als ich Christine das nächste Mal in einer Vorlesung sah, da erwähnten wir diesen Vorfall mit keinem Wort. Sie bat mich um einen Kugelschreiber, ich gab ihr meinen, und sie gab ihn mir nicht zurück. Ich traute mich nicht danach zu fragen, zu groß war die Scham über meinen Anfall im Esszimmer.
Danach habe ich sie gemieden, nie wieder saßen wir nebeneinander, und ich ging auch nicht mehr zu ihr nach Hause zum Lernen, und irgendwann haben wir uns einfach nicht mehr gesehen.
Ich sah sie erst zwei Jahre später wieder, wir standen in der Straßenbahn nebeneinander, ich erschrak, als ihr Gesicht so plötzlich neben meinem war. Hallo, sagte sie freundlich und offensichtlich erfreut, das ist aber ein Zufall! Komisch, dass wir uns seit damals nie mehr gesehen haben! Alle ihre Sätze sagte sie mit einem Ausrufezeichen, sogar die Fragen eher mit einem Ausrufe- als mit einem Fragezeichen.
"Wie geht´s dir denn!", und ich antwortete, "Ja, gut, danke!"
Mir fiel ein, dass sie mir ja noch den Kugelschreiber schuldig war, ich weiß, dass so ein Kugelschreiber nicht viel wert ist, aber trotzdem, ihre freundliche Art und ihre Ausrufezeichen und dann so ein Diebstahl, jawohl Diebstahl. Es wurmte mich, aber ich traute mich natürlich nicht sagen, "He, du musst mir noch meinen Kugelschreiber zurückgeben", das weiß sogar ich, dass das kleinlich ist, aber trotzdem. Ich konnte sie nicht einmal mehr ansehen, so hoch stieg mein Hass, du mit deinem schönen Gewand, die Schuhe, die Tasche … Immer Glück gehabt im Leben, und immer Hochdeutsch ohne Fehler gesprochen, und mit all dem stiehlst du mir, jawohl, stiehlst du mir meinen Kugelschreiber. "Was machst du am Samstag!", schrie sie, um das Rattern und Quietschen der Straßenbahn zu übertönen. "Nichts Besonderes", sagte ich natürlich darauf, es wäre ja lächerlich gewesen ihr vorzumachen, ich hätte etwas Besonderes vor, es war ihr sicher klar, dass ich nichts Besonderes vorhatte, nie. "Komm doch zu mir, ich geb eine Party, du weißt ja noch, wo ich wohne!"
"Ja, gerne", musste ich sagen.

Christine. 2019

Christine nahm eines der Alben aus dem Schrank und schlug es auf. Da war sie mit ihren Eltern am Ossiacher See, genau, da waren sie jedes Jahr auf Urlaub. Mein Gott, das sind meine Fotos, dachte sie, wie kommen die hierher? Ausgerechnet hierher, wo sie ihre Ruhe finden wollte, alles vergessen, neu anfangen. Sie nahm die anderen Alben heraus, auf denen ihr Name stand, ja, ihre Fotos, sie hatte sie eingeklebt, vor vielen Jahren.
Sie dachte an einen Streich, einen bösen Streich, den ihr Ex-Mann ihr gespielt haben könnte, der Amerikaner, das würde ihm ähnlich schauen, so richtig durchtrieben und fies, ihr so richtig wehtun wollen.
Ihr Herz klopfte, klopfte unregelmäßig und hart in den Hals hinein. Das gibt´s doch nicht, das gibt´s doch nicht, dachte sie ein ums andere Mal, das kann doch kein Zufall sein. Wem gehört das Haus? Wer wohnt hier?
Nun nahm sie eins der anderen Alben zur Hand, eines mit einem fremden Namen auf dem Rücken, eine blonde Frau war auf vielen Fotos zu sehen, sie sah ernst aus und misstrauisch, und einige Sekunden lang glaubte Christine, dass sie das sei auf den Fotos, so ähnlich sah ihr die Frau. Aber nein, das ist jemand anderer, wer ist das, um Gottes Willen?
Sie setzte sich, hielt eine Hand ans Herz, ich muss mich beruhigen, ich muss dem auf den Grund gehen, das gibt´s ja nicht, wer ist die blonde Frau?
Sie fand ein schmales Heftchen, in dem einige lose Fotos waren, auf einem stand sie – strahlend – neben einem dünnen dunkelhaarigen Mädchen, auf einem anderen war eine Gruppe zu sehen, junge, lachende, ausgelassene Menschen. Da ist ja der Amerikaner, dachte sie, das war doch das Fest, auf dem wir uns kennengelernt haben, ineinander verliebt haben, mein Gott, da hat das Ganze angefangen, ab da ist alles schiefgelaufen.
Ja, das dunkelhaarige Mädchen, der Name fiel ihr nicht ein, so eine schwierige, verschlossene, die so betrunken war und dann das ganze Bett vollkotzte.
Christine sah das Foto mit dem düsteren Mädchen noch einmal genauer an, und dann die Fotos aus den anderen Alben, nicht ihren Alben, den anderen, fremden, verglich das düstere dunkelhaarige Mädchen mit der düsteren blonden Frau, von der sie kurz geglaubt hatte, dass sie es selber wäre.
Ihr Herz klopfte heftig. Ach, so ist das, flüsterte sie.

Ich, 1984

Da war sie, Prinzessin Morgenschön, Abendschön, freundlich lächelnd, und da sah ich auch schon den Prinzen, Paul, einen Amerikaner mit einem Gesicht so makellos wie aus einer Rasierwasserwerbung. Sie sahen sich an, Prinz und Prinzessin, verteilten zur Begrüßung Gläser mit Getränken, sie lachte, als ihm ein Glas aus der Hand fiel, Scherben bringen Glück!, riefen alle.
Auf dem Fest betrank ich mich, ich fühlte mich so fehl am Platz, so klein und unbedeutend, ich war so neidzerfressen und böse, dass ich zuerst Wein trank, Weißwein gespritzt, immer wieder zum Getränkebuffet ging und mir einschenkte, und danach Cola mit Bacardi mischte, Cuba libre, da schmeckte man den Alkohol nicht so heraus. Ich hatte meine Kamera mitgenommen, und bevor ich zu betrunken dafür war, fotografierte ich die Gäste, die Zimmer, das Essen, Christine mit ihrem Paul, und hielt die Kamera mit der Linse zu mir gedreht weit vor mich, um ein Foto mit Christine und mir zusammen zu machen.
Im seligen Rausch begann ich zu tanzen, die jungen Männer alle in T-Shirts und löchrigen Jeans, und dennoch aus gutem Hause, woran erkannte man das sofort? Mit einem tanzte ich auf hysterische Weise, und schließlich waren wir beide so betrunken und zügellos, dass wir uns in eines der Zimmer zurückzogen, uns auf das Bett warfen und so lange aneinander herumgriffen, bis ich mich übergeben musste. Ich konnte gerade noch den Kopf über die Bettkante drehen und spie sehr schnell und sehr heftig auf den Boden. Jede bisher erlebte Peinlichkeit war nichts gegen die Schmach, mit bis zum Bauch hochgeschobenen Kleid und der Unterhose bei den Knöcheln auf diesem Bett zu liegen, auf Christines Bett, der Boden neben dem Bett voll mit meinem Erbrochenen, zu stinken und mir von Prinzessin Morgenschön helfen zu lassen, auf die Toilette führen zu lassen, wo ich würgte und spie.
Christine brachte mich in ein anderes Zimmer, sie ließ mich bei sich übernachten, sie brachte mir ein Nachthemd und umsorgte mich, und mit jeder fürsorglichen Geste wuchsen meine Scham und mein Hass. Sie war so herzzerreißend freundlich, dass ich sie umso mehr hasste, so abgrundtief hasste, dass ich jetzt und in dieser Stunde ihr etwas antun wollte.
Ich schlief schließlich ein. Es war fünf Uhr morgens, als ich mit dröhnendem Kopf und körperlich fühlbaren Schamgefühlen aufwachte. Ich begann zu weinen, in den Polster zu weinen um niemanden aufzuwecken, und hörte erst auf, als ich aus dem Augenwinkel eine Reihe Fotoalben auf dem Bücherregal neben dem Bett sah.
Die nehme ich mit, dachte ich, ich nehm die jetzt mit und schau sie mir in Ruhe an. Ich suchte meine Tasche, zog das Nachthemd aus und das verdreckte Kleid an, nahm fünf Alben aus dem Regal, nahm sie mit beiden Armen und schlich aus der Wohnung, stinkend nach Schweiß und Erbrochenem. Die Alben rutschten immer wieder aus der Umarmung, und ich brachte sie wieder ins Gleichgewicht. Nach einer Stunde kam ich zuhause an, mir stieg ein Jubel in die Kehle, meine Mutter kam aus dem Schlafzimmer, und ich jauchzte und lachte.
"Was ist denn?", fragte sie.
"Ach nichts", antwortete ich, "mir ist nur gerade was Wunderbares passiert."


Ich. 1984 bis jetzt

Außer den Fotos und der Peinlichkeit blieb mir noch etwas von Christines Fest. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ich einmal reich heiraten würde, aber der junge Mann, mit dem ich auf Christines Bett gelegen war, hatte Gefallen an mir gefunden. Er rief mich am nächsten Tag an und fragte, ob er mich sehen könnte. Ich traf mich mit ihm, und es ging ganz schnell, dass er mir seine Liebe gestand und mich heiraten wollte. Mir war nicht ganz klar, was das sein sollte, Liebe, eigentlich war er mir nicht einmal besonders sympathisch, aber ich sagte ja, ich will dich heiraten. Ich will dich reichen Erben heiraten, der Jus studiert und nach dem Studium in die Kanzlei seines Vaters eintreten wird. Es schien mir auch ausgeschlossen, dass mich jemals wieder ein Mann so bedingungslos lieben würde. Christian liebte an mir wohl, dass ich ihn nicht besonders mochte, dass ich lieber alleine als mit ihm zusammen war.
Ich gewöhnte mich an Wohlstand und Überfluss, doch heimisch wurde ich in dieser Welt nie. Immer ein Fremdling, immer auf der Hut.
Mein Mann liebte die Fotos, die ich auf Christines Fest gemacht hatte, ich mit Christine und eins von uns allen, er schon neben mir. Der Beginn unserer Liebe, sieh mal, hier festgehalten, was für ein Zufall, was für ein Glück.
Und da gab es noch die anderen Fotos, die heimlich entwendeten, ängstlich versteckten, sorgfältig versperrten. Niemand durfte die Alben je sehen, nur ich, immer wieder. Ich studierte, was Christine anhatte, wie sie die Haare trug. Ich ließ mir die Haare blond färben. Als mein Mann mich das erste Mal so sah, lachte er und meinte, ich sähe ja aus wie Christine.
Nach der Scheidung – eine vorteilhafte Scheidung, mein Mann wollte doch noch etwas Zuneigung erfahren und verliebte sich in eine Arbeitskollegin bei Gericht – behielt ich unser Haus in der Toskana. Ich brachte die Alben – meine und ihre – in das Haus. Hier sind sie sicher vor fremden Blicken und für niemanden von Interesse. Ich annonciere das Haus bei einem amerikanischen Anbieter für Ferienwohnungen. Gäste haben sich beschwert, dass es kalt und ungemütlich sei, und ich habe mir vorgenommen, es ein wenig heimeliger einzurichten. Vielleicht nächstes Jahr, bevor die Saison wieder beginnt. Für die nächste Zeit ist es noch vermietet, an eine Amerikanerin aus Pittsburgh.

Christine. 2019

Christine erinnerte sich, dass sie, nachdem Paul und sie geheiratet hatten, noch einige Bilder nach Pittsburgh mitnehmen wollte und einige Alben nicht fand, die ganze Familie suchte danach, aber die Abreise nach Amerika war so überstürzt, dass sie die Suche aufgaben und nicht mehr daran dachten.
Sie hat sie mitgenommen! Sie hat sie gestohlen, jawohl, gestohlen, dieses scheinheilige Luder. Wieso stiehlt man die Fotos von fremden Leuten, das ist ja krank! Ihr Schrecken hatte sich in einen Triumph verwandelt. Ein Triumph wie jedes Mal, wenn sie den Beweis hatte, dass Paul sie betrog, wenn sie Nachrichten fand und Haare und Zettel, ha, jetzt habe ich dich erwischt! Auch jetzt fiel dieser Triumph über sie, ha, ich habe dich erwischt, ich bin dir draufgekommen, du kleine Drecksau. Sie wusste jetzt, warum sie sie gemieden hatte auf der Uni, mit der wollte doch niemand etwas zu tun haben! Das Fest, natürlich, da blieb sie über Nacht, weil sie so besoffen war, und da hat sie die Fotos mitgenommen.
Sie beruhigte sich allmählich, ihr Herz war jetzt ganz kalt, so kalt wie dieses Haus. Sie fuhr in den nächsten Ort, nach Greve in Chianti und nahm dort ein Zimmer. Das Fenster ging auf den Hauptplatz, auf das Denkmal des Eroberers Verrazzano, und so fühlte sie sich, stark und unbesiegbar. Sie spreizte die Finger, hob die Arme, stand da wie ein Racheengel und überlegte, was nun zu tun wäre.

 

Moin @Franziska Filp, zuerst ein herzliches Willkommen von mir. Schön, dass Du Dich traust die "heimliche" Schreiberei gegen uns hier im Forum einzutauschen.
Wenn ich mich nicht irre, war da doch noch ein anderer Text von Dir? Egal, ich möchte Dir gerne meine ganz subjektive Lesemeinung da lassen. Es wird ein Mix aus Kleinkram und vielleicht eher generellen Unklarheiten meinerseits. Und immer im Hinterkopf haben, wir reden über den Text, nicht die Autoren, es ist also nie ein persönlicher Angriff.
Und gut, dass ich nochmal schnell ins Profil geschaut habe "Donau" erklärt einige sehr regional anmutende Formulierungen und "Arbeitsleben hinter mir" vielleicht auch die ein- oder andere nicht zu einem jugendlichen Schreiber passenden Umsetzungen, also danke für die Hinweise.

Diebinnen
Christine. 2019
Schon der Titel lässt mich hin- und herschwanken und genaugenommen geht es mir so mit dem ganzen Text. Einerseits finde ich ihn an den "Haaren herbeigezogen, weil ich es so einfach nicht sehen mag - Also der Kugelschreiber als Diebstahl, andersrum, es ist aus Sicht Deiner Prota halt so, also stimmt es. Schwierig!
Ja, die Untertitel waren mir in der Orientierung eine große Hilfe, auch wenn ich sie unschön finde. Hauptsächlich stoße ich mich glaube ich an dem "ich" der Erzählerin, ist aber wahrscheinlich Geschmackssache.

Miete dir ein Haus in der Toskana, hatte ihre Freundin in Pittsburgh gesagt, ich habe dir eines ausgesucht, fahr doch dort hin, das wird dir guttun, versuch einfach alles zu vergessen.
Der erste Satz entscheidet über hopp oder Flopp. Also nicht wirklich, ob die Geschichte gut ist, sondern eher, ob weitergelesen wir oder nicht. Gerade online ist die nächste Geschichte ja nur eine Klick weit weg. Mir ist er zu lang, zu schachtelig, ein kleiner (gefühlter) Widerspruch ist auch noch drin, wenn die Freundin sagt, "miete dir" und das Haus aber selbst aussucht, mag es aber ja geben.

notierte sie auf der Kalenderseite des 4. Oktober „Ich bin eine geschlagene Armee auf dem Rückzug“ und ließ den Rest der Seite frei.
Das gefällt mir, ein gutes zeigen ihrer Stimmung.

Sie nahm ein Taxi in das kleine Dorf. Es sah aus, wie alle Dörfer in der Toskana aussehen, um einen Hügel herum gebaut, die Kirche ganz oben. Zypressen und Weinstöcke. Sie hatte keinen Blick für die Anmut und die Harmonie des Orts, sie war müde, erschöpft und traurig, unendlich traurig.
Den Satz nur mal als Beispiel. Ich würde an Deiner Stelle nochmal auf Formulierungen durchgehen. Ähnliche oder gar gleiche Satzanfänge, also nicht nur das "Sie", sondern auch der Klassiker: Subjekt, Verb, Objekt, machen es oft langweilig.

Das Haus, das sie gemietet hatte, lag am Hauptplatz, bei der Nachbarin war der Schlüssel hinterlegt.
Manchmal ist die Satzstellung nicht geschmeidig. Gefühlt klänge in meinen Ohren , der Schlüssel war bei der Nachbarin hinterlegt. Wobei wir dann wieder im Muster wären, natürlich nicht sinnvoll. Also vielleicht ganz anders. Spontan:
Der Schlüssel für ihr Ferienquartier holte sie bei der Nachbarin ab und ... (die Lage am Hauptplatz erscheint mir nicht wirklich wichtig)
Sorry, allzu kreativ bin ich heute Abend nicht mehr ...

Beim Eintreten war es so kalt, die Kälte unnachgiebiger Steinmauern, dass sie den Koffer abstellte und eine Strickjacke herausnahm.
Ich finde, Du beschreibst die kalte Wirkung des Gebäudes gut, auch in den späteren Sätzen, aber kannst Du mich das Ganze nicht miterleben lassen. Das Prinzip "Show, don't Tell" solltest Du Dir noch einmal anschauen. Momentan sagts Du es mir und ich soll es einfach schlucken. Was tut sie, wenn sie durch die Räume geht, das Strickjacke rausholen ist schon ganz gut, Arme um sich schlagen, bewusst in die Luft hauchen und auf Wolken warten, erschauern, Fluchtgedanken, ...

Sie öffnete ihn auf der Suche nach einer warmen Decke, aber es war kein Schrank für Bettzeug, es war ein Schrank für Fotoalben, D(d)utzende Fotoalben, am Rücken beschriftet mit Jahreszahlen und Monaten, von - bis (Lehrzeichen um Trennstrich?) darunter in winziger Schrift Anmerkungen, Namen, fremde Namen, Länder, und auf einmal sah sie ihren Namen, und daneben noch einmal ein Album mit ihrem Namen auf dem Rücken, eine halbe Regalreihe voll Alben mit ihrem Namen
Wat nen Satz! Mal von all den Dopplungen, die nicht unbedingt als Stilmittel durchgehen, abgesehen, das ist mega umständlich. Leider bin ich bei Kommasetzung ein Rindvieh, daher kann ich hier nicht sagen, ob die stimmen, aber gefährlich sind solch Konstrukte allemal. Generell finde ich das Atemlose hier sogar gut, mich werfen eher die Kleine Fehler und ihre fehlende Reaktion raus.

Ich. 1984
Wie gesagt, das "Ich" finde ich unschön, eventuell einen Namen und den irgendwie geschickt mit einbauen oder den Erzähler beide Seiten erzählen lassen. Sorry, an solchen Aufbau einer Geschichte habe ich mich noch nicht getraut, da wäre jetzt die Meinung eines erfahrenen Kommentators hilfreich.

Zuerst weinte ich ganz leise, aber als Christine und ihre Eltern ganz betreten zu mir sahen und nicht wussten, was sie tun sollten, da weinte ich umso lauter, bis ich am Ende aufsprang, meinen Teller mit dem noch nie gekosteten und auch jetzt nicht gekosteten Tiramisu, einer Unerhörtheit an Dessert, vom Tisch fegte und aus der Wohnung lief.
Ich mag unerfreuliche, unsympatische Prots und zumindest hält diese mich bei der Stange. Ich bin durchaus neugierig, warum sie sich so seltsam benimmt. Aber da Du es als Ich-Erzählerin erzählst, könnte da meiner Meinung nach mehr Innenansicht dazu, damit ich nicht nur den Kopf über sie schüttele, sondern auch ein bisschen verstehe. Empathie für sie entwickeln kann.
Sehe ich es richtig, dass es auf Neid hinausläuft?

Als ich Christine das nächste Mal sah, in der Hauptvorlesung, da erwähnten wir diesen Vorfall mit keinem Wort.
Gefühlt muss die Hauptvorlesung nicht eingeklammert werden ...

Sie bat mich um einen Kugelschreiber, ich gab ihr meinen, und sie gab ihn mir nicht zurück.
echt jetzt, ist das der Diebstahl Nr. 1?

sogar die Fragen eher mit einem Ausrufe- als mit einem Fragezeichen, Wie geht´s dir denn!, und ich antwortete Ja, gut, danke, und dann nichts mehr, weil ich an nichts mehr denken konnte, als dass sie mir ja noch den Kugelschreiber schuldig war,
Tja, genaugenommen sollen das doch wörtliche Reden sein, oder?
... mit einem Fragezeichen.
"Wie geht´s dir denn!(?)"
Ich antwortete: "Ja, gut, danke", und dann nichts mehr, weil ich an nichts mehr denken konnte, als dass sie mir ja noch den Kugelschreiber schuldig war,
Also, Anführungsstriche, egal für welche Du Dich entscheidest (seltsamerweise macht dieses Programm sie immer alle oben). Zeilenwechsel bei Sprecherwechsel erhöht die Lesbarkeit!

die Tasche… Immer Glück gehabt im Leben, und immer Hochdeutsch ohne Fehler gesprochen, und mit all dem stiehlst du mir, jawohl, stiehlst du mir meinen Kugelschreiber
Wenn Du ganze Worttei... weglässt, ersetzen man diese durchdrei Punkte ohne Leerzeichen. Sine es ganze ... , dann bräuchtest Du ein Leerzeichen.
Oh man, das macht die Prota aber echt unsympathisch, trotzdem bleibe ich dran, also irgendwas hast Du trotzdem richtig gemacht (oder ich möchte unbedingt einen Kommentar schreiben)

Da war sie mit ihren Eltern am Ossiacher See, genau, da waren sie jedes Jahr auf Urlaub, Mein Gott, das sind meine Fotos, dachte sie, wie kommen die hierher?.
Mh, kann es sein, dass Du ab und an ein Komma als Punktersatz benutzt? Und am Satzende bist DU zu großzügig ...

Sie dachte an einen Streich, einen bösen Streich, den ihr der Amerikaner gespielt haben könnte, das würde ihm ähnlich schauen, so richtig durchtrieben und fies, ihr so richtig wehtun wollen.
Warum sollte der amerikanische Vermieter sowas tun? Da kann ich der Überlegung nicht folgen.

Da ist ja der Amerikaner, dachte sie, das war doch das Fest, auf dem wir uns kennengelernt haben, ineinander verliebt haben, mein Gott, da hat das Ganze angefangen, ab da ist alles schiefgelaufen.
Spricht sie hier von ihrem Mann? Oder dem Mann von "ich" und verliebt bezieht sich ihren Mann. Und ist das das richtige Wort?

die so betrunken war und dann das ganze Bett vollkotzte.
Christine sah das Foto mit dem düsteren Mädchen, das sich so schrecklich besoffen hatte,
doppelt gemoppelt

Ihr Herz klopfte immer heftiger, aha, so ist das, wie eine Erleuchtung war es, wie ein Sieg, und triumphierend keuchte sie, Das ist sie! Jetzt war sie draufgekommen, jetzt hatte sie sie ertappt und erwischt, so ist das also, so ist das also!
Ne, auch als Gedankenstrom ist es mir zu "chaotisch" - war/ist, Dopplungen - ich kann die Reaktion einfach nicht nachvollziehen ...

die jungen Männer allle in T-Shirts
Vertipper

woran erkannte man das sofort?
ja, frag ich mich auch und würde es gerne erleben, selbst schlussfolgern können ...

so lange aneinander herumgriffen, bis ich mich übergeben musste.
Sorry, das ist mal ne übel abtörnende Beschreibung von Sex oder zumindest dem Spass davor -herumgriffen, echt jetzt! Ne,ich schreib mal meine Bilder im Kopf besser nicht auf, aber das geht irgendwie nicht so recht ...

Jede bisher erlebte Peinlichkeit war nichts gegen die Schmach, mit bis zum Bauch hochgeschobenen Kleid und der Unterhose bei den Knöcheln auf diesem Bett zu liegen, auf Christines Bett, der Boden neben dem Bett voll mit meinem Erbrochenen, zu stinken und mir von Prinzessin Morgenschön helfen zu lassen, auf die Toilette führen zu lassen, wo ich würgte und spie.
Du magst lange Sätze? Okay, wir reden über andere Zeiten, das ist in Ordnung. Aber dafür, das sich die Prota ziemlich eigenwillig benimmt, hat sie wiederum verdammt enge Moralvorstellungen, irgendwie nicht schlüssig.

Sie war so herzzerreißend freundlich, dass ich sie umso mehr hasste, so abgrundtief hasste, dass ich jetzt und in dieser Stunde ihr etwas antun wollte.
Der Teil könnte auch bei Schiller oder Goethe stehen, fällt für mich aus der Zeit.

Die nehme ich mit, dachte ich, ich nehm die jetzt mit und schau sie mir in Ruhe an.
Warum? Lass Sie doch mehr denken, also wenigsten eine Spur. Für mich ist sie unglaubwürdig, mag natürlich auch mein seltsames Menschenbild sein.

Was ist denn?, fragte sie. Ach nichts, antwortete ich, mir ist nur gerade was Wunderbares passiert.
"Was ist denn?", fragte sie.
"Ach nichts", antwortete ich, "mir ist nur gerade was Wunderbares passiert."
ähm, ich verstehe sie wieder nicht ... Vielleicht passen ich und die Geschichte aber auch einfach nicht zusammen. Ich kann natürlich ahnen, was Du mir sagen/zeigen möchtest und natürlich muss der Leser auch mitdenken. Zur Zeit habe ich aber das Gefühl, das Du mir eine Rahmen gibst und ich mir die Geschichte , vor allem emotional, ausdenken muss.

aber der junge Mann, mit dem ich auf Christines Bett gelegen war, hatte Gefallen an mir gefunden.
Das wäre dann wieder Goethe oder Schiller ...

Mir war nicht ganz klar, was das sein sollte, Liebe, eigentlich war er mir nicht einmal besonders sympathisch, aber ich sagte ja, ich will dich heiraten. Ich will dich reichen Erben heiraten, der Jus studiert und nach dem Studium in die Kanzlei seines Vaters eintreten wird.
Wie gesagt, ich mag negative Prots, aber irgendwie müssen die auch immer ein Stückchen Herz zeigen, damit man ihnen folgt, hier hätte ich normalerweise spätestens aufgehört zu lesen.

Ich gewöhnte mich an Wohlstand und Überfluss, doch heimisch wurde ich in dieser Welt nie. Immer ein Fremdling, immer auf der Hut.
Doppelt gemoppelt und zu allgemeine Phrasen, nur Behauptet!

Nach der Scheidung – eine vorteilhafte Scheidung, mein Mann wollte doch noch etwas Zuneigung erfahren und verliebte sich in eine Arbeitskollegin bei Gericht – behielt ich unser Haus in der Toskana. Ich brachte die Alben – meine und ihre – in das Haus.
Hier bin ich unsicher, aber gefühlt sind die ersten Gedankenstricke okay, während die zweiten eher mit Kommas zu lösen wären, aber sorry, das ist ohne Garantie, nur aus dem Bauch.

Sie hat sie gestohlen, jawohl, gestohlen, dieses scheinheilige Luder.
Na, die passen ja gut zueinander! Insofern ist es schon okay, sie in den Titeltopf zu werfen. Seltsame Reaktion

Sie beruhigte sich allmählich, ihr Herz war jetzt ganz kalt, so kalt wie das Haus der Diebin.
Und woher weiß sie jetzt, das dieses Haus "ich" gehört? Ich sehe nur Vermutungen?

Sie spreizte die Finger, hob die Arme, stand da wie ein Racheengel und überlegte, was nun zu tun wäre.
Ich bin immer noch hin- und her gerissen. Eigentlich gingen mir die beiden total gegen den Strich, aber genauso würde mich der Teil, der jetzt kommt durchaus interessieren.
Ich bin gespannt, was Du aus der Geschichte noch machst ...
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Viel Spaß noch hier, beim Kommentieren und Lesen
witch

 

Guten Morgen, liebe Greenwitch!

Da habe ich ja ordentlich zu kiefeln an deinem ausführlichen Feedback! Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast - und ehrlich, wenn ich so viel an einem Text auszusetzen hätte, würde ich nicht mehr weiterlesen...

Wünsche dir einen schönen Tag und liebe Grüße aus Wien!

 

Moin, Moin @Franziska Filp

und ehrlich, wenn ich so viel an einem Text auszusetzen hätte, würde ich nicht mehr weiterlesen...
Nun, hier geht es aber nicht um Gemecker oder Mögen - es geht um TextArbeit. Klar, ist es schön, einem anderen Autor lauter tolle Stellen zu zeigen und ihn zu loben - kommt hier zum Glück auch oft vor. Aber es gibt subjektiv immer etwas zu verbessern, anders zu lösen, andere Blickwinkel zu beachten.
Ich habe deine Geschichte gelesen und kommentiert, weil ich sie nicht als schlecht empfinde, sie ist interessant aufgebaut und auch der Konflikt gefällt mir. Luft nach oben ist ja etwas positives.
Tut mir leid, wenn du den Kommentar als ausschließlich negativ empfunden hast. Ich werde beim nächsten Mal noch mal auf Ausgewogenheit achten. Und andere Kommentatoren sehen es eventuell völlig anders.
Du wirst mehr Feedback erhalten, wenn du deinerseits auch andere Autoren durch einen hilfreichen Komm. bei der Verbesserung ihrer Geschichten hilfst.
Wünsche ein schönes Wochenende
Witch

 
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Moin, Moin @Franziska Filp
und ehrlich, wenn ich so viel an einem Text auszusetzen hätte, würde ich nicht mehr weiterlesen...
Nun, hier geht es aber nicht um Gemecker oder Mögen - es geht um TextArbeit. Klar, ist es schön, einem anderen Autor lauter tolle Stellen zu zeigen und ihn zu loben - kommt hier zum Glück auch oft vor. Aber es gibt subjektiv immer etwas zu verbessern, anders zu lösen, andere Blickwinkel zu beachten.
Ich habe deine Geschichte gelesen und kommentiert, weil ich sie nicht als schlecht empfinde, sie ist interessant aufgebaut und auch der Konflikt gefällt mir. Luft nach oben ist ja etwas positives.
Tut mir leid, wenn du den Kommentar als ausschließlich negativ empfunden hast. Ich werde beim nächsten Mal noch mal auf Ausgewogenheit achten. Und andere Kommentatoren sehen es eventuell völlig anders.
Du wirst mehr Feedback erhalten, wenn du deinerseits auch andere Autoren durch einen hilfreichen Komm. bei der Verbesserung ihrer Geschichten hilfst.
Wünsche ein schönes Wochenende
Witch
Ja, liebe Witch, ich muss mich an Kritik noch gewöhnen. Zu deiner Frage zum zweiten Text: Er wurde gelöscht, weil eine reale Person darin vorkommt, zwar nur als Wahnvorstellung, aber es widerspricht den Regeln.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich nochmal ganz kurz.
Wenn du den jeweiligen Satz markierst, auf den Du Dich beziehen möchtest erscheint normalerweise ein Feld/Menü und dann kannst "zitieren" auswählen. So kann mann durch einen Text gehen und sammelt alle Stellen, zu denen man sich äußern möchte. Dann wählst du ganz unten in/ oder unter Deinem Antwortfeld "Zitate einfügen" und kannst dann deine Antworten dazwischen schreiben. Zur Sicherheit macht es bei längeren Komms. Durchaus Sinn auf "Vorschau" zu tippen, dann ist der Inhalt schon mal gespeichert.
Du kannst Deine Beiträge jederzeit bearbeiten (unten rechts ), in diesmal Falle böte sich an, die ganzen Vollzitate aus Deinem Antwortspost zu entfernen.
Immer noch sonnige Grüsse von der Ostsee
Witch

 

Liebe @greenwitch,

mit Verspätung vielen Dank! Habe deine Mail erst jetzt gelesen, hätte die Tipps bei den letzten Antwortmails gut gebrauchen können.

Vorläufig bremse ich mich etwas ein - mein Plan war, zehn von meinen im Laufe der Jahre geschriebenen Texten hier reinzustellen und dann nach und nach Kapitel des Romans, an dem ich arbeite. Der Plan geht nicht auf - ich merke, dass bei den Wortkriegern sehr genaues Feedback gegeben wird (gut!), und ich die Texte vor dem Veröffentlichen alle noch sorgfältig überarbeiten sollte. Das lenkt mich zu sehr von meinem Roman ab, bei dem es momentan ohnehin ziemlich hakt.

Ich bin froh, die Wortkrieger (und -kriegerinnen!) entdeckt zu haben, bin hier aber noch als scheues Reh unterwegs ...

Ganz liebe Grüße aus Wien

 

Guten Morgen @Franziska Filp ,
kein Thema, ich hatte ja auch keinen Benachrichtigungsbutton gesetzt.

Vorläufig bremse ich mich etwas ein - mein Plan war, zehn von meinen im Laufe der Jahre geschriebenen Texten hier reinzustellen
Ja, erfahrungsgemäß ist es besser, immer nur eine Geschichte gleichzeitig hier zu bearbeiten, die Antworten und Verbesserungen im Text fressen Zeit. Und die vielen unterschiedlichen Meinungen dann auch einiges an Kopfzerbrechen und Zeit zum finden eines eigenen Standpunktes - lass Dir Zeit!

Das lenkt mich zu sehr von meinem Roman ab, bei dem es momentan ohnehin ziemlich hakt.
Fein, noch eine Romanschreiberin, ich versuche mich auch gerade daran. Wenn Du zwischendurch mal Luft hast, schau doch in der Romanabteilung mal rein, da laufen ja einige spannende Projekte. Oft lernt man vieles aus den Kommentaren und kann es dann bei seinem eigenen Projekt gleich mal kontrollieren.

Ich bin froh, die Wortkrieger (und -kriegerinnen!) entdeckt zu haben, bin hier aber noch als scheues Reh unterwegs ...
Das ist doch toll und wir tun eigentlich auch nur, als ob wir Wölfe wären ...
Aber traue Dich wirklich mal, andere Geschichten zu kommentieren, es tut nicht weh, formulieren kannst Du, es geht ja auch erstmal nur um einen Leseeindruck. Erfahrungsgemäß neigen Neulinge dazu, lieber bei anderen Neulingen zu kommentieren, ist aber genaugenommen viel schwieriger (mehr Baustellen, daher schwer alles zu erklären, Neuling gibt zum Teil gar kein oder angesäuertes Echo, ...)

Du machst das schon
Liebe Grüße
witch

 

Aufmunternde Worte, ich freu mich!
Es ist wirklich spannend hier, sowohl die Texte als auch die Kommentare. Die Romanabteilung habe ich schon entdeckt. Und mich auch schon sehr amüsiert, über die Thomas Bernhard-Parodie (?) von Maskenball und die Kommentare dazu.
Liebe Grüße!

 

@Franziska Filp , neben der Aufmunterung fiel mir gerade nach einem Blick in den Text auf, dass Du soweit ich sehen, nichts korrigiert hast. Also Inhalt und Ausdruck sind natürlich absolut Deine Entscheidung, aber Rechtschreibfehler/Vertipper oder Kommas sollte man als Autor einfach einpflegen, sonst stolpern spätere Leser ja wieder und machen sich auch doppelt die Mühe des Auflistens - ist ja als Hilfe für den Autoren gedacht. War bei Dir ja sehr überschaubar.
Knurr - siehst Du die Wölfin grinsen?
witch

 

Hallo, @Franziska Filp, und Herzlich Willkommen im Forum,

ein guter Text, das vorab. Die Beschreibungen haben mich in den Text gezogen, das Verschachtelte hat mich beschäftigt, die Konstruktion ist gut ausgeklügelt und funktioniert, sofern der Leser bereit ist, den Perspektivenmix zu kaufen. Einer der seltenen Einstände hier, die bereits reichlich Gehalt im Gepäck haben.
Obwohl du viel "tellst", also wenig szenisch oder in Dialoge auflöst, hat mich das in diesem Text kaum gestört, was wohl daran liegt, dass du einen eigenen Stil schreibst, sehr scharf skizzierst. "Margarinenbrote mit Sardellenpaste" erzählt sehr viel über die Familien-Wirklichkeit, "Kirche ganz oben. Zypressen und Weinstöcke", das löst alles direkt Bilder aus. Da hast du ein Händchen für. Auch die Abgründe, die Du schilderst, lassen mich nicht kalt. Der "gestohlene" Kugelschreiber, der ein Symbol wird für das Gefühl der Zurücksetzung, der Benachteiligung, da geht es um persönliche Niederlagen, aus denen Neid erwächst und Hass, beides sehr starke Motive. Selbsthass und Fremdhass, der wiederum den Racheengel auf den Plan ruft, um die Niederlage der "geschlagenen Armee auf dem Rückzug" abzuwenden. Die beiden Frauen sind sich nicht nur optisch ähnlich, sie sind Diebinnen in einem Fernduell durch Zeit und Raum und der Triumph hat die nächste Niederlage gleich mit im Gepäck.

Kleinigkeiten:

Miete dir ein Haus in der Toskana, hatte ihre Freundin in Pittsburgh gesagt
Könntest das Possessiv gegen ein einfaches die tauschen.

notierte sie auf der Kalenderseite des 4. Oktober ()„Ich bin eine geschlagene Armee
Doppelpunkt

den ihr ihr Ex-Mann gespielt haben könnte
würde ich auflösen, entweder: "den ihr Ex-Mann ihr gespielt haben könnte", oder "den ihr der Ex-Mann gespielt haben könnte".

"Wie geht´s dir denn!", und ich antwortete, "Ja, gut, danke"!
Das letzte Ausrufezeichen vor die Gänsefüßchen.

Die Alben rutschten immer wieder aus der Umarmung,und ich brachte sie wieder ins Gleichgewicht.
Leerzeichen vor dem und

""Ach nichts, antwortete ich,
Doppelte Gänsefüßchen weg.

Christian liebte an mir wohl, dass ich ihn nicht besonders mochte, dass ich lieber alleine als mit ihm zusammen war. Ich gewöhnte mich an Wohlstand und Überfluss, doch heimisch wurde ich in dieser Welt nie. Immer ein Fremdling, immer auf der Hut.
Ich mag diesen sezierenden, lakonischen Stil, der sich durch den ganzen Text zieht und ihn wie Klebstoff zusammenhält und verdichtet. Diese Draufsicht vermittelt einen gewissen Abstand zum eigenen Leben und zugleich die Gelassenheit, die übrigbleibt, wenn das Leben die ganz großen Emotionen abgeschliffen hat.

auf das Denkmal des Eroberers Varrazzano,
Verrazzano

Mich hat der Text berührt, ich habe das gerne gelesen.
Peace, ltf.

 

Lieber @linktofink,

so ein tolles Feedback, ich bin sprachlos ... Ich war unschlüssig, ob ich bei den Wortkriegern weitermachen soll, aber jetzt bin ich wieder voll motiviert.
Um ins Romanforum zu kommen - wo ich hin will ;) - muss ich ja zehn Kurzgeschichten ins Forum stellen, das werde ich jetzt zügig angehen!
Die Fehler bessere ich sofort aus, sobald mein Laptop wieder funktioniert. Und werd mir merken, dass ich vor Senden alles noch einmal genau durchlesen sollte ...
Herzlichen Dank, das ist ein wunderbarer Montag!

 

Hallo Franziska,

Um ins Romanforum zu kommen - wo ich hin will ;) - muss ich ja zehn Kurzgeschichten ins Forum stellen, das werde ich jetzt zügig angehen!
Es sind 10 Beiträge, nicht 10 KGs.
Und die hast du ja bereits. ?

Freue mich auf dein Projekt.

Liebe Grüße, GoMusic

 

Guten Abend @Franziska Filp,

hier mein Gegenbesuch, der sich gelohnt hat. An einigen Stellen fand ich den Text etwas langatmig, aber du hast einen eigenen Stil. Finde ich interessant. Bin gespannt, was du sonst noch veröffentlichen wirst.

Hier einige subjektive Leseeindrücke:

Im Flugzeug nach Florenz notierte sie auf der Kalenderseite des 4. Oktober: „Ich bin eine geschlagene Armee auf dem Rückzug“ und ließ den Rest der Seite frei.
Dieser Satz hat mich an ein Buch von Robert Seethaler erinnert. Das ist schon echt gut geschrieben.

Beim Eintreten war es so kalt, die Kälte unnachgiebiger Steinmauern, dass sie den Koffer abstellte und eine Strickjacke herausnahm.
Das hat für mich nicht so gut funktioniert. In meinen Ohren klingt die Dopplung von "kalt" nicht optimal. Ist nur mein Eindruck.

Auf dem Bett im Schlafzimmer sah sie nur ein Leintuch zum Zudecken und einen einzigen Polster.
Der Satz hat sich für mich auch nicht stimmig angefühlt. Vielleicht kannst du daraus zwei Sätze machen?

- bis, darunter in winziger Schrift Anmerkungen, Namen, fremde Namen, Länder, und auf einmal sah sie ihren Namen, und daneben noch einmal ein Album mit ihrem Namen auf dem Rücken, eine halbe Regalreihe voll Alben mit ihrem Namen.
Hier sind nach meinem Geschmack etwas zu viele "Namen" vorhanden. War das mit Absicht? Ich bin darüber etwas gestolpert.

Zuerst weinte ich ganz leise, aber als Christine und ihre Eltern ganz betreten zu mir sahen und nicht wussten, was sie tun sollten, da weinte ich umso lauter, bis ich am Ende aufsprang, meinen Teller mit dem noch nie gekosteten und auch jetzt nicht gekosteten Tiramisu, einer Unerhörtheit an Dessert, vom Tisch fegte und aus der Wohnung lief.
Das war eine gute Stelle. Ich finde, dass du diese langen Sätze gut beherrscht. Daran mache ich auch deinen eigenen Stil fest. Da kann ich mir noch einiges von abschauen.

– strahlend – neben einem dünnen dunkelhaarigen Mädchen, auf einem anderen war eine Gruppe zu sehen, junge, lachende, ausgelassene Menschen.
Mir gefällt die Steigerung "junge, lachende, ausgelassene Menschen". Funktioniert gut für mich.

dass wir uns in eines der Zimmer zurückzogen, uns auf das Bett warfen und so lange aneinander herumgriffen, bis ich mich übergeben musste.
Da musste ich richtig schmunzeln! Wirklich eine skurrile Szene, hat mich amüsiert.

Jede bisher erlebte Peinlichkeit war nichts gegen die Schmach, mit bis zum Bauch hochgeschobenen Kleid und der Unterhose bei den Knöcheln auf diesem Bett zu liegen, auf Christines Bett, der Boden neben dem Bett voll mit meinem Erbrochenen, zu stinken und mir von Prinzessin Morgenschön helfen zu lassen, auf die Toilette führen zu lassen, wo ich würgte und spie.
Und direkt geht es weiter, das finde ich eine der besten Stellen. Hast da meinen Humor getroffen.

aber der junge Mann, mit dem ich auf Christines Bett gelegen war, hatte Gefallen an mir gefunden.
Er hat die Aktion wohl genossen, musste da wieder schmunzeln. Insgesamt finde ich deinen Text gelungen. Ich musste mich an ein paar Stellen konzentrieren, damit ich weiterlese. Das liegt vielleicht daran, dass es recht beschreibend war. Ich will allerdings gleich dazu sagen, dass ich froh bin, weiter gelesen zu haben. War ein guter Text.


Beste Grüße
MRG

 

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