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Dienstag, am 04. Mai 2021

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06.05.2021
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Dienstag, am 04. Mai 2021

Eine eigene Wohnung ist immer auch mit einem gewissen, nicht unwesentlichen, sehr ansprechenden, vor allem auch anregenden Vorteil der eigenen Freiheit und dem motivierenden sowie vielfältigen Anspruch darauf verbunden.

Die eigenen vier Wände sind ein unverzichtbarer Luxus, sie kommen der Miete einer persönlichen kleinen Welt gleich, ein individueller Lebensraum zum gemütlichen Ausbreiten, vergnüglichen Durchschnaufen und letzten Endes, um unabhängig in Eigenverantwortung sowie Pflichtbewußtsein in ein eigenes Leben zu gehen.

Meine sieben Minuten ältere Zwillingsschwester Holly und ich fieberten diesem Augenblick, in dem wir unsere Koffer über die Schwelle unseres ausgewählten Reiches trugen, fieberhaft entgegen und die Wochen davor waren wir von großartiger Vorfreude, hektischer Aufregung und schier unbeschreiblicher Nervosität ausgefüllt.

Die Wohnung selbst ist nicht groß, doch das geht in Ordnung, Holly und ich brauchen nicht viel Platz und ca. 36 Quadratmeter sind völlig ausreichend für uns. Eine schöne, geräumige, großzügig ausgeleuchtete Wohnung.

Rechts neben der Eingangstür ist die Küchennische, hinter einer Trennungswand das offene Schlafzimmer und links im Raum ein kleines komfortables Wohnzimmer. Das kleine Vorzimmer ist überschaubar, auch Garderobe sowie Bad und WC. Aber, es brachte uns in Aussicht auf den kommenden Frühling selber zum Strahlen, besitzt die Wohnung auch eine kleine Balkonfläche. Der Ausblick ist zwar gewöhnungsbedürftig und fernab von Privatsphäre aber auch wir können somit die angrenzenden Mieter im Nebengebäude durchs Fenster spionieren.

Bad und WC sind zwar in einem Raum, allerdings, das freute Holly sehr, ist die Badewanne von größerer Bauart.

Das war es schon, nichts Aufregendes, aber trotzdem fabelhaft für zwei neunzehnjährige Geschwister, die im Berufsleben stehen und ihre erste gemeinsame Wohnung beziehen. Es ist ein Anfang und vor allem leistbar (die Miete selbst beträgt nur € 280,- (kalt) aber unterm Strich kommen wir auf seine Gesamtmonatsmiete von € 460,-)

Achja, wir haben auch ein kleines ein einhalb Quadratmeter großes Kellerverlies zu unserer Verfügung.

Schon Tage zuvor haben wir unsere privaten Sachen in die Wohnung gebracht, dazu auch die Möbel aus unserem alten Zimmer, darum fielen schon mal diese Kosten weg und Holly gefiel der schon reservierte Platz für ihre Bücher. Unsere Lieblingssachen stellte sie in Sichtweite auf, in dieser Hinsicht ließ sie keine Kompromisse zu.

Mangas, Light Novels, Romane und Gedichtbände jedoch herrlich verspielter, jahrelang angesammelter Dekokitsch. Natürlich, es mag zwar nicht altersgerecht sein, aber von gewissen Plüschis konnten wir uns partout nicht trennen. Ein Stück alte Heimat in der neuen Freiheit. Ein Andenken an früher und gemeinsame Erinnerungen.

„So hat alles seine Ordnung“, gab Holly zu Bedenken indes sie die Bücher aufstellte. „Alle schön der Reihe nach wie Zuhause“, gab sie freudig zu verstehen. „Da fühlt man sich doch gleich viel heimeliger, nicht wahr?“, schielte sie zu mir während sie die Leseschätze einsortierte, die wir im Laufe der Zeit von diversen Flohmärkten bezogen.

„Das Dekorieren überlasse ich dir“, gewährte ich ihr die nötige Freiheit. „Du bist da viel versierter als ich, Holly.“

Holly guckte mich verschmitzt an. „Jetzt wo unsere Eltern weg sind kannst du mich ruhig beim Spitznamen nennen, alles klar Blair? Und ich nenne dich auch absofort bei deinem, wie wir es Zuhause heimlich taten, Bee.“

Bee, das ist mein Spitzname, mich durchfuhr ein behaglicher Hauch als sie ihre Stimme an mich richtete.

„Verstanden Honey.“ Das ist Hollys Spitzname, Honey, und sie gab ein kleines melodisches Lachen von sich.

Unsere Eltern hatten wir vor ein paar Minuten verabschiedet, kurz und schmerzlos, und wir würden uns nicht aus den Augen verlieren, immerhin wohnen wir nur knapp 40 Minuten voneinander entfernt und am selben Planeten.

Typisch für Zwillingsgeschwister besitzen wir auch denselben Lesegeschmack, ob bei Kinder-, Jugend- oder auch Erwachsenenbücher, und was beim Lesespaß beginnt setzte sich auch weiterfort. So haben wir uns erst kürzlich die Haare in derselben Farbe getönt, dunkelviolett, wir mögen die Farbe und sie paßt zu unseren grünen Augen. Mit der Zeit, dem ständigen Transportfahrten, bekam die neue Wohnung unseren persönlichen Stempel.

Als sie vom Stuhl hopste betrachtete sie ihr Werk. „Sieht doch gar nicht so schlecht aus, ich bin zufrieden.“

Auch mir gefiel ihr Dekorationsstil. Die Wohnung war nicht groß, jedoch übten wir uns in einem Kreativitätsrausch.

„Was wollen wir heute Abend essen?“, schweifte ich zur Küchennische. „Wir haben die freie Wahl, Honey.“

Für Essen war gesorgt worden, der Kühlschrank mehr oder weniger angefüllt und Milch für Kaffee das Wichtigste.

Sie ließ ihre Augen groß werden, klemmte die Zunge seitlich zwischen die Lippen und nahm ihre beiden Hände zur Hilfe. Zuerst locker, dann kraftvoll, stieß sie mich voran bis ich über den hinteren Teil des Bettes fiel. Die Räume sind offen miteinander verbunden, es gibt keine einzelnen Zimmer, nur ein Schiebevorhang trennt den Schlafbereich vom Wohnzimmer und darum brauchte sie bloß etwas Geduld bis sie mich an Ort und Stelle hatte.

„Was, wenn ich mein Dessert schon jetzt haben will“, blies sie mir heißen Atem entgegen und sah mich auf ihre ganz eigene Weise an, tief und fordernd, dabei krabbelte sie über mich und begann an meiner Hose zu nesteln.

„Ich dachte, wir heben uns das für später auf“, wies ich ein wenig überrascht hin, aber sie verneinte bloß.

„Sei kein Spielverderber, Bee“, schnurrte sie und zog bereits ihr Oberteil aus. Es landete neben dem Bett. „Jetzt brauchen wir nicht mehr auf die Geräusche im Flur achten, falls unsere Eltern kommen“, klang sie glücklich. „Jetzt haben wir uns ganz alleine, wann immer wir wollen, das ist es doch was wir wollten. Hast du denn keine Lust?“, befragte sie meinen nächsten Ausdruck, doch sie nahm mir die Antwort ab und sagte: „Laß es uns gleich hier tun!“

(...)​

(Die restlichen Seiten habe ich privat für unser persönliches Tagebuch fertig geschrieben)​

 

Hallo @Blair-Holly Monschein,

anfangs las sich das für mich wie die Einführung zu einem Roman, wo erst die Umgebung beschrieben wird, aber noch nicht viel passiert.

Mir gefällt der Schreibstil. Die Formulierungen sind teilweise ungewöhnlich, das finde ich erfrischen. Beispielsweise der erste Satz ist schon recht anspruchsvoll, aber auch unterhaltend. Bei manchen Sachen habe ich mich gefragt, ob das noch korrekt ist. "leistbar" habe ich noch nie gehört, der Duden sagt, das wäre häufig im Österreischen gebraucht. "Trennungswand" kennt er nicht, nur "Trennwand", aber benutzt "Trennungswand" in einer Definition. Ich vermute also, dass die Wörter und Ausdrücke, die mir merkwürdig erscheinen, normal in der Sprachregion sind.

Ich bin etwas verwirrt vom Ende. Es klingt, als würden es die beiden Protagonisten miteinander treiben. Das ist ... ungewöhnlich für Geschwister, die zusammen aufgewachsen sind. Mich würde interessieren, wie sie das erleben. Zumindest halten sie es vor den Eltern geheim. Handelt es sich um eine romantische Anziehung oder ist es eher eine Spielerei unter Geschwistern? Da man sowieso eine Familie ist und einander nah ist, sodass es natürlich kommt? Werden sie eifersüchtig, wenn sich ein Liebesverhältnis zu einer dritten Person anbahnt oder sind das für sie zwei unterschiedliche Kategorien? Ich versuche, das nachzuvollziehen.

Den Hinweis mit dem Tagebuch habe ich gelesen. Ich kommentiere hier das Werk, nicht euch persönlich.

Viele Grüße
Jellyfish

 

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