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Diese Frau

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13.04.2006
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Diese Frau

Diese Frau

Herr und Frau Sibelius buchen immer im gleichen Hotel und zur gleichen Zeit ihren Urlaub auf Mallorca. Man kennt sie dort und deshalb kommen sie in den Genuss diverser Extras wie das gleiche Eckzimmer, täglich einen Korb mit Obst aufs Zimmer und einer frischen BILDzeitung.
Das Personal ist stets bemüht, ihre Wünsche zu erahnen und sofort zu erfüllen.
"Darf ich Ihnen das Handtuch zur Liege tragen?" fragt der Liftboy Frau Sibelius, die auf dem Weg zum Pool ist. Er darf. Ein fettes Trinkgeld ist der Dank.

Frau Sibelius sonnt sich nun am Pool und sinniert über das Leben im Hotel.
Sie liegt auf einer gepolsterten Liege und räkelt sich. Po, Taille und Brust bilden eine Masse, die nur durch die Bikinistrippen unterteilt wird und darüber hinwegquillt.
Sie richtet sich auf und streicht sich über ihre wohlgeformten Beine. Dabei lächelt sie. Ein Blick in den blauen Himmel und Richtung Sonne lässt sie in ihre rosafarbene Strandtasche, das gleiche Rosa wie der Bikini, greifen und nach dem Sonnenschutz suchen.
"Schade, nächste Woche geht es schon wieder heimwärts!" sagt sie zu ihrem Mann, der auf der Nachbarliege döst. Er reagiert nicht.
Sie lässt ihre Blicke über die Poolanlage schweifen, während sie weiter in ihrer Tasche wühlt. Von weitem sieht sie ihre Tischnachbarn aus dem Speisesaal, zwei attraktive Männer, kommen.
"Hallo, heiß heute!" ruft sie dem Pärchen zu, das es sich zwei Liegen weiter bequem macht.
"Ja, unerträglich!" antworten die beiden Männer wie aus einem Mund und wenden sich gleich ab.

Frau Sibelius stößt ihren Mann an und bittet ihn, ihr den Rücken einzucremen.
Mittendrin hört er plötzlich auf.
"Bist du wieder eingeschlafen?" fährt sie ihn an und dreht sich um.
Dabei sieht sie, warum ihr Gatte eine Pause macht. Diese Frau kommt an den Pool.
Frau Sibelius nennt sie für sich immer 'diese Frau', weigert sich, ihren Namen zu nennen. Irgendwie taucht in jedem Urlaub eine 'diese Frau' auf.
Manchmal fragt sie sich, ob das zu den Extras, die das Hotel seinen Stammgästen zu kommen lässt, gehört.

In diesem Jahr reist 'diese Frau' allein. Ihr Alter ist schwer zu schätzen. Sie spricht nicht viel. Wenn sie durch die Tischreihen oder aber am Pool entlangschreitet, wippen ihre üppigen Brüste im Takt.
"Die bewegt sich genauso träge wie unser fauler Kater zu Hause!" findet Frau Sibelius.
Die Shirts 'dieser Frau' sind bunt und kurz. Der Bauch hängt etwas über dem Rockbund. Ihre Schenkel zeichnen sich unter dem Rock ab genauso wie der String-Tanga.
"Kann die nicht ein bisschen Sport treiben, damit die Arme Form bekommen?" ist eine weitere Überlegung von Frau Sibelius.
Das Haar ist üppig, eine lockige schwarze Mähne, die ein ovales Gesicht umrahmt. Ein großer Mund mit einer fein gezeichneten Oberlippe und funkelnde Augen zieren das Gesicht.
"Was die für weiße Zähne hat!" ärgert sich Frau Sibelius, als 'diese Frau' den Kellner im Vorbeigehen anlächelt.
Wenn 'diese Frau' morgens zum Frühstück erscheint, verstummen die Gespräche an den Tischen.
Alle glotzen.
Die Männer genauso wie die Frauen! Die Gesichter der Frauen sind teils verkniffen und man kann die Frage, die sie sich innerlich stellen, von ihren Augen ablesen:
"Wieso habe ich im Vorfeld des Urlaubes diese blöde Diät gemacht, die nichts gebracht hat? So wie diese Frau aussieht, hat sie noch nie eine Diät gemacht! Wie selbstbewusst die ist!"

Die Blicke der Männer sind direkt. Mit offenem Munde scheinen sie sich vorzustellen, wie es wäre, auf diesem üppigem Fleischberg zu liegen, der bei jeder seiner Bewegungen vibriert oder aber wie es wäre, wenn dieser üppige Mund ihn verschlingen und ablecken würde. Einmal eintauchen in diese warme, weiche Höhle und sich darin verlieren, das wär's!
Mit einer lässigen Bewegung wirft 'diese Frau' ihre Mähne nach hinten, wenn sie sich setzt. Hals und Körper bilden einen perfekten Bogen. Sehr gekonnt. Sollte sie diese Bewegung eingeübt haben? Man sieht es den Gesichtern der Frauen an den Tischen an, wie sie grübeln.
Die Luft vibriert dann ebenfalls. Von den neidischen Blicken der Frauen und den geilen Blicken der Männer.

Frau Sibelius seufzt und blickt auf ihren Mann, der 'diese Frau' jetzt unverhohlen anstarrt.

"Findest du die gut? Macht die dich an?"

"Wie? Was hast du gefragt?"

"Ob du diese Frau gut findest!!?"

"Hmmm, äh, ja, weiss nicht, glaub nicht, du gefällst mir besser. Wobei, also, sie sieht doch gut aus, oder?"

"Gut? Was sieht denn an der gut aus? Hast du nicht gesehen, wie ordinär die sich bewegt? Und dann die engen Klamotten!"

"Ja, aber das Shirt von dir, das rote, also, locker sitzt das nicht, finde ich. Und wenn du die helle Jeans anhast, die mit der Stickerei, also, dann hängt dein Bauch...."

"Wie? Was hängt da? Das ist der Schnitt! Davon verstehst du nichts!"

"Ich mein ja nur, weil du gefragt hast. Dann frag mich gefälligst nicht! Und außerdem wollte ich dösen. Was störste mich immer!"

Irritiert schaut er in Richtung seiner Frau.
Sie sah ihm an, dass er gerade in Gedanken spazieren war, auf 'dieser Frau'.
Frau Sibelius seufzt ein weiteres Mal und greift nach dem Schinkentoast, den ihr der Kellner vorhin mit hingestellt hat.
Danach schaut sie auf ihren Mann und kann sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. Auch für ihn bleibt 'diese Frau' unerreichbar.
Zumindest in diesem Urlaub.

 

Hallo Jurewa,
eine Erfahrung, die bestimmt immer wieder Leute im Urlaub machen: ein spießiges Paar lebt seinen Urlaub aus: Mallorca, Liegen am Pool, Privilegien als Stammgäste ..., und eine Störung in Form von "dieser Frau" taucht auf. Neid und Eifersucht bei den Frauen, Verlangen und Frust bei den Männern bricht aus.

Du hast versucht, gängige Klischees zu umschiffen, hast ein schwules Pärchen eingebaut und den Kampf um Handtücher weggelassen. Und eigentlich finde ich die Idee mit der Frau, und auch den Titel, gut. Nur: deine Beschreibung kann mir die besondere Ausstrahlung nicht vor Augen führen.
Ich glaube, auch hier wolltest du sie nicht klischeehaft schön beschreiben, aber so wirkt sie auf mich ziemlich unattraktiv. Ich beschreibe dir mal meine Gedanken dazu:

Wenn sie durch die Tischreihen oder aber am Pool entlangschreitet, wippen ihre üppigen Brüste im Takt (aha, dicke Titten). Langsam setzt sie einen Fuß vor den anderen wie eine träge Katze.(Soll das lasziv sein?)
Ihre Kleidung gibt mehr preis als sie verhüllt.(klingt nach Bewertung, ansonsten nichtssagend; es entsteht kein Bild) Der Bauch hängt etwas über dem Rockbund. (kenne ich. :hmm: Ach so, soll sie nicht attraktiv sein?)Das Shirt ist entschieden zu kurz und zu eng.(Definitiv eine Bewertung.) Ihre Schenkel zeichnen sich unter dem Rock ab genauso wie der String-Tanga.(Soll das jetzt sexy sein?) Die Arme haben wenig Form.(also hässlich) Ihr Haar ist üppig, eine lockige schwarze Mähne(rassig!), die ein ovales Gesicht umrahmt. Ein großer Mund mit einer fein gezeichneten Oberlippe und funkelnde Augen zieren das Gesicht. (hübsch)Lächelt sie, blitzen hinter vollen Lippen weiße Zähne auf. Beim Lachen wirft sie den Kopf nach hinten, so dass der ganze Körper vibriert.(klingt irgendwie drangepappt)

Ich glaube, du wolltest sie ausgewogen oder objektiv beschreiben. Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, wäre es wahrscheinlich besser, sie zunächst aus Mannes-Sicht zu beschreiben (der guckt nicht nach unförmigen Armen, z.B.). Und die Sicht der Frau dann anzufügen. Du hast ja beides versucht.

Oder du bleibst bei einer Perspektive (Frau) und zeigst auf, wie sie sich die Sicht ihres Mannes denkt. Und der Dialog könnte noch patziger sein.

'diese Frau' in diesem Jahr reist allein, ihr Alter ist schwer zu schätzen.
Unschön. Die Großschreibung könntest du durch Umstellen vermeiden.
In diesem Jahr reist 'diese Frau' allein, ihr Alter ist schwer zu schätzen.

Ich hoffe, meine Sicht kann wenigstens zur Klärung beitragen.

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

meine Grundaussage sollte sein, dass das Aussehen nichts mit der Ausstrahlung zu tun hat. Im Grunde sind beide 'rundlich'und in keinster Weise perfekt, aber unterschiedlich zufrieden. Wollte sagen, dass die Änderung im Kopf stattfinden muss, die Akzeptanz der eigenen Figur.
Und dann wollte ich noch zum Ausdruck bringen, dass es Männern ziemlich egal ist, wie eine Frau aussieht. Es sind meistens die Frauen selber, die sich Druck und dem 'Schneckenneid' aussetzen.

Deine Sicht ist richtig, man kann alles so deuten wie du es geschrieben hast.
Ich schaue mir alles nochmals gründlich an- wenn es nicht mehr so heiß ist!

Danke für dein Lesen und deine Hinweise!
Ciao,
Jurewa

 

Hallo Elisha,

es ist immer noch so heiß, mittlerweile 36,8 Grad!
Ich habe die Geschichte etwas umgestellt und Dialog eingefügt.
Vielleicht liest du nochmals.

Danke und heiße Grüße,
Jurewa

 

Hallo Jurewa,

Was hat die was ich nicht auch habe?
mag die Protagonistin gedacht haben, die diese Frau um etwas beneidet.
Sie hat Aufmerksamkeit, ist die einfache Antwort.

Man merkt, dass du als Erzählerin auf dem "Beobachtungsposten" gewesen bist. Auch wenn du es nicht wolltest, bist du doch sehr ins Klischeebild eines all -inclusive- Urlaubes gerutscht.

meine Grundaussage sollte sein, dass das Aussehen nichts mit der Ausstrahlung zu tun hat. Im Grunde sind beide 'rundlich'und in keinster Weise perfekt, aber unterschiedlich zufrieden. Wollte sagen, dass die Änderung im Kopf stattfinden muss, die Akzeptanz der eigenen Figur.
Und dann wollte ich noch zum Ausdruck bringen, dass es Männern ziemlich egal ist, wie eine Frau aussieht. Es sind meistens die Frauen selber, die sich Druck und dem 'Schneckenneid' aussetzen.

Diese Aussage konnte ich im Text nicht finden.
Danach schaut sie auf ihren Mann und kann sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. Auch für ihn bleibt 'diese Frau' unerreichbar.
Zumindest in diesem Urlaub.
Gerade der Schluss impliziert das die Protagonistin nicht "geläutert" ist, da sie nach wie vor ihren Mann indirekt für ihre Unzufriedenheit verantwortlich macht.

Lieben Gruß
Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

es stimmt, meine Prota hat einfach nur Aufmerksamkeit, mehr nicht. Eigentlich ganz simpel und mehr wollte ich nicht 'rüberbringen'. Ich muss gestehen, ich war auch noch nie 'all inclusive' urlauben ;-(((
Deshalb verwendete ich sicher viele Klischees.
Die Idee zu dieser Kg kam mir nach dem Urlaubsbericht einer Freundin.
Wenn ich es mir überlege, habe ich gar nicht daran gedacht, oder geglaubt, dass meine Prota geläutert ist bzw. sein könnte. Meine Prota müsste selber aktiv werden, um eine Änderung einzuläuten! 'Wenn du nichts tust, passiert auch nichts!' Wieder ein Klischee, aber eines, hinter dem ich voll stehe.
Zu denken gibt mir, dass von meiner beabsichtigten Grundaussage -Aussehen hat nichts mit Ausstrahlung zu tun!- so gar nichts zu spüren ist.
Dank dir, goldene Dame, dass du es gelesen und mich auf die Schwächen gestoßen hast.
Ich bin im Moment beruflich angespannt, anders ausgedrückt, der schnöde Mammon ist mir zurzeit wichtiger ;-(
Ab September wird alles anders!!
Liebe Grüße!
Jurewa

 

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