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Dieses Mädchen

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15.12.2004
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Dieses Mädchen

Da ist dieses Mädchen, mit diesem Namen, der wie Musik klingt und das einem nie in die Augen sieht. Dieses Mädchen, das manchmal ganz zart und zerbrechlich aussieht, wie als wäre es aus Porzellan und dessen Kopf ständig so voll ist von Gedanken, dass es glaubt zerspringen zu müssen. Dieses Mädchen, das mit niemandem spricht, weil diese Gedanken dann vielleicht zu greifbar werden würden und weil sie höchstens für sie selbst bestimmt sind, und manchmal nicht mal das gut ist.
Lange Zeit hielt es sich versteckt, dieses Mädchen, an einem fremden Ort, ich weiß nicht wo, und ich habe es vermisst und ich habe mich gefragt, wohin es gegangen ist und ob es vielleicht zu weit gegangen ist, so weit dass es nie wieder zurück kommt, weil ich weiß, dass es hier nicht sein kann, in dieser Welt, in der ich lebe, dass es hier nicht existieren kann, weil ihm dieser Ort den Atem nimmt. Dieser Ort mit all den großen und vernünftigen Menschen, die einem immerzu sagen, wie man zu leben hat und wie man sich zu kleiden hat und die sich überhaupt in alles einmischen, was sie nichts angeht. An diesem Ort, an dem es nicht zählt, ob man gerade keine Luft bekommt, weil die ungeweinten Tränen einem die Kehle zuschnüren, an diesem Ort an dem es nur zählt weiterzulaufen, weiter und weiter ohne Rücksicht auf Verluste, immer schneller und immer weiter. An diesem Ort, an dem ein schwerer Kopf mit vielen Gedanken keinen Platz hat. Zwischen den roten Köpfen der anderen Menschen, die sich unentwegt über unglaublich wichtige Dinge empören. An diesem Ort, wo eine leise gesummte Melodie ungehört verschallt, dort wo noch ein kühler Wind durch die Straßen weht, auch wenn schon längst die Sonne scheint.
Ich habe mich also gefragt was aus ihm geworden ist, aus diesem Mädchen oder ob es aufgehört hat zu existieren, weil es keine Hoffnung mehr hatte und weil es keinen Weg fand, aus diesem Ort. Und irgendwann im Spätsommer, als die Köpfe der Menschen besonders rot waren und die kühlen Winde noch stärker bliesen als üblich, da traf ich es wieder dieses Mädchen, in einer dieser kleinen Seitengassen , die hinunter zum Fluss führten. Und sie lehnte an der sandfarbenen Mauer und bewegte sich nicht, nur ihr bunter Schal wehte sachte um ihren schmalen Körper. Und ich lief auf sie zu und riss sie am Arm und ich rüttelte sie und ich fragte, wo sie geblieben war und weshalb sie zurückgekehrt war, an diesen Ort. Ich redete viel und sie antwortete wenig und erst als sie sich umdrehte um zu gehen, da sah ich die Tränen in ihren Augen und wie dünn sie geworden war in den vergangenen Monaten und zum ersten Mal blickte sie mir in die Augen und sie sagte: Höre nie auf zu gehen.

 
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Hi Leah

Insgesamt fand ich deinen Text recht anstrengend zum lesen. Das hat in erster Linie zwei Gründe:

Erstens sicher die Länge der Sätze, die das Lesen sehr mühsam macht. Ein paar Punkte und etwas weniger Kommas würden da wahrscheinlich gut tun. Natürlich hat das auch mit deinem Stil zu tun, der an und für sich durchaus seine schönen Stellen hat. Wenn aber ein Satz mehr als fünf oder sechs Kommas hat, geschieht das auf Kosten der Lesbarkeit.

Zweitens halte ich den Text mehr für eine Beschreibung, als für eine Geschichte. Es fehlt ein Spannungsaufbau ebenso wie eine eigentliche Handlung. Auch die Personen (Ich-Erzähler und Mädchen) bleiben uninteressant, weil man sie kaum kennen lernt. Das heisst: Du sagst zwar, was sie denken und fühlen, aber wir sehen sie nie handeln und durch Handlung werden Figuren in der Regel viel interessanter. Auch Metaphern und Bilder geben einer Geschichte mehr Farbe und Lebendigkeit.

Gelungen ist es dir, eine düstere, melancholische Stimmung aufzubauen. Das alleine genügt aber für mich noch nicht, um eine schöne Geschichte zu sein. Ein Text mit ähnlichem Inhalt aus diesem Forum, die mir weitaus besser gefällt, wäre beispielsweise Gestrandete. Hier wird nach meiner Meinung sehr geschickt mit einer Verbildlichung gearbeitet, wodurch die Geschichte enorm an Tiefe gewinnt.

Zuletzt noch ein kleiner Fehler:
"... zart und zerbrechlich aussieht, wie als wäre es aus Porzellan ..."
Es gibt noch einige andere Kleinigkeiten, aber die findest du beim Durchlesen sicher noch ...

So, das waren meine Tipps und ansonsten noch viel Spass beim Schreiben!

 

Zweitens halte ich den Text mehr für eine Beschreibung, als für eine Geschichte. Es fehlt ein Spannungsaufbau ebenso wie eine eigentliche Handlung. Auch die Personen (Ich-Erzähler und Mädchen) bleiben uninteressant, weil man sie kaum kennen lernt. Das heisst: Du sagst zwar, was sie denken und fühlen, aber wir sehen sie nie handeln und durch Handlung werden Figuren in der Regel viel interessanter. Auch Metaphern und Bilder geben einer Geschichte mehr Farbe und Lebendigkeit.

Eigentlich ist es ziemlich offensichtlich, dass Leah bewusst auf Handlung und Spannung verzichtet hat, deswegen finde ich solche Anmerkungen eher überflüssig.

Bei diesem gewählten Stil ist es gut, dass der Text nicht lang ist. Bei dieser Länge empfinde ich den Text nicht als mühsam zu lesen. In mir weckt er schon Assoziationen und Bilder, er ist ja auch genauso angelegt, eben eine Aneinanderreihung. Doch an manchen Stellen verlierst Du Dich im Kitsch mit Deinen Ausdrücken, da hätte ich etwas ausgefallenere oder originellere Konstruktionen begrüßt. Z.B. "die ungeweinten Tränen einem die Kehle zuschnüren", das ist gewöhnlich und drängt zu sehr in die mädchenhafte Ecke.

Hm, man könnte sich gut das Mädchen als einen Teil des Ich-Erzählers vorstellen. Vielleicht redet der Erzähler von sich selbst, von einer verschwundenen Seite an ihm, die plötzlich wieder auftaucht. Das Mädchen hat den Kopf voller Gedanken, vielleicht vermisst er seine Nachdenklichkeit. Nun ja, so finde ich den Text interessant zu lesen, und man kann sich verschiedene Ansätze dazu vorstellen.

 

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