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Donna Claires Sanftheit, die Russen und ein schöner Rücken

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17.05.2003
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Donna Claires Sanftheit, die Russen und ein schöner Rücken

Er hat so einen schönen Rücken, denke ich. Dabei fahre ich mit der linken Hand über seine sanfte Haut, die sich über die Schultermuskeln spannt. Es ist schön, diesen Rücken zu streicheln, denke ich; und sicher auch, ihn zu- und während ich es denke, tue ich es, beuge mich vor, küsse die kleinen Knochenhöcker des Rückgrats, die sich unter der Haut abzeichnen.

Er liegt vollständig still, rührt kein Glied; nur sein Atem geht gleichmäßig und ruhig. Ich lege meine offene Hand auf seine Hüfte, um diesen Atem zu spüren; einfach nur, um das andere Leben neben mir zu genießen, das Blut fließen zu fühlen, er hat auch sehr schöne Hüften...

Als er den Kopf leicht dreht, um mich anschauen zu können, kann ich meinen Blick nicht vom Spiel seiner Nackenmuskeln wenden. Als würde ein Meer zurückströmen- eine organische, vollkommen gleichmäßige Bewegung.

"Weisst du...", sagt er sanft, und ich spüre die Vibration seines Körpers, die seine Worte auslösen, in meiner linken Hand.

"Weisst du, das war sehr schön. Würdest du... noch einmal meinen Rücken küssen?" - "Gern", flüstere ich zurück.

Meine Stimme ist nicht so schön wie seine, denke ich dabei. Nicht so... beruhigend, naja, männlich eben; eher hysterisch, manchmal... Ich habe eine kleine - Mädchen - Stimme. Während ich mich wieder vorbeuge und einen zärtlichen Kuss meiner viel zu spröden Lippen auf seinen Leib hauche, muss ich daran denken, wie sich meine Stimme überschlagen hat, als er mich heute angesprochen hat, ob er mit mir tanzen könnte.

Ich lege meinen Kopf auf seinen Körper, nachdem ich ihn geküsst habe. Hoffentlich stört es ihn nicht.

Meine Stimme hat mich gestört, als ich ihm da ein aufgeregt kieksendes 'Gern!' zurückgequietscht habe. Aber es war natürlich trotzdem ein Augenblick: all diese Kleinkinder da, saufend, um 'cool' zu sein, sich prügelnd, um 'hart' zu sein, und dann die primitivsten Anmachen der Welt- und dazu als Kontrast er; so ernst, so sanft und doch so sicher...

Ich weiß nicht, was mir am besten gefällt an ihm. Aber auf jeden Fall hat sich meine Stimme peinlich überschlagen, als ich 'Ja' gesagt habe, ich war verdammt nervös, kleine - Mädchen - nervös, und... -

"Sprich doch bitte", sagt er plötzlich.

Verwundert frage ich: "Warum?"

"Es klingt so schön, wenn ich spüren kann, wie deine Worte entstehen. Wenn ich deine Worte nicht nur aus deinem Mund hören kann, sondern- direkt von deinem Körper zu meinem Körper... Verstehst du?"

"Ja", flüstere ich. Ich glaube, das ist es, was ich am meisten mag an ihm: er lässt mich fühlen, dass er mich wirklich schön findet, interessant und begehrenswert, und nicht nur- einen Körper... was weiß ich, was Männer so toll finden. 'Bisschen Busen, lange Beine...

Na, und er ist eben anders.

"Du bist anders", sage ich, denn er möchte, dass ich spreche, und in seiner Nähe wage ich es, dass zu sagen, was ich denke.

"Die anderen... Da waren so viele beschissene Leute. Diese ganzen Russen, die da um ihre Autos rumstanden, jeden anmachen. Ich weiß nicht. Hast du gesehen, wie sie plötzlich auf Maik losgegangen sind? Ach, denn kennst du natürlich nicht... Dieser Kleine, der mit den blonden Haaren, naja, der, auf den plötzlich diese ganze Horde losgegangen ist."

Ich schließe die Augen, bei ihm fühle ich mich sicher.

"Und dann- irgendein blödsinniges Gelaber, diese typischen Sprüche- wollen sich nur prügeln... Diese Prügelrussen, weisst du, 'Hast du mal ne Zigarette', und dann gleich- die haben ihm ins Gesicht geschlagen!"

Ich rege mich auf, hoffe, das meine Stimme dabei nicht wieder so schrecklich hoch und spitz klingt, aber- es ist eine beschissene Sache.

"Infantile Idioten. Warum verkloppen die sich nicht untereinander? 'Sind doch genug Russen da..."

"Bitte", unterbricht er mich, "Bitte, lass das doch. Es ist hier doch so schön. Die Musik ist so schön, die Wärme ist so schön, und-", und bei diesen Worten spüre ich plötzlich seine warme Hand auf meiner Stirn, er streichelt mein Gesicht, "du... du bist schön..."

Er sagt das mit so einem süßen Tonfall, er senkt die Stimme, haucht es wie einen Theaterliebesschwur, ich muss kichern. Er kichert auch, und ich spüre es in meinem Kopf, der immer noch auf seinem Rücken ruht.

"Bitte, lass uns nicht von so etwas reden. Das ist eine schöne CD, weisst du? Ich mag dieses entspannte, wie heisst es? Jazz... Irgendwie Jazz oder so. Es ist eine Musik, die klingt wie der Atemzug einer bekannten Person, weisst du, so entspannend, so frei- Es ist auch wunderschöne Musik, um jemanden zu streicheln..."

"Das hast du schön gesagt."

Das ist auch so eine Sache; er ist nachdenklich. Er ist machmal ein bisschen holprig, langsam, ungeschickt; direkt, wie dieses 'Möchtest du mit mir tanzen?' oder 'Du bist schön'... Trotzdem- er denkt nach. Er redet nicht nur in irgendwelchen Phrasen. Man kann ihm zuhören.

Und er streichelt wunderschön, denke ich, als er plötzlich vorsichtig seinen Körper unter meinem Kopf hervorzieht, sich halb aufrichtet und dann meinen Leib in seine Arme schließt. Er redet weiter, während seine Hände mich liebkosen, er redet wieder etwas Nachdenkliches über diese CD, mit der ich eigentlich noch nie etwas anfangen konnte und die jetzt so wundervoll klingt, er erzählt irgendetwas, erzählt von dem Gefühl, in eiskalten Flüssen zu baden und nachts allein durch den Wald zu wandern...

Ich höre ihm nicht richtig zu, ich fließe einfach, sonne mich in seinen Berührungen und schwelge im Klang seiner Stimme.

"Schreibst du eigentlich Gedichte?", fragt er mich plötzlich, und seine Hände kommen zur Ruhe, er krault nur noch meinen Nacken.

"Wie kommst du darauf?"

"Du bist so ein... so ein, ich weiß das Wort nicht, so ein Gefühls-, Gefühl-..."

"Emotional?"

"Du bist so ein emotionales Mädchen, weisst du. Du kannst dich so aufregen, aber du kannst auch so, wie heisst es, hingebungsvoll sein, weisst du?"

Nein, weiß ich nicht, aber es ist schön, so nah bei ihm zu sein. Bitte, denke ich, küss mich gleich nocheinmal. Am besten schlafen wir auch gleich noch einmal miteinander.

"Ich dachte mir, du bist so ein emotionales Mädchen, vielleicht schreibst du auf, was du fühlst, vielleicht..."

Ich schweige.

Natürlich habe ich ein paar Gedichte geschrieben. Kleine - Mädchen - Gedichte, dumm, von Liebeskitsch und rosa Blah. Wahrscheinlich würde er sie sogar mögen und mir sagen, dass ich eine Poetin bin...

Hoffentlich küsst er mich gleich wieder.

Aber ersteinmal spricht er: "Du bist auch so eine kluge Frau. Du weisst so viele Worte, du weisst, wie heisst es, emotional wusstest du. Du sprichst wie jemand, der klug ist. Du warst auf dem Gymnasium, oder?"

Ich nicke. Ich mag es nicht, wenn ich nicke, es kommt mir immer so vor, als würde ich dabei wie ein Huhn wirken- er aber schaut nur beeindruckt... Es ist schön.

Ich frage ihn zurück: "Wo kommst du her, von welcher Schule?"

Er legt den Kopf schief und lächelt. Er hat tiefe, dunkle Augen, denke ich.

"Bist du von der Berufsbildenden? Ein Freund von mir ist gerade da... Der meint, es sei schrecklich. Fünfzig Prozent Ausländeranteil- Also, da sind ja auch viele Nette dabei, aber... Man merkt das eben schon. Das zieht das Ganze eben irgendwie runter, wenn die Meisten nur Türkisch oder Russisch können."

"Ich weiß es nicht. Ich war nie gut in der Schule, aber es war meine Schuld, weisst du, nicht die von irgendwelchen- anderen Menschen..."

"Naja, aber mein Freund, also, es ist doch einfach kein Zustand. Er kann sein Handy nicht mit zur Schule bringen, weil es ihm sofort von abgezogen werden würde. Die kommen dann da wie die Schimpansen an, labern Scheiße, schubsen rum, wie die letzten... Na, das ist Scheiße... Die haben da auch schon mehrere blaue Augen verteilt und blutige Fressen."

Er sieht mich einfach nur weiter an, keine Regung auf seinem Gesicht.

Aber ich habe mich wieder in Rage geredet: "Das ist so eine abartige Sache. Das sieht man ja sofort: die sind einfach da, haben keinen Bock auf Garnichts, wollen nur rumhängen, rumpöbeln, irgendwelche Leute zusammenschlagen... Du hast das ja selbst gesehen heute. Die Leute bei den Autos, du hast ja gesehen, wie die Polizei da war am Ende. Du hast es ja gesehen..."

Auf einmal legt er seine Hand auf meinen Mund, seine Finger berühren meine Lippen, und er schließt meinen Monolog, meinen Zorn, ich denke nur noch: Küss mich.

Und er sagt: "Ich habe es nicht gesehen. Ich habe nur dich gesehen, ich habe die ganze Zeit nur auf dich geachtet."

Und dann zieht er langsam seine Hand zurück.

Und dann öffnet er den Mund, wie um etwas zu sagen, schweigt dann aber.

Und dann sieht er mich an, kurz nur, ich überlege, ob ich ihn fragen soll, ober er wirklich nicht gesehen hat, wie die Russen Maik verprügelt haben? Weil wir Zeugen brauchen, wenn-

Aber bevor ich denn Mund öffnen kann, hat er seine Lippen auf meine gedrückt, wir küssen uns, er umarmt mich, er zieht mich an sich, schließt mich fest ein, löst mich aus diesem Universum, löst mich, befreit mich, erhebt mich, ist da, ist überall, ich bin bei ihm, ich bin ICH und kein kleines Mädchen, ich bin schön, ich bin bei ihm, er lässt mich in eiskalten Flüssen baden und durch geheimnisvolle Urwälder wandeln und wir sind beieinander und wir küssen uns-

- o -

Am nächsten Morgen wache ich von einem leisen Rascheln auf- und von einer unangenehmen Kälte. Ich blinzele, reibe mir die Augen- mein Körper liegt unter der Decke, die wir gestern fortgeschleudert haben, weil die Wärme unserer Körper reichte, und- wo ist er?

Dann sehe ich ihn in meinem Zimmer stehen, er ist gerade in seine Hose geschlüpft, so leise wie möglich, aber nicht leise genug für meinen kleine - Mädchen - Schlaf.

"Guten Morgen, Liebes", flüstert er.

Dann legt er denn Finger auf die Lippen, mich um Schweigen bittend. Er telephoniert, sehe ich, er hält sein silbernes, zerkratztes Handy an sein Ohr.

Sein Oberkörper ist nackt, und bei Licht wirkt er noch schöner; ich sehe eine Kratzspur auf der sonst makellosen Haut und blicke schuldbewusst auf meine Fingernägel- aber er lächelt, er muss meinem Blick gefolgt sein, er lächelt nur und legt seine freie Hand auf meine Hände.

Dann antwortet sein Gesprächspartner, nimmt ab nach mehrmaligem Läuten, und der wunderschöne Mann, der vor mir steht, spricht mit leiser Stimme, fast entschuldigend schaut er mir dabei in die Augen:

"Hallo Ivan. Hier ist Sergej. Kannst du mir Papa geben? Entschuldige, ich-"

Und seine nächsten Worte höre ich nicht, denn ich fange an zu weinen, als ich seine Augen sehe, die mich so merkwürdig anschauen bei diesen Worten, so traurig, so enttäuscht, und auch ein wenig schuldbewusst, ich fange an zu weinen, möchte sterben, möchte ruhen, möchte die Welt in einem furchtbaren Sturm vergehen sehen-

 
Zuletzt bearbeitet:

Diese Geschichte ist (na, wer hat's gemerkt?) natürlich nicht von mir; vielmehr ist dies hier meine Interpretation der Ballade "Donna Clara", von Heinrich Heine um 1820 im Buch der Lieder veröffentlicht.
Link zum Original: http://gutenberg.spiegel.de/heine/gedichte/hh000060.htm

Ich weiß nicht, wie es in anderen Gegenden mit dieser Problematik steht, aber hier bei uns (Niedersachsen, nahe Wolfsburg) sind manche Orte nicht mehr angenehm, weil prügelnde Russlanddeutsche u.Ä. dort Radau machen- und die Gegenseite (klar, der Feind stand und steht rechts) hilft nicht gerade, die Situation zu entspannen... Es werden wirklich grundlos Leute auf offener Straße bis aufs Blut geprügelt, getreten, mit Messern angegriffen.
Dabei geht es mir hier nicht um Gleichsetzung aller Gewalttäter, auch nicht um Relativierung rassistischer Gewalt oder wasweißich, sondern darum, die Ambivalenz (richtiges Wort..?) und Komplexität der Problematik darzustellen.

Ich hoffe ausserdem, dass meine Schilderung der Ereignisse durch die Augen des anderen Geschlechts nicht allzu realitätsfern ist...

Nachdenklich
All-Apologies

 

Hi All-Apologies!

Jetzt kenne ich, dank Dir, auch „Donna Clara“ von Heinrich Heine. :D

Das Thema ist also nicht neu und doch immer aktuell. Vorurteile, aufgestauter Hass, Gewalt und Gedankenlosigkeit bis zur Verblödung. Das Problem ist wohl global menschlich, in (fast?) jeden Kulturkreis übertragbar.

Warum weint sie am Ende? Selbstmitleid, Scham, widerstreitende Gefühle?

Das Mädchen (Du bist also männlich :idee: ) kommt ein bisschen arg dämlich rüber, für meinen Geschmack. Von der Liebe geblendet? Es gab doch schon vorher genügend Hinweise, oder kam mir das jetzt nur so vor, da ich bereits ahnte, worauf das hinausläuft. Nun, ein bisschen dumm muss sie vermutlich sein, sonst klappt das mit der Geschichte wohl nicht.

Beim Lesen hatte ich etwas Schwierigkeiten. Es liest sich nicht so flüssig, da die Übergänge zwischen den Gedanken und den gesprochenen Worten nicht so deutlich hervortreten. Fehlerkorrektur mache ich lieber nicht, darin sind andere weitaus besser.

Mir hat das Thema gefallen. Regt mal wieder zum Nachdenken über dieses Problem an, auch wenn es nicht neu ist. Ich bin mir aber nicht so sicher, ob mir die Umsetzung gefällt. Vielleicht liegt es daran, wie Du das Mädchen dargestellt hast. Übertrieben naiv? Wie gesagt, ich weiß es nicht genau.

Aber ich habe Deine Geschichte gerne gelesen.

Gruß
Silke

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, Silke-

Wenn es nicht aufgefallen ist, das ich ein Junge bin- dann hat zumindest das geklappt;)

Schade, dass dir mein Stil nicht gefällt. Ic habe einiges an Arbeit investiert.
Die problematische Lesbarkeit ob der Gedanken der Protagonistin, die direkt neben der wörtlichen Rede stehen, ist... Hm. Ich weiß in etwa, welche Stellen du meinst, aber... Was kann man da machen? Mehr als das ", das ja schon da ist, würde das ganze wohl zu weit aufreissen. Ich weiß es nicht. Eine kleine Korrektur habe ich immerhin schon geschafft.
Könntest du noch speziell die Stellen angeben?

Tja, warum weint das Mädchen am Ende? Das ist vielleicht wirklich eine Frage (Interpretation...). Scham- wofür? Selbstmitleid- warum? Wiederstreitende Gefühle- welche?

Die Geschichte ist wirklich offensichtlich; im Original ja noch deutlich mehr. Ich habe versucht, es etwas zu entschärfen (im Vergleich zu Heines Lied), andererseits müssen ein paar klare Worte gesprochen werden. Eine schwierige Sache, finde ich... Um Hilfe wird gebeten.
Das das Mädchen die Situation allerdings nicht messerscharf analysiert bzw etwas unsensibel ist, lässt sich jetzt ja wirklich nicht vermeiden- am besten schiebe ich das jetzt auf die Liebe. Oder wie?

Hoffentlich klingt das zusammen nicht zu sehr wie eine Entschuldigung- ich habe gerade mehrere Korrekturen gemacht. Und ich weiß, das dieser Text nicht so gut ist wie meine anderen.

Danke für die Meinung
Gute Nacht
All-Apologies

 

Hallo all-apologies!
Also ich finde die Gespräche und Gefühle der beiden eigentlich realistisch (hatte angenommen, das sie das erste Mal verliebt ist).
Das er Ausländer ist, und sie es nicht mitbekommen hat, könnte ja so sein: Er lebt schon lange in ihrem Land, hat keinen Akzent und sie erfährt es durch das Telefonat.
Also denke ich, sie schämt sich, weil sie so schlecht über Ausländer gesprochen hat bzw. alle über einen Kamm geschert hat und weil sie denkt, sie verliert ihn...

Ich weiß nicht ob meine Interpretation so richtig ist...grübel

Gruß Joker

 

Hallo all-apologies,

Sehr schöne Geschichte. Eindrücklich, wehmütig, berührend mit teilweise sehr eigenwilligen, atemlos machenden Formulierungen, aber auch mancher Länge. Vielleicht könntest du durch Absätze deinen Text leserfreundlicher gestalten. Die Figuren finde ich außergewöhnlich gut charakterisiert. Ich habe mich nur gefragt, warum das Mädchen nicht vorher gemerkt hat, dass er Russe ist. Ein bisschen liegt es vielleicht an ihrer etwas egozentrischen Wahrnehmung (nicht abwertend gemeint), die sie ängstlich auf Dinge wie ihre Stimme achten läßt, ihre Wirkung auf ihn, so dass sie - trotz all der Zärtlichkeit, die sie ihm gibt - ihn nicht wirklich als das wahrnehmen kann, was er ist. So entgeht ihr, dass er Russe ist, - haben sie sich beim Tanzen nicht einander vorgestellt?!- und ohne es zu wollen, kommt der erste Riss in ihre neue Liebe.
Gleichzeitig hat sie zum Teil auch Recht, die gestohlenen Handys in der Schule, Prügeleien, Gewaltbereitschaft. Dir ist es gelungen, nicht schwarz-weiss zu malen, sondern mit vielen Grauschattierungen eine interessante Episode darzustellen; die Idee, "Donna Clara" in ein zeitgenössisches Gewand zu stecken, finde ich gut.

Details

küsse die kleinen Knochenhöcker des Rückrads,
> Rückrad hört sich poetisch an, wenn man es sich als Bild vorstellt... Du meintest aber sicherlich Rückgrad.

Er liegt vollständig still, rührt kein Glied;
> klingt leicht doppeldeutig...

Meine Stimme ist nicht so schön wie seine, denke ich dabei. Nicht so... beruhigend, naja, männlich eben; eher hysterisch, manchmal... Ich habe eine kleine - Mädchen - Stimme. Während ich mich wieder vorbeuge und einen zärtlichen Kuss meiner viel zu spröden Lippen auf seinen Leib hauche, muss ich daran denken,
> Finde ich sehr schön.

all diese Kleinkinder da, saufend, um 'cool' zu sein, sich prügelnd, um 'hart' zu sein,
> stilistisch gut

Die leitmotivischen "Kleine-Mädchen-Dinge" haben mir auch gefallen.

Fazit: lesenswert!
lg Pe

 
Zuletzt bearbeitet:

Erst ganz zum Schluß der Geschichte habe ich verstanden, warum sie unter Gesellschaft und nicht Romantik/Erotik steht

Der Hinweis auf Donna Clara ist sehr ehrlich, wenngleich du dein Licht unter den Scheffel stellst. Das ist davon inspiriert, aber letztlich ein ganz eigenständiges Werk. Einige glauben jetzt, sie kennen Heines Gedicht, hehe.

Die Transposition der Idee ist nicht ganz 100%, da im Gegensatz zu den Juden bei Heine das Problem mit den Russen greifbarer ist und - das hast du auch korrekt rübergebracht - den Russen zu einem "entschuldigenden" Blick bringt. Hier ist noch nichts unwiederbringlich zerbrochen, ein aussöhnendes Gespräch inklusive "Völkerverständigung" durchaus noch möglich (finde ich jedenfalls).

Zum Stil:

Man merkt es definitiv nicht, daß hier ein männlicher Autor versucht hat, die weiblihe Perspektive einzunehmen, obgleich das sehr viel schwieriger ist als umgekehrt. (Das war ein Lob)

Daß am Ende nicht klar wird, was genau in der Erzählerin vor sich geht, ist durchaus nicht unbedingt negativ zu werten, regt es doch etwas zum Nachdenken an. Interessant ist hier vorwiegend die Situation des inneres Widerspruchs, den jeder für sich selbst anders auflösen mag.

Knochenhöcker des Rückrads
Weder Rückrad noch Rückgrad, sondern Rückgrat!

Er liegt vollständig still, rührt kein Glied;
> klingt leicht doppeldeutig...
Fand ich auch. Aber das ist eigentlich eher unserer schmutzigen Phantasie zuzuschreiben, harhar.

r

 

@alle ersteinmal- Danke, anscheinend ist die Geschichte besser, als ich gedacht hatte. Vielleicht sollte ich öfter bewusst klauen / romantisch schriben / aus der Sicht einer Frau schreiben...

Was mich wirklich BRENNEND interessiert: wieso seht ihr hier alle die ERSTE Liebe? Wieso nicht die, sagen wir mal, dritte? Am Anfang hatte ich das ganze eher in Richtung One-Night-Stand geplant, habe dann aber beim ersten Gedanken festgestellt, das es NICHT KLAPPT. Trotzdem- wie kommt ihr darauf, das es die erste Liebe ist?

@petdays

klingt leicht doppeldeutig.
Ein Wort:
Drecksferkelschweinchen,versautes.

Vielleicht könntest du durch Absätze deinen Text leserfreundlicher gestalten.
Könntest du bitte, bitte, bitte da konkret werden und mir sagen, WO? Ich weiß, dass hier anscheinend das große formale Manko des Textes liegt, trotzdem finde ich keine richtige Sztelle für nen Schnitt. Bitte, sga mir wo.

Ansonsten hast du mich gerade sehr glücklich gemacht- alles schön und romantisch gefunden, mein Leitfmotif ebenfalls etc...
Danke.

@relysium
Jaja, Rückgrat.- Irgendwie peinlich, das.

Man merkt es definitiv nicht, daß hier ein männlicher Autor versucht hat, die weiblihe Perspektive einzunehmen, obgleich das sehr viel schwieriger ist als umgekehrt. (Das war ein Lob)
...und eine Beleidigung der Mannheit insgesamt- Alle Männer sind simpel und dingsgesteuert etc... Hehe.

Die Transposition der Idee ist nicht ganz 100%, ... den Russen zu einem "entschuldigenden" Blick bringt.
Das war dann allerdings eine Idee meinerseits: Das der Russe am Ende aufsteht, seine Identität enthüllt und dann Clara richtig fertigmacht (seelisch)- ihr alles mägliche vorwirft, Dummheit, Nazi-heit, 'na, mit einem Russen getrieben, wa?', 'Ich empfehl' dich kleine deutsche Hure all' meinen ach-so-schrecklichen Russenkumpels' etc; wäre ja auch irgendwie nachvollziehbar, vielleicht sogar gerecht.
Das wäre dann (nach m. Interpretation) etwas originalgetreuer.

Ich dachte mir, wenn ich die Geschichte '100%' mache, wird sie zu platt- vor allem, weil ich nicht so Russe bin wie Heine Jude war; das könnte ich mir nicht erlauben.

Zu deinem 'Empfinden' - da bin ich pessimistisch.

Erst ganz zum Schluß der Geschichte habe ich verstanden, warum sie unter Gesellschaft und nicht Romantik/Erotik steht
Einfach Emoporno wäre mir zu peinlich irgendwie...

Guten Abend
All-Apologies

 
Zuletzt bearbeitet:

Also um Deine Frage zu beantworten, warum ich dachte es wäre die Erste Liebe: Ich denke bei der 2. und 3. und 4. Liebe hat man doch eigentlich schon mehr Erfahrungen und ist nicht mehr so Naiv. Z.B. wer bekommt nicht die typisch ersten Fragen gestellt: Wie heißt Du, was machst Du, wo kommst du denn her? Oder?
Also bei der ersten Liebe ist doch noch Rosa-Brille IN. Man fragt ja nicht mit 14-17 Jahren-da sind andere Dinge viel wichtiger :D

Gruß Joker

 

Zitat:
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Man merkt es definitiv nicht, daß hier ein männlicher Autor versucht hat, die weiblihe Perspektive einzunehmen, obgleich das sehr viel schwieriger ist als umgekehrt. (Das war ein Lob)
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...und eine Beleidigung der Mannheit insgesamt- Alle Männer sind simpel und dingsgesteuert etc... Hehe.
Nein, im Gegenteil: Weiber sind wirr und folgen einer eigenen, für Männer nicht nachvollziehbaren Logik.
Ja, okay, Männer sind dingsgesteuert stimmt auch... :rolleyes:
Es gibt da ein paar Bücher, die sich ohne political correctness-Scheiß damit auseinandersetzen (Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken von B & A Pease - sollte Pflichtlektüre in der Schule werden).

r

 

Hi all-apologies,

Ein Wort:
Drecksferkelschweinchen,versautes.

Beleidige nicht deine Kritiker. :D ; ). Was kann ich dafür, dass du so doppeldeutig schreibst?

Absätze. Bei Online-texten wichtiger als im Printbereich.
Ein Vorschlag auf die Schnelle:

Er hat so einen schönen Rücken, denke ich. Dabei fahre ich mit der linken Hand über seine sanfte Haut, die sich über die Schultermuskeln spannt. Es ist auch schön, diesen Rücken zu streicheln, denke ich; und sicher auch, ihn zu- und während ich es denke, tue ich es, beuge mich vor, küsse die kleinen Knochenhöcker des Rückgrats, die sich unter der Haut abzeichnen.

Er liegt vollständig still, rührt kein Glied; nur sein Atem geht gleichmäßig und ruhig. Ich lege meine offene Hand auf seine Hüfte, um diesen Atem zu spüren; einfach nur, um das andere Leben neben mir zu genießen, das Blut fließen zu fühlen, er hat auch sehr schöne Hüften...

Als er den Kopf leicht dreht, um mich anschauen zu können, kann ich meinen Blick nicht vom Spiel seiner Nackenmuskeln wenden. Als würde ein Meer zurückströmen- eine organische, vollkommen gleichmäßige Bewegung.

"Weisst du...", flüstert er, und ich spüre die Vibration seines Körpers, die seine Worte auslösen, in meiner linken Hand.

"Weisst du, das war sehr schön. Würdest du... noch einmal meinen Rücken küssen?"

"Gern", hauche ich zurück.

Meine Stimme ist nicht so schön wie seine, denke ich dabei. Nicht so... beruhigend, naja, männlich eben; eher hysterisch, manchmal... Ich habe eine kleine - Mädchen - Stimme. Während ich mich wieder vorbeuge und einen zärtlichen Kuss meiner viel zu spröden Lippen auf seinen Leib hauche, muss ich daran denken, wie sich meine Stimme überschlagen hat, als er mich heute angesprochen hat, ob er mit mir tanzen könnte.

Ich lege meinen Kopf auf seinen Körper, nachdem ich ihn geküsst habe. Hoffentlich stört es ihn nicht...

Meine Stimme hat mich gestört, als ich ihm da ein aufgeregt kieksendes 'Gern!' zurückgequietscht habe. Aber es war natürlich trotzdem ein Augenblick: all diese Kleinkinder da, saufend, um 'cool' zu sein, sich prügelnd, um 'hart' zu sein, und dann die primitivsten Anmachen der Welt- und dazu als Kontrast er; so ernst, so sanft und doch so sicher...

Ich weiß nicht, was mir am besten gefällt an ihm. Aber auf jeden Fall hat sich meine Stimme peinlich überschlagen, als ich 'Ja' gesagt habe, ich war verdammt nervös, kleine - Mädchen - nervös, und...

"Sprich doch bitte", sagt er plötzlich.

Verwundert frage ich: "Warum?"

"Es klingt so schön, wenn ich spüren kann, wie deine Worte entstehen. Wenn ich deine Worte nicht nur aus deinem Mund hören kann, sondern- direkt von deinem Körper zu meinem Körper... Verstehst du?"

"Ja", flüstere ich. Ich glaube, das ist es, was ich am meisten mag an ihm: er lässt mich fühlen, dass er mich wirklich schön findet, interessant und begehrenswert, und nicht nur- einen Körper... was weiß ich, was Männer so toll finden. 'Bisschen Busen, lange Beine...

Na, und er ist eben anders.

"Du bist anders", sage ich, denn er möchte, dass ich spreche, und in seiner Nähe wage ich es, dass zu sagen, was ich denke.

"Die anderen... Da waren so viele beschissene Leute. Diese ganzen Russen, die da um ihre Autos rumstanden, jeden anmachen. Ich weiß nicht. Hast du gesehen, wie sie plötzlich auf Maik losgegangen sind? Ach, denn kennst du natürlich nicht... Dieser Kleine, der mit den blonden Haaren, naja, der, auf den plötzlich diese Horde Schläger zugegangen ist."
Ich schließe die Augen, bei ihm fühle ich mich sicher.

"Und dann- irgendein blödsinniges Gelaber, diese typischen Sprüche- wollen sich nur prügeln... Diese Prügelrussen, weisst du, 'Hast du mal ne Zigarette', und dann gleich- die haben ihm ins Gesicht geschlagen!"

Ich rege mich auf, hoffe, das meine Stimme dabei nicht wieder so schrecklich hoch und spitz klingt, aber- es ist eine besch.... Sache.

>>>> Hier hör ich mal auf, ich denke, das Prinzip wird klar.

Pe :)

 

@relysium
entlarvend ist jetz,t dass ich immer dachte, 'warum männer...' etc sei ein Frauenbuch, das 100%ig nur Frauen lesen.
*Schäm*

@petdays
Danke, danke. 1000 Dank. Ich habe das jetzt gemacht und es ist viel besser, als ich immer gefürchtet hatte- ich mag es so weniger als in der kompakten Version, aber wenn es sich so für die Allgemeinheit besser lesen lässt, bitte. Kannst du es dir nochmal ankucken, ob das jetzt wirklich ok ist so?

@ibanac

Mit welcher Absicht verwendest du die Gedankenstriche? Um etwas zu betonen, abzuhaken, verlangsamen oder aufmerksam zu machen. Pls Erklärung. Ich fangs nicht ganz auf...
Das ist tatsächlich mein Stil, und der wird auch so bleiben ;)
Meistens meint so ein Strich eine Pause. Das habe ich mir immer intuitiv so gedacht, und es überrascht mich jetzt, das du und auch zb relysium das manchmal anders auffassen. Ich kann mich ja demnächst vielleicht doch mal etwas zurückhalten.

Danke für den Rechtschreibfehlertip...

"Ich finde es großartig, dass du dich derart gut in ein Mädchen versetzen kannst, vorausgesetzt du bist keins. Auch die männliche Person ist sehr gut gelungen. " - Ich bin ein Junge- und deshalb MUSSTE ich als Mädchen schreiben: ich hätte vermutlich einige Probleme gehabt, aus der Perspektive eines totalen Traumtypen (der ich siche rnicht bin) zu schreiben... Bescheidenheit etc...

Joa, danke, ne? Wo isses denn bei ihnen, dass sie so tropische Klimata haben?

Danke nochmal an alle.

 

Geschrieben von all-apologies
entlarvend ist jetz,t dass ich immer dachte, 'warum männer...' etc sei ein Frauenbuch, das 100%ig nur Frauen lesen.
*Schäm*
Egal. Kauf es dir. Dann können wir darüber diskutieren. Müssen wir aber nicht. Hauptsache du liest es. Das ist ein Standardwerk der Sozialbiologie, auch wenn der Stil etwas flapsig daherkommt.

Eine weitere Buchempfehlung lautet übrigens: "Sind Frauen bessere Menschen?"

Danach siehst du die Welt mit anderen Augen, und das ist bei Gott kein Witz.

r

 

@ all-apologies

Jo, stimmt so.

Für die Printversion kannst du ja deine ursprüngliche verwenden.

lg Pe

 

@petdays

Für die Printversion kannst du ja deine ursprüngliche verwenden.
Das hatte ich vor.

Na, da hast du mir ja nen gefallen getan.

@ibanac:
AHRG! Budapest. Und ich jammere, das es HIER heiß ist.

Regengüsse haben wir auch; immer pünktlich um viertel vor drei. Ist auch schon ein bisschen Tropenatmosphäre.

Grüße

 

hi all-apologies,

ich musste ja nun nach deinem *ich-bin-doch-kein-sci-fi-ler* stöbern gehen..

Text:


Er liegt vollständig still, rührt kein Glied;

natürlich war das auch mein erster Gedanke... :Pfeif:


"Weisst du...", flüstert er, und ich spüre die Vibration seines Körpers, die seine Worte auslösen, in meiner linken Hand.

Hm...er flüstert...und dann vibriert es? Ich habe es ausprobiert: Flüsternd...normal sprechend...laut sprechend...beim Flüstern hat es bei mir nicht vibriert ;)


"Weisst du, das war sehr schön. Würdest du... noch einmal meinen Rücken küssen?" - "Gern", hauche ich zurück.

dieses Hauchen klebt wie Zuckerwatte zwischen den Zeilen...


Ich habe eine kleine - Mädchen - Stimme.

auf Dauer haben mich diese - ... - beim Lesen gestört.


Während ich mich wieder vorbeuge und einen zärtlichen Kuss meiner viel zu spröden Lippen auf seinen Leib hauche, muss ich daran denken, wie sich meine Stimme überschlagen hat, als er mich heute angesprochen hat, ob er mit mir tanzen könnte.

Na, da willst du aber viel reinpacken ;)


Ich lege meinen Kopf auf seinen Körper, nachdem ich ihn geküsst habe. Hoffentlich stört es ihn nicht...

Die haben doch schon miteinander geschlafen...und dann solche Gedanken?


"Ja", flüstere ich. Ich glaube, das ist es, was ich am meisten mag an ihm: er lässt mich fühlen, dass er mich wirklich schön findet, interessant und begehrenswert,

Er groß nach dem Doppelpunkt

Ich rege mich auf, hoffe, das meine Stimme dabei nicht wieder so schrecklich hoch und spitz klingt, aber- es ist eine besch.... Sache.

Warum schreibst du beschissen nicht aus?


Er sagt das mit so einem süßen Tonfall, er senkt die Stimme,

naja...

"Bitte, lass uns nicht von soetwas reden. Das ist eine schöne CD, weisst du?

so etwas

er redet wieder etwas nachdenkliches über diese CD, irgendetwas, erzählt von dem Gefühl,

Nachdenkliches


"Du bist so ein emotionales Mädchen, weisst du. Du kannst dich so aufregen, Am besten schlafen wir auch gleich nocheinmal miteinander.

noch einmal


Ich nicke. Ich mag es nicht, wenn ich nicke, es kommt mir immer so vor, als würde ich dabei wie ein Huhn wirken-

Nein, also das mit der Stimme nehme ich ja noch in Kauf...aber ein schlichtes Nicken wird schon zur Hemmschwelle und löst Komplexe aus :confused:

"Bist du von der Berufsbildenden? Ein Freund von mir ist gerade da... Der meint, es sei schrecklich. Fünfzig Prozent Ausländeranteil- Also, nichts gegen Ausländer, aber... Man merkt das eben schon. Das zieht das Ganze eben irgendwie runter."

Aus dem vorherigen Gespräch geht eindeutig hervor, dass der Prot keinen hohen Bildungsstand hat. Dann tritt sie so ins Fettnäpfchen...irgendwie passt das nicht zu dem Bild, was ich anfangs von der Prota hatte.

-

mein Körper liegt unter der Decke, die wir gestern fortgeschleudert haben, weil die Wärme unserer Körper reichte, und- wo ist sein Körper?

sein Körper...da wird der Prot, der doch am Abend vorher so innig begehrt und betrachtet wurde, auf einen Körper reduziert....



Dann sehe ich ihn in meinem Zimmer stehen,

waren sie vorher irgendwo anders?


Dann legt er denn Finger auf die Lippen, mich um schweigen bittend. Er telephoniert, sehe ich, er hält sein silbernes, zerkratztes Handy an sein Ohr.


Und seine nächsten Worte höre ich nicht, denn ich fange an zu weinen, als ich seine Augen sehe, die mich so merkwürdig anschauen bei diesen Worten, so traurig, so enttäuscht, und auch ein wenig schuldbewusst,

Die Pointe kommt durch die Namen daher. Ich frage mich, ob ein Liebespaar den ganzen Abend/Nacht verbringt, ohne sich die Namen anzuvertrauen?

Auf die ss/ß-Rechtschreibvariante bin ich nicht eingegangen, weil der Text schon älter ist.

Ich habe Heine jetzt vorher nicht gelesen, weil ich deine Geschichte *pur* lesen wollte. Die Stimmung hat was, da habe ich mich eingefunden und einzelne Passagen haben mir gut gefallen...aber die Prot war in ihren Dialogen zu sehr auf die Pointe hin getrimmt - die für mich nicht stimmig ist.

Lieber Gruß
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Oh-kej. Äh... Ich habe sowieso gerade eine Korrektur dieser Geschichte gemacht, während du dein Posting geschrieben hast. Bin gleich nocheinmal drüber, weil du da ein paar Sachen gefunden hast, die ich übersehen hab. Vor allem wurmt mich das hier:

Ich habe es ausprobiert: Flüsternd...normal sprechend...laut sprechend...beim Flüstern hat es bei mir nicht vibriert
Ich meine, ich studiere das. Ich studiere das und meine eigentlich recht gut darin zu sein. Und dann vergesse ich, dass flüstern DEFINIERT ist als "nicht - stimmhaftes Sprechen", das heißt, nichts virbriert. Korrigiert und so viel besser.
Dann "beschissen" ausgeschrieben, die Reduktion auf Körper ersetzt- alles viel besser so. Danke für diese Fehler.

Ansonsten muss ich jetzt leider etwas machen, dass ich inzwischen nur noch ungern tue: meine Geschichte verteidigen. Vor allem meine Protagonistin.
Du schreibst davon, dass dir meine Clara unlogisch ängstlich vorkommt. Du schreibst, es sei nicht klar, warum sie noch nach dem Akt für Sachen wie einfache Berührungen und ihr "kindisches" Nicken schämt. Nun, das ist ein wichtiger Punkt im Charakter dieses Mädchens, den ich meiner Meinung nach sehr deutlich dargestellt habe, er ist dir ja sogar negativ aufgefallen: sie sieht sich als ein "kleines Mädchen". Er ist ihr Märchenprinz, und sie schämt sich noch ein bisschen dafür, was sie ist. Sie hat das Gefühl, ein fragiles Geschenk bekommen zu haben und meint, es durch so oberflächliche Sachen verlieren zu können. Das ist natürlich unlogisch- aber ihr Charakter, meine ich, ist stimmig, ihre Charakterisierung ist stimmig.
Findest du nicht? Nun, wie würdest du es deutlicher machen?
Und das wichtige: Sie schämt sich für diese "kleine - Mädchen - Sachen" und fürchtet, sie könnte ihn verlieren, während sie in Wirklichkeit ihre Beziehung dadurch beschädigt, dass sie so unachtsam über "Andere", die sie nicht versteht, schimpft.
Ich meine, das ist in meiner Geschichte eigentlich deutlich genug.

Und dadurch, dass man das sieht, wird dann ja auch die Wichtigkeit der "Auflösung" abgemildert. Es ist mir ja nicht wichtig, den Leser zu überraschen, denn der kennt ja vielleicht das Original. Es geht mir darum, Clara zu beleuchten. Es geht mir darum, SIE zu überraschen. Ich lasse Klara ins verborgene Messer laufen. Der Leser weiß möglicherweise schon lange, wie das Enden wird, interessant ist nur, das Clara es nicht weiß.

Und, ja, dass es unlogisch ist, dass sie seinen Namen nicht inzwischen mal gehört hat, äh... Ja. Das ist mir nicht aufgefallen. Einfache und etwas unzufriedenstellende Lösung: er hatte einen Spitznamen.

Wenn du meinst, dass aus meiner Gerschichte nicht deutlich wird, wie Clara gestrickt ist, schreib mir das und sag vielleicht auch, wie du es deutlicher machen könntest.

Auf jeden Fall aber ein großes Danke für deine Kritik. Ich mag diesen Text sehr gerne und bin froh, ihn verbessern zu können. Danke
Jona

 

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