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Donnerstag
Donnerstag, Donnerstag der 28. Mai ist ein Tag, der mal wieder total daneben gegangen ist. Hab heute ´ne fünf in der Deutscharbeit bekommen. Was soll ich jetzt machen? Zu Hause wird die Hölle los sein, meine Eltern werden mich umbringen...
Es klingelt, Schulschluss. Ich will nicht nach Hause. In letzter Zeit waren meine Zensuren nicht gerade sehr herausragend und wenn ich jetzt auch noch mit ´ner fünf antanze, na dann halle luja!
Was mach ich bloß? Wenn ich nicht nach hause komme, dann machen sich meine Alten sorgen um ihr kleines Töchterlein und rufen womöglich noch die Polizei und dann werden sie mir noch länger Hausarrest geben. „Ey Marie“ schrie es von hinten, „Willst du mit uns nachher ins Kino gehen?“ „Ne du, danke. Ich muss nach Hause und für die Arbeit morgen lernen.“ antwortete ich.
Es regnet. Auch das noch.
Auf dem Weg in mein trautes Heim überlegte ich, wie ich denn bloß meinen Eltern beibringe, dass ich schon wieder ´ne schlechte Zensur mit nach Hause gebracht habe.
Es war viertel nach zwei.
Eigentlich könnte ich doch auch zu Oma und Opa fahren...
Es hatte aufgehört zu regnen.
Ich setzte mich auf eine Bank und träumte vor mich hin. Plötzlich vernahm ich einen gewaltigen Stoß gegen meine linke Schulter. „Hallo“ sagte ein Junge zu mir. Spontan antwortete ich auch mit „Hallo“. „Du bist doch Karo richtig?“ Ich sagte „Nein, tut mir leid, aber vielleicht kann ich dir helfen?“ Der Junge wurde knallrot und rannte davon. Niedlich dieser Typ, aber den seh ich eh nie wieder. Ich guckte auf meine neue Uhr, die ich letzten Samstag zu meinem Geburtstag geschenkt bekommen hatte.
Es war genau 15.oo Uhr.
Ich muss dringend nach Hause, meine Alten...
Ein paar Minuten später saß ich in der U-Bahn auf dem weg zu meinen Großeltern. Die altbekannte Frauenstimme, welche immer die jeweiligen Stationen ansagt, sagte laut: „Nächste Haltestelle Tierpark“. Da muss ich raus.
Schon nach 20 Minuten Fußweg stand ich vor einer alten Tür auf der eine große grüne acht prangte.
Ich nahm dieses verschnörkelte hufeisenförmige Ding in die Hand und klopfte es gegen die Tür. Meine Oma öffnete und sah mich mit großen Augen an: „Was machst du denn hier mein Kind?“ „Ich, Ich wollte euch nur mal besuchen.“ stotterte ich.
Die Zeit verging.
Ich saß drei Stunden bei meinen Großeltern auf der Couch und hab mich über die Schule und meine Eltern ausgelassen. Wir haben gelacht und geweint und dass beste ist, dass endlich mal jemand der gleichen Meinung ist wie ich. Meine Oma hat mir zugehört und ich konnte ihr sofort meinen plötzlichen Besuch bei ihr erklären. Zwischendurch ging mein Opa aus dem Wohnzimmer, wenig später kam er mit einer Kanne Grünem Tee zurück.
Es klingelte an der Haustür. Mein Opa öffnete die Tür und meine Mutter umschlang seinen Hals mit Tränen in den Augen. „Marie!“ rief sie.