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Drei Looser im Identitätskampf

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02.01.2004
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Drei Looser im Identitätskampf

Drei Looser im Identitätskampf


Ich weiss noch wie mir übel wurde, als ich den alten Salat im
Kühlschrank roch. Meine Gedankengänge fingen an, sich in puren Schwachsinn
umzuwandeln. Ich ging ins Wohnzimmer um ein wenig Konversation zu halten.

Laura sahs auf dem unbequemsten Stuhl im Raum und schien
Angst vor den nächsten neun Stunden zu haben, und die hatte ich auch.
Renè sahs neben ihr, völlig Geistesabwesend und ruhig.

"16 g. Ich glaube, es war zuviel. Ihr werdet auf mich aufpassen müssen...", ich hatte mich
an der Dosis überschätzt, bin zu hastig gewesen, zu unvernünftig.

Ich kannte Laura kaum, sie schien Gesellschaft zu suchen,
und hier hatte sie definitiv die Falsche erwischt. In solchen Momenten ist einem Menschen
egal, in welcher Gesellschaft er seine Zeit verbringt. Wahrscheinlich durchlitt sie die letzten Monate
mit der Einsamkeit und den Problemen, die daraus resoltieren.
Und nun, bei uns, würde sie in noch viel größere Schwierigkeiten geraten.
Eine Gesellschaft von völlig kaputten, rebellischen Drogenopfern, die sich versuchen
gegen all das zu wehren, dass sie niemals schaffen würden.
Looser im Identitätskampf...

"Mark, hast du mir zugehört?!" "Sorry, Renè, ich war mit den Gedanken woanders...", Laura schwieg
und wusste nicht, wie ihr geschah.

Es klingelte. Ein Typ, den ich noch aus alten Zeiten kannte stand vor meiner Tür.
Statt sie zu öffnen zog ich meine Schuhe an und ging raus.
"Alter, ich komme mir so groß vor. So als wären meine Beine doppelt so lang wie vorher...", er sah mich
an, als hätte ich etwas gesagt, womit er gerechnet hatte.
"Bist du drauf?!", ich schüttelte den Kopf. "Kommt noch. So lange möchte ich
noch frische Luft genießen.".
Wir gingen irgendwo hin, tranken ein Bier und redeten über diese bemitleidenswerten
Menschen, die nun bei mir zuhause ficken würden. Renè kannte ich besser, und Laura hatte ich über Leute
kennengelernt, die eher flüchtige Bekannte waren.
Aber so weit ich beide kannte, konnte ich sagen, dass sie nicht im Bett landen würden,
sondern sich selbst schweigend quälen, mit ihrer gegenseitigen Hingezogenheit,
die sie sich nicht zu offenbaren trauten.

"Gegenseitige Hingezogenheit?", ungefähr drei Meter unter meinem Kopf sah er mich an.
Hatte ich das nur gedacht?Hatte ich gesprochen?
Allmählich, nach
einer langen Strecke, hörte dieses Größengefühl auf. Ich
fühlte mich nun fast schwerelos und nahm eine erste Wirkung war.
Während er redete, merkte ich, wie aktiv ich wurde, wie meine Synapsen sich verausgabten,
so viele Gedankengänge. Der Typ wurde nervös, weil ich schneller und schneller ging.

Und dann, als er aufhörte zu sprechen, überkam es mich wie eine Flut.
Ich hatte das Bedürfniss,
diesem Menschen alles aber auch alles zu erzählen, was in meiner Welt geschah.
Beherrsch dich, Mark. Bleib cool. Er ist nur ein alter Freund, der sich aus deinem Leben verzogen hatte,
so wie es alle Leute taten und auch tun werden.
"Diese Laura redet kein Wort, sie redet kein Wort, ich finde sie nett,
sie sieht gut aus, aber ich bin seit drei Tagen
mit ihr unterwegs und vorher kannte ich sie nicht und ich weiss nicht, was sie will,
ich weiss nichts über sie...", ich musste tief durchatmen. Er wollte etwas sagen, aber als ich wieder Luft
hatte, fing ich wieder an. Ich sprach in einer Tour.
"Ich will nicht, dass sie länger da bleibt, ich gehe gleich nach Hause und schmeiße sie raus.
Hast du meinen Alten schon kennengelernt?" "Nein." "Jedenfalls, sie hat irgendetwas depremierendes. Verstehst du?"

So langsam drohte mein Kopf zu überkochen. Er fand es komisch, grinste während ich
einfach redete und redete. Ab und zu bekam ich einen Würgreiz,
aber das war normal.
Alles schien schneller, alles schien hektischer. Alles war so einfach. Ich hätte
jedes Detail am liebsten aufgeschrieben, alles analysiert, so einfach und durchschaubar
diese Welt doch war. Es würde keine Probleme auf der Welt geben,
wenn die Leute alles wüssten.

Der Kerl ging nach Hause, seine Freundin rief ihn an.
Als ich in meine Wohnung kam, schien goldenes Licht durch die Rollos zu scheinen.
Gold. Es war so wunderschön. Niemals hatte ich etwas Derartiges gesehen.
Es sah aus, als wäre ich tot,
als wäre ich im Paradies gelandet. Goldene Lichtstrahlen bohrten
sich durch mein Wohnzimmer. Durch den Zigarettenrauch konnte man die Lichtstrahlen erkennen,
wie sie Glanz in meine trostlose Wohnung warfen.

Und wo zum Teufel waren Laura und Renè?

Laura sahs auf der Couch. "Hallo", sagte sie. Ich ignorierte sie, sie störte,
holte mich aus meinem Traum heraus. Nach einigen Minuten gelang es mir, sie zu ignorieren.

Renè würde vermutlich auf meinem Bett liegen und auf die Decke starren.
Er war das Gegenteil von mir, ruhig, aber nicht nachdenklich. Eigentlich ein Idiot,
fast so sehr wie ich einer war.

Die Tür war geschlossen. Sie war dunkel. Es passte nicht zu dem Licht. Wie eine schlecht gelungene
Zeichnung.
"Mir ist schlecht...", seine Stimme war schwach und erbärmlich. Er schien sich Mühe geben zu müssen,
seinen Kopf in meine Richtung zu drehen. So viel Elend auf dieser Welt.
Das Zimmer war schwarz-weiß, trostlos, kalt. Ich frierte, wurde aber durch die plötzliche Übelkeit und
diesem Eckel vor dem Zimmer und dieser Kreatur die darin sahs, abgelenkt.
Essensreste, vermutlich verschiedene Krankheiten und Ungeziefer.
Ich ging raus und schloss schnell die Tür, eher ich kotzen musste.

In meinem Kopf reihten sich abgehobene Gedanken zusammen, so wie als wäre
diese Tür die schwelle vom Elend ins Paradies. Ich überwand mich und ging ins Zimmer,
um mit Renè ein ernsthaftes Gespräch zu führen. Mein Gott, ich kann mich nicht erinnern worum es ging,
aber ich redete wie die Vernunft in Person. Was ich sagte war so richtig, dass Renè
seine Meinung nicht durchsetzen konnte und sofort kapitulierte. Ich war ausgewechselt,
ein anderer Mensch, der in einer Sekunde ca. zehn Worte sagen konnte. Es wurde gefährlich,
denn ich bekam kaum Luft, weil ich so schnell redete, und ich konnte nicht anders.
Renè bat mich, raus zu gehen.

Was sollte ich tun? Ich redete mit mir selbst und trat gegen jede verschlossene Tür und jedem Gegenstand,
der mir den Weg versperrte. Ständig hoppste ein imaginäres Haustier von
der einen Ecke zur anderen. Der Boden schien zu atmen, während ich
mich in eine raserei steigerte.
So weit ich mich erinnern kann, hatte Laura Angst.
Ich rief meine Ex-Freundin an und redete in einer Tour. Immer wieder die gleichen Sätze.
"Goldenes Licht kein Scheiss goldenes Licht hier ist goldenes Licht und Renè ist ein dämon goldenes Licht
Renè ist ein Dämon!!", ich legte auch und versuchte mich zu beruhigen. Mein Körper war befallen von einer
seelischen und körperlichen Stärke, wie ich sie noch nie gefühlt hatte.


Dann verschwand das Licht. Böse Kreaturen, die ich nicht sehen und nicht hören konnte
besetzten meinen Flur hinter einer Tür. Nur über den Flur konnte ich zu Renè, um ihn zu retten.
"RENÉ, KOMM SCHNELL, DIE VIECHER SIND ÜBERALL!!", er kam ins Wohnzimmer und schloss hinter sich sofort die
Tür. Ich bekam Angst, weil mir einfiel, dass Renè etwas damit zu tun haben könnte.
Schließlich war er das Elend. Die Pest. Als ich merkte, dass er auch Angst hatte,
beruhigte ich mich. "Was sollen wir machen, die bleiben da ewig!".

Das besonders schreckliche daran war, dass man durch die Tür, die in der Mitte aus
Plastik bestand (Das aber kaum durchsichtig war), nur schwarze dunkelheit erkannte.
"Mark, denkst du, die kommen hier rein?" "Nein, keine Sorge, wir sind hier im Paradies..",
er sah mich mit roten, müden Augen an. "Was redest du da?" "Du weisst genau, was ich meine!
Heuchel mir nichts vor, du weisst schon, der größte Trick des Teufels war,
den Menschen weiß zu machen, dass es ihn nicht gibt. Wer hat das noch gleich gesagt?".
Er wurde Agressiv, sah sich nach Gegenständen um, mit den er
mich verletzen konnte. Er fand einen Besenstiel, nur den Stiel,
und ging damit auf mich zu. Eine große Kartoffel lag auf dem Tisch,
ich wusste, dies war die einzige Möglichkeit. Wenn er tot ist, sind die anderen Viecher
im Flur auch tot. Oder war das bei Vampiren so?


...Ich sahs plötzlich auf der Matratze in einem Zimmer. Jemand sah auf einem Bett,
und ein blondes, intelligentes Mädchen erklärte mir etwas wichtiges, dass ich nicht verstand.
Ich hatte das Gefühl zu bluten, und als ich mir an die Nase fasste, war meine Hand blutig.
Ich sah in den Spiegel, und musste mich sofort weg drehen, das Blut war plötzlich weg.
Ich konnte niemandem ins Gesicht sehen,
es waren zu viele Informationen auf einmal. So
viel falsche Wahrnehmungen.
Nur diesem blondem Mädchen sah ich in die Augen, wie rein
und allwissend sie mir erklärte, wie man ein Feuerzeug benutzt. Sie steckte sich etwas in den Mund
und zündete es an. Es leuchtete an der Spitze. Plötzlich zog sie es aus dem Mund und pustete Rauch heraus.

Es war merkwürdig.Das Zimmer war groß. Es war klein.
Jedenfalls war es dunkel und nur das blonde Mädchen schien zu leuchten.
Diese Ruhe und Friedlichkeit war unglaublich.Der Junge,
der auf meinem Bett sahs, sah mich nur an, als wäre er neugierig, und fängt an mit dem blonden Mädchen zu
sprechen.
"Mark hatte recht, es war wirklich zuviel. Sieh ihn dir an...", ich wusste nicht recht.
Ich bekam Panik, mein Herz begann zu rasen, ich war verwirrt, die ersten Minuten ließ ich mir
vom blonden Mädchen erklären, was ich nicht wusste, aber sie kam nicht mehr mit und gab es auf.
Ich drückte das Kissen gegen mein Gesicht. Jedes Geräusch wurde der Horror. Ich sah nocheinmal in den Spiegel.
Was für eine merkwürdige Frisur, was für merkwürdige Kleidung.
Die KLeidung war kaputt, voller Aufnäher und bekritzelt und bunt. Die Haare waren in der Mitte ein
klallroter Streifen, und sie waren zehn Zentimeter hoch aufgestellt. Die Haare an der Seite waren kurz und schwarz.
Zwei Sicherheitsnadeln steckten in meinem Ohrläppchen. Ich begann mich zu beruhigen. Das Gesicht kannte ich.
Aber der Rest war mir Fremd. Ich fing nach ca. einer Stunde wieder an,
Zusammenhänge zu erkennen. Mir fielen die Namen der Beiden bald wieder ein. Sie hießen Laura und Renè,
und schienen Nett zu sein.
Irgnedwann war ich klar genug um zu wissen,
dass ich in wenigen Stunden anders über sie denken würde.

 

Hallo SickBoy,

Drogen scheinen ein wichtiges Thema für dich zu sein. Der Horrortrip, den hu hier beschreibst zeigt das erneut. Er ist dir atmosphärisch (soweit ich das beurteilen kann) auch gut gelungen.

Aber die Fehler in diesem Text sind katastrophal.

Lieben Gruß, sim

 

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