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Dreizehn nach neun

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29.11.2008
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Dreizehn nach neun

Es war halb neun. Ein recht gemütlicher Abend im Winter. Ich, Jimmy, saß damals gerade im Sessel neben dem Kaminfeuer im Wohnzimmer des Hauses meiner Eltern. Mein Bruder Bosco las gerade ein Buch, er lag entspannt auf dem Sofa. Mutter war in der Küche. Sie machte, wie immer an dem zweiten Samstagabend im Monat, ihre köstlichen Waffeln, die immer hervorragend dufteten, auch wenn es immer etwas Sahne bedurfte, sie zu essen, denn sie waren etwas trocken.
Endlich hatte sie die Waffeln fertig. Sie stellte die fertigen Waffeln auf den Wohnzimmertisch. Bosco nahm sich gleich zwei, wie ich dachte: In letzter Zeit lies er sich etwas gehen. Ich hatte trotz des guten Geruches keinen allzu großen Appetit, und nahm mir nur eine, und diese aß ich mit Bedacht. Als ich gerade beim dritten Stück war, nahm sich Bosco bereits die dritte ganze Waffel.
“Dir scheint es ja heute besonders gut zu schmecken,” sagte ich zu ihm. “Futterst du dir grad Kampfgewicht an, damit du Profiboxer werden kannst?” “Ich weiß halt die Arbeit von Mama zu schätzen, im Gegensatz zu dir,” schnappte er bissig zurück. Das stimmte allerdings, denn ich hatte immer noch nicht mal meine erste Waffel aufgegessen. “Wo ist Mama?”, wollte ich wissen. “Im Garten.” “Im Garten? Wieso?” “Frag sie doch selber, da kommt sie gerade.” Sie trat ein ins Haus, von der Gartentür her. “Was hast du draußen gemacht, Mama?” fragte ich sie. Normalerweise waren die Rollos um diese Uhrzeit längst heruntergelassen und die Tür fest verschlossen. “Ich hab im Vogelhaus noch mal etwas Futter dazugegeben. Ich wisst ja, dass ich es nicht haben kann, wenn die Vöglein kein Futter mehr haben.” “Ach so”, antwortete ich. Mutter ging öfters nachts raus, sie sagte, sie mache dann immer einen Nachtspaziergang, manchmal auch mit meinem Vater. “Wann kommt Papa wieder zurück?” “Übermorgen, das hab ich dir doch schon zweimal gesagt,” antwortete sie verständnisvoll. Mein Vater war ein viel beschäftigter Mann, er arbeitete für ein Elektronikversandhaus. Das hieß, dass er ständig auf irgendwelchen Messen war und so wie in diesem Fall, auch im fernen Ausland wie San Francisco. Ich fühlte mich immer etwas unbehaglich, wenn er nicht im Haus war, und meine Mutter wusste das.
Doch nun war mir geradezu schlecht. An den Waffeln kann es nicht liegen, dachte ich, als ich sah, wie mein Bruder seine vierte Waffel verspeiste. “Wenn du so weiter machst, brichst du heute noch deinen eigenen Rekord”, sagte ich schnippisch zu ihm. Immer, wenn ich schlechte Laune hatte, piesackte ich ihn ein bisschen, das heiterte mich irgendwie auf, auch wenn ich wusste, das es gemein war und er es immer persönlich nahm. Er war etwas spröde und trocken, Humorlosigkeit inbegriffen. Wir beide hatten nur sehr wenig gemein, und manchmal kam es mir vor, als ob er nur zum Teil mein Bruder sei. “Ha, Ha, Ha. Das sagt der richtige”, giftete er zurück: “Du willst wohl heute einen Negativrekord aufstellen.” “Mann, mir ist halt n’ bisschen schlecht. Ich glaub, ich schnapp mal n’ bisschen frische Luft.” Und so stand ich von meinem gemütlichem Platz auf und ging in unseren Garten. Vorher nahm ich noch meine Jacke mit, ich wusste genau, dass mein Bruder sonst wieder meckerte. Es war fast neun.

Wie im Winter zu erwarten war, war es natürlich saukalt. Trotzdem tat mir die frische Luft gut. Ein glasklarer Himmel war zu sehen, Sterne funkelten am Himmel. Doch trotz allem war mir immer noch unbehaglich, als ob sich irgendwo etwas zusammenbrauen würde. Ich tat dieses Gefühl als Humbug ab und spazierte etwas durch den Garten. Dort kam ich am Vogelhaus an. Nur so aus Neugierde schaute ich hinein und sah... Dass im Vogelhaus kein Futter WAR?!

Ich beschloss, mich etwas im Garten umzusehen. Das alles kam mir seltsam vor. Warum...?
Die Antwort folgte mir auf den Fuß, als ich gegen irgendetwas am Boden stieß. Ich wäre fast darüber gefallen.
Es fühlte sich MENSCHLICH an!
Eigentlich wollte ich nicht nach unten blicken, weil ich insgeheim wohl schon ahnte, WAS das wohl war, was sich am Boden befand. Doch ich tat es, um mich zu vergewissern.
Eine Leiche lag auf dem Rasen unseres Gartens.
Eine blutige, zerstückelte, zerfleischte Leiche. Das Wort POLIZEI ließen sich auf der zerfetzten Unform des Menschenhaufens erkennen.
Ich starrte den tödlich verwundeten und völlig entstellten Polizisten an, als ob er nicht real wäre. Als wäre er ein Hirngespinst, eine Halluzination, eine Fata Morgana... Nur dass ich bisher jemals noch dieses oder jenes hatte. Außerdem...
Kann man über Halluzinationen STOLPERN?
Jetzt begann ich zu lachen...
HAHAHAHAHAHAHAHA... HAAHAHAHAHAHAHA!
Ein Puzzle setzte sich in meinem Hirn zusammen, dass nicht sein konnte. Die Grenzen von Realität und Wahnsinn verschwammen, logisches wurde unlogisch, Gesetzmäßigkeiten wurden außer Kraft gesetzt...
So schnell ich konnte, rannte ich zurück ins Haus. DAS sollte sie mir jetzt mal erklären!
Ich öffnete die Hintertür zum Haus...
...und sah ein MASSAKER!
Mein Bruder wurde gerade von zwei Polizisten, beide der Uniform nach von der selben Einheit wie der im Garten, mit Kugeln durchlöchert.
Schussgeräusche, so ohrenbetäubend laut...
Mein Bruder zuckte unter den vielen Einschüssen, doch noch immer hörten sie nicht auf.
UND DIE WELT WURDE PLÖTZLICH ROT!
Ich lief auf den Polizisten zu, der mir am nächsten stand - er BEMERKTE mich noch nicht einmal - ich packte ihn. Schleuderte ihn quer durch den Raum...
Der andere hörte auf zu schießen.
IMMER NOCH WAR DIE WELT ROT!
Der andere zielte auf mich. Ich war schneller. Endriss ihn sein Gewehr. Warf es weg - es war so leicht - und schlug auf ihn ein.
Schlug noch mal.
Er lag am Boden. Noch mal. Noch ein Tritt. Noch einer.
(die welt wurde wieder normal)
Ich atmete erst einmal tief durch. Das alles war zu viel. Viel zu viel.
Ich fiel auf die Knie. Da war also ich, Jimmy, kniend vor einem toten Polizisten, der andere auch tot in der Ecke liegend, und mein Bruder, der aussah wie ein Sieb.
Mit dieser Blutlache hätte man locker eine Badewanne füllen können.
Doch sah er auch nicht mehr wirklich MENSCHLICH aus. Seine Hände waren... Klauenartig, und sein Gesicht war eine verzogene Fratze.
Was WAR mein Bruder?! Was das da überhaupt mein Bruder?
Und... Und... Mutter? Wo war sie? Hatte sie vielleicht...
Getöse aus einem oberen Stockwerk.
Diesmal ging ich langsam, insgeheim wahrscheinlich weil ich schon wusste, was wohl auf mich warten würde. Scherben knirschten unter meinen Füßen (die Polizisten waren anscheinend durch die Fensterfront neben unserer Haustür eingebrochen). Das Getöse wurde lauter. Ich ging die Treppe rauf, bedächtig, denn die Geräusche konnten nur eines bedeuten, und ich hatte nicht eilig, es zu sehen.
Im Flur des ersten Stockwerkes dann eine Leiche, ganz wie ich es erwartet hatte. Doch die Person, die dort lag, überraschte mich dann doch.
Ein weiterer Polizist, der noch schlimmer aussah als der im Garten.
Gleichzeitig vernahm ich weitere Geräusche, als ich die zerrissenen Muskelstränge des Polizisten betrachtete, die im Flur verstreut lagen. Auch seine Organe waren überall verteilt. Sein Herz war nicht auszumachen.
WAS war das gewesen?!
DAS, was gerade im zweiten Stockwerk wütet.
Ein Schmerzensschrei - der eines Mannes- und ein, ein unmenschliches Brüllen vernahm ich.
Ein Traum. Puh.
Das Risiko war für mich nun nicht mehr groß. Es konnte nur ein Traum sein. Ich würde ja eh aufwachen.
Irgendwann. Und dann wird sowieso alles sein wie vorher. Das konnte alles unmöglich wahr sein.
Das unmenschliche Brüllen entfernte sich jetzt, doch der Mensch dort oben schien noch zu leben. Ich hörte ein röcheln.
Gehe ich halt nach oben, dachte ich mir. Diesmal ging ich es locker an. Dies konnte einfach nicht real sein.
Doch ich spürte Schmerzen.
Doch ich hatte Angst.

Oben angekommen war die Tür zum Arbeitsbüro meines Vaters verschlossen, aber DAS ETWAS wütete anscheinend noch dort drin.
Im Flur lag wieder ein Polizist, diesmal jedoch am Leben, noch zumindest. Er atmete schwer und hatte zahlreiche Fleischwunden am ganzen Körper. Als er mich sah, lächelte er und sagte verbittert: “Ah, bist du gekommen, um mir den Rest zu geben? Elende Brut...” Ich sah ihn entgeistert an. “Was bitteschön meinen sie? Ich will ihnen helfen...” Daraufhin lachte er rau und antwortete: “Jahh, mir helfen zu sterben, richtig? Nur zu, ich bin bereit...” Doch auf einmal änderte sich der Gesichtsausdruck des Mannes, er wirkte verblüfft, als ob ihn gerade etwas einfiel: “Moment: Bist du keines von den Dingern?” “Was für Dinger denn? Meinen sie wie das was gerade im Arbeitszimmer meines Vaters ist?”, fragte ich ihn. “Da muss ich sie leider enttäuschen. Und nun lassen sie mich...”
“Stimmt, man hätte mich schon längst getötet”, sagte er dann mehr zu sich selbst. “Aber hör mal: Deine Familie ist, ist... ist nicht Normal. Sie sind Dämonen, Junge, getarnt als Menschen. Sie terrorisierten die ganze Stadt, und als man dann herausfand, dass sie hier wohnen, schickte man mein Team los, um die Familie zu liquidieren. Wir konnten doch nicht wissen, dass hier auch... neutrale Personen wohnen. Aber das Ding da drin hat bereits unsere Vorhut wahrgenommen und getötet. Wir mussten schnell zuschlagen. Konnten sie aber nicht... besiegen... ich auch nicht...” Er sprach abgehackt, es ging zuende mit ihm... “Hören sie,” sagte ich direkt in sein Gesicht, “ich scheine auch gewisse “Kräfte” zu besitzen, auch wenn ich sie noch nicht sonderlich kontrollieren kann. Vielleicht kann ich diesen... Dämon töten.” Der sterbende Einsatzleiter lächelte: ”Anscheinend... haben wir hier... den richtigen... gefunden. OK, Junge, versuche... es... ich wünsche dir...” Sein Kopf sackte auf die Brust. Es war Zeit, diesen Abend zu beenden.
Ich öffnete die Tür zum Arbeitszimmer...
Ich sah das Grauen mit eigenen Augen, völlig unmenschlich, ein grausamer Anblick, den viele sofort wahnsinnig machen würde, doch erkannte ich auch gewisse Ähnlichkeit mit ihr.
Es, oder sie, brüllte mich an.
Ich dachte an das, was ich in den letzten fünf Minuten erlebt hatte. Es war dreizehn nach neun.
DIE WELT FÄRBTE SICH ROT!

 

Sehr interessanter Schreibstil. Wirklich eine gute Leistung. Was mir nicht gefiel, man weiß nicht, was mit dem Vater nun ist. Ein Fehler ist mir auch aufgefallen.

ihm das Gewehr
Sonst war das aber ein guter Schocker.
mfg, Diemond

 

Hallo Diemond,

freut mich das dir die Story so gut gefallen hat. Interessant das du meinen Schreibstil so außergewöhnlich findest. Gerade der wurde in meiner ersten Story noch so kritisiert... Auf jeden Fall Danke für deine Kritik, Der DÄIF

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Daeif,

also, Fehler habe ich noch viel mehr gefunden, z.B. "logisches" groß geschrieben, eine Antwort folgt nicht "mir" auf den Fuß, sondern nur auf den Fuß, "Endriss ihn sein Gewehr" (aber Hallo!) u.v.a.
Geh nochmal drüber, da sind eine ganze Menge Fehler drin...

In dem kurzen Text taucht elfmal das Wörtchen "immer" auf, allein dreimal im ersten Absatz.

Es ist auch Widersprüchliches enthalten, z.B. sind "normalerweise Rollos um diese Zeit längst heruntergelassen und die Tür fest verschlossen", dann heißt es aber einen Satz später, dass die Mutter öfter nachts rausgeht, um Spaziergänge zu machen...

Bisweilen irritiert der Wechsel zwischen extrem lakonischen und dann sofort wieder extrem dramatischen Eindrücken des Erzählers.

Das Waffelzählen, also, wer gerade die wievielte Waffel vertilgt, ist jetzt nicht sooo prickelnd.

Die vielen Großbuchstaben sind recht gewöhnungsbedürftig.

Ich hätte mir auch ein wenig mehr vorgestellt, wies da so ausschaut: Mehrfamilienhaus? Allein stehendes Haus? Reihenhaus? Kleiner Garten? Großer Garten? Da sind jetzt keine Bilder im Kopf entstanden.

Zum Inhalt möchte ich insofern nichts beisteuern, weil ich mit Geschichten, in denen ausschließlich gemetzelt wird, nicht allzuviel am Hut habe...(andere schon :))

Um mal was Positives zu sagen:
Ich finde, Du hast grundlegend einen sehr attraktiven flotten Stil, treibst den Leser immer weiter. So soll es sein. Du kannst auch sehr gut Spannung erzeugen. Fehlt nur ein gewisser Schliff...

Besten Gruß
nic

P.S. Was die Rolle des Vaters betrifft: er ist wohl der Leibhaftige, der als höheres Wesen selbst nicht in Erscheinung tritt und seine Brut mal "machen" lässt?

 

hi nictita,

erstmal vielen Dank für deine Kritik, die mir schon ziemlich weiterhilft. Gerade in Bezug auf Rechtschreibung und Wortwiederholungen muss ich auf jeden Fall noch mehr achten.

Das Waffelzählen, also, wer gerade die wievielte Waffel vertilgt, ist jetzt nicht sooo prickelnd.
Sollte so sein, damit ein Kontrast zwischen dem Anfang und Ende der Geschichte entsteht.
Es ist auch Widersprüchliches enthalten, z.B. sind "normalerweise Rollos um diese Zeit längst heruntergelassen und die Tür fest verschlossen", dann heißt es aber einen Satz später, dass die Mutter öfter nachts rausgeht, um Spaziergänge zu machen...
Ja, mein Fehler. Ich meinte, dass die Hintertür immer fest verschlossen ist. Das sollte man dann ja wohl auch so schreiben...
P.S. Was die Rolle des Vaters betrifft: er ist wohl der Leibhaftige, der als höheres Wesen selbst nicht in Erscheinung tritt und seine Brut mal "machen" lässt?
Da bist du ja schon recht nahe dran. Wer weiß, vielleicht taucht der "Vater" ja noch mal in einer anderen Geschichte auf?;)

Gruß, der DÄIF

 

Hallo Däif,
jeder hat ja verschiedene Meinungen, aber mir gefällt dein Schreibstil. Weiß ja nicht, wer das gesagt hat, aber er hat offenbar einen anderen Geschmack als ich.
mfg, Diemond

 

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