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Du bist, was du nicht isst!

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23.12.2008
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Du bist, was du nicht isst!

Du bist, was du nicht isst!

Mit knurrendem Magen und einem mulmigen Gefühl im Bauch betrete ich mit drei Freundinnen ein Café. Ein kalter Windhauch kommt mir entgegen. Es ist unangenehm kalt in diesem Café, obwohl ich zwei Pullis und eine Jacke trage. T-Shirts trage ich schon lange nicht mehr. Wir setzen uns an einen Tisch am Fenster. Maria nimmt die Karte in die Hand und fängt an die ganzen leckeren Speisen aufzuzählen. „Chocolate XS, Strawberry Tarte, Cheese Cake …“ Mein Magen knurrt. Doch ich will nichts essen. Ich darf nichts essen, ich darf nicht zunehmen, ich muss durchhalten. Nur noch zwei Kilo, dann hab ich es geschafft, dann wird mein Traum wahr, dann wiege ich 45 Kilo. Dann, aber erst dann, kann ich mir ein großes Stück Torte gönnen, aber nur eins sonst nehm ich zu, und muss wieder auf Diät gehen. Eine laute Stimmt, die „Anne“ ruft, bringt mich von meinen Gedanken in die Realität zurück. „Ja was ist denn?“, frage ich. „Das ist jetzt das dritte Mal, dass ich deinen Namen rufe, ich wollte dich fragen was du nimmst.“ Was ich nehme … naja am liebsten das größte Stück Chocolate XS, doch schön wäre es, ich darf ja nicht … Wie aus der Pistole geschossen antworte ich „ eine Cola Light“. Mit großen Augen starren mich meine Freundinnen an. „Ist das dein Ernst?“, sagt dann eine von ihnen, „nach 2 Stunden auspowern im Fitnessstudio, bestellst du nur eine Cola light?“ Ich starre sie mit ausdrucksloser Miene an. Jetzt geht das schon wieder los. Ich muss nur an was anderes denken, dann überhör ich ihre ganzen Vorwürfe schon. Sie hat ja keine Ahnung. Sie hat ja ihr Leben lang einen tollen Körper und muss nicht so hart kämpfen und verzichten um einen zu bekommen! „Ja das ist mein Ernst!“ antworte ich ihr schließlich genervt.

Den Strohhalm im Mund starre ich verträumt aus dem Fenster. Ich beobachte die ganzen vorbeigehenden Leute. Kleine, große, dünne und dicke … Ich verspüre in gewisser Hinsicht Eckel, wenn ich diese Leute betrachte. Wie halten die es nur aus mir 100 Kilo auf den Rippen! „Willst du einen Kaugummi?“, fragt mich Alex. Ein Kaugummi … das bedeutet 10 Kalorien. Kann ich mir das echt leisten … 10 Kalorien … Wenn ich 8 Kaugummis esse, ist es genauso viel, als ob ich einen Apfel essen würde … „Ja, bitte“, antworte ich ihr. Da ich den Kaugummi genommen habe, werde ich wohl auf den Apfel von heute Abend verzichten müssen …

„Lisa, das Essen ist fertig!“ rufe ich meiner kleinen Schwester aus der Küche zu. Ich liebe es für meine Familie zu kochen. Die roten Tomaten klein zu schneiden, die Hünchenbrust zu braten, den Reis zu kochen, den Teller schön zu schmücken und das Essen toll zu servieren. Doch am Ende davon essen … NEIN! Viel zu viele Kalorien. Manchmal zwingt mich meine Mama zu essen. Ich nehme dann immer meinen Teller mit auf mein Zimmer. Stelle ihn auf meinen Schreibtisch, hole die Waage unter meinem Bett raus, ich hab sie heimlich aus dem Badezimmer in mein Zimmer genommen, und wiege mich dann. Habe ich nur einen Gramm zugenommen, esse ich nur die Salatblätter und der Rest kommt in die Mülltüte die unter meinem Bett liegt, damit keiner die Reste sieht. Habe ich jedoch abgenommen gönne ich mir ab und zu mal ein Stück Hühnchen. Dieses schneide ich in ganz viele kleine Stückchen, damit es auch ja lange dauert bis ich aufgegessen habe … Beim Essen lese ich Zeitung, dann werde ich abgelenkt und habe nicht immer Hunger. Die Seite mit dem Sudoku und dem Kreuzworträtsel ist meine Lieblingsseite. Man muss nachdenken und kann viel dabei lernen, das mag ich. Beim Lesen fallen meine Augen plötzlich auf eine große, herausstechende Überschrift: “Abermals Model an Magersucht gestorben.“
Magersucht …? Viele haben mich schon gefragt, ob ich magersüchtig wäre, was natürlich nicht stimmt, das manche eine kleine Diät gleich „Magersucht“ nennen … Aus Langeweile lese ich mir den Artikel schließlich durch: 14. Februar 2007 - Zum wiederholten Mal ist ein Model vermutlich an den Folgen von Magersucht gestorben. Die 18 Jahre alte Uruguayerin Eliana Ramos sei verhungert, berichteten nationale Medien unter Berufung auf Ärzte in der Hauptstadt Montevideo. Ihre Schwester, ebenfalls Fotomodell, war im vergangenen August im Alter von 22 Jahren nach einer Modenschau in Montevideo tot zusammengebrochen. Todesursache war ein Herzinfarkt infolge von Mangelernährung.

Wir haben für Sie eine Liste aufgestellt, wo einige Anzeichen für Magersucht aufgelistet sind:

>> Extremer Gewichtsverlust
>> Verstecken des Körper, z. B. weite Pullover tragen
>> wenig oder keine Nahrungsaufnahme
>> ungewöhnliche Essgewohnheiten: Das Essen in Farben, Zahlen einzuteilen und Essen auf dem Teller zu arrangieren
>> Trotz starker Gewichtsabnahme fühlt sich der Betroffene immer noch zu dick.
>> Veränderte Essgewohnheiten
>> Ein Magersüchtiger vermeidet kalorienreiche Nahrung.
>> Oft kocht er auch für andere ohne mitzuessen und wenn er isst dauern selbst kleine
Mahlzeiten ziemlich lange
>> Die Betroffenen haben panische Angst vor der Gewichtszuname

Zitternd fällt mir die Zeitung aus der Hand. Bin ich vielleicht doch magersüchtig? Ist meine „kleine Diät“ zur Magersucht übergegangen? Ich renne zum Schrank, suche mir eine von meinen alten Jeans raus, eine die mir letztes Jahr noch perfekt gepasst hat. Größe 38 steht auf dem Ticket. Ich probiere die Hose an. Sofort rutscht sie auf den Boden, sie ist mir viel zu groß geworden. Habe ich echt SO viel abgenommen, bin ich magersüchtig? Nein das kann nicht sein, Gewichtsverlust heißt nicht gleich Magersucht. Ich blicke auf meinen Teller. Die Hühnchenbrust ist in tausend kleine Stückchen geschnitten. Das ist auch eins der Symptome. „Abermals Model an Magersucht gestorben“ Diese Überschrift geht mir einfach nicht aus dem Kopf… vielleicht bin ich ja doch magersüchtig. Ich möchte aber noch nicht sterben. Schnell laufe ich die Treppe zu meiner Mutter runter. „Mama, bin ich magersüchtig?“ Mit großen Augen starrt meine Mutter mich regungslos und verwundert an. „Schatz, ich möchte dich nicht anlügen, jedoch sieht es ganz so aus.“ Kalte Schweißperlen verteilen sich auf meiner Stirn. „Heißt das ich werde sterben? Ich möchte aber noch nicht sterben, Mama, ich bin doch erst 14!“ Sie nimmt mich zärtlich in den Arm. „Nein Liebling, du wirst nicht sterben. Gleich morgen gehen wir in eine Klinik, dort wirst du behandelt.“ Tränen fließen aus meinen Augen. „Also … werde ich in der Klinik wieder zunehmen? Werde ich wieder hässlich sein?“ „Anne du bist nicht hässlich, du bist ein wunderhübsches junges Mädchen. In der Klinik wird die nur geholfen dein Normalgewicht zu erreichen. Dort wirst du auf zahlreiche junge Mädchen treffen, die dasselbe Problem wie du haben. Du brauchst keine Angst zu haben. In ein, zwei Monaten wird es dir wieder richtig gut gehen, du musst nur stark sein, durchhalten und für dein Ziel, die Essstörung zu bekämpfen, kämpfen! Und ich bin immer für dich da, vergiss das nicht, ich werde zu dir stehen, ich werde die helfen, ja? Sei tapfer mein Kleines!“

Ich habe wieder dieses mulmige Gefühl im Bauch. Die Angst vor dem Zunehmen packt mich wieder. Ich werde wieder hässlich sein. Ich will das nicht. Aber ich will auch nicht sterben, mein größter Traum ist es jetzt, zu überleben. Immer noch kullern Tränen meine Wange hinunter. Ich fühle mich auf einmal so schwach und müde …

Nadine Hassan

 

Na Du, NADU!

Herzlich willkommen, ich habe alle Deine Geschichten gelesen. Du vermittelst sehr schön die Gefühle der Person, um die es geht, sogar bei der Geschichte mit dem Jungen, der zu spät zur Schule kommt und Haß auf seine Stiefmutter hat. Der wirkt allerdings manchmal wioe ein Mädchen..
Zu dieser Geschichte: viele Magersüchtige entdecken ihr Problem nicht, sie wissen von Anfang an darum. Die Entwicklung von Gefühlen und Gedanken, die Deine Erzählerin schließlich zu der Erkenntnis bringen, daß sie Eßgestört ist, sind trotzdem sehr glaubwürdig dargestellt. Daß die Mutter so überhaupt nicht überrascht ist und schon gleich eine Lösung im Kopf hat, kommt etwas unvermittelt; ein zufälliges Zusammentreffen der Erkenntnis?
Natürlich hätte ich gern erfahren, was dieses Mädchen zur Magersucht gebracht hat - vielleicht etwas viel für eine Kurzgeschichte, aber wenn ein bißchen Hintergrund beleuchtet würde und man eine Idee bekommen könnte, was das mitspielt, wäre es noch spannender - es muß ja nicht gleich die ganze Antwort sein.

Gruß Set

 

Hey Set,

danke für deine Kritik auch hier. Eigentlich finde ich die Geschichte ist so ok, denn bei zu vielen Informationen kann der Leser sich nicht einen Teil denken und es wird langwelig, wenn alles vorgegeben ist.. Naja ich würde dich bitten, mir konkrete Textstellen zu nennen, die du für "änderungsbedürftig" hälst! Vielen dank!

LG,

Nadine

 

Hallo Nadu,

ich finde deine Geschichte gut geschrieben, die Story ist wunderbar ausgearbeitet und du beschreibst sehr genau das denken und fühlen und die Ansichten einer Magersüchtigen. Ein kleines Aber besteht dennoch:
Ich finde den Absatz mit der Mutter nicht sehr gelungen. Das geht mir zu schnell das die Mutter schon einen Plan hat, wenn sie es doch schon wusste wieso hat sie nicht früher etwas unternommen oder mit ihr gesprochen? Über diese Textstelle bin ich also nicht ganz so glücklich weil es zu plötzlich kommt, viel zu schnell.
Aber wie gesagt, sonst ist deine Geschichte sehr gut :)

LG
Alizee

 

Hi Nadu!
Der Anfang deiner Geschichte hat mir eigentlich gefallen. Aber zwei Dinge stören mich:
Zuerst einmal die Reaktion der Mutter - wie oben schon angesprochen - wirkt das nicht logisch.
Zweitens ist es üblicherweise nicht so das Magersüchtige Leute sich so bereitwillig helfen lassen.
Und mir ist der Schluss zu positiv,der Umschwung zum guten kommt einfach zu plötzlich, aber das ist Geschmackssache. Insgesamt denke ich würde die Geschichte gewinnen, wenn du den Schluss noch etwas genauer ausarbeiten würdest, so dass der Leser die Gedanken der Hauptperson so gut nachvollziehen kann wie am Anfang.
Sonnige Grüße
Cathy

 

Hey Alizee, Hey Catherine,

danke für eure Kritik ersteinmal. Es stimmt, die Reaktion der Mutter kommt mir auch zu plötzlich, jedoch ist es oft so, dass Magersüchtig, wie schon gesagt, sich nicht so bereitwillig helfen lassen. Deshalb habe ich es so eingerichtet, dass die Mutter es schon wusste und auch einen Plan hatte, nur auf den richtigen Moment gewartet hat um ihre Tochter damit zu konfrontieren... und das Mädchen selber, hat ja am Ende gezögert und gesgat, dass sie Angst hätte wieder zuzunehmen, jedoch wollte sie auch nicht sterben...

LG,

Nadine

PS.: Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Meinung auch zu meinen anderen Geschichten abgeben würdet! dankeschön! =)

 

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