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Du wohnst hier nicht mehr

Monster-WG
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10.07.2020
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Du wohnst hier nicht mehr

Mit einem Zischen öffneten sich die Bustüren. Peter nahm die Lego-Tüte und die Aktentasche und stieg aus. Unten, in der Innenstadt, funkelten die Bürotürme; in der Ferne kreischten Sirenen. Hier oben hatte bereits die abendliche Ruhe Einzug gehalten. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr: 19.26 Uhr. Er wartete, dass der Bus weiterfuhr, und überquerte die Straße.
In der Autowerkstatt gegenüber der Haltestelle wurde noch gearbeitet. Zwei Mechaniker betrachteten die Unterseite eines aufgebockten Ford Fiesta. Ich muss Muriel daran erinnern, die Reifen wechseln zu lassen, dachte er.
Erste, dicke Tropfen fielen vom Himmel. Er beschleunigte seine Schritte. Im Vorbeigehen bemerkte er einen neuen Wagen in der Einfahrt der Baders — einen elektrischen. Muriel und er hatten von einem Elektrischen gesprochen, vor der Katastrophe. Heute konnte sie sich glücklich schätzen, wenn sie den Passat bekam.
Seit seinem Auszug kam er ein- bis zweimal pro Woche vorbei, am Dienstagabend und am Sonntag. Er verbrachte Zeit mit Leon und Lisa, und Muriel bereitete das Essen vor. Sie gaben sich große Mühe, nicht vor den Kindern zu streiten. Was nicht einfach war, denn Muriels Anwalt war frech.
Die Schultern seines Regenmantels waren durchnässt, als er das Haus erreichte. Die Wohnzimmerfenster waren hell erleuchtet.

Fast hätte er es übersehen. Er blieb stehen und las den Namen auf dem Briefkasten erneut. Nguyen-Lasser.
Er blinzelte. Trat näher. Der laminierte Schriftzug glänzte im Licht der einzigen Laterne des Wendehammers. Der Doppelname war in einer großen, serifenlosen Schrift gedruckt, schwarz auf weiß. Er lächelte irritiert. Warum sollte Muriel das Briefkastenschild austauschen? Das ergab keinen Sinn. Vielleicht hatten Kinder aus der Nachbarschaft ihnen einen Streich gespielt, oder, eher noch, dem Briefträger? Er runzelte die Stirn. Was für ein Streich wäre das? Kinder spielten Klingelstreiche, klar, aber welche Kinder druckten und laminierten falsche Namensschilder und klebten diese auf fremde Briefkästen? Er fuhr mit dem Finger über das Schild. Es wellte sich leicht, als sei es ein paar Jahre alt. Dabei war er am Sonntag hier gewesen. Da hatte noch Hoffmann auf dem Briefkastenschild gestanden, in Großbuchstaben, H-O-F-F-M-A-N-N, und darunter ein Aufkleber: Bitte keine Werbung einwerfen. Aber der Aufkleber fehlte genau so wie das Namensschild. Er trat einen Schritt zurück.
Der Passat stand nicht im Carport. Stattdessen ein langes, graues Rechteck - etwas, das wie ein mit einer Plane verdecktes Boot aussah. Peter wollte schlucken, aber seine Kehle war trocken.
Langsam ging er auf die Eingangstür zu. Er klingelte nicht, sondern lief am Rand des Blumenbeets entlang, bis er vor dem Wohnzimmerfenster stand.
Eine Bogenlampe mit einem tropfenförmigen Schirm tauchte den Raum in ein weiches Licht. Eine dunkelhaarige Frau lag auf der Couch und blätterte in einer Zeitschrift. Auf dem Teppich drehte ein Säugling eine Rassel hin und her. Am Esstisch saß ein Mädchen, vielleicht acht oder neun Jahre alt, und schrieb etwas mit ausgestreckter Zungenspitze in ein Heft.
Die Frau war nicht Muriel und die Kinder waren nicht Lisa und Leon. Und auch den Mann, der in diesem Moment mit zwei Tassen ins Wohnzimmer trat, hatte er noch nie gesehen.
Peter stand vor dem Fenster und beobachtete die Fremden in seinem Haus. Er hatte das Gefühl, sich einem Abgrund zu nähern. Wo war seine Frau, wo waren seine Kinder? Und wer waren diese Menschen? Tief in ihm erwachte etwas. Er zwang sich, langsam ein- und auszuatmen.
Der Mann hatte inzwischen eine der Tassen auf den Couchtisch gestellt. Die Frau nickte, ohne von ihrem Magazin aufzuschauen. Der Mann sagte etwas, das Peter nicht hören konnte, und setzte sich neben das schreibende Mädchen. Peter spürte das Pochen seiner Halsschlagader. Wann hatte er zuletzt mit Muriel gesprochen? Kurz vor der Mittagspause - er hatte sie angerufen, ehe er mit Frantzen und Alcan zum Italiener gegangen war. Sie war kurz angebunden gewesen, wie so oft in den vergangenen Monaten. Leon freut sich auf dich, hatte sie gesagt. Es gibt Phad Thai. Sei pünktlich. Nichts hatte darauf hingedeutet, dass sie ihn nicht sehen wollte. Dass sie - was? Das Haus aufgegeben hatte und fortgezogen war? Dass sie die Kinder mit sich genommen hatte, ohne ihn zu informieren? Einfach so, innerhalb von zwei Tagen? Schließlich war er noch vorgestern hier gewesen. Er war mit Leon und Lisa zum Spielplatz am Ende des Neubaugebiets gegangen. Leon hatte ihm gezeigt, wie er auf dem Klettergerüst balancierte, und Lisa hatte im Buggy mit dem abgewetzten Krümelmonster gespielt. Leon hatte von der Lego-Pirateninsel gesprochen und von einem Jungen aus seiner Klasse, der mit seinem Vater angeln ging, und … Nein, Peter war sich sicher: Noch vor zwei Tagen hatten Muriel und die Kinder in diesem Haus gewohnt. In diesem Haus, in dem jetzt eine fremde Familie war. Er spürte Schweißtropfen auf der Stirn. Sein Magen zog sich zusammen.
Er taumelte zurück, durch das Blumenbeet, und wäre fast über den niedrigen Zaun gestürzt. Im letzten Moment fing er sich. Er blieb auf dem Bürgersteig stehen, im Licht der einzigen Laterne im Wendehammer, und dachte nach. Dann drehte er sich nach rechts. Er rannte über die Auffahrt der Baders, am elektrischen Auto vorbei, und pochte gegen die Terrassentür.
Nach ein paar Augenblicken wurde Licht eingeschaltet. Peter blickte von außen in Hector Baders Arbeitszimmer. Ein weißhaariger Mann in einem dunklen Bademantel stand in der Tür und blickte ihn verärgert an. Peter pochte weiter. “Mach auf, verdammt!”, schrie er.
Der Mann im Bademantel durchquerte das Arbeitszimmer, kniff die Augen zusammen und blickte Peter angestrengt an. Dann öffnete er die Terrassentür. “Peter - du bist…”, sagte er mit heiserer Stimme, räusperte sich, setzte wieder an: “Was machst du hier?”
Peter sah ihn verständnislos an. Dann hob er die Lego-Tüte hoch. “Leon hat heute Geburtstag”, sagte er. “Ich habe ein Geschenk für ihn.”
Hector Bader presste seine Lippen aufeinander. Jetzt erst bemerkte Peter die hohlen Wangen seines Nachbarn, die geplatzten Äderchen, die Augenringe.
“Das …”, sagte Hector. Seine Stimmte stockte. Er hob die Hand, senkte sie wieder. “Das ist doch schon Jahre her.”
“Was? Was ist Jahre her?”
Der Alte sah traurig ihn an. “Die Sache mit deiner Frau und deinen Kindern”, sagte er. “Das ist doch schon Jahre her."
Peter hatte auf einmal das Gefühl, über einem gähnenden Abgrund zu stehen.
“Aber, ich …”, sagte er. Dann spürte er heftigen Zorn in sich aufsteigen. “Ich habe heute Mittag mit Muriel gesprochen!”, schrie er. “Was soll das? Warum sind sie nicht da? Wo sind sie?”
Der Alte schüttelte den Kopf und griff nach Peters Handgelenk. “Warum kommst du nicht rein?” Ohne auf eine Reaktion zu warten, zog er Peter über die Schwelle.
Wie in Trance folgte Peter seinem Nachbarn in die Küche. Im Vorbeigehen sah er ein schwarzgerahmtes Bild von Monica auf einer Kommode. Ist sie gestorben? Er erinnerte sich nicht.
Hector setze ihn auf einen wackligen Küchenstuhl, nahm ihm die Lego-Tüte und seine Aktentasche aus den Händen und stellte sie auf dem Fliesenboden ab. Dann öffnete er eine Schranktür und zog einen Kaffeefilter aus der Schachtel.
Peter bemerkte, dass Hectors Hände zitterten.
“Du wohnst hier nicht mehr”, sagte Hector, während er den Filter in eine Kaffeemaschine einlegte. “Schon lange nicht mehr.”
Peter schüttelte den Kopf. “Ich war vorgestern hier. Ich komme aus der Kanzlei. Ich habe ein Geschenk für Leon. Muriel ist abgehauen und hat sie mitgenommen. Das ist es. Sie hat die Kinder mitgenommen.” Er zögerte. "Oder?"
Hector nahm eine Plastikdose aus dem Schrank, öffnete sie und begann Kaffeepulver in den Filter zu löffeln. “Ich glaube, wir sollten jemanden anrufen”, sagte er. “Jemanden, der dir helfen kann.”
Peter schüttelte den Kopf. “Muriel hat die Kinder. Sie hat alles mitgenommen. Sie hat gewartet, dass ich in der Kanzlei bin, und hat alles mitgenommen.”
Der Alte füllte Wasser in den Tank der Kaffeemaschine und schaltete sie ein. Nach ein paar Sekunden begann sie leise zu brodeln. “Sie sind schon lange weg”, sagte er langsam und nachdrücklich. “Du wohnst hier seit acht Jahren nicht mehr, Peter. Du arbeitest auch nicht mehr in der Kanzlei.”
Der Abgrund öffnete sich dunkel und leer. Peter fiel ins Bodenlose.
“Aber …”, stammelte er und sah sich hilflos um. Das konnte nicht sein. Er war noch am Sonntag hier gewesen, hatte Muriel und die Kinder gesehen. Sein Hemd war schweißnass. Wie von Ferne hörte er seine eigenes, lautes Heulen, und spürte, wie der Abgrund ihn verschlang. Mit dem Fuß trat er versehentlich die Aktentasche um. Ihr Verschluss sprang auf und ihr Inhalt ergoss sich auf den hellen Fliesenboden. Mit leeren Augen starrte Peter auf einen Haufen vergilbter Prospekte.

Hector Bader stand noch lange rauchend am Fenster des Arbeitszimmers und schaute zum Nachbarhaus. Inzwischen war wieder Ruhe am Wendehammer eingekehrt. Nach dem Notarzt und dem Rettungswagen war auch die Polizeistreife abgefahren. Zwei junge Polizistinnen hatten erst mit ihm, dann mit den Nguyen-Lassers und schließlich mit ihnen zusammen gesprochen.
Die Nguyen-Lassers hatten schweigend, aber mit zunehmendem Entsetzen zugehört, als die Polizistinnen ihnen von Hoffmanns erzählten. Ein paar Mal ergänzte Hector, was sie nicht wussten. Peter war vor acht Jahren ausgezogen. Ein paar Monate später war Muriel mit den Kindern verschwunden. Sie hatten nichts mitgenommen, keine Kleidung, kein Spielzeug, kein Geld. Soweit Hector wusste, hatte Peter einen Zusammenbruch erlitten und lange Zeit in Kliniken verbracht. Ein paar Mal hatten sie noch lose Kontakt gehabt - Telefonate, die sich schnell in Belanglosem verloren -, aber dann hatte Peter sich nicht mehr gemeldet. Die Polizistinnen deuteten an, dass er in Einrichtungen lebte.
Hector seufzte. Nach Muriels Verschwinden war Monica wie betäubt gewesen. Sie hatte nur wenig gesprochen, das Haus kaum verlassen. In gewisser Weise, dachte Hector, war ihre Diagnose eine Erlösung gewesen.
Am Tag vor dem Arztgespräch, Hector war bei Kunden gewesen, hatte sie im Keller aufgeräumt. Dabei musste sie die frisch umgegrabene Erde entdeckt haben.
Er drückte seine Zigarette im Aschenbecher auf dem Fensterbrett aus und schloss das Fenster. In der Küche räumte er die Tassen in die Spülmaschine und warf den gebrauchten Kaffeefilter in den Biomüll. Bevor er das Licht löschte, nahm er einen Kugelschreiber vom Kühlschrank und kreuzte den Tag im Wandkalender aus. Dann ging er in das fensterlose Bad neben der Eingangstür, setzte sich aufs Klo und pinkelte. Seit Monica nicht mehr da war, machte er die Tür dabei nicht mehr zu. Als er fertig war, nahm er die elektrische Zahnbürste und putzte sich drei Minuten lang die Zähne. Die Zahnseide hatte er aufgegeben.
Er verließ das Badezimmer und ging durch alle Räume im Erdgeschoss, um sicherzugehen, dass die Fenster geschlossen waren. Dann öffnete er die Kellertür und stieg die Treppe hinab. Im Vorbeigehen drückte er den Lichtschalter. Zwei Leuchtröhren knisterten leise, flackerten kurz und tauchten dann den niedrigen Raum mit der gewölbten Decke in gleißendes Licht. Links und rechts standen Aluminiumregale aus dem Baumarkt. Flaschen, Einmachgläser, Konserven. In der Mitte des Raumes, auf einer Bierzeltgarnitur, lag der Blaumann.
Am Ende, als Monica bei zugezogenen Vorhängen im Bett gelegen und die Minuten zwischen den Infusionen aus der Schmerzpumpe gezählt hatte, war er oft in den Keller gegangen.
Er entkleidete sich bis auf die Unterhose. Den Bademantel, das T-Shirt und die Jogginghose legte er ordentlich gefaltet auf den Tisch; die Pantoffeln stellte er darunter. Dann schlüpfte er in den Blaumann. Zuletzt zog er ein Paar robuste Gummischuhe an. Seit er sich im Kriechkeller einen Zeh gebrochen hatte, legte er Wert auf sicheres Schuhwerk. Als er fertig angezogen war, nahm er eine kleine Taschenlampe aus einem Regal und wandte sich dem Kopfende des Raums zu.
Die hüfthohe, gusseiserne Tür war mit einem schweren Rad versehen. Er fasste es mit beiden Händen und drehte es mit einem Ruck nach links. Mit einem leisen Quietschen schwang die Tür auf. Zitternd ging er auf allen Vieren und kroch in den Kohlekeller. Der Raum war ein enger Schlauch. Von den Wänden schien permanent etwas herabzurieseln. Er zog den Kopf ein und krabbelte vorwärts. An der Stelle, wo er im Frühling vor zwei Jahren Muriel und den Säugling vergraben hatte, kam ihm der gestampfte Lehmboden weich und warm vor. Einen Meter dahinter ertastete er den Riegel, der die Falltür blockierte. Mit einer routinierten Bewegung löste er ihn und zog die Tür auf. Er knipste die Taschenlampe an, klemmte sie sich zwischen die Zähne und stieg die Alu-Leiter hinab. Unten angekommen, blieb er einen Moment in der Hocke und wartete, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
Die Kinder lagen im Stockbett und schliefen: Leon unten, Lisa oben. Die Stehlampe war gelöscht, nur der Fernseher flimmerte lautlos. Hector krabbelte zu dem Tisch neben dem Bett und nahm einen Filzstift. Auf einem Wandkalender, der über dem Tisch hing, kreuzte er den Tag aus.
Leon bewegte sich auf seiner Matratze. Blinzelte in die Dunkelheit. “Papa?”, sagte er.
“Pssst”, machte Hector und krabbelte zu Leons Bett.
“Was hast du da?”
Hector lächelte. “Herzlichen Glückwunsch, Großer!”, sagte er und legte die Tüte aus dem Lego-Laden neben das Kopfkissen.

 
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Lieber @Christophe ,

ich freue mich sehr, wenn du mit dem Komm etwas anfangen konntest.

Im Nachhinein betrachtet, scheint sie mir eher wie eine Schreibübung - ich habe nach anderthalb Jahren mal wieder versucht, etwas zu erzählen, und man merkt deutlich, dass ich in der Zwischenzeit nichts geschrieben (und monatelang auch nichts gelesen) habe. In der Beschäftigung mit den Kommentaren hier fällt mir erst nach und nach auf, was man da alles hätte anders angehen können.
Erst einmal ganz herzliches Beileid. Dass deine Eltern gestorben sind, muss furchtbar sein. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, ich war vergangenen Sommer in einer ähnlichen Situation (meine Mutter überlebte, aber es sah für eine Weile anders aus) und habe seitdem auch massive Probleme mit dem Schreiben. Und auch handschriftliche Entwürfe, bei denen ich im Nachhinein keinen Plan hab, wohin ich damit wollte - und es klingt genauso kleinteilig beschrieben wie dein Text hier. Ich glaube inzwischen, mehr lesen ist der Schlüssel zum Mehr-Schreiben. Alles, alles Gute dir!
Ich weiß ja, dass du dich viel mit transgressiven und, äh, weirderen (?) Sachen beschäftigst - und freue mich unbedingt über Empfehlungen! Über Thomas Ligotti und, ein bisschen, Aickman bin ich noch nicht hinausgekommen.
Hehe, ja und Ligotti wird mir auch ständig empfohlen, aber mit dem komme ich nicht klar, obwohl das von der Haltung her my cup of coffee sein sollte (Negative Ethics, Nihilismus, Antinatalismus - da halte ich es aber eher mit den Philosophen, E. M. Cioran und Julio Cabrera.). Aber sein Stil ist so furchtbar aufgeblasen, und der nimmt sich selbst zu ernst. Ich dachte übrigens erst, er wäre kein englischer Muttersprachler, weil sein Satzbau und v.a. seine Vokabeln irgendwie immer ein paar Schritte daneben sind ... er will da wohl einen Stil draus machen. Aickmann muss ich auch noch mal näher anschauen!
Ein Tipp wäre in dieser Richtung: Mark Samuels' Sammlung Written in Darkness. Privat wohl ein extrem unangenehmer Zeitgenosse, aber nix von seinen Ansichten scheint in der Prosa durch (bis auf den - sehr passenden - Zynismus). Oh und natürlich Antatol E. Baconsky. Der geht schon bissl in den Surrealismus, aber die Geschichten haben auch viel Haptisches, Handfestes.
seit Neuestem, Shirley Jackson (von der ich außer "The Lottery" noch nie etwas gelesen hatte - Schande über mein Haupt).
Ich kenne sogar nur eine Verfilmung mit Claire Bloom - hab aber grad letzte Woche zwei ihrer Bücher in der Bibilothek bestellt, daher: Schande auch über mein Haupt, das ist eine echt krasse Lücke.
Ich hatte seit Langem nichts mehr geschrieben und wollte es mal wieder versuchen und habe dabei alles viel zu kleinteilig, viel zu detailliert, geschrieben.
Ja, jetzt sehe ich deinen Text mit anderen Augen, kann ich sehr gut verstehen. Würde mich aber freuen, wenn du Lust hättest, das noch mal anzugehen.
Mmmhja - das wollte ich tatsächlich möglichst offen lassen, um dem:der Leser:in ein bisschen Projektionsfläche für eigene Ängste/Fantasien zu geben.
Verstehe ich. Eigentlich macht es mich (ehrlich gesagt) auch immer ziemlich aggressiv, wenn unter Serienmörder-Texten kommentiert wird, dass die Taten mit der backstory und sonstigem Unterbau / Erklärungen hergeleitet werden sollten. Aber das war meine Art zu sagen: es fehlt etwas Essentielles.
Erklärungen / backstory muss gar nicht ausformuliert sein, aber ich sollte den Eindruck bekommen, der Autor habe diese Erklärungen im Kopf gehabt, als er geschrieben hat. Arbiträr Leute entführen / töten reißt es nicht so, finde ich. Aber --->
Ich hatte bei Hector grundsätzlich so eine Mischung aus Manfred Seel und Josef Fritzl im Kopf, deshalb hat er eine Frau, aber die Story braucht das überhaupt nicht. Adieu, Monica.
das ist auf jeden Fall ein Punkt. Da hätte ich mal einen konkreten Vorschlag, das wäre imA sehr spannend: Es gibt ja Serienmörder mit Ehepartnern, wobei gesagt wird, dass zumindest einer davon ohne die Beziehung nicht oder zumindest nicht mehrfach gemordet hätte: z. B. die Wests oder Hindley & Brady. Dann gibt es welche, die eine lange Pause zwischen zwei Mordserien haben und wobei sich herausstellte, dass sie in der Zeit eine gut funktionierende Beziehung hatten (genau, Seel).
Dass deine Monica aus diesem Text fliegt, finde ich sehr produktiv. Aber wenn du den neu aufziehen willst, könntest du das Thema 'Serienmörder / Beziehung' behandeln, und da vielleicht den Übergang von einer Tötungspause zum erneuten Morden. Da rate ich aber - selbst, wenn du daovn nix explizit im Text sagst - dir da ein kleines Psychogramm zu überlegen, dass das alles Hand & Fuß hat. Zu dem Thema hab ich jedenfalls noch keinen Horror gelesen und das fände ich extrem spannend.
vielen, vielen Dank für deine ausführliche und konkrete Kritik - daraus habe ich mindestens so viel gelernt wie aus dem Schreiben des Textes selbst. Mal schauen, ob ich wieder "reinkomme" - ich hoffe sehr.
Danke schön und ich drücke sehr die Daumen! Das wird ganz sicher.

Vielleicht - im Hinblick auf deinen erwähnten Schreibratgeber - hättest du Spaß an: Jeff VanderMeers The Wonderbook. Das gibt Tipps, ohne etwas vorzugeben - eigentlich befähigt es mehr zum analytischen Vorgehen, ist dabei aber selbst so überbordend fantasievoll, dass es unabhängig vom eventuellen Lerneffekt eine Riesenfreude zum Lesen ist.
Hat mir sehr viel gebracht, auch wenn ich durch mein Familiendrama den Eindruck hab, mir hätte jemand das Hirn rausgeballert ... ich muss das auch mal wieder auffrischen. Ein tolles Buch jedenfalls.

Ganz liebe Grüße und tagge mich gern, wenn / falls du eine Überarbeitung einstellst!
:-) Katla

 

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