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Dumm Gelaufen
Daniel sass alleine zuhause. Schon viel zu lange. Er war in seinen Gedanken versunken, sein Zeitgefühl war dahin. Er hatte das Gefühl, schon viele Tage zu grübeln(In Wahrheit war er erst vor etwa 2 Stunden nach Hause gekommen). Aber wie lange er tatsächlich da sass interessierte ihn nicht. Er dachte über all das nach, was er falsch gemacht hatte.
Etwas quälte ihn. Es war gestern passiert, oder war es vorgestern, oder war es doch erst ein zwei Stunden her? Er wusste es nicht mehr. Jedenfalls war er bei seiner Freundin. Sie hatten sich gestritten. Aber weshalb? Das wusste er auch nicht mehr, und genau das bedrückte ihn ja so. Aber er hatte nur noch eine vage Erinnerung an diesen Tag.
Er musste betrunken gewesen sein. Nur so konnte er sich seinen Filmriss erklären. Und wenn er seiner Erinnerung glauben konnte, ging er, mit ein paar Freunden, etwa um 20 Uhr in die nächste Kneipe. Lustig hatten sie’s; zusammen kippten sie einige Liter Bier. Dann fehlte ein Teil in seinem Gedächtnis. Die Lücke reichte etwa bis 24 Uhr. Dann musste er sich auf den Heimweg gemacht haben. Er konnte sich an den Streit mit dem Wirt erinnern, welcher ihn aus dem Lokal geschmissen hatte; Daniel hatte eine Schlägerei begonnen. Und nachdem der Wirt Daniel, der sich mit aller Kraft wehrte, zur Tür gezerrt hatte und wieder nach drinnen ging, murmelte er etwas wie:“…um Mitternacht eine Schlägerei beginnen…“ Doch Daniel dachte nicht weiter darüber nach. Er versuchte zu rekonstruieren, was danach geschehen war.
Soweit er sich erinnern konnte, war er danach zu Fuss seiner Freundin gegangen, da ihre Wohnung näher lag als seine. Er war etwa halbe Stunde unterwegs gewesen. Denn der laute Klang der nahe gelegenen Kirchenglocken lag ihm noch immer in den Ohren. Er hatte das Haus mit seinem Schlüssel geöffnet, war eingetreten und schon befand er sich im Korridor; dann wollte er die Tür wieder schliessen. Dabei hatte er lauthals geflucht, denn der Schlüssel passte nicht(Dass es der falsche gewesen sein könnte, merkte er erst jetzt). Plötzlich ging im Korridor das Licht an. Dann war sie schläfrig aus dem Schlafzimmer gekommen. Sara, Daniels Freundin, hatte nur ein Nachthemd an und obwohl sie sich kaum auf den Beinen hatte halten können, sah man ihr deutlich an, dass sie stinksauer gewesen war.
Jetzt kam es Daniel ruckartig wieder in den Sinn. Der Grund für den Streit war simpel. Sara war ganz einfach sauer gewesen, weil Daniel jetzt schon das vierte Mal in zwei Wochen betrunken zu ihr gekommen war und sie geweckt hatte. Ihre Lippen bebten und Daniel, dessen Wut über den nicht passenden Schlüssel inzwischen verflogen war, schaute in die Leere des Raums und torkelte geistesabwesend ins Esszimmer. Sara folgte ihm und schrie dabei, dass das so nicht weiter gehen könne, einen unzuverlässigen, sich ständig betrinkenden Mann könne sie nicht brauchen und dass wenn er sich schon besaufen müsse, wenigstens bei sich nach Hause die Tür anbrüllen solle. Und als er darauf hin gesagt hatte: „Wie?...Was hast du gesagt?“, rastete sie völlig aus. Sie gab ihm eine Ohrfeige. Viel Kraft steckte nicht in ihr, aber seine Abwesenheit war sofort beendet. Wütend schaute er sie an. Sara zuckte zusammen. Sein Blick erschreckte sie. Daniel holte ebenfalls aus und schlug sie heftig. Da sie sich vor Müdigkeit kaum auf den Beinen halten konnte, fiel sie logischerweise sofort um, als sie von seinem Schlag getroffen wurde. Daniels Rauschzustand war auf einmal sofort verflogen; kaum hatte er zugeschlagen, wollte er sich auch schon entschuldigen. Doch dazu kam es nie. Wie in Zeitlupe sah er, wie Sara nicht direkt zu Boden fiel, sondern zunächst mit dem Kopf genau auf die Tischecke des stabilen Eichentisches fiel, dabei gab es ein unangenehmes Knacksen. Danach lag sie am Boden, Blut quoll in Massen aus ihrem Kopf, welcher absolut unnatürlich verdreht war.
Erschrocken und verwirrt stellte Daniel sofort fest, dass ihr Genick gebrochen sein musste. Er wusste nicht was er tun sollte, er lief quer durch das Zimmer, dann wieder zurück, durch den Korridor, dann wieder zurück. Schliesslich hatte er beschlossen nach Hause zu gehen, doch war es ihm jetzt völlig unklar, wie er auf diese absolut dämliche Idee kommen konnte. Er war orientierungslos durch die Strassen gelaufen, aber irgendwie war er zu Hause angekommen. Er schloss die Tür auf, trat ein, warf die Tür ins Schloss, lief ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch. Daniel war nun gedanklich in der Gegenwart angekommen. Er wollte gerade aufstehen, als drei Polizisten mit gezogenen Waffen durch die Eingangstür gestürmt kamen. Einer von ihnen riss Daniel, der sich nicht wehrte, vom Sofa, legte ihm Handschellen an und sagte: „Daniel Feller, Sie sind wegen Totschlag an Sara Traber verhaftet!“