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Dunkelheit
Du legst dich nach einem erschöpfenden Tag schlafen. Du willst die wenigen Stunden, die dir bis zum Morgengrauen bleiben, nutzen und dich wenigstens ein wenig erholen. Du fällst in einen tranceartigen Wachzustand, in dem du da zu sein scheinst und dich doch irgendwie von außen betrachtest. Du siehst dich auf dem Bett liegen mit halb offenem Mund, der Decke bis zu den Ohren gezogen und deshalb nackten Füßen. An die Wände wird Scheinwerferlicht durch das Fenster von vorbeifahrenden Autos auf der Straße geworfen. Das Licht erhellt das Zimmer und die Dunkelheit bekommt kurzeitig ein Gesicht. Du nimmst aus der Ferne eine Geräuschkulisse wahr. Irgendwer, irgendwo hat den Fernseher noch an. Eine Komödie läuft vermutlich, weil du Lachen vernimmst. Das Lachen dringt in dich ein, wird lauter und lauter bis es wie ein furchtbarer Schrei an deinem Ohr schallt.
Du hörst ihn brüllen, spürst seinen heißen Atem im Nacken. Kurzeitig bist du wie gelähmt vor Angst. Die Bestie. Sie ist da. Am liebsten würdest du nach Hilfe rufen, oder noch lieber überall sein, nur nicht in deinem Körper. Das Licht – es werde hell! Doch der Schalter ist zu weit weg und du traust dich nicht raus. Nicht jetzt. Die Augen haltest du fest verschlossen, weil du dir den Anblick nicht antun willst, auch willst du nicht wahrhaben, dass da jemand ist, der sich auf dich gelegt hat und mit seinem Gewicht schier erdrückt, so sehr, dass du nach Luft ringen musst. Alles ist nur Einbildung. Reine Fantasie. Doch warum öffnest du dann die Augen nicht? Weil du weißt, dass es Realität ist! Wieder erhellt ein Scheinwerferlicht das Zimmer und gibt diesmal der Bestie ein Gesicht. Sie ist groß, riesig, bestimmt zwei Meter. Sie liegt auf dir und kniet halb auf dem Boden. Der Körper besteht aus schwärzestem Schwarz, nur die leuchtend rotgelben Augen treten hervor und im Maul stecken rasierklingenscharfe Krokodilszähne. Innerlich betest du um göttlichen Beistand: „Niemand ist da…Niemand ist da… Oh, Gott NIEMAND!“ Du fürchtest dich in den Schlaf und entziehst dich somit seiner Gewalt. Denn dorthin kann er dir nicht nach fliehen. Noch nicht. Doch warte ab bis zur nächsten Nacht…