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Dunkle Strassen

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26.12.2004
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Dunkle Strassen

„Das ist nichts als vollkommen verblödetes Gewäsch, und das weißt Du auch!“
Er hörte ihre Worte, sah sie kurz ausdruckslos an, verdrehte die Augen und starrte einen Moment lang durch den Rauch seiner Zigarette zur Decke. Damit betrachtete er das Gespräch und mit diesem – da war er sich ziemlich sicher- auch alles andere als beendet. Vielleicht sah sie das anders, wahrscheinlich aber nicht. Zumindest sagte sie nichts, als er seinen Kaffee austrank, aufstand, am Tresen zahlte – getrennte Rechnung - und grußlos das Café verließ. Die letzten Worte waren gesprochen, dem war nichts hinzu zu fügen, obwohl, genauer betrachtet, noch alle Fragen offen waren. Egal. Vorbei. Hätte er noch etwas sagen sollen? Was gab es schon zu sagen, was hatte er schon zu sagen, was irgendjemanden interessieren könnte ...

Er ging langsam an den zusammengebundenen Plastikstühlen der Strassencafés vorbei durch den Nieselregen und versuchte, sich die richtige Antwort zurecht zu legen, die er hätte geben müssen, aber da war nichts, außer der Frage, ob einfach zu gehen die richtige, ob es überhaupt eine Antwort war. Gibt es überhaupt eine richtige Antwort, dachte er, kann es überhaupt Antworten geben? Vielleicht wenn man die Frage kennt, wenn man die Frage versteht ... Aber haben wir uns jemals verstanden? Irgendetwas musste es einmal gegeben haben, aber das war lange her, so unendlich lange, als wäre es nie gewesen. Er suchte seine Zigarettenschachtel, fand sie und steckte sie wieder ein, ohne zu wissen warum.

Sie ist mir nicht ähnlich. Er sah hinauf zu den Fenstern, von denen nur noch hinter wenigen Licht oder das bläuliche Schimmern eines Fernsehschirms zu sehen war. Immer mehr wurden dunkel. Was für Menschen wohl hinter ihnen sein mögen? Sind sie alleine oder in Gesellschaft? Sind sie glücklich oder schlafen sie nur um zu vergessen? Ich weiß es nicht. Sie alle sind mir nicht ähnlich. Sie gehen nicht nachts durch die Strassen, sie haben einen Ort, an dem sie bleiben, wenn die Bürgersteige leer und dunkel werden. Sie sind nicht fremd in der Stadt, in der sie wohnen, vielleicht ähneln sie einander sogar. Vielleicht werden vor ihren Schaufenstern nachts keine Gitter heruntergelassen. Seine Gedanken erschienen ihm sonderbar, dennoch war alles so klar, dass er sich wunderte, warum sie ihm so sinnlos vorkamen. Vielleicht hatte er sie schon einmal irgendwo gehört oder gelesen. Er erinnerte sich: Wir gehen durch die Strassen, bis ... dann brach er ab, denn da war nichts mehr. Er suchte, versuchte sich zu erinnern, er fand nichts und ging ohne nach rechts oder links zu sehen über die Kreuzung, durch den Torbogen hin zum Ufer.

Sein Blick wanderte hinauf zu den Sternen, in den dunklen Fluss und hinüber zur Brücke, auf der die Heiligen Tag für Tag stumm die Passanten vorübergehen sahen, ohne jemals einen Blick zueinander oder auch nur in das braune Wasser werfen zu dürfen. Hier hatte er früher oft mit ihr gesessen, auf der Kaimauer, mit dem selben Ausblick, den er jetzt auch hatte. Sie hatten billigen Rotwein getrunken, geraucht und geredet, einfach nur die halbe Nacht lang miteinander geredet. Dass es früher noch etwas zu erzählen gegeben hatte erschien ihm jetzt so abwegig, dass er an der Erinnerung zweifelte, obwohl er sich absolut sicher war, dass es so stattgefunden hatte: Es war eine Ewigkeit her, schien es ihm; es ging ihm nicht erst seit heute so, doch jetzt war er sich im Klaren darüber, dass alles anders geworden war. Und nichts hatte sich geändert. Nicht die Sterne, nicht der Fluss, in dem sich Burg, Kapelle und die Lichter der Stadt spiegelten, nicht die Brückenheiligen, die immer noch in vollkommener Einsamkeit nebeneinander standen und voll Neid die Fußgänger vorbeiziehen sahen. Nur war ihm das alles – oder womöglich auch er selbst ? - nicht mehr das Selbe, es war anders, fremd geworden. Er wollte sich setzen, wie sie damals immer gesessen hatten, steckte sich dann aber doch nur eine neue Zigarette an und ging ohne zu überlegen zurück durch den Torbogen, zu den Strassenbahnschienen, dann rechts, vorbei an für ihn reizlosen Lokalen, aus denen gerade die letzten Gäste sich auf einen Weg machten, der ihm so gleichgültig war, wie sie selbst.

Er blieb vor dem beleuchteten Schaufenster einer Musikalienhandlung stehen und starrte eine Weile ohne wirkliches Interesse auf die Auslagen. Gitarren, Verstärker, Flügel und Notenblätter. „Es ist merkwürdig“, sagte er zu sich selbst, ohne zu merken, dass er laut sprach, „Die Fenster geben Licht, die Strassenbeleuchtung und selbst die vorbeifahrenden Autos geben Licht, die nassen Strassen spiegeln dieses Licht wieder. Eigentlich müsste es hier hell sein, dennoch ist es dunkel, oder es scheint dunkel, in jedem Fall ist nichts wirklich hell. Vielleicht müsste, wenn das möglich wäre, einfach noch mehr Licht gebracht werden ... Obwohl ... auch das würde wohl nichts ändern ... viel Licht bedeutet viel Schatten und jeder Schatten bedeutet kein Licht. Damit es wirklich hell würde, dürfte es keine Schatten geben und alles müsste Licht sein. Aber wenn alles Licht wäre, dann wäre da nichts anderes mehr, nichts was Schatten werfen würde ... so wird es wohl sein ... wenn nichts Schatten wirft, dann ist da auch nichts, außer dem Licht. Nichts. Auch ich nicht. Aber welchen Sinn hätte all das Licht, wenn da nichts wäre? Es wäre hell, immerhin, aber mehr auch nicht und vor allem : Wozu? Auch dieses verdämmernde Restlicht genügt noch um sehen zu können, nicht gut, nichts genaues, aber es reicht. Vielleicht ist der Preis dafür, dass da Strassen sind der, dass die Strassen dunkel bleiben. Und was braucht das all jene zu kümmern, die nicht durch diese Strassen gehen? Und was all jene, die wie ich nachts durch diese Strassen wandern?“

Ein angetrunkener junger Mann drehte sich um und fragte ihn, ob er mit ihm gesprochen hätte. „Warum sollte ich?“, fragte er zurück und meinte eigentlich, was habe ich Dir schon zu erzählen? Es gibt nichts zu sagen und es ist wohl besser für uns beide, wenn wir es gar nicht erst versuchen und einfach unsere Wege gehen. Geh Du nur nach Hause, Du wirst wohl eines haben. Ohne sich weiter um den Davonschwankenden zu kümmern schnippte er seine abgerauchte Zigarette auf die Fahrbahn und ging in der Richtung weiter, aus welcher der Betrunkene gekommen war, bis er kurz darauf plan- und ziellos abbog.

Einige späte Heimkehrer liefen noch über den Marktplatz. Menschen, die er nicht kannte, Menschen ohne Gesichter zogen an ihm vorbei. Einzeln, paarweise oder in kleinen Gruppen. Wahrscheinlich hatten sie sogar Gesichter und blieben nur für ihn schattenhaft. Vielleicht hörten sie auch, sobald sie an ihm vorbei waren, auf zu existieren und waren von vorn herein nichts anderes gewesen, als ein paar Gesprächsfetzen, die aus dem Nichts zu ihm kamen, über die nachzudenken sich nicht lohnte. Sie waren ihm unbekannt, wie er ihnen unbekannt war. Mag sein, dass sie mir ähnlich sind, dachte er, auch sie ziehen durch die Strassen, vielleicht aus irgendeiner Kneipe oder sonst woher nach Hause oder irgendwohin. Sie gleichen mir nicht, denn unsere Wege sind so verschieden, wie sie nur sein können. Oder sie sind mir doch unähnlich, wissen, wohin sie wollen, sind nicht fremd in dieser Stadt, in der sie leben. Oder sie kommen von außerhalb, ziehen nur zufällig durch die selben Strassen wie ich. In keinem Falle bedeutet es etwas, dass wir uns begegnen. Bleibt die Frage, ob wir uns wirklich begegnen, oder ob sie nur die Bruchstücke ihrer Gespräche sind, an die ich mich erinnere, ohne dass sie oder ihre Gespräche jemals wirklich waren. Aber auch das ist egal, denn sie sind bereits weitergegangen oder niemals hier gewesen. Vielleicht ging ja auch sie gerade irgendwo durch die Strassen, vorbei an Schaufenstern und Menschen, die ihr begegneten oder die hinter zugezogenen Vorhängen schliefen? Er wusste es nicht, war sich nicht einmal sicher, ob er darüber nachdenken wollte. Es geschah einfach, genau wie es einfach geschah, dass all diese Menschen vielleicht an ihm vorübergingen, ob er es wollte oder nicht. Genau genommen konnte sie ihm auch genau so egal sein, wie diese, dennoch musste er über jene nachdenken – und über sie. Menschen, die vorüber gehen ... alles geht vorüber. Beziehungen, fremde Menschen, Erkältungen, alles. Alles in Bewegung, nichts bleibt stehen, nichts für immer. Alles in den selben Strassen, ohne etwas miteinander zu tun zu haben. Nichts für immer. Wahrscheinlich nicht einmal die himmelschreiende Gotik, die das Bombardement überlebt hatte und immer noch zwischen Nachkriegsbausünden und restauriertem Rokoko stand. Alles eine Frage der Zeit, und damit auch dieser Stillstand nur scheinbar. Er wünschte sich mit jemandem reden zu können, wusste aber nicht, worüber, stellte sich vor einfach nur zuzuhören und empfand dieses Gespräch als unbefriedigend. Es gab so viel zu sagen, wofür er keine Worte hatte, oder Worte, die ihm so banal und falsch vorkamen, dass er sie nicht aussprechen wollte, lieber schwieg und weiterging. Wem hätte er sie auch sagen sollen? Jenen Fremden, die ihm unwirklich waren, wie Fieberträume, deren Gespräche ihn nur in halben Sätzen erreichten, die er trotzdem nicht unterbrechen konnte, da sie bereits nicht mehr da waren? Und hätten seine Worte sie anders erreicht, als ihre Worte ihn, nicht aus dem Zusammenhang, den er ohne es genau zu wissen unterstellte, gerissen, nicht zu bedeutungslosen Lauthülsen reduziert, auf die man weder reagieren konnte noch eigentlich wollte? Es hätte wohl auch wenig Sinn, mit ihnen zu reden, da sie ihn wahrscheinlich genau so wenig zu sagen hatten, wie er ihnen. Es gab nichts zu sagen, und trotzdem wollte er reden und konnte nicht reden, weil niemand da war, doch selbst die Anwesenheit eines Partners hätte daran nichts geändert. Wir gehen durch die Strassen .., und aneinander vorbei, weil wir nicht da sind, so unähnlich, dass jeder Kontakt sich selbst ausschließt. Wechselseitiges Nichts, das sich in scheinbaren Körpern ignoriert. Und doch sind sie gemeinsam und nur ich bin nicht vorhanden – oder ich bin hier und sie sind nicht. Es läuft alles auf das Selbe heraus, ich kann nicht durch ihre Augen sehen und selbst wenn ich es könnte weiß ich nicht, ob da genug Licht wäre, um mich zu sehen oder ob es nur reicht, die anderen, mit denen sie sich abgeben, wahrzunehmen und nicht gegen die Marktbuden zu laufen. Ich bin nicht sie, also bin ich allein; ich werfe Schatten, also bin ich im Dunkel ohne Licht zu sein.

Er bog links ab und ging vorbei an Modehäusern, die geschlossen ebenso trostlos, wie sie geöffnet abstoßend waren. Diesen Weg war er früher oft mit ihr gelaufen, sie hatte gemeint, dass es hier keine Zukunft gebe, alles so einheitlich und deprimierend. Er hatte geantwortet, es könne keine Zukunft geben, sondern nur eine immer währende Gegenwart, die sich veränderte. Sie konnte mit dieser Vorstellung nichts anfangen. Das war lange her. Jahre, schien es ihm. Das Problem war immer noch das gleiche. Waren es tatsächlich schon Jahre? Je später es wurde, desto weniger schien die Zeit gleichmäßig zu verlaufen, alles rückte in weite Ferne, wo es nur noch unklar und verfälscht zurückstrahlte. Vergangenheit. Es bedeutete nichts mehr, ob es vor zehn Jahren oder erst vorgestern gewesen war – es war vorbei und damit war alles gesagt. Vielleicht gab es genau deshalb nichts mehr zu sagen: Die letzten Worte waren gesprochen, bevor er das Café verließ. Auch das lag zurück, aber nicht wirklich hinter ihm. Dort lagen Schienen, Pflaster und Abfall. Es war die Straße, die er gegangen war, beides auf seine Weise. Er schüttelte den Kopf und griff erneut zur Zigarette. So einfach konnte es nicht sein.

Er folgte den Schienen bis er nur noch zwei Möglichkeiten hatte: Dorthin zu gehen, woher er gekommen war oder die dem entgegengesetzte Richtung, die er einschlug. Vorbei an Eisdiele, Bank, Imbiss, Sportgeschäft, alle geschlossen und leer, bis er vor dem scheußlichen Regendach stand, von dem die Kameras der Videoüberwachung interesselos auf ihn gerichtet waren. Ihm war als ob ihn zwei große Augen wie ein einziger Vorwurf verfolgten, die er nicht loswerden konnte, die sich keine Sekunde schlossen, vor denen es kein Entrinnen gab. Doch es waren nicht die Kameras, es waren zwei große, traurige Augen, die vor ihm schwebten und ihn ansahen, als wollten sie ihm etwas sagen, ihn anschreien, ihn in den Staub treten und vor allem als ob es seine Schuld sei, dass sie es nicht konnten, da sie nur Augen waren, die zu nichts anderem in der Lage waren, als ihn anzustarren damit er sich schlecht fühlte. Vielleicht hatten sie recht, aber das interessierte ihn nicht, sie sollten nur aufhören, ihn so strafend anzusehen. Aber sie starrten unentwegt weiter. Egal, wo er hinsah, sie waren da, dieser Blick voll Zorn und Verletzung, der ihm galt, und er wusste nicht, wofür. Er spürte ihn noch im Rücken, als er schon längst weitergegangen war. Den Strassenbahnschienen folgend ging er durch die Leere der schlafenden Stadt. Und sie folgten ihm.

Ich bin einsam, fiel ihm plötzlich auf, als ob ihm erst jetzt bewusst würde, dass er vollkommen alleine war. Ich bin einsam, aber nicht weil keine Menschen hier sind, das würde auch nichts daran ändern. Selbst wenn hier alles überlaufen wäre, würde ich mit niemandem reden können. Wir haben nichts gemein, ich finde keinen Zugang zu ihnen. Ihre Fenster mögen hell und einladend sein, doch ihre Türen sind verschlossen und weder werde ich sie öffnen können, noch wird irgendjemand sie öffnen und sagen tritt ein. Selbst wenn ... wie sollte ich, da doch meine Fenster und Türen vernagelt und verriegelt sind um mich einzusperren – niemand wird kommen und die Ketten und Schlösser abzureißen und die Einsamkeit aufheben, aus der ich nicht austreten kann. Und niemand wird diese Augen schließen, sie werden weiter starren und bohren, aber sich nie erklären. Es gibt kein Entkommen, sie werden überall sein, wo ich hingehe und mich voll Schmerz und Zorn anblicken für etwas, was ich vielleicht getan habe oder auch nicht. Sie werden nicht verschwinden, sie werden sich nicht schließen, denn es sind meine Augen und ihr Vorwurf bin ich selbst und grundlos, zumindest weiß ich nicht, weshalb. Sie werden nie das Interesse verlieren, aber auch sie werden nie mit mir sprechen, sondern mich immer nur ansehen und ein grausames Rätsel bleiben. Dennoch sind sie das einzige hier, das etwas mit mir zu tun hat. Alles andere war so weit weg, als ob es gar nicht da sei und die Nähe, die es vortäuscht nur das Ergebnis einer über Jahre aufgestauten Traurigkeit, deren Dauer ihrer Wahrheit keinen Abbruch tat, während nichts anderes mehr Wirklichkeit hatte.
Ohne auf irgendetwas zu achten überquerte er die Straße. Vor ihm lag der Bahnhof, grau, hässlich und menschenleer. Die große Uhr über dem Eingang schien still zu stehen, irgendetwas sagte ihm, dass er hier nicht sein wollte, er wechselte die Richtung und lief abwesend über die aufgeweichten Wege des Parks. Dreck, Bäume, Büsche, Bänke, Gras, Karnickel, alles wie hinter einem Schleier der Leere, der wie eine Drohung zwischen ihm und der Dunkelheit schwebte, der alles in jene unerreichbare, unbegreifbare Ferne rückte, selbst wenn er direkt davor stand. Selbst der Boden schien nicht mehr unter seinen Füßen zu sein, ihm war, als liefe er eine Handbreit darüber, seine Knie waren weich, konnten sein Gewicht nicht mehr spüren. Entweder er oder seine Umgebung verloren mit jedem Schritt, den er ging ihre Wirklichkeit, oder diese löste sich einfach auf und es blieben nichts als Spiegelungen im Nichts. Und doch hatte er das Gefühl, dass etwas hinter ihm her sein, das hinter jedem der wahrscheinlichen Bäume auf ihn lauerte, dem er nicht entkommen konnte, das ihn, selbst wenn es ihn erreichte, wieder nur schweigend ansehen würde, als wäre da etwas zu sagen, als könne es sich durch sein stummes Starren eben jene Wirklichkeit verleihen, die sich um ihn herum verflüchtigte, als könne es wirklich werden, indem es ihn ins Nichts stieß, zu Nichts entleeren würde. Er sah sich mehrmals um, als sei er in Panik, aber eigentlich reichte er selbst dazu nicht mehr aus, die Angst vor dem Ungewissen wurde von Gleichgültigkeit gegenüber allem beinahe ausgelöscht. Nichts konnte den Schleier durchdringen.

Als die Bäume aufhörten und er wieder auf der Straße stand, machte das kaum noch einen Unterschied. Schritt für Schritt an den Schienen entlang, ohne es zu merken folgte er ihnen auf die Brücke, bis er am höchsten Punkt anhielt, nach seinen Zigaretten griff und auf das Geländer gestützt rauchte. Er sah hinunter zum Bahnhof und auf die Gleise, Lichter, ein später Zug fuhr ein. Ob sie wissen, was sie hier erwartet? Oder ist das alles nur für mich und ihre Welt ist unangetastet von alledem und noch genau so, wie sie immer war? Ist dies ein Ort für sie oder werden sei morgen in die richtige Richtung oder ins Ungewisse davon fahren und hinter der nächsten Kurve nicht mehr sein? Nein, so kann man das nicht sagen. Jede Richtung ist richtig, jede führt ins Ungewisse, nur am Ort zu bleiben, seinen Ort zu finden ... wie könnte das richtig sein, wo es keine Zukunft geben kann, sich schon für die kommende Gegenwart festzulegen? Selbst wenn mein Ort dort unten wäre, ich würde jetzt nicht springen. Wie könnte das richtig sein, da seit heute nacht nichts mehr wirklich ist? Das Bild eines braunen, schmierigen Flusses in dem langgezogene Fische, die beinahe nur aus einer Rückenflosse, sich blähenden Kiemendeckeln und einer grotesken Fratze mit kleinen, vorwurfsvollen Augen bestanden, riesenhaft, schmutzig und völlig gleich mit dem Strom schwammen trat vor seine Augen, löste sich auf in ein Durcheinander von grauen, fahrig gesetzten Strichen und verschwand. Er presste die Lider aufeinander, schüttelte den Kopf, rieb sich die Augen. Dann warf er seine Zigarettenkippe von der Brücke und ging weiter, nach Hause oder irgendwohin, einfach nur weiter, durch Strassen, die trotz der Beleuchtung dunkel waren.

 

hallo karokugel,

also ... das ist etwas lang, oder? wer sich da durchliest, hat etwas geschafft.
aber mal ernsthaft. was soll der text? wer soll das lesen? wen sprichst du an? das ist ein endloses lamentieren ohne irgendwelche kernaussagen zu treffen. also, wenn ich die freundin gewesen wäre, ich hätte es auch gesagt: "Das ist nichts als vollkommen verblödetes Gewäsch", und ich denke, du weisst das auch *smile*. der clou ist ja, dass du jeden inhalt mit einem günstigen erzählstil lesbar machen kannst. aber in deiner geschichte hast du absolut nichts getan, dass dem leser das lesen erleichtert.
übrigens habe ich auch abgebrochen mit lesen, das zwar nur im vorletzten block, aber ich wollte jetzt nicht durchhalten bis zum ende, weil mir klar geworden war, dass ich mit einer wende nicht rechnen kann.
der inhalt selbst ist unwichtig. wo ist der sinn, sich gedanken über licht und schatten, mehr licht und mehr schatten, dunkle strassen, zufällige unbedeutende begegnungen etc zu machen? erstens ist das trivial und zweitens, wenn es schon trivial ist, dann auf keinen fall auch noch überlängenmässig darauf herumreiten.
dass du erzählen kannst, wurde deutlich. aber leider erzählst du über ein völlig unggeignetes thema plus ohne witz oder sonstige motivatoren.

fazit: LANGE geschichte ohne inhalt

sorry

Er suchte seine Zigarettenschachtel, fand sie und steckte sie wieder ein, ohne zu wissen warum.

Sie ist mir nicht ähnlich.


wer? die zigarettenschachtel?

Er erinnerte sich: Wir gehen durch die Strassen, bis ... dann brach er ab, denn da war nichts mehr. Er suchte, versuchte sich zu erinnern, er fand nichts und ging ohne nach rechts oder links zu sehen über die Kreuzung, durch den Torbogen hin zum Ufer.

ab hier übermannt mich die langeweile

Er blieb vor dem beleuchteten Schaufenster einer Musikalienhandlung stehen

"Musikalienhandlung" den asudruck kenne ich nicht. "Musikhandel"?

die schattenthese war verwirrend. grundsätzlich ist es aber nicht richtig, dass je mehr licht fällt, desto mehr schatten tritt auf. höchstens natürlich in einem unendlichen raum, aber dann auch nur bei licht kleiner unendlich. bei licht grösser als raum geteilt durch zwei, nimmt schatten wieder ab. ganz theoretisch. aber ganz falsch ist auf jeden fall, das schatten kein licht bedeutet. im gegenteil. also diesen schattenansatz in deiner geschichte zweifel ich an.

Ein angetrunkener junger Mann drehte sich um und fragte ihn, ob er mit ihm gesprochen hätte. „Warum sollte ich?“, fragte er zurück

"fragte" ist doppelt. das "fragte er zurück" könnte auch heissen "antwortete er"

Es gibt nichts zu sagen und es ist wohl besser für uns beide, wenn wir es gar nicht erst versuchen und einfach unsere Wege gehen.

hinter "sagen" ein komma

und ging in der Richtung weiter, aus welcher der Betrunkene gekommen war

"der Richtung" >> "die Richtung"

 

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