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Dunkles Erbe

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19.02.2006
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Dunkles Erbe

Gott schien die Welt in Tränen ertränken zu wollen. Sie stürzten aus dem bleiernen Himmel und verwandelten die Erde in einen schlammigen Sud, der alle Unschuld verschlang.
Eine einsame Gestalt krallte ihre Hände in den Matsch und schrie der Sintflut ihren geballten Schmerz entgegen. Doch der Schmerz war zu gewaltig, als dass er durch einen Schrei hätte gelöst werden können. So wenig, wie der Schrei nicht gegen das Reißen des Regens ankam, konnte er auch den Schmerz aus der Seele des jungen Mannes vertreiben.
Die Gestalt schrie, bis ihre Stimmbänder brennend den Dienst verweigerten. Wimmernd sackte der erschöpfte Körper in sich zusammen. Einem verlorenen Sünder gleich kniete der junge Mann vor dem Stein; durchweicht und verlassen. Sein frierender Leib zitterte, Regen und Wind peitschten die letzte Wärme aus der Haut.
„Ich hasse dich! Ich hasse dich!“, krächzte er immer wieder. Der Stein schwieg, badete unbeeindruckt im Sturm. Höhnisch schien er dem Weltuntergang zu trotzen, ragte stolz empor, als wolle er sagen, er ließe sich von keiner Macht niederdrücken.
„Ja, du hast dich von niemandem niederdrücken lassen, denn du hast alle erdrückt, die in deiner Nähe waren!“
Höhnisch warf der Stein seinen unbarmherzigen Schatten auf die verlorene Gestalt.
Der Regen nahm noch zu.

Auf allem, was sich deinen Händen nicht entziehen konnte, lastet ein bitterer Fluch. Mutter hast du bis ins Mark vergiftet, selbst dein Abschied war nicht mehr imstande sie zu heilen. Zu tief hat sich dein Gift in sie gefressen, hat ihren Willen zersetzt und jede Freude am Leben mit dem Makel der Bitterkeit besetzt.
Deine Tochter ist ein lebloses Gerippe, das sich mit jedem Schuss weiter das Leben aus den Venen presst.
Und jetzt hat sich dein Fluch auch auf mich erstreckt.
Ich habe geglaubt, deinem Schatten entkommen zu sein. Bis zuletzt habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, mich mit aller Kraft an sie geklammert und mich gegen die Qual der Vergangenheit gestemmt. Ich wähnte mich schon in Sicherheit, glaubte deinen Klauen entkommen zu sein, aber letztlich hast du mich doch gekriegt.
In meiner schwächsten Minute hat sich dein Erbe entfesselt.
Ich habe Dania geschlagen. Geschlagen, wie du einst auf uns eingeprügelt hast. Ich wollte es nicht, bei Gott, ich wollte es nicht! Aber du hast auch immer gesagt, dass du es nicht wolltest. Jedes Mal schworst du, es sei das letzte Mal gewesen.
Ich weiß nicht, ob Mutter dir das tatsächlich geglaubt hat, oder meine Schwester. Wir haben nie darüber gesprochen, alles, was mit dir zu schaffen hat, wurde vom Mantel des Schweigens verschluckt.
Es herrschte ein unausgesprochenes Gebot, dich mit keinem Wort zu erwähnen. Aus Scham, aber auch aus Angst, dass dich das Aussprechen deines Namens wieder lebendig machen könnte.
Nein, ich weiß nicht, ob sie dir deine Versprechen abgenommen haben, ob sie in deinem ewigen Wechselspiel von Gewimmer und Geprügel noch Hoffnung geschöpft haben.
„Nach Regen folgt auch wieder Sonnenschein“, pflegtest du in deiner unbeholfenen Art zu sagen.
Ich habe dir schon lange nicht mehr geglaubt.
Meine einzige Hoffnung galt jenem Tag, an dem ich es endlich schaffen würde, uns von deiner Tyrannei zu befreien.
Ich bettete mein ganzes Streben in die Zuversicht, dich eines Tages für deine Sünden bluten zu lassen.
Jedes Mal, wenn sich einer deiner Ausbrüche auf uns entlud, zog ich mich in den Kokon meiner Hoffnung zurück.
Ich flüchtete nicht vor deiner Hand, ertrug die Schläge mit seltsamer Genugtuung. Ich zählte sie und summierte den Schmerz, um ihn dem Kokon zuzuführen. Ich sammelte den Schmerz, den du mir zufügtest, zahlte ihn ein auf das imaginäre Konto meiner baldigen Rache.
Ich führte dieses Konto, weil ich aus quälender Erfahrung wusste, dass dir selbst mein geballter Hass mit meinen Kinderfäusten nichts anhaben konnte.
Wenn ich dem Knabenalter entwachsen wäre, so schwor ich mir, würde ich das Konto auflösen. Und dann würde ich dir all den Schmerz zurückzahlen, der im Kokon seiner Entladung harrte. Und ich würde dir diesen Schmerz in dreifacher Wut zufügen. Ich würde die Rechnung für meine Mutter und meine Schwester mit begleichen.
Ich schrieb den Eid in einer jener dunklen Stunden mit meinem eigenen Blut. Blut, welches du aus mir heraus gedroschen hattest.
Ich zählte die Jahre und nährte meinen Hass. Als der Tag meiner Rache immer näher rückte, suchte ich förmlich deine Nähe, sehnte ich mich, wie in einem morbiden Bann gefangen, nach deinen Schlägen.
Ich trieb es so weit, dass du mich beinahe totgeprügelt hättest. Ich unterließ es nicht nur, mich zu verteidigen, nein, ich lachte auch noch dabei. Es war ein unbändiges und dämonisches Lachen. Denn jeden Hieb, den du mir beifügtest, sah ich bereits mit dreifacher Gewalt auf dich niedergehen. In meinem Wahn war es dein Blut, das floss, und nicht meines, waren es deine Knochen, die barsten und nicht meine.
Der Tag unserer Befreiung kam näher und ich sah ihm mit einem Fieber entgegen, das sich allem Beschreibbaren entzieht.
Doch dann, kurz vor dem Tag, an dem mein Schwur seine Erfüllung finden sollte, vollbrachtest du die schändlichste aller Taten und entzogst dich aus eigener Hand deinem gerechten Schicksal.
In deinem feigen Abschiedsbrief bittest du tatsächlich für all das, was du uns angetan hast um Vergebung.
In deiner gebrochenen Handschrift verkündest du noch einmal die einzige Weisheit, zu der du fähig warst.
Nach Regen folgt auch wieder Sonnenschein.
Und darunter schreibst du, dass du diesen Weg uns zu Liebe gewählt hast, weil du uns nicht den Sonnenschein geben kannst, den wir verdient hätten.
Für eine lange Zeit dachte ich, der angestaute Schmerz in mir würde mich verschlingen. Durch feine Risse in meinem Kokon entwich lähmend das gestaute Gift und schien jede Faser meines Körpers zu infizieren, bis es meine Seele zu ersticken drohte.
Doch letztlich sollte deine verhasste Redensart Recht behalten.
Nach einer langen und zermürbenden Regenphase, durchdrangen irgendwann heilende Sonnenstrahlen mein selbstzerstörerisches, von Drogen betäubtes Dasein.
Sicherlich spielte auch die Therapie in meinem Lebenswandel eine nicht unbeachtliche Rolle, aber ich nenne meinen Sonnenstrahl Dania. Dania lehrte mich die Kraft der Freude. Zum ersten Mal in meinem Leben erfuhr ich den Begriff der Liebe in bedingungsloser Form. Nie hätte ich gedacht, dass eines Menschen Zuneigung mit so viel Wärme gezeichnet sein könnte. Es schien, als durchlebte ich eine zweite Geburt.
Ganz allmählich verlor ich die Furcht vor mir selbst, vor deinem Erbe, das irgendwo bösartig in mir schlummerte, und nur auf einen unachtsamen Moment wartete, um aus seinem Käfig zu brechen und die Kontrolle an sich zu reißen.
Ich wähnte mich tatsächlich in Sicherheit, glaubte, durch die Kraft der Liebe allem entkommen zu sein.
Aber die Vergangenheit holte mich letztlich ein. Sie kam in Gestalt eines Anrufs über mich - und entfesselte endlich, endlich dein Erbe in mir.
Der Tod meiner Schwester grub sich wie ein glühender Dolch in mein Herz. Wie lange hatte ich mich nicht mehr bei ihr gemeldet? Ich hatte es mir in einem neuen Kokon gemütlich gemacht, alles Unangenehme ausgesperrt. Aber plötzlich erschien sie mir ganz deutlich vor Augen, ihre abgemergelte Gestalt, verkrümmt auf einem kalten Fliesenboden liegend, der Blick starr und leblos an die Decke geheftet, neben ihr eine Spritze.
Ich habe keine klaren Erinnerungen an das, was dann folgte. Plötzlich platzte etwas in mir auf und mit einem Mal entlud sich all die unterdrückte Wut. Es kam zur geballten Freisetzung des Schmerzes, um den du mich betrogen hattest. Ich verfiel in einen Zustand grässlicher Tollheit und zerlegte die Wohnung. Ich muss mich in einem solchen Wahn befunden haben, dass ich Dania erst gewahr wurde, als ich sie bereits zu Boden gestreckt hatte. Und mein Gott, diese Angst in ihrem Blick, diese nackte Angst, wirkte wie ein Spiegel auf mich.
Ihre Augen waren meine Augen, ich sah durch sie, wie ich als kleiner Junge gesehen habe, als mein Vater das erste Mal auf mich eindrosch. Verständnislose Angst, fester Boden verwandelte sich plötzlich in reißenden Treibsand.
Ihre Augen waren meine Augen und ich sah durch sie mich - und ich erblickte dich!
Ich rannte wie nie zuvor in meinem Leben. Gewitter setzte ein, Blitze durchzuckten das Firmament, als würde der Schöpfer selbst meiner Taten zürnen. Ich rannte und rannte, rannte vor mir selbst hinfort, und wusste doch, dass ich mir nicht entkommen würde. Ich wusste nicht wohin ich lief, ich wollte einfach nur weg, doch schließlich hat mich mein Weg zum Kernpunkt allen Übels geführt.

"Ich hätte dich getötet, Vater", krächzte der junge Mann. Seine Hände hielten den Grabstein gepackt, als wollte er ihn schütteln. Der Regen schmetterte mit ungebremster Gewalt auf ihn nieder.
"Meinen Zorn hättest du nicht überlebt. Hättest du dich nicht umgebracht, wärest du durch meine Hand gestorben. Aber es war dumm von mir zu glauben, dass ich deine Bösartigkeit entwurzeln könnte, indem ich dich töte. Du lebst in mir weiter. Meine Mutter hast du schon lange getötet, in ihr ist nichts Lebendiges mehr. Deine Tochter hast du gestern erwischt. Bleibe nur noch ich übrig."
Der Junge Mann gab ein röchelndes Lachen von sich. Seine Stimme glich einem spärlichen Flüstern. Es bewohnte kaum mehr Kraft den unterkühlten Körper.
"Ich bin hergekommen um zu sterben, Vater. So komme ich doch noch zu meiner Rache." Er gab wieder den Schatten eines Lachens von sich. "Denn mit mir stirbst auch du endgültig."
Es regnete unbarmherzig die ganze Nacht hindurch, doch als die ersten Vogelstimmen den neuen Tag begrüßten, war der Friedhof in verheißungsvollen goldenen Sonnenschein getaucht.

 

Hi Elisha

also hier ist das nächste Treffen.*g*
Solche Treffen lassen das Herz höher schlagen. :) Vor allem wenn dabei so viel Lobendes rüberschwappt :)

intensiv, eindringlich, atmosphärisch dicht
das tut echt ungemein gut, da mich der Austausch mit Häferl doch arg verunsichert hat. :shy:

Zitat:
als wolle er sagen, er ließe sich von keiner Macht niederdrücken.
„Ja, du hast dich von niemandem niederdrücken lassen, denn du hast alle erdrückt, die in deiner Nähe waren!“
da hast du recht mit der WW, bin auch nicht ganz so glücklich damit, aber mir kommt da kein passendes Synonym in den Sinn. Niederdrücken trifft es eben haargenau. Vorschläge?

Die zweite WW überdenke ich noch mal. Danke auch für das Aufspüren des Fehlerchens.
Dein Einwand mit der Therapie habe ich nicht so ganz begriffen.

Dann ist auch der Widerspruch des Prots, sich das eigene Leben durch psychisches Erarbeiten retten zu können, nicht so gegeben.
ich fürchte, ich verstehe schlicht den Satz nicht :shy:

Ansonsten Danke noch mal fürs Lesen und Gutfinden :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

die Geschichte wurde wieder hochgespült und ich habe sie angeklickt. Und dann ging mir auf, dass ich sie schon einmal gelesen habe. Ich habe es nun nochmal gemacht, aber meine Meinung ist die gleiche geblieben:

Ich kann mit dem Stil des Textes gar nichts anfangen.
Er kommt mir viel zu schwülstig daher, ist voller Pathos, voller "Übertreibungen".

Schon der erste Absatz:

Gott schien die Welt in Tränen ertränken zu wollen.
Das liest sich platt.

Und auch der Himmel muss gleich bleiern sein, die Gestalt muss ihre Hände in den Matsch "krallen".
Das erinnert mich ein bisschen an die Texte aus der Romantik, die wir damals in der Schule gelesen hatten, wo das Wetter immer auch die Stimmung des Protagonisten wiedergibt.
Gegenbeispiel: wäre es nicht viel interessanter, die Sonne scheinen zu lassen? Die Geschichte an einem herrlichen, hellen Sommertag spielen zu lassen?
Dieses Unwetter erzeigt einen Dramatik, die sich sehr übertrieben liest.

Zudem wechselst du anschließend die Perspektive. Ich denke mal absichtlich, aber dann finde ich den ersten Abschnitt nur umso überflüssiger. Denn warum zuerst eine dramatische, distanzierte Beschreibung der Situation, nur um dann auf den vertrauer wirkendenden Icherzähler umzuschwenken?

Der Plot an sich - der nackte Plot - ist simpel gestrickt. Das ergibt sich schon aus der Kürze der Geschichte.
Dennoch wird zumindest der Hass des Protagonisten ersichtlich. Die permanente Gewalt, die Aussicht darauf, dass irgendwann einmal die Rache da sein wird.
Gut!

Aber wie du es erzählst, ohne auf Details einzugehen, ohne den Vater näher zu beschreiben, die Mutter zu beschreiben, den Protagonisten zu beschreiben - es bleibt austauschbar, es bleibt fremd.
Mit dieser Idee könnte man einen Roman füllen, klar, aber ich erwarte zumindest etwas mehr, etwas Neues.

Das Ende hat mich dann gar nicht überzeugt: nun bringt er sich also selbst um? Um die Erblinie seines Vaters auszurotten?
Naja.
Interessanter fand ich den Ansatz, dass der Protagonist nun scheinbar auch seine Freundin geschlagen hat - wie der Vater damals seine Familie!
Daraus könnte man einen Konflikt bauen. Und sein Kampf gegen das "Erbe" des Vaters. Dass er trotz der Erblast versucht, seinen Weg richtig zu gehen.
Das wäre nun aber eine ganz andere Geschichte - mit ganz anderer Intention.

Das liest sich jetzt wie ein Totalverriss. Ist aber nicht so gemeint - mit dem Extrem wollte ich nur meinen Standpunkt klar herausarbeiten.

In diesem Sinne
c

 

Hi welti, nochmal ich.

Niederdrücken trifft es eben haargenau. Vorschläge?
Beim Stein: Niederstoßen, umstoßen, in den Boden versenken ...

Dann ist auch der Widerspruch des Prots, sich das eigene Leben durch psychisches Erarbeiten retten zu können, nicht so gegeben.
ich fürchte, ich verstehe schlicht den Satz nicht :shy:
Dabei hat es gedauert, bis der Satz so gut klang und das ausdrückte,was er sollte. *für Geschichte vormerk*

Was ich meinte: Die Therapie passt nicht in die archaische Situation, die Spritze eigentlich auch nicht, aber stört mMn weniger. Deine Geschichte klingt zweitlos, könnte zu verschiedenen Zeitenspielen, nur die Therapie ist ja ein recht neues Phänomen. Und dann hast du den Widerspruch, warum der Prot trotz Therapie aufgibt.

Gruß, Elisha

 

Hi chazar

Ich kann mit dem Stil des Textes gar nichts anfangen
schön, dass du das voranstellst, denn so liest sich dein Kommentar tatsächlich nicht wie ein Totalverriss.
kannst dich mit Ava zusammentun, die hat einen ähnlichen Kommentar geschrieben ;) Kann nachvollziehen, dass der Stil nicht jedermanns Sache ist. Man kann es eben nicht jedem Recht machen :shy:

Dein Gegenbeispiel hat natürlich etwas für sich, aber das wäre dann eben eine komplett andere Geschichte.

Dennoch wird zumindest der Hass des Protagonisten ersichtlich. Die permanente Gewalt, die Aussicht darauf, dass irgendwann einmal die Rache da sein wird.
Gut!
Dafür ein Danke
Aber wie du es erzählst, ohne auf Details einzugehen, ohne den Vater näher zu beschreiben, die Mutter zu beschreiben, den Protagonisten zu beschreiben - es bleibt austauschbar, es bleibt fremd.
oder eben so "austauschbar", dass sich ein jeder mit ähnlichen Erfahrungen da hineinfühlen kann ;)
Aris hat zu diesem Punkt z.B. genau das Gegenteil gesagt:
Jedes Wort in deiner Geschichte verfolgt den innigen Hass deines Prots und du verlierst in keinerlei Abschweifungen oder sonstigen Erzählungen die Intensität. Denn was genau es für Schmerzen waren, die der Vater seiner Familie angetan hat, denn es werden nicht nur Schläge geschmerzt haben, wird nicht deutlich. Will sagen: Du beschreibst deine Prots nicht, was sie arbeiten, wie oder wo sie leben, was der Sohn jetzt tut usw. und genau das hat der Geschichte die tiefe Intensität verabreicht. Kompliment

Mit dieser Idee könnte man einen Roman füllen, klar, aber ich erwarte zumindest etwas mehr, etwas Neues.
Ohne das beleidigend klingen lassen zu wollen: Beanspruchst du für deine Geschichten tatsächlich die Behauptung immer etwas Neues zu schaffen? Das halte ich für sehr illusorisch. EInmal abgesehen davon, dass es schwierig ist, ständig das Genre neu zu erfinden ;) liegt es einfach in der Sache der Natur, dass sich einige DInge immer wieder wiederholen - und über diese Dinge dann auch immer wieder "gesprochen" wird (weil sie einem eben immer wieder berühren)
ich finde Krills statement dazu ganz gut:
es kommt für mich nicht darauf an, wie oft ich jetzt eine variante davon gelesen habe, sondern was im endeffekt dabei rauskommt. und hier ist etwas entstanden dass in seiner dichte eindeutig sehr gut gelungebn ist. mich hats gepackt, obwohl ich kein typ für allzu dramatisches bin

Und das Ende... Ja, bin schon überlegt Häferls Vorschlag anzunehmen und es umzuschreiben. Mal sehen...

Danke für deinen Kommentar (und den nicht - totalverriss :D )

grüßlichst
weltenläufer

 

Elisha,
hätte dich beinahe vergessen.
jetzt schnalle ich, was du meinst.
Allerdings sehe ich da keinen Widerspruch. Welche Therapie vergibt bitte Garantien für "Heilung"? Therapie ist ein Schritt - aber nicht die Lösung :)

Danke für das Zeitlos , das ehrt mich *verbeug*

liebe Grüße
weltenläufer

 

Hallo nochmals,

Ohne das beleidigend klingen lassen zu wollen: Beanspruchst du für deine Geschichten tatsächlich die Behauptung immer etwas Neues zu schaffen?
Nein, natürlich nicht. Aber ich sehe, ich habe mich unklar ausgedrückt. Mit neu meinte ich, du hättest den Plot vielleicht ein Stück weit weniger "beliebig" gestalten können. Dies war aber nicht deine Intention, wie ich lese:
der eben so "austauschbar", dass sich ein jeder mit ähnlichen Erfahrungen da hineinfühlen kann
Trotzdem muss ich gestehen, dass ich es lieber habe, wenn die Plots nicht ganz so austauschbar sind - muss aber im selben Moment gestehen, dass auch ich schon solche Geschichten geschrieben habe. ;)

Schön, dass du meine Anmerkungen richtig verstanden hast. :)

Grüße,
c

 

Hallo Chazar nochmal,
schön, dann scheinen wir uns ja zu verstehen :)

Ankündigung am Rande (in der Hoffnng dich nicht verschreckt zu haben): Meine nächste Geschichte wird weniger pathetisch ;)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi weltenläufer,

ich werde mich vermutlich wiederholen, bei der Anzahl langer und ausführlicher Kommentare. Nichtsdestotrotz möchte ich dir meine Meinung nicht vorenthalten.

Sprachlich hat mich deine Geschichte gefesselt wie kaum eine andere. Sie ist sehr intensiv und man kann den Hass den der Prot empfindet regelrecht spüren. Also dickes Lob dafür. Ist wirklich sau gut geschrieben.

Beim Inhalt geht es mir ähnlich wie sim. Ich finde die ganze Thematik zu ausgelutscht, sie enthält zu viele Klischees und am Ende sind alle tot. Das war mir einfach zu viel des Guten.

Den Selbstmord des Prots würde ich weglassen. Der ganze letzte Absatz ist meiner Meinung nach überflüssig.

Ich wusste nicht wohin ich lief, ich wollte einfach nur weg, doch schließlich hat mich mein Weg zum Kernpunkt allen Übels geführt

Hier dachte ich beim Lesen, das wäre ein gutes Ende. Und genau da würde ich den Text auch enden lassen. Der Leser kann den Text so besser auf sich wirken lassen und sich eine Meinung bilden. So drängst du die Meinung zu sehr auf. (Selbstmord ist die einzige Lösung).

Alles in allem eine sehr gute Geschichte, vor allem sprachlich.

lg neukerchemer

 

Vielen, vielen, vielen Dank für diesen Kommentar Neukerchemer!

Sprachlich hat mich deine Geschichte gefesselt wie kaum eine andere. Sie ist sehr intensiv und man kann den Hass den der Prot empfindet regelrecht spüren. Also dickes Lob dafür. Ist wirklich sau gut geschrieben.
Da bleiben mir glatt die Worte weg...
Und das mitdem Ende... Werde das noch ändern, vielleicht schon heute Abend, jetzt muss ich leider los!

Danke nochmal, du hast meinen Tag gerettet :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

Diese Geschichte wurde ja schon ausführlich kritisiert und ich habe auch nicht alle Kritiken gelesen. Die Geschichte habe ich aber dafür schon ein zweites Mal gelesen.

Ich denke schon, dass du sprachlich elegant formulieren kannst. Dennoch fehlt es ein bischen an Feinschliff.

Sehr unglücklich finde ich den Perspektivenwechsel zum Du.

Dieser Teil "riecht" nach Anklage, wirkt im Grunde genommen wie eine Abrechnung, weist Schuld zu, ohne auch nur den eigenen Anteil erkennen zu lassen. Der Vater kann sich nicht rechtfertigen und der Leser muss das Erzählte "abkaufen".
Was ich eigentlich nicht will, denn das was der Protagonist dunkles Erbe nennt, ist, meinem Wissen nach, kein abwendbares Schicksal. ;)

Die Rahmenhandlung auf dem Friedhof finde ich etwas klischeehaft und aufgesetzt. Manches Adjektiv/Adverb hätte ich gestrichen.

Gott schien die Welt in Tränen ertränken zu wollen. Sie stürzten aus dem bleiernen Himmel und verwandelten die Erde in einen schlammigen Sud, der alle Unschuld verschlang.
Die Gestalt schrie, bis ihre Stimmbänder brennend den Dienst verweigerten.
kniete der junge Mann vor dem Stein; durchgeweicht und verlassen. Sein frierender Leib zitterte, Regen und Wind
durchweicht hört sich mMn besser an
peitschten die letzte Wärme aus der Haut.
peitschen wird im Sinne von schlagen die Wärme aus der Haut? Ein schiefes Bild
Vorschlag ... peitschten die Haut. Und dass er friert weiß der Leser schon. ;)

Der Stein schwieg, badete unbeeindruckt im Sturm.
zuviel des Guten ; Fettes Streichen

Höhnisch warf der Stein seinen unbarmherzigen Schatten auf die verlorene Gestalt.

1. Wortwiederholung 2. Im Regen????

Ich hätte dich getötet, Vater", krächzte der junge Mann. Seine Hände hielten den Grabstein gepackt, als wollte er ihn schütteln. Der Regen schmetterte mit ungebremster Gewalt auf ihn nieder.
wie wäre prasselte auf ihn nieder??:shy:

Er gab wieder den Schatten eines Lachens von sich.
Klingt gespreizt

Es regnete unbarmherzig die ganze Nacht hindurch, doch als die ersten Vogelstimmen den neuen Tag begrüßten, war der Friedhof in verheißungsvollen goldenen Sonnenschein getaucht.

unbedingt streichen!!!
Tot oder nicht tot?

Ich denke, die Geschichte ist besser dran, wenn der Protagonist am Leben bleibt.

Fazit: Eine Geschichte, dievon Gewaltätigkeit erzählt und auch den Leser mitreißt. Aber für meinen Geschmack zu "wehleidig".
Am Ende bekomme ich das Gefühl, der Protagonist ist inkonsequent, wartet auf Absolution, die er seinem Vater nicht zuteil werden ließ.


Lieben Gruß
Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame

ersteinmal einen Dicken Dank für den lobenden Grundton deines Kommentars.

Zu den einzelnen Kritikpunkten:
Hm, den Perpektivwechsel zum Du findest du also unglücklich gewählt?

Dieser Teil "riecht" nach Anklage, wirkt im Grunde genommen wie eine Abrechnung, weist Schuld zu, ohne auch nur den eigenen Anteil erkennen zu lassen. Der Vater kann sich nicht rechtfertigen und der Leser muss das Erzählte "abkaufen".
Aber genau das, soll es ja auch sein! Der Prot rechnet ab, klagt an und weist Schuld zu. Es wird ja aus seiner eigenen, persönlichen Sicht geschrieben, und die lässt eben nur jene Sicht der Dinge zu!

Was ich eigentlich nicht will, denn das was der Protagonist dunkles Erbe nennt, ist, meinem Wissen nach, kein abwendbares Schicksal
Ja, man besiegelt sein Schicksal immer selbst. Und das tut eben auch mein Prot.

Manches Adjektiv/Adverb hätte ich gestrichen.
Ja, ich trage hier tatsächlich etwas sehr dick auf. Ich versuche hier aus allen Registern zu schöpfen. Vielleicht nehme ich tatsächlich das eine oder andere raus, aber es fällt mir doch sehr schwer.

durchweicht hört sich mMn besser an
da hast du recht, werde ich gleich ausbessern. Danke dafür

Höhnisch
Ja, diese Wortwiederholung wurmt mich auch immer wieder, wenn sie einer anprangert. Aber mir will einfach kein anderes Wort einfallen, das diesem so sehr entspricht und als Platzhalter dienen könnte.
Für Vorschläge wäre ich dankbar...

Höhnisch warf der Stein seinen unbarmherzigen Schatten auf die verlorene Gestalt
wurde auch schon angeprangert, aber ich sehe das hier mehr metaphorisch; befindet sich der Prot doch eindeutig im "Schatten" des Vaters

Ich denke, die Geschichte ist besser dran, wenn der Protagonist am Leben bleibt.
diesen Vorschlag erwäge ich schon etwas länger. Deine Meinung lässt die Entscheidung näher rücken...

Vielen Dank fürs Lesen und deine ausführliche Kritik!

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi weltenläufer

diesen Vorschlag erwäge ich schon etwas länger. Deine Meinung lässt die Entscheidung näher rücken...

Wenn du magst, hätte ich einen Vorschlag: einen handwerklichen Kniff sozusagen.


Die Geschichte endet zwar wieder in der Rahmenhandlung, da du aber viel wörtliche Rede benutzt, hast du dich eigentlich nicht wirklich aus der Perspektive des Mittelteils mit dem "Du" gelöst.
Ein "richtiger" Perspektivenwechsel erfordert aber auch eine Art Wandlung. Etwas Neues muss den Blickwinkel erweitern, den Aha- effekt inszenieren.
Entweder in der Figur, in der Figurenrede oder im Erzählten.

Der Schluss impliziert bisher nur: ich bin böse geboren. Dass dieser Blickwinkel nachvollziehbar ist, hast du als Autor gelöst.
Aber der Schluss ist auch mehr als nur die Essenz was man bis dahin erzählt hat. Der Schluss kann der Geschichte eine neue Richtung weisen. Wie z.B. der Prot erkennen könnte, dass sein Vater vielleicht auch, wie er, ein Opfer gewesen sein könnte? Sich mit Vater aussöhnen und damit auch mit sich, wäre doch ein gelungenes Ende.

LG
Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame noch mal

ich danke dir für deinen Vorschlag. Etwas ähnliches hat mir auch schon Häferl geraten und ich gedenke diese Idee jetzt auch umzusetzen.

Die Ausgangsidee hatte den Protagonisten auch gar nicht sterbend vorgesehen. Ich wollte die Kg eigentlich so ausklingen lassen, dass es ungewiss ist, ob der Prot nun überlebt oder nicht. Das ist natürlich jetzt mit dem unterkühlten Körper und so weiter nicht umgesetzt worden.
nun aber, will ich mich deutlich für das Über- und Weiterleben des Prots aussprechen. Änderung folgt in Kürze... :)

danke nochmal
weltenläufer

 

nun aber, will ich mich deutlich für das Über- und Weiterleben des Prots aussprechen. Änderung folgt in Kürze...
Das freut mich zu lesen! :thumbsup:
Bin schon sehr gespannt auf Deine Änderung. :)

 

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