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Echo der Einsamkeit

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05.09.2020
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Echo der Einsamkeit

Die Tür der kleinen Wohnung fiel hinter ihm ins Schloss.
»Hanna?«
anna, anna, anna
Natürlich war seine Mutter nicht zu Hause, was hatte Daniel erwartet? Wie jeden Tag nach der Schule war da nichts außer dem Echo, welches in seinem Kopf widerhallte. Auf dem Weg ins Wohnzimmer ließ er seinen Rucksack fallen und fiel selbst wie ein Stein in das durchgesessene Sofa. Lange saß er so da und starrte ins Leere, bis seine Hand mechanisch nach der Fernbedienung griff und den roten Knopf drückte.

Am nächsten Morgen blieb Daniel liegen.
»Warum stehst du nicht auf?«, fragte Hanna.
»Fühl mich nicht so gut.«
»Oh, dann bleibst du wohl mal lieber im Bett heute. Ich muss jetzt los.«
Er sah ihr nach, wie sie aus der Türschwelle seines Zimmers in den Flur verschwand und lauschte, wie sie die Wohnungstür öffnete und hinter sich zufallen ließ.
Ein Stein fiel ihm vom Herzen, nicht zur Schule gehen zu müssen. Früher war er gern gegangen. Die Zeit nach Schulschluss hatte er mit seinem besten Freund Bastian verbracht, sie hatten ihre Namen in Bäume geritzt oder beim alten Bahnhof Entdecker gespielt. Heute ging Daniel wegen Bastian nicht mehr zur Schule. Er hatte Angst und schämte sich dafür.
Er ging raus und streunte durch die Straßen, beobachtete wie hypnotisiert Menschen, Familien. Vor einem Straßencafé saß eine Frau mit einem Teenager, ungefähr in seinem Alter. Waren es Mutter und Sohn? Daniel war sich sicher, dass er viel zu langsam an ihnen vorbeiging, es musste lächerlich aussehen – er musste lächerlich aussehen. Er wollte sich zu ihnen an den Tisch setzen, den beiden wie ein unsichtbarer Beobachter zusehen. Der Junge redete, während die Frau halb über den Tisch gelehnt gebannt in die Augen ihres Sohnes schaute und ihm mit ungeteilter Aufmerksamkeit zuhörte. Erzählte er ihr von seinem Wochenendtrip mit Freunden? Oder von dem Theaterstück in der Schule, in dem er die Hauptrolle spielte? Natürlich würde sie hingehen und sich ansehen, wie ihr Sohn in seiner Rolle brillierte, dafür würde sie jeden noch so wichtigen Termin absagen. Nach dem tosenden Applaus wäre sie noch stolzer auf ihn, als sie es ohnehin schon war. Dass Daniel den Tisch und damit Mutter und Sohn hinter sich lassen musste, machte ihn traurig. Krampfhaft durchsuchte er sein Gedächtnis. Da musste doch irgendwo eine ähnliche Erinnerung sein von einem sonnigen Tag wie diesem, an dem er mit seiner Mutter etwas unternommen und sie wie die beiden im Café gesessen hatten, um seiner stolzen Mutter von einem seiner tollen Erlebnisse zu erzählen. Alles, was er fand, lag weit in der Vergangenheit. So weit, dass sein Vater noch gelebt hatte und er sich kaum daran erinnern konnte.
Kurze Zeit später fiel die Tür wieder hinter ihm ins Schloss.
»Hanna?«
anna, anna, anna
Sie kam erst um kurz vor sieben nach Hause, fing sofort laut zu reden an.
»… hätte ich mir ja schon denken können, dass mir der Chef ausgerechnet heute Überstunden aufs Auge drückt … immer bin ich schuld … kommen jetzt mit Sicherheit die üblichen dummen Sprüche für den Rest der Woche, ich kann’s echt nicht mehr hören …«
Daniel hatte sich ins Bett gelegt, hörte den Selbstgesprächen seiner Mutter nur mit einem Ohr zu. Wie vorbeifahrende Autos wurde ihre Stimme mal lauter, kurz darauf wieder leiser, je nachdem, wo sie gerade in der Wohnung war. Dann kam ihre Stimme näher und sie stand vor seinem Bett.
»Mein Schatz, wie geht’s dir denn eigentlich?«
»Nicht so gut.«
»Dann bleibst du morgen noch zu Hause?«
»Denke schon, ja.«
Sein Herzschlag wurde schneller. Sie war schon dabei, sich wieder umzudrehen und aus der Tür zu gehen.
»Mama?« Er wusste, dass sie es mochte, wenn er sie Mama nannte.
»Ja, Daniel?«
Sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb.
»Ach, nichts.«
Sie wendete sich ab, verließ sein Zimmer und er drehte sich enttäuscht um. Niemals könnte er ihr von der Schule erzählen.

Zwei Tage später schöpfte Hanna Verdacht und drohte Daniel, ihn zum Arzt zu schleppen.
»Morgen gehst du wieder zur Schule, ist das klar?«
»Ja.«
Früh am nächsten Tag packte er seinen Rucksack und ging zur üblichen Zeit aus dem Haus. Er lief durch den Vorgarten zur Straße und versteckte sich ein paar Meter weiter hinter der großen Hecke. Da kam auch schon Hanna, stieg in ihr Auto ein und fuhr davon. Daniel sah ihr eine Weile hinterher. Für einen Moment fragte er sich, wie es wäre, wenn sie einen Unfall baute. Sie müsste ein paar Tage im Krankenhaus verbringen, wo er sie gleich morgens besuchen würde, statt zur Schule zu gehen. Wenn sie nach Hause dürfte, bliebe auch er zu Hause und sorgte für sie. Sie könnten zusammen sein, wie die beiden gestern im Café und sie würde alles wissen und er ihr alles erzählen wollen. Aber was, wenn sie bei dem Unfall stürbe? Die Vorstellung machte ihm Angst und er verdrängte sie. Langsam trottete er zurück zum Haus, nahm die Stufen hoch zur Wohnung und schloss die Tür hinter sich. Stundenlang starrte er auf den Fernseher, danach ging er raus und beobachtete Menschen, malte sich ihre Geschichten aus.
Die nächsten Tage das Gleiche. Am dritten Tag hörte er plötzlich den Schlüssel in der Wohnungstür – es war Hanna.
»Warum bist du nicht in der Schule?«
Daniel schwieg.
»Ich hab grade einen Anruf von der Schulleitung bekommen. Die behauptet, du würdest ständig fehlen! Was zum Teufel ist los mit dir?«
Die Stille in der Wohnung war wie hauchdünnes Glas, welches bei der geringsten Einwirkung zerbrechen würde. Daniel hielt den Atem an, in der Hoffnung, es würde irgendwie heil bleiben. Doch es war hoffnungslos, so wie alles hoffnungslos war, denn die erhobene Stimme seiner Mutter zerschmetterte es gnadenlos.
»Ich erwarte eine Erklärung! Ich arbeite mich kaputt, von morgens bis abends jeden verdammten Tag, schlag mich mit den bescheuertsten Leuten rum, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen und dir eine Zukunft zu ermöglichen! Und was ist der Dank? Schule schwänzen? Ist das dein Ernst? Ich glaub das einfach nicht! Was ist bloß los mit dir?«
Daniel sprang vom Sofa auf, rannte in sein Zimmer, schlug die Tür hinter sich zu und schloss sie ab. Er hörte seine Mutter hinter der Tür, wie sie redete und redete, aber er wollte ihre Selbstgespräche nicht mehr hören und so machte er Musik an und drehte sie laut auf. Er schmiss sich aufs Bett und starrte an die Decke, versuchte krampfhaft, an nichts zu denken.
Als er aufwachte, war es später Nachmittag. Es war das Klopfen an seiner Tür und die sanfte Stimme seiner Mutter, die ihn geweckt hatten. Er stand auf und öffnete die Tür. Dort stand Hanna und nahm ihn in die Arme. Sie aßen zusammen zu Abend – sein Leibgericht, Gemüselasagne. Dies schien der richtige Moment zu sein. Daniels Puls wurde schneller und er war kurz davor, seine Scham zu überwinden, konnte die Worte bereits vor seinen Augen sehen: Ich bin anders, Mama. Ich bin nicht wie andere Jungs, ich stehe auf Typen. Warum Bastian ein Problem damit hat, weiß ich nicht, aber ich will, dass es aufhört.
»Versprichst du mir, dass du morgen wieder zur Schule gehst?«
Überrascht sah er sie an. Die Frage hatte alles durcheinandergebracht.
»Ja«, sagte er nur und schluckte den Kloß in seinem Hals herunter.

Er hielt sein Versprechen und ging. Er hatte Angst und rechnete mit dem Schlimmsten, dass er für die Tage, an denen er sich versteckt hatte, zahlen musste. Viel zu langsam verging Stunde um Stunde. Nichts passierte. Hatten die Lehrer etwas bemerkt? Hatten die Wichser bekommen, was sie verdienten? War er endlich frei?
In der vierten Stunde stand Sportunterricht auf dem Plan. Nach dem Bodenturnen schleppte sich Daniel als Letzter aus der Sporthalle in Richtung der Umkleiden, voller Angst auf die bevorstehende Dusche. »Achtung, Seife festhalten, die Schwuchtel kommt!«, war einer der Lieblingssprüche von Bastian, der noch lauter lachte als seine Gang. Und das waren nur die Sprüche. Beim Gedanken daran schämte er sich.
In der Umkleide ließ er sich Zeit, versuchte sich abzulenken, indem er sich vorstellte, inspiriert durch die Wärme und die hohe Luftfeuchtigkeit, er wäre im tiefen Dschungel irgendwo am Äquator und überall um ihn herum wären die schönsten Pflanzen und Tiere, die ihm nichts Böses wollten, so wie er auch niemandem jemals etwas Böses gewollt hatte und daher war er hier sicher und geborgen vor den seltsamen Menschen. Die Vorstellung beruhigte ihn ein wenig und schon bald kamen die Ersten zurück aus der Gemeinschaftsdusche.
Er atmete tief durch, nahm all seinen Mut zusammen und zog sich aus. Sein Handtuch hängte er an einen Haken am Eingang zum Duschbereich und begann zu duschen. Ständig blickte er zum Eingang, sein Körper unter Strom, sein Herz in den Startlöchern für den Ernstfall. Jeden Moment rechnete er mit der Horde Jungs, wie sie in die Dusche stürmen würde, ihr Geschrei purer Wahnsinn.
Er blieb allein. Alles was er hörte, war das Rauschen der Dusche.
Eine gefühlte Ewigkeit stand er so da, versuchte sich auf das angenehme Gefühl des heißen Wassers auf seiner Haut zu konzentrieren, traute sich nicht aufzuhören. Irgendwann stellte er die Dusche aus und horchte. Er hörte nichts, war eingenommen von einer Stille, wie sie sonst nur in der einsamen Mietswohnung herrschte.
»Hallo?«, fragte er vorsichtig.
allo, allo, allo
Alles war ruhig.
Er ging rüber und schaute vorsichtig um die Ecke. Niemand war mehr in der Umkleide. Als er sich zu dem Haken drehte, um sich abzutrocknen, war sein Handtuch nicht mehr da. Panisch sah er zur Bank, auf die er seine Sachen gelegt hatte. Alles weg.
»Nein«, sagte er und schloss die Augen. Langsam öffnete er sie wieder. »So eine verdammte Scheiße! Bitte nicht …«, fluchte und flehte er in die Stille.
Ihm wurde heiß, sein Gesicht schien schon jetzt vor Röte anzuschwellen, obwohl er doch ganz allein war, niemand ihn sehen konnte. Er stand da wie gelähmt, nicht imstande, einen klaren Gedanken zu fassen. Irgendwann kehrte die Realität, die für Daniel ungreifbar gewesen war wie der Wasserdampf, der den Raum erfüllte, in seinen Kopf zurück. Dieser schaltete in einen Automatikmodus. In der hinteren Ecke der Umkleidekabine fand er einen alten Putzlappen, mit dem er das Nötigste bedecken konnte. Wie ferngesteuert ging er langsam Richtung Tür. Alles war still, das Gebäude schien menschenleer zu sein. Langsam ging er durch den schmalen Flur, hoch oben kleine Fenster, die wenig Licht hineinließen, unten der hässliche grüne PVC-Boden, über den er schon so oft gegangen war. Jetzt war der Boden nicht nur hässlich, sondern auch noch unbarmherzig kalt unter seinen Füßen. Diese trugen ihn langsam und zögerlich zum Haupteingang, der nach draußen führte. Bei der Tür blieb er eine Weile stehen und horchte. Immer noch nichts. Er drückte eine der Glastüren auf, durch die er nach draußen unter das Vordach der Sporthalle gelangte und auf einmal waren sie da: Bastian und seine Gang. Weitere Schüler des Gymnasiums standen ringsherum, rauchend und quatschend.

Sofort begannen Bastian und die Gang auf ihn zu zeigen und laut zu lachen. Es dauerte keine Sekunde, bis alle um sie herum den Grund des Spotts ausfindig gemacht hatten. Schlagartig waren scheinbar unendlich viele Augen auf ihn gerichtet und die dazugehörigen Münder ahmten Bastian und die Gang nach. Die Wut, die in Daniel brodelte, wurde von einer tiefen Scham und Verzweiflung beinahe komplett unterdrückt. Er wollte wegrennen, niemals umkehren.
Stattdessen stand er hilflos und nackt da, während Bastian und die anderen Daniels Sachen hin und her schmissen, dabei immer lauter lachten und im Chor sangen: »Der Schwuli ist nackt, der Schwuli ist nackt, …«
Daniel versuchte vergeblich, mit einer Hand seine Sachen zu fangen, bis die Jungs einer nach dem anderen aufhörten und sich vermeintlich unauffällig davonschlichen. Daniel merkte nicht, dass gerade ein Lehrer vom Schulgebäude Richtung Sporthalle gelaufen kam. Jetzt hatte er endlich seine Boxershorts, zog sie schnell an, blickte wieder hoch und sah, wie auch Bastian langsam rückwärts in Richtung der großen Treppe ging, die von der Sporthalle runter zur Straße führte.
»Da hast du nochmal Glück gehabt. Bald bist du dran …« Er drehte sich, um die Treppe hinabzusteigen. »Scheiß Muttersöhnchen!«
Plötzlich war Daniels Gesicht kalt wie Stein. Es war, als hätte Bastian ihm einen Dolch in den Bauch gerammt, ihm war schlecht und schwindelig. Dann stieg eine Wut in ihm auf, die seine Beine in Bewegung brachte. Er machte drei große Schritte, bis er direkt hinter Bastian stand und schubste ihn.
Wie im Traum sah er ihn die vielen harten Stufen hinunterstürzen, sein Körper zappelnd wie eine Puppe. Gleichzeitig der Schrei des Lehrers nicht weit von ihm.

Kurze Zeit später saß er im Zimmer des Schulleiters. Neben ihm stand seine Mutter und schrie ihn an. Es war das erste Mal, dass sie ihn in der Schule besuchte und statt ihn in einem tollen Theaterstück zu bestaunen diese surreale Szene. Daniels Herz raste und er kam sich kleiner vor denn je. Schweigend fuhren sie nach Hause, wo sie ihn zurückließ, um wieder arbeiten zu gehen. Die kommende Woche würde er allein in der Wohnung verbringen, so lange war er von der Schule suspendiert.
Er legte sich auf sein Bett und starrte an die Decke. In seinem Kopf vermischten sich das Geschrei seiner Mutter mit dem Heulen der Sirene. Er hatte sich befreit, hatte sich gewehrt! Und dennoch konnte er das Gefühl nicht loswerden, einen Fehler begangen zu haben. Er spürte ein Kribbeln in seinen Augen und kniff sie so fest zu, wie er nur konnte, bis er einschlief.

Es war ein unruhiger Schlaf und er wälzte sich hin und her, als hätte er Fieber. In seinem Traum stand Bastian vor einer riesigen, steilen Treppe, die sich unendlich lang in ein tiefes schwarzes Loch erstreckte. Daniel stand vor ihm und wurde von den anderen Schülern angefeuert. Er schubste ihn. Aber als er fiel, war es auf einmal nicht mehr Bastian, sondern seine Mutter. Schreiend stürzte sie die tiefe Treppe hinunter, während ihn die anderen weiter anfeuerten und lachten: »Daniel! Daniel! Daniel!« Seine Mutter fiel und fiel, schlug immer wieder auf die harten Stufen auf. Die Stimmen der anfeuernden Schüler verwandelten sich in die sanfte Stimme Hannas und er wachte mit einem Schreck auf.
Er war allein, stand auf und ging von Zimmer zu Zimmer, als hätte er eine Aufgabe, an deren Inhalt er sich nicht erinnern konnte. Es war, als liefe er durch einen dunklen, kalten Tunnel. Dann erinnerte er sich an den vorigen Abend, an seinen Versuch, etwas zu sagen. Doch er hatte es wieder nicht geschafft, hatte nie nach Hilfe gefragt, weder in der Schule, noch zu Hause. Er hatte seiner Mutter nie von seinem Leid in der Schule erzählt. Hatte sie nicht gefragt, was los sei? Was hatte er erwartet, dass sie es errät? War es nun zu spät?
Irgendwann war Hanna wieder da, grüßte ihn zwar, sagte aber sonst nichts. Ihr Schweigen machte ihm Angst.
Am gedeckten Tisch sprach sie das erste Mal.
»Iss was!«
Daniel hatte keinen Hunger.
»Ich dachte ihr wärt beste Freunde!«
Er schaute zu seiner Mutter, sah jedoch nicht sie, sondern sich selbst, nackt vor der Turnhalle, Bastian die Treppe hinunterschubsend.
»… Daniel! Was ist nur los mit dir? Ich verstehe das nicht.«
Einen Moment lang schwiegen beide, bis Hannas Stimme die Stille wieder brach.
»Er hätte sterben können! Wolltest du ihn umbringen oder was? Wie konntest du das nur tun?«
»Aber …«, begann Daniel. Plötzlich war er wütend, wusste jedoch nicht, wem seine Wut galt: Bastian oder seiner Mutter? Ihm fehlten die Worte.
»Ich hoffe es geht ihm gut«, sagte nun Hanna.
»Ich hoffe es geht ihm schlecht!«, platzte es aus Daniel heraus.
»Daniel! Wie kannst du so etwas sagen?«
»Ich hasse ihn! Weißt du was er mir angetan hat? Er hat mich fertiggemacht!«
Daniel war überrascht über seine eigenen Worte. Sie fühlten sich befreiend an.
»Jetzt ist aber mal Schluss! Fertiggemacht! Dir geht’s wohl zu gut!«
»Man, Hanna! Willst du mich verarschen? Zu gut? Mir geht’s beschissen! Er hat mich fertiggemacht, jeden Tag, jeden beschissenen Tag! Du hast ja keine Ahnung! Alles, was dich interessiert ist deine bescheuerte Arbeit!«
»Sag mal, wie redest du mit deiner Mutter? Falls du es noch nicht wusstest: diese bescheuerte Arbeit ermöglicht uns zu leben! Und außerdem, wenn er dich wirklich fertiggemacht hat, warum hast du nichts gesagt? Wenn das wirklich wahr ist, tut es mir leid, aber was du ihm angetan hast, ist schlimmer, Daniel! Er hätte sterben können!«
»Ich BIN gestorben! Jeden verdammten scheiß Tag!«, schrie Daniel, marschierte zur Wohnungstür und knallte sie hinter sich zu.

Wahllos lief er irgendwelche Straßen entlang, kochte innerlich vor Wut. Er wiederholte die Worte seiner Mutter immer wieder verächtlich in seinem Kopf. Wie konntest du das nur tun? Er hätte sterben können!
»Schade«, fluchte Daniel den Bürgersteig an, »schade, dass das scheiß Arschloch nicht gestorben ist! Verdammte Scheiße!«
Er wurde immer schneller, bald joggte und dann rannte er, immer weiter, wo auch immer es weiterging, links, rechts, egal wohin, Hauptsache irgendwo anders hin, weg aus dieser Scheißwohnung, weg aus diesem Scheißleben! Wolltest du ihn umbringen? Vielleicht! Vielleicht war das die einzige Lösung! Die einzige Möglichkeit, Bastian zu entkommen und sein Schweigen zu brechen! Denn er hatte tatsächlich sein Schweigen gebrochen und wären da nicht die Worte seiner Mutter gewesen, hätte es sich fast gut angefühlt. Langsam begann es zu dämmern und Daniel realisierte, dass er bereits in einem Vorort war, wo genau, wusste er nicht. Zu seiner Linken befand sich neben der Straße ein Waldstück, zu seiner Rechten eine große Wiese mit hohem Gras. Er wusste nicht, wie lange er gerannt war, merkte erst jetzt, wie erschöpft er war, sein Shirt nassgeschwitzt und seine Hose ebenfalls. Die Abendluft war angenehm kalt auf seiner Haut. Er wurde langsamer und hielt schließlich an, blieb kurz stehen und lief auf die Wiese. In der Mitte legte er sich auf den Rücken und schaute in den Himmel. In seinem Kopf ging es von vorne los.
Warum hast du nichts gesagt? Sie hätte ihm ja sowieso nicht zugehört, hätte einfach weiter von ihrer Arbeit erzählt! Schade, dass sie keinen Unfall hatte, dann hätte sie sich direkt mit Bastian ins Krankenhaus verziehen können. Er hätte ihr von seinen tollen Leistungen in der Schule erzählen können, stundenlang. »Es hat großen Spaß gemacht, aus Ihrem Sohn einen Volldeppen zu machen! Das hätten Sie sehen sollen, wie der nackt vor uns getanzt hat, wir hatten eine tolle Zeit zusammen!« Sie würden gemeinsam lachen. Über ihn. Wahrscheinlich wäre sie noch stolz auf Bastian, so stolz, wie sie auf Daniel nie sein würde. Aber was du ihm angetan hast, ist schlimmer. Was für ein Bullshit! Seine Mutter hatte ja keine Ahnung, sie verstand nichts! Dieser lächerliche Kinderkram bei der Arbeit, von dem sie ihm ständig die Ohren vollheulte, was war das schon? Ein Scheiß!

Ein vorbeifahrendes Auto riss Daniel aus seinen Gedanken. Er merkte, wie er zitterte, wendete seinen Blick von dem mittlerweile dunkelblauen Himmel ab und stand auf. Er umarmte sich selbst und folgte dem Gehweg, bis er an eine Bushaltestelle kam. Es fuhr kein Bus mehr, also lief er weiter. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, von seiner schreienden Mutter, von Bastian. Daniel war verwirrt, wusste nicht mehr, was falsch und was richtig war.
Es war fast elf Uhr, als er klingelte. Langsam öffnete sich die Tür. Das Licht war zu schwach, um etwas zu erkennen. Plötzlich flutete ein grelles Weiß den Eingang und Daniel erstarrte vor Entsetzen. Das bleiche Gesicht, das ihn anstarrte, gehörte nicht seiner Mutter, sondern der von Bastian. Geschockt und mit offenem Mund trat er zurück, drehte sich um und rannte weg, weg von dem Haus, in dem er Bastian früher so oft besucht hatte, in einem anderen Leben, in dem sie noch Freunde gewesen waren.
Abwesend setzte er einen Fuß vor den anderen, bis er endlich vor seinem Haus stand. Diesmal öffnete Hanna die Tür.
»Daniel! Ich hab mir Sorgen gemacht!« Sie nahm ihn in die Arme und er ließ es zu. »Gott, du bist ja ganz kalt, komm rein!«
Sie brachte ihn zum Sofa, deckte ihn mit einer dicken Decke zu und kochte ihm einen Tee. Danach setzte sie sich zu ihm und nahm ihn wieder in den Arm. Wieder ließ er es geschehen, verspürte das erste Mal seit langem so etwas wie Geborgenheit. Er wollte, dass sie ihn nie wieder losließ. Dann schämte er sich, für das, was er gedacht hatte.
»Tut mir leid, Mama.«
»Nein, das muss es nicht. Mir tut es leid.«
»Was?«
»Dass … Ich wusste nicht … Ich wusste das nicht …«
Schweigend saßen sie eine Weile so da, bis Hanna wieder zu sprechen begann.
»Aber du musst ins Krankenhaus gehen, zu Bastian. Du musst dich entschuldigen!«
Daniel schaute sie fassungslos an, sein Impuls wieder aufzustehen und wegzurennen genauso stark wie der, zu bleiben und ihr ins Gesicht zu schreien. Er tat nichts von beidem, rührte sich keinen Millimeter, denn er wollte die Umarmung für nichts in der Welt beenden. Aber …, dachte er nur und hätte den Satz in tausend verschiedenen, alle gleichermaßen richtigen Versionen beenden können: Seit wann bist du diejenige, die mir tolle Ratschläge gibt? Seit wann muss sich das Opfer beim Täter entschuldigen? Ich hasse Bastian und will ihn nie wiedersehen!
Er sagte nichts und erinnerte sich in dem Moment daran, dass er sie nie um Hilfe gebeten hatte und fühlte sich schlecht. War er selbst schuld?
»Mam…«
Gleichzeitig sprach sie: »Versprichst du mir, dass du das machst?«
Ihm wurde schlecht. Ruckartig befreite er sich aus der Umarmung.
»Ey Hanna, du checkst überhaupt GAR nichts oder? Hast du mir überhaupt mal eine Sekunde lang zugehört? Jemals? ICH soll MICH bei IHM entschuldigen? Willst du mich verarschen?«, kam es aus ihm herausgeschossen.
»Sag mal Daniel, wie redest du mit deiner Mutter?«
»Wie redest du mit deinem Sohn?«
Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und starrte auf den Boden, als wäre der an allem schuld. Daniel war kurz davor aufzustehen und wegzulaufen, da spürte er ihren Arm auf seinem Rücken.
»Daniel.«
Er blickte weiter auf den Boden, fühlte jedoch, wie ihre Hand auf seinem Rücken und ihre sanfte Stimme ihn beruhigten.
»Es ist sehr spät. Ich mache dir einen Vorschlag: Ich nehme mir morgen frei. Wir gehen zusammen frühstücken und du erzählst mir alles. Alles, was passiert ist, von Anfang an.«
Jetzt sah er sie an, suchte in ihrem Gesicht nach einem Hinweis, der ihre Worte bestätigte. Sie lächelte. Er merkte plötzlich, wie warm ihm war, obwohl er noch keinen Tee getrunken hatte und die Decke von seinem Rücken gerutscht war. Sie lächelte immer noch und auch seine Mundwinkel bewegten sich ein wenig nach oben.
»Okay?«
»Okay.«

Als er im Bett lag, ging ihm alles durch den Kopf: Die Angst vor der Schule, die Szene vor der Turnhalle, der Krankenwagen, der Bastian abgeholt hatte. Die Worte seiner Mutter: Aber was du ihm angetan hast, ist schlimmer. Sein Herz pochte. Auch wenn er sich schlecht fühlte, dafür, dass Bastian wegen ihm im Krankenhaus lag, wusste er tief in sich drin, dass seine Mutter im Unrecht war – was er getan hatte, war nicht schlimmer. Nicht für ihn. Morgen würde er es ihr sagen, morgen würde er ihr alles sagen. Er hatte Angst und spürte doch etwas Positives, denn endlich passierte etwas.

Am Morgen erwachte er zur erhobenen Stimme seiner Mutter, die dumpf in sein Zimmer drang. Danach kam sie herein und lächelte, sagte, sie habe den Tag frei bekommen.
Eine knappe Stunde später bekamen sie ihr Frühstück serviert. Daniel war euphorisch: Sie saßen in dem Café, in dem er die Mutter mit ihrem Sohn beobachtet hatte. Nun war er der Sohn, auch wenn ihm etwas Schweres bevorstand. Doch es gab kein Zurück mehr und das akzeptierte er. Seine traurige Geschichte begann vor so vielen Monaten, dass er nicht mehr wusste, wie viele es waren. Daniel stand mit den Mädchen auf dem Schulhof, als Bastian ihm das erste Mal einen Spruch drückte.
»Aber warum?«, fragte Hanna.
»Ich weiß es nicht.« Er wusste nicht, was Bastians Problem war. Er wusste nur, dass er anders war. »Du, Mama?« Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ich steh auf Jungs.«
Einen Moment lang schwieg sie ihn an.
»Auf Bastian?«
Fast musste er lachen. »Was? Nein, Hanna, nicht auf Bastian.« Langsam, aber sicher schien sie ihn zu verstehen und Daniel fühlte sich, als würden sich sämtliche Muskeln das erste Mal nach einem langen Krampf entspannen.
Er trank einen Schluck Tee und erzählte weiter, wie schlimm es für ihn gewesen war, jeder einzelne Tag in der Schule, bis er es nicht mehr ausgehalten hatte.
»Mein Gott Daniel, warum hast du nie …« Sie brach ihre Frage ab, schien sie sich selbst zu beantworten.
»Du? Was ich getan habe ist nicht schlimmer, oder?«
Sie seufzte und runzelte die Stirn, während er den Atem anhaltend auf ihre Antwort wartete.
»Nein, Daniel. Ich hatte ja keine Ahnung.«
Erleichtert atmete Daniel aus. Er konnte es kaum glauben, konnte es wirklich so einfach sein? Den Rest des Tages bummelten sie durch die Stadt, spazierten durch Parks und aßen Pommes – er mit Mayo und sie mit Ketchup. Er fühlte sich wie ein kleiner Junge, es fühlte sich großartig an.

»Wir haben uns hier eingefunden, um die Situation zwischen dir, Bastian, und dir, Daniel, zu klären und den Streit beizulegen«, sagte der Schulleiter. »Offenbar gibt es eine Dringlichkeit, die es uns nicht erlaubt, zu warten, bis Bastian zurück in der Schule ist. Schön übrigens, dass es dir schon besser geht, Bastian.«
Sein Blick schweifte von Bastian zu dessen Mutter, die neben ihm am Krankenhausbett stand und in deren Gesichtsausdruck die Missbilligung dieses Treffens deutlich abzulesen war. Am Fußende des Bettes standen Daniel und seine Mutter, die darauf bestanden hatte, dass dieses Krisengespräch, wie sie es nannte, stattfinde. Am Tag nach ihrer Aussprache im Café hatte Hanna mit dem Schulleiter gesprochen und sich nach Bastians Zustand erkundigt, woraufhin ein Termin für einige Tage später verabredet wurde.
Der Schulleiter, der vorher mit beiden Seiten gesprochen hatte, legte kurz und knapp die Situation dar, da fiel ihm Bastians Mutter ins Wort.
»Wirklich unerhört, dass wir das hier mitmachen müssen! Mit dem Jungen stimmt doch was nicht, schmeißt meinen Sohn die Treppe runter, bringt ihn fast um, und dann spukt er nachts vor unserer Haustür herum!«
Sowohl der Schulleiter als auch Hanna sahen stirnrunzelnd zu Daniel, der ganz ruhig dastand, da meldete sich Hanna schnell zu Wort.
»Es war sicherlich nicht richtig, Bastian von der Treppe zu schubsen – aber es war so was von falsch, was Bastian mit Daniel gemacht hat!«
»Soll das ein Scherz sein? Mein Sohn hat Ihren Sohn ein bisschen gemobbt, das ist doch fast normal heutzutage! Vor allem, wenn einer solche kranken Neigungen hat. Und außerdem hätte sich Daniel ja mal wehren können, er ist doch ein Mann!«
»Achja? Nicht jeder Mann ist so ein Grobian wie Ihr Sohn!«, konterte Hanna, und Daniel hatte ein bisschen Angst vor ihr, vor dem, was sie sagen könnte, fühlte sich jedoch gleichzeitig ungewöhnlich stark und beschützt. »Wissen Sie eigentlich, was Ihr Sohn mit Daniel angestellt hat? Er hat es Ihnen sicherlich nicht bis ins Detail erklärt, denn das hätte ich mich auch nicht getraut an seiner Stelle! Mein Sohn hat seit Monaten Angst, morgens in die Schule zu gehen! Verstehen Sie das? Angst! Das ist krank! Er hatte so viel Angst und Scham, dass er sich nicht einmal getraut hat, es seiner eigenen Mutter zu erzählen! Denken Sie mal darüber nach!«
Hannas Worte waren wie Schwerthiebe, die sie in Richtung von Bastians Mutter sendete. Es schien, als wäre diese sprachlos.
Dann begann sie wieder zu reden, konnte jedoch ihre defensive Art nicht verbergen: »Achja? Gucken Sie sich mal meinen Sohn an und denken Sie darüber nach!« Sie nahm die Hand ihres Sohnes in ihre. Bastian lag weiterhin mit gesenktem Blick da, verzog keine Miene und sagte nichts.
»Okay«, meldete sich der Schulleiter schlichtend zu Wort. »Wir wollen das Ganze hier nicht unnötig in die Länge ziehen, denn Bastian braucht sicherlich noch viel Ruhe zur vollständigen Genesung. Es sieht also so aus, als hättet ihr euch beide nicht richtig verhalten. Ich bin kein Richter und kann und will deshalb auch kein Urteil sprechen. Damit jedoch keiner Angst davor hat, zur Schule zu gehen«, eindringlich sah er erst Bastian an, dann Daniel, »und damit meine ich euch beide, können wir das Ganze nur unter einer Bedingung ad acta legen: Ich erwarte, dass ihr euch beide beim anderen entschuldigt und dass in meiner Schule in Zukunft Ruhe und Frieden herrscht! Höre ich noch ein Mal, dass ihr euch irgendwie anfeindet, werde ich andere Konsequenzen ziehen müssen. Ist das klar?«
Beide Jungs nickten. Nach kurzem Zögern murmelten beide ihre Entschuldigung und der Schulleiter erklärte das Krisengespräch für beendet.
Auf dem Nachhauseweg, in Hannas Auto, legte sie eine Hand auf Daniels Oberschenkel.
»Danke«, sagte er, immer noch überwältigt von dem, was im Krankenhauszimmer passiert war.
»Ich bin froh, dass du mir alles erzählt hast, Daniel.«

Am Tag darauf betrat er morgens das Klassenzimmer. Sein Blick fiel sofort auf den leeren Stuhl. Dann fiel ihm auf, wie er von den anderen angeguckt wurde, sie ihre Augen aber sofort abwendeten, sobald er den Blick erwiderte. Es hatte etwas Ehrfurchtsvolles und es gab Daniel ein seltsames Gefühl. In der ersten Pause kamen zwei der Mädchen und fragten ihn, was passiert sei. Sie meinten, Bastian wäre selbst schuld, was ihm half, sich in der Schule wohler zu fühlen.

Eine Woche später war der Stuhl nicht mehr leer. Bastian war zurück und Daniel spürte, wie das Blut durch seine Adern schoss, als er zu seinem Platz lief. Doch nicht nur Daniel mied Bastian, sondern auch Bastian war stiller als sonst und ging Daniel aus dem Weg.
Als Daniel an diesem Tag nach Hause kam, ließ er die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
»Hanna?«
anna, anna, anna
Natürlich war sie noch bei der Arbeit. Aber sie hatte versprochen, heute pünktlich Feierabend zu machen.

 

Hi @Silvita, hi @pantoholli,

erstmal euch beiden vielen lieben Dank fürs Lesen meiner Geschichte - sie hat sich schon so langsam von mir verabschiedet, hatte ich das Gefühl, doch ihr habt sie wieder zum Leben erweckt ;) Euer feedback motiviert mich, weiter dran zu arbeiten, was mich echt freut!

Jetzt ins Detail, @Silvita:

Finde ich super von dir, dass du positive Eindrücke hervorhebst - positive Rückmeldung kann genauso hilfreich sein, wie negative (habe ich gerade gemerkt), und damit mein ich nicht nur, dass man sich über Lob freut... Denn: muss man sonst annehmen, dass all die Textstellen, die nicht negativ hervorgehoben wurden, positiv gesehen wurden? Vielleicht nicht!

es wird wieder und wieder wiederholt, dass der Protagonist sich wie ein Versager fühlt. Das ist mir ein bisschen too much.
Guter Hinweis. Es ist eine Art, wie Daniel mit seinen ganzen Gefühlen klarzukommen versucht. Ich habe das mit dem Versagen jetzt relativiert, weil es auch wirklich nicht so heftig rüberkommen sollte. Mal sehen, ob das funktioniert hat.
Hier frage ich mich, warum er seine Mutter beim Vornamen nennt?
Tja, manche Kinder nennen ihre Eltern einfach beim Vornamen (wirklich) :) Außerdem hat mir das mit dem Echo geholfen, was bei Mama vielleicht nicht so elegant klingt...(Letzteres stimmt vielleicht nicht so ganz).
Und hier frage ich mich, was passiert ist, dass aus besten Freunden Feinde wurden.
Mir wäre hier die Perspektive von Bastian wichtig. Warum wendet er sich gegen seinen ehemals besten Kumpel und behandelt ihn so?
Jo...das war in der langen, originalen Version drin. Das Ding ist, diese ganzen Details (also: dass Daniel homosexuell ist [obwohl das natürlich die Eigenschaft ist, über die sich Bastian lächerlich macht], wieso ihre Freundschaft auseinander gegangen ist, wieso der Vater nicht da ist, etc.) mögen zwar total interessant sein, nur spielen sie für die Kernfrage der Geschichte keine Rolle. Diese Frage ist die, ob zwei "böse" Taten (Bastians Mobbing vs Daniels "Rache") miteinander verglichen werden können, bzw. ob die Bösartigkeit der einen gegen die andere relativiert werden kann.
Kann gut sein, dass das so beim Lesen nicht ganz rauskommt, aber unter dem Gesichtspunkt habe ich mir zumindest diese Geschichte ausgedacht und sie geschrieben. (Wenn man das vorher weiß, liest man sie vielleicht anders.)
Ich würde gerne wissen, was mit Daniels Vater ist? Warum die Beziehung zwischen Mutter und Sohn so oberflächlich ist. Sie arbeitet nur, aber nun ja, sie muss ja auch beide versorgen. Warum hat Daniel so ein Problem damit? Und warum ist sie nicht liebvoller? Teilweise kratzt Du nur an der Oberfläche, gehst mir aber nicht genug in die Tiefe.
Siehe oben. Es ist ja immerhin noch eine KG, wenn auch eine relativ lange. Es wäre mMn (nicht nur ablenkend vom Hauptthema, sondern) unmöglich, all diese spannenden Fragen und Hintergründe in einer kurzen Geschichte ausreichend zu beleuchten - denn wenn ich diese Dinge nur in einem Satz (oder zwei, oder drei) abhandle, bleibt das Ganze wieder oberflächlich... Oder was meinst du?
Ich finde es schade, dass er sich wieder als Versager abstempelt, nur weil er sich gewehrt hat. Schade, dass er nicht stolz auf sich ist.
In der neuen Version kommt vielleicht ein kleines bisschen Stolz rüber, zumindest aber seine Realisierung, dass er es versucht hat ;)

Das mit der Sympathie:
Dass die Mutter zwar eine menschliche Seite hat, aber es trotzdem nicht auf die Reihe kriegt, sich vernünftig mit ihrem Sohn zu unterhalten und sich zu interessieren, ist so beabsichtigt. Dass man mit ihr nicht unbedingt sympathisiert, ist klar.

Bei Daniel hätte ich mir durchaus gewünscht, dass man Sympathie mit ihm hat, mir hat allerdings noch eine zweite Leserin (außerhalb des Forums) gesagt, dass sie keine richtige Sympathie aufbaut. Ich habe ein paar Änderungen vorgenommen, die Daniels Handlungen hoffentlich etwas nachvollziehbarer machen (zB dass er versucht, mehrmals, mit Hanna zu reden, sich aber entweder nicht traut, oder nicht dazu kommt).

Denn was macht eine Figur sympathisch? Dass man sie nachvollziehen und mit ihr leiden kann, oder? Ihre Handlungen verstehen kann?
Kannst du zufällig benennen, warum du mit Daniel keine Sympathie hast, @Silvita? (Falls das zu schwierig ist - kein Ding :))

Deine Sprach- und Wortverbesserungen waren total hilfreich, danke :)


Lieber @pantoholli,

besten Dank für deine positive Rückmeldung - ist wirklich (wie schon oben erwähnt) ganz cool auch mal zu hören, was denn gut gefallen hat, statt nur die negativen Dinge ;)

Zu dem Schluss:

ist das Verständlich?
Ja, ist es!

In der originalen Version war es ziemlich genau so, wie du es vorgeschlagen hast.
Diese Idee mit dem Blick in die Zukunft (die übrigens von einer/m vorigen Kommentatoren/in kam) fand ich spannend und passend! Ich finde sie auch immer noch gut, weil sie zeigt, dass sich der Prot aus diesem ganzen Schlamassel nicht wirklich befreien konnte, keine richtige Entwicklung durchmacht. Allerdings gebe ich dir auch recht, denn sie reißt einen aus der Hauptgeschichte und zeigt dann keine weitere Handlung.

Heute nachmittag war ich angefixt und habe der Zukunftshandlung eine richtige Handlung gegeben, in der Daniel mit seinem Freund in einer Bar auf Bastian trifft. Finde ich auch gut, habe ich dann aber gemerkt: passt nicht richtig.
Letztendlich finde ich deinen Vorschlag passender (ähnlich wie im Original) und bin sowieso ein Fan vom offenen Ende.

Langer Rede kurzer Sinn: ich habe das Ende umgeschrieben ;)
(Gefällt es dir besser?)

So, nochmals tausend Dank euch beiden und einen schönen Abend!
rainsen

 

Guten Morgen lieber @rainsen

erstmal euch beiden vielen lieben Dank fürs Lesen meiner Geschichte - sie hat sich schon so langsam von mir verabschiedet, hatte ich das Gefühl, doch ihr habt sie wieder zum Leben erweckt

Gern geschehen :)
Das ist schön, dass wir sie noch einmal zum Leben erweckt haben.

Euer feedback motiviert mich, weiter dran zu arbeiten, was mich echt freut!

Das freut mich :thumbsup:

Finde ich super von dir, dass du positive Eindrücke hervorhebst - positive Rückmeldung kann genauso hilfreich sein, wie negative (habe ich gerade gemerkt), und damit mein ich nicht nur, dass man sich über Lob freut... Denn: muss man sonst annehmen, dass all die Textstellen, die nicht negativ hervorgehoben wurden, positiv gesehen wurden? Vielleicht nicht!

Da sind wir ganz einer Meinung. Ich finde das ganz wichtig beim Feedback. Und eine Geschichte, die durch und durch negativ auf mich wirkt, würde ich nicht kommentieren.
Ich kann selbst auch am meisten mit Feedback anfangen, in dem sich Lob und Kritik mischen.

Guter Hinweis. Es ist eine Art, wie Daniel mit seinen ganzen Gefühlen klarzukommen versucht. Ich habe das mit dem Versagen jetzt relativiert, weil es auch wirklich nicht so heftig rüberkommen sollte. Mal sehen, ob das funktioniert hat.

Ich finde es jetzt besser.

Tja, manche Kinder nennen ihre Eltern einfach beim Vornamen (wirklich)

Echt? Auch in der heutigen Zeit noch? Dass das früher oft so war, das weiß ich, aber auch jetzt? Finde ich schon sehr krass.

Außerdem hat mir das mit dem Echo geholfen, was bei Mama vielleicht nicht so elegant klingt...(Letzteres stimmt vielleicht nicht so ganz).

Lol :D

Jo...das war in der langen, originalen Version drin. Das Ding ist, diese ganzen Details (also: dass Daniel homosexuell ist [obwohl das natürlich die Eigenschaft ist, über die sich Bastian lächerlich macht], wieso ihre Freundschaft auseinander gegangen ist, wieso der Vater nicht da ist, etc.) mögen zwar total interessant sein, nur spielen sie für die Kernfrage der Geschichte keine Rolle. Diese Frage ist die, ob zwei "böse" Taten (Bastians Mobbing vs Daniels "Rache") miteinander verglichen werden können, bzw. ob die Bösartigkeit der einen gegen die andere relativiert werden kann.
Kann gut sein, dass das so beim Lesen nicht ganz rauskommt, aber unter dem Gesichtspunkt habe ich mir zumindest diese Geschichte ausgedacht und sie geschrieben. (Wenn man das vorher weiß, liest man sie vielleicht anders.)

Ah ok. Schade, dass das in der aktuellen Version nicht mehr drin ist. Ich wäre nie draufgekommen, dass Daniel homosexuell ist. Das ist nicht mal andeutungsweise erwähnt. Schade! Denn das würde besser erklären, warum er in der Schule gemobbt wird.
Klar liest man die Story anders, wenn man das weiß und ich finds schade, dass das nicht mehr drin ist. Wurde das denn kritisiert? Oder warum hast Du die Infos rausgenommen?

Siehe oben. Es ist ja immerhin noch eine KG, wenn auch eine relativ lange. Es wäre mMn (nicht nur ablenkend vom Hauptthema, sondern) unmöglich, all diese spannenden Fragen und Hintergründe in einer kurzen Geschichte ausreichend zu beleuchten - denn wenn ich diese Dinge nur in einem Satz (oder zwei, oder drei) abhandle, bleibt das Ganze wieder oberflächlich... Oder was meinst du?

Klar, das wäre sicherlich schwierig, aber so bleiben halt die ganzen Fragen offen. Manche Autoren wollen das ja so, dass der Leser mit den Fragen sitzen bleibt. Ich persönlich mag das nicht so, bzw. fällt es mir dann schwerer, Sympathie oder Mitgefühl zu entwickeln.

In der neuen Version kommt vielleicht ein kleines bisschen Stolz rüber, zumindest aber seine Realisierung, dass er es versucht hat

Das ist gut :thumbsup: Könnte aber tatsächlich noch deutlicher formuliert werden.

Das mit der Sympathie:
Dass die Mutter zwar eine menschliche Seite hat, aber es trotzdem nicht auf die Reihe kriegt, sich vernünftig mit ihrem Sohn zu unterhalten und sich zu interessieren, ist so beabsichtigt. Dass man mit ihr nicht unbedingt sympathisiert, ist klar.

Das hab ich mir gedacht und das hast Du super umgesetzt.

Bei Daniel hätte ich mir durchaus gewünscht, dass man Sympathie mit ihm hat, mir hat allerdings noch eine zweite Leserin (außerhalb des Forums) gesagt, dass sie keine richtige Sympathie aufbaut. Ich habe ein paar Änderungen vorgenommen, die Daniels Handlungen hoffentlich etwas nachvollziehbarer machen (zB dass er versucht, mehrmals, mit Hanna zu reden, sich aber entweder nicht traut, oder nicht dazu kommt).

Ich denke, bei mir liegt es daran, dass er mir ein bisschen Weicheimäßig rüberkommt. Er ist immer defensiv, teilweise richtig feige. Teilweise liegt es auch daran, dass mir die Infos fehlen, z.B. dass er homosexuell ist und was mit dem Vater ist.
Ich persönlich würde eher Sympathie entwickeln, wenn er sich mal auflehnt, der Mutter wirklich mal sagt, was Sache ist. Das ständige sich selbst fertigmachen und sich vornehmen, was zu sagen, es aber wieder nicht zu tun, das macht ihn schwach.
Jetzt, da ich weiß, dass er homosexuell ist, kann ich sein Verhalten zwar etwas besser nachvollziehen und es kommt auch drauf an, was Du über ihn aussagen willst.
Er geht ja irgendwie davon aus, dass seine Mutter hellsehen kann. Während dem Lesen denk ich dauernd "Mensch, jetzt mach doch mal ne Ansage".
Denn was macht eine Figur sympathisch? Dass man sie nachvollziehen und mit ihr leiden kann, oder? Ihre Handlungen verstehen kann?

Zum großen Teil ist das sicherlich Geschmackssache. Jeder Leser hat andere Erfahrungen im Leben gemacht, kann daher andere Dinge nachvollziehen.
Ich kann nur von mir persönlich sprechen. Mir ist klar, dass nicht jeder Teenager mutig ist oder es schafft, offen mit den Eltern zu reden, aber ich bin ein großer Freund offener Kommunikation. Was mich davon abhält, ihn wirklich sympathisch zu finden ist a) die fehlenden Informationen aus seiner Lebensgeschichte b) seine Feigheit

Kannst du zufällig benennen, warum du mit Daniel keine Sympathie hast, @Silvita? (Falls das zu schwierig ist - kein Ding

Hab versucht das oben genauer zu beschreiben. Hoffe, das hat geklappt.

Deine Sprach- und Wortverbesserungen waren total hilfreich, danke

Das ist schön. Gern geschehen.

»Ich hab grade einen Anruf von der Schulleitung bekommen. Die behauptet, du würdest ständig fehlen! Was zum Teufel ist los mit dir?«
Die Stille in der Wohnung war wie hauchdünnes Glas, welches bei der geringsten Einwirkung zerbrechen würde. Daniel hielt den Atem an, in der Hoffnung, es würde irgendwie heil bleiben. Doch es war hoffnungslos, so wie alles hoffnungslos war, denn die erhobene Stimme seiner Mutter zerschmetterte es gnadenlos.
»Ich erwarte eine Erklärung! Ich arbeite mich kaputt, von morgens bis abends jeden verdammten Tag, schlag mich mit den bescheuertsten Leuten rum um unseren Lebensunterhalt zu verdienen und dir eine Zukunft zu bieten! Und was ist der Dank? Schule schwänzen? Ist das dein Ernst? Ich glaub das einfach nicht! Was ist bloß los mit dir?«
Daniel sprang vom Sofa auf, rannte in sein Zimmer, schlug die Tür hinter sich zu und schloss sie ab.

Ich kann die Reaktion der Mutter zum großen Teil nachvollziehen. Sie weiß ja nicht, was bei ihm los ist, weil er sie es nicht wissen lässt.
Eine alleinerziehende Mutter, gestresst vom Job, erhält die Infos, dass ihr Sohn ständig Schule schwänzt. Nachvollziehbar, dass sie ihn da zur Rede stellt.
Und er reagiert leider wieder defensiv. :(

Es war das Klopfen an seiner Tür und die sanfte Stimme seiner Mutter, die ihn geweckt hatten. Er stand auf und öffnete die Tür. Dort stand Hanna und nahm ihn in die Arme. Sie aßen zusammen zu Abend – sein Leibgericht, Gemüselasagne.

Hier zeigt sich, dass die Mutter durchaus auch anders kann. Das wäre doch die Gelegenheit für Daniel, mit ihr zu sprechen. Aber auch da hat er wieder nicht die Traute. Er muss ihr ja nicht erzählen, dass er homosexuell ist. Kann ich total verstehen, dass er das nicht hinkriegt. Aber vom Mobbing könnte er was sagen. Und von seinen Gefühlen erzählen.

Er legte sich auf sein Bett und starrte an die Decke. In seinem Kopf vermischten sich das Geschrei seiner Mutter mit dem Heulen der Sirene. Er hatte sich befreit, hatte sich gewehrt! Und dennoch hatte er das Gefühl alles nur schlimmer gemacht zu haben. Er spürte ein Kribbeln in seinen Augen und kniff sie so fest zu wie er nur konnte, bis er einschlief.

Es ist schade, dass er - obwohl er sich endlich mal gewehrt hat - das Gefühl hat, alles nur noch schlimmer gemacht zu haben.

Dann erinnerte er sich an den vorigen Abend, an seinen Versuch, etwas zu sagen. Doch er hatte es nicht geschafft. Er hatte nie nach Hilfe gefragt, weder in der Schule, noch zu Hause. Er hatte seiner Mutter nie von seinem Leid in der Schule erzählt. Hatte sie nicht gefragt, was los sei? Was hatte er erwartet, dass sie es errät? War es nun zu spät?

Da ist er sehr einsichtig, nur leider schafft er es danach wieder nicht, offen zu sein. Und das ist es, was mich davon abhält, mitzufühlen. Du erweckst beim Leser die Hoffnung, das der Protagonist wächst, dass er aus seinen Fehlern lernt und etwas verändert. Aber letztendlich bleibt dann leider alles beim alten. Schade!

Warum hast du nichts gesagt? Sie hätte ihm ja sowieso nicht zugehört, hätte einfach weiter von ihrer Arbeit erzählt! Schade, dass sie keinen Unfall hatte, dann hätte sie sich direkt mit Bastian ins Krankenhaus verziehen können.

Krasse Reaktion von ihm.
Macht er sich nie Gedanken, wie es seiner Mom geht? Alleinerziehende Mutter, stressiger Job. Manchmal wirkt er ein wenig undankbar.

Was für ein Bullshit! Seine Mutter hatte ja keine Ahnung, sie verstand nichts! Dieser lächerliche Kinderkram bei der Arbeit, von dem sie ihm ständig die Ohren vollheulte, was war das schon? Ein Scheiß!

Yoah. Auch hier schiebt er alles auf die Mutter. Und erwartet hellseherische Fähigkeiten von ihr.

Sie brachte ihn zum Sofa, deckte ihn mit einer dicken Decke zu und kochte ihm einen Tee. Danach setzte sie sich zu ihm und nahm ihn wieder in den Arm. Wieder ließ er es geschehen, verspürte das erste Mal seit langem so etwas wie Geborgenheit. Er wollte, dass sie ihn nie wieder losließ. Dann schämte er sich, für das, was er gedacht hatte.

Und hier fühle ich mit. Zwischen den beiden besteht Hoffnung. Es ist ja nicht so, dass sie sich hassen würden. Da ist Liebe vorhanden, Zuneigung, Gefühle. Und darauf würde ich aufbauen.

»Dass … Ich wusste nicht … Ich wusste das nicht …«
Schweigend saßen sie eine Weile so da, bis Hanna wieder zu sprechen begann.
»Aber du musst ins Krankenhaus gehen, zu Bastian. Du musst dich entschuldigen!«

Woher hätte sie es auch wissen sollen?

Daniel schaute sie fassungslos an, sein Impuls wieder aufzustehen und wegzurennen genauso stark wie der, zu bleiben und ihr ins Gesicht zu schreien. Er tat nichts von beidem, rührte sich keinen Millimeter, denn er wollte die Umarmung für nichts in der Welt beenden. Aber …, dachte er nur und hätte den Satz in tausend verschiedenen, alle gleichermaßen richtigen Versionen beenden können: Seit wann bist du diejenige, die mir tolle Ratschläge gibt? Seit wann muss sich das Opfer beim Täter entschuldigen? Ich hasse Bastian und will ihn nie wiedersehen!

Und auch hier würde ich mir als Leser wünschen, dass er endlich mal den Mund aufmacht.

Er sagte nichts und erinnerte sich in dem Moment daran, dass er sie nie um Hilfe gebeten hatte und fühlte sich schlecht. War er selbst schuld?

Und wieder Einsicht, aber keine Veränderung. Das zieht sich wie ein roter Faden durch Deine Geschichte.

»Ey Hanna, du checkst überhaupt GAR nichts oder? Hast du mir überhaupt mal eine Sekunde lang zugehört? Jemals? ICH soll MICH bei IHM entschuldigen? Willst du mich verarschen?«, kam es aus ihm herausgeschossen.

Na toll. Aber erklären, was Sache ist, das tut er wieder nicht.

»Daniel! Du traust dich hierher zu kommen? Wirklich unglaublich! Ich hab ja früher schon gesagt, dass aus eurem Haus nichts Gutes kommen kann! Spukst nachts vor unserer Tür herum – du kannst froh sein, dass ich nicht die Polizei gerufen habe! Und jetzt wagst du es auch noch hierher zu kommen? Hau bloß ab und lass dich hier ja nicht wieder blicken!«
Geschockt starrte er sie an.
»Ja, worauf wartest du?«
Bevor ihm die Tränen kamen, drehte er sich um und ging den langen Flur entlang, der sich in seinen dunklen, kalten Tunnel verwandelte.

Und auch hier ist er wieder absolut defensiv.

Tagelang rang er mit sich selbst, schwankte zwischen Wut und Ohnmacht, zwischen Entschlossenheit und Zweifeln. Aber was du ihm angetan hast, ist schlimmer. Auch wenn er sich schlecht fühlte, dafür, dass Bastian wegen ihm im Krankenhaus lag, wusste er tief in sich drin, dass seine Mutter im Unrecht war – was er getan hatte, war nicht schlimmer. Nicht für ihn. Heute Abend würde er es ihr sagen, aber vorher musste er noch etwas erledigen.

Wieder nimmt er sich vor, etwas zu sagen, wieder tut er nicht.

»Bastian? Kenn ich nich. Wir sind erst gestern hier eingezogen.«
»Ah. Okay.«
Sie standen ein paar Sekunden lang so da und sahen sich an, und während Daniels Kopf aus Verwirrung Verständnis formen wollte, wuchs in ihr eine offensichtliche Langeweile.
»Danke«, sagte er schließlich.
Er drehte sich um und trottete nach Hause, wo die schwere Tür hinter ihm ins Schloss fiel.
»Hanna?«
anna, anna, anna
Natürlich war sie noch bei der Arbeit. Aber heute Abend würde er es ihr sagen, ganz bestimmt.

Und hier frage ich mich, warum ist Basti direkt aus dem Krankenhaus weggezogen?

Du siehst, es bleiben weiter viele Fragen offen.
Ich persönlich fand das vorige Ende besser, hatte aber gesehen, dass das kritisiert wurde.

Ich hoffe, Du kannst etwas mit meinem Feedback anfangen.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Tag,
Silvita

 

Guten Nachmittag (Edit: Abend) liebe @Silvita,

und Danke und Respekt für deine Lese- und Antwortgeschwindigkeit! :)

Aaalso. Deine Kommentare haben mir sehr viel weitergeholfen! Vor allem die Frage nach der fehlenden Sympathie hast du sehr deutlich und verständlich gemacht, vielen Dank dafür!

Ah ok. Schade, dass das in der aktuellen Version nicht mehr drin ist. Ich wäre nie draufgekommen, dass Daniel homosexuell ist. Das ist nicht mal andeutungsweise erwähnt. Schade! Denn das würde besser erklären, warum er in der Schule gemobbt wird.
Klar liest man die Story anders, wenn man das weiß und ich finds schade, dass das nicht mehr drin ist. Wurde das denn kritisiert? Oder warum hast Du die Infos rausgenommen?
Mir ist jetzt erst klar geworden, dass die Sprüche von Bastian (bzgl. "Schwuchtel" und "Schwuli") noch nichts über Daniels tatsächliche sexuelle Orientierung aussagen... Das war mir nicht klar. Da ich nicht da Thema coming out oder Homosexualität per se behandeln wollte, sondern es nur sozusagen als Mittel nutze, wollte ich das auch nicht zu sehr ausweiten. Aber klar, es sollte zumindest soweit verständlich sein, dass man den Rest der Handlung nachvollziehen kann.
Das hab ich jetzt hier (in Fett)
Dort stand Hanna und nahm ihn in die Arme. Sie aßen zusammen zu Abend – sein Leibgericht, Gemüselasagne. Dies schien der richtige Moment. Daniels Puls wurde schneller und er war kurz davor, seine Scham zu überwinden, konnte die Worte bereits vor seinen Augen sehen: Ich bin anders, Mama. Ich bin nicht wie andere Jungs, ich stehe auf Typen. Warum Bastian ein Problem damit hat, weiß ich nicht, aber ich will, dass es aufhört.
»Versprichst du mir, dass du morgen wieder zur Schule gehst?«
Überrascht sah er sie an. Die Frage hatte alles durcheinandergebracht.
»Ja«, sagte er nur und schluckte den Kloß in seinem Hals herunter.
angedeutet. Später (auch in der neuen Version) wird es dann nochmal konkreter angesprochen.
Mal sehen, ob das jetzt deutlicher, bzw. ausreichend deutlich, ist.

"Mensch, jetzt mach doch mal ne Ansage"
Fair enough... Ich kann dich voll verstehen, du hast ja auch recht.
Außerdem muss ich gestehen, dass ich es doch auch viel spannender fand, dem Ganzen eine Wendung zu geben. Es ist sicherlich eine Art happy end, aber ich finde da passt ganz gut (mehr siehe unten).

Was mich davon abhält, ihn wirklich sympathisch zu finden ist a) die fehlenden Informationen aus seiner Lebensgeschichte b) seine Feigheit
Wichtige Info deinerseits. Das mit dem Vater habe ich immer noch bewusst rausgelassen (ich werde es mir nochmal durch den Kopf gehen lassen, denke aber, dass es für die Handlung, also der Grund für die Abwesenheit des Vaters, keine Rolle spielt).
Daniels Homosexualität ist jetzt drin, was ich gut und auch wichtig finde fürs allgemeine Verständnis seiner Handlung.
Womit wir bei b) wären: Nachdem Daniel in der neuen Version eine ganze Weile feige bleibt (ich wollte das auch auf die Spitze treiben, um klarzumachen, wie schlimm das Mobbing [im Zusammenhang mit seiner Homosexualität] für ihn ist!), hat er sich endlich getraut!!

Der neue zweite Teil beginnt hier (beim Fettgedruckten):

»Ey Hanna, du checkst überhaupt GAR nichts oder? Hast du mir überhaupt mal eine Sekunde lang zugehört? Jemals? ICH soll MICH bei IHM entschuldigen? Willst du mich verarschen?«, kam es aus ihm herausgeschossen.
»Sag mal Daniel, wie redest du mit deiner Mutter?«
»Wie redest du mit deinem Sohn?«
Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und starrte auf den Boden, als wäre er an allem schuld. Daniel war kurz davor aufzustehen und wegzulaufen, da spürte er ihren Arm auf seinem Rücken.
»Daniel.«
Er starrte weiter auf den Boden, fühlte jedoch, wie ihre Hand auf seinem Rücken und ihre sanfte Stimme ihn beruhigten.
»Es ist sehr spät. Ich mache dir einen Vorschlag: Ich nehme mir morgen frei. Wir gehen zusammen frühstücken und du erzählst mir alles. Alles, was passiert ist.«
Jetzt sah er sie an, suchte in ihrem Gesicht nach einem Hinweis, der ihre Worte bestätigte. Sie lächelte. Er merkte plötzlich wie warm ihm war, obwohl er noch keinen Tee getrunken hatte und die Decke von seinem Rücken gerutscht war. Sie lächelte immer noch und auch seine Mundwinkel bewegten sich ein wenig nach oben.
»Okay?«
»Okay.«
Es würde mich brennend interessieren, wie du das neue Ende (bzw. das letzte Viertel) findest.
Ich finde es nicht nur gut, weil es eine Wendung bringt, sondern weil es meine ursprüngliche Kernfrage bzw. -Diskussion (kann man die beiden "Taten", also Mobbing vs Treppenschubser gegeneinander aufwiegen?) etwas mehr in den Fokus bringt!

So oder so haben mir deine Kommentare sehr weitergeholfen, vielen Dank nochmal (ich werde mich revanchieren!) :)

Viele Grüße und schönen Abend,
rainsen

PS:
"Und hier frage ich mich, warum ist Basti direkt aus dem Krankenhaus weggezogen?" (Zitatfunktion läuft grad nicht) --- Ja, das war dann wohl nochmal ein deus ex machina Moment...der ist in der neuen Version raus, was mich freut!

 

Hach @rainsen, deine Geschichte, vielmehr die Lage deines Protagonisten bricht mir das Herz!

Ich habe nahezu unentwegt auf Daniel eingeredet während des Lesens. Auch der Mutter habe ich ein paar Takte erzählt! Warum zum Fuchs reden die denn nicht wirklich miteinander? Sie sagen immer wieder ähnliche Sätze zueinander. Und auch mir fehlt es an Erklärungen. Also nicht im Sinne von Erläuterungen, sondern immerzu stelle ich mir Fragen während des Lesens. Warum ist die Mutter so unempathisch, stellt immer dieselben Fragen, nennt er sie beim Vornamen, sind sie so distanziert, wiederholen sich die Auseinandersetzungen und Begegnungen? Warum sind ehemals beste Freunde, die ihre Namen in den Baumstamm ritzen, plötzlich spinnefeind? Warum kann ich die Geschichte nicht zeitlich verorten und warum kann ich mir nicht vorstellen, dass diese LSBTIQ-Generation derart prüde und extrem mit einem Jungen wie Daniel umgeht? Andererseits fühle ich Unbehagen, wenn mir Gegebenheiten unter die Nase gerieben werden. Eben weil ich mitfühlen will.

Aber der Reihe nach.

Die schwere Tür der kleinen Dreizimmerwohnung fiel hinter ihm ins Schloss.
Warum ist es wichtig für mich zu wissen, dass die Tür schwer ist - das ist sie ja immer Verlauf immer wieder- Sogar die in der Schule- und die Wohnung drei kleine Zimmer hat? In meinem Hirn versuche ich nun ein Bild zu finden, über das Material, Eisen, schweres Holz, Altbau, wie klein ist klein für zwei Personen? Wenn ich wissen soll, dass Daniel und Hanna beengt leben und Daniel sich in der Wohnung sicher und geschützt fühlt, wenn die Tür hinter ihm zufällt, dann muss ich mich viel zu viel damit beschäftigen.
anna, anna, anna
Natürlich war seine Mutter nicht zu Hause, was hatte Daniel erwartet? Wie jeden Tag nach der Schule war da nichts außer dem Echo, welches in seinem Kopf widerhallte.
Ich gehe davon aus, dass etwas mit Daniel nicht stimmt, wenn er drei mal Anna hört.

Da musste doch irgendwo eine ähnliche Erinnerung sein, von einem sonnigen Tag wie diesem, an dem er mit seiner Mutter etwas unternommen hatte, sie wie die beiden im Café gesessen hatten und er seiner stolzen Mutter von einem seiner tollen Erlebnisse erzählt hatte. Er fand nichts.
Daniel ist ein verträumter junger Mann, coming out of age. Das hätte doch sowohl Bastian als auch seiner Mutter schon mal aufgefallen sein können. Arbeit hin oder her.
Kurze Zeit später fiel die schwere Tür wieder hinter ihm ins Schloss.
dieses Adjektiv zerrt an meinen Nerven :lol:
»Mein Schatz, wie geht’s dir denn eigentlich?«
»Nicht so gut.«
»Dann bleibst du morgen noch zu Hause?«
»Denke schon, ja.«
Sein Herzschlag wurde schneller. Sie war schon dabei, sich wieder umzudrehen und aus der Tür zu gehen.
»Mama?« Er wusste, dass sie es mochte, wenn er sie Mama nannte.
»Ja, Daniel?«
Sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb.
»Ach, nichts.«
Sie wendete sich ab, verließ sein Zimmer und er drehte sich enttäuscht um. Niemals könnte er ihr von der Schule erzählen.
Klar, die Mutter ist oberflächlich und gestresst, aber sie sind sich doch nicht fremd.
Früh am nächsten Tag packte er seinen Rucksack und ging zur normalen Zeit aus dem Haus.
Mir würde übliche Zeit besser gefallen. Was is schon normal?;)
Er lief durch den Vorgarten zur Straße und versteckte sich ein paar Meter weiter hinter der großen Hecke.
Insgesamt würde ich die Notwendigkeit der Adjektive in deinem Text überdenken und mal checken, wie es für dich klingt, wenn du sie da und dort weglässt.
Da kam auch schon Hanna, stieg in ihr kleines altes Auto ein und fuhr davon.
so auch hier - wenn du erneut deutlich machen willst, dass Hanna nicht genug Geld für ein großes neues Auto hat, dann würde ich es zumindest lieber subtiler lesen.
Für einen Moment fragte er sich, wie es wäre, wenn sie einen Unfall bauen würde. Sie müsste ein paar Tage im Krankenhaus verbringen, wo er sie gleich morgens besuchen würde, statt zur Schule zu gehen. Wenn sie nach Hause dürfte, würde er auch zu Hause bleiben und für sie sorgen. Sie könnten zusammen sein, wie die beiden gestern im Café und sie würde alles wissen wollen und er würde ihr alles erzählen.
Ein Träumer, der enorm viel Aufmerksamkeit in seiner vulnerablen Lebensphase benötigt. Aber Kommunikation ist nicht seine Stärke
Letzteres wollte er sich nicht vorstellen, genauso wenig wie er sich Ersteres vorstellen konnte.
Klingt recht technisch :shy:
Daniel hielt den Atem an, in der Hoffnung, es würde irgendwie heil bleiben. Doch es war hoffnungslos, so wie alles hoffnungslos war, denn die erhobene Stimme seiner Mutter zerschmetterte es gnadenlos.
Ein schönes Bild
»Ich erwarte eine Erklärung! Ich arbeite mich kaputt, von morgens bis abends jeden verdammten Tag, schlag mich mit den bescheuertsten Leuten rum um unseren Lebensunterhalt zu verdienen und dir eine Zukunft zu bieten! Und was ist der Dank? Schule schwänzen? Ist das dein Ernst? Ich glaub das einfach nicht! Was ist bloß los mit dir?«
Nun ist es mal raus und ich hätte mir eine Wendung gewünscht.
Daniel sprang vom Sofa auf, rannte in sein Zimmer, schlug die Tür hinter sich zu und schloss sie ab.
stattdessen läuft er weg wie ein kleiner Junge
Ich bin nicht wie andere Jungs, ich stehe auf Typen. Warum Bastian ein Problem damit hat, weiß ich nicht, aber ich will, dass es aufhört.
So what.
In der letzten Stunde war Sportunterricht.
Klingt nicht so schön.
In der Umkleide ließ er sich Zeit, versuchte sich abzulenken indem er sich, inspiriert durch die Wärme und die hohe Luftfeuchtigkeit, vorstellte, er wäre im tiefen Dschungel irgendwo am Äquator und überall um ihn herum wären die schönsten Pflanzen und Tiere, die ihm nichts Böses wollten, so wie er auch niemandem jemals etwas Böses gewollt hatte und daher war er hier sicher und geborgen vor den seltsamen Menschen. Die Vorstellung beruhigte ihn ein wenig und schon bald kamen die Ersten zurück aus der Gemeinschaftsdusche.
Der Träumer. Aber wieso setzt er sich überhaupt dieser Situation aus, frag ich mich. Es ist die letzte Stunde, er kann zu Hause duschen.
Er hörte nichts, war eingenommen von einer Stille, wie sie sonst nur in der mutterlosen Mietswohnung herrschte.
Bisschen dick aufgetragen, die mutterlose Mietwohnung - find ich
Er drückte eine der schweren Glastüren auf und war draußen, unter dem Vordach der Sporthalle und auf einmal waren sie da:
:Pfeif:
Jetzt war Daniels Gesicht plötzlich kalt wie Stein.
Satzanfänge könnten verändert werden
Jetzt saß er im Zimmer des Schulleiters.
Guck.
Er spürte ein Kribbeln in seinen Augen und kniff sie so fest zu wie er nur konnte, bis er einschlief.
Was soll ich mir darunter vorstellen? Tränen, die er nicht weinen will?
Er hatte seiner Mutter nie von seinem Leid in der Schule erzählt. Hatte sie nicht gefragt, was los sei? Was hatte er erwartet, dass sie es errät? War es nun zu spät?
Ich wünschte, du würdest die und andere innere Dialoge aktiv in die Geschichte einbauen. Ich möchte , dass Daniel sich entwickelt und aus sich heraustritt. :D
»Man, Hanna! Willst du mich verarschen? Zu gut? Mir geht’s beschissen! Er hat mich fertiggemacht, jeden Tag, jeden beschissenen Tag! Du hast ja keine Ahnung! Alles was dich interessiert ist deine bescheuerte Arbeit!«
»Sag mal, wie redest du mit deiner Mutter? Falls du es noch nicht wusstest: diese bescheuerte Arbeit ermöglicht uns zu leben! Und außerdem, wenn er dich wirklich fertiggemacht hat, warum hast du nichts gesagt? Wenn das wirklich wahr ist, tut es mir leid, aber was du ihm angetan hast, ist schlimmer, Daniel! Er hätte sterben können!«
»Ich BIN gestorben! Jeden verdammten scheiß Tag!«, schrie Daniel, marschierte zur Wohnungstür und knallte sie hinter sich zu.
Klar, Daniel platzt der Kragen, aber er hat so oft darüber nachgedacht, ich wünschte, er hätte weniger Gewöhnliches gesagt
Hauptsache irgendwo anders hin, weg aus dieser scheiß Wohnung,
Ist das nicht eine Scheißwohnung?
Hauptsache irgendwo anders hin, weg aus dieser scheiß Wohnung, weg aus diesem scheiß Leben!
und ein Scheißleben? :shy:
Warum hast du nichts gesagt? Sie hätte ihm ja sowieso nicht zugehört, hätte einfach weiter von ihrer Arbeit erzählt! Schade, dass sie keinen Unfall hatte, dann hätte sie sich direkt mit Bastian ins Krankenhaus verziehen können. Er hätte ihr von seinen tollen Leistungen in der Schule erzählen können, stundenlang.
Schon wieder. Warum lässt du ihn nicht aktiver sein?
Daniel war verwirrt, wusste nicht mehr, was falsch und was richtig war.
Auch verständlich.
»Daniel! Ich hab mir Sorgen gemacht!« Sie nahm ihn in die Arme und er ließ es zu. »Gott, du bist ja ganz kalt, komm rein!«
Sie brachte ihn zum Sofa, deckte ihn mit einer dicken Decke zu und kochte ihm einen Tee. Danach setzte sie sich zu ihm und nahm ihn wieder in den Arm. Wieder ließ er es geschehen, verspürte das erste Mal seit langem so etwas wie Geborgenheit. Er wollte, dass sie ihn nie wieder losließ. Dann schämte er sich, für das, was er gedacht hatte.
»Tut mir leid, Mama.«
»Nein, das muss es nicht. Mir tut es leid.«
»Was?«
»Dass … Ich wusste nicht … Ich wusste das nicht …«
Und dann wieder das? Sorge und Verständnis. Ich bin recht verwirrt. Die kommen einfach nicht vom Fleck
»Ey Hanna, du checkst überhaupt GAR nichts oder? Hast du mir überhaupt mal eine Sekunde lang zugehört? Jemals? ICH soll MICH bei IHM entschuldigen? Willst du mich verarschen?«, kam es aus ihm herausgeschossen.
»Sag mal Daniel, wie redest du mit deiner Mutter?«
»Wie redest du mit deinem Sohn?«
Es wäre doch an der Zeit, einen Schritt weiter zu gehen. Es müsste ja kein Dialog sein, denn wir wissen, was passiert ist.
Nun war er der Sohn, auch wenn ihm etwas schweres bevorstand.
Schweres, denke ich
Langsam, aber sicher schien sie ihn zu verstehen und Daniel fiel eine schwere Last von den Schultern.
Unglaublich, dass die Mutter ihren Sohn erklärt bekommen muss
»Übrigens find ich’s super, dass du auf Jungs stehst!«
Diese Frau ist mir sehr suspekt :hmm: Ist das eine angemessene Reaktion?
Es hatte etwas ehrfurchtsvolles und es gab Daniel ein seltsames Gefühl.
Ehrfurchtsvolles
Als Daniel am Tag von Bastians Rückkehr nach Hause kam, ließ er die schwere Tür hinter ihm ins Schloss fallen.

Da ist sie wieder die schwere Tür.

Dieses Ende ist mir neu, aber ich mag diesen Verlauf lieber als den Zeitsprung zuvor.

So ganz stimmig ist mir das aber noch nicht. Ich denke noch einmal nach, weil ich nun enden muss. Mir wäre ein abschließendes Gespräch zwischen Bastian und Daniel eigentlich ganz angenehm. :shy:

Tschüß erst mal. Kanji

 

Lieber @rainsen

und Danke und Respekt für deine Lese- und Antwortgeschwindigkeit!

Gern geschehen und vielen Dank für das Kompliment.

Aaalso. Deine Kommentare haben mir sehr viel weitergeholfen! Vor allem die Frage nach der fehlenden Sympathie hast du sehr deutlich und verständlich gemacht, vielen Dank dafür!

Das hab ich gern gemacht. Und ich freu mich, dass ich Dir weiterhelfen konnte.

Mir ist jetzt erst klar geworden, dass die Sprüche von Bastian (bzgl. "Schwuchtel" und "Schwuli") noch nichts über Daniels tatsächliche sexuelle Orientierung aussagen... Das war mir nicht klar. Da ich nicht da Thema coming out oder Homosexualität per se behandeln wollte, sondern es nur sozusagen als Mittel nutze, wollte ich das auch nicht zu sehr ausweiten. Aber klar, es sollte zumindest soweit verständlich sein, dass man den Rest der Handlung nachvollziehen kann.
Das hab ich jetzt hier (in Fett)

Ja, das ist ja so allgemeiner Jugendslang.
Ich habe die überarbeitete Versione gelesen und das ist jetzt viel besser. Jetzt kann ich Daniel verstehen und sein Verhalten besser nachvollziehen :thumbsup:

angedeutet. Später (auch in der neuen Version) wird es dann nochmal konkreter angesprochen.
Mal sehen, ob das jetzt deutlicher, bzw. ausreichend deutlich, ist.

Ich finde es jetzt deutlich und auch ausreichend.

Fair enough... Ich kann dich voll verstehen, du hast ja auch recht.
Außerdem muss ich gestehen, dass ich es doch auch viel spannender fand, dem Ganzen eine Wendung zu geben. Es ist sicherlich eine Art happy end, aber ich finde da passt ganz gut (mehr siehe unten).

Super :thumbsup: Ja, die gute alte Heldenreise, in der der Protagonist wächst und sich verändert. Das ist auf jeden Fall spannender und ich finde es toll, wie Du es jetzt umgesetzt hast.

Wichtige Info deinerseits. Das mit dem Vater habe ich immer noch bewusst rausgelassen (ich werde es mir nochmal durch den Kopf gehen lassen, denke aber, dass es für die Handlung, also der Grund für die Abwesenheit des Vaters, keine Rolle spielt).
Daniels Homosexualität ist jetzt drin, was ich gut und auch wichtig finde fürs allgemeine Verständnis seiner Handlung.
Womit wir bei b) wären: Nachdem Daniel in der neuen Version eine ganze Weile feige bleibt (ich wollte das auch auf die Spitze treiben, um klarzumachen, wie schlimm das Mobbing [im Zusammenhang mit seiner Homosexualität] für ihn ist!), hat er sich endlich getraut!!

Und jetzt ist alles viel klarer und verständlicher. Die Erklärung mit dem Vater fehlt mir gar nicht mehr. Ich weiß, dass Daniel homosexuell ist und warum er gemobbt ist. Dadurch bin ich viel näher bei ihm und kann mitfühlen.

Es würde mich brennend interessieren, wie du das neue Ende (bzw. das letzte Viertel) findest.
Ich finde es nicht nur gut, weil es eine Wendung bringt, sondern weil es meine ursprüngliche Kernfrage bzw. -Diskussion (kann man die beiden "Taten", also Mobbing vs Treppenschubser gegeneinander aufwiegen?) etwas mehr in den Fokus bringt!

Ich finde die Geschichte hat total gewonnen. Die gesamte Entwicklung ist jetzt viel schlüssiger. Es tut sich was, da ist eine Entwicklung. Hast Du sehr gut gemacht :thumbsup:

So oder so haben mir deine Kommentare sehr weitergeholfen, vielen Dank nochmal (ich werde mich revanchieren!)

Gern geschehen.
Schön. Da freue ich mich :)

PS:
"Und hier frage ich mich, warum ist Basti direkt aus dem Krankenhaus weggezogen?" (Zitatfunktion läuft grad nicht) --- Ja, das war dann wohl nochmal ein deus ex machina Moment...der ist in der neuen Version raus, was mich freut!

Und die neue Version ist super :thumbsup:

Sein Herzschlag wurde schneller. Sie war schon dabei, sich wieder umzudrehen und aus der Tür zu gehen.
»Mama?« Er wusste, dass sie es mochte, wenn er sie Mama nannte.
»Ja, Daniel?«

Schön, dass er sie jetzt auch mal Mama nennt.

Daniels Puls wurde schneller und er war kurz davor, seine Scham zu überwinden, konnte die Worte bereits vor seinen Augen sehen: Ich bin anders, Mama. Ich bin nicht wie andere Jungs, ich stehe auf Typen. Warum Bastian ein Problem damit hat, weiß ich nicht, aber ich will, dass es aufhört.

Hier sagt er es zwar noch nicht zu seiner Mutter, aber alleine dadurch, dass er es denkt, weiß ich als Leser was Sache ist und hab sofort ein ganz anderes Verständnis für Daniel.

Daniel merkte nicht, dass gerade ein Lehrer vom Schulgebäude Richtung Sporthalle gelaufen kam. Jetzt hatte er endlich seine Boxershorts, zog sie schnell an, blickte wieder hoch und sah, wie auch Bastian langsam rückwärts in Richtung der großen Treppe ging, die von der Sporthalle runter zur Straße führte.

Da kam mir noch ein Gedanke. Der Lehrer sieht ja, dass Daniel nackt da rum steht. Warum wird er von der Schule so hart rangenommen, obwohl man ihn nackt sieht und die Reaktion darauf der Schubser ist?

Er machte drei große Schritte, bis er direkt hinter Bastian stand und schubste ihn.
Wie im Traum sah er ihn die vielen harten Stufen hinunterstürzen, sein Körper zappelnd, wie eine Puppe. Gleichzeitig der Schrei des Lehrers nicht weit von ihm.

Der Lehrer ist ja Zeuge. Du musst das nicht unbedingt weiter ausbauen, aber könntest, wenn Du Lust hast. Was sagt der Lehrer? Fragt er, warum Daniel nackt ist bzw. nur die Boxershorts anzieht?

»Ich hoffe es geht ihm gut«, sagte nun Hanna.
»Ich hoffe es geht ihm schlecht!«, platzte es aus Daniel heraus.
»Daniel! Wie kannst du so etwas sagen?«
»Ich hasse ihn! Weißt du was er mir angetan hat? Er hat mich fertiggemacht!«
Daniel war überrascht über seine eigenen Worte. Sie fühlten sich gut an.
»Jetzt ist aber mal gut! Fertiggemacht! Dir geht’s wohl einfach zu gut

Wortwiederholung.

»Tut mir leid, Mama.«
»Nein, das muss es nicht. Mir tut es leid.«
»Was?«

Ich finde es schön, dass er sie jetzt auch mal "Mama" nennt.

Er starrte weiter auf den Boden, fühlte jedoch, wie ihre Hand auf seinem Rücken und ihre sanfte Stimme ihn beruhigten.
»Es ist sehr spät. Ich mache dir einen Vorschlag: Ich nehme mir morgen frei. Wir gehen zusammen frühstücken und du erzählst mir alles. Alles, was passiert ist.«
Jetzt sah er sie an, suchte in ihrem Gesicht nach einem Hinweis, der ihre Worte bestätigte. Sie lächelte. Er merkte plötzlich wie warm ihm war, obwohl er noch keinen Tee getrunken hatte und die Decke von seinem Rücken gerutscht war. Sie lächelte immer noch und auch seine Mundwinkel bewegten sich ein wenig nach oben.
»Okay?«
»Okay.«

Diese Entwicklung finde ich toll. Sie interessiert sich für ihn, zeigt Empathie. Das macht sie viel menschlicher.

Am Morgen erwachte er zur erhobenen Stimme seiner Mutter, die dumpf in sein Zimmer drang. Danach kam sie in sein Zimmer und lächelte, sagte, sie habe den Tag frei bekommen.

:thumbsup:

»Ich weiß es nicht.« Er wusste nicht, was Bastians Problem war. Er wusste nur, dass er anders war. »Du, Mama?« Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ich steh auf Jungs.«
Einen Moment lang schwieg sie ihn an.
»Auf Bastian?«
Fast musste er lachen. »Was? Nein, Hanna, nicht auf Bastian.« Langsam, aber sicher schien sie ihn zu verstehen und Daniel fiel eine schwere Last von den Schultern.

Ich finde es klasse, dass er sich seiner Mom anvertraut. Und Du hast das mit Humor verbunden. Das ist genial. :thumbsup: Ich kann seine Erleichertung förmlich spüren.

Am Tag nach ihrer Aussprache im Café hatte Hanna mit dem Schulleiter gesprochen und sich nach Bastians Zustand erkundigt, woraufhin ein Termin für einige Tage später verabredet wurde.

Ich finde es super, dass die Mutter die Zügel in die Hand nimmt und mit dem Schulleiter spricht.

»Es war sicherlich nicht richtig, Bastian von der Treppe zu schubsen – aber es war sowas von falsch, was Bastian mit Daniel gemacht hat!«

Und es ist toll, dass sie hinter ihrem Sohn steht und sich für ihn einsetzt und ihm beisteht.

Hannas Worte waren wie Schwerthiebe, die sie in Richtung von Bastians Mutter sendete. Es schien, als wäre diese sprachlos.

Klasse :thumbsup:

Beide Jungs nickten. Nach kurzem Zögern murmelten beide ihre Entschuldigung und der Schulleiter erklärte das Krisengespräch für beendet.

Eine gute Lösung :thumbsup:

Auf dem Nachhauseweg, in Hannas altem Auto, legte sie eine Hand auf Daniels Oberschenkel.
»Danke«, sagte er, immer noch überwältigt von dem, was im Krankenhauszimmer passiert war.
»Ich bin froh, dass du mir alles erzählt hast, Daniel.«

Das hat mich so gerührt. Es ist super, wie sich jetzt alles entwickelt und wie die beiden einander näherkommen.

In der ersten Pause kamen zwei der Mädchen an und fragten ihn, was passiert sei. Sie meinten Bastian wäre selbst schuld, was ihm half, sich in der Schule wohler zu fühlen.

Und auch das gefällt mir sehr gut.

Natürlich war sie noch bei der Arbeit. Aber sie hatte versprochen, heute pünktlich Feierabend zu machen.

Sehr schönes Ende :thumbsup:

Ich bin ganz begeistert von der neuen Version. Das hast Du super gemacht.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Tag,
Silvita

 

Am Montag dieser Woche – dem 9. November 2020, einem unterschiedlichsten Ereignissen deutscher Geschichte wichtigen Gedenktag (Reichspogromnacht ‘38 und Mauerfall ‘89) gedachten einen satten Monat vor Chanukka 5781 die ARD in einem Fernsehfilm des (latenten und gelegentlich handfesten) Antisemitismus‘, worinnen ein 15jähriger gleich zwei Mitschüler verletzt – dem einen wird die Nase gebrochen, dem andern ein Ohrläppchen abgerissen - und wer um das bereits genannte „Lichterfest“ weiß, ahnt zumindest, wer da wen und warum „vermöbelt“ hat (wer‘s nicht gesehen hat, schaue in die Mediathek „Das Unwort“ an) und schon deshalb hat es sich gelohnt, Dein Debüt zu lesen -

lieber rainsen!

Alles schon gesagt, dass ich mich um die offenen Flusen kümmern werde – Arbeit noch genug - vor allem für Dich -

und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!

Vor einem Straßencafé saß eine Frau mit einem Teenager, ungefähr sein Alter.
Okay, jeder weiß, was gemeint ist, aber die Grammatik verlangt zumindest nach dem Genitiv (der den „Besitz“ ausdrückt vom Artikel bis zum „Possessiv“pronomen), also „ungefähr seines Alters“ oder – um des Genitivs Mörder zu verwenden – „ungefähr in seinem Alter“

Hier ist – bis auf ein entbehrliches Komma – hier nämlich „ … ähnliche Erinnerung sein von einem sonnigen Tag …“ - nix falsch, aber ließe sich das „haben“ als Hilfsverb nicht begrenzen?

Da musste doch irgendwo eine ähnliche Erinnerung sein, von einem sonnigen Tag wie diesem, an dem er mit seiner Mutter etwas unternommen hatte, sie wie die beiden im Café gesessen hatten und er seiner stolzen Mutter von einem seiner tollen Erlebnisse erzählt hatte.
Eine Lösung wäre ein weiteres „und“, etwa
„Da musste doch irgendwo eine ähnliche Erinnerung sein von einem sonnigen Tag wie diesem, an dem er mit seiner Mutter etwas unternommen und sie wie die beiden im Café gesessen hatten, um seiner stolzen Mutter von einem seiner tollen Erlebnisse zu erzählen“, ist mein Vorschlag.

Wie vorbeifahrende Autos wurde ihre Stimme mal lauter, kurz darauf wieder leiser, je nachdem, wo in der Wohnung sie gerade war.
Das wirkt wie eine schwerfällige Verweigern der SPO Struktur, für den ersten Teil mit den Autos eine Auflockerung, die in der direkten Wiederholung eher leidet. Besser zurück zum Standard „je nachdem, wo sie gerade in der Wohnung war“

Und dann die würde-Flut um konjunktiven Versuch (darüber gleich nicht die Zeichensetzung vernachlässigen!)

Für einen Moment fragte er sich, wie es wäre, wenn sie einen Unfall bauen würde. Sie müsste ein paar Tage im Krankenhaus verbringen, wo er sie gleich morgens besuchen würde, statt zur Schule zu gehen. Wenn sie nach Hause dürfte, würde er auch zu Hause bleiben und für sie sorgen. Sie könnten zusammen sein, wie die beiden gestern im Café und sie würde alles wissen wollen und er würde ihr alles erzählen. Aber was, wenn sie bei dem Unfall sterben würde? Letzteres wollte er sich nicht vorstellen, genauso KOMMA wie er sich Ersteres vorstellen konnte.
Oder hastu Sorge, dass jemand den Konj. II (ich bin boshaft, aber da musstu jetzt durch!) von „sterben“ nicht vom Prät. unterscheiden könnte? Dass sich nicht jede würde-Konstruktion vermeiden lässt, ist auch klar und in der Passage
... und sie würde alles wissen wollen und er würde ihr alles erzählen.
lässt sich nach den Regeln der Kunst eines für zwo einsetzen der Art „ und sie würde alles wissen ... und er ihr alles erzählen wollen,“

Ich arbeite mich kaputt, von morgens bis abends jeden verdammten Tag, schlag mich mit den bescheuertsten Leuten rumKOMMA um unseren Lebensunterhalt zu verdienen und dir eine Zukunft zu bieten!
Komma vor den Infinitiven allein schon wegen des einleitenden „um“

Er hörte seine Mutter hinter der TürKOMMA wie sie redete und redete, aber er wollte ….
die vergl. Konjunktion leitet einen vollständigen Satz ein!

Endlich kann ich mal wieder meines Deutsch- und Geschichtslehrers an der Realschule erinnern. Der behauptete nämlich, dass nur die Sonne scheine und selbst der Mond sein Licht nur geliehen habe. Darum ginge es dem „scheinen“ überwiegend wir dem Verb „brauchen“, von dem es heiße „wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen“. Und in der Tat, selten taucht „scheinen“ – wiewohl ganze Philosophien um Sein und Schein errichtet wurden – als Vollverb auf, zumeist als Modalverb. Die Dudenredaktion – besonders der Grammatik – umgeht das Problem, indem sie „scheinen“ mit der Vorsilbe „er“ adelt und zumeist funktioniert es auch außerhalb Mannheims.
Also hier

Dies schien der richtige Moment.
besser „schien … zu sein“ oder „erschien der richtige Moment“ – was sich eher gewohnheitsbedürftig liest und auch anhört. Aber oftmals passt die Vorsilbe!

Weiter unten gelingt‘s übrigens – was zeigt, dass Du esan sich weißt

Alles war still, das Gebäude schien menschenleer zu sein.

Ohne Komm:

Hatten die Lehrer etwas bemerkt? Hatten die Wichser bekommenKOMMA was sie verdienten?

In der Umkleide ließ er sich Zeit, versuchte sich abzulenkenKOMMA indem er sich, inspiriert durch die Wärme und die hohe Luftfeuchtigkeit, vorstellte, er wäre …
Die schwache Klammer lässt sich übrigens gefahrlos auflösen, etwa „versuchte sich abzulenkenKOMMA indem er sich vorstellte, inspiriert durch die Wärme und die hohe Luftfeuchtigkeit, er wäre …

Dann kommt ein Schnitzer, der fast so schlimm ist wie „das“ und „dass“, aber auch den Imperativ von lesen „lies“ mit dem Prät. „ließ“ von „lassen“ zu verwechseln. Also ein kleiner gaU

Sein Handtuch hing er an einen Haken am Eingang zum Duschbereich …
Nicht er hing, sondern das Handtuch, dass er an eben den Haken „gehängt hatte“ …, also besser „sein Handtuch hängte er ...“

Er drückte eine der schweren Glastüren auf und war draußen, unter dem Vordach der Sporthalle und …
Warum das Komma? Weg mit ihm!

Stattdessen stand er hilflos und nackt da, während sich Bastian und die anderen Daniels Sachen hin und her schmissen, …
Warum das Reflexivpronomen – oder verkenn ich seine „überflüssige“ Funktion?

Und dennoch hatte er das GefühlKOMMA alles nur schlimmer gemacht zu haben. Er spürte ein Kribbeln in seinen Augen und kniff sie so fest zuKOMMA wie er nur konnte, bis er einschlief.

AllesKOMMA was dich interessiert ist deine bescheuerte Arbeit!«


Langsam begann es zu dämmern und Daniel realisierte, dass er bereits in einem Vorort war, wo genauKOMMA wusste er nicht. … Er wusste nicht, wie lange er gerannt war, merkte erst jetztKOMMA wie erschöpft er war, sein Shirt nassgeschwitzt und seine Hose ebenfalls.

Es war fast elf UhrKOMMA als er klingelte.

Er merkte plötzlichKOMMA wie warm ihm war, obwohl ...

Als er im Bett lagKOMMA ging ihm alles durch den Kopf: die Angst vor der Schule, die Szene vor der Turnhalle, der Krankenwagen, der Bastian abgeholt hatte.

Nach dem Doppelpunkt die Angst" besser mit Majuskel beginnen, denn es folgt ein fast vollständiger Satz ...

Seine traurige Geschichte begann vor so vielen Monaten, dass er nicht mehr wusste, wieviele es waren. Daniel stand mit den Mädchen auf dem Schulhof, als Bastian ihm das erste Mal einen Spruch drückte.
„wie viele“ immer auseinander

Am Fußende des Bettes standen Daniel und seine Mutter, die auf dem Stattfinden dieses Krisengesprächs, wie sie es nannte, bestanden hatte.
Hat die Mutter tatsächlich auf eine Substantivierung gedrängt?, obwohl da ja keine wörtl. Rede aufgezeichnet ist. Ginge also eleganter „und seine Mutter bestand darauf, dass ein Krisengespräch stattfinde“ (Konj. I)

»Es war sicherlich nicht richtig, Bastian von der Treppe zu schubsen – aber es war sowas von falsch, was Bastian mit Daniel gemacht hat!«
so was, weil eigentlich ein „so etwas“

Sie meintenKOMMA Bastianwäre selbst schuld, was ihm half, sich in der Schule wohler zu fühlen.

Als Daniel am Tag von Bastians Rückkehr nach Hause kam, ließ er die schwere Tür hinter ihm ins Schloss fallen.
„hinter sich“, selbstreflektiver Prozess – „ihm“ gälte einem andern, d(ies)em oder jenem

So, genug für heute, behauptet der

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo rainsen

Der Friedel ist super.
Wenn ich mehr Zeit und zugegeben auch mehr Lust hätte, denn für mich ist die Grammatik schon etwas sehr trockenes, würde ich viel mehr seiner Korrekturen lesen.

Ich wünsche dir lieber Friedel und dir lieber rainsen einen schönen Tag

Liebe Grüße
CoK

 

Hi @CoK und danke für deine Wünsche, die sende ich zurück zu dir für den Abend :)

Nicht nur der @Friedrichard aka Friedel ist super, sondern auch @Kanji und @Silvita!
Ein fettes Dankeschön an euch - ich werde mich morgen sehr ausführlich euren sehr ausführlichen Kommentaren und Tipps widmen (heute komme ich leider nicht mehr dazu) und freue mich schon drauf!

Ich bin übrigens auch schwer beeindruckt von deinen Grammatik-Fähigkeiten, Friedel...ob das wohl auf irgendeine Weise deine Profession ist?

Liebe Grüße,
rainsen

 

Ihr verwöhnt mich, liebe @CoK & @rainsen,

aber die Frage oder besser Andeutung

ob das wohl auf irgendeine Weise deine Profession ist?
kann ich eher verneinen, zudem komm ich aus einer ganz anderen Grammatik der Richtung „angewandte“ Mathematik. Aber Geschichte i. S. von Historie hat mich schon als Junge interessiert und irgendwann gesellte sich die Sprachgeschichte dazu und dann auch Karl Mays Irrtum, Apachen hätten in Pueblos gewohnt. Vom „zählen“ zum „erzählen“ ist ja etymologisch kein weiter Weg.

Wünsch Euch beiden ein schönes Wochenende!

Bis bald

Friedel

 

Also nochmal Hallo zusammen und jetzt im Detail:

Liebe @Kanji,
da hast du mir ordentlich zu denken gegeben, danke dafür! Deine sprachlichen Vorschläge fand ich alle super, sind eingearbeitet! Inhaltlich warst du dir ja nicht ganz schlüssig...

die Lage deines Protagonisten bricht mir das Herz!
...aber das ist ja schonmal gar nicht so schlecht :P
In meinem Hirn versuche ich nun ein Bild zu finden, über das Material, Eisen, schweres Holz, Altbau, wie klein ist klein für zwei Personen?
Einspruch stattgegeben: Es war natürlich als stilistisches Mittel gedacht, wie du ja richtig festgestellt hast. Allerdings gebe ich dir recht, denn auch ich glaube, dass es nicht notwendig ist. Und dass du über Türmaterialien nachdenkst, das will ich ja auch wirklich nicht - ist raus (übrigens auch einige andere Adjektive - guter Hinweis, den ich vorher nicht so klar gesehen habe!).
Ich gehe davon aus, dass etwas mit Daniel nicht stimmt, wenn er drei mal Anna hört.
Es stimmt ja mit ihm auch etwas nicht... Ist natürlich auch zum gewissen Maße als bildliches Mittel (ich kenn da die Fachausdrücke nicht) eingebaut - ich fand die Idee eigentlich ganz cool :hmm:
Ein Träumer, der enorm viel Aufmerksamkeit in seiner vulnerablen Lebensphase benötigt. Aber Kommunikation ist nicht seine Stärke
Da hast du vollkommen recht. Es war nicht zu überlesen, was das in dir auslöst. Mir hat mal in der Grundschule einer ein paarmal gesagt, ich hätte eine große Nase, was zwar später von anderen relativiert wurde, mich aber damals echt beschäftigt hat (was einem diese Geschichten so aus dem Gedächtnis abrufen...) - ich kann mir kaum vorstellen, wie schlimm richtiges Mobbing sein kann, glaube aber, dass es einen echt fertigmachen kann.
Er merkt also, dass er anders ist, als seine männlichen Mitschüler und bekommt dann dafür direkt einen drauf. Über Wochen und Monate. Klar, jeder Jeck ist anders und ein kommunikativerer Jeck hätte da vielleicht schonmal irgendwem was gesagt. Daniel ist durch seine Scham und Angst aber wie gelähmt und zieht sich daher zurück...

Kommt das nicht so rüber, wenn du die Geschichte liest?
Aber immerhin kriegt er ja irgendwann die Kurve und kriegt seinen Mund auf, auch wenn es lange dauert.

Klingt recht technisch
Stimme ich zu und habe es umgeschrieben.
Es ist die letzte Stunde, er kann zu Hause duschen.
Ist natürlich ein guter Punkt - jetzt ist es die vierte Stunde :cool:
Was soll ich mir darunter vorstellen? Tränen, die er nicht weinen will?
Genau das...
ich wünschte, er hätte weniger Gewöhnliches gesagt
Hm. Fand seine Sprache schon recht, sagen wir mal: passend. Meinst du damit, er könnte sprachlich aggressiver sein oder inhaltlich?
Diese Frau ist mir sehr suspekt :hmm: Ist das eine angemessene Reaktion?
Hast du schon recht, ja. Ist raus! Danke!
Mir wäre ein abschließendes Gespräch zwischen Bastian und Daniel eigentlich ganz angenehm.
Da hatte ich mal so etwas ähnliches Probegeschrieben, allerdings hab ich das Gefühl, dass es der Geschichte nichts an Mehrwert bringen würde.


Liebe @Silvita,
es freut mich, dass dir die Wendung gefällt :)

Schön, dass er sie jetzt auch mal Mama nennt.
Da stimme ich dir zu. Auch wenn es Kinder gibt, die ihre Eltern beim Namen nennen, kreiert das "Mama" natürlich eine ganz andere Nähe, die vor allem in dieser Geschichte wichtig ist.
Da kam mir noch ein Gedanke. Der Lehrer sieht ja, dass Daniel nackt da rum steht. Warum wird er von der Schule so hart rangenommen, obwohl man ihn nackt sieht und die Reaktion darauf der Schubser ist?
Klar, stimmt natürlich, dass man da mehr schreiben könnte. Allerdings könnte das auch ein wenig die Spannung rausnehmen. Muss ich mir nochmal durch den Kopf gehen lassen.
Wortwiederholung.
Danke - ist behoben!
Ich bin ganz begeistert von der neuen Version.
Das freut mich - danke für deine Hartnäckigkeit :)


Lieber @Friedrichard,
vielen Dank für deine nette Einleitung - "Das Unwort" werde ich mir ansehen!

an dem er mit seiner Mutter etwas unternommen und sie wie die beiden im Café gesessen hatten,
Ich habe das Problem gelöst! Allerdings: Funktioniert dein Vorschlag in diesem Fall tatsächlich? Da es doch heißt "er etwas unternommen hatte" aber "... sie im Café gesessen hatten"? Oder ist das egal?
Und dann die würde-Flut
Ich habe mich an den Konjunktiv herangetraut und hoffe, dass die da alle richtig geformt sind - danke für die Vorschläge!
„schien … zu sein“ oder „erschien der richtige Moment“ – was sich eher gewohnheitsbedürftig liest und auch anhört. Aber oftmals passt die Vorsilbe!
Mit diesem "schien", da war ich mir in der Tat unsicher - jetzt weiß ich's!
Übrigens stimme ich über ein, was das erschien angeht, auch wenn es richtig ist.
Dann kommt ein Schnitzer
Ups! Da wäre ich im Leben nicht drauf gekommen :eek:
Warum das Komma? Weg mit ihm!
Es ist weg!

Noch eine kleine Frage: Gibt es bzgl. der Grammatik/Zeichensetzung nicht so etwas wie "künstlerische Freiheit"? Teilweise kommt mir die Anzahl der Kommas zu hoch vor und deshalb lasse ich hier und da eins weg, in der Annahme, dass es auch das Lesen flüssiger mache (da, der Konjunktiv).

So oder so: Nochmals besten Dank für deine Mühe!

Danke euch allen und ein schönen Start ins Wochenende!
rainsen

 

Funktioniert dein Vorschlag in diesem Fall tatsächlich? Da es doch heißt "er etwas unternommen hatte" aber "... sie im Café gesessen hatten"? Oder ist das egal?

I. d. R. schon, keineswegs aber bei einem ausschließenden "oder" als KOnjunktion, was ja auch gar nicht zur Debatte steht. Die Konjunktion "und" ist "additiv", also wie beim Grunschulrechnen eins und eins zwo und eins "und" zwei drei sind (erzählen als Verb kommt übrigens etymologisch vom Verb "zählen",

lieber rainsen,

aber mit der "dichterischen" Freiheit ist das so eine Sache, obwohl ich auch ganz gern nach dem Motto reim dich oder stirb vorgeh (und auch schon bis zum So nett gereimt hab) und auch vor älteren Sprachvarianten nicht zurückschreck (bis ins Mittelhochdeutsche zurück, althochdeutsch weniger, weil wir da noch das tea-aitsch kannten und vor allem kein W. Und wie das wohl aus? Uuarte, ich habs gleich ... Starckdeutsch war in den 60er/7oern mal ganz beliebt bei mir (jetzt nur zum an Kitzeln): vonnem Rein biss anne Elbe / yberall dasselbe - oder so

Schönes Wochenende

Friedel

 

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