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- 27.08.2004
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Echte Probleme
Wolfgang G. ist Single. Wolfgang G. ist ein erfolgreicher Geschäftsmann. Und Wolfgang G. sieht ganz gut aus. Eine Partnerin hat er seit längerem nicht mehr.
Seit Tagen hat er wieder diese Träume. Wild, erotisch, erregend, bizarr. Wolfgang G. weiß genau: Es ist Mal wieder an der Zeit. Wolfgang G. hat Glück: Es ist Donnerstag und als er nach dem Frühstück das Haus verlässt, steckt unten im Briefkasten der "Wochenanzeiger". Wolfgang G. steckt das Anzeigenblättchen, das ihn sonst keinen Deut interessiert, in seine Aktentasche und fährt ins Büro.
Dort studiert er als erstes die Rubrik "Kontaktanzeigen" und denkt 'Na ja, «Kontaktanzeigen» ist aber arg verharmlosend ausgedrückt.' Das Angebot ist, wie immer, riesengroß. Mehr als eine halbe Seite. Dicht an dicht.
Wolfgang G. studiert zuerst die etwas größeren Anzeigen.
Villa Erotica: Jana, 25, Ukraine; Valeria, Top-Modell, Ukraine (wieder da); Lena, 20, wieder da; Lisa, vollbusig, rothaarig, wieder da; Angel, Top-Modell, 20; Petra, nur Freitag, Termine; Neu: Patricia, 21; Monique, Brasilien, nur Mo + Do; Michelle, frz. Rollenspiele; Diana, 19, Rubens; Sun Li, 21, Thai-Massage; ... und, und, und ...
'Wahnsinn, was die alles im Angebot haben! Leider zu weit weg.'
Thaiparadies ... 'Wär eigentlich am Praktischsten. Aber viel zu nah, hier kennt mich ja jeder.'
Club Monique kommt, wie immer, in die engere Wahl. Solide Preise, guter Service, ideale Lage.
Haus 271 steht zwar schon lange auf der Liste, aber irgend welchen Gründen hat es bisher noch nie den Zuschlag gekriegt.
Thai-Paradies ... 'Schade, dass Joy nicht mehr da ist. Die andern Mädchen sind zwar hübsch, aber absolut lustlos.'
FKK Club 69 ... leider nur für Swinger 'Vielleicht sollte ich doch mal ein Mädchen als Club-Begleiterin mieten. Aber viel zu teuer.'
'Schade, die meisten sind zu weit weg. Jedenfalls für heute. Vielleicht doch wieder Club Monique oder das Red Heart.'
Dann die Mini-Anzeigen. Wolfgang G. findet die Einzeiler noch erregender als die größeren Anzeigen. Aber warum, könnte er auch nicht so recht sagen.
24-J., tabul., Hausbes. ... Angel, 21, blond, schl., nur Hotel u. Hausb. ... 'Ja, Haubesuch wär eigentlich das Beste. Aber viel zu riskant. Das würde jeder im Haus sofort mitkriegen.'
2 Thais gr. Busen, 21, 24. ... Wolfgang G. hat eine Vorliebe für ostasiatische Mädchen, sie sollten aber nicht zu klein und nicht zu kindhaft sein. 'Oh ja, Thai und Busen. Unbedingt notieren.'
Jung, blond, schlank. ... Wolfgang G. steht nicht auf blond. Im Zweifelsfall lieber dunkelhaarig.
Exklusiv. Vollb. Domina. ... Nein, Wolfgang G. mag nicht verhauen werden. Lack, Leder, Latex, Gummi findet er zwar geil [das Wort "geil" hatte früher mal eine sexuelle Bedeutung], aber Schläge, nein Danke!
Biggy, 19, total versaut. ... Nein Danke!
Natascha, 20, anal, NS ... Nö, NS ganz bestimmt nicht.
Sarah, transsex., Termin n.Vereinb. ... 'Oh Gott, bewahre! Und warum nennen sich Transsexuelle eigentlich immer Sarah?'
Telefonsex ... Nö, nur rausgeschmissenes Geld.
Neue Thai-Lady, Original Thai-Massage ... 'So eine richtig geile Massage wär eigentlich am sichersten; aber ein bisschen mehr sollte es schon sein.'
Wolfgang G. notiert, markiert, sortiert.
Später macht Wolfgang G. Pause, nimmt Stift, Notizzettel und die herausgerissene mit Textmarker verzierte Annoncenseite und geht zu einer öffentlichen Telefonzelle. Gott sei Dank sind noch mehr als 3 Euro auf der Telefonkarte.
Erste Nummer ist besetzt.
Also nächster Versuch. Ah, klappt. "Ja, Hallo! Ich würde gerne wissen, wo man euch findet." ... "Wo ist das?" ... "Ah, Nähe Kreuz-Jesu-Kirche. Ja, das werd ich finden. Bis später."
"Ja, Hallo! Ich wüsste gerne, wo ..." ... "Ah, und dann noch ne Frage: Hast du auch Pornos?" ... "Nein? Na ja, macht nichts. Ist nicht so wichtig. Vielleicht bis nachher."
"Ja, Hallo!..." ... "Ah, noch was: Wie viele Mädchen sind nachher da, also ich meine zwischen 12 Uhr und 2?"
"Ja, Hallo! ..." ... "Ja und dann hätt ich noch ne Frage: Macht ihr auch eine Sklavinnenvorführung; ich meine nur zum Zugucken und hinterher dann noch, also, hm, also hinterher noch Französisch?" ... "Ja? Oh, gut. Und was kostet das?" ... "Ach so, für ne ganze Stunde. Ja, das ist OK." ... "Nur mit Voranmeldung? Das ist aber Schade." ... "Na, dann vielleicht später mal. Tschüss!"
Wolfgang G. geht zurück ins Büro. Aber Wolfgang G. ist zu erregt, kann sich kaum auf die Arbeit konzentrieren. Gewissenhaft geht er den Notizzettel durch. 'Nö, die nicht. Viel zu teuer.' -- 'Nein, die Stimme war schon so unsympathisch' -- 'Ja, Club Monique, kommt wie immer auf die Liste.' -- 'Thai-Studio auf jeden Fall engere Wahl.' -- 'Oder Chantal? Die hat wenigstens gute Pornos. Und Zeit nimmt sie sich auch.' -- 'Echt Schade, dass die Sklavinnenvorführung nur mit Voranmeldung geht. Eine ganze Stunde. 180 Euro könnte man ruhig mal investieren.' -- '... die nicht, ... nein, die auch nicht ... ja, auf jeden Fall ... die vielleicht ... am ehesten ... vielleicht auch ...'
Wolfgang G. hat eine Liste angelegt.
Endlich kommt die Mittagspause.
Wolfgang G. setzt sich ins Auto. Zielstrebig fährt er los. Wolfgang G. hat sich entschieden.
Als er zu Hause ankommt, kramt Wolfgang G. die Pornokassette hinter den Büchern hervor, legt sich aufs Bett, zieht die Hose bis unter die Knie, krempelt das Hemd hoch ...... "Uuuaaaaaaaaaahhhh!" -- "Hhhhhhhhh, aaaaaaahhh!" -- "Hmmmmm." -- "Ahh."
Wolfgang G. wischt alles fein säuberlich ab, zieht sich an und fährt zurück ins Büro.
Nun wird Wolfgang G. wieder normal träumen. Und bis zum nächsten Puff-Besuch wird es wieder ein Weilchen dauern.
Wolfgang G. ist Single. Wolfgang G. ist ein erfolgreicher Geschäftsmann. Und Wolfgang G. sieht ganz gut aus. Eine Partnerin hat er seit längerem nicht mehr - und wie man sieht, geht's auch ganz gut ohne.