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Eden

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21.11.2005
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Eden

Der fadenscheinige Vorhang vor dem Fenster hält das Licht nicht wirklich draußen, und es sticht mir in die Augen, selbst, wenn ich sie geschlossen halte. Mein erster Blick an diesem Morgen fällt auf die halb leere Flasche Johnny, die neben meinem durchgelegenen Bett steht und ich spiele mit dem Gedanken, diesen ekelhaften Geschmack in meinem Mund mit einem kräftigen Schluck hinunter zu spülen. Das Einzige, was mich davon abhält, sind die bohrenden Schmerzen in meinem Kopf, als ich mich erheben will. Während ich mich vorsichtig wieder ins Kissen sinken lasse, bemerke ich eine Bewegung an meiner Seite. Neben mir liegt eine Brünette, die sich genüsslich unter dem dünnen Laken räkelt. Ich betrachte sie eine Weile, ihre vollen Brüste, die roten Äderchen, die sich unter ihrem Gesicht abzeichnen, und denke mir, dass sie gestern abend in der Hotelbar irgendwie besser ausgesehen hat, frischer, nicht so verbraucht. Lag wahrscheinlich an dem düsteren Licht.
Während ich mich zu ihr rüberbeuge, um sie wachzurütteln, fällt mir der saure Geruch auf, nach Schweiß und anderen Ausdünstungen. Als sie den Eindruck auf mich erweckt, im Aufwachen begriffen zu sein, greife ich zum Nachttisch, schüttle eine Davidoff aus ihrer Packung, zünde sie an und sehe dem Rauch zu, der von dem sich träge drehendem Deckenventilator im Raum verteilt wird.
„Morgen,“ sagt sie mit einem süffisanten Lächeln, „ich bekomm` noch`n Fuffie von dir, Süßer.“. Also wühle ich mich aus dem zerschlissenen Laken und hole meinen Geldbeutel aus imitiertem Leder aus meiner Diesel-Jeans. Als ich ihn öffne, lächelt mich das Gesicht meiner Ex von dem Foto an, das wir damals auf dem Jahrmarkt geschossen haben. Wie lange ist das her? Zwei Jahre? Drei? Wen interessiert es? Ich fische ein paar Scheine heraus und werfe sie der Nutte hin. Wie hieß sie noch gleich? ´Nenn mich René`. Der Name ist wahrscheinlich genau so echt wie ihre Titten.
„Da hast du. Wie sieht`s aus mit Frühstück?“
„Ach ne, lass man gut sein. Ich muss erst mal nach Hause und mich frisch machen.“ Schneller, als ich `Mach`s gut` sagen kann, hat sie sich in ihre Klamotten geschmissen und ist verschwunden. Ich stehe mitten im Zimmer und starre die Tür an, während ich überlege, was ich jetzt machen soll. Schließlich siegen die Ansprüche meiner Nase, der die Ausdünstungen meines Körpers nicht so recht zu gefallen scheinen und ich gehe duschen. Während ich mir unter der Brause einen runterhole, denke ich, dass das hier eigentlich besser ist als der Sex letzte Nacht. Mehr Spaß macht es auf alle Fälle. Anschließend schlüpfe ich in meine Feinripp-Schiesser und nehme doch noch einen tiefen Schluck aus der Pulle, lege mich ein wenig hin und rauche noch eine. Vorhin musste ich erst mal auf die billigen Stickereien auf dem Handtuch schauen, um überhaupt zu wissen, wie das Loch überhaupt heißt, in dem ich hier abgestiegen bin. Soweit ist es schon. Ich habe erst vorgestern eingecheckt, aber ich fühle mich, als währe ich schon eine halbe Ewigkeit hier. Aber warum auch nicht? Ist doch immer die gleiche Kaschemme, immer die gleichen Leute. Was macht schon der Name aus, oder das es nicht immer der selbe Ort ist? Egal, wo ich hinkomme, es erwartet mich schon, lauert. Aber wenigstens ist es vertraut, irgendwie tröstlich.
Ich spüle drei Aspirin mit einem weiteren Schluck Johnny runter, draußen rumpelt ein Zug vorbei und ich fühle mich eigentlich ganz gut, wenn man einmal von den Kopfschmerzen absieht. Ich geh ins Bad, pinkeln, rasieren, Zähne putzen, das allmorgendliche Ritual. In der Glotze, deren Stromkreislauf ich mit einem Stück Alupapier überbrückt habe, um die Gebühren zu sparen, laufen die Nachrichten. Das gleiche wie immer. Steuererhöhungen, Gemetzel im Irak, Krieg in einem Land, dessen Namen ich nicht mal aussprechen kann, und irgendein besoffener Promi, der seiner sechzehnjährigen Freundin während einer Party in den Ausschnitt gekotzt hat. Danach kommt Homeshopping.
„Kauft die unglaubliche Dampfente“, schreit mich da so ein Typ in einem grellgelben Dreiteiler an. „Alles blitzeblank ohne scharfe Reinigungsmittel. Sie werden sie liiieeeben!!!“ Schon klar.
Inzwischen bin ich trocken, darum ziehe ich mir meine Jeans an, dann mein weißes BOSS- Hemd aus dem Sonderverkauf und binde mir die dunkelrote Seidenkrawatte um, die ich bei Ebay im Dreierpack von einem Typen gekauft habe, der sich ´El Bronco` genannt hat. Die Haare noch schnell gekämmt, grinse ich mein Spiegelbild an. Eigentlich nicht schlecht. Aber auch nicht besonders toll.
Zwischen dem Überstreifen meiner schwarzen Baumwoll-Halbstrümpfe und den braunen Wildlederschuhen von Camel rauche ich noch eine Zigarette. Ein Frühstück wäre jetzt echt nicht schlecht. Ein Kaffee und ein paar frische Brötchen. Oder vielleicht Toast. Egal. Irgendwas.
Ein Gedanke geht mir durch den Kopf, ´Gott, was, zum Teufel, mach`ich eigentlich hier?`, aber schon ist er wieder weg und ich greife meinen Musterkoffer und gehe zur Tür. Ich muss heute noch meinen Zug erwischen.

 

Hallo, Groper, danke für deine schnelle Kritik...

besonders peinlich: welcher "gast" überbrückt schon in einer absteige wie der den zähler, um stromkosten zu sparen?
Er überbrückt nicht den Stromzähler, sondern den Stromkreislauf des Fernsehers, so dass er für den Fernseher keine Gebühren an das Hotel zahlen muß...(glaub mir, in manchen Hotels funktioniert das :D )

fünfzig öre für die ganze nacht, inklusive zimmer, ist nicht...
Naja, das Zimmer war ja nicht inclusive. Und die Prostituierte war halt genau so billig wie das Zimmer :shy:

nutten bezahlt man immer vor dem fick, nicht danach...
Du hast so recht...warum ist mir das bis jetzt noch nicht aufgefallen? Und keinem anderen? Oh man, das ist wirklich ein gravierender Fehler, hast Du vollkommen recht... :bonk:

 

Groper hat geschrieben:

deine geschichte spielt fernsehtechnisch und in bezug auf die sprung- und hotelgebühren also in den frühen 50ern des vorigen jahrhunderts
Also zu den Sprunggebühren kann ich leider nichts genaues sagen, aber ich denke mal schon, dass man irgendwo bei irgendwem diese Leistung zu dem Kurs bekommen kann. Über den Preis des Hotels hab ich ja nichts erwähnt, halt nur, dass es billig ist.
Was die Fernsehtechnik angeht: Ich kann dir mindestens ein Hotel in Spanien nennen, wo Du genau auf die von mir beschriebene Weise praktisch schwarz fernsehen kannst, also ohne irgendwelche Gebühren für das Benutzen des Fernsehers zu berappen. Und das Hotel war an und für sich kein schlechtes.

gibts heutzutage überhaupt noch vertreter, die sich und ihre musterköfferchen mit der db sepdieren?
Ja, ich hab vor ein paar Wochen einen kennengelernt, lustigerweise lange, nachdem ich die Geschichte geschrieben habe.

@ Marius Manis:

Auch Dir herzlichen Dank für deine im Grunde doch ganz gute Kritik (hab sie auf jeden Fall mal so interpretiert :D ).

Zu deinen Kritikpunkten:

Folgender Satzpart warf Fragen auf: "...die roten Äderchen, die sich unter ihrem Gesicht abzeichnen..."
Eigentlich waren die Äderchen unter der Haut gemeint. Muß ich vieleicht noch mal überarbeiten.

Was mir nicht gefallen hat, ist das productplacement
Ich wollte damit eigentlich die Oberflächlichkeit seines Lebens darstellen, allerdings bist Du nicht der erste, der mir das sagt. Scheint nicht ganz so gut hingehauen zu haben :(

Ich habe der Geschichte ganz bewußt keine Pointe gegeben, eben weil sie die Sinnlosigkeit, die Tristesse aufzeigen sollte. Alles ist immer gleich, es gibt keine besonderen Höhepunkte.

 

Hallo Nimrod
Herzlich Willkommen auf Kg.de

Deine Geschichte hat mir gut gefallen. Du hast eine schöne Art Details zu beschreiben und die Sprache passt zum Plot. Es sind sogar einige Stellen zum Schmunzeln drin.

Nun mal zum Text:

Der fadenscheinige Vorhang vor dem Fenster hält das Licht nicht wirklich draußen,
fadenscheinig: bedeutet sinngemäß eigentlich leicht zu durchschauen, deshalb hier unpassend.
Als sie den Eindruck auf mich erweckt, im Aufwachen begriffen zu sein, greife ich zum Nachttisch, schüttle eine Davidoff aus ihrer Packung, zünde sie an und sehe dem Rauch zu, der von dem sich träge drehendem Deckenventilator im Raum verteilt wird.
Dieser Satz ist vieeeeeel zu lang und total umständlich - kürzen und vereinfachen.
Anschließend schlüpfe ich in meine Feinripp-Schiesser
Also die Stelle war echt gut.
Ich geh ins Bad, pinkeln, rasieren, Zähne putzen, das allmorgendliche Ritual.
Er war doch schon im Bad. Wieso hat er das denn nicht beim ersten Mal gemacht?
Inzwischen bin ich trocken,
:confused: Vom Rasieren und Zähneputzen, wird man doch nicht nass. Wenigstens nicht so, dass man mit dem Anziehen warten muss.

Mehr habe ich nicht zu mäkeln.

Guter Einstieg :thumbsup:
Liebe Grüße Phoenix26

 

Hallo, Phoenix. Dank dir für deine Kritik. Freut mich, dass sie dir gefallen hat.

Nun zu deinen Kritikpunkten...

Der fadenscheinige Vorhang vor dem Fenster hält das Licht nicht wirklich draußen,
fadenscheinig: bedeutet sinngemäß eigentlich leicht zu durchschauen, deshalb hier unpassend.
Fadenscheinig bedeutet ja auch soviel wie abgenutzt, durchsichtig. Ist also schon so gewollt.
Als sie den Eindruck auf mich erweckt, im Aufwachen begriffen zu sein, greife ich zum Nachttisch, schüttle eine Davidoff aus ihrer Packung, zünde sie an und sehe dem Rauch zu, der von dem sich träge drehendem Deckenventilator im Raum verteilt wird.
Dieser Satz ist vieeeeeel zu lang und total umständlich - kürzen und vereinfachen.
Normalerweise hab ich schon eine Vorliebe für lange Sätze, aber ich muß Dir recht geben, in diesem Fall ist er unnötig...

Anschließend schlüpfe ich in meine Feinripp-Schiesser

Also die Stelle war echt gut.
Danke :D

Ich geh ins Bad, pinkeln, rasieren, Zähne putzen, das allmorgendliche Ritual.
Er war doch schon im Bad. Wieso hat er das denn nicht beim ersten Mal gemacht?
Naja, er hatte halt noch durst und wollte noch eine rauchen :hmm:
Ne, ernsthaft, vieleicht nicht ganz praktisch, aber ich finde, trotzdem irgendwo nachzuvollziehen...
Zitat:
Inzwischen bin ich trocken,
:confused: Vom Rasieren und Zähneputzen, wird man doch nicht nass. Wenigstens nicht so, dass man mit dem Anziehen warten muss.
Oh man, da war ich gedanklich wohl noch beim duschen... :bonk: danke, bist der erste, dem das aufgefallen ist...

Eigentlich wollte ich die Geschichte so belassen, wie sie ist, immerhin ist sie mein Baby, die erste Geschichte, die ich geschrieben habe. Und im Internet zur Show gestellt. Aber je mehr ich darüber nachdenke (und je mehr ihr mir meine Fehler aufeigt ;) ) desto mehr gelange ich zu der Überzeugung, wenn ich sie nochmal irgendwo reinstelle muß ich sie vorher nochmal überarbeiten...

 

Oh man, da war ich gedanklich wohl noch beim duschen... :bonk: danke, bist der erste, dem das aufgefallen ist...
die Erste :D ich bin weiblich
Eigentlich wollte ich die Geschichte so belassen, wie sie ist, immerhin ist sie mein Baby, die erste Geschichte, die ich geschrieben habe. Und im Internet zur Show gestellt. Aber je mehr ich darüber nachdenke (und je mehr ihr mir meine Fehler aufeigt ;) ) desto mehr gelange ich zu der Überzeugung, wenn ich sie nochmal irgendwo reinstelle muß ich sie vorher nochmal überarbeiten...[/
Keine schlechte Idee. Und wenn dich das tröstet, mit meiner ersten Kg ging es mir hier ähnlich, :Pfeif: bin gerade noch am überarbeiten. Mal sehen was dann rauskommt. :cool:

Lg Phoenix26

 

Hallo Nimrod,

eine nette kleine Geschichte und eigentlich ein guter Einstand hier auf kg.de. Du hast ja schon einige mehr oder weniger brauchbare ;) Kritiken erhalten, von daher hab ich nicht mehr allzuviel zu sagen. In der Tat ist es so, dass man am Ende deiner kg das Gefühl hat, dass da noch was kommen sollte. Sie lässt den Leser ein wenig unbefriedigt zurück, denn eigentlich baust du mit dem Kontrast des "Versifften" und den eigentlich teuren Klamotten ein schönes Stimmungsbild auf, das Hinweise auf eine eventuelle Geschichte deines Prots streut. Aber genau an diesem Punkt, an dem es eigentlich interessant wird, hörst du auf. Dein Stil ist gut, er passt zum Thema, deshalb würde ich dir den Rat geben diesen Text auszubauen. Erzähl uns noch etwas über deinen Prot, lass ihn was erleben!

Zwei Kleinigkeiten noch:

Als sie den Eindruck auf mich erweckt, im Aufwachen begriffen zu sein, greife ich zum Nachttisch, schüttle eine Davidoff aus ihrer Packung, zünde sie an und sehe dem Rauch zu, der von dem sich träge drehendem Deckenventilator im Raum verteilt wird.
- im Aufwachen begriffen zu sein klingt unschön, das kann man bestimmt runder formulieren. Zudem hatte dein Prot doch eben noch Probleme damit, zur Flasche zu greifen, jetzt holt er die Zigaretten einfach so, wenn man bedenkt, dass sie wahrscheinlich auf dem anderen Nachttsich liegen, da es ihre sind.

Einen lieben Gruß...
morti

 

Die ganze Story ist ein wenig verwaschen. Es wurde ja schon viel dazu gesagt; du müsstest erstens ein wenig an dem Inhalt arbeiten, grundsätzlich ist die Idee zwar nicht schlecht, hat aber einige Fehler und es fehlt so ein wenig ein Höhepunkt oder eine bedeutende Handlung. Nun kann man sagen, so ist das Leben dieses Menschen nun mal, aber darauf kann man entgegnen, das der Mensch dann uninteressant ist oder das man einen anderen Ausschnitt aus dem Leben dieses Menschen beschreiben sollte. Tristesse sicherlich, aber die lässt sich auch interessanter darstellen. Weiterhin finde ich den ersten Satz der Prostituierten am Morgen danach, wobei es ja schon merkwürdig ist,das sie sogar die Nacht im selben Bett schlafen, sehr klischeehaft finde. Danach die Tatsache das er im Fernsehen langweilige Sachen schaut. Ich mein, das im Fernsehen nur scheiße kommt, weiß ich auch. Man kann das auch schreiben aber das sollte nur zum Stimmungbau dienen und nicht die primäre Handlung sein. Danach kommt nicht viel, außer die angedeuteten Gedanken,das er unzufrieden mit seinem Leben ist. Insgesammt finde ich, das es wie schon gesagt an irgendeiner entscheidenden Handlung mangelt. Lass die Personen mehr aggieren und miteinander sprechen, etwas tun. Meistens muss man sich noch nicht einmal eine Botschaft überlegen und daraufhin versuchen eine große Geschichte zu schreiben, sondern einfach nur beobachten, was interessantes im eigenen Umfeld passiert und dies erzählen.

Liebe Grüße
DER TOD :D

 

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