Ein Abend
Ein Abend
Klatsch! Der Schlag saß. Der Schmerz war wie viele kleine Nadeln, die in Ninas Wange schossen. Jetzt brannte es auch in ihren Augen, wie Feuer das langsam hochlodert, aber das war nicht die Hand ihres Vaters, sondern ihre Tränen die in ihre Augen schossen, wie in einem Wildwasserkanal in dem das Wasser strömt. Doch Nina baute einen Damm der das Wasser aufhielt, ließ den salzigen Wassermassen keinen Durchgang. Sie biss sich hart auf die Zunge um den Damm zu verstärken.
Es hatte wieder einmal ganz unglücklich angefangen. Ein kleines Handgemenge zwischen Nina und ihrer kleinen Schwester. Die Nudeln die Nina gekocht hatte und auf die sie sich schon den ganzen Tag lang gefreut hatte, reichten nur für einen. Nina spürte schon nur wenn die daran dachte, das aufschäumende Gefühl der Ungerechtigkeit in sich. Sie hatte sie gekocht, die Soße auch, sie hatte sich den ganzen Tag sich darauf gefreut, am Abend die langersehnten Nudeln mit ihrer Lieblingstomatensoße und einem Klecks Butter zu essen und außerdem SIE war es ja die gekocht hatte. Für sich! Und nicht für ihre kleine Schwester, die ja schließlich schon gegessen hatte. Nichts Böses hatte sie sich gedacht. Doch dann kam der bedrohliche Riese, der ihr Vater war, hinzu und Nina wusste schon, dass dies nicht gut enden konnte. Bevor er gekommen war, war Nina dabei die Situation zu retten und ihre Schwester davon zu überzeugen, dass Nina wirklich hunger hatte und sie etwas anderes essen konnte, aber dann kam ihr Vater und... Alles war zu spät. Wie auf Knopfdruck fing ihre Schwester an ein herzzerreisendes Weinen zu starten das sich in Ninas Ohren nur wie falsches Gejaule anhörte. Aber ihr Vater sah nur, dass seine kleine Prinzessin unglücklich war und das, wegen so einer pubertären, arroganten, egoistischen Göre wie Nina es war. In den Augen ihres Vaters. Er wollte eingreifen, Nina zog die Schüssel mit den Nudeln zurück und traf das kleine Fräulein Schwester am Kopf und sie startete prompt ein täuschend echtes Gebrüll.
Als ihr Vater auf sie zukam, wusste Nina schon was kam. Sie wusste, dass sie jetzt schon die Luft anhalten musste um nicht gleich zu weinen. Meter um Meter kam er ihr näher. Zentimeter um Zentimeter, Millimeter um Millimeter. Wie eine Gewitterwolke oder eine Riesenwelle oder ein schwerer, großer Stein. Nichts konnte ihn aufhalten. Die Kraft in ihm wartet nur darauf sich zu entladen, auf Ninas rosiger Wange. Nina sah die sich hebende Hand, hörte den Knall wie eine Peitsche und spürte die vielen Nadeln piksen und stechen. Klatsch!