Mitglied
- Beitritt
- 21.02.2005
- Beiträge
- 54
Ein Anfang
„Hier nimm’, das wird dir helfen, dich zu beruhigen!“ Paul griff nach dem Joint, den Nick ihm glücklich lächelnd vor die Nase hielt, nahm einen tiefen Zug, inhalierte und unterdrückte ein Husten . Er blies seinem Nachbar mit einem gewollt dankbaren Gesichtsausdruck den Rauch ins Gesicht. „Ja, das hilft wirklich, danke!“ Mark, der vorne am Lenkrad saß, quittierte diese Äußerung mit einem hysterischen Lachen, in das Nick nach kurzer Zeit einfiel. Die Situationskomik brauchte ihre Zeit, bis sie zu seinem von Marihuana benebelten Gehirn durchgedrungen war. Sie waren alle gut drauf, hatten sich schon früh am Abend getroffen und literweise Bier getrunken. Sie wollten gemeinsam das Ereignis feiern, das die beiden besten Freunde Pauls für ihn als Geburtstagsgeschenk auserkoren hatten: heute war der Tag, an dem er endlich seine Unschuld verlieren sollte!
Wie immer, wenn seine Klassenkameraden etwas ausgeheckt hatten, war Paul damit einverstanden . Er war stolz darauf, mit den beiden berüchtigtsten Weiberhelden des Dorfes befreundet zu sein. Sie waren schon zwei Jahre älter und er betrachtete es als außergewöhnliches Privileg, mit ihnen um die Blocks ziehen zu dürfen. Seine Eltern sahen dies aus naheliegenden Gründen nicht so gerne. Zum Teufel mit seinen Eltern! Sie waren mit Sicherheit die spießigsten Einwohner des 3000-Seelen-Dorfes, in das er heute vor genau 15 Jahren hineingeboren wurde. Wenn es nach ihnen ging, würde er sich nach der Schule jeden Tag in sein Zimmer einschließen und die gesamte Freizeit über seinen Büchern brütend verbringen, denn es sollte ja schließlich mal etwas Besseres aus ihm werden.....
„Hey, was meint ihr, wenn meine Eltern mich jetzt so sehen könnten, in der einen Hand einen Joint, in der anderen ein Bier, dazu noch in einem geklauten Auto auf dem Weg in den angesagtesten Puff der ganzen beschissenen Stadt!?“
Kurz vor Mitternacht hatte Mark mit seinen Kumpels den großen Innenhof des Sauna-Club 2000 erreicht. Er fand einen Parkplatz direkt vor dem Haupteingang und stellte den Motor ab. Grinsend drehte er sich zu Paul um und zog einen in ein Tuch gehüllten Gegenstand von etwa 30 Zentimeter Länge aus der Innentasche seiner Lederjacke.
„Happy Birthday, Paul! Hier unser gemeinsames Geschenk für dich, wirst du gleich gut gebrauchen können!” . Nick prustete den Schluck Bier, den er eben im Begriff war unterzuschlucken, auf den Boden des Wagens und ließ ein ordinäres Lachen erschallen.
Paul nahm das Präsent entgegen und hielt es unausgepackt in der Hand. Er wusste, was sich darin befand, schließlich hatten ihn seine beiden Freunde schon wochenlang mit seiner Unwissenheit aufgezogen. Sie hatten ihm detailreich ausgemalt, mit welcher Art Spielzeug er die käuflichen Mädchen in den Zimmern würde verwöhnen müssen, um das Ganze ein unvergessliches Vergnügen für ihn werden zu lassen. Nick bemerkte den nachdenklichen Ausdruck im Gesicht des Freundes und hatte das Bedürfnis, ihm ein paar letzte gute Ratschläge für sein erstes Mal mit auf den Weg zu geben: „...sei nicht so aufgeregt, sonst ist der Spaß vorbei, bevor er richtig begonnen hat. Lass dir Zeit und hämmere nicht gleich wild drauf los, wir haben immerhin einen Haufen Kohle dafür hingeblättert, dass es ein ganz besonderes Erlebnis für dich wird.“ Sie stiegen aus dem Fahrzeug und Paul brachte seine Dankbarkeit für die Mühe, die sich die Freunde für sein Geschenk gemacht hatten, zum Ausdruck - er umarmte sie herzlich. Das letzte, das er hörte, bevor er die große Holztür hinter sich zufallen ließ, war Marks Stimme: „Denk’ dran, das Mädchen heißt Natascha, vorletzte Tür auf der linken Seite. Wir warten hier am Auto auf dich!“
Die ersten zehn Minuten, nachdem Paul das Bordell betreten hatte, sprachen die beiden Wartenden kein Wort. Still tranken sie ihr Bier und rauchten einen weiteren Joint. Endlich brach Nick das unerträglich gewordene Schweigen: „Meinst du er bringt es? Vielleicht kommt er zurück, ohne es gemacht zu haben....!?“
„Nein, das wird er nicht tun!“. Mark drückte die Kippe auf dem Dach des Wagens aus ohne seine Antwort näher zu erklären.
Weitere fünf Minuten später öffnete sich endlich die Tür und Paul trat heraus. Die Augenscheinlichkeit seiner verlorenen Unschuld war beinahe grotesk: Schweiß klebte auf seiner Stirn, frische Blutspritzer färbten seine Kleidung rot und den Hammer hielt er immer noch fest umschlossen in der Hand....