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Ein Fall, der alle Fälle beendet
Ein Fall, der alle Fälle beendet
Es ist wieder einer dieser verdammten Abende, an dem ich mich frage, warum ich diesen Beruf jemals ergriffen habe. Die Straßen Chicagos werden von einem sinnflutartigen Regen übergossen, der Himmel strahlt grau in grau und auf den Straßen kämpfen sich hunderte Menschen ihrem Feierabend entgegen. Mit langen Mänteln und großen Regenschirmen versuchen sie sich gegen das verfluchte Wasser zu wehren, das sich erbarmungslos über sie ergießt, rennen von Dach zu Dach und warten in einem Pub bei einem warmen Bier darauf, dass es endlich aufhört. Und trotz diesem Scheißwetter dreht sich der Deckenventilator in meinem Büro kontinuierlich weiter. Auf der Tür steht in allmählich abblätternder Farbe „Paul McClark – Privatdetektiv“, in der Ecke meines Büros steht ein Kleiderständer mit einem vergilbten Mantel und einem breitkrämpigen Hut. Dahinter faulenzt der verdammte Kater, den ich vor Jahren von der Straße aufgelesen habe. Die Chalousien an den Fenstern sind permanent runtergezogen, so dass ich zwar auf die Staße hinabblicken kann, jedoch keiner ins Innere meines Büros. Aus dem Lautsprecher eines alten Radiokastens dudelt ein Saxophon eine trübselige Melodie, die dieses ganze gottverdammte Szenario viel zu passend unterstreicht.
Mein Leben ist ein einziges Klischee. Damals dachte ich, es sei unglaublich spannend ein Detektiv zu sein, wie in diesen idiotischen Filmen, die vom Leben eines Detektives handelten; unglaublich spannende Fälle, in denen man einen Mord zu klären hat, sein Leben für die Auflösung des Falls riskiert und alle Frauen dieser Welt haben kann. Aber so ist es verdammtnochmal nicht. Ich kann noch nichtmal die fette Vermieterin haben, die mir sowieso täglich auf’s Dach steigt, weil ich die Miete nicht gezahlt habe. Aber ich bekomme eben das Honorar von meinen Klienten gezahlt und habe kein festes Einkommen. Und die einzigen Fälle die ich habe, sind meist Eifersuchtsdramen dümmlicher Ladies, die meinen, ihr Gatte würde mit irgendeiner anderen Schnalle ins Bett steigen.
Oh, ich bin es so satt! Ich habe seit einer Woche keinen Auftrag mehr erhalten, koche mir gerade meine letzte Dose Bohnen, vertreibe die Spinnweben aus meiner Kasse und sehne mich nach einem Auftrag. Diese Langeweile ist tödlich. Den letzten Fall habe ich mittendrin einfach abgebrochen, da ich es leid war, ewig in irgendwelche Schlafzimmerfenster zu glotzen, mich hinter einer Zeitung zu verstecken und zu lauschen oder der unauffällige Liftpassagier zu sein. Ich frage mich, wann die Tante wiederkommt, um Ergebnisse zu sehen; sie wird keine bekommen. Ihr Geld wird sie zurück verlangen, das ich ihr nicht geben kann, da ich es nicht mehr habe.
Der Aschenbecher vor meinen Füßen quillt schon seit Stunden über. Überall auf meinem Schreibteisch liegen Asche, Stümmel, Filter und Zigarettentabak. Mein Büro ist ein einziger Dreck. Ordnung gibt es nicht. Dort unsortierte Akten, hier eine Verpackung irgendeines Chinafraßes, den ich mir gegönnt habe. Gott, wie mich das alles ankotzt.
Das Telefon klingelt.
„Wenn das schon wieder eines dieser hysterischen Weiber ist Bob“, sage ich zu dem Kater in der Ecke, „hänge ich diesen verdammten Beruf an den Nagel, das schwöre ich dir!“ Mit einem Blick aus seinen faulen Augen gibt er mir zu verstehen, dass es ihm total egal ist. Nun ja, was soll ich von einem fetten alten Kater auch schon erwarten? Ich nehme endlich den Hörer ab.
„Paul McClark.“, sage ich mit dumpfer Stimme. Und gleich darauf füge ich hinzu: „Falls ich ihrem Mann hinterherspionieren soll: Vergessen Sie’s!“ und will den Hörer auch schon wieder auflegen. Doch dann geschieht das Wunder:
„Sie wollen wohl scherzen mein Freund! Schwul bin ich meines Zeichens noch nicht.“, antwortet ein tiefer Männerbass.
„Entschuldigen Sie! Ich dachte nur, es sei wieder eines dieser Weiber, das... nun ja, Sie wissen schon.“
„Ich kann es mir denken. Jedoch ist mein Anliegen von weitaus höherer Priorität.“ Die Stimme schlägt von Kumpel- in Geschäftsstimme um. Plötzlich seltsam gespannt ziehe ich meinen Notizblock heran und werfe aus lauter Hektik den Aschenbecher vom Tisch. Bei all dem Chaos rings um mich herum macht das die Sau aber auch nicht mehr fett, und ich ignoriere es.
„Lassen Sie hören.“
„Was ich Ihnen nun sage, ist streng vertraulich. Wenn Sie diese Informationen an Dritte weitergeben werden Sie sich schneller in einem Container am Dock finden, als Ihnen lieb ist. Haben Sie mich verstanden?“
„Klar und deutlich.“ Dieser Fall könnte der sein, auf den ich gewartet habe, seit ich diesen Job begonnen habe. Und trotz dieser Drohung versuche ich lässig zu wirken.
„Nun gut. Ich möchte, dass Sie eine Person für mich aufspüren. Jedoch könnten Sie dabei Gefahr laufen, ihr Leben zu lassen. Sind Sie noch im Geschäft?“
„Ja, Sir.“ Mein Herz spielt Schlagzeug.
„Gut. Der Name der Person, die Sie suchen sollen, lautet „Geronimo“. Es ist ein Pseudonym. Diese Person verkehrt in höchst verruchten Kreisen. Es heißt, dieses Individuum sei im Besitz höchst brisanter Codes, die es ermöglichen sämtliche Bankdaten dieser neumodischen Datensammelstelle, dieses Internets, zu knacken. Wo sich diese Person genau aufhält weiß niemand. Dies herauszufinden ist ihr Job. Das einzige, was man sicher weiß, ist, dass Geronimo zur Zeit in Chicago verkehrt. Die Zeit ist jedoch knapp bemessen. Sollten Sie Erfolg haben, wird ihre Belohnung der Himmel auf Erden sein.“
Hört sich verdammt spannend an. Und gefährlich. Mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass ich es lassen soll, aber diese Sehnsucht nach einem echten Fall in mir, stimmt mich um.
„Verstanden, Sir. Ich nehme den Fall an. Da wären allerdings noch zwei Dinge zu klären.“
„Und diese wären?“
„Zum Einen wäre da eine Vorzahlung und Gefahrenzulage, wie Sie sicher verstehen werden.“
„Natürlich. All das wurde bereits vor Tagen in die Wege geleitet.“
Verblüffend...
„Sie wussten also, dass ich annehmen würde?“
„Allerdings.“ Nach dem Wieso zu fragen erscheint mir etwas zu forsch. Der Fall wird allerdings immer interessanter, obwohl er noch nichtmal wirklich begonnen hat.
„Und dann bräuchte ich noch Ihren Namen.“
„Diesen kann ich Ihnen zur Zeit leider noch nicht mitteilen.“ Was soll das? Will der mich etwa verarschen?
„Sir, unter solchen Bedingungen kann und werde ich nicht arbeiten!“
„Nun, damit habe ich gerechnet. Allerdings habe ich etwas, das Sie umstimmen wird.“ Bevor ich etwas entgegnen kann, sagt er etwas, das mich sofort verstummen lässt. „Begeben Sie sich zur Internationals Bank in der 13. Fragen Sie dort nach dem Inhaber und dem Betrag auf Konto 997-326-2-11. Sie haben zehn Minuten.“ Er legte auf.
Sollte ich das wirklich tun? Einerseits habe ich dieses Gefühl, dass ich da auf übelste Art und Weise verarscht werde, andererseits ist meine Neugier so unglaublich groß, was es wohl mit diesem Konto auf sich hat, dass ich mich so schnell ich kann zur Bank begebe.
Ich schwinge die Türen zur Bank auf. Kurz vor Feierabend. Der Kerl am Schalter ist überrascht noch jemanden zu sehen, bittet mich aber zu sich. Ich warte nicht lange und frage nach dem Konto.
„Ah ja, Sir. Einen Moment bitte.“ Er fuhrwerkte irgendetwas an seinem klobigen Computer. Diese Dinger waren mir sehr suspekt, auch wenn ich ständig damit arbeiten musste. Nun ja.
„Der Inhaber des Kontos 997-326-2-11 heißt Paul McClark. Den Betrag darf ich Ihnen leider nicht nennen, es sei denn, Sie wären der Inhaber.“ Mir bleibt kurz die Luft weg.
„Ich bin in der Tat der Inhaber. Dürfte ich nun wohl den Betrag erfahren?“
„Können Sie dies bestätigen, Sir?“ Gott, diese verdammte Nervensäge!
„Hier!“ Ich ziehe meine Brieftasche aus meinem Mantel. „Mein Ausweis! Wollen Sie vielleicht noch meinen Organspendepass, Geburtsurkunde und Führungszeugnis sehen?!“
„Der Herr möge entschuldigen, aber ich bin verpflichtet, nach Ihrem Ausweis zu fragen.“
„Ja Opa, jetzt sag mir die Summe!“
„Der Betrag beläuft sich auf 20.000 Dollar.“
Ich verschlucke mich an meiner Zunge. Das kann doch nicht die Möglichkeit sein. Das ist es! Der Fall, auf den ich immer gewartet habe. Verblüfft und immernoch sprachlos verlasse ich die Bank. Gerade als ich die Straße überqueren will, klingelt ein Münztelefon. Ein unbestimmtes Gefühl sagt mir, dass dieser Anruf für mich ist. Ich schnaufe durch und hebe ab.
„Sind Sie nun dabei?“
„Ja, Sir, das bin ich. Ich werde mich unverzüglich an die Arbeit machen!“
„Sehr schön. Ach übrigens: Schicker Hut.“ Wieder legt er auf.
Ich hänge ebenfalls auf. Woher weiß er, wie mein Hut aussieht?
Doch eigentlich ist mir diese Frage egal. Mich interessiert einzig dieser Geronimo. Je schneller ich ihn finden würde, umso schneller wäre mein Konto schwerer.
Ich rufe mir ein Taxi, lasse mich zu meinem Büro bringen und mache mich an die Arbeit. Jedoch halte ich es für angebracht für diesen Fall Ordnung in mein Büro zu bringen. Ich werfe also den ganzen Müll die Feuerleiter herunter in einen Müllcontainer und zünde mir eine Zigarette an. Ich weiß schon ganz genau, wo ich anfangen werde zu suchen: In den lokalen Internet-Hackerkreisen. Es ist zwar das erste Mal, aber durch Glück habe ich bei einem vergangenen Fall die wichtigsten Adressen, Chatrooms und Kniffe erhascht, um dort unauffällig herumzuschnüffeln. Während der Computer startet, streichle ich dem alten Bob über das Fell und kraule ihm den Nacken. „Das ist das, auf was wir schon seit Jahren gewartet haben, alter Bob! Mit etwas Glück sind wir bald reich und ich der beste Detektiv Chicagos.“ Die Euphorie kommt zwar etwas früh, aber wenn man so lange nicht mehr in Euphorie geschwelgt hat, ist es nichts Verkehrtes.
Es wird allmählich wieder hell und meine Augen sind so verdammt schwer, als hätte man Blei daran festgebunden. Ich wollte es schon fast aufgeben, als ich in einem der unzähligen Chatrooms dann endlich einen heißen Tipp bekommen habe. Ich soll zu einem der verlassenen Häuser in der Baker Street kommen, dort sei jemand, der mir Informationen geben könnte. Die Uhrzeit ist auf 14:00 Uhr festgelegt worden, was mir die Chance gibt noch etwas zu schlafen.
Drei Stunden später kann ich nicht mehr schlafen, die Neugier und Nervosität treiben mich schon eine Stunde zu früh auf die Straßen.
Ich mache es mir in einem Straßencafé mit Zeitung und Kaffee gemütlich. Ein Blick auf die Uhr: 13:17. Ich habe also noch jede Menge Zeit. Meine U-Bahn kommt erst in 26 Minuten.
Ich überfliege die Schlagzeilen. Nichts Interessantes. Hier ein Bandenmord, dort der neueste Klatsch. Wen interessiert dieser Scheiß? Bei einem kleinen Randartikel bleibt meine Aufmerksamkeit jedoch hängen.
Hacker verursacht Datenchaos in lokalen Banken.
Alles weitere ist unwichtig. Schadenshöhe in Dollar und so ein irrelevanter Dreck werden erwähnt.
War das etwa Geronimo? Oder einfach nur Zufall? Nein, das konnte unmöglich sein. Ich kann es nicht mehr erwarten, und gehe schon viel zu früh zur U-Bahn. Kann dieser verdammte Zug sich nicht etwas beeilen?
13:59 Uhr. Ich bin pünktlich. Das Haus vor mir ist eine einzige Ruine. Warum wurde gerade so ein Ort ausgewählt? Nun ja, ich habe ja keine Wahl.
Es ist stockduster in dieser Bude. Der Staub unter meinen Füßen erstickt die Geräusche meiner Schritte und wirbelt in Wolken herum. Ich wühle aus den Untiefen einer meiner Taschen mein Zippo hervor und versuche damit, die Dunkeltheit zu vertreiben. Es sieht so aus, als sei hier seit Jahren niemand mehr gewesen. Überall nur Dreck, Staub und Schutt. Das reinste Elend; eine Wüste früheren Wohlstands. Doch auf einer der Treppen sehe ich Fußspuren. Sie sind noch jung, allerdings mindestens drei Tage alt. Ich steige die Treppen hinauf. Oben dringt Licht aus einem Zimmer. Kurz entschlossen gehe ich darauf zu, betrete es und reiße vor Schock die Augen auf. Vor mir kniet eine Gestalt. Überall Blut, auf dem Boden, dem alten Bett in der Ecke, der Decke und der Wand.
„Ach du heilige Scheiße!“, entwischt es mir. Der Irre scheint mich bemerkt zu haben und beginnt verrückt zu kichern und zu lachen.
„Ha ha ha! Ha! Ha ha ha! Ha ha! Na? Was treibt dich her? Suchst du wen? Suchst du IHN? Hä? Hahahaha!“
Ich muss schlucken. Der Kerl hat wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Erst jetzt fallen mir die Wunden an seinem Körper auf. Daher also das viele Blut. Aber das ist nicht der Grund meines Kommens.
„Sagt dir der Name Geronimo etwas?“
„Geronimo? GERONIMO? HAHAHA! Vergiss Geronimo! Er ist ein Geist, er existiert nicht! Wahahaha!“
„Woher willst du das wissen?“
„Ich? Ich weiß gar nichts!“ Der Kerl macht auf mich mehr und mehr den Eindruck eines Vollidioten.
„Aber der Name sagt dir was. Weißt du, wo er sich aufhält?“
„Geronimo ist überall und nirgendwo! Suche nach dem blinden Tiger! Dem blinden Tiger! Wahahahahaha!“
Ich habe keine Lust mir diesen gestörten Geistesvegetarier weiter zu geben und verschwinde. Auf dem ganzen Weg nach draußen schreit er unentwegt:
„Such nach dem blinden Tiger! Hörst du? Der blinde Tiger! Finde ihn!“
Ich sitze wieder in meinem Büro. Der Deckenventilator dreht sich weiter, aus dem Radio dudelt Musik und ich grübele, was es mit diesem blinden Tiger auf sich hat. Auch wenn dieser Kerl total durchgeknallt ist, ist dies doch mein einziger Anhaltspunkt. Bob schwänzelt um meine Beine, draußen hupen sich Autos an und ich bin den nächsten Kopfschmerzen schon den halben Weg entgegengelaufen. Der blinde Tiger... was hat das zu bedeuten? Ich habe nicht den geringsten Schimmer.
Ich betrete die Straße und steuere den nächsten Laden an. Meine Zigaretten sind alle und ohne Nikotin kann ich unmöglich arbeiten. Ich gehe in den stickigen Laden und verlange eine Packung Red Apples mit Filter. Während der Greis hinter der Theke die Kippen sucht, sehe ich etwas im Fernsehen, was mich den Mund nicht mehr schließen lässt:
Eine Live-Reportage über einen neuen Luxusliner, der heute die Jungfernfahrt vom Hafen Chicago aus anlaufen sollte. Doch all das ist scheißegal, allein der Name der Yacht zählt: Blind Tiger. Ich kann es nicht fassen. Die Auslaufzeit war exakt 0:00 Uhr. Nun war es 23:29 Uhr. Ich musste so schnell wie möglich zum Hafen. Alles andere war völlig unwichtig. Ich schnappe mir die Kippen, zünde mir unwirsch eine an und stürze zum nächsten Taxi.
Um 23:48 Uhr stehe ich am Dock. Hier sind einfach viel zu viele Menschen, um sich einen besonders auffälligen heraussuchen zu können. Nervös und fast panisch laufe ich am Steg entlang. Dort wieder eine dieser zufällig wirkenden Botschaften: Einige Kartoffelsäcke liegen übereinander und bilden mit den nicht verdeckten Buchstaben ihres Aufdrucks Geronimo. Darunter liegt eine Metallkiste, auf der groß „BUG“ aufgedruckt ist. Ich fackele nicht lange und schleiche mich unter dem Vorwand meinen Sohn zu suchen auf das Schiff und hetze zum Bug. Und ganz vorne, wo jetzt noch niemand ist, an der Spitze des Schiffes, steht ein Mann. Außerordentlich gut gekleidet, ein Armanianzug im typischen Schwarz verträgt sich nur zu gut mit dem schwarzen Hut, der meinem auffallend ähnlich ist. In der Hand eine Aktentasche. Zielsicher schreite ich auf die Person zu und rede sie an.
„Sie sind Geronimo. Richtig?“ Die Person wendet sich um.
„Ja, das ist richtig. Sie haben mich also tatsächlich gefunden.“
„Ja das habe ich. Aber – woher wussten Sie, dass ich Sie suche?“
„Nun, ich erteilte Ihnen den Auftrag dazu.“ Mein Mund steht weit offen.
„Sie waren das? Aber warum? Wieso?“
„Ich beobachte Sie schon eine ganze Zeit, Mr. McClark. Ihre Fähigkeiten werden einfach nicht gewürdigt. Die Jobs, die Sie annehmen mussten, waren eine Beleidigung für Sie. Jedoch haben Sie zu Beginn ihrer Karriere einige Fälle spielerisch gelöst, an denen so manch anderer verzweifelt ist. Der Höhepunkt ist nun natürlich dieser Fall.“
„Und nur weil Sie dachten, ich wäre unterfordert, haben Sie mich engagiert?“
„Nun, das zum Einen. Aber zum Anderen wollte ich sehen, wie sicher mein Pseudonym noch ist. Sie haben in gerade mal zwei Tagen diesen Fall gelöst. Das erschreckt mich. Wissen Sie, es waren schon so viele Detektive, Polizisten und Kommissare hinter mir her, dass allmählich zu viele Informationen über mich bekannt wurden. Durch einen zufall hatte ich davon Wind bekommen, dass die Polizei und das FBI mit dem Gedanken spielten, einen Privatdetektiv, den besten seines Zeichens, die Sache anzuvertrauen. Und egal welcher Informant zu mir kam, jedesmal fiel Ihr Name unter den ersten Dreien. Ich musste sehen, ob Sie wirklich so gut sind. Und Sie sind es. Ob Ihrer Recherche und den vielen Informationen die etliche Ermittler im Laufe der Jahre über mich zusammengetragen konnten Sie mich finden.“
„Das mag alles sein. Aber da war so ein armer Irrer, der von Ihrem Aufenthaltsort wusste. Wie konnte er das?“
„Oh. Das muss einer meiner Informanten gewesen sein. Ich registrierte, dass er wohl einer Doppelmoral verfallen war. Seine Gier nach Geld ließ ihn Loyalität vergessen. Er gab nicht nur mir Informationen über meine Verfolger, er gab auch meinen Verfolgern Informationen über mich. Als ich ihn also das nächste mal persönlich traf, habe ich ihm eine etwas... „unschmeichelhafte“ Substanz injiziert. Eigentlich hätte ihn diese töten sollen. Scheinbar war sie aber zu schwach dosiert. Nun ja, das gab Ihnen natürlich einen ungeplanten Vorteil.“
„Und was haben Sie nun mit mir vor? Was ist meine Belohnung?“
„Eines verspreche ich Ihnen: Sie werden nie mehr irgendwelchen Ehemännern hinterherstellen müssen. Drehen Sie sich bitte um und betrachten Sie den Himmel.“ Ich tue es einfach, viel zu gespannt, was da wohl sein mag.
„Und nun?“
„Ich sagte Ihnen, Ihre Belohnung würde der Himmel sein.“ Plötzlich ein gedämpfter Knall und ein alles einnehmnder Schmerz erfüllte mich.
„Es tut mir leid, aber Sie wussten zu viel. Es war mir eine Ehre.“ Er setzt mich gegen die Rehling, zündet mir eine Zigarette an und gibt mir die Hand, ehe er geht.
Ein Fall, der alle Fälle beendet. Das war es, was ich mir immer gewünscht hatte.