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Ein Fingerbruch mit Todesfolge

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10.08.2003
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Ein Fingerbruch mit Todesfolge

Es ist halb acht, bald wird es Zeit, der Spiegel rückt in den Blickpunkt, ein amüsanter, witziger und erzählenswerter Freitagabend steht bevor.
Gerade in dem Moment, als Becki sich zufrieden mit dem Spiegel zeigt, klingelt ihr Handy.
Sie nimmt es und beginnt zu lesen.
Miras Eltern haben gestritten, sie bekommt das Auto nicht. Verärgert wirft Becki die schlechte Nachricht auf die Couch und beginnt zu überlegen. Das war gerade Plan C, wie konnte der auch noch schief gehen? Nach den Absagen von Tina und Bibi, jetzt auch noch das.
Soll sie den Abend etwa daheim verbringen? Schließlich liegen auf ihrem Bett die ausgewählten Klamotten schon bereit. Sie nimmt ihr Handy und ruft bei Plan D, Karina an, doch die zieht einen gemütlichen Pärchenabend vor.
Sehr freundlich, nachdem mit Erik erst seit drei, vier Wochen Schluss ist.
Den Durst von der ganzen Aufregung versucht sie mit einem Glas Milch zu löschen, wenn sie nur daran denkt, dass sie inzwischen bei einem leckeren, gehaltvollen Cocktail sitzen könnte.
Voller Verzweiflung geht sie zum Zimmer ihrer kleinen Schwester und klopft.
„Herein. Was machst du denn noch hier? Wolltest du nicht ins Deos?“ Wortkarg wie immer …
Ein Seufzen unterdrückend, überwindet sich Becki dann doch: „Ich dachte du hättest Lust, ins Kino zu gehen, aber wenn du mich mich loshaben willst…“ Ironie unter Schwestern ist etwas Wunderbares.
„Klar du kannst gern mit. Die Mama fährt mich nachher zu Tobi, dort warten dann schon Maike und Michi, deren Vater bringt uns dann…
Die Tür erspart ihr die restlichen Ausführungen, Ironie unter Schwestern…
In ihrem Bett liegend, sucht Becki krampfhaft nach einer Lösung, aber weder alleine gehen noch Erik anrufen, scheinen ihr brauchbare Alternativen. Je weiter und fantasiereicher ihre Überlegungen ausarten, umso näher rückt die Fernbedienung.

Beim Frühstück am nächsten Morgen muss sie sich dann auch noch anhören, wie toll es im Kino gewesen sei und wie lässig es erst danach war. Die eigentliche Schmackhaftigkeit von Beckis Cerealien nimmt proportional zur Länge der Beschreibung des schwesterlichen Abends ab.
Wie lange ist es eigentlich her, dass sie an einem Samstag mit ihrer Familie gemeinsam gefrühstückt hat? Und das auch noch um neun Uhr!
In ihrem Zimmer angekommen stürzt sie sich erst mal in ihre Hausaufgaben, einerseits um sich abzulenken und andererseits um morgen in Ruhe ausschlafen zu können, nach einer hoffentlich anstrengenderen, als der gestrigen Nacht.
Nach dem ebenfalls nervtötenden Mittagessen schaut Becki ihre Lieblingssendungen, welche deutlich besser Ablenkung bieten, als der morgendliche Schulmist. Nachdem die Sendungen vorbei sind, hört Becki im Wohnzimmer das Telefon klingeln und als wenig später Schritte im Flur hörbar werden, wird bei ihr erstes Kopfweh spürbar.
„Hallo?“ Wie erwartet ist Tina am anderen Ende der Leitung.
„Deine Tage?“, Beckis Befürchtung wird Realität.
„So schlimm?“ Beckis Befürchtung ist Realität.
Nachdem sich die beiden nach der Hiobsbotschaft noch über den jeweils unspektakulären Mittag unterhalten haben, ruft Becki sofort bei Bibi an, doch die hatte einen Riesenkrach mit ihrer Mutter und als Konsequenz daraus Ausgangssperre.
Als auch das Gespräch mit Mira nicht die erhoffte abendfüllende Wirkung hat, da ihre Eltern noch immer zerstritten sind, macht sich das ursprünglich leichte Stechen in ihrem Kopf breiter und breiter, gibt sogar seine anfängliche Schüchternheit auf.
Etwas gereizt nimmt Becki es dann auf, dass Karina ihren Pärchenabend zu einem Pärchenwochenende ausgeweitet hat.
Sie legt auf und irgendwie ist ihr, als hätte sie eben ein Déjà-vu. Diesem entgegenwirkend geht sie nicht zu ihrer Schwester, sondern zu ihren Eltern, um dort den kaum erfolgsversprechenden Wunsch um das Auto zu äußern.
Keine fünf Minuten und ein sinnloses Gezeter später liegt Becki erneut in ihrem Bett, was ist nur mit diesem Wochenende los, fragt sie sich, während sich die Aspirintablette aufzulösen beginnt. Wie verhext, schimpft sie innerlich, die hoffentlich den Schmerz lindernde Flüssigkeit herabspülend.
Auf die Wirkung wartend, hat sie plötzlich das Telefon in der Hand und noch plötzlicher erscheint Eriks Name auf dem Display, sie ruft an, es klingelt.
Einmal, zweimal, dreimal und aufgelegt. Zu groß die Schmach. Natürlich wollten sie Freunde bleiben, aber das war doch nur eine Floskel.
Einmal, zweimal, dreimal, viermal, wieder aufgelegt.
EINE FLOSKEL!
Zur Sicherheit wirft sie das Telefon weg, was hätte sie da beinahe angerichtet? Beruhigend nimmt sie zur Kenntnis, dass die Batterien herausgefallen sind, so wird er sie schon nicht zurückrufen.
Bevor sie diesen Gedanken weiter ausführen kann, klingelt ihr Handy. Scheiße! Eriks Name erscheint auf dem Display, sie drückt ihn weg macht es aus, da klingelt die Feststation im Wohnzimmer. Ein erneutes Deja-vu und noch immer Kopfschmerzen.
„Becki warum gehst du nicht ran? Du hast das Schnurlose doch bei dir? Komm runter, es ist Erik!“ Schlagartig fällt ihr ein, warum sie damals Schluss gemacht hatte, aber rückblickend neigt man bekanntlich zur Verdrängung…
„Hallo Erik?“, sie strahlt nicht gerade gute Laune aus und doch…
„Ja du tut mir leid ich habe mich da vorhin verwählt…“, sie wird nervös merkt, dass er ihr nicht glaubt.
„Nein des war keine Absicht!“, langsam wird sie aggressiv, aber ist sie nicht selbst Schuld?
„Ich weiß auch nicht, warum du zwei Anrufe angezeigt bekommst! Ich kann jedenfalls nicht länger, ich hab noch was vor heut Abend.“
Aber was denn? Aber WAS??
Kurz nach diesem peinlichen Telefonat, ertappt sie sich bei dem Gedanken, Mira zu fragen, wie es bei ihren Eltern inzwischen aussieht. Scheiße.
Wieder ein Date mit dem Fernseher… Scheiße. Scheiße!
Sie beschließt stattdessen mit Mira zu plaudern, dann sind sie wenigstens nicht alleine alleine.
Diese ist jedoch erst über das Handy zu erreichen, ist sehr kurz angebunden und alles, was Becki danach zu wissen glaubt, ist, dass Mira sich bei einem Versöhnungsessen ihrer Eltern befindet.
Am nächsten Morgen ist sie griesgrämiger als nach einer durchzechten Nacht. Viel schlimmer als zu wenig Schlaf, ist unfreiwillig zu viel Schlaf versehen mit penetranten Kopfschmerzen. Kaum bis gar nichts gefrühstückt geht Becki in ihr Zimmer, einen Mordshass auf die letzten zwei Abende in ihrem Bauch.
Auffällig früher als die Wochen zuvor beginnt sie mit ihrem sonntäglichen Ritual, der minutiösen, eigentlich stolzen Schilderung des vergangenen Wochenendes in ihrem Tagebuch.
Vor lauter Scham ist sie kurz davor, sich etwas auszudenken, als plötzlich ihre beste Freundin Marissa anruft. Die hatte keinen Stress, sie war ja schließlich das ganze Wochenende mit den Leuten vom Handball bei diesem internationalen Turnier auf Achse gewesen.
Als Marissa ahnungslos fragt, wie Beckis Wochenende war, ist die einzige Antwort, die sie erhält, ein dumpfer Aufprall, gleichzusetzen mit dem Ende der Kopfschmerzen am anderen Ende der Leitung.

 
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Hi mein lieber Maniac,

wir hatten ja lange nicht das Vergnügen. :)
Du bleibst bei deinem Thema, das im Grunde in die inzwischen erschaffene Rubrik "Jugend" gehört. Die üblichen Ränkespiele, die Prioritäten von Jugend an einem WE. Und gemessen an deinem Alter könnte man dich da als einen Nestbeschmutzer betrachten, denn ernst nimmst du den Lebenshorizont nicht gerade. Trotzdem habe ich nicht das Gefühl, dass du Becki denunzierst. Die von ihr empfundene Tragik der Einsamkeit wird schon deutlich, auch wenn sie dir an Äußerlichkeiten festmacht.
Allein loszuziehen ist blöd, auch wenn sie ja im Grunde die Chance hätte, im Deos noch Freunde zu treffen, die auch immer dort sind. Aber vielleicht ist die Scham, allein anzukommen auch zu groß.
Das Thema ist etwas weg von mir, nicht wegen meines Alters, sondern weil ich noch nie gern in Diskos gewesen bin. Nicht aus Gegnerschaft, sondern weil ich mich dort einfach nicht wohl fühle. Sprachlich bekommt dem Thema die leise Ironie, auch wenn du sicher keine Glanzpunkte setzt. Zu Beginn hast du gewagt angefangen, in dem du etwas mutiger formuliert hast (Verärgert wirft Becki die schlechte Nachricht auf die Couch). Leider bist du bei solchen Sätzen nicht geblieben.
Ob sich Aspirin für einen Suizid eignet, weiß ich nicht, die Auflösung derselben ist ja der einzige Hinweis, der das plumpsende Geräusch zum Ende derart einleitet. Die Reaktion ist natürlich überspannt, aber ich nehme an, dass war von dir so beabsichtigt, um die Banalität von Beckis Horizont zu verstärken.
Ansonsten ließ es trotz deiner üblichen Schlamperei ;) gut lesen:

Wolltest du nicht ins Deos?", wortkarg wie immer…
netter Name für eine Disko voller Schweißgeruch tanzender Leute. ;); kein Komma nach der wörtlichen Rede, dafür "wortkarg" groß. Nach "immer" ein Leerzeichen vor den Auslassungspunkten. Das gilt für alle Auslassungspunkte.
Ironie unter Schwestern ist etwas wunderbares.
Wunderbares
Die Tür spart ihr die restlichen Ausführungen
erspart. Du sparst Geld, aber du ersparst dir etwas, indem du es vermeiden kannst.
aber weder alleine gehen, noch Erik anrufen, scheinen ihr eine brauchbare Alternative.
Plural: weder das eine noch das andere scheinen ihr brauchbare Alternativen. Sind ja zwei. Und bei weder/noch wird kein Komma gesetzt.
Der eigentlich feine Geschmack von Beckis Cerealien nimmt proportional zur Länge der Beschreibung des schwesterlichen Abends ab, bis sie sich endlich verdrücken kann.
Perspektivwechsel von den Cerealien auf Becki geht so nicht.
Und das auch noch um Neun Uhr!
neun Uhr
stürzt sie sich erstmal in ihre Hausaufgaben
erst mal
nach einer hoffentlich anstrengenderen als der gestrigen Nacht
Komma nach anstrengenderen
Nach dem ebenfalls nervtötenden Mittagessen, schaut Becki ihre Lieblingssendungen
kein Komma nach Mittagessen
schaut Becki ihre Lieblingssendungen, welche eine deutlich bessere Ablenkung bieten
grammatisch: mehrere Sendungen, mehrere Ablenkungen. Das läse sich natürlich blöd, aber den zählenden Artikel würde ich weglassen.
"Hallo?", wie erwartet ist Tina am anderen Ende der Leitung.
kein Komma nach der wörtlichen Rede, dafür "Wie" groß
als hätte sie eben ein Deja-vu.
Déjà-vu
Keine fünf Minuten und ein sinnloses Gezeter später, liegt Becki erneut in ihrem Bett
Kein Komma nach Gezeter
fragt sie sich während sich die Aspirintablette aufzulösen beginnt
dafür eines nach "sich"
Wie verhext, schimpft sie innerlich, die hoffentlich den Schmerz lindernde Flüssigkeit herabspülend.
den grammatischen Bezug zur Schmerztablette hast du längst aufgegeben.
Beruhigend nimmt sie zur Kenntnis, dass die Batterien heraus gefallen sind, so wird er sie schon nicht zurückrufen.
herausgefallen
Erik!", schlagartig fällt ihr ein warum sie damals Schluss gemacht hatte
Erik!" Schlagartig ... ein, warum
Ich weiß auch nicht warum du zwei Anrufe angezeigt bekommst!
nicht, warum
alles was Becki danach zu wissen glaubt ist, dass Becki
alles, was ... glaubt, ist, dass; Becki ist bei dem Versöhnungsessen?
ist die einzige Antwort die sie erhält ein dumpfer Aufprall
Antwort, die sie erhält, ein

Lieben Gruß, sim

 

Hay

danke für deine Kritik augenscheinlich soliden, jedoch nicht berauschenden Stoffes.
Ich bewege mich wenn ich mich längere Zeit nicht im Buchstabengewirr aufgehalten habe, lieber auf sicherem Jugend-gesellschaftlich kritischem Niveau.
Denn was ist leichter, als zu kritisieren?

Was mich zu deiner Kritik bringt sim:;)

Erstmal dickes Dankeschön, erkenntlich zu zeigen versuchend, habe ich das Gros der von dir angesprochenen Fehler in der von dir vorgeschlagenen Weise überarbeitet.
Vielleicht sollte ich mich mit dem Veröffentlichen nicht immer so eilen?

Deine Kritik sagt eigenlich das Wesentliche, nur einen Bezug hast du falsch verknüpft, wenn auch eigentlich fantasiereicher, als ich es jedenfalls meinte.
Der Grund für den dumpfen Aufprall, ist nicht die Tablette, sondern das Kopfweh, vergleichbar mit dem Ende eines zu Hause gebliebenen, endet ihr Leben parallel, der Kopf platzt förmlich, als diese Horrorvision plötzlich Realität wird, und von der angesprochenen Freundin als solche auch noch erkannt wird.

Vg Maniac

 

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