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Ein geringer Preis

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11.07.2008
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Ein geringer Preis

Tony hörte den Lärm aus Axels Kneipe schon von weitem. Gelächter, Musik, Pfiffe und Rufe. Wie immer gings bei Axel hoch her.
Der Schnee fiel in dicken, schweren Flocken. Sauberer, fester und hartnäckiger Schnee. Der konnte noch bis Mitte April liegen bleiben. Nicht so wie dieses wässrige, grauschwarze Matschzeug in den Städten, das die hässlichen Straßen nur noch schmuddeliger machte.
Vor der Wirtschaft blieb Tony kurz stehen und sammelte seine Gedanken. Das würde jetzt kein Vergnügen werden.
Er sah sich um. Auf dem kleinen Parkplatz stand ein Geländewagen mit einem fremden Kennzeichen: 'ASL'. Aus dem Dorf kam niemand aus Aschersleben. Also Durchreisende. Aber das wusste er ja schon.
Mit einem Seufzen stieß Tony die Tür auf und betrat den Schankraum. Ein riesiger Kachelofen sorgte zusammen mit den vielen Gästen dafür, dass die lupenartigen Gläser von Tonys Brille sofort beschlugen. Ihm wehte der kräftige Duft von Bratkartoffeln, Haxen mit Sauerkraut und würzigem Bier entgegen. Aus der Stereoanlage hinter der Theke trällerte irgend ein Schlagerfuzzi. Von den Wänden starrten Hirschschädel und Wildschweinköpfe mit toten Glasaugen auf ihn herab.
Axel stieß einen lautstarken Pfiff aus, der den allgemeinen Lärmpegel durchschnitt wie sein Rasiermesser die Kehlen der zappelnden, quiekenden Ferkel, die er schlachtete, wenn mal wieder Krustenbraten und Speckknödel auf der Karte stehen sollten.
„Na da schau her, der Tony. Grüß dich. Du musst unbedingt den Wacholder vom Franz probieren. Christine, mein kleiner Engel, bring dem Tony doch gleich mal eine Lage.“ Axel schwenkte eine bauchige Korbflasche und lachte gutmütig. Seine dicken Hamsterbacken glühten und die Lachfältchen um seine Augen verliehen ihm zusammen mit dem Bürstenhaarschnitt das Aussehen eines Igels.
Georg, der Polizist, hob das Glas und prostete in Tonys Richtung. Seine Krawatte lag zusammen mit dem Ausrüstungsgürtel und der Dienstpistole in der Schirmmütze neben ihm auf der Bank.
„Auf dich, Tony. Den besten Bürgermeister, den Taubereschlingen jemals hatte.“ Die übrigen Gäste lachten, applaudierten und pfiffen. Axels Tochter Christine, die in den Semesterferien bei ihrem Vater kellnerte, brachte ein Tablett mit einem Schnapsglas und Bier. Kondenstropfen liefen an dem eiskalten Krug herab.
Tony sah in Christines lächelndes Gesicht. Ihr langer blonder Pferdeschwanz lag wie eine Seidenstola über ihrer Schulter. Wie gerne hätte er sich einfach nur auf eine der Bänke an den Ofen gesetzt und die Kälte der Winternacht mit Witzen, Liedern, Skat und Bier vertrieben.
Aber das musste noch warten.
Die Anwesenden merkten, dass etwas nicht stimmte. Das Gebrabbel und Gelächter erstarben. Stattdessen setzte nervöses Murmeln ein. Axel runzelte die Stirn und kam hinter dem Tresen hervor.
„Ist dir was? Du schaust aus, als hätts dir die Petersilie verhagelt. Sag schon.“
Tony nahm langsam seine Brille ab und rieb sich müde die Augen. Dann setzte er sie wieder auf und schaute sich bedächtig um. Sein Gesicht war ausdruckslos, die Miene undurchdringlich.
„s ist wieder an der Zeit.“
Schlagartig verstummten alle Gespräche. Klirrend knallte das Tablett aus Christines Händen auf den Boden. Sie hatte die Augen weit aufgerissen. Ihr Blick erinnerte Tony an Gansers dämliche Pferde, wenn er seine Tochter Paula zum Reitunterricht brachte. Die blöden Viecher glotzten ihn auch immer so panisch an. Fast so, als wüssten sie es.
Nur noch die Musik war zu hören.
Ohne Tony aus den Augen zu lassen, drehte Axel leicht den Kopf in Richtung seiner Tochter.
„Liebes, würdest du bitte die Musik ausmachen?“
„Papa, du hast mir versprochen, dass ich nie wieder …“
„Stell das verfickte Gedudel ab“, sagte Axel leise, aber so drohend, dass Tony unbewusst einen Schritt zurückwich.
Christine drehte sich herum, ging hinter die Theke und schaltete die Anlage aus.
Nur noch das Knacken des Ofens war zu hören.
Axel ließ die Schultern hängen. Sein Gesicht war grau und eingefallen.
„Sie hat angerufen, ja?“
„Na was denkst du denn?!“
Die Gäste sahen Tony erschreckt an. Georg stand auf. Jede Spur von alkoholbedingter Fröhlichkeit war aus seinem Gesicht verschwunden. Er griff zu seiner Pistole und zog sie aus dem Holster. Grimmig ließ er den Verschluss zurückgleiten und trat neben Tony.
„Seid froh, dass es nur so selten passiert. Wir alle wissen, wie das jetzt läuft. Also reißt euch gefälligst zusammen.“
Tony sah Georg dankbar an. Wenn er nicht immer so entschlossen durchgreifen würde, wäre Chaos ausgebrochen. Dank ihm aber blieb die Situation unter Kontrolle. Auf Georg war Verlass.
Der Bürgermeister sah zu Axel hinüber.
„Wem gehört der SUV aus Ossiland da draußen?“
Der Wirt nickte wortlos zu einem kleinen Ecktisch am Fenster. Ein Pärchen saß dort. Der Mann trug einen gepflegten Vollbart. Seine Partnerin schien etwas jünger als er zu sein. Sie hielten sich an den Händen und beobachteten stumm und unbehaglich das Geschehen.
Niemand sah in Richtung des Ecktisches, als Georg zu dem Pärchen hinüber schlenderte. Er machte sich weder die Mühe, seine Uniformjacke anzuziehen, noch seine Pistole wegzustecken. Er hielt sie locker am gestreckten Arm in der Hand.
„Na los. Mitkommen.“
„Was hat das zu bedeuten? Ich verstehe nicht, was das hier werden soll. Was wollen Sie überhaupt von uns?“
Georg winkte mit der Pistole in ihre Richtung.
„Christian, Mustafa. Geht mir mal zur Hand.“
Zwei muskulöse junge Männer bahnten sich ihren Weg durch die Menge. Sie packten die beiden grob an den Armen und rissen sie von ihren Stühlen. Die Frau kreischte auf. Der Mann versuchte, das Buttermesser zu greifen. Georg drückte ihm den Lauf seiner Pistole an die Stirn.
„Aufhören, oder ich schieße dir und deiner Tussi ins Gesicht. Na, bist du jetzt lieb?“
Der Mann wurde ruhig. Hilflos sah er zu seiner Begleiterin.
„Was wollt ihr von uns? Sie sind doch Polizist, verdammt noch mal! Wir haben nichts getan.“
Tony stellte sich neben Georg.
„Nein, aber das werden Sie. Und dafür möchte ich Ihnen von Herzen danken. Ich hoffe, das tröstet Sie ein wenig. Los jetzt.“
Christian und Mustafa zerrten das Pärchen ins Freie. Die Gäste folgten ihnen aufgeregt murmelnd. Mittlerweile fiel der Schnee wie eine weiße, undurchdringliche Wand. Außer den Straßenlaternen brannte kein Licht. Es war nicht besonders kalt, aber dennoch zitterte Tony am ganzen Körper, als er die Gruppe die Straße hinunter zu dem kleinen Marktplatz führte. Und von dort weiter hinter den kleinen Springbrunnen, dessen Zeitschaltuhr jeden Tag um 22.00 Uhr das beheizte Wasserspiel abstellte. An der riesigen Eiche vorbei, die einer Legende zufolge von Bismarck persönlich eingepflanzt worden war, auch wenn niemand erklären konnte, was zum Teufel Bismarck jemals in so einem Kaff verloren haben sollte. Weiter entlang der schmiedeeisernen Parkbänke, die auf kleinen Messingschildchen der Welt verkündeten, dass sie eine Spende der Genossenschaftsbank Taubereschlingen waren.
Und dort stand sie. Bei einem Mülleimer. Unscheinbar. Klassisch. Gelb.
Die Leute versammelten sich um die Telefonzelle. Tony trat an die schwere gummierte Schwingtür und ging hinein. Dann nahm er den Hörer ab und sprach für die Übrigen unhörbar in die Muschel. Schließlich nickte er und verließ die Telefonzelle wieder. Er stellte sich vor die Gruppe. Die Anwesenden hielten den Atem an. Die Frau aus der Kneipe schluchzte leise und der Mann sah den Bürgermeister mit schreckgeweiteten Augen an. Tony trat vor die beiden Gefangenen. Er seufzte ein letztes Mal und legte dann seine Hand auf die Schulter der Frau.
„Sie will die Frau.“ Die Frau schrie auf und der Mann versuchte sich aufbrüllend loszureißen. Georg drosch ihm mit einem Teleskopschlagstock in die Kniekehlen. Der Mann flog hart zu Boden.
Tony hielt die Tür der Telefonzelle auf und Christian stieß die Frau hinein. Die beiden drückten die Tür zu und traten zurück. Die Frau kreischte, rüttelte an der Tür und trommelte mit ihren Fäusten gegen die Scheibe.
Das Neonlicht in der Zelle begann zu flackern. Zuerst nur ein wenig und unstet, doch dann immer schneller. Schließlich blitzte und zuckte das Licht wie ein Stroboskop. Ein dumpfes Grollen ertönte. Das Telefon begann zu klingeln. Lauter und lauter. Die Dorfbewohner wichen immer weiter von der Telefonzelle zurück, die wie wild wackelte und vibrierte. Die Frau im Inneren schrie, tobte und hielt sich die blutenden Ohren zu. Immer heftiger schaukelte die Kabine wie in einem Sturm. Sie flog hin und her, als hätte sie einen epileptischen Anfall. Und plötzlich, mit einem Schlag, blieb die Telefonzelle stehen.
Die Frau explodierte in einem Knall aus Blut, Fleischbrocken und Knochentrümmern. Die Überreste klatschten an die Innenwände der Zelle. Ihre abgerissene Kopfhaut rutschte zusammen mit einem Großteil ihrer Haare langsam an der Tür zu Boden.
Der Mann schrie und schrie, bis seine Stimme krächzend versagte. Die ihn umgebenden Personen sahen ihn stumm an.
Tony hockte sich neben ihn zu Boden.
„Sie verstehen das jetzt nicht, aber ihre Frau hat uns gerettet. Ich weiß noch nicht genau wovor, aber vor irgendetwas Schlimmem, was passieren könnte. Wissen Sie, wir alle verdanken dieser Telefonzelle so viel. So unvorstellbar viel.“
Georg trat vor.
„Meine Frau hatte Brustkrebs. So frisch, dass die Scheiße keinem einzigen Arzt aufgefallen wäre. Jetzt raten Sie mal, woher ich das erfahren habe, hm? Ich hab einen verdammten Anruf gekriegt. Die Zelle hat meine Frau gerettet.“ Der Polizist sah zu Axel hinüber.
„Die Bremsleitung von Christines Auto war beschädigt. Meine Tochter hätte sterben können. Der Mechaniker sagte, es wäre ein Wunder, dass ich das bemerkt hätte. Nur hab ich’s gar nicht bemerkt, sondern die Zelle. Sie hat mich angerufen.“
„Ihr seid verrückt. Ihr seid alle total wahnsinnig, ihr Schweine.“
Tony schüttelte mitleidig den Kopf.
„Die Zelle beschützt uns. Sie sagt uns, wer von uns in Gefahr oder krank ist und wann wir uns vor was schützen müssen. Vor über einem Jahr hat sie mich angerufen und mir gesagt, dass wir ein paar alte Asbestmatten in die Wände unserer Schützenhalle stecken sollten. Einfach so. Wir wussten nicht warum, aber wir vertrauten ihr und habens gemacht. Und wissen Sie, was passiert ist? Uns hat man unsere Schützenhalle nicht weggenommen und da irgendwelches Gesocks reingesteckt. Unsere Nachbargemeinde hatte nicht so viel Glück.“
Der Bürgermeister deutete auf die Telefonzelle. Die Scheiben waren blitzblank sauber. Nicht ein Fleckchen war zu sehen.
„Alles, was sie von Zeit zu Zeit will, ist Nahrung. Sie ruft mich an, wenn Fremde ins Dorf kommen und sie Hunger hat. Ein geringer Preis für ein ganzes Dorf, wenn sie mich fragen.“
Tony stand wieder auf und klopfte sich den Schnee von der Hose. Dann drehte er sich zu Georg.
„Der Wagen?“
„Ist in drei Stunden in der Tschechei. Ich hab Marek schon angerufen. Wir sollen den Körper wieder in den Kofferraum legen.“
Der Bürgermeister nickte Mustafa zu. Der junge Türke schlang seinen Arm um den Hals des Mannes. Mustafas Bizeps spannte sich an. Die meisten blickten zu Boden oder schlossen die Augen. Aber Tony sah so lange zu, bis die Beine des Mannes nicht mehr den Schnee durchwühlten, strampelten und zuckten. Dann drehte er sich zu den Dorfbewohnern um.
„Ich glaube, jetzt können wir alle einen Wacholder vom alten Franz gebrauchen, was meint ihr?“
Ein kollektives Aufatmen war zu hören. Halblautes Gemurmel setzte ein. Sogar das eine oder andere Lächeln stahl sich in manche Gesichter.
Mustafa schulterte den Körper. Dann machten sich die Taubereschlinger auf den Rückweg zu Axels Kneipe.

 

Hallo Eisenmann,

ich wollte die Geschichte eigentlich kommentieren, als du sie gepostet hast, kam dann nicht dazu und hatte sie schon mehr oder weniger abgehakt, weil es leider unmöglich ist, alles zu kommentieren, was ich gerne kommentieren würde. Aber da sie beim Copywrite wieder aufgetaucht ist als svgs Vorlage, habe ich mir doch wieder vorgenommen, etwas dazu aufzuschreiben. Kannst dich also bei ihm bedanken ... oder beschweren, je nachdem. :)

Meinen Eindruck von der Geschichte zu beschreiben, ist nicht so einfach, weil ich im Grunde genommen zwei Kommentare dazu habe, die nicht viel miteinander zu tun haben.

Kommentar Nummer eins:

Das ist eine sehr routiniert geschriebene und unterhaltsame Horrorgeschichte. Sie erinnert mich an klassische Stephen King-Stories - das ist natürlich auch eins seiner Lieblingsthemen, die kleine Stadt, wo hinter der sympathischen Fassade das Grauen lauert. Im Gegensatz zu vielen Horrorautoren, die ihm nacheifern wollen, lässt du deine Geschichte aber nicht in den USA spielen, was ich sehr positiv finde. Also überhaupt gar nichts gegen Maine als Schauplatz :), aber es ist halt einfacher, authentische Geschichten zu schreiben, wenn man seinen Schauplatz (bzw. reale Orte, die so ähnlich sind) aus eigener Anschauung kennt. Taubereschlingen wirkt sehr echt, das ist dir gut gelungen.

Kommentar Nummer zwei:

Ich bin trotzdem ziemlich enttäuscht von der Geschichte. Das ist keine Kritik, sondern hat nur was mit persönlichen Vorlieben zu tun. Aber wenn ich einmal dabei bin, will ich das jetzt auch noch loswerden.

Ein Grund, warum ich Horrorliteratur mag, ist Katharsis. Man durchlebt etwas ganz Schreckliches, ohne dass einem echte Gefahr droht, und am Ende der Geschichte ist es vorbei und man kann erleichtert aufatmen. Das funktioniert am besten, wenn aus der Perspektive der Opfer erzählt wird. Was allerdings voraussetzt, dass die ein bisschen Persönlichkeit haben und nicht nur ein Nummernschild aus Aschersleben.

Diesen Pfad verfolgst du in deiner Geschichte nicht - und es ist natürlich auch kein Muss. Es gibt ja auch andere Gründe, Horrorliteratur zu mögen.

Ein anderer Grund, warum ich Horrorliteratur mag, ist, dass es spannend ist, wie Menschen sich in Extremsituationen verhalten. Und eine übernatürliche Macht, die einem anbietet, die ganze Stadt vor Unannehmlichkeiten und Gefahren zu beschützen, wenn man ihr ab und zu ein Menschenopfer bringt, das ist eine ganz ordentliche Extremsituation.
Es wäre also theoretisch auch sehr spannend, sich mit dem Innenleben der Täter in dieser Geschichte zu befassen. Denn der Preis, den die zahlen, ist ja gar nicht gering. Nur wenige Menschen sind Soziopathen, die nichts dabei finden, wenn sie jemandem, der ihnen nichts getan hat, beim Sterben zusehen müssen. Früher hätte man gesagt, die opfern außer den unglückseligen Durchreisenden auch ihre unsterbliche Seele. Modern gesprochen - hmm - fühlt es sich wahrscheinlich ziemlich scheiße an, für eine spießige Kleinstadtidylle und gelegentliche Warnungen vor Gefahren zum Mörder zu werden und nach der Pfeife eines telefonzellenförmigen Monsters zu tanzen.

Damit befasst sich die Geschichte aber auch nicht, jedenfalls nicht sehr ausgiebig.

Es gibt natürlich noch mehr Gründe, Horrorliteratur zu mögen. Wenn man auf

Blut, Fleischbrocken und Knochentrümmer
steht.

Die Geschichte konzentriert sich nach meinem Gefühl sehr stark auf den Splatter. Und das ist - in meiner persönlichen Bewertungsskala und nicht als objektives Urteil gemeint - die niederste Form von Horror. Es mag nur die eine Szene sein - aber das ist der Höhepunkt, auf den die Handlung zusteuert und nach dem sie abflaut.

Die Geschichte ist sowohl gegenüber dem Schicksal der Opfer als auch gegenüber dem Innenleben der Taubereschlinger ziemlich gleichgültig. Und deshalb hat sie mich dann leider auch ziemlich kalt gelassen. Ich kann anerkennen, dass die handwerklich sehr ordentlich ist, und ich hab sie nicht ungern gelesen. Aber ich finde, die Idee würde so viel mehr hergeben, wenn die Geschichte sich nicht so cool und abgebrüht geben und sich ein bisschen mehr für die Figuren interessieren würde.

Grüße von Perdita

 

Huhu liebe Perdita!

Vielen Dank für dein Feedback und die Anmerkungen zu meiner kleinen "Vorlagen"-Horrorstory des Copyrights! Es freut mich immer wieder, wenn auch mal die älteren Stories wieder aus dem Archiv geholt werden - das zeigt auch dem Autor, der seine Geschichte gar nicht mehr so auf dem Schirm hat, dass durchaus noch Interesse an älteren Werken besteht. Vielen Dank dafür!:thumbsup:

Aber nun mal zu deiner Kritik:

Das ist eine sehr routiniert geschriebene und unterhaltsame Horrorgeschichte. Sie erinnert mich an klassische Stephen King-Stories - das ist natürlich auch eins seiner Lieblingsthemen, die kleine Stadt, wo hinter der sympathischen Fassade das Grauen lauert.

Vielen Dank für das tolle Kompliment - damals, als King noch wirklich gut war, hätte so eine Story durchaus seine Richtung sein können. Damit will ich mich jetzt nicht mit seinem Schreibtalent vergleichen, aber der Plot wäre tatsächlich passend. Cooles Statement von dir, Perdita!!

Ich bin trotzdem ziemlich enttäuscht von der Geschichte.
Schade!

[...] Diesen Pfad verfolgst du in deiner Geschichte nicht - und es ist natürlich auch kein Muss. Es gibt ja auch andere Gründe, Horrorliteratur zu mögen.
Damit sprichst du im Grunde genommen genau die Erwiederung aus, die ich jetzt gegeben hätte. Hier bezieht sich deine Enttäuschung bzw. Kritik darauf, dass meine Erzählperspektive nicht deinen (bevorzugten) Horrorgeschmack trifft, weil ich die Opfer nicht in den Vordergrund stelle. Das stimmt - ich habe den Fokus in der Tat nicht auf die Opfer gelegt, das wollte ich auch gar nicht. Deshalb fasse ich deine Enttäuschung auch gar nicht so sehr als Reaktion auf eine (schlechte) Geschichte auf, sondern als persönliche Anmerkung.
Das finde ich übrigens auch für eine Kritik sehr gut und passend - ich vergleiche das mal mit einer Meeresfrüchte-Pizza. Ich esse gerne Pizza, aber ich mag keine Meeresfrüchte. Das bedeutet, ich werde keinen Gefallen an Meeresfrüchtepizza finden, egal wie gut sie zubereitet wird.

Trotzdem vielen Dank für deinen Meeresfrüchte-Pizza-Kommentar!;)

[...] Damit befasst sich die Geschichte aber auch nicht, jedenfalls nicht sehr ausgiebig.

Hm... damit musste ich auch ein bisschen kämpfen. Natürlich ist es sehr krass, ein Menschenleben für die eigene Bequemlichkeit aufzuwiegen. Aber was, wenn es hier nicht um reine Bequemlichkeit geht, sondern um existenzielle Dinge, wie z.B. das eigene Leben oder das der eigenen Familie? Wer würde einen wildfremden Menschen nicht opfern, um die geliebten Angehörigen zu retten? Ein schwieriges -keineswegs neues- Dilemma, das ich aber hier zum Glück nicht entscheiden muss. Ich ziehe mich statt dessen einfach nur hinter meine Horrorgeschichte zurück.
Und ein weiterer Aspekt - wer selbst nicht Mörder ist, sondern "nur" nutznießender Mitläufer, der wird vielleicht viel weniger moralische Skrupel und Vorbehalte haben. Schließlich kann man als einzelner ja ohnehin nichts tun, und man selbst hat ja auch niemandem etwas getan. Und wenn man dann auch noch an den Vorteilen partizipieren kann und sich dabei ein sehr vermeintlich reines Gewissen gönnt, dann fällt es gleich viel viel leichter, wegzusehen, wenn die Nachbarn nachts abgeholt werden oder "unliebsame" Elemente eines Tages einfach verschwunden sind.

Die Geschichte konzentriert sich nach meinem Gefühl sehr stark auf den Splatter. Und das ist - in meiner persönlichen Bewertungsskala und nicht als objektives Urteil gemeint - die niederste Form von Horror. Es mag nur die eine Szene sein - aber das ist der Höhepunkt, auf den die Handlung zusteuert und nach dem sie abflaut.

Total süß von dir geschrieben - ehrlich - ich fand diesen Kommentar so richtig schön herzlich und liebenswert!:shy: Nämlich genau deshalb, weil ich die Geschichte jetzt gaaaar nicht so splatterig empfunden habe. Na gut, eine klitzekleine explodierende Frau und umherfliegende Fleischfetzen - aber ansonsten doch eigentlich recht harmlos und ländlich-idyllisch, nicht wahr?:kuss:

Aber ich finde, die Idee würde so viel mehr hergeben, wenn die Geschichte sich nicht so cool und abgebrüht geben und sich ein bisschen mehr für die Figuren interessieren würde.

Sehe ich genauso! Wenn ich mich auf die Figuren konzentriert und diese näher charakterisiert hätte, könnte man wahrscheinlich wesentlich mehr soziale Gesellschaftskritik hineinbringen, und trotz Horror durchaus auch die leiseren Töne einer nachdenklich stimmenden Aussagen anstimmen. Ich finde, diesen Aspekt hat svg mit seiner Copyright-Story eigentlich ganz gut umsetzen können, indem er sehr schön dargestellt hat, wie weit man(che) für die eigenen Wünsche gehen kann und will.

Liebe Perdita, ich danke dir für deinen sehr differenzierten Kommentar und wünsche dir einen hoffentlich telefonfreien, entspannten Sonntag!

Der EISENMANN

 

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