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Ein Mann mit Klasse

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14.02.2004
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Ein Mann mit Klasse

Unbeholfen stolpert er die drei Stufen hinab, hinein in den nächtlichen Regen und die Trübseligkeit. Mist! Bin mit den Knien wieder voll auf dem kalten, nassen Asphalt gelandet. Diese beschissene Stadt mit ihren beschissenen Einwohnern. Mal befühlen. Tut ein bisschen weh, bluten wird es aber schon nicht. Er dreht sich unsicher um, würde gerne etwas rufen, hat aber nicht den Mut, nicht die Lust. Bringt ja doch nichts. Dann den Blick von oben auf seine bereits durchnässten Sachen. Ach was soll’s? Er ballt seine frierenden Hände und schlägt gegen die morsche Türe, die Schmerzen ignorierend. Na kommt doch, ihr könnt mich doch mal alle! Bis die Tür von innen her plötzlich aufgetreten wird. Zwei finstre Gestalten mit breiten Schultern.
»Hast noch nicht genug?«, sagt einer.
»Wir prügeln’s schon aus dir raus«, der andere. Ist jedes Mal wieder faszinierend, wie das Adrenalin das Schlimmste kompensiert. Oh, autsch. Scheisse. Hat echt grosse Hände der Kerl. Und dann sind sie wieder verschwunden, hinter der Tür. Baff, ist sie zu und ich geniesse das Echo in dieser dreckigen Gasse. Gegen die graue Wand sitzend. Verflucht, haben mir ja das schöne Hemd versaut. Voller Blut. Er wischt sich mit der Hand über den Mund, die Hand rotgefärbt. Seine Tina fällt ihm ein und er zieht’s die Nase hoch. Die wird das grösste Übel sein. Macht bestimmt ein Affenaufstand, wenn sie ihn so sieht. Völlig zerstört. Wieder in die Zange genommen von denen. Hab ja versprochen aufzuhören. Was ist das denn für eine Welt, wo man nicht mal mehr seinen Hobbys nachgehen darf! Ach Tina, hätte auf dich hören sollen, als es noch nicht zu spät war. Hast ja Recht, Baby. Finger weg von den Glückspielen, jajajajajajaja, hast ja Recht! Seine Augen verdüstern sich, starr auf die Türe gerichtet. Aber wenn. Aber wenn. Aber wenn. Wieder schlägt er dagegen. Gleich kommen sie! Ohhh, verdammt! War zu langsam. Die Misttür hat mich heftig im Gesicht erwischt. Glaub, ein Eckzahn ist flöten gegangen. Yeah, noch mehr Blut. Das Adrenalin hat nicht mehr dieselbe Wirkung und er möchte sich bei jedem Schlag in den Magen krümmen, aber dazu kommt er nicht. Es dauert länger als beim ersten Mal. Was er sieht, sind graue Wände, grauer Regen und rote Konfetti.
»Genug?«
»Noch mal, du Penner?«
»Hört mal Jungs, ich-« Die Magengegend zieht sich zusammen und dehnt sich wie ein Ballon aus Pein wieder auseinander. Er stöhnt. Wartet mal, nicht mehr zuschlagen. Ach scheisse, kann noch nicht reden. Muss mich erst erholen. Ah, mit der Hand eine abweisende Geste machen.
Halb abwesend blickt er die beiden von unten her an, weiss, sein Gesicht sieht wunderbar aus. Malträtiert. Bitte Lächeln. Ein einzelner harter Schlag trifft ihn gegen den Wangenknochen, die mächtigen Knöchel voraus. Wie eine Lehre. Nicht mehr lächeln, eh? Aber bei dem Gedanken, kann er es sich nicht verkneifen und kassiert eine zweite Faust. Er verliert das Gleichgewicht und die Kraft. Sehe wahrscheinlich wie einer dieser mit Drogen vollgedröhnten aus. Juhu, Delirium. Juhu, träumen. Juhu, Blutlache. Das Hemd ist jetzt eh im Arsch. Er überwindet sich selbst und zeigt den Mittelfinger.
»Ich fasse es nicht.«
»Na so einen harten Brocken hatte ich wirklich noch nie.« Er hört ihnen zu, die Stimmen wie aus Weiten die niemand kennt.
»Was machen wir jetzt? Glaub nicht, dass der wieder aufsteht.«
»Nicht unser Problem. Wir tun ja nur unsern Job.«
»Ja, war auch ein hartes Stück Arbeit, dieser Haufen hier.«
»Was hat er eigentlich verbockt?«
»Na was wohl, du saublöder Gorilla? Hat beim Spielen verloren.«
»Und dafür wird man verprügelt?« Einen Moment setzt Stille ein. Er kommt ihm so unendliche lange vor, dass er die Zeit findet, den Geschmack von verregnetem, blutgetränktem Asphalt zu definieren. Riecht irgendwie nach rostigem Stahl. Na jedenfalls, muss ich an rostigen Stahl denken, wenn ich das hier rieche. Was die jetzt wohl mit mir machen?
»Aaaah!«
»Was ist?«
»Beim Spielen geht’s um Geld. Wetten, der hatte keins bei sich!«
»Wollen wir?«
»Du saublöder Gorilla, ist doch bloss so eine Redensart.«
»Achso!« Aus der Weite die niemand kennt, schallen Tritte, werden leiser, leiser, leiser. Stille. Grau. Grau. Rot. Und dann ist alles fort.

*

Zuhause drückt er mit dem ganzen Gewicht seines schlaffen Körpers die Türklinge herunter und fällt auf Knien in den Flur. Er ist nass, unterkühlt und mit eitrigen Krusten im Gesicht übersät. Ich fühl mich toll. Zitternd vor Schwäche versucht er sich aufzurichten, verharrt dann aber mitten in der Bewegung und röchelt: »Tina. Scheisse, Tina, bist du da?« Nichts. Ach, du verfickte Schlampe. Bist auch nur zum Bumsen gut genug. Wieso gibt man solchen nutzlosen Dingern überhaupt eine Stimme, wenn sie ja eh nur rumquäken? Wozu das gute gute Hirn, wenn’s ja doch nur eine Verschwendung ist?
Wütend und erbärmlich schleift er sich den Boden entlang, den Teppich mit einer Blutspur versehend. Ohne irgendwelchen Grund versucht er die Couch zu erreichen, auf der die Fernbedienung liegt, sein Ziel. Ja, komm zu Papa, mein Liebling. Genau dich brauche ich jetzt. Er streckt eine Hand aus, greift nach der Lehne und zieht sich hoch, Minute für Minute, mit viel, viel Mühe. O mein Gott. Offene Wohnungstüre. Blutspur. Und ein Zombie auf der Couch, fernsehend. Nachrichten. Hier Krieg, dort Krieg. Hier Friedensabkommen, dort Friedensabkommen. Zapp. Werbung. Die neuste Innovation in der Weiterentwicklung von Besen. Sonnige Ferienorte. Zapp. Sender wurde gelöscht. Zapp. Porno.
»Aaaaiiiiiiiihhhhhh!« Das Kreischen kommt ebenfalls aus Weiten. Mit offenem und versabbertem Mund lässt er seinen Kopf ein bisschen zur Seite fallen, um sehen zu können. Ah, Tina. War einkaufen. Die Taschen liegen fallengelassen da, die Sachen überall im Flur verteilt. Obst auf rotem Grund. Macht sich irgendwie gut. Schöne Farbkombination. Uhhh, und ihr Gesicht. Hätte ich doch bloss eine Kamera und die Kraft, sie zu bedienen. Scheiss drauf, ist eh hässlich.
»Wie lange willst du mich noch anstarren, du dumme Schlampe? Komm und helf mir.« Vorsichtig macht sie ein paar Schritte, haltet ein, die Hand vor dem Mund, aufgerissene Augen. »Du sollst mir helfen, Schlampe.«
»Liebling?«
»Ja, genau.«
»Liebling, was ist mit dir passiert?«
»Nichts.«
»Aber wer hat dich denn so zugerichtet?«
»Niemand, verdammt.« Ich lasse meinen Kopf hängen. Ob sie mir das glaubt? Na dumm genug wäre sie schon. Ich seh’ vielleicht aus. Atme ein. Atme aus. Schmerzen.
Er neigt seinen Kopf nach hinten und starrt an die Decke. »Ich hab ja den ganzen lieben langen Tag nichts besseres zu tun, als diese Scheisse zu ertragen, weisst du?«
»Oh! Entschuldige.« Unsicheres Gestammel. Unsicheres Gesicht. Hat keine Ahnung, die Kuh. Ist ja schon ganz weiss. Ein leises, krächzendes Lachen entfällt ihm. Tut weh.
»Hey, Tinaschätzchen.«
»Ja?«
»Bläst du mir einen?«
»Oh. Oh, ja natürlich, mein Liebling.« Benommenheit. Euphorie. Bahnhof. Würd mich ja totlachen, wenn’s nicht so wehtun würde. Scheisse, die tut’s ja wirklich. Hmm, fühlt sich gut an. Er schliesst die Augen und verschliesst sich vor dem Rest, vor dem Leben. Vor der Tatsache, dass die Wohnungstür noch immer offen steht. Als er sie nach einer Weile wieder öffnet, sieht er sich um, nimmt die Fernbedienung in die Hand und drescht sie einmal sauber über Tinas Kopf. Aauuuu! Scheisse! Weg da! Weg! Mund auf, du Schlampe! Gottverfluchtescheissverficktehurentochter! Diese leblose Puppe zur Seite werfen und nach ihrer Brieftasche greifen. Wird’s mir schon verzeihen. Mein Hemd war ihr ja auch egal.
Er sieht sie an. Fühlt nichts. Ist aber zufrieden. Dann blickt er auf die Brieftasche in seiner Hand und ist überglücklich. Aufmachen. Kärtchen, Fotos, Kram. Ahh, Scheine. Grüne liebe Scheine. Hat genug. Ein Wunder. Japp, sollte reichen. Zielstrebig sucht er nach dem Telefon, weil er dessen Standort vergessen hat. Ob er überhaupt eins hat? Wie könnte er sich’s denn leisten? Spielt keine Rolle, da steht’s ja. Nummer wählen. Tipptipp. Im Hintergrund hört er noch immer das Gestöhne und Geschreie des Pornos.
»Ja?«
»Hey, ähm, ich bin’s.«
»Wer?«
»Na ja, der von gestern. Sie wissen schon.«
»Ah ja, der Wichser ohne Geld, richtig?«
»Genau der.«
»Hab gehört, meine Männer hätten sie ganz schön in die Mangel genommen.« Erinnerungen. Grau. Grau. Rot. Leere.
»Ja, kann sein. Bin nicht sicher.«
»Jedenfalls klingen sie ungesund.«
»Oh. Ja. Jaja, hab jetzt eine schöne Sauerei in meiner Wohnung.«
»Glaub ich.« Dann: Schweigen. Was wollte ich doch gleich? Bin ganz schön beschummert. Noch immer. Ah ja!
»Ich hab das Geld.«
»Gut, bringen sie’s doch bitte her.«
»Nein, eh, geht nicht, bin hin.«
»Achso, verstehe. Ich schicke meine Männer, in Ordnung?«
»Einverstanden. Ich will’s ihnen aber persönlich geben. So als Geste der Entschuldigung. Sie gestatten.«
»Gewiss.« Adresse.

*

Im Auto sitze ich auf Plastikfolie. Diese Spiesser. Hat doch langsam nachgelassen, die Blutung. Er holt nochmals das Bild von Tina in Erinnerung. Total leerer Blick. Sinnfrei. Einfach nur weg. Ihre purpurgefärbten Haare in alle Richtungen zerzaust, weil er sie an den Haaren gepackt hatte, um sie von sich wegstossen zu können. Sein Penis mit dem billigen Lippenstift beschmiert. Die ist doch das Make-up nicht wert, aus dem ihre gefälschte Schönheit gemacht ist.
Und dann wieder die zwei selben finstren Typen, ohne Ankündigung durch die Tür schreitend, ihn unter die Arme greifend und das ganze Haus hinunter schleppend. Haben nicht mal »guten Tag« gesagt, diese Barbaren. Unten auf der Strasse stopften sie ihn förmlich ins Auto, auf den Rücksitz, auf den Plastik. Bisher nicht ein einziges Wort.
»Redet wohl nicht viel, was?« Beifahrer nimmt Notiz. Böser Blick. Erhobene Faust. Warnung. Drohung. Bitte lächeln. Der Beifahrer läuft rot an und will gerade Hand anlegen.
»Nein, lass ihn.«
»Wieso?«
»Der Boss sagt’s.«
»Der Boss ist aber nicht hier, oder?«
»Ja, aber wir müssen ihn ja bei ihm abliefern.«
»Können wir ja dann immer noch machen, oder?«
»Du saublöder Gorilla, er soll aber noch leben.«
»Aha!«
»Ja!«
»Gut.« Amüsant. Genau wie zwei Türvorsteher aus einem billigen Krimistreifen. Guck, ich bin stark! Oh, und guck, ich bin dumm! Hirnlose Primaten.
Der Wagen hält an. Sie steigen aus und zehren mich wieder aus dem Auto. Einer trägt mich auf der Schulter. Wie ein Sack. Wie ein Sack voller Blut. Flutsch, flutsch, flutsch. Sehe wie eine rote Linie von meiner Oberlippe heruntertrieft und dem Kerl die Jacke versaut. Muss lachen.
»Schnautze.« Schlag auf meinen Arsch.
Wir passieren die morsche Türe. Aus seiner Situation sieht er nur die graue Wand. Aha! Grau. Grau. Rot. Jetzt hab ich’s wieder. Genau, und das rote Konfetti und so. Scheisse, bin ja immer noch benebelt. Er ahnt, dass er viel Blut verloren hat. Innere Blutung wahrscheinlich. Plötzlich wird er fallen gelassen. Wie ein Sack voller Blut. Flutsch, platsch!
»Ah, wen haben wir denn da?« Mit ironischer Miene streckt er ihm das Gesicht entgegen. »Oh, huuuuu, sieht böse aus.« Der Kerl sitzt mit ein paar anderen am Tisch und spielt Karten. Müssen wohl Gäste sein.
»Geht schon.« Hole das Geld aus der Tasche. »Hier. Hier, ihre Monetten. Persönlich, so wie ich’s versprochen habe.« Mit pedantisch voneinander abgespreizten Fingern nimmt er die Scheine. Will wohl kein Blut. Dabei geht’s ja auf seine Kappe. Er zählt nach.
»Ja, es stimmt.«
»Ehrensache.«
»Ja, wirklich. Sie sind ein Mann mit Klasse.«
»Danke sehr.«
»Möchten sie mitspielen? Wir Pokern. Der Einsatz steht momentan bei zweihundert.« Ein Grinsen für die ganze Runde.
»Aber gerne.«

 

Hallo Clyan,

ob du den Gedankenstrom gelöst hast, überlasse ich anderen in der Beurteilung. Die Passagen, in denen du aukterial (oder wie immer es heißt oder man es schreibt) wirst, sind sicher ein Strom.
Sehr gut gelöst hast du mE die Passivität des Antihelden.

Auch sonst hat mir deine Geschichte in ihrer transporteriten Stimmung und Charakterisierung gefallen.
Verwirrend finde ich den ständigen Wechsel der Erzählperspektive, wenn gleich auch interessant.

Ob es in diesem Millieu wirklich so zugeht weiß ich nicht. Da erfüllt die Geschichte eher die herkömmlichen Vorstellungen. Aber in der Geschichte fand ich es stimmig.

Mal befühlen. Tut ein bisschen weh, bluten wird es aber schon nicht.
Das "Mal befühlen" gefällt mir nicht, weil es mir zu unnatürlich ist. Ich glaube, keinem Menschen fließt das drch seine Gedanken, wenn nicht ein Autor schildern will, was der Prot gerade tut. Das ist immer die Gefahr dabei, Tätigkeiten auf diese Weise zu beschreiben.
starr auf die Türe gerichtet.
Laut Duden Korrektor gibt es nur eine Tür, keine Türe
Offene Wohnungstüre.
dito
Komm und helf mir
ist zwar wörtliche Rede und es macht fast jeder falsch, aber "Komm und hilf mir" wäre richtig
Vorsichtig macht sie ein paar Schritte, haltet ein, die Hand vor dem Mund, aufgerissene Augen.
"haltet" wäre der Imperativ. Sie hält inne

Lieben Gruß, sim

 

Hi Clayn,

den Bewusstseinsstrom, wenn er dann da ist, hast du, denke ich, gut hingekriegt. Ich weiß nur nicht ob du die Chall.-Vorgabe durchgehend erfüllst, da du auch Erklärungen aus der Sicht des Autors schreibst. Geht gleich mit dem ersten Satz los. :shy:

Ansonsten hat mir dein Stil gefallen.
Sim sagt, dein Prot wäre passiv. Das sehe ich nicht ganz so. Er hat die Frau umgebracht, um an ihr Geld zu kommen. Er ruft seinen Gläubiger an um ihm zu sagen, dass er zahlen kann. Da wird er aktiv.
Warum er das tut ist mir schleierhaft. Muss ganz schön blöd sein der Typ :D
Ich hätte mich, aus Angst davor, noch mal zusammengeschlagen zu werden, oder auch schlimmeres, aus dem Staub gemacht. :D (zumindest als Antiheld)
Ich sehe den Sinn nicht, dass er freiwillig in die Höhle des Löwen geht. :hmm:

Das man ihn so blutverschmiert, zum Kartenspiel einlädt, kann ich mir auch nicht vorstellen.
Doch das mag auch daran liegen, dass ich mir dieses Millieu eh nicht vorstellen kann.
Nochmal, deine KG ist flüssig und gut lesbar geschrieben. Deinen Prot fand ich ätzend und brutal. (als Typ ;) )

lieben Gruß, coleratio

 

Hi Clyan,

grundsätzlich gut. Der ständige Wechsel der Erzählperspektive -speziell im 1. Abschnitt - ist sehr ungewöhnlich, hat aber seinen Charme. Sogar so stark, dass mir ein Schreiben einer Geschichte in diesem Stil begehrenswert erscheint.

Der Bewußtseinsstrom...?... ist mehr ein Tröpfeln. Durch die ständigen Wechsel strömt nix , beim Leser.
Den Antiheld kann man erkennen, wenn auch nicht sehr deutlich. Passiv ist er, aber nicht genug "Anti". Man hat zuviel Mitgefühl mit ihm.
Den Mann mit Klasse vermag ich auch nicht recht nachzuvollziehen, da ich nicht sehe, wo die Klasse sein soll. Weil er sich die Hucke vollhauen lässt? Bei dem Begriff Klasse unterstelle ich instinktiv etwas anspruchsvolleres als das was dein Protagonist darstellt. So gesehen wirkt dein Titel ein wenig krampfhaft herbeigeholt.

Am Rande:"..zehren mich wieder aus dem Auto" ich verzehre mich nach solchen Aussagen, an denen ich rumzerren kann. :D

gruss vom querkopp

 

Hi an alle!

Bevor ich jedem ein persönliches Statement ablege, möchte ich noch gesagt haben, dass ich momentan sehr im Stress stecke und darum wohl noch lange nicht Zeit finden werde, mich den Fehlern oder Korrekturvorschlägen anzunehmen. Eigentlich sollte ich nicht mal das hier schreiben, sondern Hausaufgaben machen, die bis nächsten Mittwoch erledigt sein sollten.

@Sim:
Da ich - wie viele andere wahrscheinlich - nicht wirklich sicher war, ob ich das Zeugs mit dem Bewusstheitsstrom geschnallt habe, möchte ich es ebenfalls den anderen überlassen, darüber zu entscheiden. =)
Der Prot ist etwas passiv, ja, das ist wahr. Aber das scheint bei mir normal zu sein, sogar meine Freundin hat mir mal gesagt, dass all meine Prots ständig so ruhige Typen seien, die kaum ein Wort von sich geben. Um ehrlich zu sein, fällt es mir auch schwer, dem Prot mehr Handlung oder Leben einzuflössen - hab irgendwie nicht den richtigen Stil dazu. Aber ich versuchs wirklich!
Was den ständigen Wechsel der Erzählperstektive angeht, dazu kann ich nur sagen, dass dies eben ein Problem der Aufgabenstellung ist; ich habs nicht wirklich kapiert, also habe ich mich nach dem Roman "Ulysses" gerichtet, den man in der Aufgabe ja auch erwähnt hat und den ich selber besitze. (hab ihn aber nur bis zur Hälfte gelesen, weil ich bis dahin immernoch nicht verstanden habe, worum es geht). Jedenfalls wechselt auch bei dem Ulysses die Perspektive gelegentlich. - Das ist mein einziges Argument hierzu. =)

@coleratio:
Ich denke mein Prot hat schon etwas passives an sich, aber in manchen Stellen ändert sich das, ja. Aber umgebracht hat er seine Frau gar nicht. Steht das da? Ich habe mir eher vorgestellt, dass er sie mit dem kleinen Klappser, bewusstlos schlägt... !? Und warum er das tut, liegt doch auf der Hand: er braucht die Kohle, um sie zurückzuzahlen.
In der Aufgabenstellung ist ausserdem gestanden, dass der Antiheld jemand sein soll, der aus seinen Fehlern nicht lernt; deshalb wagt er sich ja auch nochmals an die Tür. Aus demselben Charakterfehler lehnt er die Einladung zum Spiel nicht ab.
Schulden sind Schulden. Würdest du sie nicht zurückzahlen? Aus Angst? Wäre deine Angst nicht noch grösser, wenn du wüsstest, dass du noch mehr Haue kriegen würdest, weil du's nicht zurückzahlst?
Was die unglaubwürdige Einladung angeht, hast du natürlich recht. Der is so hin, dass ihn bestimmt niemand am Tisch sitzen haben will. Das ist ein typisches Klischee von mir, Dinge zu schreiben, die nicht wahr sein können. Ich arbeite daran. =) (aber kann ja sein, dass die ihn einfach abzocken wollen)

@querkopp:
Warum ist der zuwenig Anti? Und Mitgefühl??? Hö? Ich nicht. Ist wohl eine individuelle Empfindung, oder?
Und natürlich hat er keine Klasse, aber das ist ja auch der Gag an der Sache. Sein Gläubiger verarscht ihn doch nur. =)


Danke euch,
Grüsse,
Clyan

 

Hallo,
ich finde deine Geschichte zwiespältig. Stellenweise dicht geschrieben, stellenweise ruckelig. Ich glaube, nach meinem Geschmack ist einfach zuviel drin; da fehlt etwas die Kohärenz. Vielleicht könntest du sie straffen?

»Was hat er eigentlich verbockt?«»Na was wohl, du saublöder Gorilla? Hat beim Spielen verloren.«
»Und dafür wird man verprügelt?« :.........................
»»Achso!« Aus der Weite die niemand kennt, schallen Tritte, werden leiser, leiser, leiser. Stille. Grau. Grau. Rot. Und dann ist alles fort.
Mit dem Spielen hast du vorher schon angedeutet; ich finde den Abschnitt überflüssig.

Die Figur von Tina finde ich unglaubwürdig. Nicht ihre Unterwürfigkeit und Willigkeit an sich, sondern das, was sie von sich gibt. Und vorher hast du angedeutet, dass das Spielen schon Thema war

Ach Tina, hätte auf dich hören sollen, als es noch nicht zu spät war
Ansonsten, die Idee mit dem Blasen und dann der Fernbedienung fand ich originell.

Und zu Coleratios Vorbehalt

Das man ihn so blutverschmiert, zum Kartenspiel einlädt, kann ich mir auch nicht vorstellen.
Der Gläubiger weiß doch, dass der Prot nur dieses Geld hat und bem Verlieren wieder nicht bezahlen kann; das kann ja nicht in seinem Interesse sein. Vielleicht sollte der Prot drum betteln, weiterspielen zu dürfen

Gruß, Elisha.

 

Hallo Clyan,

also bei deiner Geschichte musste ich sofort an den Film Sin City denken.
Dieselbe düstere Atmosphäre, das kam in deiner Story sehr gut raus, und auch diese Erzählstimme.
Auch der Plot insgesamt hat mir gefallen. Die Figur der Frau ist total überzeichnet, eben nach Art eines Comics und passt deshalb.
Aber dass er nochmal an den Ort des Geschehens zurück geht, finde ich nicht so glaubwürdig. Besser würde ich es finden, wenn er mit dem Geld in eine andere Spielhölle geht und es da verzockt (das Zurückgeben passt sowieso nicht zu einem Antihelden.)

Zum Bewusstseinsstrom:
Den finde ich nur phasenweise gut gelöst. Bei einer so langen Handlung mit verschiedenen Orten kommt man sicher nicht ohne Erzähler (Erklärer) aus, aber das sollte auf ein Minimum beschränkt sein.

Das Hemd ist jetzt eh im Arsch. Er überwindet sich selbst und zeigt den Mittelfinger.
Da, nimm den Mittelfinger, du Blödmann!
Das würde doch genauso funktionieren, auch ohne Erzähler.
Außerdem würde ich die Erklärungen dann immer im gleichen Stil halten.
Du hast einige Stellen drin, wo du sogar in der Ich-Form erklärst.

Grüße
Sturek

 
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Hallo Clyan!

Dein Protagonist stolpert im wahrsten Sinne des Wortes durch die Handlung, den Antihelden hast Du damit sicher gut getroffen. Der letzte Satz setzt dem dann noch die Krone auf, vonwegen lernfähig … :lol: Aber er kann einem schon auch Leid tun – eh schon so malträtiert, und dann kommen die noch und holen ihn wieder …
Den Gedankenstrom hast Du wohl gut hingebracht – läßt sich an sich auch gut lesen, wobei ich sagen muß, daß mir eine reine Innensicht besser gefällt als dieser Wechsel Erzähler/Protagonist. Manchmal weiß ich dann nämlich nicht auf Anhieb: Erzählt mir das jetzt der Erzähler oder denkt der Protagonist z.B. über jemand anderen nach, beobachtet? Das erschwert das Lesen meiner Meinung nach ein wenig. – Aber das ist natürlich nur persönliche Meinung, und wenn es stimmt, was Lukas sagt, triffst Du ja die Vorgaben mit dem Wechsel viel besser als ohne. Flüssig zu lesen ist sie trotzdem.

Ein paar Kleinigkeiten noch:

»Oh, autsch.«
– Hast Du dir wirklich schon einmal »autsch« gedacht, wenn Du dir richtig weh getan hast? ;)

»Macht bestimmt ein Affenaufstand,«
– einen

»Finger weg von den Glückspielen,«
– Glücksspielen

»Bitte Lächeln.«
lächeln

»Aber bei dem Gedanken, kann er es sich nicht verkneifen«
– ohne Beistrich (Komma)

»Sehe wahrscheinlich wie einer dieser mit Drogen vollgedröhnten aus.«
– substantiviertes Adjektiv: Vollgedröhnten

»Er hört ihnen zu, die Stimmen wie aus Weiten die niemand kennt.«
– hier haben mir die Weiten, die niemand kennt, recht gut gefallen. Die Wiederholung ein paar Zeilen weiter (»Aus der Weite, die niemand kennt, schallen Tritte«) gefällt mir aber weniger, Du könntest stattdessen z.B. »Entfernt schallen Tritte, …« schreiben.

»Einen Moment setzt Stille ein. Er kommt ihm so unendliche lange vor, dass er die Zeit findet,«
– Die beiden »er« im zweiten Satz sind ungünstig, einmal meinst Du den Moment, einmal den Protagonisten. Vielleicht findest Du eine Lösung, wie Du eines von beiden vermeiden kannst. Z.B. könntest Du »Der kommt …« schreiben (der Moment), liest sich aber auch nicht besonders gut. »Die (kurze) Zeit kommt ihm so …« vielleicht?

»Zuhause drückt er mit dem ganzen Gewicht seines schlaffen Körpers die Türklinge herunter«
– Türklinke

»Wozu das gute gute Hirn, wenn’s ja doch nur eine Verschwendung ist?«
– ist die Wiederholung von »gute« Absicht?

»Ohne irgendwelchen Grund versucht er die Couch zu erreichen,«
– Ohne irgendeinen Grund – kannst Du aber genausogut weglassen: Wenn etwas »ohne Grund« ist, ist es auch ohne irgendeinen Grund.

»Er streckt eine Hand aus, greift nach der Lehne und zieht sich hoch, Minute für Minute, mit viel, viel Mühe.«
– Minute für Minute zieht er sich hoch? Oder doch eher sowas wie Zentimeter für Zentimeter?

»Die neuste Innovation in der Weiterentwicklung von Besen.«
– würde »des Besens« schreiben

»Komm und helf mir.« Vorsichtig macht sie ein paar Schritte, haltet ein,«
– hilf mir
– hält ein

»Na dumm genug wäre sie schon.«
– Na, dumm

»Ich hab ja den ganzen lieben langen Tag nichts besseres zu tun, als diese Scheisse zu ertragen, weisst du?«
– nichts Besseres

»Er schliesst die Augen und verschliesst sich vor dem Rest, vor dem Leben. Vor der Tatsache, dass die Wohnungstür noch immer offen steht. Als er sie nach einer Weile wieder öffnet, sieht er sich um, nimmt die Fernbedienung in die Hand und drescht sie einmal sauber über Tinas Kopf.«
– daß sich das »sie« im dritten Satz auf die Augen bezieht, wird einem zwar mithilfe der Logik klar, aber theoretisch würde es sich eigentlich auf die Tür beziehen. Wenn Du Augen nicht wiederholen willst, könntest Du ja einmal von den Lidern schreiben, die er schließt oder öffnet. ;)

»Er holt nochmals das Bild von Tina in Erinnerung.«
– Er holt sich nochmals … und/oder: … in seine Erinnerung.

»ihn unter die Arme greifend«
– ihm

»Sie steigen aus und zehren mich wieder aus dem Auto.«
– zerren

»Hier. Hier, ihre Monetten.«
– Moneten


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Clyan

ich hoffe, du kommst noch zum Ausbessern der Fehler, denn ich glaube, du hast die thematischen Vorgaben nicht schlecht getroffen.

@Antiheld?
Unbedingt. "Was habt ihr denn? Will doch nur spielnnn, la, la." :D
(Zwar Spielsucht im Endstadium, aber sorry, der Kerl tut mir echt nicht leid. Dumm und nix dazugelernt.)

@SOC
Ja, wenn auch mit Unterbrüchen/Perspektivenwechsel, wobei diese mMn mehr auflockernd als störend wirken. Aber das lassen wir mal schön die Jury entscheiden.

Trotz Abscheu, gerne gelesen.
Gruss ./

 

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