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Ein neuer Tag

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17.08.2005
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Ein neuer Tag

Manchmal hörte man das Gemurmel sogar unten im Wohnzimmer.
Manchmal, wenn Charlie sich richtig hineinsteigerte.
Unverständlich zwar, aber doch laut.
Dann wieder Phasen, wo es still war oben.
Seine Familie saß ohne ihn zusammen. Seine Mutter und sein Vater saßen auf dem Sofa und sahen stumm und ratlos in ihren Schoß. David, sein Bruder, hingegen, lief seit er vor einigen Minuten nach Hause gekommen war, unruhig mit einem Glas Wasser in der Hand hinter dem Sofa herum. Schon als er den Blick seiner Mutter gesehen hatte, wusste er, dass es wieder so weit war.
„Er hat das öfter Mom, du weißt, wie er ist...“, sagte David zu ihr, in der Absicht, ihr irgendwie Trost zu spenden.
„Er hat recht, Sally. Charlie kommt schon wieder runter. Er hatte wahrscheinlich einen schweren Tag heute.“ Paul ging zu seiner Frau und nahm sie in die Arme. Sie begann zu schluchzen.
„Ist ja schon Gut, Schatz. Es kommt alles wieder in Ordnung. Komm, wir machen dir einen Tee, der beruhigt.“
„Wisst ihr was, ich gehe zu ihm", sagte David plötzlich. „Es reicht jetzt. Dieser verrückte Einzelgänger will doch nur auf sich aufmerksam machen. Er schafft es noch, die ganze Familie kaputt zu machen mit seinen wahnsinnigen Attacken!“
„David, nein“ , begann seine Mutter. „Du kennst ihn, er wird nur wieder böse und sagt, wir sollen ihn in Ruhe lassen.“
„Deine Mutter hat Recht, wir kommen nicht an ihn ran, wenn er so ist.“
David ignorierte die elterlichen Weißheiten und donnerte fest entschlossen sein Glas auf den Tisch und ging zur Treppe.
„Nein, ich habe kein gutes Gefühl dabei“, protestierte Sally „Es ist schlimm heute. Er braucht seine Zeit... du weißt doch, dass er seine Zeit braucht.“
„David, bist du sicher, dass es gut für Charlie ist?“, fragte Paul.
„Nein, aber er schert sich doch auch einen Dreck darum, ob das, was er tut gut für uns ist.“
Er stieg die Treppe hinauf und hämmerte mit der Faust gegen die braune Tür mit dem „KEEP OUT“ -Schild davor. „Mach dir Tür auf, Charlie!“ Für kurze Zeit wurde es still, doch dann begann wieder der das eintönige, unverständlich leise Murmeln.
„Mach die verdammte Tür auf und hör auf, diese verfluchte Freakshow abzuziehen.“ Wieder schnellten seine Fäuste auf das Holz der Tür nieder, aber dieses Mal machte Charlie keine Pause. Er redete und redete. Es kam öfter vor. Früher nur selten, aber in der letzten Zeit häuften sich diese Vorfälle und Charlie wurde immer merkwürdiger. Er sagte, dass er es in der Schule nicht gut mache, was immer er damit meinte. Er ging nie auf Partys, hing viel zu Hause rum und Freunde kamen auch niemals zu Besuch. Ein typischer Einzelgänger. Aber er bemühte sich auch nicht besonders.
„Wenn du nicht sofort aufschließt, dann trete ich die verdammte Tür ein, Charlie. Mach schon!“ Er hörte auf zu reden. Etwas tat sich hinter der Tür. Man hörte nackte Füße über den Holzfußboden gehen, dann drehte sich der Schlüssel und die Tür ging auf. Charlie setzte sich wieder teilnahmslos auf sein Bett.
„Du bist nackt“, sagte David während er ins Zimmer ging und die Tür hinter sich zumachte.
„Und? Macht dich das an?“, fragte er völlig apathisch. David stellte sich vor sein Bett und sah auf ihn hinunter.
„Ich weiß nicht, was du hier oben tust oder warum, und es ist mir auch egal, aber unten sitzt unsere Mutter und heult sich die Augen aus, weil sie glaubt, dass ihr Sohn wahnsinnig geworden ist. Verrückt, durchgeknallt, ein Freak, klar? Und so sollte es nicht sein, hörst du mich? Hör auf mit dem Scheiß. Das wird in letzter Zeit immer schlimmer und irgendwann machst du alles kaputt. Du zerstörst unsere Familie!“
„Ich bin ein Individuum, ein Fremdwort, ein Fremder, ein unwillkommener Gast, ein Parasit. Ein Indianer. Ein unerschrockener Indianer! Leckt mich am Arsch, ihr Penner. Ich brauche eure Hilfe nicht. Wenn ich am Boden liege, schreie vor Schmerzen, und wenn ich mich krümme und winde, dann ist es gut. Dann ist es ein neuer Tag. Ein neuer Tag beginnt jeden Morgen, jeden Morgen beginnt ein neuer Tag und die Sonne scheint. Ich liege am Boden und schreie vor Schmerzen. Leckt mich am Arsch, ihr Penner. Leckt mich...“
David schlug Charlie mit der flachen Hand ins Gesicht. „Halt den Mund!“, schrie er. „Was redest du denn da für einen Müll?“
„Da ist es wieder. Froh zu sein bedarf es wenig, was, Miss Chandler? Es ist alles nicht so schlimm, wenn man sich erst daran gewöhnt hat. Weißt du, dass das eine verdammte Lüge ist, Charlie? Du weißt es, wenn du wieder am Boden liegst und wenn du wieder schreist vor Schmerzen. Dann weißt du, dass es eine gottverdammte Lüge ist.“ Er sah an die Decke und wiegte sich nackt auf dem Bett hockend hin und her.
„Okay, in Ordnung, was ist heute in der Schule passiert, Charlie. Warum hast du dich hier nach der Schule eingeschlossen und warum redest du mit dir selbst? Kannst du mir das sagen, Charlie? Er sah weiter an die Decke, als hätte er David überhaupt nicht gehört.
„Charlie…“, begann er noch einmal.
„Wenn man den Weihnachtsmann fragt, wie viel zwei plus zwei ist, was wird er antworten? Es gibt nur einen Menschen auf dieser Welt, der das weiß. Er selbst. Der fette Junkie Mister Weihnachtsmann. Irgendwann ist Schluss. Dann ist es einfach zu Ende. So oder so. Ich besiege sie oder sie besiegen mich. Endgültig. Schluss. Aus. Wie spät ist es? Zwei plus Zwei? Ich muss zur Schule, es gibt eine Menge Leute, die auf mich warten. David, mein Bruder heißt David. Es ist der Name meines Bruders. Es gibt eine Menge Leute, die David heißen. Nette Leute, böse Leute, Leute, die den Verstand verlieren...“
Es schien, als würde er David gar nicht wirklich bemerken. Er war wie in Trance, nur halb bei Bewusstsein. „Charlie! Es reicht jetzt. Du brauchst Hilfe. Wenn du so weiter machst, bringen sie dich noch ins Irrenhaus.“ Er wandte sich ab von ihm und wollte wieder gehen. Es hatte keinen Sinn. Er würde schon wieder aufhören, er hatte immer wieder aufgehört. Jedes mal. Als er gehen wollte, stand Charlie plötzlich auf. Er humpelte zum Fenster. Er humpelte, wie er es immer tat. Seit seiner Geburt wuchs er nicht wie normale Menschen. Seine Hüfte zeigte immer deutlichere Fehlbildungen, sodass er nicht gerade laufen konnte. Bis er zwölf war, war es nicht sehr schlimm gewesen, aber in den letzten vier Jahren war es immer extremer geworden. Es sah krank aus, richtig mitleiderregend. Wahrscheinlich würde er im Rollstuhl sitzen, bevor er richtig ausgewachsen war. David sah ihn noch mal an. Dann stockte ihm plötzlich der Atem. „Was hast du da am Rücken.“ sagte er erschrocken.
„Es gibt Nächte“, sagte Charlie, „da schläfst du lieber auf dem Bauch.“
David ging zu ihm hin und je näher er kam, desto mehr Angst bekam er. Der ganze Rücken war rot und an vielen Stellen schimmerte es gelb und blau.
„Das sind ja richtig tiefe Fleischwunden, Charlie. Was ist passiert zum Teufel? Haben sie das in der Schule getan? Bist du geschlagen worden? Wer war das? Die Schweine mach ich fertig, wenn ich die in die Finger kriege. Wir müssen damit sofort zum Krankenhaus fahren! Du musst doch wahnsinnige Schmerzen haben, mein Gott.“
„Ich bin ein Indianer. Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Verrate uns und wir reißen dir den Kopf ab, sagt man. Und man verrät nichts und dann ist es wieder ein neuer Tag. Immer auf die gleiche Stelle und der Indianer kennt wieder den alten Schmerz. Die Sterne leuchten. Da oben, der erste Stern ist da. Die Sonne geht schon unter und oh nein... das was man nicht verhindern kann, es wird wieder ein neuer Tag. Die Zeit wird nicht stehen bleiben.“
David wusste nicht, was er sagen sollte. Er stand nur hinter seinem Bruder, der in einer anderen Welt zu sein schien und aus dem Fenster zum Himmel hinauf starrte.
„Wir sollten wirklich ins Krankenhaus fahren. Das muss sicher genäht werden.“ Er griff Charlie am Arm und er erschrak. „Nein!“ schrie er und zuckte weg. Er verlor das Gleichgewicht, humpelte ein Paar Schritte rückwärts und viel zurück. Mit einem Lauten Knall schlug er auf dem Boden auf – mit dem Rücken. Er riss die Augen auf und sein Mund öffnete sich, aber er blieb stumm. Er konnte sich einen Moment lang nicht bewegen.
„Aufhören!“ schrie er schließlich. Dann stand er wieder auf und hinterließ auf dem Boden einige Blutflecken von den aufgeplatzten Wunden. „Charlie, oh mein Gott. Komm, ich helfe dir. Das tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Geht es? Tut es sehr weh?“ Aber Charlie erkannte ihn nicht. Er starrte ihn mit glasigen Augen ganz verstört an. „Hey, Charlie, ich bin es, David.“
„David...“ sagte Charlie ganz langsam.
„Ja, Charlie, was ist? Komm mit, kannst du gehen? Wir müssen sofort ins...“
„David holt wieder den Zeigestock und fragt, was ist zwei plus zwei? Man sagt vier und er sagt FALSCH und schlägt wieder zu. Immer auf den Rücken. Und die Anderen lachen. Alle lachen und man sagt fünf und FALSCH! Er schlägt wieder zu. Sie lachen lauter. Dann nimmt er das große, flache Holzlineal für die Tafel und FALSCH, Humpelstilzchen! BANG! David ist es. David!“
„Wovon redest du? Wer ist dieser Junge? Ist das heute passiert?“
„Heute? Was ist heute? Heute ist um diese Zeit ein alter Tag und ein alter Tag ist gut, weil es dann vorbei ist, bis der neue Tag da ist. Und dann ist da wieder David! Mein Bruder heißt David, David ist ein böser Name. David ist ein ganz böser Name, Bruder. Wenn David da ist, dann lachen sie alle und der Indianer kennt wieder den alten Schmerz!“
Er quälte sich hoch, stand auf und ging zu seinem Schreibtisch hinüber. Aus einem Etui holte er einen Bleistift und einen Anspitzer heraus.
„Charlie, was hast du vor? Du weißt doch, dass ich nicht dieser David bin, nicht wahr? Es gibt viele Menschen mit diesem Namen...“ Er überlegte kurz, ob er seinen Vater rufen sollte. Er sah Charlie den Bleistift anspitzen. „Charlie, lass das, wir müssen jetzt ins Krankenhaus fahren. Komm, gib mir den Stift.“ Er ging einen Schritt auf ihn zu und Charlie zog den Bleistift aus dem Anspitzer. „Alles klar, David, jetzt drehen wir das Spiel mal und der Indianer jagt den Cowboy, was? Tja, da schaust du blöd aus der Wäsche.“ Er schien ein wenig klarer im Kopf zu werden, aber er erkannte in David noch immer nicht seinen Bruder.
„Komm schon, Charlie, gib mir den Stift, okay?“ Er streckte vorsichtig die Hand nach ihm aus und plötzlich und blitzschnell stach Charlie zu. Der spitze Bleistift bohrte sich in Davids Handrücken und er schrie laut auf und ging in die Knie.
„Was ist da oben los? David? Antworte! Du wirst Charlie doch nicht wehtun?“ Es war die Stimme ihres Vaters, die in einer Mischung aus Wut und Besorgnis zu ihnen nach oben drang, aber bevor David antworten konnte, trat Charlie ihn mit voller Wucht ins Gesicht. Seine Nase knackte, sie war gebrochen. Charlie hatte den Stift wieder in seiner rechten Hand und trat noch mal zu. „Du widerlicher Dreckskerl. Jetzt wirst du bezahlen für all die langen Jahre. David ist ein böser Name!“
David sah alles nur noch verschwommen. Er fiel nach hinten und lag nun auf dem Rücken wie Charlie drei Minuten zuvor. „Charlie, ich bin nicht der David aus der Schule. Ich bin dein Bruder!“ sagte er. Charlie stand über ihm.
„Es wird niemals wieder Zeigestöcke geben, und auch keine Holzlineale und zwei plus zwei ist verdammt noch mal VIER!“ Bei dem letzten Wort ließ er den spitzen Stift auf seinen Bruder niedersausen und rammte ihn in seine Brust. David schrie.
„Was ist denn da oben los?“ rief der Vater und machte sich auf den Weg ins Obergeschoss.
„Charlie, bitte, ich bin es nicht! Ich bin nicht...“ Aber bevor er zuende gesprochen hatte, stach sein Bruder ein weiteres Mal zu. „DAS ERGEBNIS IST VIER! EINS, ZWEI, DREI, VIER!“ rief er und jedes mal stieß er mit dem Stift wieder zu. Die letzten beiden Stiche erwischten David schwer, bevor der Bleistift endlich brach. Er hustete und Blut floss seine Lippen hinunter. Charlie schlug immer wieder auf Davids blutigen Oberkörper ein, bis sein Vater endlich das Zimmer betrat. Er schlug beide Hände vor das Gesicht, als er Charlie auf seinem Bruder hocken und mit den blutigen Fäusten immer wieder auf den jetzt leblosen Körper einprügeln sah.
Er stürzte auf ihn zu und riss ihn von David herunter. „Hör auf! Was tust du um Himmels Willen!“, schrie er.
„David ist ein böser Name, Daddy. David ist ein böser Name!“ Sally stand plötzlich in der Tür als sie David sah und Paul, der den nackten Charlie fest mit dem blutigen Rücken auf den Holzboden presste und als Charlie vor Schmerzen die Augen verdrehte, da begann sie zu schreien.
„David ist tot!“ rief Charlie. „Tot! Totes, kaltes Schwein!“ Er kreischte regelrecht in seinem Glück, auch wenn sein Gesicht schmerzverzerrt war.
Fassungslos starrte sein Vater ihn an, er sah zu David und dann wieder in Charlies leuchtende Augen.
„Was hast du getan, du wahnsinniger Irrer?! Was hast du nur getan?“, schrie Paul ihn an, während eine heiße Träne seine Wange herunter lief. Er riss seinen Oberkörper hoch und donnerte ihn wieder auf den Holzboden. Charlie gab einen dumpfen Laut von sich, aber Paul riss ihn wieder hoch ließ ihn noch mal auf die harten, unebenen Holzdielen fallen.
„...tot...“, krächzte Charlie und seine Gesichtszüge hatten nichts menschliches mehr. „Warum hast du das getan? Warum hast du das getan?!“ Immer wieder landete Charlies aufgerissener Rücken auf dem Boden.
„Du bringst ihn um“, kreischte Sally und rannte durch das Zimmer auf ihren Mann zu. „Bring ihn nicht um, Paul!“
Ein letztes Mal fiel Charlies Oberkörper zurück auf den Boden und Paul bemerkte erst jetzt die Blutlache, die sich unter seinem Sohn geblidet hatte.
Ein letztes Mal bewegten sich Charlies Augen und er sah seine völlig aufgelöste Mutter an.
„David...“, flüsterte er und lächelte.

 

Hi, Zerbröselpistole!

(ulkiger Nick übrigens... was hat der zu bedeuten?!)

Danke erstmal für dein Interesse und dafür, dass du ein paar Verbesserungsvorschläge angebracht hast.
Ich hab mich gleich noch mal dran gesetzt...

Er hustete und Blut floss seine Lippen hinunter. Dann war er tot.


Da hättest du mehr draus machen können. Diese Stelle fand ich eher komisch als erschreckend.


Stimmt... ist jetzt anders... subtiler, wenn man so will.

Zwar ist die Passage in Charlies Zimmer immer noch genau so lang (ich finde, man braucht die Zeit, um Charlies Charakter zu beschreiben), und der Anfang (wo mir noch nix eingefallen ist) ist auch noch genau so holperig.

Dafür ist das Ende neu. Brandneu!
Kannst ja noch mal lesen... das ende. Bin gespannt

Also, grüß die weite Welt,
Underground

 
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Moin Untergrund,

Ab geht's:

David, der sonst nur selten Gefühle an sich heranließ die Sorgenfalten.

heranließ, die Sorgenfalten. Glaub' ich.

David war Charlies Bruder und der saß nun seit fünf Stunden in seinem Zimmer und redete vor sich hin.

Klingt nach etwas sehr bemühter Vorstellung der Figuren. Da wir David ja schon aus dem vorrangegangenen Satz kennen, wie wär's mit: Seit nunmehr fünf Stunden murmelte sein Bruder Charlie zusammenhangloses Zeug, ... Und das kann man dann noch irgendwie ausschmücken. "...ohne einmal den erstarrten Blick von dem Metallica-Poster an der Wand zu nehmen," irgendwie sowas. Nur ein Vorschlag.

Es trat eine kurze Stille ein doch dann begann wieder der das eintönige

ein, doch dann

Ich würd die Stille nicht eintreten lassen. "Für einen Moment wurde es still, dann" klingt unkomplizierter.

Es gibt nur einen Menschen auf dieser Welt, der das weiß. Es ist er selbst.

", der das weiß. Er selbst." "Es ist er selbst" klingt irgendwie nicht nach etwas, was irgendjemand sagen würde, den ich kenne. Mag aber regional bedingt sein. Ich bin aus Westfalen. :lol:

„Was hast du da am Rücken.“ sagte er erschrocken.
„Es gibt Nächte“, sagte Charlie, „da schläfst du lieber auf dem Bauch.“

Die Antwort finde ich exzellent! :-) Was haben die mit dem Sonnebrillensmiley gemacht?

Der ganze Rücken war rot

Und der halbe? ;) Warum nicht "Charlies Rücken" oder "Der Rücken seines Bruders"?

"Was hast du getan, du wahnsinniger Irrer?!"

Hmmm, hier hab' ich überlegt... Ist das doppelte Lottchen an dieser Stelle Absicht, um den bestürzten, verstörten Zustand des Vaters rüberzubringen? Und schreibt man rüberzubringen nach der neuen Rechtschreibung noch zusammen? Fragen über Fragen... :hmm:

"Ich bin schon lange tot...", flüsterte er und lächelte.

Das würde ich rausschmeißen, "Ich bin schon..." und der nur im Tod Frieden findende, lächelnde Schurke sind ganz großes Klischeekino. Und das hab' ich vor Zerbröslers Zweitkommentar geschrieben!

Die Darstellung von Charlies Geisteszustand, die du ja hauptsächlich durch die wörtliche Rede realisierst, hat mir teilweise gut gefallen, aber einiges war auch Uffta, denn so reden Leute nicht. Auch nicht die verrückten. Jedenfalls mutmaß ich das jetzt einfach mal, ich kenne schließlich nur ganz normale Leute. Wie wir alle eigentlich. :D

Ein Amoklauf als Ausgang für eine Horror/Shock/Suspense-Story ist ansich immer eine gute Idee, aber du hättest ruhig etwas dicker auftragen können, was Blutgehalt und Anzahl der Toten angeht. Traurigerweise ist man bei solchen Sachen ja mittlerweile ziemlich "verwöhnt", in den Nachrichten kann man fast jeden Abend schlimmere Zustandsberichte von deutschen Schulen etc. sehen.

Hm, das Obere klingt ein bisschen so, als wär ich irgendwie pervers.

Was soll's.

Viele Grüße,

Jan-Christoph

 
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Moin Underground!

Ich finde, der erste Satz einer Geschichte ist vielleicht der wichtigste. Er vermittelt den ersten Eindruck und gibt die Richtung vor, sozusagen eine Art Aushängeschild.
Den ersten Satz dieser Geschichte, eigentlich den ganzen ersten Absatz, solltest du, meiner Meinung nach, dringend überarbeiten.

Es wurde dunkel draußen und langsam legten sich auch auf die Stirn des ansonsten so abgehärteten und starken David, der sonst nur selten Gefühle an sich heranließ die Sorgenfalten.
Er ist zu lang und umständlich für den Einstieg.
Die markierte Passage ist ein klassischer Fall von SdT. Du kannst zwar behaupten, David sei ein harter Kerl, aber für den Leser entsteht dadurch kein Bild, kein Charakter. Zeig dem Leser, was für ein harter Hund David normalerweise ist, anstatt es einfach nur hinzuschreiben.
Außerdem Wortwiederholung "sonst".

Mit dem Gespräch zwischen Charlie und David nimmt die Geschichte an Fahrt auf. Die Dialoge sitzen und wecken Interesse daran, was denn mit Charlie passiert ist bzw. passiert. Gefällt mir.

„Charlie! Es reicht jetzt. Du brauchst Hilfe. Ich halt es nicht mehr aus. Du musst ins Irrenhaus.“
Würde es ein Psychologe nicht auch tun? Schließlich spricht er mit seinem Bruder.
Er humpelte, wie er es immer tat. Seit seiner Geburt wuchs er nicht wie normale Menschen. Seine Hüfte zeigte immer deutlichere Fehlbildungen, sodass er nicht gerade laufen konnte. Bis er zwölf war, war es nicht sehr schlimm gewesen, aber in den letzten vier Jahren war es immer extremer geworden. Es sah krank aus, richtig mitleiderregend.
Das ist eine wichtige Information, die der Leser eigentlich früher erfahren sollte. Schließlich ist sie sehr prägend für Charlie.
„Das sind ja richtig tiefe Fleischwunden, Charlie.
Offene, blutende Fleischwunden? Dann müsste seine Kleidung doch auch blutverschmiert sein. Und das hat keiner gemerkt? Lehrer, Eltern, Mitschüler?
Seine Nase knackte, sie war gebrochen.
Unnötige Information. Das laute Knacken reicht.

Wie gesagt, der Dialog an sich gefällt mir, auch wenn er insgesamt betrachtet etwas dünn ist.
Außerdem stellt sich die Frage, warum keiner aus der Familie etwas von diesen Misshandlungen auch nur ansatzweise mitbekommen hat. Der reine Hinweise, dass Charlie halt ein Außenseiter ist, reicht mir da nicht. Da muss die Familie schon wesentlich asozialer und gefühlskalter dargestellt werden.
Verstehe mich nicht falsch, mir ist bewusst, dass solche Misshandlungen auch in Wirklichkeit passieren, ohne das jemand Verdacht schöpft oder einschreitet. Trotzdem fehlen mir die Hinweise darauf, warum keiner in der Familie etwas mitbekommen hat, wenn sie doch alle so besorgt sind. Außerdem ist Charlies Verhalten doch etwas zu extrem, als das man es einfach so ignorieren könnte.
Um es kurz zu machen, das Bild der besorgten Familie passt nicht zu Charlies monatelangen, vielleicht sogar jahrelangen Martyrium.

Das Ende, die Namensgleichheit als Auslöser für den Brudermord, ist mir persönlich zu konstruiert. Im Übrigen ist es verdammt schwierig, jemanden mit einem Bleistift zu erstechen, vor allem in den Brustkorb. Der Bleistift bricht wahrscheinlich nach dem ersten Stich ab und geht auch nicht tief genug, um jemanden ernsthaft zu verletzen. Lass Charlie lieber ins Gesicht stechen, da stehen die Chancen besser.

Abschließend betrachtet bleibt leider nicht sonderlich viel hängen, da die Geschichte vordergründig auf Charlies Wahnsinn ausgelegt ist, ohne die Hintergründe angemessenen zu beleuchten.
Auch wenn du die wenigen Informationen wirklich geschickt verpackst ("Indianer kennt kein Schmerz", "Zwei plus zwei"), ist mir das zu wenig.

Kein Verriss, dafür ist dir Charlies Wahnsinn viel zu gut gelungen, aber doch eine stellenweise ziemlich unrunde Geschichte.

J

 
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Mensch, Freunde, danke fürs Lesen!

Und zur Belohnung hab ich viele eurer Anregungen und Tipps gleich in die vielen Buchstaben der Geschichte eingewoben.

Zum einen der letzte große "Casablanca - Vom Winde verweht - Dallas - Denver Clan" - Satz. Nu isser wech. Ersetzt durch ein schlichtes "David..."
Das gibt dem ganzen ein etwas offeneres Ende. Etwas, sag ich.

Dann, was war noch? Ach ja, der Anfang stieß sowohl bei euch als auch bei mir auf Missmut. Da gebe ich jedem Recht, sowohl Proof als auch Don Jorgo.
Da beginnin' is brandnu now!
Ich hab mich noch mal kurz dran gesetzt und versucht, mit dem neuen Anfang auch gleich ein bisschen zu klären (oder besser: zu rechtfertigen), warum die Familie so wenig von den Schulquärelen mitbekommt.
Ich hoffe, dass das einigermaßen glaubwürdig ist.

Und eine tiefe Fleischwunde muss ja nich gleich offen und alles vollblutend sein... glaub ich. Könnte ich mir denken... hoff ich :)

Was war noch?

Proof hatte mir glaub ich nahegelegt "Er selbst" statt "Es ist er selbst" zu schreiben... hab ich gemacht...
denn schließlich bin ich auch Westfale! :)


Der ganze Rücken war rot


Und der halbe? Warum nicht "Charlies Rücken" oder "Der Rücken seines Bruders"?


Fand ich ganz okay. Ich mein, mann kann auch nur rote Flecken haben, ne rote Schluter, oder rote Striemen...
Deswegen trotzig beibehalten ;)

Dafür tritt die Stille nun auch nicht mehr ein, sondern ... na, kommt halt anders um die Ecke.

Der wahnsinnige Irre bleibt, was das doppelte Lottchen hier tatsächlich beabsichtigt ist.

Und auch der Bleistift ist immer noch ein Bleistift. Warum? Keine Ahnung, in der ersten Version war es noch ein "echt silberner Bleistift", aber erstens muss man die nicht anspitzen und zweitens fand ich das zu konstruiert.
Und das Schreibgerät dem David ins Gesicht zu stechen ist zwar ne gute Idee, wirft aber so ziemlich jeden zweiten Satz danach über den Haufen. Da war ich zu faul, das alles zu ändern, also bleibts.
Ich habs aber im Hinterkopf und mach mich mal schlau, was so ein Bleistift aushält ;)

So, auf das meiste bin ich ja nun erschöpfend eingegangen... was mir aber eine außerordentliche Freude war! Wirklich!

Allen Westfalen und Nichtwestfalen sei das Lesen noch mal herzlichst gedankt. (noch mal lesen lohnt sich, die Story ändert sich ständig... :) )

Also Gruß aus Münster
Underground

 

"Er hat recht, Sally.
Recht groß
"Ist ja schon Gut, Schatz.
gut klein
"Mach dir Tür auf, Charlie!"
die
Wenn ich am Boden liege, schreie vor Schmerzen
schreiend
und warum redest du mit dir selbst? Kannst du mir das sagen, Charlie? Er sah weiter an die Decke, als hätte er David überhaupt nicht gehört.
Charlie?"
"Nein!" schrie er und zuckte weg.
"Nein!", schrie er und zuckte weg.
humpelte ein Paar Schritte rückwärts
paar
Mit einem Lauten Knall schlug er auf dem Boden auf
lauten
Das tut mir leid
Leid groß
Hi Underground,
ok, da ich grad voll auf dem Carmina Burana Ohrwurm Trip bin, musst ich bei der Bleistiftzustechszene an die Musik denken, und dann wirds voll cool :)
Aber leider hat mir die Geschichte insgesamt nicht so gefallen, sorry.
Der Stil ist hier für dich ungewohnt schlecht, du wiederholst viel, oft ists unklar, wer gemeint ist etc.
Der Inhalt passt mMn nicht nach Horror/Grusel, sondern eher nach Gesellschaft ...
Anfangs musste ich an einen meiner Lieblings-nichtkomödien-filme denken, Rainman, ich dachte Charlie wäre so authistlike, aber ... lalala :)
:heilig: Bruder Tserk

 

Au weia, da hab ich glatt meinen Zweit-Lieblings-Leser (also aus Sicht des Lesers, der meine Geschichten am zweitliebsten liest... oder so) enttäuscht. Aber die Panik und der Frust darüber hält sich wirklich in Grenzen und das liegt an folgenden zwei Umständen:

1) Juhu! Ich habe heute Geburtstag!!!!

2) Diese Geschichte ist aus meinem kleinen Archiv und irgendwann vor drei oder vier Jahren innerhalb einer Nacht aufs Papier gehämmert worden.
Das heißt, das Stück ist schon älter und entfaltet somit noch nicht mein volles künstlerisches Talent :schiel: !

Es wird vielleicht noch ein solcher Lückenbüßer folgen, da im Moment die Zeit zum Schreiben recht knapp ist. Aber ich habe da eine prima Idee im Hinterkopf, die bald umgesetzt wird.

Also nimm es mir nicht übel, bruder.
Schließlich habe ich Geburtstag :thumbsup: YEAH!!!!

Gruß,
Underground

 

Hey Underground,

begann wieder der das eintönige,
"der" streichen

Er war wie in Trance, nur halb bei Bewusstsein.
Eines reicht: Entweder er war wie in Trance oder nur halb bei Bewusstsein. Such dir eins aus.

Er schien ein wenig klarer im Kopf zu werden, aber er erkannte in David noch immer nicht seinen Bruder.
Würd ich defintitiv streichen!

Was für ein Horrorscenario. Richtig intensiv geschildert, die Dialoge. Nur weiter so!

Eike

 

Morgen Eike...

Ich nutze die kurze Uni-Pause am Tag nach meinem Geburtstag (YEAHH s.o.), um dir fix zu antworten.

Riesigen Dank an dich fürs Lesen und noch mehr Dank für die positive Kritik. Über deine Verbesserungsvorschläge sinniere ich später (die zeit drängt), aber es hat mich echt gefreut, dass du, Eike, meine Schilderungsweise magst.
Ich mag Menschen, die mich mögen :-) Das ermutigt zum Weitermachen...

Also, einen wundervollen Tag noch,
Underground!

 

Bruder Tserk schrieb:
Aber leider hat mir die Geschichte insgesamt nicht so gefallen, sorry.
was, halts Maul, Bruder, die Geschichte ist doch voll cool!
Nee, sorry, Underground, sie hatte mir schon gefallen (keine Ahnung, welocher Mod da oben meine Kritik so verändert hat ;) ), ich war nur kurzzeitig weggetreten oder so ... :)
am Tag nach meinem Geburtstag (YEAHH s.o.)
:lol:
Was, nur Nummer 2? *grr* ;)
:heilig: Bruder Tserk
Edit: I forgot: Alles Gute nachträglich!

 

Hey ho, Tserk!

Ich bin größtensteils verstört über diesen urplötzlichen Meinungswechsel und schiebe ihn einfach auf eine riesige Ironie deinerseits...
Oder auf Mitleid mit dem ehemaligen Geburtstagskind!

Den letzten Absatz allerdings begreife ich nich recht...

am Tag nach meinem Geburtstag (YEAHH s.o.)


Was, nur Nummer 2? *grr*
:heilig: Bruder Tserk


Nummer 2?
Vielleicht von wegen Lieblingsleser? Ja, desch is ja annäsrum!
Du bisch ja net mei lieblingsleser net... und scho gah net dä zwaidä, sonnän du hasch gesaacht, dasch i dai zwaidlibschdä Audor sain däd (nach dä tamira)... und deschdäweschen hab i däsch gmeint wäsche däm zwaidliebschdä lesä... i hoff däsch is klar jetza

Mit Gruß wieder an die die oberste Forumfront katapultiert,
Underground

 

Nein, das hat nix mit Ironie oder Mitleid zu tun. SIe gefällt mir schon, aber halt net so gut wie deine anderen Geschichten.
Ach so meintest du das mit 2.liebster ... also legst du keinen wert darauf, dass ich deine geschichten lese? :( ;)
:heilig: Bruder Tserk

 

Mensch Bruder...

Wie könntest du mir gleichgültig sein?
Endlich jemand, der Gefallen am meinem Geschreibe findet, und der soll mir dann egal sein? Mit dicken Nichten!

Ich freue mich über jede Resonanz von dir und bin jedes mal glücklicher, als es Gott in Frankreich wäre, wenn ich eine Antwort von dir lese!

Du bisch ja net mei lieblingsleser net... und scho gah net dä zwaidä,

Das war ein bisschen unglücklich formuliert, dass gebe ich zu. Ich wollte nur das Missverständnis aufklären, und hab mich dabei in Ungeheuerlichkeiten verstrickt... das wollte ich nicht.

Also hier ist es noch mal schwarz auf weiß:
Du bist einer meiner Lieblingsleser. Du bist ganz weit oben auf der Liste und an dir kommt so schnell kein Leser vorbei (es sei denn, er schubst dich grob weg)...

So, Brüderlein,
ich hoffe damit alles wieder ins Rechte Licht gerückt zu haben und grüße ihre Heiligkeit,

Underground

 

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