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Ein nicht ganz perfekter Mord

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15.06.2005
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Ein nicht ganz perfekter Mord

Ein Schuss hallte durch das nächtliche Gebirge und die Hunde begannen zu bellen. Wenig später kam eine dunkle Limousine die Passstraße herabgefahren. Auf halber Höhe hielt der Wagen. Eine Frau stieg aus, schob das Fahrzeug bis an den Rand des Abgrunds und stieß es mit Schwung noch einmal an, so dass es ins Rollen kam und schließlich vornüber ins Tal stürzte.
Die Frau war stehen geblieben und lauschte, doch es war kein Aufprall zu hören; vorsichtig näherte sie sich dem Rand und blickte nach unten. Der Wagen hatte sich an einem Felsvorsprung verfangen. Er hing dort zwischen Himmel und Erde. Doch diese Stelle war ohne eine gute Bergsteigerausrüstung nicht zu erreichen. Die Frau drehte sich um und lief hektisch zu der Berghütte am Ende der Passstraße zurück. Sie stieg in einen Kleinwagen, startete durch und raste die Serpentinen hinab ins Tal, von dort aus fuhr sie zügig weiter.
Ein Wanderer entdeckte das freischwebende Fahrzeug und alarmierte die Polizei. Es dauerte dann noch einige Stunden, bis die Limousine mit dem Toten geborgen worden war. Es handelte sich, wie sich später herausstellte, um den angesehenen Architekten Dr. Alois Prechtl. Die Beamten waren zunächst von einem Unfall ausgegangen. Dann von Selbstmord. Die gerichtsmedizinische Untersuchung jedoch widerlegte die Selbstmord-These.
Es stellte sich heraus, dass die Frau des Toten spurlos verschwunden war. Der Mordverdacht fiel auf sie, solange, bis im Frühjahr ihre Leiche vom Schmelzwasser angetrieben wurde. Da merkte Kommissar Beckstein, dass er sich gewaltig geirrt hatte. Der Fall musste noch einmal von vorne aufgerollt werden. Das war schwierig, denn es hatte offensichtlich keine Zeugen gegeben. Die letzten Stunden von Alois und Senta Prechtl ließen sich nur in sehr groben Zügen rekonstruieren.
Die beiden hatten Silvester zu zweit in einer Skihütte verbracht. Sie waren auch in den ersten Tagen des neuen Jahres noch dort geblieben. In der Bäckerei Schmalstich konnte man sich daran erinnern, dass Frau Prechtl am 3. Januar zum letzten Mal Brötchen zum Frühstück geholt hatte. Dann verloren sich die Spuren im Ungewissen.

*​

Fünf Monate nach diesem Vorfall besuchte die Versicherungsvertreterin Angela Pohlmann eine neue Kundin, Sabine Kiel. An einem Freitagvormittag klingelte sie bei den Kiels. Die Frau des Hauses öffnete.
"Guten Tag, Frau Kiel, ich bin Frau Pohlmann."
"Guten Tag. Kommen Sie doch bitte herein!"
Frau Kiel führte die Vertreterin ins Wohnzimmer.
"Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?" fragte Frau Kiel.
"Gerne", erwiderte Frau Pohlmann.
Dann setzten die beiden sich an den Tisch und gingen die einzelnen Versicherungen durch.
"Darf ich kurz mal eine rauchen?" fragte Frau Kiel nach einer knappen Stunde. "Macht Ihnen das was aus?"
"Ach nein, ich rauche selber", antwortete Frau Pohlmann.
"Darf ich Ihnen eine anbieten?"
"Oja!" entgegnete Frau Pohlmann freudig.
Frau Kiel holte die Zigaretten aus der Küche. Als sie Frau Pohlmann Feuer gab, fiel deren Blick irritiert auf das Feuerzeug: dieses Feuerzeug hatte sie einmal
verschenkt! Sie hatte es Senta Prechtl geschenkt! Wie kam Frau Kiel an dieses Feuerzeug? Ina Pohlmann beeilte sich mit dem Abschluss der Verträge und fuhr anschließend sofort zur Polizei, um ihre Beobachtung mitzuteilen.

*​

Der Fall Prechtl wurde noch einmal aufgegriffen, Frau Kiel wurde unter Beobachtung gestellt. Als die Polizei schließlich zugriff, stellte sich folgendes heraus: Sabine Kiel hatte ein Verhältnis mit Dr. Alois Prechtl. Als Senta Prechtl ihnen auf die Schliche gekommen war, stellte sie ihren Mann zur Rede. Der stritt zunächst alles ab, gab dann jedoch alles zu, kleinlaut. Beim nächsten Rendezvous wollte er sich von Sabine trennen. Die war damit allerdings gar nicht einverstanden. Sie lauerte Senta auf, ertränkte sie im eisigkalten Wasser eines Gebirgsbaches, schleppte die Tote auf eine Anhöhe und begrub sie unter hohem Schnee.
Als Alois Prechtl begriff, was geschehen war, wollte er den Mord an seiner Frau rächen. Er verabredete sich mit Sabine, in der geheimen Absicht, sie zu erschießen. Die jedoch durchschaute seinen mörderischen Plan und wehrte seinen Angriff ab. Bei dem anschließenden Handgemenge löste sich ein Schuss und traf den Architekten mitten ins Herz. Nun musste Sabine sämtliche Spuren verwischen: Sie packte den toten Prechtl in seinen Lexus, fuhr den Wagen bis an den Rand der Passstraße und ließ ihn in die Schlucht stürzen, in der Hoffnung, der Wagen würde im Tal explodieren. Doch leider misslang ihr das.

Hätte sie das Feuerzeug der toten Senta nicht an sich genommen, wäre die Polizei ihr wohl nie auf die Schliche gekommen...

 

Moin HansenFlensburg!

Was soll man dazu sagen?

Du erzählst keine Geschichte, du berichtest nur, was passiert ist.
Keine Spannung, keine Dynamik, kaum Handlung.

Auch der Dialog im Mittelteil kann mich nicht überzeugen, ist er doch derart aufs Wesentliche zusammen geschnitten, dass jegliche Atmosphäre im keim erstickt wird.

Entscheide dich für eine Erzählperspektive, z.B. aus Sicht Kommissars beckstein und erzähle, wie er die Sache erlebt. Durch seine Augen.

So ist es höchsten der skizierte Ablauf einer Geschichte.

Zwei Textstellen muss ich noch zitieren. Nenn mich gehässig, aber über die Stellen solltest du vielleicht noch einmal besonders nachdenken.

Die Frau war stehen geblieben und lauschte, doch es war kein Aufprall zu hören; vorsichtig näherte sie sich dem Rand und blickte nach unten. Der Wagen hatte sich an einem Felsvorsprung verfangen.
Da hat sich der Wagen lautlos festgesogen oder was?
"Darf ich kurz mal eine rauchen?" fragte Frau Kiel nach einer knappen Stunde. "Macht Ihnen das was aus?"
"Ach nein, ich rauche selber", antwortete Frau Pohlmann.
"Darf ich Ihnen eine anbieten?"
"Oja!" entgegnete Frau Pohlmann freudig.
"Puh, ganz schön heiß hier."
"Ja, das finde ich auch."
"Haben Sie was dagegen, wenn ich meine Bluse aufknöpfe?"
"Nein, nein, machen Sie nur."

Tut mir Leid, das ist natürlich nur meine Meinung. Aber meiner Meinung nach, war das nichts.

J

 

Die Story hat mir überhaupt nicht gefallen. Wie mein Vorkritiker bemerkt hat, hakst du emotionslos alle Fakten in Stichworten ab, ohne auf die einzelnen Personen und die Geschehnisse einzugehen.
Man könnte aus der Geschichte sehr viel machen, aber dann wäre sie zehnmal so lang, aber davor scheinst du dich zu scheuen.
Die Überführung der Täterin durch das Feuerzeug ist die unoriginellste Lösung, die man sich vorstellen kann. Bei dem Titel hatte ich eine clevere Auflösung erwartet.
Sorry, dass die Kritik negativ ausfällt, aber Hauptsache du schreibst weiter und lernst aus deinen Fehlern.

Gruß

Dogan I.

 

Hallo Hansen!

Entschuldige, aber das liest sich wie ein Polizeibericht. Da fehlt Leben. Einen Tip, wie du das ändern könntest, hat dir Don Jorgo ja schon gegeben.

Was mir noch aufgefallen ist:
"Darf ich kurz mal eine rauchen?" fragte Frau Kiel nach einer knappen Stunde" - Die Frau, die dort wohnt, bittet ihre Besucherin um Erlaubnis, zu rauchen? Das finde ich ziemlich unglaubwürdig.

Auch die Auflösung ist nicht sehr glaubwürdig: "Als sie Frau Pohlmann Feuer gab, fiel deren Blick irritiert auf das Feuerzeug: dieses Feuerzeug hatte sie einmal
verschenkt!" - (Übrigens, falscher Zeilenumbruch; nach dem Doppelpunkt groß schreiben) Es gibt Milliarden Feuerzeuge auf der Welt. Wie kann Frau Pohlmann dieses so schnell erkannt haben? Wenn es soetwas Außergewöhnliches ist, dann beschreibe es. Aber wenn es soetwas Außergewöhnliches ist, warum hat es Frau Kiel nicht zumindest in einer Schublade versteckt?

"Sie lauerte Senta auf, ertränkte sie im eisigkalten Wasser eines Gebirgsbaches, schleppte die Tote auf eine Anhöhe" - Durchnässte Leichen schleppt man ungern im eisigen Winter auf Anhöhen.

"Bei dem anschließenden Handgemenge löste sich ein Schuss und traf den Architekten mitten ins Herz." - Aus dieser Situation ließe sich so viel machen. Gefühle, Streit, Wut, Geschrei, Angst, Verzweiflung, nicht zu vergessen, die mißverstandene Liebe!

"Sie packte den toten Prechtl in seinen Lexus" - Ich habe den Eindruck, deine Sabine geht regelmäßig ins Fitness-Studio.

"fuhr den Wagen bis an den Rand der Passstraße und ließ ihn in die Schlucht stürzen, in der Hoffnung, der Wagen würde im Tal explodieren. Doch leider misslang ihr das." - Ja, das wissen wir schon.

Grüße
Chris

 

Hallo Hansen,

Deine Geschichte ist wie "unreifes Obst", nämlich grottenschlecht, weil unverdaulich.

Warum lässt Du Deine Geschichte in Deinem Kopf nicht noch etwas "reifen"?

Mir fiel spontan ein, dass Du die drei Teile näher zusammenbringen musst. Anstatt Angela Pohlmann würde ich den Kommissar die Entdeckung machen lassen: ein Feuerzeug, dass er schon mal auf einem Foto mit der toten Frau Prechtl gesehen hat - so hast Du die drei Teile erzählerisch kompakt kombiniert.

Es gibt 1000 Erzähl-Möglichkeiten, wie gesagt, lass Deine kg reifen.

LG
WU

 

Antwort an Don Jorgo

Moin Don Jorgo!

Herzlichen Dank für deinen kritischen Kommentar!

Da bleibt im Grunde genommen nicht viel von meiner „Un-Geschichte“. Sie ist in Wirklichkeit „nur“ ein Bericht, sie hat keine Spannung und keine Dynamik und wenig Handlung. Uff!

Das mit der Erzählperspektive ist ein guter Hinweis, alles „durch die Augen von Kommissar Beckstein“ erzählen bzw. zeigen ( „Show – don't tell!“ höre ich immer wieder, in fast jedem Schreiblehrbuch).

Die dezidierte Kritik an der ersten Textstelle ist berechtigt und leuchtet unmittelbar ein, da habe ich nicht zu Ende gedacht: Auch wenn kein Aufprall zu hören war, wird der Wagen sich sicherlich nicht „lautlos“ an dem Felsvorsprung verfangen. Die Stelle muss ich auf jeden Fall ändern.

Die Kritik an der zweiten Stelle habe ich allerdings nicht verstanden. Vielleicht könntest du mir das noch einmal näher erläutern, was du damit meinst. Dein Alternativ-Beispiel („Puh, ganz schön heiß hier!“) hat mir da leider nicht weitergeholfen.

Gruß

HansenFlensburg

 

Antwort an Dogan I

Hallo Dogan I,

vielen Dank für deine Kritik an meinem Text, dessen Titel „Ein nicht ganz perfekter Mord“ offensichtlich mehr verspricht, als er letztlich halten kann.

Der entscheidende Punkt deiner Kritik ist der Hinweis, dass man aus der Geschichte sehr viel machen könnte, wenn sie zehnmal so lang wäre. Das werde ich mir gründlich durch den Kopf gehen lassen.

Ich gebe zu, dass die Überführung der Täterin durch das Feuerzeug keine sehr originelle Lösung ist und die durch den Titel provozierte Erwartungshaltung bei den Leserinnen und Lesern mit Sicherheit nicht befriedigen kann.

Auf jeden Fall schreibe ich weiter, in der Hoffnung, mehr und mehr aus meinen Fehlern zu lernen.

Gruß

HansenFlensburg

 

Antwort an Chris Stone

Hallo Chris!

„Polizeibericht“ ist sehr treffend. So fühlte sich die Geschichte für mich auch an, als ich sie schrieb. Trotzdem habe ich sie hier veröffentlicht, um herauszufinden, wie ich sie verbessern könnte.

Einen Punkt deiner Kritik kann ich allerdings nicht nachvollziehen:

Chris Stone schrieb:
Was mir noch aufgefallen ist:
"Darf ich kurz mal eine rauchen?" fragte Frau Kiel nach einer knappen Stunde" - Die Frau, die dort wohnt, bittet ihre Besucherin um Erlaubnis, zu rauchen? Das finde ich ziemlich unglaubwürdig.
Ist es nicht so, dass die Höflichkeit es gebietet, dass auch eine Gastgeberin ihre Besucherin (an die sie ja zudem ein geschäftliches Anliegen hat) um Rauch-Erlaubnis fragt? Als Nichtraucher komme ich nie in diese Verlegenheit, als Raucher würde ich das mit Sicherheit tun.

Zur Auflösung:

Chris Stone schrieb:
Auch die Auflösung ist nicht sehr glaubwürdig: "Als sie Frau Pohlmann Feuer gab, fiel deren Blick irritiert auf das Feuerzeug: dieses Feuerzeug hatte sie einmal verschenkt!" - Es gibt Milliarden Feuerzeuge auf der Welt. Wie kann Frau Pohlmann dieses so schnell erkannt haben?
Ich dachte an ein Feuerzeug mit eingravierter Widmung, einer Widmung, die unverwechselbar einzigartig ist. Aber du hast Recht: das hätte ich beschreiben müssen!

Chris Stone schrieb:
warum hat es Frau Kiel nicht zumindest in einer Schublade versteckt?
Deswegen ja „ein nicht ganz perfekter Mord“: durch ihre Gedankenlosigkeit tappt die Täterin in die Falle!

Chris Stone schrieb:
"Sie lauerte Senta auf, ertränkte sie im eisigkalten Wasser eines Gebirgsbaches, schleppte die Tote auf eine Anhöhe" - Durchnässte Leichen schleppt man ungern im eisigen Winter auf Anhöhen.
In außergewöhnlichen Belastungssituationen / Bedrohungssituationen tut der Mensch die ungewöhnlichsten Dinge und ist er
zu den ungewöhnlichsten Dingen auch fähig.

Chris Stone schrieb:
"Bei dem anschließenden Handgemenge löste sich ein Schuss und traf den Architekten mitten ins Herz." - Aus dieser Situation ließe sich so viel machen. Gefühle, Streit, Wut, Geschrei, Angst, Verzweiflung, nicht zu vergessen, die mißverstandene Liebe!
Da hast du unbedingt Recht, aus dieser Szene könnte ich etwas höchst Dramatisches machen! Ich will's versuchen...

Chris Stone schrieb:
"Sie packte den toten Prechtl in seinen Lexus" - Ich habe den Eindruck, deine Sabine geht regelmäßig ins Fitness-Studio.
Warum denn nicht? Ist doch heutzutage nicht ungewöhnlich, dass Frauen regelmäßig ins Fitness-Studio gehen.

Vielen Dank für die zahlreichen Hinweise!

Gruß

HansenFlensburg

 

Antwort an Urach

Hallo Urach,

ja, meine Geschichte ist in der Tat wie „unreifes Obst“, und ich lasse sie ja zur Zeit in meinem Kopf noch etwas reifen.

Urach schrieb:
Anstatt Angela Pohlmann würde ich den Kommissar die Entdeckung machen lassen: ein Feuerzeug, dass er schon mal auf einem Foto mit der toten Frau Prechtl gesehen hat - so hast Du die drei Teile erzählerisch kompakt kombiniert.

Ausgezeichneter Hinweis! Gefällt mir, könnte ich mir als Alternative zu meinem bisherigen Handlungskonzept gut vorstellen.

Urach schrieb:
1000 Erzähl-Möglichkeiten
- JA!

Gruß

HansenFlensburg

 

Moin HansenFlensburg!

Nein, das war auch eigentlich nicht als Alternativvorschlag gedacht.
Der Dialog hat mich in seiner doch ziemlich gestellten Form stark an einschlägige Genrefilme erinnert. Die Fortführung des Dialoges meinerseits sollte dies eigentlich nur zum Ausdruck bringen.

J

 

einschlägige Genrefilme?

MoinDon Jorgo!

Aha. Aber an welche Filme denkst du, wenn du schreibst "einschlägige Genrefilme"?

Um Aufklärung bittet HansenFlensburg.

fantastisch "Mit freundlichen Grüßen"

 

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