Ein Satz

[Häferl]

Ein Satz

Es ist nur sein, durch die Jahrzehnte von Schlägen und Schwerstarbeit geschundener, durch Folter gequälter und beim Graben unter der sengenden Sonne verbrannter, beinahe möchte man meinen, nicht umzubringender Körper, der nun, wie fünf andere auch, mit einer langen Mütze über dem Gesicht und an einen Mast gebunden, durch eine Kugel getroffen schlaff in den Seilen hängt und von den einen als Mahnmal fotografiert, von den anderen wegen des glatten Einschusses als Erfolgserlebnis betrachtet wird, denn seine verletzte Seele, die tatsächlich ebenso rein war, wie die der Richter und Geschworenen, was ihm aber niemand glaubte, war schon längst gestorben – still und unbeachtet.

 

[Woltochinon]

Hallo Häferl,

Eine sehr prägnante, konzentrierte Geschichte, sehr dicht. Besonders treffend (im Doppelsinn des Wortes) fand ich den Gegensatz „Mahnmahl“ – „Erfolgserlebnis“.

Ein lesenswerter Text.

L G,

tschüß… Woltochinon

 

[Häferl]

Danke, Bernadette und Woltochinon! Freut mich, daß diese Ein-Satz-Geschichte immer noch ankommt!

Besonders treffend (im Doppelsinn des Wortes) fand ich den Gegensatz „Mahnmahl“ – „Erfolgserlebnis“.

Fein, daß Dir das aufgefallen ist. (Als die Seele gestorben ist, war keiner da...)

Liebe Grüße,
Susi