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Ein schönes Leben noch

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24.08.2003
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Ein schönes Leben noch

Du kannst nicht sagen, dass ich dich nicht gewarnt habe, ich habe dir gesagt, dass ich die Verantwortung für dein Leben nicht übernehmen kann...
... nicht übernehmen will. Es ist zu schwer für mich. Ich wollte eigentlich nur mein Leben leben, und dann... bist du dahergekommen, hast meine Art, wie ich das Leben nahm, gemocht, und wolltest sie mit deiner Liebe zu mir zerbrechen.
Das ist mir schonmal passiert, als jemand mir sein Leben zu Füßen gelegt hat, und ich habe es aus Versehen zertreten, auf meiner panischen Flucht. Ich will das alles nicht. Aber der Rest der Welt versteht nicht, und deshalb versuche ich jetzt diese Mail zu schreiben, um dir all das zu erklären, wofür ich keine Worte finde.
Manchmal denke ich, ich hätte der Psychologin nichts vorlügen sollen. Wenn ich ein ärztliches Attest hätte, wo in großen, roten Buchstaben „unzurechnungsfähig“ draufgestempelt wäre, dann hätte ich eine bequeme Ausrede, eine Entschuldigung dafür. Ich könnte es einfach behaupten.
Mit welchem Recht bist du wütend auf mich? Ich habe dich gewarnt!
„Ich bin mir sicher, dass du darauf achtgeben wirst“, hast du gesagt und mir dein Herz vor die Füße geworfen wie einen Fehdehandschuh. „Wer denn, wenn nicht du?“
Tatsache ist, es ist kaputt. Tut mir wirklich Leid.
Ich weiß, dass es verkehrt war, dir Hoffnungen zu machen, nein, ich hätte dich mich töten sollen, als ich noch die Gelegenheit dazu hatte. Es gibt nichts, was schlimmer ist als der verdammte Liebeskummer, er reißt einem das Herz in Fetzen und ich hätte ihn dir gern erspart, aber du hast nicht auf mich gehört, als ich dich gewarnt habe. Ich hasse mich selbst dafür, dass ich das getan habe, vor allem weil du mir wirklich wichtig bist weil ich dich hätte lieben können in einem anderen Leben, aber was wäre die Alternative gewesen? Ich hätte mein Leben weggeworfen und es einem anderen Menschen geschenkt dir geschenkt, weil du es wert gewesen wärst, nur, um ihn nicht unglücklich zu machen ich hasse dich dafür, dass du mir diese Entscheidung aufgezwungen hast, "löschen, löschen, das schreibst du nicht, du bist ja nicht gemein, du bist nur ein mieser Autist, nicht mal das hast du gekonnt, du warst sogar zu bescheuert, um dir deine Unzurechnungsfähigkeit schriftlich geben zu lassen, das geschieht dir ganz Recht, zerfließ ruhig in Selbstmitleid, hass dich selbst, Idiot".
ein schönes Leben noch

 

Wegen der Geschichtenflaute habe ich gedacht, beglücke ich die hier versammelte Community mal mit was Kurzem, was sich leicht lesen lässt. Hoffe, die Idee war nicht so schlecht... :)

 

Wirklich konsequent wäre man gewesen, wenn es erst gar nicht zu dieser Mail gekommen wäre. Aber dem könnte man nur aus dem Weg gehen, wenn man sich auf einen einsamen Berg setzt und nie mehr runterkommt. Leicht lesen... wohl kaum; man kann sich gut reinsteigern in die - was ist das, resignierende Wut?

Gut gemacht, Emotionsweckundoderverstärkgobbo.

 

Hallo vita!

was Kurzem, was sich leicht lesen lässt
Kurz ist deine Geschichte wirklich.
Leicht lesen - ich vermute mal, die Hitze hat mir schon arg zugesetzt (Trolle können ab 20° C nicht mehr richtig denken). Wenn diese Geschichte leicht ist, hoffe ich nur, ich bekomme nichts komplexes von dir in die Augen.
Irgendwie erkenne ich hier und da etwas in der Geschichte, aber dann ist es wieder weg und ich denke an die Personalgspräche der letzten Tage und die derzeitigen Zickenkämpfe und wünsche mir einen schönen hohen kühlen Berg ganz für mich allein.

Aber das gehört hier vielleicht auch nicht hin

Liebe Grüße

Jo

 

Hallo vita!

Den anderen muss ich zustimmen, leicht lesen lässt sich das nicht, im Moment habe ich gar keinen Durchblick. Vielleicht geht mir später ein Licht auf, wenn andere sich im Interpretieren versuchen. Naja, Ideen hab ich schon, klitzekleine Ansätze, aber ansonsten: :confused:

Liebe Grüsse
sirwen

 

Hey Webby,
danke für die Kritik - ich würde sagen, schön, dass du dich hineinfühlen konntest, aber das ist es nicht, weil es nicht besonders schön ist, wenn jemand so etwas nachvollziehen kann. Richtig, Konsequentsein würde bedeuten, auf einem hohen Berg zu sitzen. Und ich finde es immer wieder schade, wenn mangelnde Konsequenz zu solchen Scherbenhaufen führt.

Hey Jobär,
na dann wünsche ich dir, dass du deinen Kopf wieder freikriegst. Danke für die Kritik, trotzdem...

gruß
vita
:bounce:

 

Hi vita,

schön, ein Neuzugang in Sonstige und dann von dir.

Tja, es ist schon viel zu deiner Geschichte gesagt worden. Sie macht nachdenklich. Und sicher hat der ein oder andere ähnliche Erfahrungen gemacht. Jetzt kann man sich fast noch darüber streiten, wer letztendlich mehr leidet: Der, der enttäuscht wurde, oder der, der enttäuscht hat. Ohne je in der anderen Position gewesen zu sein, bin ich im Laufe der Jahre (ja, ich bin alt und weise, wo ist mein Krückstock ;) ) zum Schluss gekommen, dass die letztere Erfahrung auf Dauer schlimmer ist. Wer enttäuscht wurde, kann seine Gefühle kanalisieren, kann wütend werden, Hass aufbauen, seine Enttäuschung ausleben, überwinden und neu anfangen. Wer aber Auslöser für das Leid anderer war, hat nur seine Schuldgefühle. Und die kann er nicht in etwas anderes umleiten. Damit muss er klar kommen, er ganz allein. Und ein wenig davon wird er immer mit sich rumtragen. Wahrscheinlich bringt mir das jetzt einen Aufschrei all jener ein, die einmal enttäuscht wurden. Ich plädiere hier sicher nicht auf Mitleid für Menschen, die wissentlich und aus Jux und Dollerei auf den Gefühlen anderer herumtrampeln. Es gibt aber sicher Situationen, in denen man schlicht und einfach die Gefühle des anderen nicht in der gleichen Art erwidern kann. Hier trifft im Grunde niemanden eine Schuld. Trotzdem werden Menschen verletzt. Und manchmal hat derjenige, der verletzt hat, länger daran zu knabbern als der Verletzte. So oder so ist es sicher immer von den Personen, ihren Charakteren und von dem, was vorgefallen ist, abhängig.

So, das war das Wort zum Sonntag, jetzt zur Geschichte selbst.

Du hast das Tempo gegen Ende ungemein gesteigert. Das zeigt mir als Leser, dass deine Prot sich ziemlich in ihre Situation, vor allem in ihre Rechtfertigungen, hineinsteigert. Sie schreibt, dass sie ihm all das erklären will, wofür sie keine Worte findet. Und die findet sie auch in ihrer Mail nicht. Sie spielt hier wieder eine Rolle, wie zuvor auch schon. Sie will ehrlich sein, kann es aber nicht. Selbstschutz?

Am Schluss ist es fast schwierig, nachzuvollziehen, was sie tatsächlich schreibt (denn sie schreibt ja nicht ganz das, was sie denkt), und was sie tatsächlich denkt und fühlt. Einiges, was gegen Ende kursiv steht, was sie ihm also tatsächlich mitzuteilen gedenkt, passt aus meiner Sicht nicht ganz. Das würde besser zu dem passen, was sie denkt, aber lieber für sich behält. Zumindest nach dem Bild, das ich mir aus dem Anfang und dem Mittelteil von ihr gemacht habe. Dort versucht sie, sich zu rechtfertigen, schiebt ihm den Schwarzen Peter zu, sagt ihm im Grunde, dass alles seine Schuld sei. Dazu passt nicht, dass sie ihm "dir geschenkt, weil du es wert gewesen wärst," schreibt. Das würde eher zum persönlichen, gedanklichen, geheimen Teil passen. Zumal der nächste (kursive) Satz auch schon wieder ins Gegenteil schlägt. Bist du hier durcheinander gekommen oder ich? :shy:

Genauso lässt du sie am Ende in der zweiten Person mit sich selbst sprechen. Da das gedankliche "Du" vorher immer ihm galt, kann auch das noch einmal auf die falsche Fährte führen.

Ein kleiner Fehler:

und ich hätte ihn dir gern erspart aber du hast nicht auf mich gehört,
Hier fehlt ein Komma hinter "erspart"

Viele Grüße
Kerstin

 

Hey sirwen,
tut mir Leid, ich habe dich nicht absichtlich überlesen (ich hasse Crosspostings). Danke für die Kritik - vielleicht kriegst du ja, irgendwann, in den Text noch etwas reininterpretiert.

Hey katzano,
deinen weisen Worten zum Sonntag entnehme ich, dass du schon auf beiden Seiten des Zauns gestanden hast. Das ist wohl eine Erfahrung, die jeder Mensch irgendwann macht, auch, wenn keiner sie machen will.
Danke für die Textanmerkungen. Ich werde über den Schluss nochmal drübergucken, kann dir aber nicht sagen, ob ich da viel ändern kann, ohne dass alles aus dem Leim kippt. Meiner Meinung nach schreibt sie am Ende einen wilden Mix aus beidem, vielleicht löscht sie es auch wieder, vielleicht nicht. Das mit dem "du" am Ende werde ich noch ändern, vielleicht setze ich es in Anführungszeichen oder so.

Danke für die Kritik!

gruß
vita
:bounce:

 

Hey Jynx,
schön, dass du mit dem Text zu dem schwierigen Thema etwas anfangen konntest.
Zu den Zitaten: Die Prot (ich schließe mich einfach der Mehrheitsentscheidung an) bekommt Panik, weil sie nicht die Verantwortung für ihn tragen will. In ihrer Panik handelt sie unüberlegt, wie man das als Mensch so tut - und dabei geht sein Herz zu Bruch. Von Würde lassen steht da nichts, diese Möglichkeit hat sie gar nicht, weil sie sich viel zu sehr unter Druck gesetzt fühlt.
Zu Nummer Zwei: Am Ende erkennt die Prot zwar, dass sie falsch handelt - sie ist sich dessen die ganze Zeit bewusst - aber ändern kann sie an ihrem Verhalten nichts, dafür ist es schon zu spät. Die Geschichte handelt von der Panikreaktion, nicht von einem freundlichen, bestimmten "nein". :)
Schön, dass du mit dem Text etwas anfangen konntest.

gruß
vita
:bounce:

 

Hey Jynx,
okay, das mache ich. Vielleicht regt er ja den einen oder anderen zum Nachdenken an, damit so etwas in Zukunft seltener passiert... schön wäre es.

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo vita,

verdammt viel Emotionen, die du da in diesem kurzen Text beschreibst. Man erkennt gut die Zerrissenheit und die anscheinende Ausweglosigkeit. Hat mir gut gefallen, aber wenn du doch etwas schreiben möchtest, was leicht zu lesen ist, warum tust du es dann nicht ;)

Einen lieben Gruß...
morti

 

Hallo morti,
mein Ziel war eigentlich eher, etwas zu schreiben, was sich mit relativ wenig Leseaufwand (ich meine damit ellenlange Sätze und anstrengender Stil) gut mitfühlen lässt. Schön, dass ich das Ziel bei dir offenbar erreicht habe. Danke für die Kritik! :)

gruß
vita
:bounce:

 

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