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Ein Stück Heimweg

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02.10.2005
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Ein Stück Heimweg

Als er die letzten Stufen der Steintreppe zum Hauseingang hinauf ging und zugleich die letzten Harmonien des wieder einmal genialen „everything in it´s right place“ erst in den Hörern und dann auch in seinem Kopf verklungen, stockt er in der Bewegung und harrt aus, einen Augenblick … in angespannter Haltung. Etwas störte … Scheinbar aus der Stille ansteigender Applause signalisiert ihm, dass das erst kürzlich erstandene, feinste Digitaltechnik beherbergende Musikwiedergabegerät vortrefflich arbeitete und im nächsten Augenblick krachten bereits die ersten Beckenschläge von „dollars and cents“ und ließen seine Bewegungen wieder etwas lockerer werden.
Doch irgendetwas musste dieses unbekannte, leis´ schnarrende, fast musikalisch anmutende und doch nicht ins Ohr wollende Geräusch erzeugt haben, das nie, so empfand er es jedenfalls, in die normale, sonst wahrnehmbare Kulisse dieser letzten Meter seines Heimweges passen würde.
… er ballte die Faust in der weiten Tasche des grauen Mantels und drehte sich mit dem linken Bein auf der drittletzten Stufe balancierend und das rechte von der zweitletzten herauf ziehend um, bereit, sich allem entgegen zu stellen, was sich ihm in seinem Rücken hätte nähern können. Doch war da nichts.
Sein Blick, fokussierend, ging erst ins Leere, erfasste dann im Hintergrund nur die übliche Umgebung, ohne Besonderheiten: rote Backsteine umrahmt von beigem Zement und berankt von Efeu, dessen dunkle Spitzen nach den Simsen der gelb schimmernden Fenster des alten Kasernengebäudes strebend auf halbem Wege verstorben waren; grauer Putz, bröckelnd, schlechtem Graffiti etwas Stil leihend, mit Moos bewachsen (es könnte sich um Barbula convoluta oder Ceratodon purpureus handeln) … die nasse Strasse spiegelte den Schein der Laternen, es regnete immer noch.
Entspannt genoss er den zarten Beifall, wagte es kaum, den golden schimmernden Sicherheitsschlüssel in das mit schwarzer Dachpappe verhängte Schloss zu stecken, um nicht zu überhören, wie sich zu der verdammt einfach gespielten Gitarre Toms sanfte Stimme gesellte. Er war zu Hause … irgendwann würde er sie wieder sehen … „true love waits“

 

So... zur Geschichte selbst sag ich mal nichts, das überlasse ich anderen.
Ich möchte dir nur mal ein kurzes Szenario entwerfen:

Stell dir vor, es gäbe noch mehr Geschichten, deren Titel aus irgendwelchen Satzzeichen bestünde, nur weil dem Autor nichts besseres einfällt. Stell dir vor, die Geschichten wären vom selben Autor. Und jetzt stell dir vor, man ruft die Geschichteliste dieses Autors auf. Na? Entsteht da ein deutliches Bild, worauf ich hinaus will?

Vielleicht wirke ich heute etwas... nun, sagen wir mal, direkt, aber ich habe nun einmal die Hoffnung, dass der gesunde Menschenverstand etwas ist, was zumindest in künstlerähnlichen Kreisen zur Standardausstattung gehört.

 

Strasse
Straße. Oder bist du Schweizer?
Hi Richard,
sehr mysteriöse Geschichte, am Anfang zumindest. Die Schachtelsätze wirken eher abstoßend.
Aber mit dem Ende hast du eigentlich die Erklärung gegeben: Verliebte oder Liebende denken nun mal (vllt) so. Dass er alls aus einem neuen Blickwinkel betrachtet und so.
Also, mit dem Ende wird es zu einer eigentlich recht schönen Geschichte.

 

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