Was ist neu

Ein Tag im Leben

Beitritt
10.12.2002
Beiträge
262
Zuletzt bearbeitet:

Ein Tag im Leben

Wie lange dauerte das denn noch?
Nichts klappte heute und je mehr Zeit verging, desto schlimmer wurde es. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt spazierte Herr Kruse in seinem Büro auf und ab.
Zuerst waren die Vertragsunterlagen noch immer nicht eingetroffen. Bei Kruses Ankunft war sein Schreibtisch leer gewesen – bis auf einen unnützen Blumenstrauß, den irgendein Idiot da platziert hatte. Er hatte ihn auf die Fensterbank gestellt und dann Fräulein Maier zum Diktat wegen des Vertrages gerufen. Aber die war einfach nicht aufgetaucht. Dann hatte er es mit Herrn Konrad versucht, aber auch der war nicht zu erreichen gewesen. Schließlich hatte er auf dem Flur irgendein Mädchen zusammengefaltet, wahrscheinlich aus der Lagerverwaltung, bis die versprochen hatte, jetzt und sofort jemanden zum Aufnehmen des Diktates zu organisieren.
Kruse fiel in seinen Schreibtischstuhl, trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte herum, sprang wieder auf und setzte seinen unruhigen Gang fort. Offensichtlich war er der einzige, der in seiner Firma noch arbeitete. Heute Abend war Theateraufführung in der Schule, seine Tochter Anja spielte die Hauptrolle. Wenn er wegen diesem Mist jetzt …
„Herr Kruse?“
Kruse kannte den jungen Mann nicht, der da den Kopf in sein Büro steckte. Es war wohl der Preis des Erfolgs, nicht mehr jeden Angestellten persönlich zu kennen.
„Na, endlich! Komm’ Sie, komm’ Sie, komm’ Sie!“ Herr Kruse winkte den Mann herein und zog ihm einen Stuhl zurecht.
„Entschuldigung, ich habe Ihren Namen vergessen. Wie heißen Sie?“
„Sievert. Herr Kruse …“
„Gut. Schreiben Sie …“
„Herr Kruse, ich …“
„Später. Das hat lange genug gedauert, jetzt machen wir erstmal die Mahnung. Alles andere kann warten.
Sichtlich genervt zog sein Gegenüber einen Block aus der Brusttasche. Mit dieser Einstellung würde der junge Mann es ganz sicher nicht sehr weit bringen in Kruses Firma. Vielleicht gar nicht notwendig, sich den Namen von diesem … – egal – zu merken.
Kruse begann zu diktieren. In gewohnter Routine schnurrten die Sätze herunter, während er selbstgefällig einige Photos von Anja und Evi an der Wand betrachtete.
„… Mit freundlichen Grüßen verbleibe ich, Ihr ...“
Kruse hatte sich umgedreht und blickte seinen Ersatz-Sekretär entgeistert an.
„Sie schreiben ja überhaupt nicht! Was fällt Ihnen denn ein?“
„Herr Kruse …“
Wutentbrannt entriss Kruse dem unverschämten Kerl den Notizblock. Nach den ersten Sätzen folgten nur ein paar lustlose Krakel auf dem Papier. Kruse schnappte vor Empörung nach Luft.
„Raus hier!“
„Herr Kruse, bitte beruhigen …“
„Raus hier! Sie sind gefeuert!“ Kruse schleuderte dem Mann seinen Block samt Stift in Gesicht. Der sprang erschrocken auf.
„Kruse, hören Sie doch!“
„ Nichts da! Raus hier sage ich! Sie denken wohl, Sie könnten mit meiner Zeit alles machen, was? Verschwinden Sie!“ Kruse schubste den Lümmel ein paar Mal gegen die Brust in Richtung Tür. Der andere wollte es offenbar nicht auf eine körperliche Auseinandersetzung ankommen lassen, gab schließlich auf und verschwand aus seinem Büro.
Kruses Puls raste. Was zur Hölle war heute bloß los? Er holte tief Luft und versuchte sich zu beruhigen.
So wie es aussah, gäbe es wieder Überstunden, dabei wollte er mit Evi doch in die Oper gehen. Was die sich wieder aufregen würde … Überhaupt Evi. Er musste Evi anrufen und sagen, dass er sich wohl verspätete. Er griff zum Telefon und wählte mit noch zitternden Händen erst die Null und dann die Nummer seiner Frau.
„Ja, hallo?“
Kruse stutzte. „Äh… Ja, Kruse hier, mit wem spreche ich denn?“
„Luisa Dorkamp. Was kann ich denn für Sie tun?“
„Sie sind gut. Sie sind wohl das neue Kindermädchen, ja? Geben Sie mir doch bitte meine Frau!“
Am anderen Ende der Leitung entstand eine kurze Pause. „Das muss ein Irrtum sein. Das ist unser Anschluss, der Anschluss der Familie Dorkamp. Sie müssen sich verwählt haben.“
„Was?“ Kruse warf einen irritierten Blick auf die Anzeige des Telefons. „Nein, nein das habe ich nicht: 3-7-8-4-6-9 – was haben Sie denn?“
„Das ist unsere Nummer.“
„Na hören Sie mal! Das soll ja wohl ein Scherz sein? Ich werde wohl noch meine eigene Telefonnummer kennen! Holen Sie sofort meine Frau an den Apparat!“
„Hören Sie. Wir haben diese Nummer jetzt seit über fünf Jahren. Ich weiß wirklich nicht, wo der Fehler liegt, aber Ihre Frau muss eine andere Nummer haben.“
„Das kann überhaupt nicht sein!“ Herrn Kruse stand auf einmal der Schweiß auf der Stirn. „Sie sind doch … Ha, ich weiß was passiert ist!“
Ohne sich weiter mit einer Verabschiedung aufzuhalten, beendete er die Verbindung. Vermittlungsfehler. Unglaublich diese Schlamperei. Diesmal wählte er nur die „Null“ und wartete.
„Ja, Vermittlung?“
„Sagen Sie, was ist denn bei Ihnen los? Ich habe eben meine Frau angerufen und bekam eine wildfremde Person ans Telefon, die behauptete, unsere Nummer zu haben.“
„Ah, Herr Kruse … Ja, das ist seltsam.“
Kruse hörte wie am anderen Ende getuschelt wurde. „Hallo? Was soll denn das? Reden Sie gefälligst mit mir.“
„Herr Kruse? Hören Sie, wir kümmern uns darum, ja?“
Wieder flüsterte eine andere Stimme im Hintergrund etwas, das Kruse nur halb verstand.
„Was? Was reden sie denn da? Was ist mit meiner Tochter? Was hat das Kind damit zu tun?“
„Nein, nein. Beruhigen Sie sich. Es ging um jemand anderen. Sie merken ja, dass hier alles gerade ziemlich durcheinander ist. Wir kümmern uns um Sie, Herr Kruse, in Ordnung?“
Die Frau kam ihm nicht ehrlich vor – da lag etwas in ihrer Stimme… Aber was sollte er machen?
„Ja, ja ist gut. Aber beeilen Sie sich.“ Die Frau am anderen Ende versprach zurückzurufen, sobald das Problem geklärt sei, und damit war das Gespräch beendet.
Wieder spazierte Kruse unruhig im Zimmer auf und ab. Auf einmal fiel sein Blick auf einen Schreibblock und einen Stift auf dem Boden. Verdammte Unordnung. Er bückte sich und sammelte beides auf. Richtig. Der Brief musste ja noch geschrieben werden. Dann müsste er es halt selber machen. Er setzte sich und begann zu schreiben.
Sehr geehrter Herr Steiner …
Einige Zeit später war der Brief fertig. Entlassungen waren immer eine unangenehme Sache, aber was sein musste, musste sein und die Ertragslage ließ der Firma keine Wahl. Hoffentlich war Steiner vom Betriebsrat so verständig und sah das ein.
Kruse wollte gerade Datum und Unterschrift einfügen, da stutzte er. Der wievielte war heute? Er schaute sich nachdenklich im Zimmer um. Sein Blick blieb am Kalender hängen.
Das konnte nicht sein. Auf einmal war ihm ganz kalt. Etwas zittrig stand er auf und ging zu dem Kalender, als ob der, aus der Nähe betrachtet, etwas anderes zeigen würde. 2004.
Wie konnte das sein? Mit fahriger Handbewegung griff er sich an die Stirn, mit der anderen stützte er sich an der Wand ab. Ihm schwindelte. 2004. Es sollte … Welches Jahr sollte es sein? 1993. 1994 vielleicht. Warum weiß ich das nicht genau? Er machte einen unsicheren Schritt zurück und setzte sich. Sein Puls raste, und er bekam nicht genug Luft.
Was ist hier los?
Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür. Zwei Frauen traten ein.
„Evi! Gut, dass du kommst! Hier stimmt etwas nicht, hier geht alles drunter und drüber!“ Erleichtert sprang Kruse auf und fiel seiner Frau um den Hals. „Stell dir vor, der Kalender an der Wand zeigt 2004 an, schau doch mal!“
Die beiden Frauen tauschten betretene Blicke aus.
„Vati, erkennst du mich nicht? – Ich bin Anja, deine Tochter.“
Wieder dieses Gefühl, zu wenig Luft zu bekommen. Zittrig löste sich Kruse aus der Umarmung.
„Anja? Aber nein, was redest du da? Unsere Tochter geht doch noch zur Schule. Ich habe sie heute Morgen erst hingebracht.“
„Vati … Ich gehe schon lange nicht mehr zur Schule.“ Plötzlich hatte seine Frau (seine Tochter?) Tränen in den Augen. „Frau Bauer hier hat mich angerufen und gesagt, dass es dir schlechter geht. Ich bin sofort gekommen.
„Ich sagte Ihnen ja bereits“, wandte sich die fremde Frau plötzlich an seine Eva (Anja?). „Ein Demenzschub. Tut mir Leid.“
„Was? Was reden Sie denn da?“ Demenzschub. Einen Moment hatte Kruse panische Angst, aber dann wurde er plötzlich wütend. „Was fällt ihnen eigentlich ein? Reden Sie gefälligst nicht über mich, als wäre ich nicht da! Was wissen Sie schon? Wer sind Sie überhaupt? Raus hier!“
„Herr Kruse, Herr Kruse bitte beruhigen Sie sich, Sie sind sehr krank …“
„Ich beruhige mich, wenn es mir passt! Raus, verschwinden Sie!“
„Vati, bitte …“
Aber im Moment war Kruse nicht in der Stimmung, auf seine Frau/Tochter zu hören. Irgendwo bekam er plötzlich ein Kopfkissen zwischen die Finger und warf es nach der unverschämten Frau.
„Herr Kruse, ich muss Sie sehr bitten! So geht das nicht, so haben Sie vorhin auch schon unseren armen AiPler behandelt. So geht das nicht!“
„Frau Bauer, bitte gehen Sie einen Moment nach draußen, es gelingt mir sicherlich, meinen Vater wieder zu beruhigen“, mischte sich seine Frau/Tochter jetzt ein.
Diesmal hatte Kruse ein Glas erwischt und schleuderte es mit voller Wucht nach Frau Bauer. Es zersplitterte an der Wand. Mit einem erschrockenen Ausruf stürzte Frau Bauer aus dem Zimmer.
Erschöpft sackte Kruse in sich zusammen. Sein Zorn war verraucht. Was blieb war die Angst.
„Was ist los mit mir?“ Demenzschub.
„Vati, dir geht es zur Zeit nicht so gut.“ Die Frau, die aussah, wie seine Evelyn aber behauptete, seine Tochter Anja zu sein, setzte sich neben ihn und nahm seine Hand. Sie weinte. „Du bist in letzter Zeit häufig sehr … durcheinander.“
Demenzschub. Das Wort wand sich wie ein Wurm durch seinen Kopf.
„Warum bin ich dann hier? In meinem Büro? Wo ist Evi?“
„Vati, das ist nicht dein Büro. Du hast die Firma schon vor sieben Jahren verkauft.“
„Was redest du denn?“ Plötzlich war dieser Zorn wieder da. „Ihr lügt mich doch alle an!“ Kruse sprang auf. „Ich werde doch noch mein eigenes Arbeitszimmer erkennen!“
„Vati … bitte … Hat in deinem Büro je ein Bett gestanden?“ Evi/Anja wies neben sich auf den Platz, auf dem Kruse gerade gesessen hatte. Dort stand ein Bett.
Evi/Anja stand auf und hob ein Kopfkissen vom Boden auf. Es gehörte offenbar auf das Bett.
Kruse sah sich stumm um. Kalkweiße Wände, ein großes Bett, aber nur ein kleiner Tisch mit ein paar Zetteln darauf. Kein Schreibtisch. Ein Waschbecken. Er weinte. Dies war niemals sein Büro.
Unsicher ging er langsam zum Waschbecken und starrte in den Spiegel darüber. Ein fremder Mann schaute ihm entgegen. Er war viel zu alt um Kruse zu sein.
„Anja also, ja?“ Seine Tochter hatte ihn von hinten umarmt. Im Spiegel konnte er sehen, wie sie nickte.
Kruse drehte sich in ihrer Umarmung um. Eine Weile standen sie so da und heulten. Schließlich löste Kruse sich, ging zum Fenster und schaute hinaus. Die Sonne schien und vor dem Fenster lag ein Park.
„Wo sind wir hier?“ Anja antwortete nicht.
„Ein Heim nicht wahr?“
„Ja.“
„Wo ist Evi? – Nein sag es nicht.“ Kruse erinnerte sich plötzlich schemenhaft, mit dieser erwachsenen Anja auf einer Beerdigung gewesen zu sein.
„Wie geht es Robert?“
„Du erinnerst dich an Robert?“ Jetzt klang ihre Stimme plötzlich erfreut. „Gut. Er wird sich freuen, dass du nach ihm gefragt hast. Beim nächsten Besuch kommt er bestimmt mit.“
„Schön.“ Kruse war sich nicht sicher, ob dieser Robert, an dessen Name er sich plötzlich erinnert hatte, nun sein Enkel oder sein Schwiegersohn war, aber das sagte er vorsichtshalber nicht.
Ein großer Schwarm Vögel zog an seinem Fenster vorbei. Zugvögel auf dem Weg nach Süden. Als sie außer Sichtweite waren, drehte er sich um.
Eine Frau stand in seinem Zimmer. Sie kam ihm nur vage bekannt vor und schien traurig zu sein, so als habe sie vor kurzem geweint. Kruse wollte ihr etwas Nettes sagen.
„Wissen Sie, ich kenne Sie nicht und ich weiß nicht warum Sie hier sind, aber ich mag Sie. Sie erinnern mich an meine Frau. Wenn ich nicht schon verheiratet wäre, würde ich Sie glatt zum Essen einladen. Täte Ihnen das gefallen?“ Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu.
Die Frau lächelte und nickte.
Auf einmal fühlte sich Kruse dynamisch und fröhlich wie seit langem nicht mehr. Es war ein schöner Tag, die Sonne schien von draußen herein und Kruse fühlte sich pudelwohl.
„Sie sind bestimmt die neue Sekretärin, nicht wahr? Schauen Sie, ich habe hier einen Brief an Steiner vom Betriebsrat. Ging um Entlassungen. Vergessen Sie ’s, wir entlassen niemanden. Schmeißen Sie ihn für mich weg, wenn Sie gehen, ja? – Es war nur so ein Gedanke.“

 

Hi Niels-Arne,

keine Ahnung, was das ist, wozu das ein Beitrag ist. Aber die Geschichte hat mir gefallen, warum liest man dich hier so selten?

Der Text liest sich wirklich gut, die Verwirrung des Demenzkranken kommt sehr gut zum Ausdruck, der Leser kann sich identifizieren, ich habe nichts zu meckern, tut mir sehr Leid, wirklich...

Gruß
vita
:bounce:

P.S.: Wann schreibst du wieder Fantasy? Du vergeudest dein Talent :D

 

Hi vita!

Danke für deine liebe Kritik!

Zum Eugen-Wolff guckst du am besten mal unter "Chancen zur Veröffentlichung" - oder warte einfach, bis Chaosqueen liest, dasss du "den Wolff" nicht kennst und dir dafür einen überbrät... :D

Hach, weißt du, wenn ich nur damit mein Talent vergeuden würde... *gg* Da gibts noch ganz andere Aktivitäten... :shy:

 

Hallo Niels,

was für eine gelungene Geschichte! :thumbsup:

Spannend, nicht ein bisschen wehmütig und trotzdem ein ernstes und leider hochaktuelles Thema angepackt und obendrein ist dein Text ein Paradebeispiel für das Gebot "Show, don't tell". Klasse gemacht! Hab nix zu meckern.


Anbei nur noch ein paar nebensächliche Tippfehler:

unange¬nehme Sache
armen AiPler
Vergessen Sie ’s, wir entlassen nieman¬den.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo,

der Text krankt an seiner überraschungsfreien Vorhersehbarkeit, dadurch zieht er sich unnütz in die Länge und wird somit schnell langweilig. Hinzu kommt noch die Verwendung von 0815-Sprache. Erst gegen Ende findest du einen Weg, so etwas wie Aufmerksamkeit des Lesers zu erhaschen, indem du die Zugvögel ins Spiel bringst.

Tja, als Beitrag für einen Wettbewerb mE ungeeignet.

Gruß,
Poncher

Noch eine kleine Anmerkung:

Er hatte ihn auf die Fensterbank gestellt und dann Fräulein Maier zum Diktat wegen des Vertrages gerufen. Aber die war einfach nicht aufgetaucht. Dann hatte er es mit Herrn Konrad versucht, aber auch der war nicht zu erreichen gewesen. Schließlich hatte er auf dem Flur...

 

Hallo,
ich fand deine Geschichte absolut nicht langweilig, sondern sehr gelungen, besonders als er entdeckt, dass er sich nicht im Jahr 1993 sondern 2004 befindet.

Lieben Gruß
Angela

 

Hallo Niels-Arne,

ich finde diese Geschichte auch nicht langweilig.
Und erzähltechnisch, ob du das nun wolltest oder nicht, ist dir etwas erstaunliches gelungen. Denn du hast mit den Mitteln einer Screwball Komödie diese traurige Geschichte über Herrn Huber erzählt und es funktioniert. Eine gute Komödie hat oft auch ihre melancholischen Seiten, warum sollen wir einer Melacholie nicht die heiteren abgewinnen. Insofern ist deine Geschichte gelungen.
Lediglich sprachlich schließe ich mich Poncher bedingt an. Einige "Wieder" als Satzeinleitung, einige "offenbar" oder ähnliche einschränkende Vokabeln ließen sich sicherlich noch streichen, um sie Stimmmung zu steigern und das Tempo zu forcieren. Denn das zeichnet eine gute Screwballkomödie aus. Das Tempo. Und bei deiner Geschichte bin ich sicher, dass es auch den traurigen Aspekt besser zur Geltung bringen würde.

Lieben Gruß, sim

 

Hi Niels-Arne,
mir gefällt Deine Geschichte ausgesprochen gut.
Sie bewegt mich.
Auch die Sprache ist passend.

Einfach toll: der Rückfall in die Demenz am Ende.

Weiter so.Schönen Gruß.

Daniel

 

Hallo vielen Dank euch allen für eure Kritiken! :)

@ lakita: die versehentlich mit kopierten Bidestriche habe ich korrigiert, "AiPLer" ist kein Tippfehler, sondern Krankenhausjargon - steht für Arzt im Praktikum, wird aber auch gesprochen (wie "GmbH" oder so...)

@ Ponch
Hm, mal eine negative Kritik - bin ich gar nicht gewohnt. :hmm: Das mit der Vorhersehbarkeit trifft einen wunden Punkt, da hatte ich auch schon drüber nachgedacht - nur meinten alle meine Testleser, es sei in Ordnung so und nicht zu vorhersehbar. Du bist jetzt der erste, der meine diesbezüglichen Sorgen aufgreift.
Ansonsten scheinen wir aber unterschiedlichen Stilschulen anzugehören. "08/15 Sprache" Kann ich nicht als Kritik empfinden:
:teach: "Gebrauche gewöhnliche Worte, sage ungewöhnliche Dinge" (Schopenhauer) ist mein Lieblings-Leitspruch und Selbstanspruch. ;) Dass du ausgerechnet die Zugvögel gut findest, spricht da Bände: für mich sind sie der erste Streichkandidat: "Symbol dich, sonst fress ich dich." äh... Catch me, ich bin ein Zeichen! :dozey: Hab verweifelt nach etwas orginellerem gesucht, aber bisher nicht gefunden.

@ sim
Die "wieder" und "offenbar" schaue ich mir nochmal an. - Einschränkende Vokabeln sind eine Krankheit von mir, meine Rohfassungen haben gewöhnlich zwei bis dreimal, "es/ihm schien" oder ähnliches pro Seite. Mehr Schein als Sein... äh, jedenfalls arbeite ich dran, danke für den Hinweis. ;)
Dass der Text eine Screwball Komödie ist, wusste ich nicht, aber es passt wohl - wollte mal ein ernstes Thema "leicht" darstellen...

@ Daniel
Danke auch dir! (Weiß gerade nicht, worauf ich bei deiner Kritik im Detail eingehen soll. *gg* Aber Lob geht immer runter wie Öl! :D

 

Hi Nils,

schön, dass du nicht überreagierst, angesichts meiner (vielleicht) harschen Meinung über den Text. Immerhin wurde er ja auch empfohlen, einen Tag später. Meine Gedankenspielchen dazu behalte ich mal für mich. :D

Hm, mal eine negative Kritik - bin ich gar nicht gewohnt.
Du mußt viel mehr Horror und SciFi schreiben. Da passiert dir sowas andauernd.

Das mit der Vorhersehbarkeit trifft einen wunden Punkt, da hatte ich auch schon drüber nachgedacht - nur meinten alle meine Testleser, es sei in Ordnung so und nicht zu vorhersehbar. Du bist jetzt der erste, der meine diesbezüglichen Sorgen aufgreift.
Hm, also wenn du dir da schon selbst Sorgen machst...

Ansonsten scheinen wir aber unterschiedlichen Stilschulen anzugehören. "08/15 Sprache" Kann ich nicht als Kritik empfinden:
"Gebrauche gewöhnliche Worte, sage ungewöhnliche Dinge" (Schopenhauer) ist mein Lieblings-Leitspruch und Selbstanspruch.
Gut, akzeptiert. (Bin ja auch ein Freund des verständlichen Wortes...)

Dass du ausgerechnet die Zugvögel gut findest, spricht da Bände: für mich sind sie der erste Streichkandidat: "Symbol dich, sonst fress ich dich." äh... Catch me, ich bin ein Zeichen!
Eine runde Stelle, wie ich fand. Scheinbar unwichtiges verändert doch so vieles (wieder einmal). Die Szene zeigt sehr deutlich und drastisch, was Demenz/Alzheimer etc für Betroffene und deren Angehörigen sein kann. Außerdem muß man das ja nicht als Symbol sehen. Manchmal sind Vögel halt wirklich nur Vögel, nicht wahr?

Mein Kritikpunkt der Vorhersehbarkeit, und damit auch die schnell einsetzende Langeweile, bleibt jedoch bestehen. Hab mit Sav drüber geredet (sie hat die Geschichte noch nicht gelesen). Ich sprach immer von "zu konstruiert". Vielleicht kannst du damit was anfangen.

Gruß,
Poncher

PS: Immerhin: Eine überwältigende Mehrheit findet den Text gelungen. Ist ja auch was.

PPS: Wir wollen auch hoffen, dass Daniel mittlerweile wieder zum Stillstand gekommen ist.

 

Hallo Niels,

zuerst muss ich sagen, ich hab die Geschichte gelesen, weil sie von dir ist - nicht wegen des Titels. Den finde ich eher langweilig. "Ein Tag im Leben" klingt nicht für mich ein wenig wie "Ein Tag wie jeder andere" - nicht sehr interessant für meinen Geschmack.

Aber den Anfang der Geschichte fand ich geheimnisvoll. Mein erster Gedanke war: Entweder weiß Niels nicht, wie es heute in Betrieben zugeht, oder die Story spielt in der Vergangenheit. Ein Chef, der die Hände auf dem Rücken verschränkt durch das Büro geht? Der Fräulein Mayer zum Diktat ruft? Das klingt nach 60er- oder 70er-Jahren.
Am Ende war ich dann wirklich über die Wendung überrascht.

Wenn du dir vorgenommen hast, den Leser zu überraschen, dann hast du das bei mir geschafft. Aber es ist nur überraschend. Mir persönlich fehlt etwas Außergewöhnliches: ein außergewöhnlicher Charakter vielleicht, oder ein außergewöhnlicher Gedanke, eine außergewöhnliche Sprache. Etwas für mich Neues.

Interessant fand ich, wie du sprachlich die Atmosphäre der Vergangenheit beschwörst. Hätte da nicht noch ein Gummibaum hingepasst, ein Pettycoat oder so?

Für mich ist das ein Text über einen Mann, der "frozen in time" ist, und darin erinnert es mich entfernt an den Film "Eve und der letzte Gentleman". Aber während in dem Film sozusagen etwas Positives herübergerettet wird in die Gegenwart ist es in deiner Story etwas Negatives, das autoritäre Chef-Gehabe dieses Mannes. So hab ich das zumindest verstanden.

Grüße,
Stefan

 

Hallo Niels,

ich muß sagen, daß ich diese Geschichte nicht als Geschichte ansich empfinde, sondern "leider" absolut wirklichkeitsnah!
Das ständige Hin-und-Her zwischen kurzzeitiger Klarheit des Mannes und dann wieder dem Abdriften in die Vergangenheit kenne ich nur zu gut!

Liebe Grüße
Yvi

 

Lieber Niels!

Ein kleines bisschen ziehen tut sie sich, wie ich finde, aber sonst gefällt mir Deine Geschichte auch ganz gut. Dein Vorhaben, ein ernstes Thema "leicht" darzustellen, ist Dir auch in meinen Augen gut gelungen. Allerdings ist es dafür auch kein besonders schwieriges Thema, im Gegenteil, finde ich, daß grad bei dem Thema dadurch eine gewisse Realitätsnähe gegeben ist oder geschaffen wird, weil man es als Angehöriger so am besten verarbeiten kann, auch wenn man sich bewußt ist, daß es eigentlich gar nicht lustig ist. – Zu der Meinung komme ich jedenfalls aus vielen Gesprächen mit Heimhilfen, die oft solche Patienten hatten und mir von ihnen erzählt haben bzw. ihre eigenen Gedanken dazu, die eben u. a. waren: »Man kann es nur mit Humor nehmen, sonst müßte man pausenlos heulen« …

Auf die Frage der Vorhersehbarkeit kann ich Dir jetzt leider keine Antwort mehr geben – ich hab die Geschichte zum ersten Mal im Urlaub gelesen, wollte Dir dann gleich schreiben, was ich auch getan hab, aber dann war mein Guthaben aus und ich konnte es nicht abschicken. Und die Erinnerung, ab wann ich das Ende beim ersten Lesen geahnt hab, die hab ich offenbar in Gozo gelassen… :hmm:

Und sonst hab ich auch nicht viel:

»Kruse schleuderte dem Mann seinen Block samt Stift in Gesicht.«
– ins oder in sein Gesicht

»„ Nichts da! Raus hier sage ich!«
– Leertaste zu viel

»„Evi! Gut, dass du kommst! Hier stimmt etwas nicht, hier geht alles drunter und drüber!“ Erleichtert sprang Kruse auf und fiel seiner Frau um den Hals.«
– würde den Erleichtert-Satz vor die direkte Rede stellen, also ihn erst „Evi“ umarmen lassen und dann erst reden, oder vorher nicht so lang reden lassen, vielleicht nur »Evi! Gut, dass du kommst!«, bevor er sie umarmt, aber das ist natürlich Dir überlassen ;)

»unseren armen AiPler behandelt.«
– also der AiPler ist das einzige, was mich richtig gestört hat – für jemanden, der nicht weiß, was das ist, liest sich das schon etwas grauslich, würde es nicht ein einfacher „Praktikant“ auch tun?


Alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo Niels,
ich habe diese KG schon vor ein paar Tagen gelesen und erst hinterher ist mir klar geworden, warum sie mir so gut gefällt: sie ist aus Sicht des Kranken geschrieben, der allerdings weniger leidet als seine Angehörigen. Sein Symptom, das Vergessen, gaukelt ihm vor, noch aktiv zu sein, Macht zu haben, er kann einer scheinbar neuen Sekretärin Komplimente machen etc. Endlich einmal eine Geschichte, die ein problematisches Thema ohne triefendem Leiden beschreibt. Es würde mich mal interessieren, wie weit du recherchiert hast.
tschüß
tamara

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo tamara!

Schön, dass du die alte Geschichte von mir herausgekramt hast! :)

Ja, ein "schweres Thema" mit etwas leichterer Feder zu schreiben ohne mich lustig zu machen - das war die Absicht des Textes. Recherchiert habe ich nicht viel, aber doch etwas: Das Thema interessierte mich seit längerem und ich hatte "im Vorbeigehen" dh in diversen Reportagen einiges an Infos mitgenommen. (Ein toller Kurzfilm zum Thema "Altersdemenz" fällt mir noch ein: "Der Tag, der in der Handtasche verschwand"). Außerdem habe ich einige Jahre an der Abteilung für Medizinische Psychologie an der Uni Göttingen gearbeitet, wo ich als Dozent mit Medizinstudenten Fallbeispiel diskutiert habe. Unmittelbarer Anlass für den Text war der Bericht einer Frau über die letzten Jahre ihres Vaters. Das Schlussbild des Textes, als der Vater seiner Tochter - die ihn an seine Frau erinnert - einen Antrag macht, ist diesem autentischen Fall entlehnt.

Liebe Grüße, Niels

 

Hallo Susi!

Oha!
Doch, deine Kritik hatte ich damals (d.h. im August) schon gesehen. :) Mir ist nur die Antwort irgendwie durch die Lappen gerutscht. :shy:
Ähm... tut mir Leid und vielen Dank für deine Anmerkungen - dass das Thema eine leichte Behandlung "einfach" macht, glaube ich eigentlich nicht. Sicher, das Pflegepersonal muss sich irgendwie abgrenzen und ist geübt darin, doch in der Regel ist die Betrachtung dieses Themas doch sehr gefühlsbetont "ist das nicht schrecklich?" - zumindest in den Medien und Geschichten sind ja letztlich Teil der Medien, nicht?

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom