Was ist neu

Ein Terraradum von vielen

Beitritt
01.05.2003
Beiträge
64

Ein Terraradum von vielen

Ein Terraradum von vielen

Detlef ging in seinem Zimmer auf und ab und versuchte dabei an etwas anderes zu denken. Dabei trommelte er mit seinen Fingern gegen alles, was er berührte, die Wände, das Geländer, die Wohnungstüren. Nächtelang hatte er sich um die Ohren geschlagen, jede Millimetereinheit auf Papier ausgemessen und Pläne gezeichnet, sie in seinem ganzen Zimmer aufgehängt, es sich dann oft wieder anders überlegt und sie dann wieder verworfen, solange bis er nach einigen Wochen den perfekten Plan erstellt hatte. Dies ging 3 Jahreseinheiten lang.

Seine Gedanken kreisten immer nur um das Terraradum. Hatte er irgendetwas vergessen? Sicherlich nicht. Er war so nervös, dass er nicht einmal bemerkte, dass er jede Minuteneinheit auf die Uhr sah. Er durfte nichts dem Zufall überlassen.
Aus der Schublade im Wohnzimmerschrank zog er einen schweren Beutel mit Geld heraus und zählte alle Scheine noch einmal nach. Vollzählig.
Detlef sah erneut auf die Uhr, 28:34 Uhr – es war Zeit zu gehen. Er lief die Stiegen herunter, nahm dabei gleich 3 Treppen auf einmal mit und verließ in Windeseile das Haus.
Um diese Uhrzeit war erstaunlich wenig los, dachte sich Detlef, während er schnurstracks Richtung Stadt lief. Er versuchte, die Spannung in seinem Körper zu lösen und hopste in zehn Meter Sprüngen von Stein zu Stein. Dieser Tag sollte einzigartig werden. Ein Tag, den er nie vergessen sollte.
Je weiter er in die Stadt kam, desto schneller wurde er. Er bemerkte nicht, dass er mit 240 km/h über die Steine sprang, merkte nicht, wie sein Herz auf Hochtouren lief. Sein Atem, sein Stöhnen, waren wie ein wirbelnder Sturm in unserer Welt.

Nach 5,7 Zeiteinheiten war er endlich da. Ihn trennten gerade mal 2 Riesenfüße vom Tortoladen.
Sein Traum sollte nun in Erfüllung gehen. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und man hätte beinahe denken können, dass es zu nieseln begann.

Detlef kannte jeden Winkel in diesem Laden. Gleich am Eingang links stand die Ausrüstung. Im obersten Regal standen Luftpumpen, darunter Filter und CO2 Anlagen. Er lies seinen Blick durch den ganzen Laden schweifen. Alles war so, wie es sein sollte.

Ein Verkäufer musterte Detlef, der bereits ein Produkt nach dem anderen in den Einkaufswagen legte. Erst zögerte der Mann, doch dann ging er entschlossen auf Detlef zu. Instinktiv drehte sich Detlef um, und sah zu dem Herrn in der blau-grün gestreiften Jacke hoch. Auf dem Namensschild stand R. Weymolt. „Hallo, suchst du was bestimmtest?“
„Ja.“ Detlef spürte die Nervosität in seinen Fingern. Er besann sich zurück, auf die Jahre, die er geschuftet hatte. 3 Einheiten lang hatte er sich die Finger für andere Leute dreckig gemacht, Gärten gemäht, Geschirr gewaschen und abgetrocknet, alten Riesen im Superriesenmarkt den Einkauf erledigt und und und… all dies bis zu dem heutigen Tag. Detlef sah den Verkäufer an und alle Last löste sich auf. Glück erfüllte nun sein Gesicht. „Ich möchte mir ein Terraradum kaufen.“
Der Verkäufer schmunzelte. Es versprach ein guter Tag zu werden. Er wusste, dass seine Tagesprämie noch vor dem Mittag gesichert sein würde. Das hatte er diesem kleinen Kauz zu verdanken. Es sollte ein umsatzreicher Tag werden und ja, Detlef war der erste Kunde der bereit war, ihm heute sein Vermögen für eine kleine Welt zu übergeben.
„Wie groß soll denn das Terraradum sein?“ Detlef musste nicht lange überlegen, denn er wusste wie alles auszusehen hatte. Nun war es Zeit in die Offensive zu gehen. „Ich hätte gerne das 7000 V Radum von Beyershole, dazu die CO2 Anlage für 7000-7500 V – auch von Beyershole- und dazu den passenden Filter. Ja genau den gleich daneben.“ Detlef ging den Gang entlang und durfte einmal König sein. Er fühlte sich heute wie ein Erwachsener. Der Verkäufer fuhr mit dem Einkaufwagen hinter ihm her und zog ein Produkt nach dem anderen heraus, ganz wie Detlef wünschte. Solche Kunden waren Rudolph Weymolt am Liebsten.
„… Luftpumpe 230 von Gorg,… . Dann hätte ich gerne die Prachtallee 2, 10 Obstbäume, 3 Beerensträuche, 4 Reihenhäuser, 2 Villen und ein Häuserblock von Gart.“ Der Einkaufswagen war nun zu ¾ gefüllt. Nun kamen sie in die letzte Abteilung, zu Nr.7.2.1 die Terrarierabteilung. Detlef sah sich alle Terrarierdosen genau an. Er wollte nur Wenige kaufen, denn er hoffte auf baldigen Nachwuchs. Er hatte sich die besten Produkte gekauft mit denen er glaubte, gute Lebensbedingungen für sie schaffen zu können. Zwar gab ihm das keine Garantie für eine blühende Zivilisation, denn Terrarier können selbst unter den besten Bedingungen physisch und psychisch erkranken oder sich selbst zerstören, aber die Chancen für gesundes Leben verdoppelten sich allein durch eine gute Ausstattung. Detlef entschied sich für die Dose mit 2 Männern, 2 Frauen und 3 kleinen Kindern. Er blickte auf das Preisschild und hatte Glück. Terrarier waren heute im Angebot.

Nach mehreren Tageseinheiten des Aufbauens zogen die Wochen ins Land. Es war eine Heidenarbeit bis alles so stand, wie Detlef es wollte, doch als alles fertig war, wusste Detlef, dass sich die Mühe gelohnt hatte. Nun saß Detlef auf dem Stuhl und beobachtete die Terrarier durch die Scheibe. Er konnte Stunden davor verbringen. Er hätte gerne gewusst, was sie dachten oder was sie miteinander sprachen, aber dass würde er wohl nie erfahren. Zwar konnte er vieles aus dem Verhalten der Terrarier erschließen, immerhin stand in seinen Büchern vieles darüber, aber ihre Sprache würde er nie verstehen können. In seinen Büchern stand auch, dass Terrarier Gewohnheitstiere wären und Veränderungen nur schwer ertrugen. In 7 Tageseinheiten erschuf Detlef eine kleine Welt. Obwohl er sich Zeit dabei Zeit lies, beging er einen Fehler. Detlef hatte ihnen einen Platz zugedacht, an denen sie Wasserfluten ausgeliefert waren. Darum legte er sie in seine große Hand und schiffte allesamt auf die andere Seite des Terraradums. Als Zeichen ihrer Dankbarkeit malten sie ihm eine Krone in den Sand, jenes Zeichen, welches auf seinem Armband abgebildet war.

Es war der 78.14.298 und ein ganz besonderer Tag für Detlef und seine Terarrier. Ein Terrarierpaar hatte Nachwuchs. Detlef saß vor der Radumscheibe und trank zur Feier des Tages ein Flodi auf ihr Wohl. Und er war froh, dass er bisher keine Sterbefälle zu verbuchen hatte. Gegen Terrarierkrankheiten war noch kein Riesenheilkraut gewachsen. Und manchmal konnte eine ganze Zivilisation einfach dahinraffen.

 

Hallo Herbert,

ich bin sicher, in Science Fiction hätte diese Geschichte schon längst ihre Kritiken bekommen.
Aber du wirst dir sicherlich etwas dabei gedacht haben, sie in Gesellschaft zu posten.

Eine fremden Intelligenz hört ausgerechnet aud den Namen Detlev, der erdiger gar nicht sein könnte, und hält sich Menschen, wie diese Fische in einem Aquarium.
Dies scheint aber eine höhere Bedeutung zu haben, denn Detlev hat lange daruaf hingearbeitet, dies zu tun. Und es scheint so, als müsste er als Besitzer eines Terraradums nicht mehr arbeiten.

Um ehrlich zu sein, ich seh das gesellschaftliche Gleichnis nicht. Der "Gott" erschafft nicht, sondern kauft zusammen und bewahrt und verwaltet alles andere als omnipotent. Darin kann das Gleichnis also nicht liegen.
Für das Fischgleichnis fehlt mir die Überlegung, worauf du hinaus möchtest. Die Grenzen des Terraradums sind durch Glaswände beschränkt, aber selbst der Raum der Erde hat seine Grenzen und Detlev scheint seine Erdlinge so zu halten, dass sie die Unfreiheit nicht bemerken.
Die Beschreibung eines Einkaufs langweilt mich eher, die technischen Beschreibungen ebenso.
Die sind ein Grund, warum ich keine Science Fiction lese.

Leider habe ich anscheinend nichts von dieser Geschichte verstanden. Aber vielleicht bekomme ich ja Nachhilfe.

Lieben Gruß,sim

 

Hallo Herbert!

Die Grundidee deiner Geschichte finde ich Klasse - liegt vielleicht daran, dass ich so was ähnliches auch schon überlegt habe ;) - Was wäre, wenn irgendwelche Riesen uns Menschen als Haustiere hielten?
Unter SF hätte ich die Geschichte zwar nicht gepostet, aber vielleicht unter "Seltsam" oder "sonstige." "Gesellschaft" passt nicht ganz, finde ich.

Den Aufbau deiner Story finde ich im Großen und Ganzen okay, nur der Schluss ist irgendwie schwach. Da müsste noch eine Pointe her. Auch die Stelle mit den Wasserfluten ist nicht so ganz klar. Wie konnte das passieren, gerade bei der sorgfältigen Vorbereitung?

Nett hätte ich gefunden, wenn Detlev das Benehmen der Terraner aus ganz fremder Sicht für sich kommentiert. Dann der Unfall mit dem Wasser, er rettet sie, und dann benehmen sie sich so komisch, zeichnen das Abbild seiner Uhr in den Sand ... vielleicht hat er Freunde, die auch Terraner halten, und sie vergleichen sie miteienander?

Gelegentlich hat die Story logische Einbrüche: Wenn sich Detley als Riese im Riesenland die Stirn wischt, kommt es den Riesen nicht so vor, als ob es nieselt. Da du immer aus Detlevs Perspektive schreibst, muss für ihn alles normal sein. Anders sind für ihn nur die Terraner.
Auf dieses Anderssein aus seiner Sicht würde ich darum mehr eingehen.

Was mir noch auffiel:

Nächtelang hatte er sich um die Ohren geschlagen,

Stimmt so nicht. Man schlägt sich Nächte um die Ohren oder überlegt Nächte lang.

zog er einen schweren Beutel mit Geld heraus und zählte alle Scheine noch einmal nach.

Wenn nur Scheine im Beutel sind, kann er nicht schwer sein, nur dick.

Den Titel finde ich klasse!

Viele Grüße
Pischa

 

Hallo Herbert,

dies ist Dein bisher am zielstrebigsten geschriebener Text. Die Grundidee ist auch interessant, die technischen Angaben und Fachwörter unterstützen den Eindruck der Realität.
Bei der Aussage hast Du vielleicht etwas an Möglichkeiten verschenkt, ich denke (da es unter Gesellschaft steht), Du willst auf die Entstehung des Gottesglaubens hinweisen, außerdem auf die Vielzahl von Welten, die Zufälligkeiten, von denen ihr Aufbau abhängt. Vielleicht sind wir, auch nur Teil eines großen Spiels, welches wir nicht verstehen.


Änderungsvorschläge:

Dies ging 3 Jahreseinheiten - drei. Die Zahl drei kommt häufig vor.

Er bemerkte nicht, dass er mit 240 km/h - vielleicht wären hier `nichtirdische Einheiten interessanter, Du schreibst ja auch „Zeiteinheit“. Man muss dann nur klarmachen, dass diese Einheiten eine große Geschwindigkeit bedeuten.


Dabei trommelte er mit seinen Fingern gegen alles, was er berührte - Versuche einmal die „er“ zu reduzieren (gib dem Prot. einen Namen, benenne ihn nach seinen Eigenschaften: `der Riese´ usw.). (Dabei trommelte er mit seinen Fingern gegen alles, was sie berührten). Vermeide Sätze oft mit dem gleichen Wort (z.B. „Er“) anzufangen.

Er besann sich zurück, auf die Jahre, die er geschuftet - „zurück“ ist überflüssig. ... er dachte an die vielen Jahre schwerer Arbeit zurück (so etwas in dieser Art. Du weisst schon, dass „Er“).

Und manchmal konnte eine ganze Zivilisation einfach dahinraffen. - kein „Und“. Bezug fehlt: `diese´.

Tschüß... Woltochinon

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom