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Ein unzumutbarer Platznachbar

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04.11.2002
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Ein unzumutbarer Platznachbar

Das Lämpchen, das die Passagiere des interplanetaren S-Klasse Fluges nach Vokab-3 darauf hinwies, sich anzuschnallen, erlosch. Henry C. Berg öffnete seinen Gurt und warf seinem Sitznachbarn einen verstohlenen Blick zu. Henry überfiel ein Schüttelkrampf vor lauter Ekel. Angewidert rückte Henry, so weit es sein Sitz zuließ, von der Kreatur weg.

Der Rigolaner bemerkte den auf ihm ruhenden Blick des Menschen, wendete sich ihm zu und fragte mit unerwartet freundlicher Stimme: „Kann ich Ihnen helfen? Möchten Sie vielleicht auch eine Zeitschrift lesen? Ich habe da noch ein paar.“ „Nein nicht nötig, ich weiß mich schon zu beschäftigen“, konterte Henry. Wie konnte es dieses fürchterliche Wesen nur wagen, ihn anzusprechen. Es sollte im Frachtraum fliegen, eingesperrt in einer Kiste, nicht hier in der Economy Class. In diesem Moment ertönte eine Lautsprecherstimme, die erklärte, dass das Schiff jetzt mit Geschwindigkeitsstufe vier flog und in etwa sechs Stunden und 20 Minuten Vokab-3 erreichen würde. Sechs Stunden?! Das würde er niemals aushalten. Aufgeregt wedelte Berg mit der Hand.
„Flugbegleitung! Hallo, ich muss mit einer Flugbegleitung sprechen!“ Der Rigolaner neben ihm war längst wieder in seine Zeitung vertieft. Hastig eilte eine junge Frau in roter Uniform herbei.
„Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?“ Henry beugte sich zu der Dame und sagte, ohne darauf zu achten, ob die anderen Passagiere ihn hören konnten: „Sehen Sie das da?“ Dabei zeigte er auf den Rigolaner. Verwundert schaute ihn die Stewardess an.
„Ja, warum, stimmt etwas nicht?“ Henry war verblüfft: „Ganz recht, etwas stimmt hier offensichtlich nicht. Wieso sitze ich neben einem solchen...?“ Ihm fehlten die Worte. Inzwischen starrten ihn alle Passagiere an. Henry störte das nicht.
„...diesem Vieh?“

Nun schaute auch der Rigolaner von seiner Lektüre auf, sagte jedoch nichts. Er schien etwas verlegen zu sein. Die junge Frau betrachtete erneut den schuppigen Fluggast, dann lächelte sie Berg verständnisvoll an.
„Nun, entschuldigen Sie bitte, da haben Sie natürlich recht. Das ist unzumutbar. Allerdings ist das Schiff recht voll, aber ich werde sehen, was ich tun kann.“ Mit diesen Worten verschwand die Stewardess vorerst in Richtung Pilotenkabine. Henry Berg nickte den verdattert aussehenden Passagieren rechthaberisch zu und lehnte sich in seinem Sitz zurück. Der Rigolaner packte die Zeitung weg und guckte verständnislos seine rauen Hände an. Er wirkte sehr nachdenklich. Die übrigen Fluggäste kümmerten sich jedoch bereits wieder um ihre eigenen Angelegenheiten.

Ungeduldig hielt Henry Ausschau nach der Stewardess. Was zum Henker gab es denn da zu bereden, die Sache war doch sonnenklar. Wenige Minuten später tauchte die Flugbegleiterin wieder auf. Mit freudig strahlendem Gesicht überbrachte sie Henry die Neuigkeiten: „Sir, wir haben Glück, in der Economy Class ist zwar bereits alles belegt, wie ich es vermutet hatte, aber in der First Class gibt es noch einen freien Platz. Ich musste allerdings die Genehmigung des Captains einholen. Also habe ich ihm die Situation erläutert und er ist der selben Meinung wie ich. Man kann niemandem zumuten, neben so einer abstoßenden Person zu sitzen.“ Befriedigt grinste Henry vor sich hin und fing an, seine Sachen zusammen zu packen. Die anderen Passagiere waren schockiert und bedachten die junge Stewardess mit düsteren Blicken. Diese wandte sich mit charmantem Lächeln dem Rigolaner zu.
„Wenn Sie bitte ihr Gepäck nehmen würden, Sir, da vorne habe ich einen anderen Sitz für Sie.“ Berg stand der Schock ins Gesicht geschrieben, entrüstet sah er zu, wie der Rigolaner seine Sachen nahm und der Stewardess in den vorderen Teil des Schiffes folgte.

 

Hm. Korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber das ist doch lediglich die SF-Variante eines alten Witzes, wo sich ein Weißer beschwert, dass ein Schwarzer neben ihm sitzt und dann der Schwarze statt des Weißen bevorteilt wird?

 

Ich weiß nicht, ich hab sowas in der Art mal irgendwo ansatzweise gelesen. Weiß nicht mehr wo, ist schon ewig her. Konnt mich nur wage daran erinnern. Wusste nicht, dass das bekannt ist. Aber ein Witz war es nicht.

 

Zuerst ein formaler Hinweis: Füge doch ein paar Zeilenvorschübe ein, das macht die Geschichte angenehmer zu lesen.
Inhaltlich habe ich zwei Kritikpunkte. Erstens ist die Story nicht wirklich Science Fiction. Ersetze Rigolaner durch Afrikaner, es macht keinen Unterschied.
Zweitens: Es ist gut und wichtig, gegen Fremdenfeindlichkeit zu schimpfen, aber diese platte, fast plumpe Art und Weise dürfte niemanden vom Stuhl hauen. Ich denke, dass man mit dieser Thematik subtiler umgehen sollte.
Ich möchte sogar noch weiter gehen: Ist Dir aufgefallen, dass der Ausländerfeind seinen Willen bekommt? Er will nicht neben dem Rigolaner sitzen, und er kommt damit durch. Du siehst: Durch deine sehr schematische, vereinfachende Erzählung kann man sogar ganz leicht eine fremdenfeindliche Aussage finden. Füge einfach mal in Gedanken einen weiteren Satz zu Deiner Geschichte: "Dann entspannte Berg sich, denn immerhin hatte er seinen Willen bekommen und er musste nicht mehr neben dem furchtbaren Rigolander sitzen."
Schwupp, und schon wäre die Geschichte fremdenfeindlich.
Ich will Dir keinesfalls eine solche Absicht unterstellen. Aber ich muss zusammenfassend leider festhalten, dass Du es Dir zu einfach gemacht hast und daher eher eine zweifelhafte als eine gute Geschichte entstanden ist.

 

Hallo zusammen,

NUNJA ... ich denke nicht, dass man für diese Geschichte jetzt das große moralische Fass aufmachen muss - dafür ist sie zu kurz, zu schlicht und einfach zu amüsant. :) Little Alien, korrigiere mich wenn ich falsch liegen sollte, aber wolltest du in irgendeiner Weise Fremdenfeindlichkeit ANPRANGERN ??? Denke nicht. So lasse ich diese durchaus lustige Geschichte einfach als kleine SCIFI-Anekdote stehen. Hey, kennste den schon: Sitzt ein Mensch neben einem Rigolaner im Flugzeug... :D

Also. Werde mich jetzt meinem Kater widmen. JAAUL! :schiel:


Liebe Grüße

Dante

 

Nein, ich hab natürlich überhaupt nicht bezweckt hier irgendwas tiefinniges fremdenfeindliches anzuprangern. Wollte einfach nur diese kleine Geschichte wiedergeben.
Thnx an Alle für's Lesen.

 

Hallo Alien

Ich hab dir mal schnell ne korregierten Text per PM zugesandt, weil ich dachte, dass da doch noch ein Haufen kleiner Fehlerchen drinne steckte. Sind aber gar nicht soviele geworden :)

Zum Text:
1)Auch wenn's nur ein kurzer Text ist, müssen da unbedingt Absätze (am besten nach inhaltlichen Abschnitten und vor wörtl. Reden) rein, sonst liest sichs keiner durch.

2) Fand ich deinen Text doch angenehm zu lesen. Die Worte fließen dir schon recht flüssig aus der sprichwörtlichen Feder.

3)wirkt wirklich wie ein alter (abgedroschener) Witz

4)Irgendwo in der Mitte(ich habs dir in der PM versucht aufzuzeigen wo) wechselt die Erzählperspektive von Henry auf den Außerirdischen und wieder zurück. Das ist ungünstig. Bleibe bei einer Perspektive. Oder aber, wenn du den Außerirdischen und seine Gefühle unbedingt mit reinbringen willst, dann lass den Erzähler von Anfang an allwissend sein.

5) Uwe hat recht, wenn er sagt, dass dein Außerirdischer nur ein Platzhalter ist

6)

So lasse ich diese durchaus lustige Geschichte einfach als kleine SCIFI-Anekdote stehen
Dito


Grüße
Hagen

 

Hallo kleiner ET,
ich fand die Story eigentlich nicht so schlecht (wahrscheinlich weil ich dazu den Witz nicht kenne).

Nein, im ernst, ich konnte am Schluss doch etwas drüber grinsen.
Was mich aber etwas gestört hat, war dass in meinen Augen der Außerirdische nicht wirklich schrecklich aussah: In meinem Kopf sah ich einen grün-grau geschuppten Echsenmenschen vor mir. Nicht gerade das abstoßendste im Universum, oder?

Außerdem muss ich mich der formalen Kritik anschließen:
Etwas mehr Absätze würden dem Text nicht schaden.

glg Hunter

 

Also ich kannte den Witz auch noch nicht, daher fand ichs ganz amüsant zu lesen. :)

 

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