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Ein Versprechen

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19.04.2006
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Ein Versprechen

Er hatte es mir versprochen. Er würde sich eine suchen, die auch mir gefallen würde. Eine hübsche, am besten blond, grüne Augen wären nicht schlecht und auf keinen Fall zu dünn. Ein gutes Mittelmaß eben. Er hatte gesagt, er würde dran denken.
Jetzt saß sie vor mir, braune Haare, blau-graue Augen, sehr schlanke Beine. So ganz und gar nicht meinen Vorstellungen entsprechend. Und doch so wunderschön, so anders. Kein Püppchen, keine solariumgebräunte Haut in enger Jeans mit hervorschauendem Tanga, kein bauchfreies Oberteil mit weitem Ausschnitt, kein Zungenpiercing, keine Glitzersteine auf den Fingernägeln. Einfach nur sie. Josephine, 24, Single. Wir unterhielten uns, nur über normale Dinge des Lebens, sie, Josephine, ich, Miriam und er, Ben. Josephine und Ben, nebeneinander, Arm in Arm wie seit Ewigkeiten schon gekannt und doch so fremd. Ein Blick auf die Uhr, 22.34 Uhr. Die Weinflasche-schon leer.
Nervosität.

Endlich steht Ben auf, mit ihm Josephine, ihr Ziel, das Schlafzimmer.
Ich bleibe sitzen, warte. 11 Minuten, wie vereinbart. Dann gehe auch ich in Richtung Schlafzimmer. Halt, erst ausziehen, dann hinein gehen, wie vereinbart. Dann öffne ich leise die Tür. Das Erste, was ich sehe - Josephines Rücken, nackt. Alles an ihr ist nackt. Ben - nackt. Er liegt auf dem Bett, sie sitzt auf ihm. Mit schwebenden Schritten gehe ich auf sie zu. Vor dem Bett bleibe ich stehen, schaue sie mir an. Ihr braunes Haar, das in leichten Wellen auf ihre Schultern fällt, ihre Arme, hell, zart, weiblich. Ihr Rücken, ich möchte ihn berühren, ihn streicheln, jeden Zentimeter bis zu ihren Hüften, die sich leicht nach vorn und wieder zurück bewegen. Ihre Weiblichkeit, diese natürliche Schönheit raubt mir den Atem. Weiche Knie, wie zum ersten Mal verliebt. Aber das hier ist anders, Realität. Zuneigung, Lust, Liebe. Ich setze mich hinter sie, langsam und vorsichtig. Sie bemerkt meine Anwesenheit, erschrickt etwas, dreht sich zu mir und ich kann in ihren Augen die Unsicherheit sehen. Ist es Verlegenheit oder Verlangen? Mein Lächeln beruhigt sie, ihr Lächeln bereitet mir Gänsehaut. Sie spürt Ben unter sich, er will ihre Aufmerksamkeit zurück haben. Ich streiche über ihre Haare, dann über den schmalen Nacken über die weiche Fläche zwischen ihren Schulterblättern, weiter über ihren gesamten Rücken.
Meine Finger haben ihre Hände erreicht, ergreifen sie, lassen nicht mehr los, niemals. Ihr Atem geht schneller während ich ihre Schulter mit tausend Küssen bedecke. Ich spüre die Wärme, die Nähe, ihre Hände, die nun an meinen Beinen auf und ab wandern, ihre Haare, die sich an meinen Hals schmiegen, ihre Leidenschaft, die mein Blut zum kochen bringt.

Endlich geht sie von Ben runter, nur noch da für mich.
Ich sehe sie an, ihre Augen, gar nicht grün, nicht was ich wollte, Josephine, so wunderschön wie eine Rose.
Spüre jetzt nur noch ihre zarten Hände, ihre Küsse, ihre Zärtlichkeit.
Zeige ihr mein Verlangen, nach ihr, ihrer Liebe.
Dieser Rausch der Gefühle, schon so oft erlebt und doch noch nie so da gewesen. Und nie wieder sollte es so sein.

Das letzte was ich sah war ihr Rücken als sie ging.
Und in ihrer Hand, mein Herz, gestohlen.

 

Hallo Nerine,

Deine Geschichte hat mir gefallen. Zwar flirtet sie in manchen Formulierungen arg mit Klischees, doch als Gesamteindruck bleibt ein guter.

Ein paar Anmerkungen im Detail :

sie, Josephine, ich, Miriam und er, Ben.
Diesen Satz kannst Du in Hinblick auf das Verständnis der Geschichte und Story vereinfachen : daß sie Josephine heisst, machst Du ein paar Worte vorher bereits klar, daß es nur einen männlichen Prot gibt ist auch schnell klar, da kannst Du seinen Namen einflechten, ohne ihn in einer solchen Aufzählung zu vermerken, und dann bleibt in diesem Satz die Luft, um Miriam als Namen einzuführen, ohne zu sehr in eine Liste/Auflistung zu verfallen.

Ich bleibe sitzen, warte. 11 Minuten
Alle Ziffern und Zahlen bis inkl. zwölf werden ausgeschrieben.

Ihr Atem geht schneller während ich ihre Schulter mit tausend Küssen bedecke.
Das finde ich als Bild zu klischeehaft, vielleicht findest Du eine Umschreibung, die die Zärtlichkeit ebenso transportiert, ohne auf eine solche Phrase rückzugreifen.

Dieser Rausch der Gefühle, schon so oft erlebt und doch noch nie so da gewesen. Und nie wieder sollte es so sein.
Auch das ist mir ein wenig _zu_ sehr auf die Pathostube gedrückt, das Gesamtbild bleibt auch ohne diese Absolutheit erhalten, sichtbar und es wirkt.

Du schaffst es ein Bild zu zeichnen, das eine Athmo einfängt und ohne voyeristischen oder moralischen Touch auskommt, eine kleine Episode, die in ihrer Entstehung nicht erklärt wird, in ihren Auwirkungen unbeschrieben bleibt und so auf einen Abend fokusiert.
Das kann daneben gehen, doch bei diesem kleinen Werk passen die Bilder, die Stimmung und damit auch die Reduziertheit. Ich bin beeindruckt und angetan, solche Kleinodien würde ich hier gerne häufiger lesen (auch von mir :))

Grüße,
C. Seltsem

 

Hallo Nernine,

das Thema ist kein Neues, aber du fängst die Atmospähre doch ganz gut ein, so dass etwas Besonderes daraus wird.
Ein paar Mal kramst du noch zu tief in der Klischeekiste, was die Geschichte in meinen Augen etwas schmälert. Vor allem den letzten Satz hätte ich persönlich mir gespart - er gibt einer Geschichte, die es schafft ohne Kitsch auszukommen, am Ende doch noch einen sehr kitschigen Anstrich.
Gestört haben mich auch einige Formulierungen, die ich wenig gelungen fand, so dass sie mich immer wieder aus dem Lesefluss gerissen haben. Wenn du Interesse an näheren Ausführungen diesbezüglich hast, so schreibe mir eine PN.

Fazit: Guter Ansatz, aber noch unausgegoren.

Liebe Grüße, Bella

 

Hello Nerine,

eine hübsche Geschichte, anregend erzählt - aber das Ende tut weh und wirkt unpassend. Wie von Bella vorgeschlagen, solltest Du den letzten Satz streichen. Und die bereits kritisierten 'tausend' Küsse auch, Küsse reichen.

Viele Grüße vom gox

 

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