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Eine Familie

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08.05.2006
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Eine Familie

Es ist einer der Abende, die fast ohne Konversation zwischen mir und meinem Mann auskommen und die ich so sehr liebe. Er sitzt an seinem Computer und spielt auf Chessbase mit einem virtuellen Gegner Schach. Gleich neben seinem Schreibtisch steht ein alter Sessel, auf dem ich es mir gemütlich mache, um meinen Gedanken nachzuhängen. Ab und zu steht Frank auf und legt eine neue CD ein. Wir besitzen eine Unmenge von den silbernen Scheiben. Ich habe sie schon alle gehört, dennoch, wenn mich einer fragt, weiß ich nie, was wir an Musik im Regal haben. Es ist Franks Metier und ich bin in der glücklichen Lage, dass sein Geschmack auch den meinen trifft.
Er spielt weiter Schach und ich mit meinen Gedanken.
Ich weiß nicht warum, aber ich komme auf die Idee, die einstellige Quersumme aus meinem Geburtsjahr zu bilden. Das Ergebnis ist neun. Dann mache ich das Selbe mit meinem Alter und auch daraus ergibt sich die Zahl neun. Zu guter Letzt bilde ich die Quersumme aus den Quersummen, die logischerweise wieder neun ergibt. Das Spiel macht mir Spaß, also untersuche ich Franks Geburtsjahr und Alter und auch das unserer Tochter.
„Darf ich dir was zeigen?“, unterbreche ich das Schweigen.
Frank nickt mit dem Kopf und murmelt ein bejahendes „hm“.
Aus dem Drucker ziehe ich ein Blatt Papier heraus, nehme mir einen Stift und erkläre ihm, was ich entdeckt habe. Zum besseren Verständnis schreibe ich die Rechenoperation auf:
„Geburtsjahr 1962= 1+9+6+2=18=1+8=9,
Alter 45=4+5=9,
Quersumme aus den Quersummen 9+9=18=1+8=9.
Das Gleiche habe ich mit deinen Daten durchgespielt:
1964=1+9+6+4=20=2+0=2
43=4+3=7
2+7=9
Mit Maditas Zahlen habe ich ebenfalls gerechnet und dreimal darfst du raten, was am Ende heraus kommt.“
„Neun?“, fragt er und ich bejahe.
„Verrückt“, lacht Frank und sinniert: „Die Zahlen einer Familie!“
„Ja, verrückt“, bestätige ich, „und weißt du was?“
Er schaut mich neugierig an.
„Unsere Geburtstage dieses Jahr stehen ja noch alle aus. Nach unseren diesjährigen Geburtstagen verkehrt sich bei uns Dreien die letztendliche Zahl neun in die eins.“
Frank grübelt und meint, dass ein Mathematiker mit Sicherheit dieses Ergebnis erklären könnte.
„Ich will es mathematisch gar nicht erklärt haben“, sage ich, „ich will lieber daran glauben, dass uns alle etwas ganz besonderes verbindet.“

 

Hallo Katinka,

ein Experiment aus Deiner Feder macht mich neugierig, ein Experiment mit der Familie als Inhalt geradezu heiß.

Üblicherweise gilt, dass das Schweigen (bei Tisch oder wie hier im Wohnzimmer) von Normalität zeuge, was ja auch die Harmonie in Fragen des Musikgeschmackes zu bestätigen scheint. Während der Gatte virtuelles Schach spielt, ergeht sich die Icherzählerin in Zahlenmystik, indem sie Quersummen aus den Geburtsdaten zieht. Ob aus Lang- oder Kurzweil ist hier gar nicht einmal die Frage. Ich bin kein psychologisch geschulter Mensch, erst recht nicht besonders feinfühlig, aber die dargestellte Harmonie ohne Konversation wirkt auf mich verdächtig. Sie wird verdächtig, wenn die Erzählerin das mit den Zahlen gar nicht erklärt wissen, sonder lieber daran glauben will, „dass uns alle etwas ganz besonderes“ [in diesem Zusammenhang?] verbinde und damit beim Leser den Gedanken erzeugt wird, es gäbe auch etwas, was die Familie bedrohe.

Damit aber endet die Geschichte und der Leser sitzt hier mit einer halben Geschichte und keinem Experiment. Es ist gegenüber den zuvor gelesenen Geschichten ein schwächerer Text.

Wäre diese Schilderung zudem nicht eher etwas für die Rubrik „Gesellschaft“ oder „Alltag“?

An Kleinkram ist mir nur zu beginn „Es ist einer der Abenden, …“ aufgefallen. Das „n“ an den Abenden ist entbehrlich.

Gruß + nix für ungut

friedel

 

Hallo Friedel,

mit dem ersten Teil hinsichtlich harmonischer Familie liegst du absolut richtig, mit deiner Folgerung aus dem Schluß,es bedrohe die Familie etwas liegst du absolut falsch. Im Schluß liegt das Experiment, welches ich natürlich nicht verraten kann oder zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Natürlich kann ein Experiment auch daneben gehen, z.B. dann, wenn sich keine Probanden finden oder die Probanden nicht verstehen, dass sie Probanden sind.

Vielleicht hilft das und du hast nochmal Lust das Experiment zu finden.
Sollte das Experiment nicht klappen, dann schreibe ich die Geschichte weiter und dann muß sie zwangsläufig in eine andere Rubrik.

LG
Katinka

 

Da mach ich doch mit, aber das kann spät werden oder Morgen sein, der Zoo bedarf auch noch'n bisschen Zuneigung & Atzung. Ich meld mich auf jeden Fall als Laborant an, äh, hab ich doch schon vorhin.

Bis bald

friedel

 

Hallo Katinka nebst Familie,

da zieh ich gewesener falscher Fuffziger (* 1950) doch glatt zu Euch:

einstellige Quersumme von 1950 = (1 + 9 + 5 = ) 6
" " des derzeitigen Alters von 57 (5 + 7 = ) 3
macht in der Summe beider einstelligen Quersummen 9

aber dann usw. usf.

Sind wir nicht alle eine Familie?

Ich schau bestimmt mal wieder in'nen Köbes r(h)ein!

Gruß

friedel

 

Hallo KatinkaH!

Das Tolle ist ja, dass Du beim Quersummenbilden die Neun von vornerein streichen kannst:
1976 macht:1+9+7+6=23 // 2+3=5
Neun weglassen: 1+7+6=14 // 1+4=5

Funktioniert immer! Die Neun ist also nichtig - Nichts! Und diese Neun, dieses Nichts verbindet die Familie ... Na, dann steht ja wohl doch Unheil ins Haus. Oder doch nicht? Immerhin naht die Eins! Neubeginn!

Ach ich weiß auch nicht; ich bin gerade verwirrt, weil Geburtsjahr und Alter bei mir derzeit auch neun ergeben. :)

Bis denne,
Fisch

Ach ja:

Es ist einer der Abenden
Abende

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Friedel, hallo Fischstäbchen,

Ihr habt das Experiment also gefunden, das darin besteht, das der Leser mit seinen Daten experimentieren sollte.

Oftmals lässt sich der Autor selber vom Ergebnis überraschen. Die experimentellen Aspekte einer Geschichte können sich über die Form und den Inhalt, vielleicht sogar darüber hinaus erstrecken.
Das ist die Vorgabe für Texte in dieser Rubrik und ich finde, dem wird sie doch gerecht. Oder Friedel?
Mit Sicherheit gibt es eine mathematische Erklärung dafür und möglicherweise hat das schon jemand vor mit entdeckt. Ich habe jedenfalls an diesem Abend mehrere Geburtsdaten von der buckligen Verwandtschaft durchgespielt und war baff, als ich herausfand es ergibt immer neun, wenn der Geburtstag dieses Jahr noch nicht war und wenn er gewesen war, die eins.
Zu guter Letzt habe ich die Daten von Jesus (der ja mit unserer Zeitrechnung eng in Verbindung steht) gerüft und siehe da:

Geburtsjahr 0=0
Alter 2007=2+0+0+7=9
0+9=9
wenn Jesus am 24.12. wieder Geburtstag hat:
Geburtsjahr 0=0
Alter 2008=2+0+0+8=10
0+1+0=1

Man könnte schlußfolgern, wir sind nicht nur Eine Familie, sondern Die heilige Familie. Und damit wären wir bei der Rubrik "Philosophisches" oder einer neuen Rubrik "Religion". Bei Letzterer dürfte ich aber nie posten, da ich konfessionslos bin :-)))

Das "n" habe ich entnommen.

Ich danke euch fürs Lesen und Knobeln.

Liebe Grüße

Katinka

 

Salü KatinkaH,

*Knobelknobel* ... mein Mann und ich gehören auch zu Deiner - oder der 'heiligen Familie'. Wenn er heute Abend nach Hause kommt, werd' ich ihn damit überraschen. Ich fürchte, er wird es mir genau erklären, obwohl ich Deinen letzten Satz:

„ich will lieber daran glauben, dass uns alle etwas ganz besonderes verbindet.“
auch viel lieber einfach so im Raum stehen lassen würde. :)

Lieben Gruss,
Gisanne

 

Liebe Gisanne,

willkommen in der Familie:)
Die Einen glauben an Adam und Eva, andere wissen von Genen und wieder andere spielen mit Zahlen.
Und wenn ich mir eines aus meiner Schulzeit behalten habe, dann Fausts Satz: "Das ich erkenne, was die Welt, im Innersten zusammenhält."

In diesem Sinne liebe Grüße
Katinka

 

Hallo Leute,

das ist doch was für den meißner-Bischof zu Kölle: Die Heilige Familje trifft sich mit Jürgen Becker beim Köbes unter lauter (lauten?) Japanern und man berechnet die einstellige Quersumme der verpussematuckelten Biere bis man selbst sowat nich' mehr könnt', äh, kennt.

Gute Nacht & -

na Ihr wisst schon!

 

Ach Friedel,

der Kardinal und Konsorten will doch gar nihts von der Familie wissen. Sie bauen lieber bunte, teure Fenster ein, beklagen sich anschließend lauthals darüber in der Presse, stacheln damit Fehden IN DER FAMILIE an und lassen die Kinder (man nennt sie auch Obdachlose) gleich vor der Haustüre verhungern. Die Dummbeutel, dabei sind sie gleichWERTIGE Familienmitglieder.
Auf zum Dom nach Kölle und bringen wir dem Generalvikariat das Rechnen bei, (un noch jetaner Arbit zum Köbes aufn läcker Kölsch "Trink no eene mit...)

Liebe Grüße
Katinka

 

Noche’ne Antwort steht meinerseits aus, Katinka:

"Ja!", heißt’s auf die Frage unter # 7. Werden und sein soll’s dann wie unter 11ens # letztem Absatz dargestellt und der Abend ist gerettet.

Gruß

friedel

 

KatinkaH, die Story gefällt mir sehr, sehr gut. Ich liebe Zahlenspielereien und das Verstecken zusätzlicher Informationen in einem Text durch Chiffrierung (ich selber mache das übrigens bei einigen meiner Stories so, auch wenn sie nicht in "Experimente" stehen, weil sie sich um andere Dinge drehen.).
Was mir auch gefällt ist diese Bezeichnung von Mathematik als etwas Besonderem, das alle verbindet. Die Faszination und Wunderbarkeit der Mathematik ist nicht vielen bewusst.
Letztendlich ist deine Erkenntnis auch sehr interessant. Ich muss da morgen mal einen Kollegen fragen, der eine Weile Mathematik studiert hat. Wie du siehst, hast du mit der Geschichte schon einen bleibenden Einfluss auf mich und indirekt einen Kollegen ausgeübt. ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Leif,

ich feue mich sehr, dass gerade dir meine Geschichte gefällt, da du weitaus, weitaus mehr Storys aus dieser Rubrik kennst als ich. Dies ist meine erste Experimente-Geschichte, umso mehr freue ich mich, zumal ich diese Rubrik als für die Schwierigste halte.

Was mir auch gefällt ist diese Bezeichnung von Mathematik als etwas Besonderem, das alle verbindet. Die Faszination und Wunderbarkeit der Mathematik ist nicht vielen bewusst

In allem, was wir Menschen erdenken, steckt mMn Faszination und Wunderbarkeit. Wenn dem nicht so wäre, würden wir es nicht erdenken. Nur ist dem einen, dieses und dem anderen jenes erschließbarer. Darum ist Toleranz so wichtig, der Kunst gegenüber der Wissenschaft, dem Wissen gegenüber dem Unwissen, der Bildung gegenüber der Nichtbildung, dem Menschen gegenüber dem Menschen und umgekehrt, denn alles hat gleiche Wurzeln.
Wie du siehst, hast du mit der Geschichte schon einen bleibenden Einfluss auf mich und indirekt einen Kollegen ausgeübt.

Genau darin liegt das Experiment, das sich die Botschaft verbreitet!

Liebe Grüße
Katinka

 

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