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Eine Liebesgeschichte

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03.08.2002
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Eine Liebesgeschichte

"Was suchst du hier?", fragte sie kühl, als er zu ihr ins Zimmer trat. Sie saß auf einem Stuhl und trug nichts weiter, als einen weißen Unterrock. Andere Männer hätten diesen Anblick als erregend empfunden, dachte er, doch mich schüchtert er nur noch mehr ein.
Der Stern prankte an ihrer linken Brust.
"Warum bist du so hart zu mir?"
"Was willst du?", drängte sie weiter auf eine Antwort. Ihre Augen drückten Verbitterung aus, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
"Ich wollte dich sehen", antwortete Franz und seine Stimme klang wie die eines ängstlichen Kindes.
"Ich liebe dich!"
Sie machte einen abfallenden Laut und ein eisiges Lächeln gefror auf ihren schmalen Lippen. Er hatte diese Lippen geküsst, doch mit diesem Lächeln kamen sie ihm fremd vor. Er hatte die Hände vor seinem Schritt zusammengefaltet - Franz wollte nicht, dass Maria sah, wie sie zitterten. Er fühlte sich unwohl und dachte einen Moment darüber nach, ob es nicht besser wäre, wenn er einfach ginge. Doch das konnte er nicht; dafür war er zu schwach.
Sie stand auf und verschränkte die Arme vor ihren wohlgeformten Brüsten (auch die hatte er angefasst), doch sie kam keinen Schritt näher auf ihn zu.
"Du sagst, du liebst mich? Das haben schon viele,und bei den meisten hatte ich das Gefühl, dass sie es ernster meinten."
Ihre Worte brannten wie Feuer in seiner Brust. In diesen Sekunden erlitt er unmenschliche Qualen und er wünschte sich - nicht zum ersten Mal - soetwas wie Liebe würde es nicht geben.
Er wollte etwas sagen, er wollte sagen, dass er es ernst meint, dass er an nichts anderes als an sie dachte, dass er nur sie zur Frau haben wollte - kein einziges Wort kam aus seinem Mund. Er brachte es nicht fertig zu sprechen. Und hätte er es versucht, wäre nicht mehr, als unverständliches Gebrabbel zu hören gewesen.
Seine Lippen zitterten.
"Sag was! Sprich! Sag einfach irgendein verdammtes Wort, du Schwein!" Sie schrie und er zuckte zusammen. Er trat einen Schritt zurück (obwohl das unnötig war, da sie ihm nicht näher gekommen war) und stand fast wieder in der Tür, durch die er wenige Augenblicke zuvor den Raum betreten hatte.
Sie verharrte einfach in ihrer Position und starrte ihm in die Augen; die Verbitterung war verschwunden, nun sah er ehrlichen Hass in ihren Augen, deren Blau reiner war, als das des Himmels an einem Sommertag. Die Augen der Frau, die er zu lieben gelernt hatte, waren denen eines Monstrums gewichen.
Er bemühte sich nicht zu weinen. Franz schaffte es; die Frau, die er liebte, nicht.
Tränen flossen in kleinen Bächen ihre blassen Wangen herab und sammelten sich an ihrem Kinn. Die ganze Szene begleitete ein Schluchzen.
Maria legte die kurze Entfernung zwischen ihnen in Bruchteilen von Sekunden zurück und fiel vor ihm auf die Knie. Damit hatte er nicht gerechnet; es verunsicherte ihn noch mehr.
Sie hob ihre gefalteten Hände in die Höhe, als wolle sie zu Gott beten.
Schluchzend sagte sie: "Gestern Abend waren sie da. Sie waren hier im Haus, Franz!" Er musste schlucken.
"Ich sah ihren Lastwagen aus dem Küchenfenster zur Straße hin. Er hielt vor unserem Eingang. Drei Männer in Grau sprangen von der Pritsche und kamen rein. Ich kauerte mich in einer Ecke zusammen und wünschte mir, ich wäre tot.
Als ich ihre schweren Schritte auf der Treppe hörte, brach ich zusammen und weinte und flehte leise vor mich hin. Ich war mir sicher, dass sie mich holen würden, Franz. Doch sie gingen noch ein Stockwerk höher. Der Arzt hat dort gewohnt. Ich hörte ihre Stimmen, wie sie aufforderten vor die Türe zu treten.
Ich hörte den Arzt um sein Leben betteln. Ich hörte, wie sie ihn dafür auslachten. Sie haben gelacht, Franz! Dann haben sie ihn mit aus dem Haus geschleift und auf den Lastwagen verfrachtet. Dann fuhren sie davon und ich weinte und dankte Gott."
Er wollte dies nicht hören, er wollte...
"Deine Leute, Franz. Es waren deine Leute! Und jederzeit können sie mich holen kommen, und du sagst, dass du mich liebst? Du hasst mein Volk, und du sagst, dass du mich liebst?"
"Ja, ich hasse dein Volk. Aber dich liebe ich Maria!", gestand er und wollte zugleich nicht glauben, dass er fähig dazu gewesen war.
Sie umklammerte seine Oberschenkel und Franz spürte, wie sich der Stoff seiner Hose mit ihren Tränen vollsog, an der Stelle, an der sie ihren Kopf anlehnte.
"Warum, warum?", flüsterte sie immer wieder vor sich hin. Er konnte ihr darauf keine Antwort geben.
"Du würdest ohne weiteres meinem Vater den Strick um den Hals legen, und du sagst, du liebst mich?"
"Ja." Zum Glück blieb er davon verschont in ihre Augen sehen zu müssen. Diesen Anblick hätte er nicht ertragen.
Plötzlich hob sie ihren Kopf. Ihre Augen waren weich, und der Tränenfluss war versiegt.
"Tritt aus", sagte sie im Gesprächston. "Tritt aus der Partei aus!"
Nein, das konnte er nicht, das musste sie verstehen. Er würde all seine Privilegien und seine Freunde verlieren... außerdem wollte er nicht austreten.
Er sagte nichts.
"Ich werde jetzt gehen, Maria. Ich liebe dich!"
Er drehte sich zur Türe um.
"Ich liebe dich auch, Franz. Bitte überleg es dir." Sie weinte wieder.
"Ich werde es mir überlegen", sagte er und verließ ihre Wohnung. Er ließ sie, verzweifelt auf dem Fußboden knieend, zurück.
Am nächsten Tag kamen die Männer in Grau erneut. Doch diesmal war ihr Ziel nicht das dritte oder das vierte Stockwerk. Diesmal kamen sie, um Maria zu holen.

 

Danke Anna und verzeih, dass es solange gedauert hat, bis ich hier mal antworte.

Zitat: "Marias Forderung, aus der NSDAP auszutreten, ist unrealistisch, da jemand, der aus der Partei austrat, nicht nur seine (nicht immer vorhandenen) Privilegien verlor, sondern sich selbst zur Zielscheibe von Verfolgung machte. Das kann sie nicht gewollt haben."

Nein, wenn man darüber nachdenkt, kann sie wirklich nicht ernsthaft gewollt haben, dass er austritt, aber wenn Menschen verzweifelt sind, fällt es ihnen schwer rational zu denken.

Ich habe mir die beiden auch nicht unbedingt als Ehepaar vorgestellt, sondern eher als zwei frisch Verliebte.

 

Nach Beseitigung der Fehler zurück aus dem Korrekturcenter.

Fein, Kevin, daß Du editiert hast. :)

 

Hallo Kevin,

leider empfand ich es ähnlich wie Anna.
Anfangs wirkt deine Geschichte noch authentisch, zum Ende hin verliert sie sehr stark. Meines Erachtens lässt du auch sehr viel Potential in der Geschichte ungenutzt verstreichen. Du könntest die Konflikte in dieser problematischen Beziehung besser heraus arbeiten. Hier könntest du sehr viel machen. Franz hat sicherlich ein schlechtes Gewissen wegen seiner Beziehung, weil sie seine Ideologie verrät. Er hat sicherlich auch Angst, weil ihm bestimmt klar ist, was ihn erwartet, wenn er entdeckt wird. Genauso muss auch die Frau ihre Gefühle haben. Sie muss Franz in gewisser Weise hassen, weil er oder seine Leute es sind, die ihre Verwandten, Bekannen und Freunde wegbringen.
Die Forderung aus der NSDAP auszutreten halte ich ebenso für unrealistisch. Möglich wäre es natürlich, dass die Frau das nur so dahin sagt, ohne dass sie tatsächlich hofft, er könnte es tun.

Ingesesamt jedoch nicht schlecht. Ich glaube, wenn du die Geschichte noch überabeiten würdest, könnte sie sogar richtig gut werden, denn schreiben kannst du ja wirklich.

LG
Bella

 

Hallo
ich kann mich dem lob meiner vorgänger nur anschliessen. leider muss ich bella und anna recht geben. die geschichte verliert gegen schluss irgendwie an schwung. das muss aber nicht unbedingt negativ gesehen werden -> es bedeutet bloss, dass du noch mehr aus der geschichte rausholen kannst.
sonst hat mir dein stil gut gefallen. auch dass die liebesgeschichte zu einer so schwierigen zeit spielt, find ich gut. das lässt viel spielraum für die gefühle der beiden gegensätzlichen parteien.
alles in allem: ziemlich gut, aber ausbaufähig.
lg jeled

 

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