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Eine verzweifelte Seele
Der Teufel ist unter uns. Erbitternd und gewaltig zugleich. Es herrscht Krieg. Ganz nah ist er schon, aber noch so fern. Er wütet übers Land. Wo er hingelangt, verbreitet er Angst und Schrecken. Das Entsetzen ist groß. Die Menschen fliehen. Furcht spiegelt sich auf meinem verzerrten Gesicht wider. Denn… Jederzeit könnte er auch hierhin kommen. In unsere Stadt. Über uns sind Flugzeuge. Die Warnsignale waren oft wochenlang zu hören. Doch nichts passierte. Bis jetzt. Das große Donnern steht kurz bevor. Der riesige Knall wird kommen. Wenn nicht heute, dann morgen.
Und so war es dann auch. Die Bomben fielen, wie gewaltige Hagelkörner vom Himmel. Es gab kein Entrinnen. Niemand war mehr sicher. Tagelang herrschte absolutes Chaos. Panik brach aus. Die Menschen liefen, wie Ameisen furchtsam umher. Und dann… ganz plötzlich. Totenstille. Nichts war zu hören. Kein Bom-beneinschlag. Kein Geschrei. Nicht einmal ein Flüstern. Es war fast so, als ob die Welt stehen geblieben wäre. Für ein paar Minuten. Nach einer gefühlten Ewig-keit traute man sich aus den Bunkern nach draußen. Die Menschen standen auf den Straßen und wurden ganz bleich. Denn… Von diesem Moment an gab es nichts, wofür es sich gelohnt hätte, zu leben. Alles um sie herum lag in Trümmern. Der Wind trug die Asche mit sich fort. Die einen waren gezeichnet. In den Gesichtern sah man nichts als Angst, Furcht und Verzweiflung. Die anderen wa-ren fort. Sie sind gegangen. Und jetzt? Jetzt stellt man fest, der Krieg hat sich alles genommen.
Auch von mir nahm er sich alles: meine Familie, mein Zuhause, meine große Lie-be. Einen Mann, der fortging, um als Soldat seine Pflicht zu erfüllen. Nun ist er tot. Er kam nach Hause. In einem Sarg. Entzwei brach dann nicht nur mein Herz, sondern ebenfalls meine Welt. Mir wurde klar, ich bin von diesem Augenblick an… Ganz allein. Er wird nicht wiederkommen. Das macht mich traurig. Sehr traurig. Denn… Ich werde ihn nie mehr spüren. Ihn nie mehr sehen. Dies ist schlimmer als der Tod. Jeden Abend weine ich mich in den Schlaf. Er fehlt mir so sehr. Ich kann nicht essen, nicht trinken. Ich bin verzweifelt. Ich kann ohne ihn nicht leben. Der Schmerz ist unerträglich. Für mich. Die Kraft zum Leben fehlt mir. Ich liege auf meinem Bett. Ich schließe die Augen. Ich sehe ihn. Ganz deutlich. Er reicht mir die Hand. Es herrscht Dunkelheit. Mein Leben ist vorbei.