- Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
- Kommentare: 6
Eine wie keine
Eine wie keine
Er bemerkte die junge Frau beim Betreten des Pubs sofort. Dies war nicht weiter verwunderlich, da es erst achtzehn Uhr war und außer ihr nur noch ein Pärchen im Pub saß. Die zwei Jungen Leute kümmerten sich nicht um ihn. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, ihren eigenen Knutsch-Rekord aufzustellen. Lächerlich. Heute saßen sie im schummrigen Licht, eng umschlungen auf einer Eckbank, vor sich zwei halb volle Biergläser und steckten einander die Zunge in den Mund. In zwei Monaten schon würde er wahrscheinlich ihre beste Freundin in den Arsch ficken und sobald seine kleine Freundin es herausfände, läge sie wochenlang heulend im Bett und benähme sich, als wäre jemand gestorben.
Aber ihm konnte es egal sein. Interessant wäre die Geschichte natürlich, wenn der junge Kerl seine Schlampe in den Arsch ficken wollte, sie sich dagegen wehrte und er es trotzdem täte…
Sofort spürte er, wie sich etwas in seiner Hose regte und schnell vertrieb er den Gedanken.
Der Abend war jung und er hatte anderes im Sinn, als sich an kleinen Fantasien aufzugeilen. Zu lange schon war es her, dass er das letzt mal richtig Spaß gehabt hatte. Wieder so ein Gedanke. Während er an die weit aufgerissenen Augen und den Mund, zu einem lautlosen Schrei geöffnet, dachte, konnte er sogar ihren Angstschweiß riechen. Das Puppengesicht der Blondine war gar nicht mehr hübsch, nachdem er mit ihr fertig war. Die scheiß Schlampe hatte so geheult und gejammert, es war erbärmlich. Mit seiner Behandlung befreite er sie von ihrer sinnlosen Existenz. Schwäche konnte er nicht dulden. Sie müsste ihm heute noch dankbar sein. Wenn sie es noch könnte, dachte er mit einem Lächeln auf den Lippen.
Nun konzentrierte er sich wieder voll auf die Frau an der Bar. Sie war anders als die anderen Frauen. Sie strahlte etwas Besonderes aus. Kraft. Energie. Unbezwingbarkeit.
Sie saß an der Bar und redete mit dem Barkeeper. Als er sich nährte, konnte er hören, dass sie auf Englisch über die Zukunft Obamas als Präsidenten der USA diskutierten. Er setzte sich zwei Barhocker entfernt neben sie, nickte ihr und dem Barkeeper zur Begrüßung kurz zu und vertiefte sich in die nicht gerade üppige Getränkekarte.
Oder er tat so. Vielmehr musterte er die Blonde. Sie saß lässig auf dem Barhocker, den linken Ellenbogen auf den Tresen gestützt und mit der rechten Hand spielte sie an ihrem Cocktailglas. Sie war groß. Da sie saß konnte er ihre Größe schwer schätzen, doch war sie bestimmt eins achtzig. Die engen Jeans und das knappe Shirt ließen einen kräftigen, doch athletischen Körper mit kleinen aber harten Brüsten erkennen. Auf dem rechten Arm hatte sie eine Tätowierung. Erst konnte er sie nicht genau erkennen, doch nach einer Weile erkannte er ein Wesen, das einer Mischung aus Raubvogel und Frau glich. Es erinnerte ihn an etwas, er wusste nur nicht genau was. Doch war dies auch nicht weiter wichtig.
Sobald sie merkte dass er sie beobachtete, zog sie die Augenbraun fragend, mit einem zynischen Lächeln nach oben. Dies verlieh ihr den Ausdruck von Arroganz und Überlegenheit. Als wisse sie genau was er von ihr wollte. Als könne sie seine Gedanken lesen. Als wäre er mit seinen Vorlieben nur einer von vielen, ein durchschnittlicher Kerl. Als verachte und bedauere sie ihn.
Gleichzeitig fesselten ihn ihre Augen. Die Blonde war jung, nicht älter als Mitte zwanzig. Doch das Wissen in ihren grauen Augen, die Sicherheit die sie ausstrahlten, schienen so alt wie die Zeit.
Das reizte ihn. Normalerweise waren Frauen entweder hässlich, langweilig oder erinnerten ihn an seelenlose Plastikpuppen. Am schlimmsten waren die Weiber mit ihren aufgeblasenen Titten, knabenhaft dünnen Figuren, dem zu dick aufgetragenen Makeup und einem künstlichen Lachen, bei dem er sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Dieses Lachen erinnerte ihn immer an die Geflügelten, geierähnlichen Wesen von welchen er als Kind geträumt hatte und anschließend schweißgebadet aufgewacht war. Sie aber war anders. Sie lachte nicht aus vollem Hals, sie lächelte.
Da in der Zwischenzeit eine Gruppe von amerikanischer Soldaten im Pub angekommen war und der Barkeeper Cocktails mixte und Bier zapfte, schien die Blonde gelangweilt und schenkte nun ihre Aufmerksamkeit dem Mann neben ihr. Sie musterte ihn ganz offensichtlich und was sie sah, schien zu gefallen. Der Junge Mann mochte wohl Anfang dreißig sein, war groß und wirkte sportlich in seiner Jeans, den Turnschuhen und dem blauen Hemd, welches er aus der Hose hängen ließ. Die schwarzen Haare waren kurz geschnitten und erinnerten an einen Armeehaarschnitt. Seine blauen Augen standen im Kontrast zu den dunklen Haaren. Die dummen Schlampen freuten sich immer, wenn ein hübscher Kerl sie beachtete. Wer so gut aussah, konnte doch nur nett sein. Sie vertrauten ihm bis…
Schließlich rückte sie zwei Stühle näher zu ihm, grinste ihn an und sagte „Hey, ich bin Sonja. Jetzt kannst du mich gern näher angucken und musst nicht dauernd so schielen. Ist nicht gut für die Augen.“ „Dann bist du wohl Optikerin“ antwortete er und ärgerte sich schon im nächsten Moment über diesen lahmen Witz. Sie fand den Spruch auch nicht lustig und ihr Gesicht spiegelte die Selbe Mischung aus Arroganz und Überlegenheit wieder wie schon zuvor.
Trotzdem unterhielten sie sich eine Weile. Er erzählte Anekdoten aus seinem Beruf als Bankangestellter, von seinem Ferienaus auf Mallorca und über das Golfen. Sie war nicht beeindruckt und er konnte es deutlich an ihrem Blick erkennen. Langsam ärgerte er sich über sie. Andere Weiber wären beeindruckt gewesen, doch sie tat alles mit einem Schulterzucken und einem „aha, ist ja interessant“ ab. Sie war eine arrogante Schlampe mit zu viel Selbstbewusstsein. Nicht mehr und nicht weniger. Doch er lächelte sie weiterhin an und heuchelte Interesse an ihrem Studium, während er sich auszumalen begann, was er alles mit ihr tun wollte. Es würde sicher lustig werden. Sie war sicher eine von denen, die sich wehrten. Dann ging der Spaß erst richtig los.
Nachdem sie weitere Cocktails (welche er natürlich bezahlte) geleert und über die lauten Amis gelästert hatten war es spät geworden. Sie stand auf und bedankte sich für die nette Unterhaltung und die Getränke. Er bestand darauf, sie an ein Taxi zu bringen, da das Pub in einem abgelegenen Teil der Stadt war. Erst meinte sie, sie könne gut auf sich aufpassen doch schließlich stimmte sie zu. Als sie aus dem Pub kamen, war es dunkel und nebelig. Er liebte den Winter, mache Dinge waren im Tageslicht nicht ohne weiteres durchführbar…
Plötzlich grinste sie ihn frech und herausfordernd an, packte seine Hand und rannte los. Im ersten Moment war er überrascht, doch lief er mit und dachte dabei, dass sie sich ruhig verausgaben sollte. Dies könnte sich später noch als hilfreich erweisen…
Sie zog ihn in eine kleine Seitenstraße, die sich als Sackgasse entpuppte. Am Ende der Straße befand sich ein Maschendrahtzaun, dahinter ein halb eingefallenes Haus. Sie duckte sich und nun sah auch er das Loch im Zaun, gerade groß genug, um durchzukriechen. Perfekt. So wollte wohl ein wenig ungestört rummachen und spielte ihm dabei in die Hände...
Durch ein eingeschlagenes Fenster kletterte sie in das Erdgeschoss, er direkt hinter ihr. Sie drehte sich um und sah ihn an. Doch er war nicht mehr der Mann aus dem Pub. Sein Gesicht war auf einmal hart und die blauen Augen starrten sie kalt an. „Du Fotze, du willst gefickt werden, was? Kannst du haben. Dies wird einmalig, ich verspreche es dir. Ihr Schlampen seit doch alle gleich!“ Dabei packte er sie blitzartig mit der rechten Hand am Hals und drückte sie gegen die Wand, während er den Reißverschluss ihrer Jacke mit der linken aufriss und grob nach ihrer Brust griff. Dann erst sah er in ihr Gesicht. Er wollte die Angst in ihren Augen sehen. Den ungläubigen Schock. Panik. Und er wollte Angstschweiß riechen.
Doch was er sah, entsprach keiner seiner Erwartungen. Sie hatte ihr zynisches Lächeln auf den Lippen und blickte ihn mit funkelnden Augen an. Diese Augen waren nicht mehr grau. Sie waren schwarz! Verwirrt dachte er, dies könne doch nicht wahr sein. Im nächsten Moment bemerkte er, dass ihre Jacke von den Schultern geglitten war. Er sah direkt auf die Tätowierung. Aber sie war anders als zu vor. Sie schien sich ständig zu verändern. Sie bewegte sich, war lebendig! Etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Er war noch nie vor einer Schlampe davon gerannt, doch sein Instinkt schrie „renn, renn so schnell du kannst!“.
Dieser Rat kam zu spät. Die Blonde lachte laut. Es war das Lachen, welches ihn in seiner Kindheit durch die schlimmsten Albträume begleitet hatte. „Du hast auf mich gewartet. All die Jahre hast du nur nach mir gesucht. Heute Nacht ist die Nacht. Ist deine Nacht! Ich befreie dich von deiner sinnlosen Existenz. Du magst doch keine sinnlosen Existenzen, verachtest das Schwache, nicht wahr?“
Er starrte sie nur an, merkte nicht, dass seine Hose zwischen den Beinen nass war und der Urin an seinen Schenkeln herunterlief. Er konnte sich nicht bewegen. Wie hypnotisiert starrte er auf die Tätowierung. Denn von ihr kam das Lachen! Plötzlich schoss etwas vogelartiges auf seinen Hals zu. Das konnte nicht sein, der Vogel hatte Brüste! Und dann war alles dunkel.
Die junge Frau war gerade durch den Zaun geklettert und hatte Staub aus ihren Kleidern geklopft, als ihr ein Hund, gefolgt von einem älteren Ehepaar, entgegenkam. Die Dame nickte der jungen Frau zu und sagte „junge Frau, das hier ist aber kein Ort für ein hübsches Mädel. In Ecken wie diesen geschehen oft schreckliche Dinge, passen se auf sich auf.“
„Ich habe die falsche Seitenstraße genommen. Sie haben Recht, es ist wirklich unheimlich hier! Schönen Abend noch.“