Einfach weg von hier!
Ich will weg Wohin? Egal. Hauptsache weg von hier. Von der Gleichmäßigkeit meiner Versicherung und meinem Eigentum. Will mich ins Auto setzen, dich abholen und wegfahren. Ich will mich nicht mal mit dir unterhalten. Du musst nur dabei sein. Das ist das wichtigste. Weg weit weg. Ohne Ziel einfach erst anhalten wenn man irgendwo angekommen ist. Verstehst du?
Und so steigen wir ein. Du fragst nicht warum. Ich sehe dich nur an. Du blickst mir mitten in meine Gedanken. Du fühlst auch diese Entschlossenheit. Ich lasse den Motor an und fahre los. Wir wissen nicht, wann wir ankommen oder wo wichtig ist nur nicht wieder zurückzukommen. Erst mal raus aus der Stadt. Die Sonne geht schon unter. Wir blicken durch das Wagenfenster auf die See auf dem vereinzelte Lichter umherirren. Den Zeitplan vor Augen immer am Limit. Wir haben nur einen Zeitplan und das ist der des Lebens. Der Puls der Welt. Die Abfolge von Ereignissen, die uns prägt und uns die Flügel verleiht von hier zu fliehen. Kein Wort, erst als ich vor einer Kreuzung stehen bleibe frage ich dich wohin. Du siehst mich an, lange und vertraut. Wir bemerken den Passanten mit seinem Hund nicht, der uns Anstarrt und wir ignorieren das Hupen des Hintermanns.
Du zuckst mit den Schultern. Ich lege meinen Kopf etwas zur Seite, in der Hoffnung meine Gedanken würden aus meinem linken Ohr rieseln und auf ewig verschwinden. Könnte ich würde ich die Zeit jetzt für ewig anhalten. Ein BMW rast mit heulendem Motor an uns vorbei und zerschneidet die nächtliche Kleinstadtidylle. Du siehst den Rücklichtern nach, bis sie hinter einer Kurve verschwinden. Dann sagst du nur „Ich war noch nie in Holland.“ Ich setze den Blinker schlage das Lenkrad ein, obwohl ich nicht einmal weis, wo von hier aus Holland liegt. Ich fahre einfach weiter und der Moment verstreicht. Einer nach dem Anderen. Immer am Meer entlang und dann bei Lübeck in Richtung Hamburg. Ein Umweg? Vielleicht, aber Egal.
Das Profil der Reifen spielt eine Summende Melodie auf der Straße. Das Radio ist aus. Ich verliere jegliches Zeitgefühl. Sind wir gerade los oder schon seit Stunde unterwegs? Wen interessiert ’s`? Keinen. Der Tank lehrt sich mit jedem Meter, der Weg wird immer länger. Meine Gefühle schlagen Purzelbäume.
Wo sind wir hier? Keine Ahnung! Wie kommen wir hier hin? Mehr Gas. Dein Verbrauch steigt! Und? Kein Geld und noch mehr Freude. Du kurbelst das Fenster runter und riechst die Abendluft. Ich fahre annähernd zweihundert. Der Reifen ist nur bis 155 zugelassen. Scheiß drauf. Und der Baum in der nächsten Kurve wird schon auf uns warten. Mal sehen, einfach nicht drüber nachdenken. Licht aus und durch….