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Eingesperrt

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28.08.2016
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Eingesperrt

Mit einem ohrenbetäubenden Knall schloss sich die Stahltür hinter ETA. Sie fuhr zusammen und vergrub das Gesicht in den Händen. Alles war so schnell gegangen, eben war sie noch zuhause bei ihren Eltern. Dann waren die Beamten in Uniform eingetroffen. Sie hatten sie geschnappt und von ihrer Familie weggezerrt. ETA konnte sich nur mehr an die Tischkante erinnern, an der sie sich vergeblich festhalten wollte. Die Entführung war zu chaotisch, um Details davon verarbeiten zu können. Es gab nun kein Entrinnen mehr. Ihr Geheimnis war aufgeflogen.
ETA wusste kaum etwas von diesem Ort. Er galt offiziell als normales Gefängnis, doch das widersprach allem, vor dem ihre Eltern gewarnt hatten. Lange war sie den Fahndungen der Regierung entronnen, sie hatte sogar ein friedliches Leben führen können. Doch jetzt war es zu spät. Sie könnten ihr hier alles Denkbare antun. Eines war aber ganz sicher: der Grund, warum sie hier war. Es war gegen das Gesetz, als Mensch mit Flügeln aufzuwachsen.
Nachdem sich ihr Herzschlag allmählich beruhigt hatte, warf ETA einen Blick auf ihre Umgebung. Das Zimmer wirkte aufgrund seiner länglichen Form nicht besonders groß. Es besaß ausschließlich schmucklose Möbelstücke, darunter Regale, ein Bett, eine Sanitärzelle und ein Tisch. In einem offenen Schrank befanden sich Reinigungs- und Sportutensilien. Nur ein einziges vergittertes Fenster war hier zu finden. Daneben stand ein Monitor in einer speziellen Bauweise, die ETA bisher nur in der Bibliothek in ihrer Heimat zu Gesicht bekommen hatte.
Die mächtigen Flügel an ihrem Rücken schmerzten. Sie wollte sie ausbreiten, doch der winzige Raum ließ es nicht zu. Wenigstens schaffte sie es, ihre Flügel einzeln auszustrecken. Komfort sah anders aus, den hatte sie aber auch nicht erwartet. Mit hängenden Schultern ging sie zum Bildschirm. Was hatte der hier verloren? Sie musterte die matte Anzeigefläche. Ein unheilvolles Logo prangte darauf:


* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *

· · · · · T I E R H E I F – G E F Ä N G N I S · · · · ·

· K O M M U N I K A T I O N S M O N I T O R ·

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *


[Zum Aktivieren beliebige Taste drücken]


Benutzerprofil von ETA wird erstellt …

Erfolgreich.


Hinweis:

Sie befinden sich im obersten Stockwerk des Tierheif-Gefängnisses. Dies ist eine spezielle Einzelzelle, die für dauerhaften Aufenthalt vorgesehen ist. Aus diesem Grund gehört ein Kommunikationsmonitor zur Ausstattung. Damit können Sie mit anderen Insassen Textnachrichten austauschen. Beachten Sie, dass jede gesendete Nachricht von unserem Personal überprüft wird.


[Zum Senden EINGABE drücken]


ETA hob die Augenbrauen. Womit hatte sie diesen Luxus verdient? Der Monitor war der wertvollste Gegenstand in diesem Raum: Er würde sie bei Verstand halten und für Abwechslung sorgen. Aber was sollte das alles? Wozu forschte man sie auf diese Weise aus? Es nutzte nichts, nach einer Antwort zu grübeln. ETA blieb ohnehin nichts anderes übrig, als jede Maßnahme zu nutzen, die ihr zur Verfügung stand. Sie atmete tief ein und schickte ihre erste Nachricht ab.

>ETA:
Hallo?
[01.05.2418,16:35]

>LIA:
Hallo, ETA!
[01.05.2418,16:36]

>DOR:
Willkommen!
[01.05.2418,16:36]

>JYM:
Hey.
[01.05.2418,16:38]

>LET:
Wie schön, dass wir neue Gesellschaft bekommen!
[01.05.2418,16:39]

>SOG:
Willkommen an diesem furchtbaren Ort, ETA! Versuche, das Beste daraus zu machen. Ich hoffe, du bist von deiner Festnahme nicht zu sehr mitgenommen.
[01.05.2418,16:39]

>ETA:
Danke. Um ehrlich zu sein, ging es mir nie schlechter.
[01.05.2418,16:42]

>LIA:
Denke immer positiv, ETA. Dann erscheint die Gefangenschaft nicht mehr so schlimm. Ich kann mir gut vorstellen, wie es dir gerade geht. Lass dich bloß nicht von schlechten Gefühlen überwältigen. Wir sind immer da, um dich aufzumuntern.
[01.05.2418,16:44]

>ETA:
Das ist sehr nett von dir, LIA!
[01.05.2418,16:45]

>LIA:
Kein Problem. Du kannst uns jederzeit Fragen stellen.
[01.05.2418,16:45]

>ETA:
Wie geht es euch gerade? Ich will wissen, wie es sich auf Dauer in so einer Zelle leben lässt.
[01.05.2418,16:48]

>SOG:
Du brauchst dich nicht um uns sorgen. Konzentriere dich möglichst auf dein eigenes Wohlbefinden. Mit diesen Monitoren können wir uns gegenseitig beistehen und unsere Gedanken austauschen.
[01.05.2418,16:49]

>DOR:
Das stimmt. Wenn wir zusammenhalten, bezwingen wir die Einsamkeit.
[01.05.2418,16:51]

>ETA:
Danke für eure Unterstützung! Alleine könnte ich es hier auf Dauer wohl kaum aushalten. Wenn ich aus meinem Fenster schaue, sehe ich einen Urwald. Das ist wirklich gemein. Wieso baut man ein Gefängnis direkt neben dem Dschungel? Da bekomme ich sofort Sehnsucht nach Freiheit.
[01.05.2418,16:55]

>LIA:
Diesen Urwald können wir alle sehen. Wir sind im selben Stockwerk!
[01.05.2418,16:57]

>JYM:
Ich sehe keinen Urwald. Nur eine graue Mauer.
[01.05.2418,16:58]

>SOG:
JYM und ich sind im Gebäudeabschnitt gegenüber von dir, ETA. Man sieht den Dschungel nur von deiner Seite, weil das Gebäude von oben gesehen eine U-Form hat. Und LIA hat recht, wir sind alle im obersten Stockwerk untergebracht.
[01.05.2418,17:00]

>ETA:
Heißt das, ihr könnt mich sehen? Wo genau seid ihr?
[01.05.2418,17:04]

>DOR:
Ich muss dich leider enttäuschen. Unsere Fenster sind nicht nur vergittert, sondern auch verspiegelt. Wenn das nicht so wäre, könnten wir uns zuwinken.
[01.05.2418,17:05]

>JYM:
Wir sehen rund um die Uhr kein einziges menschliches Gesicht. Es ist deprimierend.
[01.05.2418,17:07]

>ETA:
Kein einziges? Aber wie bekommen wir dann unser Essen?
[01.05.2418,17:08]

>SOG:
Jeden Tag gibt es drei Mahlzeiten, die durch die kleine Schleuse in der Zellentür zu dir gelangen.
[01.05.2418,17:10]

>ETA:
Das ist gut zu wissen. Und wir dürfen wirklich nie raus?
[01.05.2418,17:12]

>DOR:
Ich sage es nur ungern, aber das ist eben der Sinn einer Gefängniszelle. Davon darfst du dich aber nicht einschüchtern lassen. Am wichtigsten ist, einen klaren Kopf zu behalten.
[01.05.2418,17:15]

>ETA:
Ich werde mein Bestes versuchen. Aber wie soll ich hier auf Dauer leben? Ich will gar nicht hier sein, sondern zurück zu meinen Eltern. Sie konnten sich nicht einmal von mir verabschieden.
[01.05.2418,17:20]

>DOR:
Deine Eltern sind sehr stark. Sie haben dich trotz deiner Flügel aufgezogen. Dein Leben war ihnen mehr wert als das Risiko, entdeckt zu werden.
[01.05.2418,17:22]

>ETA:
Woher weißt du von meinen Flügeln?
[01.05.2418,17:24]

>DOR:
Wir sind alle wegen unserer Flügel hier.
[01.05.2418,17:24]

>SOG:
So ist es. Diese Einzelzellen sind nur für uns gedacht. Die genaue Anzahl der geflügelten Personen ist unbekannt, aber sobald eine von ihnen erwischt wird, landet sie hier. Die allgemeine Bevölkerung weiß nichts davon, aber das ist dir sicher schon lange bewusst.
[01.05.2418,17:25]

>ETA:
Ich verstehe.
[01.05.2418,17:28]

>LIA:
DOR, hast du wieder Lust, ein neues Wörtersuchrätsel zu erstellen?
[01.05.2418,18:15]

>DOR:
Gerne! Gib mir ein paar Minuten Zeit.
[01.05.2418,18:16]

>LIA:
Danke, ich bin schon gespannt!
[01.05.2418,18:16]

– – –


>JYM:
Ich habe wieder schlecht geschlafen. Keine Ahnung, wieso.
[02.05.2418,08:16]

>SOG:
Traum vom 2.5.18:
Ich betrat einen verborgenen Keller. Er führte in eine endlose Bibliothek mit gigantischen Regalen, die wie Hochhäuser an beiden Seiten aufragten. Ich breitete meine Flügel aus und flog an den senkrechten Wänden vorbei. Anstelle von Büchern lebte hier eine ganze Gesellschaft. Die reichsten Leute waren bei den Regalen A und B untergebracht. Hier gab es luxuriöse Wohnungen und Einkaufszentren. Bei den restlichen Regalen des Alphabets herrschte jedoch Armut. Ich wollte herausfinden, warum der Reichtum dieser Welt so ungleich verteilt war. Aus irgendeinem Grund wusste ich, dass die Antwort auf meine Frage im Regal L zu finden war. Leider bin ich aufgewacht, bevor ich es erreichen konnte.
[02.05.2418,08:24]

>LIA:
LIAs Tagebuch, 2. Mai 2418 (Tag 487)
Heute habe ich wieder vom Dschungel geträumt. Ich war auf einer Lichtung mit bunten Schmetterlingen. Das hat mich so glücklich gemacht, dass ich gar nicht mehr aufwachen wollte.
Gestern hatten wir einen Neuzugang, ETA. Sie hat sich hier scheinbar gut eingelebt und schon viele Fragen gestellt. Das Verhalten erinnert mich an meine Zwillingsschwester, die mir unendlich fehlt. Ich finde ETA sehr freundlich.
[02.05.2418,08:35]

>ETA:
Das ist aber nett von dir, LIA! Ich wusste gar nicht, dass du schon so lange hier bist. Es ist bewundernswert, dass du immer so gut gelaunt bist.
[02.05.2418,08:50]

>LIA:
Gute Laune muss nicht immer ehrlich sein. Wenn man so tut, als wäre man glücklich, dann übersteht man die Gefangenschaft viel einfacher. Im Gegensatz zu mir sind manche schon seit geraumer Zeit hier eingesperrt.
[02.05.2418,08:55]

>ETA:
Wirklich? Darf ich wissen, wie lange ihr schon hier seid?
[02.05.2418,08:57]

>JYM:
Schon viel zu lange.
[02.05.2418,08:59]

>LET:
Keine Ahnung. Hab schon nach einem Monat aufgehört zu zählen.
[02.05.2418,09:00]

>DOR:
Den genauen Tag weiß ich nicht mehr. Es war jedenfalls im Winter vor zwei Jahren, als ich verhaftet wurde.
[02.05.2418,09:03]

>SOG:
Ich lebe hier seit zwei Jahren, acht Monaten und drei Tagen. Bei JYM sind es auch zwei Jahre, LET ist seit fast einem Jahr hier.
[02.05.2418,09:04]

>ETA:
Das ist ja furchtbar! Wann kommen wir hier wieder raus?
[02.05.2418,09:15]

>SOG:
Das weiß leider keiner von uns.
[02.05.2418,09:18]

>ETA:
Aber es muss doch einen Weg nach draußen geben! Ist denn noch nie jemand entlassen worden?
[02.05.2418,09:19]

>SOG:
Womöglich nur einer: ODE. Aber so sicher ist das nicht.
[02.05.2418,09:19]

>SOG:
ODE war ungefähr zwei Jahre lang hier. Er war ein sehr aufgeweckter Mensch, der alles wissen wollte. Die komplette Abkapselung dieser Gefängniszellen vom Rest der Welt sah er sehr kritisch. Das und die anderen Methoden der Regierung hat er andauernd hinterfragt. Dann hat er völlig unerwartet einfach damit aufgehört, Nachrichten zu senden. Niemand weiß, was mit ihm passiert ist. Niemand außer den Gefängniswärtern, natürlich.
[02.05.2418,09:24]

>ETA:
Wie könnt ihr hier leben? Jahrelang? Da wird man doch verrückt!
[02.05.2418,09:35]

>JYM:
Ich bin mal durchgedreht. Aber das bringt dir nichts. Irgendwann raffst du dich wieder auf. Egal ob bis dahin Tage, Wochen oder Monate vergehen. Es ändert nichts daran, dass es keinen Ausweg gibt. Täglich gibt es nur diesen einen Raum in deinem Leben. Das ist jetzt die Welt, in der du zuhause bist. Es ist ein furchtbarer Gedanke. Aber damit musst du dich anfreunden. Oder auch nicht. Es ist egal, wie du darüber denkst, es hat ohnehin keine Bedeutung.
[02.05.2418,09:52]

>LIA:
Lassen wir lieber dieses traurige Thema. DOR, willst du noch eine Runde Tic Tac Toe mit mir spielen?
[02.05.2418,10:31]

>DOR:
Natürlich! Du darfst anfangen.
[02.05.2418,10:44]

>LIA:
X|·|·
· |·|·
· |·|·
[02.05.2418,10:45]

>DOR:
X|·|O
· |·|·
· |·|·
[02.05.2418,10:46]

>LIA:
X|·|O
· |·|·
· |·|X
[02.05.2418,10:48]

>DOR:
X| · |O
· |O|·
· | · |X
[02.05.2418,10:49]

>LIA:
X| · |O
· |O|·
X| · |X
[02.05.2418,10:50]

>DOR:
X | · |O
O|O|·
X | · |X
[02.05.2418,10:50]

>LIA:
X | · |O
O|O|·
X |X|X
Gewonnen!
[02.05.2418,10:51]

>DOR:
Gratuliere!
[02.05.2418,10:52]

>LET:
Habt ihr den Vogel gesehen, der gerade eben vorbeigeflogen ist?
[02.05.2418,11:03]

>LIA:
Ja, darüber wollte ich auch gerade schreiben! Das war wirklich ein schöner Moment. Mit Abstand der beste des Tages!
[02.05.2418,11:04]

>LIA:
Wisst ihr noch, wann ihr das erste Mal geflogen seid?
[02.05.2418,11:05]

>DOR:
Ja, es war ein traumhaftes Erlebnis. Ich bin von einem Hügel abgesprungen und habe mich vom Wind ein Stück tragen lassen.
[02.05.2418,11:07]

>SOG:
Ich war 16 Jahre alt, als ich zum ersten Mal geflogen bin. Das war am Rand einer abgelegenen Schlucht, weit weg von zuhause. Zugegeben ein sehr riskantes Manöver, aber ich wusste, dass ich es schaffen würde. Das Gefühl der Freiheit war unbeschreiblich. Ich hatte enorm viel Platz nur für mich und bin so lange geflogen, bis ich völlig erschöpft war. Erlebnisse wie dieses vermisse ich.
[02.05.2418,11:12]

>JYM:
Ich bin noch nie geflogen.
[02.05.2418,11:14]

>ETA:
Ich bin nicht viel geflogen, nur gelegentlich habe ich ein bisschen im Wald experimentiert. Mehr als von Bäumen runterzuspringen habe ich mich nie getraut. Es wäre vielleicht sicherer gewesen, wenn ich nicht direkt neben mehreren kleinen Städten gewohnt hätte.
[02.05.2418,11:17]

>SOG:
Ich bin in der Großstadt Manarola aufgewachsen. Schon davon gehört? Sie ist einer Computerplatine nachempfunden. Die gesamte Infrastruktur basiert auf einem durchdachten System. Und die Transportwege leuchten in der Nacht wie Laserstrahlen.
[02.05.2418,11:24]

>ETA:
Das klingt wundervoll!
[02.05.2418,11:26]

>DOR:
Technologie ist faszinierend. Früher habe ich mit großer Begeisterung vom internationalen Weltraumlift gelesen. Ich frage mich, ob ihn die Regierung immer noch unterstützt.
[02.05.2418,11:28]

>SOG:
Das ist schwer zu sagen, DOR. Wir wissen ja, wie launisch die Regierung sein kann. Entweder tun sie wochenlang gar nichts, oder sie verschleudern Unmengen an Geld für irgendwelche Maßnahmen. Nicht nur dieser Weltraumlift, sondern auch unsere Festnahmen gehören da leider dazu. Die Allgemeinheit darf scheinbar nicht erfahren, dass es uns gibt. Unsere bloße Existenz würde gewissen Religionen bereits ungeahnte Macht verschaffen. Und das soll um jeden Preis verhindert werden. Merkt ihr, wie lächerlich das klingt?
[02.05.2418,11:30]

>ETA:
Du bist mutig genug, diese Nachricht abzusenden?
[02.05.2418,11:31]

>SOG:
Das hat nichts mit Mut zu tun, es ist doch wahr. Und das wissen sowohl die Wärter als auch wir.
[02.05.2418,11:31]

>ETA:
Es ist mutig, die Wahrheit zu sagen.
[02.05.2418,11:32]

>SOG:
Na gut. Da muss ich dir Recht geben.
[02.05.2418,11:33]

– – –


>ETA:
Mittlerweile glaube ich, dass es nicht mehr als drei Essensvarianten gibt.
[05.05.2418,13:41]

>DOR:
Das stimmt leider. Aber ich kann mich noch ganz dunkel daran erinnern, dass es vor einem Jahr noch andere Mahlzeiten gegeben hat. Die haben aber eher nach dem Putzmittel im Schrank geschmeckt, du hast also nicht viel verpasst.
[05.05.2418,13:46]

>ETA:
Willst du mir etwa sagen, dass du die Putzmittel hier schon probiert hast? Das war hoffentlich keine freiwillige Entscheidung.
[05.05.2418,13:50]

>DOR:
Nein, es war ein Versehen. Als ich die Unterseite des Waschbeckens mal gereinigt habe, ist es mir ins Gesicht getropft. SOG kann das bestätigen, ihm wäre das auch schon einmal fast passiert.
[05.05.2418,13:54]

>ETA:
Liest du gerade mit, SOG? Heute bist du ungewöhnlich still.
[05.05.2418,14:01]

>LET:
Lass ihn doch still sein. Ich schreibe auch nur selten etwas. Besonders dann, wenn ihr schon wieder über diese blöden Putzmittel schreibt.
[05.05.2418,14:06]

>SOG:
Es gibt keinen Grund zur Sorge. Nein, ganz im Gegenteil.
[05.05.2418,14:09]

>SOG:
Ich denke oft an Jungvögel, die kurz davor sind, ihr Nest zu verlassen. Wer will schon der erste sein, der abspringt? Manchmal ist viel Mut erforderlich, um diesen Schritt zu setzen.
[05.05.2418,14:10]

>ETA:
Das verstehe ich jetzt nicht ganz.
[05.05.2418,14:12]

>SOG:
Vielleicht ist es auch besser so. Dann bleibt mir mehr Zeit.
[05.05.2418,14:12]

>ETA:
Mehr Zeit? Wofür brauchst du mehr Zeit?
[05.05.2418,14:15]

>ETA:
SOG?
[05.05.2418,14:30]

>DOR:
Mach dir lieber nicht zu viele Gedanken über SOG. Ich bin sicher, dass bei ihm alles in Ordnung ist.
[05.05.2418,14:51]

>ETA:
Ja, ganz bestimmt.
[05.05.2418,14:58]

>LIA:
Wie wäre es mit einem Rätsel?
[05.05.2418,15:16]

>DOR:
Leg los!
[05.05.2418,15:18]

>LIA:
Ok. Was ist rund, wird von uns umkreist und wurde noch nie von einem Lebewesen berührt?
[05.05.2418,15:19]

>ETA:
Die Sonne?
[05.05.2418,15:25]

>LIA:
Richtig! Super gelöst!
[05.05.2418,15:26]

>ETA:
Das war ein tolles Rätsel, LIA!
[05.05.2418,15:28]

>JYM:
Das kannte ich schon. Immer wieder tauchen fast die gleichen Nachrichten auf. Es fühlt sich so an, als wäre ich hier schon seit einer Ewigkeit.
[05.05.2418,15:30]

>LIA:
JYM, bitte verbreite hier nicht ständig solche negativen Gedanken.
[05.05.2418,15:31]

>DOR:
Es ist in Ordnung, so zu denken. So geht JYM eben mit seiner Gefangenschaft um.
[05.05.2418,15:32]

>LIA:
Und ich gehe damit anders um. Ich möchte hier zumindest ein bisschen zufrieden sein können!
[05.05.2418,15:33]

>JYM:
LIA, du musst meine Beiträge nicht lesen, wenn sie dir nicht gefallen. Versuche es einfach mal mit dem, was ich den ganzen Tag mache. Etwas Sport.
[05.05.2418,15:35]

>LIA:
Ich glaube nicht, dass das mein Ding ist.
[05.05.2418,15:36]

>SOG:
Freiheit!
[05.05.2418,15:37]

Als ein schriller Alarm in der Ferne ertönte, blickte ETA vom Monitor auf. Was hatte das zu bedeuten? Eifrig trat sie ans Fenster, völlig unvorbereitet auf den Anblick, der auf sie wartete: Eines der gegenüberliegenden Fenstergitter fehlte. Gerade noch rechtzeitig entdeckte sie eine Gestalt, die aus der entstandenen Öffnung kletterte. Das musste SOG sein, er hatte einen Weg nach draußen gefunden! Mit offenem Mund beobachtete sie, wie er sich abstieß und wie ein Stein nach unten stürzte. Im letzten Moment breitete er seine Flügel aus und schwang sich majestätisch in die Lüfte. Geschickt glitt er über das Außengelände der Anstalt. Die Sirenen wurden lauter und zahlreicher, konnten SOG aber nicht bremsen. Wenige Augenblicke später verschwand er bereits in den Tiefen des verwilderten Dschungels.
ETA stand wie versteinert da. SOG war längst nicht mehr zu sehen, doch sie konnte sich nicht vom Fenster wegbewegen. Zu traumhaft war der Anblick des Urwaldes. Jeden Tag hatte sie in diese Richtung gestarrt, doch jetzt … erkannte sie mehr. Sie sah das Potential, das hinter dieser grünen Barriere steckte. Den Weg zu einem sicheren Ort. Die Freiheit. ETA hielt es nicht mehr aus. Sie wollte weg, raus hier! Lange genug hatte sie sich mit dem Monitor von der grauenhaften Realität abgelenkt. Das war doch keine dauerhafte Lösung. Aber es war eine Lösung, und sie funktionierte. ETA wollte nicht mit ihrem Leid alleine sein.
Es kostete ihr Überwindung, sich vom Fenster loszureißen. Sie warf einen prüfenden Blick auf den Monitor, der jedoch keine neuen Nachrichten anzeigte. Wollten die anderen etwa, dass sich keine Neuigkeiten über den Ausbruch verbreiteten? Oder waren sie ebenso geschockt von der Situation wie sie?

– – –


>ETA:
Ohne SOG ist es hier ganz anders. Was glaubt ihr, ist mit ihm passiert? Vielleicht ist er immer noch auf der Flucht.
[17.08.2418,14:47]

>DOR:
Das haben wir doch schon ausführlich diskutiert. Denke lieber nicht mehr daran. Es sind schon einige Monate seit seinem Ausbruch vergangen.
[17.08.2418,14:49]

>ETA:
Das weiß ich doch. Aber ich will wirklich wissen, ob es ihm gut geht.
[17.08.2418,14:49]

>LIA:
Vielleicht ist SOG wieder glücklich mit seiner Familie vereint!
[17.08.2418,14:52]

>JYM:
Oder sie haben ihn mittlerweile geschnappt.
[17.08.2418,14:53]

>ETA:
Das glaube ich nicht. Dann wäre er ja wieder zurück in seiner Zelle und könnte mit uns kommunizieren.
[17.08.2418,14:54]

>JYM:
Da wäre ich mir nicht so sicher. Ich glaube, dass es andere Einzelzellen ohne Monitor gibt. Was glaubst du denn, wo ODE gelandet ist?
[17.08.2418,14:56]

>LIA:
JYM, behalte solche furchtbaren Vermutungen bitte für dich. Du machst mich ganz nervös!
[17.08.2418,14:57]

>JYM:
Hast du etwa Angst vor der Wahrheit, LIA?
[17.08.2418,15:00]

>DOR:
JYM, bitte beruhige dich und lass LIA in Ruhe. Es gibt keinen Grund, ihr mit leeren Behauptungen Angst einzujagen.
[17.08.2418,15:01]

>JYM:
Na gut, dann sage ich eben nichts mehr.
[17.08.2418,15:05]

>LET:
Bitte fangt nicht schon wieder an zu streiten!
[17.08.2418,15:07]

>ETA:
LET hat recht. Wir müssen zusammenhalten!
[17.08.2418,15:08]

>DOR:
Das sehe ich genauso. LIA, willst du zur Ablenkung ein wenig Tic Tac Toe spielen?
[17.08.2418,15:10]

>LIA:
Unbedingt.
·|·|·
·|·|X
·|·|·
[02.05.2418,15:12]

>SOG:
Ich grüße euch! LeideR habe ich nicht viel Zeit, euch diese BOtschaft zu überbringen. IcH bin deRzeit in eineR abgelegenen Stadt nEben dem Dschungel, wo ich dank eIner Sicherheitslücke in einem Überwachungscomputer diese Nachricht an euch schicken kaNn. Zum Glück hat nIemand etwas bemerkt, ihr braucht euch keine SorGen machen. Ich bin gesund und wohlauf! Jetzt muss ich abEr wieder zurück in den Urwald, wo ich ein Baumhaus als mein neues Zuhause erRichtet habe. Tschüss!
[17.08.2418,15:13]

Die Nachricht tanzte buchstäblich vor ETAs Augen. SOG hatte sich tatsächlich gemeldet. Und er hatte die vergangenen Monate im Dschungel unbeschadet überstanden! Es fühlte sich so an, als würde eine Last von ihren Schultern verschwinden. Zunächst war sie über die Anzahl der Tippfehler erstaunt, die er hinterlassen hatte. Bestimmt hatte er noch viel schneller als gewöhnlich geschrieben. Dann betrachtete sie die Buchstaben genauer. Einige davon waren großgeschrieben, obwohl sie das nicht sein sollten. Handelte es sich etwa um eine Geheimbotschaft? Aneinandergereiht ergaben die Großbuchstaben ein Wort: Rohrreiniger.
Das war die Lösung! SOG war mithilfe des Rohrreinigers entkommen. Doch wie genau hatte er das angestellt? ETA eilte zum Schrank mit den Putzmitteln und durchstöberte ihn. Schon wurde sie fündig und hielt einen Behälter in den Händen. Sie hatte ihn zwar noch nie verwendet, aber er war ihr oft ins Auge gefallen. In diesem Raum gab es eben auf Dauer nicht viele Orte, die man sich anschauen konnte. Auf dem Etikett stand, dass dieser Rohrreiniger auch besonders hartnäckige Objekte auflösen könne. ETA dachte an die Stellen des Fenstergitters, die an der Fassade montiert waren.
Flüchtig warf sie einen Blick auf den Monitor, um zu sehen, ob jemand SOG geantwortet hatte. Doch seine Nachricht war verschwunden. Nein, das durfte nicht wahr sein! Die Wärter mussten sie gelöscht haben. Ob sie den geheimen Hinweis darin entdeckt haben?
Bestimmt schöpften sie Verdacht. ETA spürte, wie sie zu zittern begann. Ihr blieb bestimmt nicht mehr viel Zeit. Was wäre, wenn sie die Kommunikationsmonitore abschalten? Das durfte nicht passieren! ETA machte einen tiefen Atemzug. Sie würde einen Weg nach draußen finden. Und zwar jenen, den SOG bereits entdeckt hatte. Das Fenstergitter besaß vermutlich Schwachstellen, die mithilfe des Rohrreinigers durchtrennt werden könnten.
Endlich bestand wieder Hoffnung. Und zwar nicht nur für ETA, sondern für alle Insassen. Im Idealfall würde sie SOG finden und mit ihm die anderen befreien. Und im schlimmsten Fall … daran sollte sie lieber nicht denken. ETA umklammerte das Reinigungsmittel, als würde ihr Leben daran hängen. Sie würde ihren Fluchtplan heute noch umzusetzen. Freiheit war in Sicht.

 

Hallihallo,

das ist erst meine zweite Kritik hier, daher hab bitte Nachsicht, falls ich noch nicht den Ton des Forums treffen. Natürlich ist alles was ich schreibe meine ganz persönliche Meinung :)

Mein Fazit:

Insgesamt mag ich die hier angelegte Geschichte. Der Text ist unterhaltsam. Du baust interessante Ideen ein. Es fehlt jedoch noch an Spannung und Details. Zum Teil finden sich kleinere Widersprüche.

Zur Einleitung:

Ich persönlich hätte mir hier eine gewaltvollere Sprache gewünscht. ETA wird vom Menschen zum bloßen Objekt gemacht, was das bedeutet, kann ruhig mit aller Härte dargestellt werden. Da kommen fremde Menschen in Uniform und mit Waffen in ihre Wohnung, brüllen Befehle, drücken Menschen auf den Boden, verdrehen Arme, knien auf ihnen, fesseln und bedrohen. Sachen gehen zu Bruch. Widerstand wird nicht nur nicht geduldet, er wird einfach von vornherein unmöglich gemacht (hier könnten Videos von Polizeiaktionen während Demonstrationen o.ä. das richtige Feeling geben). Und das alles geschieht ohne irgendeine Vorwarnung. Die Beamten wissen ja, dass die Eltern wahrscheinlich zum Äußersten bereit sind, wenn ihre Kinder „verschwinden“ sollen.

Bis ETAs Geheimnis, ihre Flügel, offenbart werden, hätten auch noch ein, zwei weitere Sätze folgen können. Die Frage nach dem Warum ist spannend und diese Spannung kann man ruhig ein bisschen strecken. Vielleicht sieht sich ETA erst in der Zelle um, testet, ob sie sich ausstrecken kann und stellt dann fest, ihre Flügel passen hier nicht rein. Die Flügel, die sie hierhergebracht haben.

Zum Text allgemein:

Ich kann mir eine ansprechende optische Umsetzung der Chat-Kommunikation in einem Buch gut vorstellen. Die auf Textnachrichten beschränkte Kommunikation hat mir im Grundsatz gut gefallen; sie hat bei mir die Befürchtung geweckt, dass vielleicht gar keine anderen lebendigen Kommunikationspartner existieren oder zumindest einer der Gesprächsteilnehmer zum Gefängnispersonal gehört. Diese Angst vor Überwachung und Verfolgung scheint ja auch in dem Staat, den du beschreibst, angelegt zu sein.

Weder diese Befürchtung noch die sehr beklemmende Gefängnissituation, in der körperliches Sich-Strecken und menschlicher Kontakt nicht möglich sind, kommen aber so richtig bei mir an. Das liegt meines Erachtens an den fehlenden Beschreibungen, was ETA denkt und fühlt, wenn sie gerade nicht chattet.

Dabei ist gerade dieser Punkt in einer weitgehend isolierten und überwachten Zelle besonders bedeutend. Wenn ich mir vorstelle, dass ich über drei Monate in einem Raum gefangen bin, in dem ich (mangels eigenen Flügeln) Arme und Beine nicht vollständig ausstrecken kann, spüre ich schon das unangenehme Kribbeln in meinen Gliedern und den Anflug von Wahnsinn. Dazu kommt die offenbar lebenslange Verfolgung, das Verschwinden aufmüpfiger Insassen und überhaupt die ganze Ungewissheit (die Fantasie malt immer das Schlimmste aus; Was passiert mit mir hier? Was passiert mit meiner Familie Zuhause? Folter, Experimente, Tod?). Hier würde ich mir wünschen, dass mich die Geschichte mehr in diese Gefühle hineinzieht.

Insgesamt bekomme ich zu ETA als Figur keinen Zugang. Ich kann ihre Einstellung nicht ganz nachvollziehen. Ich befürchte zum Beispiel, dass die Chat-Kommunikation in so einer Situation sehr stockend anlaufen würde und sehr viel ungesagt bliebe. Wenn mich jemand nach lebenslanger Verfolgung aus meinem Zuhause zerrt und in ein Geheimgefängnis bringt, würde mich die Lockerheit in einem dort verfügbaren Chat wohl eher erst einmal abschrecken. Hier sollte man sich auch fragen: Konnte ETA denn vorher anderen Menschen trauen? Oder musste sie Verrat durch ihre Nachbarn fürchten? Gerade im Zusammenspiel aus Chat-Nachricht und Gedanken ließen sich bestimmt ganz spannende Situationen erschaffen; vielleicht testet ETA die anderen, vielleicht kommunizieren die Insassen zwischen den Zeilen. So ließe sich etwa der Code, der später zum Ausbruch genutzt wird, bereits früher einbauen.

Zum Gefängnis:

Beim Lesen hat sich mir keine vollständige Vorstellung vom Gefängnis gebildet. Am Anfang können die Insassen sich nicht sehen, sondern nur den Dschungel. Am Ende sieht ETA, dass „eines der gegenüberliegenden Fenstergitter fehlte“. Wenn das so ist, sollten sie sich durch die Gitter aber auch sehen können. In diesem Fall müsste der Dschungel dann auch in der Mitte des Gefängnisses liegen?

Weshalb ist das interne Gefängnis-Kommunikationssystem nicht von äußeren Systemen getrennt? Das wäre eigentlich total naheliegend.
Die in der Zelle verfügbaren Putzmittel solltest du stärker in die Handlung mit einbauen und erklären. Normalerweise würde man Säuren und ähnliche gefährliche Gegenstände aus Zellen heraushalten. Da die Essensausgabe automatisiert erscheint, wäre auch automatisiertes Putzen denkbar.
Diese Punkte könnte man möglicherweise mit Schludrigkeit oder Eile bei der Herrichtung des Gefängnisses erklären. Dann sollte das aber auch durch Beschreibungen deutlich werden.

Zum Hintergrund:

Noch eine Frage, die nicht unbedingt zu diesem Textausschnitt gehört, aber für die Fortführung wichtig sein könnte. Wie steht der Staat zu den Flügelmenschen? Warum tötet er sie nicht einfach? Oder tut er das doch? Schließlich ist ETA mit Flügeln aufgewachsen (sie ist schätzungsweise wohl mindestens 16 Jahre alt), im Gefängnis sind die Insassen aber erst seit maximal drei Jahren hier. Hier bleibt mir die staatliche Einstellung unklar. Warum lässt der Staat den Menschen nicht genug Platz um ihre Flügel auszubreiten und lässt sie sich nicht persönlich treffen, gibt ihnen aber die Möglichkeit, Sport zu machen und zu kommunizieren?

Das soll es von mir erst einmal gewesen sein. Ich hoffe, meine Kritik hilft dir!

Liebe Grüße
M.

 

Hallo @Moog,

willkommen im Forum und danke für die aufschlussreiche Kritik! Wie du diese gestaltest, kannst du ohne Bedenken selbst entscheiden. Ich finde, du kommentierst sehr gut.

Nun zu deinen Anmerkungen:

Ich persönlich hätte mir hier eine gewaltvollere Sprache gewünscht.
Das kann ich gut nachvollziehen. Die meisten werden von einer Geschichte mit einem Gefängnis einen gewaltvolleren Ton erwarten, das hätte ich mir eigentlich schon früher denken können. Als ich die Idee für den Text hatte, war mein Hintergedanke aber ein ganz anderer. Mein Ziel war, eine Art übertriebene Metapher für den Wechsel von der Kindheit ins Erwachsenenleben darzustellen, der teilweise sehr plötzlich geschehen kann. Das ist womöglich völlig untergegangen.
Da kommen fremde Menschen in Uniform und mit Waffen in ihre Wohnung, brüllen Befehle, drücken Menschen auf den Boden, verdrehen Arme, knien auf ihnen, fesseln und bedrohen. Sachen gehen zu Bruch. Widerstand wird nicht nur nicht geduldet, er wird einfach von vornherein unmöglich gemacht (hier könnten Videos von Polizeiaktionen während Demonstrationen o.ä. das richtige Feeling geben). Und das alles geschieht ohne irgendeine Vorwarnung. Die Beamten wissen ja, dass die Eltern wahrscheinlich zum Äußersten bereit sind, wenn ihre Kinder „verschwinden“ sollen.
Natürlich kann ich noch näher auf diese Punkte eingehen, um es glaubhafter zu gestalten. Ich will es aber keinesfalls übertreiben, um die Aussage der Geschichte nicht zu verlieren: Auch wenn eine Situation aussichtslos erscheint, gibt es immer Positives. Aktuell steckt im Text wohl noch zu viel Positives, da sollte ich für ein Gleichgewicht sorgen.
Bis ETAs Geheimnis, ihre Flügel, offenbart werden, hätten auch noch ein, zwei weitere Sätze folgen können. Die Frage nach dem Warum ist spannend und diese Spannung kann man ruhig ein bisschen strecken. Vielleicht sieht sich ETA erst in der Zelle um, testet, ob sie sich ausstrecken kann und stellt dann fest, ihre Flügel passen hier nicht rein. Die Flügel, die sie hierhergebracht haben.
Gute Idee, da werde ich mir was einfallen lassen. Der Anfang ist wichtig und kann gerne ein wenig länger werden.
Ich kann mir eine ansprechende optische Umsetzung der Chat-Kommunikation in einem Buch gut vorstellen.
Das hätte ich hier auch vorgehabt. Die Chat-Nachrichten wollte ich in der Schriftart Courier New schreiben, aber das geht in diesem Forum leider nicht mehr.
Weder diese Befürchtung noch die sehr beklemmende Gefängnissituation, in der körperliches Sich-Strecken und menschlicher Kontakt nicht möglich sind, kommen aber so richtig bei mir an. Das liegt meines Erachtens an den fehlenden Beschreibungen, was ETA denkt und fühlt, wenn sie gerade nicht chattet.
Ich befürchte, dass ich mir da selbst noch im Weg stehe. Sobald ich mehr Nähe aufbaue, wird die Geschichte düsterer. Mir fehlt noch der Mut, das konsequent umzusetzen.
Dazu kommt die offenbar lebenslange Verfolgung, das Verschwinden aufmüpfiger Insassen und überhaupt die ganze Ungewissheit (die Fantasie malt immer das Schlimmste aus; Was passiert mit mir hier? Was passiert mit meiner Familie Zuhause? Folter, Experimente, Tod?). Hier würde ich mir wünschen, dass mich die Geschichte mehr in diese Gefühle hineinzieht.
Puh, worauf habe ich mich da nur eingelassen? Es ist wohl meine Aufgabe, mich mit diesen betrüblichen Umständen auseinanderzusetzen. Die Frage ist nur, wie schreibe ich das, ohne die Hoffnung dabei zu verlieren? Ein Gefängnisausbruch alleine reicht ja bei weitem noch nicht, um alles besser zu machen.
Insgesamt bekomme ich zu ETA als Figur keinen Zugang. Ich kann ihre Einstellung nicht ganz nachvollziehen. Ich befürchte zum Beispiel, dass die Chat-Kommunikation in so einer Situation sehr stockend anlaufen würde und sehr viel ungesagt bliebe.
Charakteren Leben einzuhauchen, ist eine meiner Schwächen. Die langen Chat-Abschnitte erschweren mir diese Aufgabe zusätzlich, wie du erkannt hast. Das ist einer der hartnäckigsten Mängel der Geschichte, hier muss ich mir noch was überlegen.
Konnte ETA denn vorher anderen Menschen trauen?
ETA handelt aktuell anscheinend noch zu naiv, was im Anbetracht der Situation wohl nicht sehr glaubhaft ist. Ich würde die Frage beantworten mit: Ja, sie konnte anderen Menschen immer schon trauen und es gab nie einen ernsthaften Konflikt deswegen. Ob das in ihrer Lage als geflügelter Mensch so einfach möglich ist, sollte man stark anzweifeln.
vielleicht testet ETA die anderen, vielleicht kommunizieren die Insassen zwischen den Zeilen. So ließe sich etwa der Code, der später zum Ausbruch genutzt wird, bereits früher einbauen.
Eine geniale Idee. So genial, dass ich sie nicht einfach stehlen will ... darüber denke ich noch nach.
Beim Lesen hat sich mir keine vollständige Vorstellung vom Gefängnis gebildet. Am Anfang können die Insassen sich nicht sehen, sondern nur den Dschungel. Am Ende sieht ETA, dass „eines der gegenüberliegenden Fenstergitter fehlte“. Wenn das so ist, sollten sie sich durch die Gitter aber auch sehen können. In diesem Fall müsste der Dschungel dann auch in der Mitte des Gefängnisses liegen?
Das Gefängnis bildet einen Hof in einer ungleichmäßigen U-Form. ETA sieht also nicht nur die gegenüberliegende Wand, sondern auch einen Teil des Dschungels. Das könnte ich eventuell noch besser beschreiben, damit man es sich leichter vorstellen kann.
Die Insassen würden sich außerdem gegenseitig sehen, wenn die Fenster nicht verspiegelt wären.
Weshalb ist das interne Gefängnis-Kommunikationssystem nicht von äußeren Systemen getrennt?
Das ist es normalerweise auch. SOG hat es aber irgendwie geschafft, sich "reinzuhacken" ... oder so. Diese Stelle funktioniert noch nicht ganz, und mir ist in den letzten zwei Jahren noch keine elegantere Lösung eingefallen.
Die in der Zelle verfügbaren Putzmittel solltest du stärker in die Handlung mit einbauen und erklären. Normalerweise würde man Säuren und ähnliche gefährliche Gegenstände aus Zellen heraushalten.
Ja, das würde man, und zwar um einen Ausbruch zu vermeiden. Aber wie schafft es SOG sonst, auszubrechen? Aktuell erkläre ich die Putzmittel nicht so genau, in der Hoffnung, diese Schwachstelle der Geschichte somit möglichst wenig hervorzuheben.
Diese Punkte könnte man möglicherweise mit Schludrigkeit oder Eile bei der Herrichtung des Gefängnisses erklären. Dann sollte das aber auch durch Beschreibungen deutlich werden.
Das sind Vorschläge, die durchaus Potential haben. Danke dafür!
Wie steht der Staat zu den Flügelmenschen? Warum tötet er sie nicht einfach? Oder tut er das doch? Schließlich ist ETA mit Flügeln aufgewachsen (sie ist schätzungsweise wohl mindestens 16 Jahre alt), im Gefängnis sind die Insassen aber erst seit maximal drei Jahren hier. Hier bleibt mir die staatliche Einstellung unklar. Warum lässt der Staat den Menschen nicht genug Platz um ihre Flügel auszubreiten und lässt sie sich nicht persönlich treffen, gibt ihnen aber die Möglichkeit, Sport zu machen und zu kommunizieren?
Das sind berechtigte Fragen, deren vollständige Beantwortung den Umfang einer Kurzgeschichte sprengen würde. Vielleicht wird eines Tages mehr daraus, zum Beispiel ein Roman.

Viele Grüße
Michael

 

Vielen Dank für deine Rückantwort! Ich bin jedenfalls auf die Veränderung des Textes und auch einen daraus erwachsenden Roman sehr gespannt!

Gewalt und Trübsinn sind auch nicht mein Ding. Ich verstehe, dass das nicht Thema deiner Geschichte sein soll. In diesem Fall kannst du beide Themen in den milchglasmäßigen Rand deiner Geschichte verschieben. Du musst nur eine Möglichkeit finden, dass sich das natürlich anfühlt.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Geschichte zu einem Zeitpunkt beginnt, in dem ETA sich in gewissem Sinne an die Situation gewöhnt hat. Nach ein paar Wochen scheint die Verhaftung vielleicht recht irreal und bisher ist nichts Schlimmes passiert. In dieser Ausgangslage könnte man mit sanfteren Gefühlen beginnen und ETA würde sich vielleicht mehr mit Alltäglichkeiten beschäftigen; einer Kakerlakenfamilie in der Zelle, dem Putzen der Zelle, dem Chat und seinen Feinheiten, den Spiegelungen der anderen Fenster, die vielleicht das Sonnenlicht in gewissen Routen durch ihre Zelle ziehen lassen.
Ein ganz anderer Ansatz wäre es, den Erzählstil zu verändern und etwa distanziert über ETA zu berichten.

So oder so braucht man aber mehr Beschreibungen abseits des Chats. Ich würde dir raten, mehrere eigenständige Absätze zu ETAs Zellenalltag und ihren Gedanken und Gefühlen zu schreiben. Was macht ETA den ganzen Tag, was sieht sie, was bekommt sie genau zu essen, mag sie das und warum, kann sie mit den Flügeln in der Zelle richtig auf Toilette gehen, hört sie Wächter, kennt sie den Dschungel, was weiß sie über Gefängnisse und das Land? Versuch auch, den Anfang der Geschichte mal in unterschiedlichen Erzählarten zu formulieren. So bekommst du Textblöcke, die du dann hin und her schieben und als Gerüst nutzen kannst. Und plötzlich offenbart sich der Charakter deiner Figuren. So geht es mir jedenfalls. Ich finde das auch überhaupt nicht einfach.

Das Gefängnis bildet einen Hof in einer ungleichmäßigen U-Form. ETA sieht also nicht nur die gegenüberliegende Wand, sondern auch einen Teil des Dschungels. Das könnte ich eventuell noch besser beschreiben, damit man es sich leichter vorstellen kann.
Die Insassen würden sich außerdem gegenseitig sehen, wenn die Fenster nicht verspiegelt wären.
Perfekt! Jetzt habe ich das verstanden! Vielleicht könntest du das Gefängnis im Text noch stärker erklären. Dass vor den Gittern spiegelnde Fenster sind, ist mir zum Beispiel nicht so klar geworden, da das bei der ersten Beschreibung von ETAs Zelle fehlt.

Ja, das würde man, und zwar um einen Ausbruch zu vermeiden. Aber wie schafft es SOG sonst, auszubrechen? Aktuell erkläre ich die Putzmittel nicht so genau, in der Hoffnung, diese Schwachstelle der Geschichte somit möglichst wenig hervorzuheben.
Die Ausbruchsidee mit dem Putzmittel finde ich gut. Ich würde das Putzzeug trotzdem schon eher einbinden, damit man mitbekommt, dass das nicht nur so rumsteht, sondern eben auch regelmäßig benutzt wird. Sonst wirkt das für den Ausbruch konstruiert.

Das ist es normalerweise auch. SOG hat es aber irgendwie geschafft, sich "reinzuhacken" ... oder so. Diese Stelle funktioniert noch nicht ganz, und mir ist in den letzten zwei Jahren noch keine elegantere Lösung eingefallen.
Das von-außen-einhacken würde ich persönlich lieber anders lösen (das ist zu einfach). Spannend ist es immer, wenn ein Hinweis auf die Lösung (Ausbruchsmöglichkeit) bereits recht früh zu lesen ist, sich dann die Bedeutung aber erst am Ende ergibt. Könnten die Chatverläufe abrufbar sein und ETA schaut da noch einmal rein? Kriminelle in der echten Welt haben auch eine Zeitlang gern Chat-Möglichkeiten in Games genutzt, weil die nicht abgehört wurden. Haben die Zellen-Computer vielleicht Kartenspiele mit einer Chat-Funktion? Oder findet ETA einfach selbst heraus, wie sie ausbrechen kann? Sie hat ja Federn; kann sie die vielleicht nutzen, um ein Schloss zu knacken?


Ideen kann man in meinen Augen nicht klauen. Es ist deine Geschichte, die du in der Entstehungszeit immer mal wieder jemandem erzählen wirst und dabei hörst du dann auch immer mal wieder Vorschläge und Ideen, mal sinnvoller und mal sinnloser. Ich persönlich würde diese Ideen an deiner Stelle notieren und nach geraumer Zeit wieder darüber nachdenken, ob du sie gut findest oder nicht. Lass dich jedenfalls nicht dadurch begrenzen, was vermeintlich die Idee von jemand anderem ist. Es kommt hier allein auf deine Umsetzung an.

Ich hoffe, ich habe nicht zu viel geschrieben.

Hab einen schönen Abend! :)

M.

 

@Moog, danke für dein Interesse an meiner Geschichte!
Ich habe mittlerweile schon ein wenig daran herumgefeilt, aber es ist bestimmt am besten, nicht gleich alles auf einmal zu ändern. Du hast mich auf viele Ideen gebracht, über die ich noch in Ruhe nachdenken muss. Ich bedanke mich außerdem für den Einblick in deine Vorgehensweise beim Schreiben.

Die Ausbruchsidee mit dem Putzmittel finde ich gut. Ich würde das Putzzeug trotzdem schon eher einbinden, damit man mitbekommt, dass das nicht nur so rumsteht, sondern eben auch regelmäßig benutzt wird. Sonst wirkt das für den Ausbruch konstruiert.
Irgendwo finde ich bestimmt einen Platz, das einzubauen.
Ich persönlich würde diese Ideen an deiner Stelle notieren und nach geraumer Zeit wieder darüber nachdenken, ob du sie gut findest oder nicht.
Keine Sorge, jeder Beitrag hier wird von mir gut aufgehoben.
Ich hoffe, ich habe nicht zu viel geschrieben.
Warum, das ist doch nicht schlecht? Hier brauchst du dich gar nicht einschränken. Jede Hilfe ist willkommen.

Ich wünsche ebenfalls einen schönen Abend!

Viele Grüße
Michael

 

Hallo @Rob F,

es freut mich, dass dir meine Geschichte gefällt. Du hast mich auf einen Punkt hingewiesen, der auch für viele meine anderen Texte zutrifft:

es wirkt nur an einigen Stellen recht ausführlich und für den Leser erklärend geschrieben
Es ist eine meiner Angewohnheiten, so zu schreiben. Das finde ich nicht unbedingt schlecht, mir persönlich ist es lieber, im Gegenzug Missverständnisse zu vermeiden. Manchmal ist es aber schon sehr erklärend, das kann ich einsehen.
Es scheinen doch alle sehr ruhig und sachlich.
Kommen wirklich alle Charaktere so rüber? Bei DOR und SOG ist das Absicht. Ich finde es praktisch, wenn ich Personen mit einer sachlichen Persönlichkeit einbauen kann, die dann Details über die Welt erklären. Die Qualität der Geschichte darf aber nicht darunter leiden.
Und zum Ende wirkt es eher wie in einem Rätsel-Adventure:
"Benutze Reinigungsmittel mit Fenstergittern" :)
Auch dass es dem Geflohenen gelingt, irgendwie eine Nachricht aus dem Dschungel an die Gefängnisinsassen zu senden und ihnen den Tipp mit dem Reinigungsmittel gibt.
Es wurde schon angemerkt, dass das Ende noch Schwächen hat. Derzeit überlege ich, wie ich es anders lösen könnte. Eine meiner Ideen ist zum Beispiel, dass ETA die Geheimbotschaft in ihrem Essen geliefert bekommt. Ich weiß aber noch nicht, ob ich das hinbekomme.
Es ist ja immer mal wieder die Frage, ob man ein besitzanzeigendes Pronomen (Possessivpronomen) verwendet oder nicht. Hier würde ich es lassen, also "die" statt "ihre" schreiben, da durch den Satzbeginn ja klar wird, wessen Nachricht es ist.
Mein Gedanke dahinter war, dass ETA nicht irgendeine Nachricht abschickt, sondern eine, die von ihr persönlich stammt. Es ist ihr erstes Zeichen, mit dem sie sich bei den anderen Insassen bemerkbar macht. Ich würde den Satz also so stehen lassen.

Viele Grüße
Michael

 

Mit einem ohrenbetäubenden Knall schloss sich die Stahltür hinter ETA. Sie fuhr zusammen und vergrub das Gesicht in den Händen. Alles war so schnell gegangen, eben war sie noch zuhause bei ihren Eltern. Dann waren die Beamten in Uniform eingetroffen. Sie hatten sie geschnappt und von ihrer Familie weggezerrt. ETA konnte sich nur mehr an die Tischkante erinnern, an der sie sich vergeblich festhalten wollte. Die Entführung war zu chaotisch, um Details davon verarbeiten zu können. Es gab nun kein Entrinnen mehr. Ihr Geheimnis war aufgeflogen.
Hallo das ist ein interessantes Szenario,
geflügelte Menschen, die von der Regierung eingesperrt werden. Auch die Idee mit dem Chat gefällt mir gut.

Allerdings wirkt die Geschichte zwischendurch manchmal ein wenig platt. Es fehlen mir die emotionalen Momente und eine emotionale Entwicklung der Protagonisten.

Lange war sie den Fahndungen der Regierung entronnen, sie hatte sogar ein friedliches Leben führen können. Doch jetzt war es zu spät. Sie könnten ihr hier alles Denkbare antun. Eines war aber ganz sicher: der Grund, warum sie hier war. Es war gegen das Gesetz, als Mensch mit Flügeln aufzuwachsen.
OK, jetzt wissen wir, warum sie hier ist. Mir fehlen da aber die Details oder Emotionen, die mich mit der Protagonistin verbinden würden. Das nimmt mich noch nicht mit.

· · · · · T I E R H E I F – G E F Ä N G N I S · · · · · · K O M M U N I K A T I O N S M O N I T O R ·
Gute Idee. Ich bin allerdings über den Titel gestolpert. Was ist "Tierheif"?

Sie atmete tief ein und schickte ihre erste Nachricht ab.
Ich finde das Possesiv-Pronomen hier gut.

>LIA:
Denke immer positiv, ETA. Dann erscheint die Gefangenschaft nicht mehr so schlimm. Nutze die Zeit, um an Schönes zu denken. Wir sind immer da, um dich aufzumuntern.
[01.05.2418,16:44]
Das ist irgendwie zu platt. "Nutze die Zeit, um an Schönes zu denken". Dafür, dass sie vermutlich lebenslänglich in dieser Zelle sitzt, wirkt das belanglos.

>ETA:
Ich werde mein Bestes versuchen. Aber wie soll ich hier auf Dauer leben? Ich vermisse jetzt schon meine Eltern!
[01.05.2418,17:20]
Auch das nimmt mich nicht mit. Wo ist die Verzweiflung, die Wucht?

>LIA:
Danke, ich bin schon gespannt! Der heutige Abend wird bestimmt gemütlich.
[01.05.2418,18:16]
gemütlich? Die Idee, dass die Gefangenen sich irgendwie die Zeit vertreiben, ist gut. Aber gemütlich passt hier irgendwie nicht.

>LIA:
Ach, das ist nur ein gewisser Trick. Wenn man so tut, als wäre man glücklich, dann übersteht man die Gefangenschaft viel einfacher. Im Gegensatz zu mir sind manche schon seit geraumer Zeit hier eingesperrt.
[02.05.2418,08:55]
Auch das ist so ein platter Kalenderspruch. "ein gewisser Trick". Ich glaube, da wäre mehr drin.

So, das waren ein paar meiner Gedanken.

Trotzdem gerne gelesen und kommentiert.
Viele Grüße,
Gerald

 

Hallo @C. Gerald Gerdsen,

danke für die Auflistung der ausbaufähigen Stellen. Ich werde sie mir der Reihe nach vorknöpfen und überlegen, ob ich bessere Formulierungen finde.

Was ist "Tierheif"?
Tierheif, der Name des Gefängnisses, ist kein echtes Wort. Es ist ein Anagramm von Freiheit und damit eine versteckte, ironische Bemerkung zur Situation.

Es freut mich, dass dir mein Text gefallen hat und du ihn unter die Lupe genommen hast!

Viele Grüße
Michael

 

Kein Scherz, habe vor Kurzem eine neuere Auflage von Habermas’ „Theorie kommunikativen Handelns“ nach Jahr und Tag mal vorgenommen und zu Ende gelesen, um endlich unter dem bisherigen Versuch einer Rezension weiterzukommen.

Aber zu Deinem Text,

lieber Michael

so weit ich als unbedarfter SF-Leser ihn verstehe,
denn „ETA“
als Kürzel hab ich noch für die baskische „Euskadi Ta Askatasuna“ in Erinnerung – das aber wäre nun „historisch“ und deren Einsitzenden wissen idR, warum sie „einsitzen“. Hier aber im​


Tierheif-Gefängnis​
werden – wenn ich es richtig verstehe – „Einsitzende“ zu buchstäblichen „Einzellern“ mit eingeschränkter, weil kontrollierter Kommunikation, vor der schon vor Jahr und Tag Jason Lanier zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels gewarnt hat.

Dies ist eine spezielle Einzelzelle, die für dauerhaften Aufenthalt vorgesehen ist.
und somit das “einsitzende“ Individuum degradiert und die Wiedergeburt der guten alten „Monade“ Leibniz’ (als das Einfache, Unteilbare) oder ein „behaustes“ Leben in Einzelzelle, quasi weniger als einzelner denn als ein Einzeller mit der INFOrmatik (wo die Monade ja – wie ich gerade verwundert feststelle – begrifflich erfasst wird) verknüpft. Schöne, neue Welt, denk ich da.

Minimalistische Flusenlese

Benutzerprofil von ETA wird erstellt…
Punkte direkt am Wort behaupten, dass da mindestens ein Buchstabe fehlt, was aber nicht der Fall ist (da wäre auch ein gutes altes Apostroph viel rartioneller ...

und bezüglich des Datums

[01.05.2418,16:39]
hab ich meine Zweifel, wenn der Club of Rome weiterhin Recht behält ... und Dumpfbacken wie nebenbei um Grenzen zu pokern anfangen ...

Merkt man eigentlich, dass "SF" nicht mein Fall ist?

Wie dem auch wird,

Schönes Wochenende wünscht der

Friedel

 

Hallo @Friedrichard,

danke für deinen Kommentar!

so weit ich als unbedarfter SF-Leser ihn verstehe,
denn „ETA“
als Kürzel hab ich noch für die baskische „Euskadi Ta Askatasuna“ in Erinnerung – das aber wäre nun „historisch“ und deren Einsitzenden wissen idR, warum sie „einsitzen“.
Als Wort mit nur drei Buchstaben hat es ETA wirklich nicht leicht. Da gibt es genug Freiraum für Interpretationen, vom Buchstaben im griechischen Alphabet (η) bis zur Estimated Time of Arrival. Das trifft auch auf die anderen Insassen zu, darunter der SOGenannte SOG.

Mit deinen erwähnten Werken, Künstlern und Organisationen:

Theorie kommunikativen Handelns
Jason Lanier
Monade
Schöne, neue Welt
Club of Rome
... kann man sich mindestens einen ganzen Nachmittag beschäftigen. Das ist wirklich eine Bereicherung, danke dafür!

Minimalistische Flusenlese
Benutzerprofil von ETA wird erstellt…
Punkte direkt am Wort behaupten, dass da mindestens ein Buchstabe fehlt, was aber nicht der Fall ist (da wäre auch ein gutes altes Apostroph viel rartioneller ...
Ja, das sind die kleinen Details, die ich selbst erst in den vergangenen Monaten herausgefunden habe. Gut aufgepasst!
und bezüglich des Datums
Ich bin mittlerweile überzeugt, dass Geschichten in der fernen Zukunft am besten ohne Jahreszahl wirken. Damit bekommt man mehr Spielraum und wappnet sich vor kritischen Stellungnahmen dazu. Mit den vielen Zeitstempeln habe ich mir diese Sache selbst eingebrockt.

Viele Grüße
Michael

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Michael Weikerstorfer ,

tolle, beklemmende Geschichte, gute Idee und ich muss meinen Kommentar-Vorgängern zustimmen, dass es einige Ungereimtheiten der Örtlichkeit sowie im Verhalten der Gefangenen gibt. Muss ich nicht weiter erläutern, hast Du ja mitbekommen.
In den 70ern und 80ern las ich so ziemlich alle bekannten SF-Autoren, es war die grandiose Zeit, als es digitale Technik in der Realität noch nicht gab, aber in den SFs selbstverständlich war. Natürlich mit der Prise Phantasie, die sich bis heute noch nicht ganz etabliert hat.
KI - Deine Welt, die andere unterdrückt, ist ganz bestimmt ihrer mächtig und kann aus jedem Chat das Profil des Inhaftierten erstellen, also deren Absichten erkennen.
Auch die Inhaftierten könnten sicher die Technik für sich anwenden, indem sie noch verschlüsselter Botschaften austauschen.
Zu den Flügeln - warum wachsen die den Menschen - Zweck, Grund, Sinn - da würde oder hätte ich zumindest die genmanipulativen Fähigkeiten beleuchtet. Ein, zwei Sätze reichen da aus, damit zumindest der Leser ein Aha-so-geht-das-Gefühl vermittelt bekommt.
Warum werden die Flügelmenschen unterdrückt? Sind sie intelligenter? Sind die Flügel angeordnet wie bei Fledermäusen? Kam mit der Genmanipulation auch das Echolot in die Nase? Kommunikation im Ultraschallbereich möglich? Deshalb die Verfolgung? Mach es spannend, richtig die Gefühle rauskitzeln, lieber eine Spur zu leidenschaftlich als zu langweilig. Was ist schlimmer, wenn ein Leser sagt: Boah, das ist aber fett aufgetragen oder wenn er nach drei Sätzen weiterblättert?
Geschichte schreiben, zwei Wochen liegen lassen und dann möglichst unbefangen lesen, als wäre es die Geschichte eines fremden Autors.
Liebe Grüße und weiterhin gute Geschichten
Detlev

 

Hallo @Detlev,

danke für den Gegenbesuch! Ich habe nicht damit gerechnet, dass du genau diese Geschichte wieder hervorholst. Umso mehr freue ich mich natürlich über das Lob und die Änderungsvorschläge.

Zu den Flügeln - warum wachsen die den Menschen - Zweck, Grund, Sinn - da würde oder hätte ich zumindest die genmanipulativen Fähigkeiten beleuchtet. Ein, zwei Sätze reichen da aus, damit zumindest der Leser ein Aha-so-geht-das-Gefühl vermittelt bekommt.
Mir gefällt der Gedanke, so ein Detail zu erwähnen. Vielleicht fällt mir da etwas Konkretes ein, dazu brauche ich aber noch Zeit zum Überdenken. Und zur Recherche von Genetik und Echoortung.
Geschichte schreiben, zwei Wochen liegen lassen und dann möglichst unbefangen lesen, als wäre es die Geschichte eines fremden Autors.
Das ist ein guter Tipp, aber komplett als Fremdwerk werde ich meine eigenen Texte wohl nie betrachten können. Diese Geschichte hier ist ja deutlich älter als zwei Wochen. Ich habe sie 2019 bei einem Schreibwettbewerb eigesendet, was mir kürzlich wieder bewusst geworden ist, als ich ihn hier im Forum entdeckt habe:
https://www.wortkrieger.de/threads/manfred-maurer-literaturpreis.64449/
Gewonnen habe ich nichts, war aber anwesend, als die Siegertexte vorgelesen wurden. Danach hat mich ein Jury-Mitglied angesprochen. Als ich ihm den Inhalt meiner Geschichte kurz beschrieben habe, konnte er sich daran erinnern (was bei über 120 Einsendungen nicht selbstverständlich ist) und hat meinen Text gelobt. Es hat sich also gelohnt, dass ich mitgemacht habe.

Viele Grüße
Michael

 

Hallo Michael,

so etwas höre oder lese ich gerne - man muss nicht immer Sieger sein, allein das Umfeld und mitmachen motiviert ja ungemein und so, wie Du das schilderst, hat es Dich ja mächtig gepuscht. Ich war auch 2015 für ein Jahr in einer Schreibstube, ein Lektor hörte sich Texte an und wir (15 Personen) diskutierten über den Text, zum Schluss gab der Lektor immer Tipps - das hilft schon ungemein.
In den 80ern zeichnete ich Comics und belegte in Frankreich bei einem Wettbewerb den dritten Platz - ich weiß noch genau, das hat mich motiviert, selbst 3 Nummern meiner Comics (waren noch andere mit beteiligt) zu veröffentlichen. Schon toll, Mitstreiter zu finden und sich auszutauschen. Wünsch Dir weiterhin viel Erfolg.
Viele Grüße
Detlev

 

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