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Einrichtung
Betty raucht auf dem Balkon, ich geselle mich zu ihr und ihren riesigen Brüsten.
Als sie etwas Astronomisches sagt, schalte ich mein Alltags-Ich aus und übergebe an mein Urzeit-Wesen. Nur Sekundenlang streckt und reckt es sich und genießt die Weite und Größe des Bewusstseins im Vergleich zur engen Stickigkeit der Verdrängung (wo ich jetzt hocke), dann sieht es sich um und wittert eine Gelegenheit.
Mein Urzeit-Wesen heißt Jaro. Das Kunststück ist, Jaro handeln, aber Ludwig, mein besseres Ich, sprechen zu lassen. Das ist nicht einfach und erfordert eine Menge Fingerspitzengefühl. Aber es geht. Und wenn ich es hinkriege, wenn Ich es hinkriegt, dann ist die Wirkung un-widerstehlich.
Nicht auf alle, das ist klar. Jeder Mensch hat nur einen geistigen Schlüssel. Damit kann er viele Türen aufschließen, aber nicht alle. Manchmal merke ich nach den ersten zwei Minuten eines Gespräches, dass dieses eine Sackgasse ist. Dann spreche ich zu Ende und verabschiede mich höflich und freundlich. Man hat nichts von Unfreundlichkeit, gar nichts.
Betty erzählt viel dummes Zeug, sagt Ludwig. Ich selber kann das nicht einschätzen, weil die beiden vor mir stehen und mir die Sicht verdecken. Aber wenn er etwas sagt, dann stimmt das. Er ist ja der Gute, ich bin nur Regisseur.
Letzte Woche schaute ich mir Tessas Bücherregal an, als sie gerade im Bad war. Eines war ein Gedichtband. Auf der ersten Seite stand nur ein Wort: Eh-R-Li-Ch-Kei-T. Ich wandte mich nach Innen und fragte, was dieser Begriff bedeutet. Ludwig gab eine lange, richtige Antwort. Er fing bei Platon an. Aber nein, das meinte ich nicht. Ich wollte wissen, was Eh-R-Li-Ch-KEi-T ist. Er wurde verlegen, gottseidank kam in diesem Moment Tessa ins Zimmer. Mit einem Handtuch umwickelt und nach Aprikose duftend.
Ich hat Angst, dass sich eines Tages herausstellen könnte, dass Ficken nicht DerWeg ist. Ich weiß nicht, was er dann machen würde. Ich glaubt auch noch an Geld und gutes Aussehen, aber das gibt keine sofortige, intensive Zufriedenheit wie es das Ficken tut.
Jaro ist das alles egal. Jaro denkt nur an Jaro.
Ich denke oft an DenWeg. Ich frage mich, wie es ist, wenn man ihn richtig geht. Nicht wie Ich. Manchmal werde ich gefragt, wie es ist, den richtigen Weg zu kennen und sich trotzdem für den falschen zu entscheiden. Gut, sage ich dann, gut und sehr einfach.