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Einsamkeit

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01.07.2004
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Einsamkeit

"Jetzt hat er mir auch noch einen Zweitwagen gekauft", sagt sie.
In ihren Augen schimmern Tränen.
"Ich weiß doch gar nicht, wo ich hinfahren soll."

 

Hallo Falky,

ich glaube, dass ist der kürzeste Beitrag, den ich hier je gelesen habe. :)
Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn tatsächlich eine Geschichte nennen soll, obwohl er trotz seiner Kürze eine sehr große Aussagekraft hat.
Sicherlich ist es gerade bei einer solch kurzen Geschichte für den Autor wichtig zu wissen, was die Leser sich gedacht haben.

Die Frau ist einsam, in meinen Augen verheiratet mit einem erfolgreichen Mann. Einem, der nicht sonderlich viel Zeit hat. Die Frau hat irgendwo ihr Leben verloren. Ihre Freunde, ihre Hobbies... die Existenz außerhalb der Ehe. Gelegentlich schenkt der Mann ihr etwas - um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Diesmal war es ein Auto und vielleicht hat gerade dieses Geschenk der Frau ins Bewusstsein gebracht, wie einsam sie ist. Sie braucht das Auto nicht, weil es keinen Ort, keinen Menschen gibt, zu dem sie fahren könnte.

LG
Bella

 

Hallo Bella,
vielen Dank für Deine Meinung. Deine Interpretation stimmt.
Ob es eine Geschichte ist, weiß ich auch nicht. Aber da ist ein Anfang ein Mittelteil und ein Schluss. Und in diesen drei Sätzen steckt für mich die ganze Story.
Die nächste wird länger - bestimmt.

Schönes Fest
falky

 

Hallo falky,
vier ganze Sätze und doch eine sehr gute und klare Aussage. Wirklich nicht schlecht.
Und interessant für mich als Leser. Nicht weil ich viel über den Inhalt nachdenken muß, den deine Aussage kommt wirklich gut rüber. Nur weiß ich nicht, ob es mich wirklich befriedigt als Leser. Denn wenn ich mich hinsetze um eine Kurzgeschichte zu lesen, dann möchte ich auch lesen. Und dafür ist mir dieser Text dann wirklich ein wenig zu kurz, obwohl ich normalerweise kurze prägnante Texte gerne mag.
Aber ich finde, es könnte ein sehr guter Schluß für eine Kurzgeschichte sein, in der du das Leben der Frau an der Seite eines erfolgreichen Mannes beschreibst und die Entwicklung. Z.B. das der Mann darauf hingearbeitet hat, dass die Frau am Ende nicht weiß, wo sie denn eigentlich mit ihrem neuen Auto hinfahren soll.
Also für mich eine gute Idee, aber nicht wirklich gut umgesetzt, weil es irgendwie keine Geschichte ist.
glg und ein frohes Fest
carrie

 

Falky,

eine interessante Idee, die Aussage in so wenigen Sätzen rüberzubringen. Manchmal sind kurze Geschichten dieser Art aussagekräftiger als lange Abhandlungen.
Das ist dir hier aber nicht gelungen. In einer so kurzen Geschichte ist jedes Wort wichtig, bei dir sind aber viele Dinge wirklich überflüssig, z. B.

...und blickt auf ihre Schuhspitzen.
Welchen Bezug haben die Schuhspitzen zur Geschichte? Dass sie ihrem Gegenüber nicht in die Augen sehen will, verstehe ich, aber wenn du das schreibst, muss sprachlich zum Thema passen.
Dann schaut sie mich an.
Warum jetzt doch? Wenn die Frau deinem Ich-Erzähler in die Augen schaut, zeugt das doch von Vertrauen. Wenn sie also jemanden hat, dem sie ihr Leid offen erzählen kann, dann ist sie nicht einsam. Folglich wäre es logischer, sie mit sich selbst, mit einem Tier oder einer Planze sprechen zu lassen als mit einer Person.
Die Redeanteile der Frau sind gut, der Rest muss stärker sein im Ausdruck, denn jetzt wirkt er überflüssig.

Gruß, Saffron.

"Ich weiß doch gar nicht, wo ich hin fahren soll".
hinfahren

 

carry,
vielen Dank für Deine Anregungen.
Hast recht, ist vielleicht wirklich nur der Schluss einer Geschichte.
Aber ob sie wirklich erzählt werden muss...?!?!

Saffron,
Dir ebenfalls vielen Dank.
Auch Du hast völlig recht.
Aber ich wäre nicht auf die Idee gekommen, einen so knappen Text noch zu kürzen. Mach ich aber.

Schönes Fest
falky

 

Ein schönes "Just gimme one", wenn ich das so sagen darf.

Ich fand es gut, ganz lässig und trotzdem filigran.

 

sehr schöne geschichte... besonders wichtig an weihnachten, vielleicht überlegt man mal, dass geschenke nicht alles sind...

 

Eine Mikro-Geschichte aus dem Makro-Kosmos unserer Welt, wo Einsamkeit und Abhängigkeit Hand in Hand gehen, um den Menschen zu verderben. Und vor allem: Kein Wort ist überflüssig, aber jedes weitere wäre zuviel.

Hinweis: "...hinfahren soll." - Der Punkt gehört innerhalb der wörtlichen Rede ;).


FLoH.

 

Hi Falky,

jeder Kommentar der hier geschrieben wurde, hat seine Berechtigung.
Ich interpretiere deine kurzen, traurigen Sätze, so wie Bella.
Das was man daraus machen könnte, so wie Carrie.

Doch aus meiner Seele spricht dies.

Eine Mikro-Geschichte aus dem Makro-Kosmos unserer Welt, wo Einsamkeit und Abhängigkeit Hand in Hand gehen, um den Menschen zu verderben. Und vor allem: Kein Wort ist überflüssig, aber jedes weitere wäre zuviel.
Klasse Floh:thumbsup:

Hast du sehr gut gemacht, Falky :)

lieben Gruß, coleratio

 

Falky,

danke, dass du meine Anmerkungen so großzügig berücksichtigt hast. Jetzt ist die Geschichte schön auf den Punkt gebracht.
Frohe Weihnachten!

Gruß, Saffron.

 

Hallo falky!

Mit der Kürzung hast Du die Geschichte auf eine sterile Aussage reduziert, während vorher Bewegung drin war.
Oder anders ausgedrückt: Vorher hat sie mir gefallen, jetzt tut sie das leider nicht mehr.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Ich finde sie toll. Würde eine klasse Textanalyse abgeben. Ich denke, da wäre der Einleitungsgedanke schon erheblich länger, als deine gesamte KG.
Gesundes Neues @all

 

Ich freue mich, dass vielen diese Ultrakurzgeschichte so gut gefällt.
Peinlich, dass bei der Knappheit auch noch ein Fehler passierte. Ist behoben, Floh.

Euch allen einen guten Rutsch
falky

 

Danke, daß Du auf meine Kritik so intensiv eingehst...:(

Was mich interessiert hätte, ist, ob du dir die von Saffron vorgeschlagene Änderung auch wirklich überlegt hast. Denn ich bin tatsächlich der Meinung, daß diese deine Geschichte zerstört hat. - Sie ist jetzt keine Geschichte mehr.

 

Sie ist jetzt keine Geschichte mehr.
Da magst du durchaus recht haben, Häferl, aber - jedenfalls bei mir ist es so - dass ich nach dem Lesen dieses kleinen Textchens das Gefühl habe, eine Geschichte gelesen zu haben. Und das halte ich nicht für schlecht, das muss man sogar erstmal hinkriegen...

Ich kenne die Erstfassung nicht, aber entsprechende Auszüge aus den Kommentaren geben mir das Gefühl, dass da erst ein kräftiger "Hänger" drin war.


FLoH.

 

jedenfalls bei mir ist es so - dass ich nach dem Lesen dieses kleinen Textchens das Gefühl habe, eine Geschichte gelesen zu haben.
Vermutlich, weil Du die Erstfassung nicht kanntest. Ich hatte sie gelesen und gerade deshalb bin ich von der Änderung schwer enttäuscht. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt schon einmal dermaßen enttäuscht von einer Änderung in einer Geschichte war, das ist so ziemlich der krasseste Fall.

Saffron schrieb:
...und blickt auf ihre Schuhspitzen.
Welchen Bezug haben die Schuhspitzen zur Geschichte? Dass sie ihrem Gegenüber nicht in die Augen sehen will, verstehe ich, aber wenn du das schreibst, muss sprachlich zum Thema passen.
Gerade dieser Blick auf die Schuhspitzen hat der Protagonistin Charakter verliehen und der Geschichte Bewegung. So ein betretenes nach unten Schauen - das war verdammt gut!
Und ich kann nur sagen: Schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, schade, - nein: traurig! - daß es weg ist!

 

Häferl,
erst enttäusche ich dich mit der Kürzung und dann auch noch mit Missachtung deiner Kritik. Ich bitte um Entschuldigung.
Ja, ich habe mir die Kürzung gut überlegt. Je länger ich mir den Text anschaute, desto überzeugender schien mir Saffrons Argument. Dass dir die Geschichte erst gefiel und dann gar nicht mehr, kann ich nur sehr schwer nachvollziehen. Doch langsam beginnst du mich zu verunsichern.
Deshalb hier noch einmal die erste Fassung, damit Floh weiß, wovon wir sprechen.

L.G.
falky

"Jetzt hat er mir auch noch einen Zweitwagen gekauft", sagt sie und blickt auf ihre Schuhspitzen. Dann schaut sie mich mit Tränen in den Augen an.
"Ich weiß gar nicht, wo ich hinfahren soll."

 

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