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Einsatzgeschichte

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12.04.2007
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Einsatzgeschichte

Einsatzgeschichte im globalen Knæckebrœdkrimi
...ela und ...ele gewidmet

Wie ein Schärenschnitt zeichnet sich vorm Auge der jungen Kriminalisten Mangell und Wallanda der Ort des Grauens ab, zu dem Kommissar Kurtbeck sie telefonisch um Beistand gebeten hatte.

Abseits allen Großstadtrummels hatte auf der Ferieninsel Salzkrokant ein Ehepaar in seinen besten Jahren den Herbst des Lebens verbringen wollen, um doch nur einen kurzen Lebensabend früh morgens zu finden, denn als die Morgensonne an diesem Tage sich blutig rot durchs schmale Fenster in die Kammer ergoss, in der sich Wallöö rülpsend und furzend vom Nachtlager erhob, Notdurft und eine angemessene Körperpflege verrichtete, dann ins Fischerhemd schlüpfte und sich die Hose gürtete, die dem abgemagerten Manne viel zu weit war und darum zusätzlich mit Hosenträgern – entgegen all seinem protestantischen Gottvertrauen, das weder dem Gebinde Halt zusprach, noch den Gummibändern eine tragende Rolle zutraute – abgesichert werden musste, dabei unverständliches Zeugs murmelnd, das wir darum auch schwerlich wiederzugeben vermögen, bis er dann schwerfällig die mit jedem Schritt knarrende Stiege hinabstöhnte über den kleinen Flur hinweg, darinnen die Garderobe aus schwerem, dunklem Holz sich breitmachte, in die Wohnküche, in welcher Wallöö liebevoll und doch in der Gewohnheit aus Jahrzehnten mit seiner lieben Frau Sjööwalðottir ohne große Routine den Tisch deckte mit einer durch heimische Wurst und Käse beladenen runden Holzplatte, die sich durch einen einfachen Handgriff drehen ließ, dass man an all die kleinen Köstlichkeiten herankomme, einer Plastikschale gefüllt mit guter irischer Butter, einem geflochtenen Körbchen der im Niederländischen sitzenden Stichting Ingvar Kamprad Foundation, ausgelegt mit einer reinweißen Serviette unbekannter Herkunft, gefüllt mit Scheiben gleichmäßig, handgeschnittenen Grau- und Weißbrotes von einem festländischen Bäcker und einer weißen Porzellankanne made in Taiwan mit blauem holländischen Muster – welches sich sonst nur auf Fliesen in Toiletten findet - aus der wohlriechender Kaffee dampfte, zwei Tassen auf Untertassen, deren Muster mit dem der Kanne übereinstimmten, schmucklosen, doch funktionalen Holzbrettchen und wenigstens vier Tageszeitungen - ein konservatives, ein liberales und ein sozialdemokratisches nebst einem unabhängigen (was immer wovon das bedeuten mag) Blatte - alles hergestellt im Wesentlichen aus Holzbeständen des Königreiches, nebst Frühstücksmessern mit Sägeschliff und schwarzem Griff als Gruß eines befreundeten Ehepaares aus Soest oder Solingen – was keiner so genau mehr wusste - und setzte sich mit einem knorrigen Morgengruß an den Tisch, während Sjööwalðottir heißen und starken Kaffee in die Tassen goss und dabei seine bereits gefüllte Tasse umstieß, dass sich das Getränk über die linke Hand ergoss und der dürre Kerl vor Schmerz „dusselichte Kuh!“ schrie, das Brotmesser – eine zwanzig Zentimeter lange Klinge mit Sägeschliff – mit der anderen Hand ergriff und auf die erschrockene Frau blindwütig einstach, bis sie blutüberströmt zusammenbrach, die rechte Hand, welche die verhängnisvolle Kanne, die nunmehr zu Boden sauste und klirrend zerschellte, nicht ohne das wässrige braune Getränk breit über den Boden zu verspritzen, gehalten hatte, zu Einstichstellen führend „Moridiot!" aufheulte und "Warum denn nur?" und nochmals mit schwächerer Stimme “Warumdennnur?“, letztlich vor dem Tische still zu liegen kam, den rechten Arm unterm schweren Kopf gebeugt, um einen langen und tiefen Schlaf zu tun, auf dass Wallöö in seinem unendlichen Schmerz, der ihn plötzlich heimsuchte, sich über das geliebte, aber hingerichtete zarte Wesen beugen wollte und doch auf dem Gemisch von nur noch lauwarmen Kaffee und Blut ausrutschte und mit dem Kopf in der engen Stube gegen die Wand klatschte, dass der Schädel knirschte und krachte, seinen rosigen und weißen Inhalt verspritzte.

In der Holzhütte wird die Mordkommission aus Kurtbeck, Mangell und Wallanda bei der weiblichen Leiche dreizehn Einstiche zählen, von denen nur ein einziger, vermutlich der letzte, das Herz getroffen hat, daneben liegt eine männliche Leiche mit eingeschlagenem Schädel, in geronnenem Blute und ergrauter Hirnmasse badend, dass die Hütte innen wie außen durch ein sattes Rostbraun harmonisch abgestimmt wirkt und die drei Kommissare von den ästhetischen Reizen überflutet und überwältigt nicht wahrnehmen, dass sie in der Inflation der zuletzt bekanntgewordenen Kriminalfälle die letzten ihrer Art sein müssen nebst dem Hause Bernadotte: alte Schweden!

 

Das ist ja wirklich eine Überraschung -

mit jeder neuen Generation hierorts wird sie Einsatzgeschichte (inzwischen ja mit Vor- und Nachwort/satz beglückt) ausgegraben und . dafür muss ich eindach dankbar sein,

PPS (lieber oder doch liebe?),

denn das ist eine meiner wenigen hundert Geschichten, die nicht so sehr "gegen den Wind" bläst als gegen den Strom schwimmt und lebt und läuf und läuft ... denn einige, wie viel genau könnt ich gar nicht mehr sagen, der Kommentatoren und Lesser sind nicht mehr hierorts ...

Also an alle ein gutes 2018 auch von Salzkrokant!

Tschüss

Het windje

 
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Hallo Friedrichhardt!

Also "liebe" ist passender! Obwohl ich darauf nicht viel wert lege. OK ich habe mir mal nur wenige ausgesucht und gelesen. Die Auswahl bei dir ist ja beachtlich!
Und übrigens ich habe 2 Katzen und hatte 2 Hunde - muss mir also derzeit keinen Hund anschaffen höchstens ein Rechschreibprogramm.
Auch dir ein gutes 2018!
Servus, PPS

 
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Hallo Pinzgauerin (oder doch - in Zeiten, da ein Gauleiter zu Beerde seinen Gauländler jodelt und eine Störchin und eine Weide ihr Gift versprühn - besser) Prinzgäuerin, aber am besten gleich

liebe PPS,

da haben die Tiere ja richtig Gesellschaft. Was Rechtschreibung betrifft, die wird schon kommen und wachsen, bin ich von überzeugt und ich weiß, dass selbst word nix sicheres ist. Das sicherste ist immer noch der Duden, ob gebunden - meine Ausgabe ist bereits überholt (2006) und solang lol und anderer Mist mit einer äußerst begrenzten Halbwertszeit in den neuen Auflagen vorkommt, werd ich mir keine neue Auflage besorgen.

Aber warum versuchstu es nicht mit Dialekt? In jeder zwoten Geschichte von mir wird Dialekt gesprichen oder Ruhrlatein, was ja gar kein Dialekt, sondern zumeist Soziolekt ist.

So viel oder wenig für heute,

noch ein Bock und dann ein Nickerchen bis fünf oder sechs und wenn das Wetter von heute fortgeführt wird, einfach nicht aufstehen.

Gut Nacht!,

bis bald,

Friedel

 

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